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Slavische Philologie - Archiv

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Czambel. Die slovakische Sprache, angez. von Pastrnek. 1 37<br />

ostslovakischen Dialektes (iizemie vychodo-slovenskeho närecia samosvojho)<br />

— Polen waren (29). Danach müßte man annehmen, daß die heutigen Slovaken<br />

der Komitate Zips, Saris und Abauj-Torna eigentlich slovakisierte Polen<br />

seien und daß auf diese Weise ihr eigenartiger Dialekt entstanden sei. Doch<br />

wie ist es möglich, eine so umfangreiche Slovakisierung — es wäre dies der<br />

größte Teil der ostslovakischen Gemeinden und Ortschaften, deren Zahl der<br />

Verfasser mit 679 und einer Einwohnerschaft von 387.000 angibt (56) — ohne<br />

eine starke slovakische Stammbevölkerung, durch den bloßen Einfluß von<br />

oben (29) anzunehmen ? Und dabei nimmt der Verf an, daß sich die Sprache<br />

dieser östlichen Slovaken ganz abgesondert von ihren westlichen Stammesgenossen<br />

und durchaus selbständig entwickelt hat (50).<br />

Sätze sind eben nur Eeflexe<br />

Solche und ähnliche<br />

der wohlbekannten Tendenzen der ungarischen<br />

Regierung, welche diese östlichen Slovaken stets als etwas besonderes anzusehen<br />

pflegt und unter ihnen Schul- und Volksbücher, ja auch Zeitungen in<br />

ihrem Dialekte verbreiten läßt. Im Dienste der ungarischen Regierung steht<br />

bekanntlich auch der Verf. und seine der slovakischen Sprache gewidmeten<br />

Werke haben auch die Aufgabe, den Regierungstendenzen eine Art wissenschaftlichen<br />

Mantel umzuhängen. Von diesem Standpunkte sind die eben angeführten<br />

Sätze und viele andere, z. B. die auf S. 107— 109 ausgesprochenen,<br />

zu beurteilen. Von solchen Nebentendenzen, welche die sonst so verdienstvollen<br />

Leistungen des Verf verunzieren, wollen wir absehen und uns wieder<br />

demjenigen zuwenden, was als wertvoller Beitrag anzusehen ist. Das ist insbesondere<br />

die genaue Feststellung und namentliche Anführung der Ortschaften,<br />

welche von den einzelnen Volksstämraen bewohnt werden. Der Wert<br />

dieser neuen, zumeist an Ort und Stelle durchgeführten Feststellung erhellt<br />

am besten daraus, daß Prof Niederle seine im J. 1903 in Prag herausgegebene<br />

»Närodopisnä mapa uherskych Sloväku« darnach berichtigt und umgearbeitet<br />

hat. (Neue Aufl., Prag 19U().) Lehrreich ist feiner, was der Verf über den Einfluß<br />

der Kirche auf die Sprache der Slovaken anführt.<br />

Natürlich ist es überall<br />

die Magyarisation, die mit allen ]\Iitteln des Staates und der kirchlichen Hierarchie<br />

durchgeführt wird. Am schlimmsten ergeht es dem kleinen Häuflein<br />

der slovakischen Kalvinisten (ti Gemeinden mit mehr als 500/o, 24 mit wenigstens<br />

20% slovakischen Einwohnern, denen die kirchliche Obrigkeit in Ungarn<br />

überhaupt keine Gesangsbücher in ihrer Sprache mehr herausgibt. Der<br />

Verf. findet keine Worte der Mißbilligung über dieses Vorgehen, sondern<br />

tröstet sich damit, daß die slovakischen Kalviner noch nicht so M'eit seien, wo<br />

sie ihre kirchliche Obrigkeit haben möchte, d. h. daß sie noch lange nicht<br />

magyarisiert seien.<br />

Nicht weniger beklagenswert sind die Verhältnisse in den<br />

andern kirchlichen Genossenschaften. Lutherische Gemeinden mit slovakischer<br />

Majorität gibt es 42, mit wenigstens 20% slov. Bevölkerung 61. Über<br />

die kirchliche Sprache derselben sagt der Verf.: »In welchen Kirchen beim<br />

Gottesdienste die slavische Sprache eingeführt war und noch ist, dort bedient<br />

man sich böhmischer Kirchenbücher. Von den Kanzeln herab predigt man in<br />

einem regellosen Sprachgemisch, welches sich nach dem Geschmack, der<br />

Gelehrsamkeit und den sprachlichen Kenntnissen des Predigers lichtet« (138).<br />

Am zahlreichsten sind auf dem ostslovakischen Gebiet die Römisch-Katholi-

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