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Slavische Philologie - Archiv

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Kritische Bemerltungen zum urslavisclien Entnasalierungsgesetz<br />

in Arcli. f. sl. Phil. XXVIII, 1 ff.<br />

Im Arch. f. sl. Phil. XXVIII, 1 ff. hat N. Jokl ein neues urslavisches<br />

Lautgesetz zu begründen gesucht, das so lautet (ib. S. 16): »idg. w, bezw.<br />

sl. wi ging vor sl. 6, c, insofern diese Laute idg. s^ z entsprechen, ferner<br />

vor ch in a über«. Schon von vornherein, falls man auch nicht die Beispiele<br />

des Verf. geprüft hat, stellt man sich wohl diesem Lautgesetz etwas<br />

zweifelnd gegenüber, und dies aus folgenden Gründen. Die slavischen<br />

Sprachen haben ja in der geschichtlichen Überlieferung den Quantitätsunterschied<br />

der Vokale weggeworfen. Aber das kann im Urslavischen<br />

nicht so gewesen sein: denn wie Kretschmer Arch. f. sl. Ph. XXVII, 228<br />

dargetan hat, was ja übrigens jedem ohne weiteres klar sein muß, hat<br />

sich idg. a, ö im Urslavischen zu a entwickelt, was dann ^ slav. o geworden<br />

ist. Aber idg. ä, o gab urslavisches ä, was lang gewesen sein<br />

muß, denn man kann sonst nicht fassen, warum nicht auch dies ein slav.<br />

geben würde. Idg. n gab slav. wi, daran kann man ebensowenig zweifeln<br />

: aber ^ war hier wie immer kurz, und man fragt sich, wie wäre es<br />

möglich, daß dieses kurze h schon urslavisch zu a geworden wäre, das<br />

jedoch dort lang war. Von einer Entnasalierung im eigentlichsten Sinne,<br />

was hier dasselbe wäre wie ein Übergang von ft ^ ß, kann natürlich keine<br />

Rede sein i). Man fragt sich: was ist dann übrig? Nichts anderes als<br />

daran zu denken, daß h durch eine durch die Entnasalierung bewirkte<br />

Ersatzdehnung zu a geworden wäre. Jetzt ist es ja eine allzu bekannte<br />

Tatsache, um hier genannt zu werden zu brauchen, daß eine Lautgruppe<br />

kurzer Vokal -|- Nasal + Sibilant in mehreren Sprachen den Nasal verliert,<br />

wodurch den Vokal Ersatzdehuung traf, es ist aber ebenso wohl<br />

bekannt, daß diese Ersatzdehnung immer nur die Quantität, nie die<br />

Qualität des gedehnten Vokals verändert. Man ist somit hier in derselben<br />

schlechten Stellung wie vorher, denn man kann kaum eine Aus-<br />

1) Es hilft uns gar nichts anzunehmen, worüber wir übrigens gar nichts<br />

kennen, daß 6 hier eine mehr velare Aussprache hatte, wie es Jokl annimmt.<br />

<strong>Archiv</strong> für slavische <strong>Philologie</strong>. XXIX. 1

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