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CamperVans 02/2018 Leseprobe

Neuheiten 2018: Mercedes-Benz Sprinter, Hymercar, Weinsberg, Womondo, Dreamer und mehr, Offroad-Special: 4Motion Werz Magnum A und La Strada Avanti mit Dangel 4x4 im Test, Basisfahrzeuge, Reise und Ausrüstung, Dauertest: Adria Family 600 SPT, Schon gefahren: Chausson Twist V594, Reise: Abenteuer Irland mit VW T3, Firmenporträt: Mostvanted, Ausrüstung: Marderabwehrsysteme

Neuheiten 2018: Mercedes-Benz Sprinter, Hymercar, Weinsberg, Womondo, Dreamer und mehr, Offroad-Special: 4Motion Werz Magnum A und La Strada Avanti mit Dangel 4x4 im Test, Basisfahrzeuge, Reise und Ausrüstung, Dauertest: Adria Family 600 SPT, Schon gefahren: Chausson Twist V594, Reise: Abenteuer Irland mit VW T3, Firmenporträt: Mostvanted, Ausrüstung: Marderabwehrsysteme

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Nr. 2/<strong>2018</strong><br />

Das Magazin<br />

für Kastenwagen<br />

und Campingbusse<br />

Vanlife<br />

gewinnen<br />

7 Tage im<br />

Miet-Van!<br />

€ 5,90<br />

SPRINTER<br />

REDESIGNT<br />

Was am Daimler<br />

neu ist, was bleibt.<br />

Österreich € 6,70 | Schweiz sfr 11,80 BeNeLux € 6,95<br />

Frankr. / Ital. / Span. / Port. (cont.) € 7,95 | Finnland € 8,70<br />

WILD ATLANTIC WAY<br />

Abenteuer<br />

Irland<br />

45 SEITEN<br />

OFFROAD-SPECIAL<br />

Faszination, Test,<br />

Technik & Liebe<br />

➔ 4x4 Basisfahrzeuge<br />

➔ Zubehör für Abenteurer<br />

UNFASSBAR!<br />

26 Jahre und 899.592<br />

Kilometer unterwegs<br />

SUPER-BULLI<br />

On Tour im Werz-VW.<br />

4Motion mit Hochdach<br />

4X4 NACHRÜSTEN<br />

Dangel-Antrieb für Fiat<br />

und Citroën im Test<br />

NEU: Camper <strong>2018</strong> ++ Test: Chausson Twist ++ Adria Family Dauertest: das Finale


FREIHEIT ABSEITS BEFESTIGTER<br />

WEGE: WESTFALIA!<br />

Der Westfalia Amundsen ist ein echter Maßstab. Er besticht durch seine automotive Qualität, sein frisches<br />

Design, seinen großzügigen Innenraum, sein innovatives Stauraumkonzept, seinen hohen Komfort<br />

und seine Top-Ausstattung. Wie etwa der Amundsen 540 D mit Offroad Paket. Dazu gehören unter<br />

anderem Allradantrieb, Hinterachsdifferential, Fahrwerksanhebung, Dachaufbauten, Fahrradträger und<br />

18 Zoll Offroad Felgen mit 255/55 „All Terrain“- Bereifung.<br />

Mit dem Amundsen 540 D Offroad erleben Sie die Faszination Westfalia auch abseits eingefahrener<br />

Wege. Viel Spaß dabei!<br />

Westfalia Mobil GmbH • Gleichenstraße 20 • 99867 Gotha • Tel.: +49 3621 226 0800 • Fax: +49 3621 226 0810 • infoservice@westfalia-mobil.com • www. westfalia-mobil.com<br />

Unsere Westfalia Partner: Autohof Kosmalla • 04229 Leipzig • 0341/415368-12 / Togo Reisemobile • 21423 Stove • 04176/914930 / Ehlers Kfz-Technik • 21769 Lamstedt • 04773/879460<br />

