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Erfolg Magazin, Ausgabe 2/2017

DANIELA KATZENBERGER: Interview über Erfolg und Leben, SO DENKEN ERFOLGREICHE: Wie die erfolgreichsten Menschen der Welt denken und handeln, BODO SCHÄFER: Lerne reich zu denken, TIM FERRIS: Im Interview mit Peter Thiel, STEVE JOBS: Hartnäckigkeit, GERHARD SCHRÖDER: Sympathie, STEPHEN COVEY: Disziplin, FRAUKE LUDOWIG: Im Rampenlicht, RALF DÜMMEL UND BRIAN TRACY im Interview

DANIELA KATZENBERGER: Interview über Erfolg und Leben, SO DENKEN ERFOLGREICHE: Wie die erfolgreichsten Menschen der Welt denken und handeln, BODO SCHÄFER: Lerne reich zu denken, TIM FERRIS: Im Interview mit Peter Thiel, STEVE JOBS: Hartnäckigkeit, GERHARD SCHRÖDER: Sympathie, STEPHEN COVEY: Disziplin, FRAUKE LUDOWIG: Im Rampenlicht, RALF DÜMMEL UND BRIAN TRACY im Interview

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SOCIAL MEDIA STAR GARY VAYNERCHUK ÜBER ERFOLG UND INTERNET<br />

D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E<br />

magazin<br />

2 / <strong>2017</strong><br />

<br />

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STEVE JOBS<br />

HARTNÄCKIGKEIT<br />

GERHARD<br />

SCHRÖDER<br />

SYMPATHIE<br />

STEPHEN COVEY<br />

DISZIPLIN<br />

FRAUKE LUDOWIG<br />

IM RAMPENLICHT<br />

+ Ralf Dümmel<br />

Brian Tracy<br />

im Interview<br />

<br />

<br />

Erfahren Sie, wie die erfolgreichsten<br />

Menschen der Welt denken und handeln<br />

BACKHAUS VERLAG 5 EUR<br />

BILDER: MANFRED ESSER, ANDRÉ KOWALSKI, FRANK EIDEL<br />

CHRISTIAN HOLTHAUSEN, VAYNERMEDIA, DS-PRODUKTE, BRIAN TRACY


Editorial<br />

Bild: Ismail Gök<br />

Julien Backhaus<br />

Verleger und<br />

Herausgeber<br />

„Geh da raus und setz‘ den Scheiß um“<br />

Keiner kommt hier lebend raus<br />

Jeder von uns hat Dinge auf dem Zettel stehen, die er gerne machen<br />

möchte. Wobei einige es noch immer nicht zu Papier gebracht<br />

haben. Schade, denn erfolgreiche Menschen denken schriftlich. Ein<br />

beschriebenes Stück Papier ist ein Stück Materie und damit Realität.<br />

Es gab einmal ein Universitätsexperiment, bei dem Studenten kurz<br />

vor dem Abschluss gefragt wurden, ob sie ihre Ziele schriftlich notiert<br />

hätten. Nur rund drei Prozent bejahten das. Lange Zeit später<br />

wollte man herausfinden, was aus den Studenten geworden war.<br />

Die, die Ziele hatten, sie aber nicht schriftlich formuliert hatten, verdienten<br />

schon um einiges mehr, als der Rest. Beeindruckt war man<br />

jedoch von den drei Prozent, die sich Ziele notiert hatten. Sie verdienten<br />

so viel, wie die anderen 97 Prozent zusammengenommen.<br />

Etwas zu erreichen hat einerseits etwas mit Zielen zu tun. Andererseits<br />

natürlich mit der Bereitschaft, etwas umzusetzen. Diese Bereitschaft<br />

ist bei den meisten von uns gehemmt, durch Faulheit, aber<br />

besonders durch Angst. Angst vor, naja, wo vor eigentlich? In der<br />

Regel denken wir das nicht zu ende. Wenn wir das täten, würde uns<br />

auffallen, dass eigentlich gar nichts Schlimmes passieren kann. Im<br />

Gegenteil, je mehr Dinge wir in Angriff nehmen, desto höher ist die<br />

Chance, dass vieles davon klappt.<br />

Freunde, dieses Leben ist keine Generalprobe. Es ist die einzige Aufführung,<br />

es gibt keine Wiederholung. Niemand kommt hier lebend<br />

raus. Wo vor sollten Sie also Angst haben? Sie sind nicht geboren<br />

worden, um uns anderen die Luft weg zu atmen. Sie sollen das tun,<br />

was in Ihrem Herzen ist. Sie können noch Tausend Jahre faul rumliegen,<br />

aber jetzt laufen die paar Jahrzehnte, in denen Sie was bewegen<br />

können.<br />

Die Garantie, ob Sie morgen wieder aufwachen, wird Ihnen keiner<br />

geben. Darum dürfen wir auch nicht alles auf morgen verschieben.<br />

Morgen wird nichts besser sein, außer wir verändern heute etwas.<br />

Logisch ja?<br />

Gary Vaynerchuk würde jetzt sagen „Geh da raus und setz‘ den<br />

Scheiß um“. Und nichts anderes werden wir vom ERFOLG <strong>Magazin</strong><br />

tun. Wir werden unser Bestes geben, Ihnen die Nummer eins Quelle<br />

für <strong>Erfolg</strong>swissen und Motivation zu sein. Schreiben Sie uns auf<br />

facebook und Instagram, was bei Ihnen läuft.<br />

Alles Gute und maximale <strong>Erfolg</strong>e<br />

Ihr Julien Backhaus<br />

Impressum<br />

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<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />

Redaktion/Verlag Backhaus Verlag<br />

EMail: info@backhausverlag.de<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.) Julien D. Backhaus<br />

Redakteurin und Satz Martina Schäfer<br />

Projektmanagerin EvaMaria Backhaus<br />

EMail: info@backhausverlag.de<br />

Herausgeber, Verleger Julien D. Backhaus<br />

Bremer Straße 24, D31608 Marklohe<br />

Anschrift:<br />

Waffensener Dorfstr. 54, 27356 Rotenburg<br />

Telefon (0 42 68) 9 53 04 91<br />

EMail info@backhausverlag.de<br />

Internet: www.backhausverlag.de<br />

Druck<br />

BerlinDruck GmbH + Co KG<br />

OskarSchulzeStraße 12<br />

28832 Achim<br />

Telefon: (04 21) 4 38 710<br />

Telefax: (04 21) 4 38 7133<br />

EMail: info@berlindruck.de<br />

Vertrieb<br />

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Süderstraße 77, 20097 Hamburg<br />

Telefon (0 40) 34 72 40 41<br />

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Jahresabonnement Deutschland EUR 26,00*<br />

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EUR 5,00* + EUR 1,50 Versand<br />

Jahresabo Ausland EUR 35,00*<br />

Einzelheft Ausland EUR 5,00*<br />

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*Preise inkl. 7 % MwSt.<br />

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Onlineredation<br />

EMail info@backhausverlag.de<br />

Autoren (Verantwortliche i.S.d.P)<br />

Die Autoren der Artikel und Kommentare im <strong>Erfolg</strong><br />

<strong>Magazin</strong> sind im Sinne des Presserechts selbst<br />

verantwortlich. Die Meinung des Autoren spiegelt<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider.<br />

Trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion<br />

wird in keiner Weise Haftung für Richtigkeit<br />

geschweige denn für Empfehlungen übernommen.<br />

Für den Inhalt der Anzeigen sind die Unternehmen<br />

verantwortlich.<br />

Vervielfäligung oder Verbreitung nicht ohne<br />

Genehmigung.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de


Inhalt 2/<strong>2017</strong><br />

Bilder: Luepertz/Depositphotos, Vaynermedia, Christian Holthausen, Tracy, Wilkens, Ken Shipp-Doe<br />

