04 Vermeidung ungerechtfertigter Reanimation
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Wann nicht reanimieren?<br />
<strong>Vermeidung</strong> <strong>ungerechtfertigter</strong> <strong>Reanimation</strong>:<br />
Können uns Scores helfen?<br />
External validation of the universal termination of resuscitation rule for<br />
out-of-hospital cardiac arrest in British Columbia.<br />
Grunau B, Taylor J, Scheuermeyer FX, Stenstrom R, Dick W, Kawano T6, Barbic D, et al. Ann Emerg Med 2017; 70:374-381<br />
STUDY OBJECTIVE: The Universal Termination of Resuscitation<br />
Rule (TOR Rule) was developed to identify out-of-hospital cardiac<br />
arrests eligible for field termination of resuscitation, avoiding futile<br />
transportation to the hospital. The validity of the rule in emergency<br />
medical services (EMS) systems that do not routinely transport out-ofhospital<br />
cardiac arrest patients to the hospital is unknown. We seek<br />
to validate the TOR Rule in British Columbia.<br />
METHODS: This study included consecutive, nontraumatic, adult,<br />
out-of-hospital cardiac arrests treated by EMS in British Columbia<br />
from April 2011 to September 2015. We excluded patients with active<br />
do-not-resuscitate orders and those with missing data. Following<br />
consensus guidelines, we examined the validity of the TOR Rule after<br />
6 minutes of resuscitation (to approximate three 2-minute cycles of resuscitation).<br />
To ascertain rule performance at the different time junctures,<br />
we recalculated TOR Rule classification accuracy at subsequent<br />
1-minute resuscitation increments.<br />
RESULTS: Of 6,994 consecutive, adult, EMS-treated, out-of-hospital<br />
cardiac arrests, overall survival was 15%. At 6 minutes of resuscitation,<br />
rule performance was sensitivity 0.72, specificity 0.91, positive predictive<br />
value 0.98, and negative predictive value 0.36. The TOR Rule recommended<br />
care termination for 4,367 patients (62%); of these, 92 survived<br />
to hospital discharge (false-positive rate 2.1%; 95% confidence<br />
interval 1.7% to 2.5%); however, this proportion steadily decreased<br />
with later application. The TOR Rule recommended continuation of<br />
resuscitation in 2,627 patients (38%); of these, 1,674 died (false-negative<br />
rate 64%; 95% confidence interval 62% to 66%). Compared with<br />
6-minute application, test characteristics at 30 minutes demonstrated<br />
nearly perfect positive predictive value (1.0) and specificity (1.0) but a<br />
lower sensitivity (0.46) and negative predictive value (0.25).<br />
CONCLUSION: In this cohort of adult out-of-hospital cardiac arrest<br />
patients, the TOR Rule applied at 6 minutes falsely recommended care<br />
termination for 2.1% of patients; however, this decreased with later<br />
application. Systems using the TOR Rule to cease resuscitation in the<br />
field should consider rule application at points later than 6 minutes.<br />
Sollen wir überhaupt beginnen zu reanimieren?<br />
Sollen wir die <strong>Reanimation</strong> beenden?<br />
Das sind Fragen, die sich wohl<br />
jeder Helfer am Beginn und während<br />
einer <strong>Reanimation</strong> gestellt hat. Dem<br />
Grundsatz, nichts unversucht zu lassen,<br />
um das Leben eines Menschen zu<br />
retten, steht das Recht eines jeden Menschen<br />