SOMA Caravaning Center • 28237 Bremen • 0421/4787779-0 / Südsee-Caravans • 29649 Wietzendorf • 05191/9678<strong>02</strong>1 / Karl Thiel GmbH • 33378 Rheda-Wiedenbrück • 05242/59050<br />

PreMo – Premium-Mobile • 46395 Bocholt • 0700/20012200 / SOMA Caravaning Center • 48231 Warendorf • <strong>02</strong>581/60360 / Rentmobil Reisemobil • 50389 Wesseling • <strong>02</strong>236/944900<br />

SYRO Reisemobil Center • 59439 Holzwickede • <strong>02</strong>301/9479800 / Heck Caravan & Reisemobile • 63505 Langenselbold • 06184/4410 / Dörr Reisemobile • 66646 Bliesen • 06853/922690<br />

Eder • 72574 Bad Urach-Wittlingen • 07125/933888 / Freizeit- und Caravanprofi Steiner • 85254 Sulzemoos • 08135/994660 / Jürgen Scholz GmbH • 91056 Erlangen • 09131/916160<br />

MGS Bayreuth • 95445 Bayreuth • 0921/289952454 / SW Gotha GmbH • 99867 Gotha • 03621 - 7335660 / AT: Campingworld Neugebauer • 2620 Neunkirchen • +43 2635/2<strong>02</strong>22-0