<strong>Erfolg</strong><br />

Psychologie der Superreichen ..................... 6<br />

Ralf Dümmel im Interview............................ 8<br />

Scooter Braun:<br />

Entdecker Justin Biebers.............................10<br />

Gerhard Schröder:<br />

Sympathie-Stratege....................................12<br />

Tim Ferris:<br />

Peter Thiel..................................................14<br />

Manager-Ernährung...................................17<br />

Steve Jobs:<br />

Harnäckigkeit.............................................18<br />

Roger Rankel:<br />

Via Negativa...............................................20<br />

Story<br />

Christian LIndner:<br />

Gründergeist..............................................22<br />

Bill Gates:<br />

Führungsstil................................................24<br />

Claudia Enkelmann:<br />

Charisma gewinnt......................................26<br />

Die Samwer-Brüder....................................28<br />

Jacky Chan.................................................30<br />

Der Wassermillionär....................................32<br />

Vom Obdachlosen<br />

zum Facebook-Star.....................................33<br />

Menderes:<br />

Never give up.............................................34<br />

Daniela Katzenberger<br />

im Interview...............................................36<br />

Leben<br />

Diemar Hopp..............................................39<br />

Nina Ruge im Interview...............................40<br />

Frauke Ludowig im Interview......................42<br />

Einstellung<br />

Jürgen Höller:<br />

Ziele erreichen............................................44<br />

Stephen Covey:<br />

Disziplin befreit...........................................46<br />

Bodo Schäfer:<br />

Liebe das Geld............................................48<br />

Scheiß drauf!..............................................50<br />

Udo Jürgens:<br />

Nur dieser Weg!.........................................52<br />

Gerhard<br />

Schröder<br />

Sympathie-<br />

Stratege<br />

12<br />

Gary Vaynerchuk<br />

Ins Handeln<br />

kommen<br />

62<br />

<br />

www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

Leon Windscheid:<br />

Gegen die Spirale der Angst.......................54<br />

Maxwell:<br />

So denken <strong>Erfolg</strong>smenschen.......................58<br />

Oliver Kerner:<br />

Strategie gegen die Firmenpleite.................60<br />

Wolf of Wall Street gibt‘s bei uns nicht.......61<br />

Gary Vaynerchuk<br />

Komm ins Handeln.....................................62<br />

Brian Tracy:<br />

Ziele setzen................................................64<br />

Warum wir Stress brauchen........................66<br />

Warren Buffett:<br />

Investmentgeheimnisse...............................68<br />

Frauke<br />

Ludowig<br />

Im<br />

Rampenlicht<br />

42<br />

Brian Tracy<br />

Ziele setzen<br />

64<br />

Bill Gates<br />

Führungsstil<br />

Daniela<br />

Katzenberger<br />

Im Interview<br />

36<br />

24<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de


<strong>Erfolg</strong><br />

Bild: Depositphotos/DmBaker<br />

Es gibt kaum eine<br />

Eigenschaft, die<br />

allen Hochvermögenden<br />

gemeinsam<br />

ist, aber<br />

es gibt viele<br />

Muster, die<br />

immer wieder<br />

auftauchen –<br />

darunter<br />

diese<br />

sechs.<br />

Dr. Rainer Zitelmann<br />

Superreiche<br />

ticken anders<br />

<br />

www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

1<br />

Viele Hochvermögende hätten<br />

in großen Unternehmen keine<br />

Karriere gemacht, weil sie dafür<br />

zu schwierig sind. Sie sind nicht<br />

selten unangepasst, hatten oft<br />

schon in ihrer Schulzeit harte Auseinandersetzungen<br />

mit den Lehrern. Weil sie sich<br />

nicht vorstellen konnten, als Angestellte zu<br />

arbeiten, wurden sie Unternehmer.<br />

„Ich meine, ich bin ein schwieriger Mensch<br />

und früher war ich noch viel schwieriger, als<br />

ich es heute bin. … Ich musste mir meine<br />

Hörner abstoßen. Ich musste die Erfahrung<br />

sammeln, die ich heute gesammelt habe. Und<br />

ich wäre nie zum <strong>Erfolg</strong> gekommen, hätte<br />

man mich irgendwo versucht … Da hätte man<br />

mir Tabletten geben müssen.“<br />

„Ich hätte nie als Angestellter arbeiten<br />

können. Ich hätte auch sicherlich nie Karriere<br />

gemacht. Glaube ich nicht…. Nur in der<br />

idealen Welt sind alle Vorgesetzten toll und<br />

hervorragende Leute, zu denen man hochblicken<br />

kann, und wenn dann Leute da sind und<br />

man sich fragt, was ist das denn für ein Dödel<br />

und dann sich zu verkrümmen, tolle Idee, Herr<br />

Meyer, was Sie da wieder ...“<br />

2<br />

Viele Hochvermögende haben<br />

sich schriftliche Ziele gesetzt,<br />

was sie finanziell erreichen wollen<br />

– und mit mentalen Methoden<br />

(wie etwa Visualisierung)<br />

gearbeitet. Das trifft nicht für alle zu, aber<br />

erstaunlich viele berichteten in den Interviews,<br />

das sie so ähnlich vorgegangen sind,<br />

wie es etwa in dem Klassiker von Napoleon<br />

Hill „Denke nach und werde reich“<br />

empfohlen wird.<br />

„Und dann habe ich mir aufgeschrieben, mit<br />

40 möchte ich also mehr als zehn Millionen<br />

Mark – Mark waren es damals ja noch – haben.<br />

Das habe ich auch hingekriegt. Also<br />

ziemlich genau als Punktladung sogar… Ich<br />

hatte mein Haus damals von einer Feng-<br />

Shui-Beraterin umstellen lassen. Muss auch<br />

sagen, dass das mir sehr viel gebracht hat.<br />

Also sehr viele Blockaden, wo dann das nicht<br />

geklappt hat und das nicht geklappt und<br />

das nicht geklappt hat, und nach Feng Shui<br />

hat es auf einmal geklappt. Jetzt kann man<br />

sagen, Self-Fulfilling-Prophecy. […] Das ist mir<br />

auch scheißegal. Also das Ergebnis zählt und<br />

das hat dann funktioniert. Und die hat mir<br />

eine „Reichtumsecke“ gemacht. Wo ich also<br />

jeden Tag so eine Minute irgendwo hingehen<br />

soll sozusagen zum Beten und da hing ein<br />

entsprechendes Bild. Und es war hinter das<br />

Bild geklebt. Also hinter das Bild geklebt. Ist<br />

auch alles mit, können Sie sagen, mit tödlicher<br />

Präzision eingetreten.“<br />

3Die meisten Hochvermögenden<br />

betonen, dass sie sich mehr auf<br />

ihr Bauchgefühl als auf Analysen<br />

verlassen. Das Bauchgefühl<br />

ist aber nichts Angeborenes.<br />

Es ist das Ergebnis von Lernprozessen,<br />

die Psychologen als „implizites Lernen“<br />

bezeichnen, das zu „implizitem Wissen“<br />

führt. Man könnte auch sagen: Die Schule<br />

des Lebens ist wichtiger als die akademische<br />

Bildung – und das Bauchgefühl<br />

ist wichtiger als die Analysen, wie man sie<br />

etwa im BWL-Studium lernt.<br />

„Also fast alle meine Entscheidungen hängen ja<br />

mit Menschen zusammen. Wenn ich in eine Firma<br />

investiere, tolle Zahlen, aber ich sage immer<br />

nur: „Traue ich denen? Traue ich denen das<br />

zu?“ Sagen wir so, die Menscheneinschätzung,<br />

die können Sie ja nicht wiegen, messen, zählen.<br />

Da können Sie nicht sagen, wo ist der Stempel?<br />

Kann der Wirtschaftsprüfer noch mal den<br />

Charakter durchrechnen, ja? Man kann den<br />

Charakter nicht durchrechnen. Und also immer<br />

da, wo hinter einer Unternehmung oder einem<br />

Investment vor allem es auf die Menschen<br />