auf einen würdevollen Tod am<br />
Ende seines Lebens gegenüber. Wenn<br />
man sicher weiß, dass ein Patient aufgrund<br />
einer Erkrankung oder seines Alters<br />
am Ende seines Lebens steht, ist<br />
die Entscheidung zur Zurückhaltung<br />
einfach. Diese Informationen stehen in<br />
den ersten Minuten einer <strong>Reanimation</strong><br />
aber häufig nicht zur Verfügung. Gibt<br />
es in dieser Situation allgemeingültige<br />
Kriterien, die dem Rettungsteam im<br />
prähospitalen Bereich Anhaltspunkte<br />
auf die Sinnhaftigkeit einer <strong>Reanimation</strong><br />
geben?<br />
Wann eine <strong>Reanimation</strong><br />
prähospital abbrechen?<br />
In vielen Ländern ohne Notarzt im<br />
Rettungsteam werden alle Patienten<br />
mit Kreislaufstillstand nach oder unter<br />
<strong>Reanimation</strong> ins Krankenhaus gebracht<br />
(Baskett PJF; Resuscitation 62:267; Bossaert<br />
LL; Resuscitation 2015; 95:302).<br />
Der Anteil der unter <strong>Reanimation</strong> ins<br />
Krankenhaus transportierten Patienten,<br />
die dann unmittelbar im Krankenhaus<br />
versterben, ist dementsprechend hoch<br />
(Okubo M; Resuscitation 2017; 115:120)<br />
und ethisch für alle Beteiligten problematisch.<br />
In den letzten Jahren wurden<br />
daher für den prähospitalen Bereich<br />
Kriterien entwickelt, die es auch<br />
Rettungsmannschaften mit und ohne<br />
Notarzt möglich machen sollten, eine<br />
<strong>Reanimation</strong> abzubrechen. Die universal<br />
basic life support (BLS) Termination<br />
of Resuscitation (ToR) Kriterien<br />
für Rettungsmannschaften ohne Notarzt<br />
wurden aus Beobachtungsstudien<br />
Nr. 1, 2018 13
Wann nicht reanimieren?<br />
entwickelt und in Folge mehrmals validiert<br />
(Morrison LJ; Resuscitation 2009;<br />
80:324; Ong ME; Resuscitation 2007;<br />
75:244; Richman PB; Acad Emerg Med<br />
2008; 15:517; Verbeek PR; Acad Emerg<br />
Med 2002; 9:671).<br />
Diese basic life support (BLS)-ToR-Kriterien<br />
sind auch in den ethischen Teilen<br />
der <strong>Reanimation</strong>sleitlinien der American<br />
Heart Association (AHA) zu finden<br />
und werden auch für Situationen<br />
empfohlen, in denen sowohl die Basisreanimation<br />
als auch erweiterte <strong>Reanimation</strong>smaßnahmen<br />
zur Anwendung<br />
kommen (Mancini ME; Circulation<br />
2015; 132:S383; Morrison LJ; Circulation<br />
2010; 122:S665).<br />
Sie umfassen folgende Kriterien:<br />
(Abbildung 1)<br />
1) Vom Notfallteam unbeobachteter<br />
Kreislaufstillstand,<br />
2) keine Schockempfehlung durch den<br />
automatischen externen Defibrillator<br />
(AED) während der <strong>Reanimation</strong>,<br />
3) kein Spontankreislauf vor Transport<br />
entsprechend drei <strong>Reanimation</strong>s-Zyklen<br />
mit AED, was 3 bis<br />
6 Minuten entspricht.<br />
14<br />
Überleben (%)<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
• Vom Notfallteam unbeobachteter Kreislaufstillstand<br />
• Keine Schockempfehlung durch den automatischen externen<br />
Defibrillator (AED) während der <strong>Reanimation</strong><br />
• Kein Spontankreislauf vor Transport<br />
Wenn ALLE Kriterien zutreffen,<br />
erwäge Beendigung der <strong>Reanimation</strong>.<br />
Abb. 1: „BLS termination of resuscitation rule“ (Morrison LJ; N Engl J Med 2006; 355:478).<br />