EDITORIAL<br />

NOTIZEN AM ANFANG<br />

HALLO<br />

COMPUTER!<br />

UNTERM RAD Hermann Hesse hat<br />

gelitten im Internat. Das hat<br />

er in „Unterm Rad“ ausführlich<br />

verarbeitet, der arme Bub. Hier<br />

liegt nun Redakteur Güldenfuß<br />

und schaut sich das Dangel-4x4-<br />

Verteilergetriebe ganz genau an.<br />

Wenn keine Bühne zur Hand ist,<br />

muss es so gehen. Hoffentlich<br />

gefällt’s ihm bei <strong>CamperVans</strong><br />

besser als Hesse in Maulbronn.<br />

MEHR ALS FIVE<br />

MINUTES OF FAME<br />

bekommen unsere<br />

#fundstückedestages<br />

auf unserem<br />

Instagram-Account<br />

(instagram.com/<br />

campervans_mag).<br />

Meistens sichten<br />

wir, die Redakteure,<br />

Vans auf<br />

unserem Weg ins<br />

Büro. Allerdings<br />

ist das<br />

Stuttgarter Stadtgebiet nicht<br />

der natürliche Lebensraum von<br />

Campervans. Deshalb zeigt uns<br />

doch Eure Fahrzeuge in freier<br />

Wildbahn und wir zeigen Sie<br />

der Insta-Community. Markiert<br />

uns oder verwendet den Hashtag<br />

#campervans_mag oder schickt<br />

eine Mail an wolter@<br />

doldemedien.de<br />

Computer, fahr mal das Aufstelldach<br />

hoch.“ Diesen Befehl ignoriert der T3-<br />

Camper aus diesem Heft. Hat ja keinen<br />

Computer. Er ist kein Smart-Camper. Aber<br />

smartes Camping, da ist man sich in der<br />

Branche sicher, ist die Zukunft. Alexa und<br />

Siri im Van. Da fallen dann Sätze wie: Wie viel<br />

Gas ist noch an Bord? Fahre zum Campingplatz,<br />

aber bitte an einem Baggersee vorbei,<br />

zum schön Pause machen, nicht irgendwo.<br />

Oder die Heizung von der Skipiste aus<br />

schon mal anschmeißen, per mündlichem<br />

oder getipptem Befehl. Sehr praktisch.<br />

Geht prinzipiell schon heute.<br />

Der neue Geschäftsführer von Hymer,<br />

Christian Bauer, gibt im Gespräch mit <strong>CamperVans</strong><br />

den Ausblick auf die Entwicklung<br />

der Bad Waldseer: „Zunächst werden die<br />

Technologien im Bereich Sicherheit kommen.<br />

Sicherheit ist das Vehikel, das smarte<br />

Anwendungen zur Akzeptanz beim Kunden<br />

bringt.“ Überwachung des Vans, während<br />

man wandert. Autonomes Fahren.<br />

Notfallassistenten.<br />

Denn die Frage ist auch die nach der<br />

Nachfrage: Wollen Camper überhaupt<br />

smartes Campen? Derzeit haben wir hier<br />

wohl zwei gegenläufige Trends. Zum einen<br />

den Fall „Patrick Sauter“, der mit Freundin<br />

im T3 nach Irland tuckert. Mit analoger<br />

Straßenkarte, weil man da draufmalen<br />

und draufschreiben kann. Und dann eben<br />

smarte Anwendungen, die durch Dinge<br />

wie die Truma iNet-Box steuerbar sind.<br />

Es ist die Zerrissenheit der Menschen<br />

unserer Zeit: Feng Shui in der Wohnung,<br />

aber Infowirrwarr im Kopf, weil die Flut an<br />

Infos nicht abreißt, weil man sich keine Zeit<br />

mehr nimmt, Ruhe in die Synapsen einkehren<br />

zu lassen. Immer glotzt man wo drauf.<br />

Da ist die Sehnsucht nach Ruhe, nach<br />

Natur, nach Retrocamping groß. Aber es<br />

gibt auch die Unnachgiebigkeit des Fortschritts,<br />

der auch vieles Gutes bringt.<br />

Jetzt ist der neue Sprinter vorgestellt<br />

worden und natürlich kündigt Volker Mornhinweg,<br />

Leiter von Mercedes-Benz Vans,<br />

den smarten Camper an. „Das Wohnmobil<br />

wird zum Interface“, sagte er am Rande der<br />

CMT in Stuttgart. Dass der Sprinter sämtliche<br />

Pkw-Assistenzsysteme wie Spurhalteassi<br />

und Abstandstempomat bekommt, ist<br />

nicht mehr überraschend. Jetzt kommt die<br />

offene Schnittstelle. The next big thing.<br />

Auch die Europäische Presse scheint den<br />

Trend zu bestätigen. Beim „European Innovation<br />

Award“ (von unserem Verlag ausgerichtet)<br />

wählten 15 Campingfachmagazine<br />

unter anderem die Studie VW California<br />

XXL in der Kategorie „Design innen“ zum<br />

Sieger. Und in dieses Design ist das Thema<br />

smartes Campen voll integriert. Steuerung<br />

der gesamten Bordtechnik übers Tablet.<br />