ankommt, ist das eine Gefühlsentscheidung,<br />

nehmen sie Bauchentscheidung.“<br />

4Viele Hochvermögende sind<br />

nicht besonders verträglich und<br />

ausgesprochen konfliktbereit.<br />

Sie haben keine Angst vor Auseinandersetzungen,<br />

manche lieben<br />

sogar den Konflikt.<br />

„Ich mag das einfach, die Rauferei. Ich mag<br />

das. Ich streite mich mit jedem, also im Positiven.<br />

Ich sehe das eher sportlich, muss ich<br />

sagen, ne? Also ich will mich durchsetzen, ne?<br />

Und ob es meine Meinung ist, oder ob es im<br />

Markt ist, oder ob es beim Fahrradfahren ist.“<br />

Die Zitate sind dem Buch „Psychologie<br />

der Superreichen. Das verborgene Wissen<br />

der Vermögenselite“ entnommen. In dem<br />

Buch werden die auf Band aufgenommenen<br />

Aussagen der Interviewpartner 1:1<br />

wiedergegeben und nicht<br />

sprachlich geglättet.<br />

Dr. Rainer Zitelmann,<br />

Psychologie der Superreichen.<br />

Das verborgene<br />

Wissen der Vermögenselite,<br />

FinanzBuch<br />

Verlag, München <strong>2017</strong>.<br />

http://psychologie-der-superreichen.de/<br />

5Viele Hochvermögende sind<br />

ausgesprochene Nonkonformisten,<br />

die ihren <strong>Erfolg</strong> darauf<br />

zurückführen, dass sie oft gegen<br />

den Strom geschwommen sind.<br />

Manchen macht es sogar ausgesprochen<br />

Freude, sich gegen die Mehrheitsmeinung<br />

zu stellen – anderen ist sie schlicht egal.<br />

Wer immer nur das tut, was alle tun und<br />

das denkt, was alle denken, bekommt auch<br />

nur das, was alle bekommen – und wird<br />

bestimmt nicht reich.<br />

„Es gibt also das schöne Beispiel, wenn eine<br />

Kuhherde sozusagen auf eine Weggabelung<br />

kommt und auf der linken Seite ist die grüne<br />

Wiese und da gibt es eine Kuh, die auf die<br />

weniger grüne Wiese, auf die fast vielleicht<br />

ein bisschen abgegraste Wiese geht, gell? Und<br />

auf der anderen sind natürlich, sagen wir, 100<br />

Kühe, die diese schöne Wiese abgrasen im Nu<br />

und die andere hat die Wiese, wo weniger<br />

drauf ist sozusagen, weniger Gras, aber kann<br />

in Ruhe und gemächlich da ihrem Graskonsum<br />

da nachgehen.“<br />

6Hochvermögende übernehmen<br />

selbst die Verantwortung für Krisen<br />

und Rückschläge, statt andere<br />

Menschen oder äußere Bedingungen<br />

dafür verantwortlich zu<br />

machen. Dass sie selbst die Verantwortung<br />

übernehmen, gibt ihnen ein Gefühl von<br />

Macht. Sie sehen sich nicht als Opfer, sondern<br />

als Herren ihres eigenen Schicksals.<br />

„Ich bin einmal in die Insolvenz geraten. Und<br />

wissen Sie, das Schlimme ist, ich wusste ja,<br />

dass es so kommt. […] Wenn man dann hinterher<br />

sich selber analysiert und die Kraft hat,<br />

zu sagen: „Was hast du falsch gemacht? Und<br />

wieso ist das passiert?“ Und da unterscheiden<br />

sich, glaube ich, zwei Menschengruppen.<br />

Die einen sagen dann: „Ich habe zu wenig<br />

Geld bekommen und der hat nicht pünktlich<br />

bezahlt und sonst etwas.“ Und die anderen sagen:<br />

„Was habe ich falsch gemacht? Was war<br />

mein Fehler?“ Und die, die sagen: „Was war<br />

mein Fehler und das war meine Chance“, die<br />

haben eine ganz gute Chance, die haben eine<br />

ganz gute Möglichkeit, das im zweiten Schritt<br />

besser zu machen…. Wir sind ja der Fehler.<br />

Alles was passiert, außer schwere Krankheiten<br />

und sonst etwas, und da könnte man sich<br />

noch drüber unterhalten, hat man sich ja selber<br />

eingebrockt, ja? Ich habe große Probleme<br />

in der Erziehung meines Sohnes gehabt und<br />

dann überlegt: „Was hast du falsch gemacht“.<br />

Nicht: „Was hat der Sohn falsch gemacht?“<br />

Und an dem Tag, wo ich das geändert habe,<br />

was ich falsch gemacht habe, ist mein Sohn<br />

toll geworden.“<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de


<strong>Erfolg</strong><br />

Ralf Dümmel<br />

Unternehmer aus<br />

Überzeugung<br />

Bild: Tony Robbins; Cover: FBV<br />

Herr Dümmel, Sie sind ja ein<br />

richtiger Vollbluthändler.<br />

Seit den 80ern sind Sie<br />

Verkäufer und dies merkt<br />

man heute noch bei „Die<br />

Höhle der Löwen“. Wie ist denn der Weg<br />

vom Verkäufer zum Unternehmer? Denn<br />

daran scheitern viele, oder?<br />

Ich habe nie geplant: „Oh, ich will Unternehmer<br />

werden“, sondern ich wollte Spaß<br />

bei der Arbeit und <strong>Erfolg</strong> haben. Ich hatte<br />

durch meinen damaligen Ziehvater, der<br />

DS Produkte gegründet hat, eine Möglichkeit<br />

bekommen. Aber ich müsste in einem<br />

tollen Unternehmen nicht zwingend der<br />

Unternehmer oder der zweite oder dritte<br />

Mann sein. Wenn man im Team arbeitet<br />

und Spaß hat, würde mir das auch reichen.<br />

Dieses auf Zwang: „Ich muss Unternehmer<br />

werden und jetzt muss ich eine Idee<br />

haben“, ist der falsche Ansatz. Vielleicht<br />

scheitern einige Start-Ups deshalb. Man<br />

muss ein gutes Team haben. Das besteht<br />

auch nicht aus Platz Eins, Zwei und Drei<br />

oder der Visitenkarte, auf der ein Titel<br />

steht. Deswegen ist es ja ein Team. Jeder<br />

hat seine Aufgabe, die muss ihn ausfüllen<br />

und ihm Spaß machen und man erarbeitet<br />

gemeinsam etwas. Wenn ich mit zwei verantwortlichen<br />

Mitarbeitern bei einer Entscheidung<br />

mal unterschiedlicher Meinung<br />

sind, dann machen wir auch das, was die<br />

anderen wollen, da wird einfach im Team<br />

diskutiert und entschieden.<br />

Hat sich denn schon vor „Die Höhle der<br />

Löwen“ bemerkbar gemacht, dass Sie nicht<br />

nur Produkte verkaufen, sondern sich auch<br />

an Unternehmen beteiligen wollen?<br />

Ja, wir haben immer schon mal branchefremde<br />

Themen aufgenommen und<br />

auch in Unternehmungen investiert, die<br />

nicht in DS waren. Wir haben mit Tri Top<br />

damals ein Getränkesirup gemacht, obwohl<br />

wir bis zu dem Zeitpunkt nichts mit<br />

Getränken zu tun hatten. Innerhalb eines<br />

Jahres haben wir die Marke zum Marktführer<br />

in Deutschland gemacht. Wir haben<br />

Interesse und diesen Geschäftssinn,<br />

links und rechts zu gucken, wo Bedarf ist,<br />

wo der Kunde schreit und wo er kauft.<br />

Was treibt Sie als Unternehmer an? Geld<br />

kann es ja nicht sein.<br />

<strong>Erfolg</strong> zu haben ist etwas Schönes. Aber<br />

<strong>Erfolg</strong> mit einem Team von 400 tollen Mitarbeitern<br />

zu haben und gemeinsam feiern,<br />

Misserfolge und Probleme gemeinsam lösen<br />

- das macht dem Team einen enormen<br />

Spaß. Ich könnte ohne diese ganzen tollen<br />

Mitarbeiter, die für mich den ganzen Tag<br />

DS-Geschäftsführer Ralf Dümmel und<br />

Verleger Julien Backhaus im Gespräch.<br />

durchs Feuer gehen, nicht so erfolgreich<br />

sein. Da geht es nicht immer nur um Geld.<br />

Unternehmerisch muss man Geld verdienen.<br />

Wir investieren viel und gehen Risiken<br />

ein, auch im normalen geschäftlichen Ablauf.<br />

Das geht mal gut, aber auch mal nicht<br />

gut und das gehört dazu. 400 Mitarbeiter<br />

haben das Recht ein Gehalt zu bekommen<br />

und das möchten Sie pünktlich am Ende<br />

des Monates haben. Aber wenn Geld der<br />

alleinige Antrieb ist, dann hat das wenig<br />

Aussicht auf <strong>Erfolg</strong>.<br />

Jetzt haben sie schon gesagt, dass Sie eine<br />

große Mannschaft haben. Fällt es ihnen<br />

