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Slavische Philologie - Archiv

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120 Kritischer Anzeiger.<br />

*jahlo aus Apfel (der eßbare Apfel ist nicht der Wildapfel, sogar die beiden<br />

Bäume ähneln einander nicht besonders); aber pila Feile, *pigy [pigica)<br />

Feige u.s.w. Ich will nicht wiederholen, was ich über tart neben trot im Poln.,<br />

über q neben u dess., mehrfach erörtert habe, wofür stets neue Beispiele sich<br />

nennen ließen (z.B. c/u/c/iac' neben chqch-, gqi, und guz, gnusny und gnqs% u.a.).<br />

Von der bloßen Möglichkeit solcher Schwankungen erfährt man aber aus<br />

Vondräks Darstellung zu wenig. Und sie gewähren Rückschlüsse auf eine<br />

ungleich entferntere Vergangenheit; ich würde z.B.zvezda gegenüber gwiazda,<br />

wegen des lit. ztcaigziU, kaum auf eine Stufe mit vhsvi stellen. Vielleicht sind<br />

auch die so wirren Verhältnisse in der Behandlung des ö?i-Auslautes [ryh-o,<br />

kamy, idq), weniger auf die Rechnung verschiedener Intonation u. dgl., als<br />

auf ein Schwanken der Sprache selbst zurückzuführen.<br />

Für mich sind wenigstens<br />

die im IX. oder X. Jahrh. so auffallenden Formen : alkati, aldija-, ahiija-,<br />

die, im Gegensatze von Vondräks Auffassung, allerdings gegen jegliche<br />

Erwartung, die »litauische« Lautfolge bewahrt haben, ein gar beherzigenswertes<br />

Faktum, dem man mit bloßem Ignorieren (wie es bei Torbiörnsson<br />

geschah), gar nicht beikommen kann. Die Sprache mit ihrem unendlichen<br />

Reichtum läßt sich einfach nicht immer in feste, starre Regeln einschnüren<br />

sie bewahrt sich eine gewisse Bewegungsfreiheit und das sollte auch in einer<br />

Darstellung, wie die Vondräks ist, zum Ausdruck gelangen.<br />

Man fasse nur daraufhin eine beliebige Erscheinung ins Auge, z. B. die<br />

Behandlung des chiv im Polnischen: es wurde zu / vereinfacht und es schien<br />

eine Zeitlang, als sollten die chw überhaupt aus der Sprache verschwinden,<br />

namentlich um die Mitte des XV. Jahrh., wo wir sogar ein fyta (kann auch für<br />

bloßes chyta stehen), fas et [chwasci], faia [chtvaia) u.s.w. finden und doch entledigte<br />

sich die Sprache dieser/ wieder vollständig (bis auf vereinzeltes, krotofilny<br />

u. ä.), aber sie hat umgekehrt chw für /behalten in zuchu-ahj (dazu Neubildung,<br />

s. 0. gach u.s.w., zuch Prachtkerl) aus zufaty und es sogar in Fremdworten,<br />

chwioiek viola (allgemein im XVI. Jahrh., heute nur dialektisch),<br />

eingeführt! Wer solches im Auge behält, wird sich auch nicht daran stoßen,<br />

daß alkati neben laknqti besteht, daß *akmy zu kamy wurde (die Herleitung<br />

aus *okomön ist ein gar zu kläglicher Einfall), daß gord in einer und derselben<br />

Sprache sowohl zu gard wie zu grod führen konnte, u.s.w.; man wird dann<br />

vielleicht geneigter sein, ein e aus oi nicht mit einem e = e nach j zusammenfallen<br />

zu lassen, trotz eines tnati im Auslaute und eines ^a-f« im Anlaute, das<br />

Sprache<br />

meinetwegen aus *ajzva umgestellt sein könnte, wie kamy aus *akt7iy.<br />

läßt sich nicht von Lautgesetzlern kommandieren; sie hat selbständigeres<br />

Leben.<br />

So bietet Vondräk neben reicher Belehrung auch manchen Anlaß zu<br />

Einwänden und Bedenken, sogar prinzipieller Art, aber diese sollen weder<br />

uns noch ihm die Freude und Genugtuung, die er an seinem Buche wohl<br />

empfinden darf, beeinträchtigen. Das Buch ist ein tüchtiges Handbuch, eine<br />

zweite Auflage somit nicht ausgeschlossen ; da ließen sich Irrtümer und Undeutlichkeiten<br />

(z. B. S. 350, oder wenn auf die falsche russ. Schreibung reseto<br />

gebaut wird, statt reseto u. a.), leicht beseitigen. Wir wünschen dem Buche<br />

rascheste und weiteste Verbreitung; es kann viel Nutzen stiften. A.Brückner.

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