In Kanada forscht Hymer seit einiger<br />

Zeit am autonomen Fahren mit einem<br />

Wohnmobil. Da fährt eines rum und sammelt<br />

Erfahrung. „Wohnen und autonomes<br />

Reisen“, sagt Christian Bauer mit dem Blick<br />

in die Zukunft, „finden Sie nicht auch, dass<br />

das gut passt?“, und deutet an, dass das<br />

nicht nur eine Phantasie bleiben wird, irgendwann<br />

mal unangeschnallt hinten im<br />

Womo Kaffee kochen zu können oder einfach<br />

zu schlafen, während das Womo fährt.<br />

Während man in Kanada Daten sammelt,<br />

dass das mal möglich wird, fährt Patrick<br />

mit dem T3-Bus durch die Welt und<br />

sammelt Erlebnisse. Beides voll gut.<br />

VATERMITDEMSOHNE Was Heinz Rühmann<br />

kann, kann Karsten Kaufmann<br />

schon lang. Einmal über<br />

die Alpen mit Bulli und Sohn.<br />

Der 13-jährige Filius zückte<br />

auf der Tour seine Spiegelreflexkamera<br />

und schoss knapp<br />

1.600 Bilder in drei Tagen.<br />

Eine Auswahl schmückt den Praxistest<br />

des Werz Magnum A.<br />

Egal wie, Hauptsache eine gute<br />

Zeit, wünscht<br />

Timo Großhans<br />

Chefredakteur<br />

<strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong> 3


OFFROAD-SPECIAL<br />

MEHR<br />

GRIP<br />

7<br />

mal 4x4 Zwischen der berühmten nassen<br />

Wiese auf dem Campingplatz und dem<br />

Atlasgebirge liegen Welten. Prima, wir<br />

tauchen mal dazwischen ein.<br />

Fotos: Cedric Kaufmann, Güldenfuß, Paul, Firmenarchiv Seikel, Daimler AG, Hersteller<br />

Test: 4Motion<br />

Werz Wohnmobile<br />

Langer Radstand, Hochdach und ab<br />

in die Alpen. Mit Allrad, Vater und<br />

Sohn. Ein Erlebnis der besonderen<br />

Art.<br />

ab Seite 26<br />

Test: Dangel für<br />

Citroën und Fiat<br />

Den Nachrüst-Allrad gibt es nun<br />

bei Fiat ab Werk. Für uns zeigt ein<br />

baugleicher Franzose, wie weit man<br />

mit dem 4x4-Transporter kommt.<br />

ab Seite 36<br />

Probefahrt:<br />

Wanner X-Klasse<br />

Wie viel Nissan in dem Mercedes<br />

steckt und wie er sich mit der Monocoque-Kabine<br />

fährt, erklärt uns<br />

der Testchef Heiko Paul persönlich.<br />

ab Seite 46<br />

24 <strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong>


Alle Allrad-<br />

Basiscamper<br />

Was gibt es denn eigentlich mit<br />

Allrad, mit welcher Technik und<br />

was taugt davon zum Campen? Wir<br />

geben die Übersicht.<br />

ab Seite 48<br />

Offroad-<br />

Ausrüstung<br />

Männerspielzeug oder sinnvolles<br />

Zubehör? Manchmal sind die<br />

Grenzen fließend. Von Fahrwerken,<br />

Anfahrhilfen und anderen Dingen.<br />

ab Seite 54<br />

Firmenporträt<br />

Seikel<br />

Seikel macht Vans wüstentauglich.<br />

Aber es geht auch ein paar Nummern<br />

kleiner. Karsten Kaufmann<br />

war zu Besuch.<br />

ab Seite 60<br />

Reise mit Otto,<br />

dem Rekord-G<br />

Zweimal um die Erde rum und<br />

immer noch nicht kaputt. Warum<br />

dieser G zu Recht den Weg ins<br />

Museum fand.<br />

ab Seite 64<br />

<strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong> 25


OFFROAD-SPECIAL Test Werz Magnum A<br />

Dezember 2017,<br />

Oberalp-Pass in der<br />

Schweiz: Bei eisigen<br />

Minusgraden zeigt der<br />

Magnum A Wintercamper-Qualitäten.<br />

26 <strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong>


BULLI<br />

GRAN<br />

TURISMO<br />

Text: Karsten Kaufmann, Fotos: Cedric Kaufmann<br />

Der Werz Magnum A rollt mit stilvoller Effektlackierung<br />

und aparter Kombination aus<br />

Hochdach und langem Radstand zum Test.<br />

Ein exklusiver Bulli mit Offroad-Genen, auch<br />

für Fans kerniger Fernreisen.<br />

Gran Turismo ist der Inbegriff von der Sportlichkeit eines Langstreckenrennwagens.<br />

Schon bei den italienischen Klassiker-Rennserien Targa Florio oder Mille<br />

Miglia standen bei den Piloten besondere Attribute wie Tourentauglichkeit<br />

und optimal nutzbarer Innenraum hoch im Kurs.<br />

Diese Attribute werden auch heute noch sehr geschätzt – wenn auch, wie in unserem<br />