denn leicht Aufgaben zu delegieren?<br />

Es fällt mir insofern leicht, da wirklich die<br />

richtigen, vertrauenswürdigen Menschen<br />

an den richtigen Positionen sitzen. Nichts<br />

desto trotz geht, wenn du größer wirst und<br />

wächst, ein bisschen Familiäres verloren.<br />

Ich kenne das Unternehmen noch, als du<br />

von jedem Mitarbeiter wusstest, ob er ein<br />

Haustier hat und wie das heißt, wie die<br />

Freundin heißt usw. Da war das sehr familiär.<br />

Wir versuchen, das immer wieder<br />

aufzubauen, aber wir haben in unserem<br />

Laden auch Musik und Action, dann geht<br />

manchmal das Familiäre verloren. Das ist<br />

schade, lässt sich aber leider nicht ändern.<br />

Größer werden, an Bedeutung gewinnen,<br />

im Handel eine gewisse Marktmacht oder<br />

auch als Lieferant eine große Anerkennung<br />

zu kriegen, ist auch etwas Tolles.<br />

Wie finden Sie denn die richtigen Leute<br />

für ihr Team?<br />

Also wenn Sie Gute haben, immer her zu<br />

uns. Wir suchen ständig und überall, da<br />

wir am Wachsen sind. Wir sind stolz darauf,<br />

mit 85 % eine unglaublich hohe Quote<br />

an Auszubildenden nicht nur angestellt<br />

zu haben, sondern auch zu behalten und<br />

zu übernehmen. Leute, die drei Jahre im<br />

Unternehmen gelernt haben, verstehen<br />

eher, wenn der Kunde anruft und sagt: „Ich<br />

brauch heute 5000 Stück“ und ob ich die<br />

in einer Stunde packen kann oder nicht.<br />

Wenn andere, die noch nie am Packtisch<br />

standen, vielleicht sagen würden: „Wir<br />

haben ja genug Leute da, die werden das<br />

schon machen“. Insofern haben die Auszubildenden<br />

nochmal ein anderes Verständnis<br />

für jede Abteilung, weil sie im Zweifel<br />

die Person und auch die Abläufe in den<br />

einzelnen Abteilungen kennen. Wir haben<br />

ganz viele, die hier gelernt haben und<br />

schon 18 Jahre im Unternehmen sind. Das<br />

macht viel für die Teamfähigkeit aus. Die<br />

gehören dann wirklich auch zur Familie.<br />

Dürfen die Leute bei ihnen Fehler machen?<br />

Ja Fehler sind erlaubt, ich finde es menschlich.<br />

„Der macht zwar nur Fehler, aber der<br />

ist halt nett“, geht in einem Unternehmen<br />

<br />

www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

ljklöj<br />

aber auch nicht. Natürlich dürfen Menschen<br />

Fehler machen. Und lieber entscheidet<br />

man mal etwas, als sich immer nur auf<br />

andere zu verlassen oder andere zu fragen.<br />

Dass das mal schief geht ist völlig menschlich<br />

und das gehört auch zur Ehrlichkeit<br />

dazu. Ich habe früher mal gesagt: „Wenn<br />

ihr am Wochenende einen über den Durst<br />

trinkt, dann ruft nicht montags an und<br />

sagt, ihr seid erkältet. Ruft an und sagt<br />

ihr seid voll und habt 2,4 °% und kommt<br />

Dienstag zur Arbeit“. Das finde ich ehrlich.<br />

Und wenn das nicht jeden Montag der Fall<br />

ist, dann finde ich das auch absolut ok. Damit<br />

leben wir ganz gut und ich glaube das<br />

wissen die Mitarbeiter auch.<br />

Entscheiden Sie nach Bauchgefühl oder<br />

sind Sie eher Kopfmensch?<br />

Mehr Bauch. Wenn aber einer nur nach<br />

dem Bauch entscheidet, dann wird es irgendwann<br />

schwierig. Oft ist es im Leben<br />

eine Frage der Sympathie. Wenn man sich<br />

ein paar Minuten kennen gelernt hat, dann<br />

hat schon so ein Gefühl, ob man mit der<br />

Person mal ein Bier trinken gehen würde<br />

oder nicht, dieses: „Oh, sympathischer<br />

Mensch, der kann was und mit dem will<br />

ich was erreichen“ und das gleiche zählt<br />

auch beim Produkt. Nachdem das Bauchgefühl<br />

ein positives Signal gesendet hat,<br />

muss der Kopf auch wirtschaftlich durchdenken,<br />

ob es passt und der Markt dafür<br />

da ist, der Preis stimmt und der Verkaufspreis<br />

für den Handel der Richtige ist.<br />

Sie haben mal gesagt, das Unternehmen ist<br />

ihr Leben. Das ist eine große Schwierigkeit<br />

in vielen Unternehmer-Familien. Müssen<br />

ihre Lieben sich damit abfinden oder haben<br />

sie da ein Arrangement?<br />

Nein, die kennen mich und ich hoffe, die<br />

mögen mich so, wie ich bin. Ich fahre seit<br />

fast 29 Jahren jeden Tag gerne her und<br />

freue mich auf die Leute, auf die Arbeit,<br />

auf die Herausforderung. Ich habe noch<br />

nie gedacht, dass ich zur Arbeit muss. Das<br />

mag sich für einige blöd anhören, aber<br />

wenn du dann irgendwann zum Unternehmer<br />

wirst, hat man auch eine gewisse<br />

Verantwortung für Mitarbeiter und dahinterstehende<br />

Familien. In so einem großen<br />

Unternehmen gibt es auch nicht nur gute<br />

Dinge, sondern auch mal negative Dinge.<br />

Aber das sind Aufgaben, die man sich stellen<br />

muss und auch gerne stellt.<br />

Es gibt ja viele Menschen, die gerne ein<br />

erfolgreiches Unternehmen aufbauen<br />

würden. Sie geben diese Ratschläge sogar<br />

weiter z.B. auf Veranstaltungen wie<br />

dem „Start Up Camp“ in Berlin. Was<br />

geben Sie den Leuten als Wichtigstes mit<br />

auf den Weg?<br />

Das ist schwer so pauschal zu beantworten.<br />

Es gibt erstmal gewisse menschliche<br />

Voraussetzungen. Immer auf dem Boden<br />

bleiben, nie abheben und nie denken, man<br />

sei etwas Besseres oder man kann irgendwas<br />

Besseres. Es gibt so viele Menschen die<br />

toll sind, die Gutes können. Und da muss<br />

man sich selbst nicht überschätzen.<br />

Risikofreudig! Ehrlich! Fleißig! Gerade<br />

wenn man ein Unternehmen gründen<br />

will, was heute schwieriger ist, weil in der<br />

gesamten Handelsszene, von großen Konzernen<br />

dominiert ist. Du sagst: „ich habe<br />

eine gute Idee“. Rufst du irgendwo an, zum<br />

Beispiel beim Großkonzern? Wenn du es<br />

schaffst in die richtige Abteilung durchgestellt<br />

zu werden und sagst: „Mensch, Hallo<br />

hier bin ich, habe eine gute Idee“, bist du<br />

nur einer von 300 Leuten am Tag und jeder<br />

hat eine gute Idee. Das ist heute nicht<br />

mehr ganz so einfach.<br />

Dann mit dem Risiko, Vorfinanzierung,<br />

Ware einzukaufen. Wo kaufe ich sie ein,<br />

kommt sie vernünftig an, stimmt die Qualität<br />

und solche Sachen. Läuft es? Habe ich<br />

zu viel Ware, zu wenig Ware usw. Und da<br />

gehört unwahrscheinlich viel Fleiß zu. Das<br />

bedeutet Verzicht. Verzicht auf einen Tag<br />

Urlaub im Jahr, vielleicht auch mal auf den<br />

Feierabend und auch mal eine Stunde länger<br />

arbeiten. Das gehört dann dazu, dem<br />

muss man sich aber stellen.<br />

Es ist toll Unternehmer zu sein. Aber es ist<br />

auch toll leitender Angestellter oder Mitarbeiter<br />

zu sein. Da kommen wir wieder<br />

zum Anfang zurück. Spaß bei der Arbeit.<br />

Das muss mich auch ausfüllen. Es gibt<br />

Menschen, die sagen: „Freizeit ist für mich<br />

wichtig. 15:00 Uhr Feierabend.“ Das ist<br />

legitim und toll. Und dann gibt es Menschen,<br />

die sagen: „Ja, ich mag es zu arbeiten,<br />

ich mag es noch ein bisschen erfolgreicher<br />

zu sein“ und das ist auch legitim.<br />

Jeder muss seinen Weg finden. Aber wenn<br />

man ein Unternehmen gründen will, sind<br />

die Grundvoraussetzungen verzichten,<br />

fleißig sein, Risikobereitschaft und ein<br />

unglaublicher Wille. Überzeugt sein ohne<br />

abzuheben, aber von sich überzeugt sein.<br />

Von seinem Thema oder Produkt oder von<br />

seiner Produktidee überzeugt sein.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de


