casanostra 82 - Dezember 2006
Neues Leben im alten Bauernhof: Umbau in Eigenregie | Ombudsstelle Baupfusch: Affront gegen HVS | Das autarke Haus von Flerden GR: Die Zukunft hat begonnen | Hilfe, der Nachbar baut! Lärm, Staub, Schäden – was tun? | Streit um Baum: Nachbar verlangt Fällung | Haus und Klimawandel: Komfort frisst Energieeinsparungen
Neues Leben im alten Bauernhof: Umbau in Eigenregie | Ombudsstelle Baupfusch: Affront gegen HVS | Das autarke Haus von Flerden GR: Die Zukunft hat begonnen | Hilfe, der Nachbar baut! Lärm, Staub, Schäden – was tun? | Streit um Baum: Nachbar verlangt Fällung | Haus und Klimawandel: Komfort frisst Energieeinsparungen
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6_ HAUS WISENTAL__porträt<br />
Links: Ansicht des<br />
alten Gebäudes vor<br />
dem Umbau.<br />
Rechts: Bauherr<br />
Ueli Häfeli.<br />
Wirkung dieses uralten Werkstoffs fasziniert. Meteorwasser<br />
wird auf dem Grundstück versickert. Regenwasser<br />
für WC-Spülungen, Waschmaschine und<br />
Garten wird in der umgerüsteten Jauchegrube gesammelt.<br />
Minergie für alte und neue Hausteile<br />
Wärme beziehungsweise Warmwasser liefert eine<br />
effiziente Stückholzheizung, die gut zugänglich im<br />
Tenn steht. Sie wird von den Bewohnern im Turnus<br />
bedient. Im Sommer reicht einmal Heizen pro Woche<br />
aus, im Winter einmal pro Tag. Auf der noch zu<br />
bauenden Remise will Häfeli 12 Quadratmeter Sonnenkollektoren<br />
installieren. Der ehemalige Energieberater<br />
hatte von Anbeginn den Minergiestandard<br />
für das ganze Gebäude zum Ziel. Kein Leichtes,<br />
waren doch drei unterschiedliche Hausteile für die<br />
Minergieanforderungen durchzurechnen: Der alte<br />
Wohnteil mit Riegelwerk und Bruchsteinmauern<br />
sowie die neue Wohnung in der Heubühne im Umbaustandard,<br />
der Ersatzanbau im Neubaustandard.<br />
Wichtig ist dem Ehepaar Häfeli,<br />
dass der Hof Wisental wieder<br />
zu neuem Leben erweckt wurde.<br />
Grossen Aufwand verursachte das Vermeiden von<br />
Wärmebrücken und Gebäude-Undichtigkeiten. Nächtelang<br />
hat der Bauherr über den Konstruktionsdetails<br />
gebrütet. «Solche Projekte sollte man wohl<br />
besser jung realisieren», seufzt Häfeli. Dafür wisse<br />
er, dass kein Baupfusch begangen und keine Wohngifte<br />
eingebaut wurden.<br />
Zeitplan entgleist<br />
Ursprünglich war die Fertigstellung des Hauses auf<br />
Oktober 2005 geplant. Die Aufgabe habe sich «viel<br />
komplexer» gestaltet, als er gedacht hätte, räumt<br />
Häfeli ein. Neben den Überraschungen durch die<br />
schlechte Bausubstanz hätten sich zum Beispiel die<br />
Auflagen des Ortsbildschutzes als Knacknuss erwiesen.<br />
Vom Brandschutz bis zur Dachgestaltung<br />
rang Häfeli mit der Behörde. Dachkippfenster waren<br />
nicht erlaubt; ein 3 Quadratmeter grosses Glasziegelfeld<br />
jedoch schaffte die behördliche Hürde. Bei<br />
der Fassade des Stallteils einigte man sich wie beim<br />
«Original» auf eine Verkleidung mit roh gesägten,<br />
ungleich breiten Tannenriemen, die mit einer silbergrauen<br />
Lasur vorbehandelt sind. __<br />
Kosten unterschätzt<br />
Text_Stefan Hartmann_Fotos_Christine Bärlocher<br />
Die Eigenleistungen des Ehepaars Häfeli während der 2 1 / 2 -<br />
jährigen Umbauzeit waren beträchtlich. Den persönlichen Aufwand<br />
schätzt Häfeli auf etwa 300 000 Franken. Mit ihrem<br />
beruflichen Einkommen hat Heidi Häfeli eine Erhöhung der<br />
Eigenkapitalquote ermöglicht. Nur unter diesen Voraussetzungen<br />
war die Kantonalbank bereit, das Unterfangen<br />
mitzutragen. Denn bei Pensionierten – Ueli Häfeli ist 65 – sind<br />
Banken generell zurückhaltend.<br />
Die Umbaukosten beliefen sich auf 1,9 Millionen Franken –<br />
1 Million mehr als geplant. Das Haus ist trotz allem selbsttragend:<br />
Die ortsüblichen Mieten der beiden grösseren<br />
Wohnungen liegen unter 3000 Franken (inkl. Nebenkosten).<br />
Mit dem Mietertrag der drei Wohnungen (die dritte Wohnung<br />
bewohnt das Paar selber) sind Hypozinskosten, Unterhalt<br />
und Rückstellungen gedeckt. Rendite wirft die Liegenschaft<br />
erst in zehn Jahren nach Rückbezahlung der Hypotheken ab.<br />
Solange liegt die Eigenkapitalrendite bei null. Aber wichtiger<br />
ist den Häfelis, dass der Hof Wisental wieder zu neuem Leben<br />
erweckt wurde. Heute wohnen hier wieder sechs Erwachsene<br />
und fünf Kinder.<br />
(sth)<br />
<strong>casanostra</strong>_<strong>82</strong>/<strong>2006</strong>