Fall, etwas frei in den Kosmos der Campervans transferiert. Womit wir, kurzer<br />

Exkurs abgeschlossen, beim Werz Magnum A wären.<br />

Sicherlich hat Uwe Werz beim Ausbau des Magnum A keinen klassischen Rennwagen<br />

vor Augen gehabt – implantierte seinem exklusiven Bulli aber das ein oder<br />

andere Charaktermerkmal eines GT. So rollt der Magnum A mit SCA-463-Hochdach<br />

auf langem Radstand, unter der Motorhaube brummelt VWs stärkstes Dieselaggregat<br />

für den allradgetriebenen T6 – ein 2,0-Liter-TDI mit stattlichen 204 Pferdestärken. Um<br />

den Magnum A für schlechte Wege zu rüsten, stellt Werz den Bulli auf ein hochbeiniges<br />

Seikel-Offroad-Fahrwerk – nicht zuletzt, um den Rampenwinkel des langen T6 zu<br />

optimieren und ihm etwas Luft unterm Bauch, sprich Bodenfreiheit zu verschaffen.<br />

Gewaltige AT-Reifen der Dimension 235/65 zieren mattschwarze 17-Zoll-Alu-Rundlinge<br />

und stehen dank verstärkter Karkassen für erhöhte Pannensicherheit. Bestechende<br />

Gran-Turismo-Gene in der Effektlackierung Oryx: ein extravagantes Weiß mit einer Mischung<br />

aus Perlmutt- und feinem Anthrazitlook, der sich nur bei besonderem Lichteinfall<br />