<strong>Erfolg</strong><br />

Scooter Braun<br />

Der <strong>Erfolg</strong>smach<br />

Der Unternehmer<br />

hinter Justin Bieber<br />

Bild: fotowerft, Cover: FBV<br />

Es war nicht allzu lange her, dass Scott<br />

„Scooter“ Braun, der Mann, der Justin<br />

Bieber in die Musikbranche einführen<br />

würde, seinen Unterhalt als Party-Promoter<br />

in Atlanta verdiente. Heute ist der<br />

32-jährige Besitzer von SB Projects, die<br />

mehr als 10 weltberühmte Musikkünstler<br />

verwalten, eigene Filme produzieren<br />

und in verschiedene Tech-Unternehmen<br />

investieren, auf dem Vormarsch.<br />

Braun, Sohn eines Ärztepaares, wuchs<br />

behütet in Greenwich auf, der Millionärsstadt<br />

in Connecticut. Während<br />

des Studiums an dem Greenwich High-<br />

School in Connecticut, trat er einem Video-Dokumentarfilm<br />

Wettbewerb für<br />

den National History Day bei. Der Film<br />

trug den Titel: „The Hungarian Conflict“<br />

und handelte über die Juden in Ungarn,<br />

während und nach dem Holocaust. Der<br />

Film gewann in regionalen und staatlichen<br />

Wettbewerben und Braun platzierte<br />

damit den dritten Platz. Ein Mitglied<br />

von Brauns Familie schickte den Film<br />

an Steven Spielbergs Büro, der seinerseits<br />

Brauns Video dem Holocaust Memorial<br />

Museum in den USA überreichte. Braun<br />

hat gesagt, dass Spielbergs Antwort einer<br />

der inspirierendsten Momente in seinem<br />

Leben war.<br />

Er bewies schon früh sein Organisationstalent:<br />

Während der Schulzeit war er Klas-<br />

Scooter Braun kennen wenige,<br />

seine Entdeckungen jeder:<br />

Stars wie Justin Bieber verdanken<br />

ihm ihren <strong>Erfolg</strong>. Auch<br />

mit seiner Fernsehserie „Scorpion“<br />

bewies er einen guten<br />

Riecher für den Geschmack<br />

des Publikums.<br />

sensprecher und neben seinem<br />

BWL-Studium an der Emory<br />

University in Atlanta, richtete<br />

er Partys am College aus. 2002<br />

gründete er seinen eigenen Partyservice,<br />

Promis wie Britney<br />

Spears und Eminem wurden<br />

darauf aufmerksam. Braun<br />

leckte Blut und wollte mehr.<br />

Gemeinsam mit R‘n‘B-Star<br />

Usher gründete er das Label<br />

„RBMG“ und suchte<br />

dafür einen jungen Künstler.<br />

Gefunden hat er 2008<br />

schließlich Justin Bieber.<br />

Der kanadische Sänger<br />

war damals 13 Jahre alt<br />

und fiel durch seine<br />

YouTube-Videos auf.<br />

In kurzer Zeit machte<br />

Braun aus ihm einen<br />

Te e n i e - S c h w a r m ,<br />

verkaufte nicht nur<br />

seine Songs, sondern<br />

auch Parfums, Bettwäsche<br />

und zahlreiche weitere<br />

Merchandise-Artikel.<br />

Braun setzte auf das Internet<br />

und benutzte dafür die Social-<br />

Media-Kanäle. Der <strong>Erfolg</strong> war<br />

gigantisch, trotzdem sagt er: „Am<br />

Ende des Tages kann man ein noch so<br />

10 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

er<br />

Vom Studienabbrecher zum respektierten<br />

Musik-Insider - nun ist er einer der erfolgreichsten<br />

Entrepreneure in den USA.<br />

guter Vermarkter sein, doch du bist immer<br />

nur so gut wie das Produkt oder die Person,<br />

die du vermarktest.“<br />

Braun kontaktierte Biebers Mutter Pattie<br />

Mallette, die sich bereit erklärte, ihren<br />

Sohn nach Atlanta zu bringen. Irgendwann<br />

überzeugte Braun sie, dauerhaft von<br />

Kanada in die Vereinigten Staaten zu ziehen.<br />

Schließlich unterschrieb Ushers Mentor,<br />

Musikchef L. A. Reid, Bieber zu einem<br />

Deal mit Island Def Jam.<br />

Im Jahr 2007 gründete Braun SB Projects<br />

(kurz für Scooter Braun Projects LLC),<br />

eine Full-Service-Unterhaltungs- und Vermarktungsgesellschaft,<br />

die eine Reihe von<br />

Ventures wie Schoolboy Records, SB Management<br />

und Sheba Publishing umfasst.<br />

Die Gruppe umfasst auch RBMG, ein<br />

Joint Venture zwischen Braun und Usher.<br />

School Boy Records hatte eine spezielle<br />

Vereinbarung mit Universal Music Group<br />

und später mit Republic Records für den<br />

Vertrieb.<br />

Auch in schwierigen Zeiten hält er konsequent<br />

zu seinen Schützlingen. „Man muss<br />

sie die Fehler machen lassen und dann da<br />

sein, um ihnen zu<br />

helfen, wenn sie abstürzen“,<br />

erklärte er<br />

kürzlich. Stets dem<br />

Künstler zur Seite<br />

stehen, das ist Brauns<br />

Philosophie und <strong>Erfolg</strong>srezept.<br />

Ist man<br />

einmal in seinem<br />

Team gelandet, gehört man fortan zur Familie,<br />

einer Großfamilie aus Social-Media-<br />

Managern, Marketing-Profis, Produktmanagern,<br />

Rechtsanwälten, persönlichen<br />

Assistenten und einer Designerin.<br />

Braun bleibt in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen<br />

beteiligt, die darauf<br />

bestehen, bestimmte Erträge aus seinem<br />

Geschäft zu spenden. Viele der Künstler<br />

die er unterzeichnet, nehmen auch an verschiedenen<br />

Wohltätigkeitsorganisationen<br />

teil. Braun und Bieber haben zur Unterstützung<br />

der Organisation zusammengearbeitet.<br />

Die Wohltätigkeit hat dazu beigetragen,<br />

mehr als 200 Schulen in Asien,<br />

Afrika und Lateinamerika zu bauen.<br />

Scooter Brauns Vermögenswert wird derzeit<br />

auf 40 Millionen Dollar geschätzt.<br />

Mittlerweile hat Braun ein weitverzweigtes<br />

Imperium aufgebaut und ist Inhaber der<br />

Firmen School Boy Records (Plattenlabel),<br />

SB Consulting (Beratung) und SB Management<br />

(Betreuung). Auch die Liste der Künstler,<br />

die er betreut, ist gewachsen. Zu seinen<br />

Talenten gehören Stars wie die Singer/Songwriterin<br />

Carly Rae Jepsen, das koreanische<br />

YouTube-Wunder Psy und Nickelodeon-<br />

Sternchen Ariana Grande, die gerade zwei<br />

MTV Europe Music Awards gewonnen hat.<br />

Sich bei Scooter Braun zu bewerben ist allerdings<br />

zwecklos - er sucht alle zukünftigen<br />

Familienmitglieder selber aus.<br />

Bilder: Depositphotos, S. Bukley, CBS<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

Gerhard<br />

Schröder<br />

Sympatie-Stratege<br />

12 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Bild links: Depositphotos/360ber, Bild oben: Roland Magunia Krafft Angerer<br />

