TheaterCourier März 2018

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Seite 12 | März 2018 www.theatercourier.de THEATER Wenn Steine Geschichten erzählen könnten Reithalle, Keglerheim, Hotel, Jugendklub... und heute multifunktionales HAUS LEIPZIG Heute befindet sich in der Leipziger Weststadt auf der Elsterstraße 22-24 eine Veranstaltungslocation in Form eines multifunktionalen Kulturhauses mit moderner Küchen- und Schanktechnik, Ton- und Lichttechnik sowie variabler Raumkapazität für verschiedene Events – und was ganz wichtig ist – das Ganze heißt auch wieder „Haus Leipzig“. Eine Location zum Mieten: Haus Leipzig Ob es eine Weihnachtsfeier mit 150 Personen für ein mittelständisches Unternehmen oder ein Großevent wie Kongresse, Jugendweihfeiern, eine Gala, das Wave-Gotik-Treffen oder das traditionelle Neujahrssingen der Leipziger Gastronomen ist, im großen Saal von 730 Quadratmeter können bei einem Stehempfang bis zu 1.500 Personen zu Gast sein. Wer das Haus allerdings bestuhlt mieten möchte, kann nur 800 Gäste einladen, zusätzlich stehen das untere Foyer mit 200 und das obere mit 300 Quadratmeter zur Verfügung. Die Bühne ist 12 © Rechtnitz mal 6 Meter groß – alle anderen Fragen beantwortet Jennifer Nakoinz von Exclusiv Events Leipzig, die für die Vermarktung zuständig ist. Doch zurück zur Historie: Bereits 1888 wurde auf dem Grundstück eine Reithalle, der Leipziger Tattersall, gebaut. 1927 hatte die Unterbringungsstätte für Pferde ausgedient und das heute noch bestehende Gebäude auf einer Grundfläche von 1.500 Quadratmetern errichtet. Dort wurde das damals größte neuzeitliche Keglerheim Deutschlands eröffnet. Leider blieb das Haus von den Luftangriffen nicht verschont. Nachdem die Kriegsschäden beseitigt und das Gebäude instandgesetzt war, übernahm die sowjetische Intourist GmbH das Haus und baute es zu dem „Hotel Antifa“ um. Die ehemalige Keglerhalle wurde zum Tanzsaal für 600 Personen umfunktioniert. 1953 in Staatseigentum übergegangen, hieß es jetzt „Haus Leipzig“. Von 1961 bis 1989 beherbergte es den Zentralen Klub der Jugend und Sportler „Artur Becker“, getanzt wurde nach wie vor. Seit dem 1. Januar 1990 trägt das Gebäude erneut den Namen „Haus Leipzig“. Es wurde von der Stadt Leipzig bewirtschaftet, die es an den Sportverein Post Leipzig e.V. vermietete. Während dieser Zeit wurde der Tanzsaal renoviert und im Keller eine neue Kegelanlage eingebaut – die es ja in den Anfangsjahren schon mal gab. Unterschiedliche Verwaltungen folgten, 2014 wurde kräftig investiert und von da an vermarktete es die Exclusiv Events Leipzig. Betriebsleiterin Karla Wachsmuth freut sich, dass das Geschäftsmodell erfolgreich ist: „Tourgeschäfte werden von beiden Seiten weit im Voraus geplant. Wir haben jetzt schon Veranstaltungen für 2020 und weiter gebucht.“ Und so erlebt das alte, neue Haus Leipzig einen Reigen verschiedener Events, angefangen bei der Schallplatten- und CD-Börse (4. März), der Donavan-Show (11. März), dem Auftritt der Radeberger Bierhähne (13. April), dem Zwingertrio mit seiner Komikerparade (8. Mai), Staubkind (25. Mai), Gregor Meyle (8. Dezember) bis hin zum Vietnamesischen Neujahrsempfang, den Firebirds mit der Burlesque Show oder einer Duftausstellung... Regine Eberlein Haus Leipzig www.hausleipzig.com Tickethotline: 0341 - 52 90 30 52 9. – 11. APRIL www.boulevardtheater.de BEST OF! Teil 1 – 6 im Schnellwaschgang KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN
www.theatercourier.de März 2018 | Seite 13 AUSSTELLUNG Voller Farben: Fulminantes Frühwerk des Expressionisten Carl Lohse im Albertinum Er fand schon früh seinen Stil und erlebte einen Schaffensrausch im sächsischen Bischofswerda Wer in diesen trüben Tagen zwischen „nicht richtig Winter“ und „Frühling noch nicht in Sicht“ ein Bedürfnis nach Farbe hat, sollte den Weg ins Albertinum finden. Dort ist jetzt – nach 2017 in Hamburg – die Ausstellung „Carl Lohse. Expressionist“ im Klingersaal zu sehen. Hereinkommen – und man ertrinkt in Farben. Da ist sein „Blauer Junge“, der auch den Prospekt zur gemeinsamen Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Ernst Barlach Hauses Hamburg ziert: rot-orange Augenbrauen, eine hochgezogene orange Oberlippe, viel Weiß im Gesicht, umrahmt von Ocker, auf dem Kopf mischt sich noch blau hinzu, ebenso wie im Oberteil – und dazu der durchdringende Blick der eng stehenden Augen. Für das Porträt seines Maler-Freundes Erhard Hippold verwendete er fast nur knalliges, aggressives Rot. Staunend bleibt man vor seinen Porträtreihen (Männerkopf in Rot, Kahlkopf mit Brille, Sie und Porträt auf Gelb) stehen. Grüne Augenkleckse, ein knallrotes Gesicht, rosa Schattenflächen, oranger Hintergrund – so malte er den Schriftsteller Ludwig Renn, unrealistisch, aber erkennbar. Und dann sind da die zarten, fast pastelligen Bilder wie der „Erntewagen“, die „Fliegenden Felder“ oder die „Handschuhe“. Derselbe Maler? Ja, und noch dazu ist das Frühwerk des in Hamburg geborenen Carl Lohse (1895-1965) in den Jahren 1919 bis 1921 im sächsischen Bischofswerda entstanden. Nach dem ersten Weltkrieg fand er dort Hilfe und Unterstützung durch den kunstsinnigen Armaturenfabrikanten Karl Hebenstreit. Er malt wie der Teufel in kürzester Zeit rund 130 Bilder, erlebt einen wahren Schaffensrausch. Und entwickelt – gegen jede akademische Lehre verstoßend – Farbkombinationen, indem er Schatten nicht dunkler, sondern farbig macht und so schon sehr früh seine ganz eigene expressionistische Malweise fand. So entstanden auch Ansichten von Bischofswerda, z.B. „Kleine Stadt“, Bilder von Arbeitern wie die blau/grünen abstrakten Arbeitsabläufe in einer „Metalldreherei“ oder das „Fabrikgebäude“, auf einem heute noch vorhandenen Gelände am Ortseingang. Nach Ausstellungen 1920 in der Galerie Ernst Arnold in Dresden und 1921 Carl Lohse „Kleine Stadt“ | 1920 © VG Bild-Kunst Besucher betrachten den „Blauen Jungen“ © David Pinzer bei Emil Richter kehrte er für Jahre in seine Heimatstadt Hamburg zurück. Erst 1929 zog er nach Bischofswerda und begann wieder zu malen, setzte von 1939 bis 1945 aus, ehe seine dritte Schaffensperiode begann. Wirtschaftlich wenig erfolgreich, musste er sich immer wieder damit auseinandersetzen, nicht gesellschaftskritisch genug zu malen. Bilder aus dieser Zeit sind realistischer und weicher gemalt, erreichen aber nicht das Dynamische, Schwungvolle, Reduzierte aus seinem Frühwerk. Carl Lohse lebte bis zu seinem Tod 1965 in Bischofswerda und wurde dort auf dem Alten Friedhof beerdigt. Mit der Ausstellung 2017 in Hamburg und derzeit in Dresden entdeckte die Kunstszene praktisch den Expressionisten Carl Lohse. Gezeigt werden Zeichnungen und Aquarelle aus dem Kupferstich-Kabinett Dresden und aus Privatbesitz – erstmals in diesem Umfang aus öffentlichen und privaten Sammlungen aus Ost- und Westdeutschland. Regine Eberlein Carl Lohse. Expressionist Albertinum | Dresden noch bis 15.04.18 www.skd.museum.de Sonderausstellung: Falsche Früchte auf echtem Meissener Porzellan ® Was fasziniert uns seit Jahrzehnten am blau-weißen Dekor des Zwiebelmusters? In