zeigt.<br />

➤<br />

<strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong> 27


OFFROAD-SPECIAL Test Dangel 4x4<br />

ABENTEUER<br />

Allradtaugliches<br />

Gelände sucht man<br />

nicht, es findet<br />

einen. Oft muss<br />

man weiter fahren,<br />

als einem lieb ist,<br />

um einen Platz zum<br />

Wenden zu finden.<br />

36 <strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong>


PLUS<br />

Das Angebot ist verlockend: Ein von der Größe her fast<br />

komplett ausgewachsener Kastenwagen, Allradantrieb<br />

und zu einem Basispreis von rund 62.000 Euro – wie viel<br />

mehr Abenteuer steckt im La Strada Avanti mit 4x4?<br />

Die Nachfrage nach ein bisschen mehr<br />

Schlechtwegetauglichkeit, ein bisschen mehr<br />

Freiheit ist groß. Kaum ein Stand auf den einschlägigen<br />

Caravanmessen, an dem nicht in<br />

Großbuchstaben „4x4“ oder „Allrad“ ins Publikum<br />

schreit. Normal kann jeder – und wie<br />

beim Boom der SUVs und Geländewagen<br />

heißt es jetzt auch im Kastenwagensegment:<br />

Wer es sich leisten kann, erkauft sich ein bisschen<br />

mehr Traktion – und Abenteuer.<br />

Allerdings war die Auswahl an Fahrzeugen<br />

der Kategorie „größer als VW T6 oder MB Vito“<br />

bisher sehr klein, zu exotisch oder schlicht<br />

viel zu teuer, als dass sie den typischen „Nice<br />

to have“-Reflex auslösten. Mindestens 10.000<br />

Euro mussten für eine, meist nachgerüstete,<br />

zusätzlich angetriebene Achse schon investiert<br />

werden – es konnte aber auch leicht das<br />

Dreifache werden. Einer der preisgünstigeren<br />

Nachrüster ist das französische Unternehmen<br />

Dangel . Firmengründer Henry Dangel<br />

baute in den 60er-Jahren Rennwagen, außerdem<br />

beschäftigte ihn die Frage, wie man den<br />

Komfort eines Pkw mit den Fahreigenschaften<br />

eines Geländewagens kombinieren kann.<br />

von Andreas Güldenfuß (Text und Fotos)<br />

Das greifbare Ergebnis war anfangs ein Peugeot<br />

504 mit einem selbstkonstruierten Verteilergetriebe<br />

und Allradantrieb. Qualität und<br />

Ausführung fanden selbst in den Augen des<br />

französischen Automobilherstellers Gefallen<br />

und somit wurde Dangel die Erlaubnis erteilt,<br />

Peugeots, Citroëns und später auch Fiats umzurüsten.<br />

Seit 2003 fertigt Dangel ISO-zertifiziert,<br />

also mit nachgewiesen gleichbleibender<br />

Qualität und Sorgfalt. Ohne solche Nachweise<br />

wäre es heutzutage, allein schon wegen den<br />

strengen Abgasnormen, nicht mehr möglich,<br />

eine Zulassung für ein nachgerüstetes<br />

Fahrzeug zu bekommen. Qualitativ hört und<br />

liest man so einiges – doch spätestens seit<br />

Fiat 2015 den Allrad „by Dangel“ offiziell ins<br />

Programm aufgenommen hat, entspricht die<br />

Qualität Großserienstandard.<br />

Citroën Jumper mit Dangel 4X4<br />

Die eigentliche Nachrüstung besteht bei unserem<br />

Citroën Jumper aus einem kompletten<br />

Antriebsstrang für die Hinterachse, also<br />

Antriebswellen, Verteilergetriebe und Längstrieb<br />

mit Visco-Kupplung. Ein eigens kon-<br />

Da wird die Nacht zum<br />

Tag. Beinahe albernes<br />

Gimmick: die LED-Beleuchtung<br />

(197 Euro) ist<br />

mittels Fernbedienung<br />

dimmbar.<br />

➤<br />

<strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong> 37


OFFROAD-SPECIAL Basisfahrzeuge<br />

Wenn das<br />

ABENTEUER<br />

ruft<br />

Für<br />

›› SERIENFAHRZEUGE:<br />

viele ist das „ausgetretene Pfade verlassen“<br />

der Inbegriff von Vanlife. Die Basisfahrzeuge dafür gibt<br />

es serienmäßig mit Allrad, damit man die Pfade auch<br />

befahren kann. Text: Andreas Güldenfuß<br />

Ford Transit AWD<br />

Das Allradsystem im Ford Transit verteilt die zur<br />