Standardmäßig sollte vor dem Transport nicht mehr als drei Zyklen lang reanimiert werden<br />
(ein Zyklus entspricht 1-2 Minuten).<br />
0.0<br />
5 10 15 20 25 30 35 40<br />
<strong>Reanimation</strong>sdauer (Min)<br />
Abb. 2: Anteil der Überlebenden (mit 95% Konfidenzintervall) nach Erhebung positiver<br />
ToR-Kriterien mit steigender <strong>Reanimation</strong>sdauer (nach Grunau B; Ann Emerg Med 2017; 70:374).<br />
Wenn EIN Kriterium nicht zutrifft,<br />
Fortsetzung der <strong>Reanimation</strong> und<br />
Transport ins Krankenhaus.<br />
Eine rezente Beobachtungsstudie reevaluierte<br />
die Validität der ToR-Kriterien<br />
bei über 4.000 <strong>Reanimation</strong>en<br />
(Grunau B; Ann Emerg Med 2017;<br />
70:374), deren Daten prospektiv in einer<br />
Kreislaufstillstand-Datenbank gesammelt<br />
wurden. Alle Patienten wurden<br />
30 Minuten reanimiert, Patienten<br />
mit einer „do not attempt resuscita tion“<br />
(DNAR) Anordnung oder einem Trauma<br />
waren von der Studie ausgeschlossen.<br />
Die Autoren analysierten retrospektiv<br />
die Überlebensdaten der Patienten,<br />
für die alle von der AHA beschriebenen<br />
BLS-ToR-Kriterien nach 6 Minuten<br />
zutrafen. Es zeigte sich, dass 98% dieser<br />
Patienten später im Krankenhaus verstarben,<br />
was einem positiven Vorhersagewert<br />
von 98% entspricht. Die Autoren<br />
konnten außerdem zeigen, dass<br />
sich dieser positive Vorhersagewert auf<br />
99,75% erhöhte, wenn man die Evaluation<br />
der ToR-Kriterien nach einer <strong>Reanimation</strong>sdauer<br />
von 30 Minuten evaluierte<br />
(Abbildung 2).<br />
Auch in der SOS-Kanto-Studie in Japan<br />
wurden anhand von über 13.000<br />
<strong>Reanimation</strong>en verschiedene Kriterien<br />
zur Beendigung der <strong>Reanimation</strong> evaluiert<br />
(SOS-KANTO 2012 Study Group;<br />
J Emerg Med 2017; 53:345). In Japan ist<br />
ein Rettungssystem ohne Notarzt etabliert,<br />
in dem es der Rettungsmannschaft<br />
nicht erlaubt ist, eine <strong>Reanimation</strong> eigenverantwortlich<br />
zu beenden. Die Autoren<br />
fanden für die BLS-ToR-Kriterien,<br />
wie oben beschrieben (Evaluation<br />
nach drei <strong>Reanimation</strong>s-Zyklen, entsprechend<br />
3-6 Minuten) einen positiven<br />
Vorhersagewert für die 1-Monats-Mortalität<br />
von 99,9%. Die Studie evaluierte<br />
darüber hinaus noch ähnliche ToR-Kriterien,<br />
wie die GOTO-Kriterien oder<br />
verschiedene SOS-Kanto-Kriterien und<br />
fand für sie auch annähernd gleiche positive<br />
Vorhersagewerte wie für die BLS<br />
ToR-Kriterien (Tabelle 1).<br />
Wann mit einer<br />
<strong>Reanimation</strong> beginnen?<br />
Die American Heart Association formuliert<br />
drei Situationen, in denen nicht<br />
Nr. 1, 2018
Wann nicht reanimieren?<br />
Tabelle: Unterschiedliche ToR-Kriterien und Definitionen und dazugehöriger positiver Vorhersagewert<br />
(modifiziert nach SOS-KANTO 2012 Study Group; J Emerg Med 2017; 53:345)<br />
ToR-<br />
Kriterium<br />
Kollaps<br />
beobachtet<br />
Initialer<br />
Herzrhythmus<br />
Prähospitale<br />
Defibrillation<br />
Prähospitaler<br />
stabiler Kreislauf<br />
Herzrhythmus bei<br />
Aufnahme im Krankenhaus<br />
Positiver Vorhersagewert<br />
(95% CI)<br />
BLS<br />
Vom Notfallteam<br />
unbeobachteter<br />
Kreislaufstillstand<br />
