23.02.2018 Aufrufe

Slavische Philologie - Archiv

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

:<br />

Zu Prokop Sedivys Büchlein über das Theater (1793). 107<br />

Jar. Vlcek gibt in den »Dejiny ceske literatury« U, 1, S. 251 f. den<br />

Gedankengang des Büchleins an und sagt, ohne Näheres mitzuteilen, der<br />

Verfasser sei durch eine deutsche Vorlage aus dem Jahre 1787 angeregt<br />

worden. Meint er damit die von Subert, Osveta a. a. 0. S. 137 angeführten<br />

»Beobachtungen in und über Prag von einem reisenden Ausländer«,<br />

Prag, bei Wolfg. Gerle, 1787? In dem von Subert zitierten 10.<br />

Kapitel der »Beobachtungen« vermag ich keine Beziehung zu entdecken.<br />

Die Quelle ist eine andere: Sedivys Büchlein ist eine ziemlich getreue<br />

— durch weite Absätze wörtliche — in den Hauptsachen gute<br />

Übersetzung der Schillerschen Abhandlung: »Z)/e Schaubühne als<br />

eine moralische Anstalt hetrachtet t^^ durch die der Dichter 1784 die<br />

Aufnahme in die Kurpfälzische Deutsche Gesellschaft zu Manheim erwarb<br />

und mit der er seine<br />

»Thalia« eröffnete.<br />

Sediv3S Schriftchen umfaßt mit dem Titelblatt 22 Seiten.<br />

Die Vorrede<br />

(S. 3— 7) scheint eigene Arbeit zu sein, von der 7., bezw. 8. Seite<br />

an beginnt die gegen das Ende freier werdende Übersetzung.<br />

Eine Stichprobe möge die Art der Abhängigkeit zeigen<br />

Sedivy, S. 9f.:<br />

Präwo diwadla teprw se zacjnä tu,<br />

kde präwa svetskä konee swüg berau.<br />

Kdyz sprawedlnost penezy zaslepenä<br />

od neprawosti auplatky bere, kdyz se<br />

strassliwe stolicy neprawost sauditi<br />

pocjnä. Na gehe kynutj gsau mu rozum<br />

y wssickni pfibehowe minulych<br />

y budaucych casu k sluzbäm pohotowe.<br />

Opowazliwj a ukrutnj zlocincy,<br />

kterj giz düwno sprächniweli, musy<br />

nynj na wssemohaucy bäsnjkü kynutj<br />

wystaupiti, a k strassliwe weystraze<br />

potomstwa swe hanebne ziwobytj<br />

opakowati. Jako w negakem zrcadle<br />

widjme nynj ten strach, ktery tito<br />

bezboznjcy tehdegssjm obywatelum<br />

sweta pusobili, a s wnjtrnj rozkossi<br />

Schiller, Sämtl. Werke, herausg. von<br />

Karl Goedeke, Stuttgart 1881,<br />

S. 58f.:<br />

9. Bd.,<br />

Die Gerichtsbarkeit der Bühne<br />

fängt an, wo das Gebiet der weltlichen<br />

Gesetze sich endigt. Wenn die Gerechtigkeit<br />

für Gold verbündet und im<br />

wenn die<br />

zbügnjcj mocnärum swym z gich nemocnosti<br />

posmjwägj ,<br />

Solde der Laster schwelgt,<br />

gdyz bäzen<br />

lidskä wrchnosti ruce wäze, tu teprw<br />

diwadlo s mecem a s wähau na swe<br />

Frevel der Mächtigen ihrer Ohnmacht<br />

spotten und Menschenfurcht den Arm<br />

der Obrigkeit bindet, übernimmt die<br />

Schaubühne Schwert und Wage und<br />

reißt die Laster vor einen schreck-<br />

Uchen Richterstuhl. Das ganze Reich<br />

der Geschichte, Vergangenheit und<br />

Zukunft stehen ihrem Wink zu Gebot.<br />

Kühne Verbrecher, die längst schon<br />

im Staub vermodern, werden durch<br />

den allmächtigen Ruf der Dichtkunst<br />

jetzt vorgeladen und wiederholen zum<br />

schauervollen Unterricht der Nachwelt<br />

ein schändliches Leben.<br />

Ohnmächtig,<br />

gleich den Schatten in einem Hohlspiegel,<br />

wandeln die Schrecken ihres

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!