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Slavische Philologie - Archiv

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Bogurodzica, angez. von Brückner. 123<br />

Sandez (gest. beide 1292}, für sie oder richtiger für ihre Nonnen, die Klarissinen<br />

vonAlt-Sandez, die Bogurodzica abfassen lassen.<br />

Meine Annahme wurde<br />

vielfach, oft mit geradezu kindischen Mitteln, bekämpft — was halte ich<br />

heute, nach Jahren, von ihr? Ich sprach es 1904 aus: Den Hauptteil halte ich<br />

völlig aufrecht und bin heute, noch mehr als 1901, von der Richtigkeit meiner<br />

Ausführungen überzeugt,<br />

aber diese gipfeln gar nicht in den Namen Boguchwal,<br />

Alt-Sandez, Kinga (obwohl ich auch diese Einzelnheiten vorläufig<br />

gar nicht preiszugeben gedenke!). Meine Hauptausführungen wandten sich ja<br />

gegen die späte Ansetzung des Liedes (nach 1350!), und gegen seine Herleitung<br />

aus Böhmen — alles andere mag man als romantisches Beiwerk bei Seite<br />

schieben, ich habe bewiesen, daß das Lied aus dem XIIL Jahrh. stammt und<br />

Original ist. So hat man z. B. die beiden Formen der ersten Strophe siaiviena,<br />

zicolena als Bohemismen bezeichnet und darin die Spur der böhmischen Vorlage<br />

erkannt. Leider kommt in dem ganzen Text kein weiterer Bohemismus<br />

vor; alles, die Nasale z. B., oder c, dz, oder lo, ro, oder g ist tadellos polnisch<br />

— es ist einfach undenkbar, daß der polnische Bearbeiter alles aufs beste änderte,<br />

g^osy, nahciecie, modlitivp u.s.w. sagte, aber ohne jeden Grund nur slawena<br />

swoletia unverändert beließ — die Erfahrung lehrt uns, daß, wo Bohemismen<br />

in einem polnischen Texte vorkommen, sie sich nie auf eine einzige<br />

lautliche Erscheinung beschränken (z. B. im Flor. Psalter, in der Dorotheenlegende,<br />

beim Przeworszczyk, in der Sophienbibel u.s.w.). Zudem, wo ist auch<br />

nur die geringste Spur eines solchen böhmischen Textes aufzutreiben? oder<br />

ist etwa dziela der zweiten Stiophe {delja, für dla), oder bozt/c (allerdings einmal<br />

im Böhmischen belegt, s. Gebauer), so besonders böhmisch?<br />

Den Beweis, daß das Lied dem XIIL Jahrh., nicht etwa nach 1350 gehört,<br />

erbrachte gleich derselbe Vers : iwego dziela krzciciela, hozyce >Um deines<br />

Täufers willen, Gottessohn!«, denn die nächste Strophe (eines später der eig.<br />

Bog. Rodz. angefügten Osterliedes des XIV. Jahrh.) beginnt: Nas dla wstat z<br />

martwych syn bozy, was ja in der Sprache der vorangehenden Strophe lauten<br />

müßte; Nas dziela icstat z martivych bozyc: so sehr entfernt sich das dem<br />

XIV. Jahrh. angehörende Osterlied von der eigentlichen Bogurodzica (d.i. von<br />

den beiden Anfangsstrophen). In Anbetracht dieser außerordentlichen Altertümlichkeit,<br />

die von der sonstigen Art der Kirchenlieder, die stets die neueste<br />

Sprache bieten, ganz abweicht, könnte ich das Alter der Bogurodzica eher<br />

noch höher hinaufrücken: ich hätte nichts dagegen, wenn man schon das<br />

krlesz jiojuszcze (von den Polen im J. 1 245, in der Wolhynischen Chronik) auf<br />

die Bogarodzica (wegen ihres krlesz-Eefrains) bezöge — auch in diesem Falle<br />

wäre sie ja noch immer ein Jahrhundert jünger, als Hospodine pomiluj, was<br />

zur Jugend der polnischen Literatur (gegenüber der böhmischen), wohl passen<br />

könnte.<br />

Daß sie auch ein Kriegslied werden konnte, beweist wieder ihr hohes<br />

Alter. An sich enthält sie ja auch nicht den geringsten Bezug auf Kriegen<br />

und Morden, ist nur ein frommes Kirchenlied, Gebet an den Heiland und<br />

nichts weiter, genau wie Hospodine pomiluj, das ja nur Bitten um Frieden<br />

und Fruchtbarkeit enthält; beide Lieder wurden auch zu Kriegsliedern, nur<br />

weil sie längere Zeit eben die einzigen Lieder waren, es keine anderen natio-

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