– Kein Schock<br />
empfohlen<br />
Kein Spontankreislauf<br />
vor Transport<br />
– 0.999 (0.998–0.999)<br />
Goto Nicht beobachtet Nicht schockbar – Kein Spontankreislauf<br />
vor Transport<br />
– 0.999 (0.998–0.999)<br />
SOS-KANTO 1 Nicht beobachtet Nicht schockbar – Nicht schockbar 0.998 (0.998–0.999)<br />
SOS-KANTO 2 Nicht beobachtet Nicht schockbar – Asystolie 0.999 (0.998–0.999)<br />
SOS-KANTO 3 Nicht beobachtet Asystolie – Asystolie 0.999 (0.998–0.999)<br />
mit einer <strong>Reanimation</strong> begonnen werden<br />
sollte:<br />
1) der Ersthelfer würde durch den <strong>Reanimation</strong>sversuch<br />
selbst Gefahr<br />
laufen, verletzt zu werden oder sein<br />
Leben zu verlieren,<br />
2) es gibt sichere Todeszeichen<br />
3) es gibt eine Patientenverfügung,<br />
oder eine valide DNAR-Order, die<br />
eine <strong>Reanimation</strong> verbieten (Mancini<br />
ME; Circulation 2015; 132:S383).<br />
Darüber hinaus gibt es nur wenig Literatur,<br />
die Kriterien evaluiert hat, die<br />
auf eine aussichtslose <strong>Reanimation</strong><br />
hindeuten.<br />
In Finnland ist es den Rettungsmannschaften<br />
per lokaler Leitlinie erlaubt,<br />
von <strong>Reanimation</strong>smaßnahmen abzusehen,<br />
wenn der Kreislaufstillstand unbeobachtet<br />
war und eine Asystolie als<br />
Erstrhythmus vorliegt (Setälä P; Acta<br />
Anaesthesiol Scand 2017; 61:1334). Diese<br />
Regelung ist sicher eine der progressivsten<br />
Leitlinien und kann auch unter<br />
dem Gesichtspunkt der Definition von<br />
„unbeobachtet“ und reversiblen Ursachen<br />
wie Hypothermie und Intoxikation<br />
diskutiert werden. Selbst wenn es innerhalb<br />
eines Landes klare Richtlinien<br />
gibt, so ist es in der Praxis doch sehr unterschiedlich,<br />
wann die Rettungsmannschaft<br />
mit einer <strong>Reanimation</strong> beginnt<br />
und wann nicht (Brooks SC; Resuscitation<br />
2017; 117:102).<br />
Wie gut müssen ToR-Kriterien sein?<br />
Gerade bei der <strong>Reanimation</strong>, wo ethische<br />
Kriterien und die Ausbildung und<br />
Verantwortlichkeit der Rettungsmannschaft<br />
sehr unterschiedlich sind, und ein<br />
Rückzug das eventuelle Überleben eines<br />
Menschen verhindert, muss ein prognostischer<br />
Test eine hohe Verlässlichkeit<br />
haben.<br />
Die BLS-ToR-Kriterien, wie sie von<br />
der AHA empfohlen wurden, haben je<br />
nach Publikation einen positiven Vorhersagewert<br />
für Tod von 98-99,9%. Das<br />
bedeutet, dass bis zu 2% der Patienten,<br />
bei denen die ToR-Kriterien zugetroffen<br />
haben, überlebt haben.<br />
Umfragen haben ergeben, dass für die<br />
meisten Notfallmediziner ein prognostischer<br />
Test einen positiven Vorhersagewert<br />
für Sterblichkeit von mindestens<br />
99,5% haben sollte (Than M; Int<br />
J Cardiol 2013; 166:752). Das scheint<br />
mit der von Grunau auf den BLS-ToR-<br />
Kriterien basierenden Verlängerung der<br />
<strong>Reanimation</strong>sdauer auf 30 Minuten erreicht<br />
zu sein.<br />
Ähnlich wird in den <strong>Reanimation</strong>s-<br />
Leitlinien des European Resuscitation<br />
Councils eine <strong>Reanimation</strong>sdauer (advanced<br />
life support) von mindestens<br />
20 Minuten empfohlen (Bossaert LL;<br />
Resuscitation 2015; 95:302). Erst dann<br />
kann bei einer anhaltenden Asystolie<br />