Verfügung stehende Motorleistung mithilfe einer<br />

eigens entwickelten elektronisch geregelten Allrad-Kupplung<br />

automatisch an die einzelnen Räder.<br />

Je nach Fahrsituation variiert die Drehmomentverteilung<br />

zwischen Front und Heck von 0:100 bis zu<br />

50:50. Zwei Betriebsprogramme stehen zur Verfügung:<br />

AWD Auto-Modus, hier passt die Elektronik<br />

automatisch die Kraftverteilung an, oder AWD Lock<br />

für permanenten Allradantrieb.<br />

www.ford.de<br />

48 <strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong>


Allrad, AWD, 4x4, 4Motion oder 4Matic – als<br />

alter Syncro-Fahrer sage oder denke ich:<br />

„Ist doch alles Quatsch, braucht man doch<br />

fast nie.“ Tagein, tagaus fahre ich mit meinem<br />

Bus durch die Gegend, Allrad brauche<br />

ich nie. Kurz in den matschigen Feldweg, auf der nassen<br />

Wiese umdrehen, den Anhänger voller Brennholz<br />

aus dem Wald ziehen, zu dem einsamen Stellplatz am<br />

Strand fahren – dazu brauche ich doch keinen Allrad,<br />

oder? Rund 20 Jahre Allradfahrzeuge lassen einen etwas<br />

abstumpfen – schließlich hatte man ja nie Probleme.<br />

Bei normaler, trockener Witterung ist es auch wirklich<br />

schwierig sich festzufahren. Auch mit Geröll und losem<br />

Schotter kommen die meisten zweiradgetriebenen<br />

Fahrzeuge relativ gut klar – jedenfalls solange es eben<br />

ist. Wenn es nass oder matschig ist, Schnee liegt oder<br />

man auf losem Untergrund Anstiege bewältigen muss,<br />

sieht die Sache schon anders aus. Okay, so ein Syncro<br />

mit gemäßigten All-Terrain-Reifen sieht nicht nur gut<br />

aus, er hat auch seine Vorteile – wenn man sie braucht.<br />

Der Umstieg auf „normale“ Camper ist zum Teil etwas<br />

schwierig – weil das Teil plötzlich steckenbleibt, wo es<br />

auf den ersten Blick gar keinen Grund dafür gibt – das<br />

meinte ich mit abgestumpft.<br />

Jetzt ist es zum Glück nicht mehr so wie früher, mit<br />

meinem Nissan MD21 mit Aeroplast-Wohnkabine,<br />

wo man sich den Vierrad-Antrieb mit wenig Fahrkomfort<br />

und immensem Mehrverbrauch erkaufen musste.<br />

Moderne Allrad-Fahrzeuge können das besser, selbst<br />

dem 15 Jahre alten T4 merkt man seinen Antrieb nicht<br />

oder kaum an.<br />

Allrad ist in, soviel ist klar. Wer es sich leisten kann,<br />

gönnt sich die zweite angetriebene Achse – ob er sie jemals<br />

braucht oder nicht. Der Markt an Allradlern ist größer,<br />

als man vielleicht glaubt, es gibt eigentlich kaum<br />

ein Basisfahrzeug, welches nicht als 4x4 erhältlich ist –<br />

als Serie oder zum Nachrüsten.<br />

■Aufpreis Allradantrieb: 5.950 Euro<br />

Motorisierung: Vierzylinder-Turbodiesel,<br />

Direkteinspritzer<br />

Hubraum: 1.995 cm³<br />

Leistung: 96 kW (130 PS), 125 kW (170 PS)<br />

Drehmoment: 385 Nm, 405 Nm<br />

Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe<br />

Optionen: –<br />

Volkswagen T6 4Motion<br />

In seiner sechsten Generation heißt er schon lange nicht<br />

mehr Syncro, aus der einfachen Visco-Kupplung wurde eine<br />

moderne, elektrohydraulisch geregelte Haldex-Kupplung<br />

und die VW-Allrad-Varianten hören auf den Namen 4Motion.<br />

Die Funktion ist einfach: Sobald Drehzahlunterschiede zwischen<br />

Vorder- und Hinterachse auftreten, wird von zwei Pumpen<br />

Druck aufgebaut, der die Achsen miteinander koppelt.<br />

Die Verteilung der Antriebskraft hängt vom Untergrund ab,<br />

die Traktionskontrolle funktioniert weiterhin. Weiter kommt<br />

man natürlich mit der optionalen Differenzialsperre für die<br />

Hinterachse. Funktion: automatisch zuschaltende Hinterachse.<br />

Elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung, Kraftverteilung<br />

