23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kritischer Anzeiger.<br />

Göttinger Sammlung indogermanischer Grammatiken. Vergleichende<br />

slavische Grammatik von Dr. W. Vondrak. I. Lautlehre<br />

und Stammbildungslehre. Göttingen 1906. X u. 532 S. 8».<br />

Die Anlage des Werkes bereitet eine willkommene Überraschung; es ist<br />

wirklich eine vergleichende Grammatik und nicht, wie bei Miklosich oder Florinskij,<br />

eine Sammlung von Einzelgrammatiken mit den unvermeidlichen<br />

Wiederholungen. Allerdings ist es im Grunde kirchenslavische Grammatik,<br />

mit Einschaltung von Exkursen über den Wandel von f, q, e u.s.w. in den<br />

lebenden Sprachen: für die Laut- und Formenlehre, sogar für Syntax, ist dies<br />

die einzig mögliche, wissenschaftliche, einheitliche Behandlung des spröden<br />

Stoffes. Er ist kritisch und erschöpfend (bis auf weniges, s. u.) dargestellt und<br />

die Zwecke eines Handbuches sind trefflich erfüllt ; äußerst übersichtlich ist<br />

zusammengefaßt, was bisher erreicht ist; ja, der Verf. gewährt hie und da<br />

weitere Ausblicke ; das Buch ist wohl angetan, slavistische Studien zu fördern,<br />

ihnen neue Freunde zu werben.<br />

Die folgende Besprechung läßt ganze Partien des Buches unberührt, so<br />

die über Akzent und Quantität oder die über die Verhältnisse in den modernen<br />

Sprachen, wo, z. B. im Polnischen, manches, nicht nur bei der Darstellung der<br />

Nasalvokale, zu berichtigen wäre. So sei aus der Lautlehre nur folgendes<br />

herausgegriffen. Hier kommt es bekanntlich aufrichtiges Ablesen der Tatsachen<br />

an, die für Wurzelsilben die Etymologie, für die Endungen deren Analyse<br />

liefert, wenn wir von der Beobachtung der einfachsten Vorgänge in der<br />

Sprache selbst, wie des Wandels pekq-pecesi u.s.w., als von etwas selbstverständlichem<br />

absehen ;<br />

falsche Etymologien und irrige Analysen müssen daher<br />

große Verwirrung anrichten.<br />

In diesem Punkte ist Vondräks Werk nicht einwandsfrei. Ich sehe von<br />

preußischen und litauischen Deutungen ab ; noch immer figurieren hier preuß.<br />

masi, lazint [palazinsiut Kapitel) als Belege für abweichende Behandlung der<br />

Gutturale, und doch sind es nur polu. Lehnwörter {pnlozevie Capitulum, häufig<br />

imXV.undXVI. Jahrh.), die nichts besagen (S. 347), oder es werden litauische<br />

künstliche Wörter, wie haiva Preis, das zu cena erfunden wurde, oder bnti genannt,<br />

das vom slav. Lehnwort [dhaii] herstammt ; ich beschränke mich auf<br />

slavisches. So wird noch immer kniga aus dem nordischen kenning, das ganz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!