und fehlendem Spontankreislauf in<br />
Abwesenheit reversibler Ursachen ein<br />
Rückzug in Erwägung gezogen werden.<br />
Neben der Diskussion über die Beendigung<br />
der <strong>Reanimation</strong> stellt sich die<br />
Frage nach der Aufrechterhaltung des<br />
Kreislaufes als Organprotektion im<br />
Hinblick auf eine eventuelle Organspende,<br />
was aber nicht Gegenstand dieses<br />
Artikels ist.<br />
Der Angehörigen wegen mit der<br />
<strong>Reanimation</strong> weitermachen?<br />
In vielen Ländern wird es Familien auf<br />
Wunsch ermöglicht, bei der <strong>Reanimation</strong><br />
eines Angehörigen begleitend dabei<br />
zu sein (Bossaert LL; Resuscita tion<br />
2015; 95:302). Dabei wird aber aus<br />
ethischen Gründen davon abgeraten,<br />
die <strong>Reanimation</strong> nur aus Rücksicht auf<br />
die Angehörigen zu verlängern. Es gibt<br />
Hinweise, dass Angehörige den Verlust<br />
eines nahestehenden Menschens besser<br />
bewältigen, wenn dessen aussichtslose<br />
<strong>Reanimation</strong> gar nicht begonnen oder<br />
vor Aufnahme im Krankenhaus beendet<br />
wird (Edwardsen EA; Prehosp Emerg<br />
Care 2002; 6:440).<br />
Eine Alternative dafür „nichts zu tun“<br />
könnte die <strong>Reanimation</strong> mit klar definierten<br />
Limitationen und einer transparenten<br />
Aufklärung der Angehörigen<br />
über die Vorgänge und Ziele der <strong>Reanimation</strong><br />
sein (Bossaert LL; Resuscitation<br />
2015; 95:302).<br />
Nr. 1, 2018 15
Wann nicht reanimieren?<br />
Dilemma prähospital – innerklinisch<br />
ToR-Kriterien scheinen eine gute evidenzbasierte<br />
Basis zur Einschätzung der<br />
Aussichtslosigkeit einer <strong>Reanimation</strong>.<br />
Die Realität ist leider etwas komplizierter.<br />
Neben den ToR-Kriterien gibt<br />
es noch weitere Faktoren, welche die<br />
frühzeitige Beendigung oder auch das<br />
Nichtbeginnen einer <strong>Reanimation</strong> beeinflussen:<br />
der Allgemeinzustand, die<br />
Vorerkrankungen oder der Wunsch der<br />
Patienten.<br />
Diese Information steht den Notfallmedizinern<br />
bei der Entscheidung, mit<br />
der <strong>Reanimation</strong> zu beginnen oder diese<br />
abzubrechen, gerade im präklinischen<br />
Bereich oft nicht zur Verfügung. Hier<br />
könnten eventuell neue Technologien,<br />
die Auskunft zum Gesundheitszustand<br />
des Patienten geben und vom Notfallmediziner<br />
auch in der <strong>Reanimation</strong>ssituation<br />
abrufbar sind, helfen, die Situation<br />
besser einzuschätzen und eine<br />
aussichtslose <strong>Reanimation</strong> gar nicht zu<br />
beginnen oder frühzeitig abzubrechen.<br />
Zur Zeit ist es aber so, dass sich eine<br />
eventuelle Aussichtslosigkeit dem Ersthelfer<br />
häufig nicht auf den ersten Blick<br />
offenbart. Gerade prähospital muss mit<br />
limitierten Ressourcen und meist ohne<br />
Information unter hoher Belastung innerhalb<br />
von Sekunden eine Entscheidung<br />
über Leben und Tod getroffen<br />
werden.<br />
Bei Übernahme im Krankenhaus in der<br />
Notaufnahme oder auf der Intensivstation<br />
ist die Situation dann meist wesentlich<br />
klarer. Hier ist dann auch der Intensivmediziner<br />
gefordert, gemeinsam mit<br />
dem Notfallmediziner und dem betreuenden<br />
Team eine Entscheidung zu treffen,<br />
die der Würde und den Wünschen<br />