maximal 50:50.<br />

www.volkswagen.de<br />

■Aufpreis Allradantrieb: 3.415 Euro<br />

Motorisierung: Vierzylinder-Turbodiesel<br />

Direkteinspritzer<br />

Hubraum: 1.968 cm³<br />

Leistung: 110 kW (150 PS), 150 kW (204 PS)<br />

Drehmoment: 340 Nm, 400 Nm<br />

Motorisierung: Vierzylinder-Benzin, Direkteinspritzer<br />

Hubraum: 1.984 cm³<br />

Leistung: max. 150 kW (204 PS)<br />

Drehmoment: 350 Nm<br />

Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe oder<br />

Siebengang-DSG<br />

Optionen: mechanische Hinterachs-Differenzialsperre<br />

952 Euro, Ausstattungspaket<br />

Protection: Unterfahrschutz für Motor,<br />

Getriebe, Tank, Schweller, Differenzial, Hauptschalldämpfer<br />

3.766 Euro, Schwellerleisten<br />

links und rechts 1.136 Euro, Unterfahrschutz<br />

Motor und Getriebe 994 Euro, Schlechtwegefahrwerk<br />

(+20 mm) 460 Euro<br />

➤<br />

<strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong> 49


REISE Irland<br />

78 <strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong>


Irlands<br />

WILDER<br />

Westen<br />

In der Abgeschiedenheit am Rande des<br />

Atlantiks haben die Menschen ihre Traditionen<br />

bewahrt. Jana und Patrick haben diese mit<br />

ihrem blauen VW T3 erfahren.<br />

♁ ♁ ♁<br />

von Patrick Sauter (Text und Fotos)<br />

Wir stehen in der Warteschlange vor den Terminals des Fährhafens in<br />

Calais. Von Stuttgart waren es rund 750 Kilometer bis dorthin. Der<br />

Ölverbrauch hält sich im Rahmen und auch sonst ist die Technik des<br />

Bullis auf der Sprintetappe nicht auffällig, sodass wir guten Gewissens das Festland<br />

verlassen können. Mit Albert, wie wir unseren Bus liebevoll nach meinem Großvater<br />

getauft haben, erfüllte ich mir Anfang 2017 einen lang ersehnten Traum. Zum damaligen<br />

Zeitpunkt war der T3 von 1987 nicht perfekt, aber dennoch sein Geld wert. Mit<br />

ein paar Euro und etlichen Arbeitsstunden steht er heute sauber da. Ich denke, über<br />

diese Busse hat man genug gelesen und entweder gefällt’s – oder eben nicht. Freundin<br />

Jana und mir taugt das entschleunigte Reisen jedenfalls voll und ganz.<br />

Es ist Mitternacht, Nebelschwaden liegen über den Schiffen, um uns herum die<br />

jüngst installierten, meterhohen Zäune. Wir rollen bis an den Check-in und übergeben<br />

unsere Reisepässe, die man für den Eintritt nach England neuerdings auch<br />

noch dabei haben sollte. Der gute Mann am Schalter verkündet Probleme mit meinen<br />

Dokumenten, wir sollen bitte dem Kollegen folgen. Nun stehen wir in einer abgesperrten<br />

Haltebucht zwischen Frankreich und England und sollen uns nicht bewegen.<br />

Es dauert einige Minuten, ehe der Wächter der Nacht zurückkehrt und mir<br />

sagt, dass mein Reisepass gestohlen worden sei, ich aber mit dem Personalausweis<br />

weiterreisen könnte. Letzterer ist mir zwei Wochen zuvor aber beim Motorradfahren<br />

auf der Autobahn mitsamt Geldbeutel im hohen Bogen aus dem Rucksack geflogen.<br />

Der Mann verabschiedet sich schulterzuckend und wünscht uns eine gute Fahrt.<br />

Auch Jana, in dieser Beziehung etwas dünnhäutig, hat sich bereits mit Umdrehen<br />

und Abbruch abgefunden. Kurzum war es der schlechteste Start in einen Urlaub, den<br />

man sich nur vorstellen kann. Da die Fähre von Calais nach Dover aber bereits bezahlt<br />

ist und auch die deutsche Botschaft nicht weiterhelfen kann, fahren wir einfach<br />

drauf los.<br />

Noch etwas geschlaucht von der Anfahrt und dem Stress ohne Grund nutzen wir<br />

die anderthalbstündige Überfahrt für ein kurzes Nickerchen auf einer der durchgesessenen<br />

Bänke. In England angekommen, werden aufgrund akuter Terrorwarnungen<br />

schließlich zahlreiche Personen einer erneuten Kontrolle unterzogen, doch auch hier<br />

➤<br />

<strong>CamperVans</strong> 2/<strong>2018</strong> 79

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