In meinen Trainings oder nach<br />

meinen Vorträgen werde ich immer<br />

wieder gefragt, ob Sympathiegewinnung<br />

für Politiker und<br />

Politikerinnen wichtig sei. Meine<br />

Antwort darauf ist immer dieselbe: Ja, natürlich.<br />

Vielleicht sogar mehr als in vielen<br />

anderen Bereichen.<br />

Menschen, die sich politisch engagieren,<br />

haben große Herausforderung. Sie müssen<br />

sowohl die Herzen ihrer Parteimitglieder erobern<br />

als auch das Vertrauen ihrer potentiellen<br />

Wählerschaft gewinnen. Kein einfaches<br />

Unterfangen, welches nur den wenigsten<br />

Menschen auch tatsächlich gelingt.<br />

Die Sympathie-Bilanz<br />

Sie müssen sich Sympathiegewinnung wie<br />

eine Bilanz vorstellen. Fließt Ihnen Sympathie<br />

auf der einen Seite zu, dann kostet Sie<br />

das auf der anderen Seite Pluspunkte. Sie<br />

dürfen, egal in welchem Bereich, keine Scheu<br />

davor haben, Ihr Profil „scharf“ genug darzustellen.<br />

Traditionelle Sympathiestrategien<br />

wollen dafür sorgen, jedem Menschen in<br />

jedem Augenblick zu gefallen. Trennen Sie<br />

sich bitte von dieser Vorstellung, denn sie<br />

ist eine Illusion. Wenn Sie danach trachten,<br />

möglichst vielen zu gefallen, erodiert Ihre<br />

Position nachhaltig. Viel wichtiger ist, dass<br />

Sie wissen, wofür Sie stehen und wie Sie Ihre<br />

Zielgruppe sympathisch aktivieren und ausbauen.<br />

Die Sympathie-Strategie<br />

Sympathie bei der eigenen Zielgruppe kostet<br />

Sie Sympathien bei einer anderen Zielgruppe.<br />

Das alles Entscheidende ist, wie Sie Ihre<br />

Kernzielgruppe Schritt für Schritt erweitern.<br />

Dazu müssen Sie jedoch provozieren und<br />

eine andere Gruppe angreifen. Das kostet Sie<br />

Sympathien bei der „angegriffenen“ Gruppe,<br />

hebt Ihren Sympathiegrad jedoch bei der anvisierten<br />

Zielgruppe.<br />

Jemand, dem dies sehr gut gelungen ist, ist<br />

der ehemalige deutsche Bundeskanzler Dr.<br />

Gerhard Schröder. Ihm gelang es als einem<br />

der Wenigen, Sympathien zu erzeugen und<br />

gleichzeitig unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen<br />

(Agenda 2010). Dies nämlich ist die<br />

wahre Kunst der Sympathie. Den Menschen<br />

nach dem Mund zu reden und so Sympathie<br />

zu erzeugen, ist auf Dauer alles andere als<br />

zielführend. Wie wir wissen, ist „everybody`s<br />

darling, everybody´s Depp“. Viel eher geht es<br />

darum, Vertrautheit und Vertrauen aufzubauen.<br />

Nett ist zwar nett, entwickelt jedoch<br />

nicht die Durchschlagskraft, die man sich<br />

erwartet.<br />

Aufbau von Nähe<br />

Um Sympathien bei der eigenen Zielgruppe<br />

aufzubauen und auf weitere Zielgruppen zu<br />

übertragen, eignen sich zwei kommunikative<br />

Strategien besonders gut:<br />

Die „Ich bin einer von euch-Strategie“ und<br />

die „Ich bin keiner von denen-Strategie“. Wie<br />

Einende Sympathie schafft Schröder auch heute noch auf internationalen<br />

Konferenzen, wie hier auf dem Hamburg Summit - China meets Europe.<br />

werden diese nun von Gerhard Schröder<br />

umgesetzt? Hier ein paar Beispiele:<br />

• „Man kann es so oder so machen. Ich bin<br />

für so.“<br />

• „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer<br />

Gesellschaft!“<br />

• „Wer unser Gastrecht missbraucht,<br />

für den gibt es nur eins: Raus, und zwar<br />

schnell.“<br />

• „Frauenpolitik und so Gedöns.“<br />

• „Hol‘ mir mal ‚ne Flasche Bier, sonst<br />

streik ich hier, und schreibe nicht weiter!“<br />

Das letzte Zitat hat es sogar durch die musikalische<br />

Untermalung von Stefan Raab in<br />

Michael Jagersbacher<br />

ist Doktor der Erwachsenenbildung und<br />

Magister der Philosophie. Als Verhaltens<br />

und Wirtschaftstrainer mit den Kerngebieten<br />

Motovation, Kommunikation, Verkaufsgespräche<br />

und Selbstpräsentation.<br />

»Ich bin einer<br />

von Euch!«<br />

die Charts gebracht. Es signalisiert, dass Gerhard<br />

Schröder ein Mensch mit alltäglichen<br />

Bedürfnissen ist. Diese Aussage bringt ihn<br />

uns näher. Zumindest dem biertrinkenden<br />

Teil der Gesellschaft. Dieses Zitat ist somit<br />

in der Kategorie „Ich bin einer von euch!“<br />

einzuordnen.<br />

Eine andere Strategie ist es, eine Gruppe – indirekt<br />

– anzugreifen oder sich über sie lustig<br />

zu machen. „Frauenpolitik und Gedöns“<br />

würde in die Strategie: „Ich bin keiner von<br />

denen!“ fallen. Natürlich brachte ihm diese<br />

Aussage massiv Kritik. Doch je größer die<br />

Kritik auf der einen Seite wird, desto mehr<br />

Befürworter gibt es auf der anderen Seite.<br />

Wir erinnern uns, dass Sympathie wie eine<br />

Bilanz funktioniert.<br />

Jemand, der diese Strategie bis zum „Exzess“<br />

auslebt und <strong>Erfolg</strong> damit hat, ist der amerikanische<br />

Präsident Donald Trump. Auch bei<br />

ihm kommt es immer wieder zum Wechsel<br />

zwischen diesen beiden grundlegenden Strategien.<br />

Um Ihren Sympathiegrad nach oben zu<br />

schrauben, überlegen Sie sich bitte, wem Sie<br />

eigentlich sympathisch sein wollen und weshalb.<br />

Lernen Sie Ihre potentielle Zielgruppe<br />

besser zu verstehen und versuchen Sie Sympathien<br />

über Antipathien zu gewinnen.<br />

Agieren Sie jedoch nicht nach dem Motto:<br />

„Koste es, was es wolle!“. Dies könnte Ihnen<br />

bei Ihrer Zielgruppe auch wichtige Sympathiepunkte<br />

kosten. Verdeutlichen Sie lediglich<br />

Ihre Standpunkte auf einem möglichst<br />

hohen Niveau. Viel <strong>Erfolg</strong> dabei!<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

Peter<br />

Thiel<br />

Gegen<br />

Bild: Göker, Cover FBV<br />

den Trend<br />

14 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Bild:Fortune Brainstorm Tech, Stuart Isett<br />