des Menschen, aber auch einer möglichen<br />
Aussicht auf gutes Überleben gerecht<br />
wird.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />
die Entscheidung zum Nichtbeginn<br />
oder zur Beendigung der <strong>Reanimation</strong><br />
eine der schwierigsten medizinischen<br />
Entscheidungen darstellt. Für den<br />
Nichtbeginn einer <strong>Reanimation</strong> gibt<br />
es eigentlich nur die sehr restriktiven<br />
Richtlinien der AHA mit Selbstschutz,<br />
sicheren Todeszeichen oder DNAR-<br />
Order. Für die Beendigung der <strong>Reanimation</strong><br />
können ToR-Kriterien mit unbeobachtetem<br />
Stillstand und Asystolie<br />
für zumindest 20 Minuten als Empfehlung<br />
mit allgemein akzeptiertem, positiven<br />
Vorhersagewert für Sterblichkeit<br />
verwendet werden.<br />
<strong>Reanimation</strong>smaßnahmen sollten nur<br />
aus Rücksichtnahme auf die Angehörigen<br />
nicht verlängert werden und sind<br />
für die Trauerbewältigung der Angehörigen<br />
nicht hilfreich. Andere individuelle<br />
Faktoren wie Allgemeinzustand oder<br />
Wunsch der Patienten sind vor allem in<br />
der Präklinik aus Informationsmangel<br />
nicht bekannt, sollten dann aber in der<br />
Notaufnahme oder Intensivstation zur<br />
Entscheidung über das Fortset zen oder<br />
die Beendigung der Intensivtherapie im<br />
Sinne einer ethisch akzeptierbaren und<br />
würdevollen Entscheidung zum Wohle<br />
der Patienten, neben den ToR-Kriterien,<br />
herangezogen werden.<br />
Interessenkonflikte: Keine<br />
Assoc. Prof. PD Jasmin Arrich, MSc<br />
Universitätsklinik für Notfallmedizin<br />
Medizinische Universität<br />
Wien<br />
jasmin.arrich@meduniwien.ac.at<br />
FACHKURZINFORMATION<br />
Bezeichnung des Arzneimittels: Rapibloc 300 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung.<br />
Qualitative und quantitative Zusammensetzung:<br />
Eine Durchstechflasche enthält 300 mg Landiololhydrochlorid entsprechend 280 mg Landiolol. Nach Rekonstitution<br />
von 1 Durchstechflasche mit 50 ml einer der folgenden Lösungen: NaCl 9 mg/ml (0,9 %) Lösung oder Ringerlösung<br />
oder laktathaltiger Ringerlösung, enthalten 1 ml 6 mg Landiololhydrochlorid. Liste der sonstigen Bestandteile:<br />
Mannitol (Ph. Eur.), Natriumhydroxid (zur pH-Wert-Einstellung).<br />
Anwendungsgebiete:<br />
Supraventrikuläre Tachykardie und wenn eine schnelle Kontrolle der Kammerfrequenz bei Patienten mit Vorhofflimmern<br />
oder Vorhofflattern perioperativ, postoperativ oder unter anderen Bedingungen erwünscht ist und eine kurzdauernde<br />
Kontrolle der Kammerfrequenz mit einer kurzwirksamen Substanz angebracht ist. Nicht-kompensatorische<br />
Sinustachykardie wenn nach dem Urteil des Arztes die hohe Herzfrequenz eine besondere Intervention erfordert.<br />
Landiolol eignet sich nicht zur Behandlung von chronischen Erkrankungen.<br />
Gegenanzeigen:<br />
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.<br />
Schwere Bradykardie (weniger als 50 Schläge pro Minute), Sinusknotensyndrom. Schwere Störungen der atrioventrikulären<br />
(AV)-Knotenleitung (ohne Herzschrittmacher): AV-Block 2. oder 3. Grades. Kardiogener Schock. Schwere<br />
Hypotonie. Dekompensierte Herzinsuffizienz sofern sie als nicht mit der Arrhythmie zusammenhängend betrachtet<br />
wird. Pulmonale Hypertonie. Unbehandeltes Phäochromozytom. Akuter Asthmaanfall. Schwere, unkorrigierbare<br />