jedem gepflegten Haushalt fand sich früher etwas mit Zwiebelmuster – und wenn es nur eine Platte für die großen Familienfeiern, Pfeffer- und Salznäpfchen oder auch Plastedosen mit dem frischen blau-weißen Muster waren... Das Dekor war schon immer beliebt und fand, egal ob mit oder ohne Schwerter auf der Unterseite, seine Liebhaber. Doch wie entstand das „Zwiebelmuster“? Tränten etwa die Augen, wenn man echtes Meissener bezahlten musste? Eine Sonderausstellung in der Porzellan- Manufaktur Meissen geht auf die Geschichte ein und gibt Antwort auf viele Fragen. Kunsthistorisch kontrovers diskutiert ist das Zwiebelmuster bis heute ein Verkaufsschlager und fast so alt wie die Manufaktur selbst. Das erfolgreichste Blaudekor der Porzellangeschichte ist ein kobaltblaues Unterglasurdekor und wurde etwa ab 1730 nach fernöstlichen Vorbildern aus der frühen Ming-Zeit (1420) entwickelt. Unter anderem als „ordinair blau“ bezeichnet, wurde es um 1740 von mehreren Fayencefabriken übernommen. Doch erst ab 1768 interessierten sich auch andere Porzellanmanufakturen, wie zum Beispiel die KPM Berlin, dafür. Seltsamerweise war es im 18. Jahrhundert kaum gefragt und wurde deshalb selten produziert. Auf sogenannten Aussteuerlisten wurden sieben Dutzend Tassen mit Tellern empfohlen. Ab 1850 bekam es seinen heutigen Namen und bald gehörte es auch auch in den wohlhabenden Bürgerhaushalten zum guten Ton, so ein Service zu besitzen, natürlich mit den gekreuzten Schwertern auf der Unterseite. Witzig ist, dass der Name eigentlich irreführend ist, denn Zwiebeln waren darauf ursprünglich nicht abgebildet. Vielmehr sind es Granatäpfel und Pfirsiche, die als Symbole der Fruchtbarkeit und Langlebigkeit dienten. Die Meißner Porzellanmaler nahmen eine andere chinesische Variante zum Vorbild: die drei gesegneten Früchte, Pfirsich, Zitrone und Granatapfel, aus dem dann die Zwiebel wurde. Und so stimmten dann endlich auch Optik und Name überein! Im Museum der Meissen Porzellan-Stiftung vereinen sich die frühesten Meissener Zwiebelmusterporzellane, geschaffen zwischen 1730 und 1739, deren anfängliche Fayencen und das chinesische Zwiebelmuster. Diese inspirierten nicht nur die Meissener Künstler. Nachahmungen Teller, unterglasurblaue Malerei, Meissen 1733-1735, © Meissen Porzellan-Stiftung und faszinierende Verfälschungen aus drei Jahrhunderten ergänzen die Sonderausstellung als kostbarer Teil dieser langen Geschichte. Erstmals zeigt eine Ausstellung hochkarätige Leihgaben aus privaten Sammlungen – diese Zusammenstellung eigener Stücke und ausgewählter Objekte aus öffentlichen Museen ist einmalig. Das Meissener Zwiebelmuster ist bis heute ein begehrtes Produkt und wird für Kunden aus aller Welt immer wieder neu interpretiert. Echtes Meissener Zwiebelmusterporzellan ist ganz einfach erkennbar. Seit 1888 darf nur die 1710 auf der Albrechtsburg Meißen per Dekret von August dem Starken gegründete Manufaktur die gemalte Schwertermar- © Foto: Herbert Boswank ke auf dem Zwiebelmuster im Fuß der Bambusstaude zusätzlich anbringen. Die gekreuzten Kurschwerter werden seit 1731 verwendet, damals mussten alle in Meißen produzierten Porzellane mit einer Marke gekennzeichnet werden – sie lösten die AR-Marke (Augustus Rex) und den Merkurstab ab. Regine Eberlein „Falsche Früchte auf echtem Meissener. Zur Geschichte des Zwiebelmusters“ Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen noch bis 31.12.18 www.porzellan-stiftung.de Tickethotline: 03521 - 4 76 03 31
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