Peter ist bekanntermaßen Meister<br />

des Debattierens. In meinen<br />

Podcasts beantwortete<br />

er Fragen von meinen Fans,<br />

die auf Facebook hochgevotet<br />

wurden. Beachten Sie, wie oft er Fragen<br />

umformuliert (also prüft, ob auch die<br />

richtige Frage gestellt wurde), bevor er sie<br />

beantwortet. Wie er Formulierungen dabei<br />

in ihre Einzelteile zerlegt ist oft ebenso interessant<br />

wie seine Antwort.<br />

Die »Tools« in diesem Profil geben Peters<br />

Denke wieder – und seine übergreifenden<br />

Überzeugungen, an denen sich Tausende<br />

kleinerer Entscheidungen orientieren. Seine<br />

Antworten sollten Sie ruhig alle mehr<br />

als einmal lesen und sich danach fragen:<br />

»Wenn ich das glaube, wie wirkt sich das<br />

dann auf meine Entscheidungen in der<br />

nächsten Woche aus? Und in den nächsten<br />

sechs bis zwölf Monaten?«<br />

Was hättest du gern schon vor 20 Jahren<br />

über die Wirtschaft gewusst?<br />

»Wenn ich zwanzig oder fünfundzwanzig<br />

Jahre zurückgehen könnte, dann gern<br />

in dem Wissen, dass man nicht abwarten<br />

muss. Ich ging aufs College, ich studierte<br />

Jura. Ich arbeitete als Jurist und als Banker,<br />

wenn auch nicht sehr lange. Doch erst<br />

mit der Gründung von PayPal wurde mir<br />

so richtig klar, dass man nicht abwarten<br />

muss, um etwas Neues anzufangen. Wenn<br />

Sie also in Ihrem Leben irgendetwas vorhaben<br />

und Ihr Ziel mit einem Zehnjahresplan<br />

erreichen möchten, sollten Sie sich<br />

fragen: Warum geht das nicht in sechs Monaten?<br />

Manchmal ist es tatsächlich nötig,<br />

die ganze, komplexe, zehnjährige Laufbahn<br />

zu durchlaufen. Doch man sollte sich<br />

zumindest gefragt haben, ob das wirklich<br />

so ist – oder ob man sich das nur selbst<br />

vormacht.«<br />

Wie wichtig sind Misserfolge im<br />

Geschäftsleben?<br />

»Ich glaube, Misserfolge werden total<br />

überbewertet. Die meisten Unternehmen<br />

scheitern aus mehr als einem Grund. Geht<br />

eine Firma pleite, kann man daraus oft<br />

gar nichts lernen, weil das Scheitern überdeterminiert<br />

war: Sie denken vielleicht, die<br />

Sache ging aus Grund eins schief, doch in<br />

Wirklichkeit waren es die Gründe eins bis<br />

fünf. Ihr nächstes Unterfangen scheitert<br />

womöglich aus Grund zwei, das übernächste<br />

aus Grund drei und so weiter.<br />

Deshalb meine ich, dass die Menschen aus<br />

Misserfolgen gar nicht so viel lernen. Ich<br />

glaube, sie sind langfristig eher schädlich<br />

und demoralisierend. Für mich ist jeder<br />

Niedergang eines Unternehmens tragisch.<br />

»Der nächste Bill Gates würde<br />

kein Betriebssystem entwickeln,<br />

und der nächste Larry Page<br />

oder Sergey Brin<br />

keine Suchmaschine.<br />

Der nächste Mark Zuckerberg<br />

würde kein soziales<br />

Netzwerk aufbauen.<br />

Wer diese Leute kopiert,<br />

hat nichts von ihnen gelernt.«<br />

Peter Thiel<br />

Ich sehe darin keine ansprechende Ästhetik,<br />

sondern ein Blutbad. Doch so funktioniert<br />

Fortschritt. Ein lehrreicher Imperativ ist das<br />

aber nicht. Ich halte Pleiten daher weder für<br />

darwinistisch noch für einen solchen lehrreichen<br />

Imperativ. Sie sind schlicht und ergreifend<br />

stets eine Tragödie.«<br />

Welche großen Tech-Trends werden<br />

Ihrer Ansicht nach die Zukunft prägen?<br />

»Den Begriff ›Trend‹ höre ich gar nicht<br />

gern, denn sobald ein Trend vorhanden<br />

ist, gehen viele in dieselbe Richtung. Und<br />

sobald viele in dieselbe Richtung gehen,<br />

gibt es viel Konkurrenz und wenig Differenzierung.<br />

Ende der neunziger Jahre hätte<br />

wohl niemand gern den vierten Onlineshop<br />

für Tiernahrung aufgemacht. Und in<br />

den letzten zehn Jahren hätte keiner gern<br />

Peter Thiel<br />

Peter Thiel ist als Unternehmensgründer<br />

ein Serientäter (PayPal, Palantir), als<br />

Investor schon Milliardär (erster externer<br />

Investor in Facebook und über hundert<br />

weitere Unternehmen) und hat als Autor<br />

Zero to One geschrieben. Seine Ausführungen<br />

zu Differenzierung, Wertschöpfung<br />

und Wettbewerb allein haben mir<br />

zu manchen der besten Anlageentscheidungen<br />

meines Lebens verholfen (etwa<br />

bei Uber, Alibaba und anderen).<br />

als zwölfter Anbieter Dünnschicht-Solarmodule<br />

vertrieben. Man möchte nicht das<br />

x-te Unternehmen in einem bestimmten<br />

Trend sein. Trends sollte man meiner Ansicht<br />

nach daher eher meiden. Mir ist ein<br />

gewisses Sendungsbewusstsein viel lieber<br />

als ein Trend. Ich möchte hören, dass Sie<br />

an einer einzigartigen Lösung arbeiten, die<br />

sonst keiner bieten kann.<br />

Als Elon Musk SpaceX gründete, verfolgten<br />

er und sein Team die Mission, zum<br />

Mars zu fliegen. Dieses Leitbild mag Ihnen<br />

zusagen oder nicht, doch SpaceX strebte<br />

eine Lösung für ein Problem an, an dem<br />

sonst keiner arbeitete. Das wussten alle,<br />

die dort arbeiteten, und es motivierte sie<br />

ungeheuer.«<br />

Was sagst du, wenn dir zu deiner Einstellung<br />

zum Studieren Heuchelei unterstellt<br />

wird, weil du ja selbst zwei Abschlüsse<br />

aus Stanford hast? Du hast ja jungen<br />

Menschen 100.000 Dollar angeboten, die<br />

etwas Neues entwickeln wollen, statt im<br />

Hörsaal zu sitzen«.<br />

»Wie ich es sehe, finden die Leute immer<br />

Einwände. Wäre ich nicht in Stanford<br />

gewesen oder hätte nicht Jura studiert,<br />

würden sie sagen, ich wüsste ja gar nicht,<br />

was mir entgangen sei. Irgendwer findet<br />

immer ein Haar in der Suppe. Ich finde<br />

meine Haltung nicht scheinheilig, weil ich<br />

nie behauptet habe, dass ein Weg allein<br />

selig macht. Würde ich sagen, dass keiner<br />

aufs College gehen sollte, dann wäre das<br />

heuchlerisch. Ich habe aber nur gesagt,<br />

dass nicht jeder den gleichen Weg gehen<br />

muss. An einer Gesellschaft kann doch etwas<br />

nicht stimmen, wenn die begabtesten<br />

jungen Leute alle dieselben Eliteunis besuchen<br />

und am Ende alle eines von wenigen<br />

Fächern studieren und eine von wenigen<br />

Laufbahnen einschlagen.<br />

Das ist meiner Ansicht nach eine sehr engstirnige<br />

Herangehensweise an die Frage,<br />

was Menschen mit ihrem Leben anfangen<br />

sollten. Das engt unsere Gesellschaft und<br />

auch die Studenten selbst enorm ein. Das<br />

gilt durchaus auch für mich selbst, wenn<br />

ich auf meine Jahre in Stanford und an der<br />

juristischen Fakultät zurückblicke. Vielleicht<br />

würde ich das wieder so machen.<br />

Doch wenn ich noch einmal vor der Entscheidung<br />

stünde, würde ich mir mehr Gedanken<br />

darüber machen. Ich würde Fragen<br />

stellen wie: Warum mache ich das? Nur,<br />

weil ich gute Noten und Testergebnisse<br />

habe und mir davon ein gewisses Prestige<br />

verspreche? Oder weil ich leidenschaftlich<br />

gern Anwalt werden möchte? Darauf gibt<br />

es meines Erachtens richtige und falsche<br />

Antworten. Und rückblickend war ich mit<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

15


<strong>Erfolg</strong><br />

Anfang zwanzig viel zu sehr auf die falschen<br />

Antworten fokussiert.«<br />

Wie sieht deiner Ansicht die Zukunft der<br />

Bildung aus?<br />

»Das Wort ›Bildung‹ mag ich gar nicht,<br />

denn es ist so außerordentlich abstrakt.<br />

Ich spreche viel lieber vom Lernen. Qualifikationsnachweise<br />

oder die Abstraktion<br />

namens ›Bildung‹ beurteile ich sehr skeptisch.<br />

Dann sind da all die granularen Fragen<br />

wie: Was lernen wir eigentlich? Warum<br />

lernen wir es? Geht einer aufs College, weil<br />

er vier Jahre Party feiern will? Ist es eine<br />

Konsumentscheidung? Oder eine Anlageentscheidung,<br />

mit der man in die Zukunft<br />

investiert? Ist es eine Versicherung? Oder<br />

ist es ein Wettbewerb, in dem man andere<br />

schlagen möchte? Und sind Eliteunis wirklich<br />

so eine Art Studio 54, wo es zugeht wie<br />

in einem exklusiven Nachtklub? Ich glaube,<br />

wenn wir von der Bildungsblase wegkommen,<br />

in der wir heute leben, liegt vor<br />

uns eine Zukunft, in der sich Menschen<br />

klarer dazu äußern können.«<br />

Was würdest du an dir am liebsten verändern<br />

oder verbessern?<br />

»Das ist immer schwer zu beantworten,<br />

denn es zieht ja unwillkürlich die Frage nach<br />

sich, warum ich das noch nicht getan habe.<br />

Mit Blick auf meine jüngeren Jahre würde<br />

ich sagen, ich war auf einem ungesunden<br />

Kurs und ungesund wettbewerbsorientiert.<br />

Wer so ist, erreicht auf dem Gebiet, auf dem<br />

er gegen andere antritt, gute Leistungen<br />

– doch auf Kosten vieler anderer Dinge.<br />

Wer ein ehrgeiziger Schachspieler ist, spielt<br />

womöglich irgendwann richtig gut, vernachlässigt<br />

aber andere Entwicklungen,<br />

weil er sich so darauf konzentriert, seine<br />

Gegner zu schlagen, statt etwas Wichtiges<br />

oder Wertvolles zu tun. Starken Konkurrenzkampf<br />

sehe ich, glaube ich, heute viel<br />

bewusster und kritischer. Wir werden dabei<br />

Tim Ferris ist internationaler<br />

Bestseller und hat<br />

mit der Tim Ferris Show<br />

einen der erfolgreichsten<br />

Potcasts der Welt.<br />

Dieses Interview ist ein<br />

Auszug aus<br />

„Tools der Titanen“, FBV<br />

in Rivalitäten verstrickt. Und ich möchte<br />

nicht behaupten, dass ich mich heute davon<br />

vollkommen freigemacht habe. Das ist<br />

daher etwas, worüber ich jeden Tag nachdenken<br />

und mir überlegen sollte: ›Wie<br />

kann ich weniger wettbewerbsorientiert<br />

und dadurch erfolgreicher werden?‹«<br />

Du hast im Bachelor Philosophie studiert.<br />

Was hat das mit der Geschäftswelt<br />

zu tun? Und inwiefern hat dich das<br />

Philosophiestudium bei der Kapitalanlage<br />

und im Beruf weitergebracht?<br />

»Ich bin nicht sicher, wie bedeutsam ein<br />

formelles Philosophiestudium ist, doch<br />

die grundlegende philosophische Frage ist<br />

eine, die für uns alle Bedeutung hat – und<br />

stets dieselbe: ›Was glauben die Menschen<br />

aus rein konventionellen Gründen, und<br />

was ist die Wahrheit?‹ Es herrscht ein<br />

gewisser Konsens darüber, was die Menschen<br />

für wahr halten. Vielleicht trifft die<br />

gängige Meinung ja zu, vielleicht aber auch<br />

nicht. Und wir sollten nie zulassen, dass<br />

eine Konvention an die Stelle der Wahrheit<br />

tritt. Wir müssen uns stets fragen: Stimmt<br />

das? Und darauf zielt grundsätzlich meine<br />

indirekte Frage ab: ›Erzähl mir etwas,<br />

das wahr ist, doch worin nur sehr wenige<br />

Menschen deiner Meinung sind.‹«<br />

3 Fragen von 7<br />

Sieben Fragen empfiehlt Peter allen<br />

Unternehmensgründern. Hier die drei,<br />

die ich mir am häufigsten stelle:<br />

Die Monopolfrage: Fangen Sie mit<br />

einem großen Anteil an einem kleinen<br />

Markt an?<br />

Die Geheimnisfrage: Haben Sie eine<br />

einzigartige Chance entdeckt, die andere<br />

nicht erkennen?<br />

Die Vertriebsfrage: Können Sie Ihr Produkt<br />

nicht nur herstellen, sondern auch<br />

an den Mann bringen?<br />

Bild: Tim Ferris, Bild Thiel: TechCrunch50<br />

16 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Futter für Macher – Was Manager<br />

nachts am Flughafen essen<br />

Ein stressiger Lebensstil bedeutet oft schlechte Ernährung. Benedikt Fleig hatte die<br />