metabolische Azidose.<br />
Nebenwirkungen:<br />
Infektionen und parasitäre Erkrankungen. gelegentlich: Pneumonie, selten: Mediastinitis. Erkrankungen des<br />
Blutes und des Lymphsystems: selten: Thrombozytopenie, Thrombozytenfunktionsstörung. Stoffwechsel- und<br />
Ernährungsstörungen: gelegentlich: Hyponaträmie, selten: Hyperglykämie. Erkrankungen des Nervensystems:<br />
gelegentlich: Zerebrale Ischämie, Kopfschmerzen, selten: Hirninfarkt, Schlaganfall, Krampfanfall. Herzerkrankungen:<br />
häufig: Bradykardie, gelegentlich: Herzstillstand, Sinusarrest, Tachykardie, selten: Myokardinfarkt, ventrikuläre<br />
Tachykardie, Vorhofflimmern, Low-cardiac-output-Syndrom, Atrioventrikularblock, Rechtsschenkelblock,<br />
supraventrikuläre Extrasystole, ventrikuläre Extrasystole. Gefäßerkrankungen: häufig: Hypotonie, gelegentlich:<br />
Hypertonie, selten: Schock, Hitzewallungen. Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums:<br />
gelegentlich: Lungenödem, selten: Asthma, Atemnot, Atemwegserkrankung, Bronchospasmus, Dyspnoe,<br />
Hypoxie. Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: gelegentlich: Erbrechen, Übelkeit, selten: Abdominalbeschwerden,<br />
Absonderung im Mund, Mundgeruch. Leber- und Gallenerkrankungen: gelegentlich: Lebererkrankungen,<br />
selten: Hyperbilirubinämie. Erkankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: selten: Erythem, kalter<br />
Schweiß. Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: selten: Muskelspasmen. Erkrankungen<br />
der Nieren und Harnwege: selten: Niereninsuffizienz, akutes Nierenversagen, Oligurie. Allgemeine<br />
Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: selten: Fieber, Schüttelfrost, Beklemmungen in der<br />
Brust, Schmerzen an der Verabreichungsstelle, nicht bekannt: Schmerzen an der Anwendungsstelle, Reaktion an der<br />
Injektionsstelle, Druckgefühl. Untersuchungen: häufig: Niedrigerer Blutdruck, gelegentlich: Elektrokardiogramm<br />
ST-Strecken-Senkung, Herzindex abnormal, Alanin-Aminotransferase (ALT/GPT) abnormal, Aspartat-Aminotransferase<br />
(AST/GOT) abnormal, Bilirubin im Blut abnormal, Leukozytenzahl abnormal, Erythrozytenzahl abnormal,<br />
Hämoglobin abnormal, Hämatokrit abnormal, Thrombozytenzahl abnormal, Laktatdehydrogenase im Blut abnormal,<br />
Harnstoff im Blut abnormal, Kreatinin im Blut erhöht, Kreatinphosphokinase im Blut abnormal, Gesamtprotein<br />
abnormal, Albumin im Blut abnormal, Natrium im Blut abnormal, Kalium im Blut abnormal, Cholesterin im Blut<br />
abnormal, Triglyceride im Blut abnormal, Eiweiß im Urin vorhanden, selten: Erhöhter Blutdruck, Elektrokardiogramm<br />
T-Welleninversion, Elektrokardiogramm: verlängerte Dauer des Kammerkomplexes, Herzfrequenz vermindert, Pulmonalarteriendruck<br />
erhöht, PO 2 vermindert, Zahl der Neutrophilen abnormal, alkalische Phosphatase im Blut<br />
abnormal, alkalische Leukozytenphosphatase, freie Fettsäuren abnormal, Chlorid im Blut abnormal, Glukose im Urin.<br />
Inhaber der Zulassung: Amomed Pharma GmbH, Storchengasse 1, 1150 Wien, Österreich.<br />
Zulassungsnummer: DE: 94094.00.00; AT: 137584. Verkaufsabgrenzung: Verschreibungspflichtig/Rezept- und<br />
apothekenpflichtig. Stand der Information: DE: Dezember 2017; AT: Dezember 2017<br />
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