Nase voll und gründete ein Startup für dieses Problem<br />

Nachts um eins am O’Hare<br />

International Airport in<br />

Chicago. Der Tag war lang<br />

und stressig. Und natürlich:<br />

Am Flughafen hat<br />

kaum noch etwas offen. Ein Burger vielleicht,<br />

aber gesund ist was anderes. Ein<br />

Ernährungsexperte würde wohl eher empfehlen:<br />

Rührei zum Frühstück, frischer<br />

Lachs mit Reis zum Mittag und abends<br />

150g Rinderfilet mit Salatbeilage. Aber die<br />

Realität ist leider doch oft eine andere. Fast<br />

zwei Millionen Kilometer hat Benedikt<br />

Fleig in den letzten fünf Jahren mit dem<br />

Flieger zurückgelegt. Und kennt das Problem<br />

mit der mangelnden Ernährung unterwegs<br />

nur zu gut. „Ich bin Partner einer<br />

internationalen Unternehmensberatung.<br />

Ein Meeting nach dem anderen. Weder im<br />

Besprechungsraum noch unterwegs kann<br />

ich mir einen gesunden Salat zubereiten.<br />

Und 10-Liter-Pulverfässer Protein will ich<br />

auch nicht schleppen. Ich wollte immer<br />

etwas Kleines, Nahrhaftes und natürlich<br />

Leckeres finden, was auf meinen Lebensstil<br />

zugeschnitten ist. Ich bin kein Bodybuilder,<br />

daher kamen auch die klassischen<br />

Energieriegel nicht in Frage. Irgendwann<br />

hatte ich die Nase voll“, sagt Fleig.<br />

Wie in so vielen <strong>Erfolg</strong>sgeschichten begann<br />

es auch bei Fleig mit einem beherzten<br />

„dann mache ich es eben selbst“.<br />

Er gründete zusammen mit einem Anwalt<br />

und einem Unternehmer – die ebenfalls<br />

etwas suchten – das Startup „Macher“,<br />

das sich um das Ernährungsproblem von<br />

Managern kümmern sollte. Was schnell<br />

klar wurde: Es sollte schwierig werden,<br />

die hohen Erwartungen von Fleig zu erfüllen.<br />

„Ich habe schon von meiner Mutter<br />

gelernt, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung<br />

ist. Daher sollten unsere Snack-<br />

Produkte hochwertig sein. Kein Aspartam<br />

zur Süßung, keine genmanipulierte Molke,<br />

Macher-Gründer<br />

Benedikt Fleig<br />

keine künstlichen Farbstoffe, vorwiegend<br />

deutsche Qualitätsproduktion. Sie sollten<br />

in gewissem Maße „gesund“, praktisch<br />

verpackt und natürlich lecker sein. Genuss<br />

gehört für mich zum Essen dazu.“ Fleig<br />

war nicht bereit, Abstriche zu machen,<br />

sondern wollte das Optimum bekommen<br />

für seine Kunden.<br />

Dabei herausgekommen ist ein perfekter<br />

Mahlzeitenersatz in Form von Shakes und<br />

Riegeln, die unter der „Macher“-Flagge<br />

angeboten werden.. Top-Seller ist ein Riegel,<br />

der gleichzeitig ein bisschen Sünde<br />

ist. Vanille-Karamell-Protein-Kern, dicke<br />

Erdnussschicht und überzogen mit weißer<br />

Schokolade bei nur 350 Kcal. Der Kommentar<br />

eines Managers: „Es macht mich<br />

richtig glücklich, wenn ich den unterwegs<br />

esse und für die nächsten 6 Stunden bin<br />

ich perfekt satt.“ Neben Glücksgefühlen<br />

haben die Produkte des Startups aber<br />

noch andere Nebeneffekte. Im Gegensatz<br />

zu Kohlenhydraten werden Proteine nicht<br />

als Fett eingelagert.<br />

„Macher“ ist im Sommer 2016 gestartet<br />

und versammelt bereits eine riesige<br />

Fangemeinde hinter sich. Mit Produkten<br />

wie dem Green Smoothie, Soja-Protein-<br />

Shakes, einem besonders verträglichen<br />

Reisprotein, Molke-Proteine in verschiedenen<br />

Geschmacksrichtungen - dazu passendes<br />

Equipement für Unterwegs – und<br />

den Riegeln, hat „Macher“ genau das<br />

Richtige für Macher entwickelt.<br />

Und typisch Manager: Fleig und seine<br />

Kollegen verbessern die Palette stetig. Und<br />

zwar im direkten Austausch mit den Kunden.<br />

So wurden schon gesunde Kekse und<br />

Pralinen getestet. „Wir wollen perfekt angepasst<br />

an den Bedarf unserer anspruchsvollen<br />

Kunden produzieren. Weil wir immer<br />

viel Wert auf die Details gelegt haben,<br />

haben wir aus unserer Sicht passende Produkte<br />

und zufriedene Kunden“, sagt Fleig.<br />

Na dann, guten Appetit.<br />

Alle Produkte sind im Onlineshop erhältlich:<br />

www.macher-performance.de<br />

Bild: Macher<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

17


<strong>Erfolg</strong><br />

18 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Jetzt rief der junge Mann jeden Tag beim<br />

obersten Chef der Werbeagentur an. Drei<br />

bis viermal pro Tag. Irgendwann war die<br />

Sekretärin so genervt, dass sie ihren Chef<br />

überredete, mit dem Anrufer zu sprechen.<br />

Der junge Mann schaffte es tatsächlich einen<br />

persönlichen Termin mit dem Chef<br />

zu vereinbaren. Doch auch bei diesem<br />

persönlichen Treffen auf Entscheiderebene<br />

wurde seine Anfrage abgelehnt. Die<br />

Reaktion des Unternehmers: Die gleiche<br />

Taktik, die ihm auch auch seinen Job bei<br />

der Videospielefirma vor ein paar Jahren<br />

eingebracht hatte: Er weigerte sich zu gehen.<br />

Zusammenarbeit oder Polizei.<br />

Der Werber stimmte einer Zusammenarbeit<br />

zu. Happy End? Oh nein, jetzt<br />

brauchte der Unternehmer noch das Geld<br />

für die teure Werbeaktion. Er suchte sich<br />

einen Investor. Der wollte ihm aber nur<br />

dann das Kapital zur Verfügung stellen,<br />

wenn der Unternehmer einen richtigen<br />

MarketingProfi in seinem Unternehmen<br />

beschäftigt. Nur wen?<br />

Nun rief der junge Mann seinen Kapitalgeber<br />

jeden Tag drei bis viermal an, bis ihm<br />

dieser den Kontakt zu drei passenden Kansteve<br />

jobs<br />

eine lektion in<br />

hartnäckigkeit<br />

haben da diesen<br />

merkwürdigen Typen.<br />

Er sagt, er geht nicht,<br />

bevor wir ihm einen<br />

Job geben. Also müssen<br />

wir entweder die Polizei rufen oder<br />

„Wir<br />

ihn wohl oder übel einstellen,“ sagt der<br />

Personalchef eines Unternehmens, das Videospiele<br />

entwickelt, über einen Bewerber.<br />

Er wird eingestellt.<br />

Ein junger Mann benötigt einen Kredit für<br />

das weitere Wachstum seines Unternehmens.<br />

Ein Investor ist bereit darüber nachzudenken<br />

und möchte noch eine Referenz<br />

einholen. Jeder weniger entschlossene<br />

Mensch hätte gesagt: „In Ordnung, ich<br />

frage dann in ein paar Tagen noch einmal<br />

nach“ und wäre gegangen. Der Unternehmer<br />

aber weigerte sich, das Büro zu verlassen,<br />

ehe der Investor den Anruf getätigt<br />

hatte. Er erhielt den Kredit.<br />

Ein Unternehmer war beeindruckt von<br />

der Werbekampagne eines Wettbewerbers.<br />

So etwas wollte er auch. Also kontaktierte<br />

er den Chef der verantwortlichen Werbeagentur.<br />

Der verwies ihn dann aber sofort<br />

an den zuständigen Sachbearbeiter für das<br />

Neugeschäft. Der erklärte dem Anrufer,<br />

dass sein Unternehmen viel zu kein sei<br />

und er sich die Agenturhonorare überhaupt<br />

nicht leisten könne. Seine Anfrage<br />

wurde abgelehnt.<br />

Der Unternehmer akzeptiere das „Nein“<br />

des Sachbearbeiters nicht und rief jeden<br />

Tag bei ihm an, bis dieser sich bereit erklärte,<br />

sich das Unternehmen persönlich<br />

anzuschauen. „Als ich zu dieser Garage<br />

hinüber fuhr, dachte ich bei mir: Heiliger<br />

Himmel, was mag das bloß für ein Typ<br />

sein? Wie stelle ich es wohl an, so wenig<br />

Zeit wie möglich mit diesem Clown zu verbringen,<br />

dabei nicht ausfallend zu werden<br />

und dann auf dem schnellsten Weg wieder<br />

zu einträglicheren Dingen zurückzukehren“<br />

waren die Gedanken des Sachbearbeiters.<br />

Die Anfrage des Unternehmers wurde<br />

wieder abgelehnt.<br />

Bild: flickr, Charlie Wollborg, CC BY-SA 2.0 Ausschnitt, Bilder Kreuter: Kreuter<br />

Dirk Kreuter<br />

ist vielfach ausgezeichneter Redner und hat als<br />

Autor schon über 50 Bücher, Hörbücher und<br />

DVDs produziert.<br />

didaten gab. Er stellte den richtigen MarketingMann<br />

ein und erhielt das Kapital für<br />

seine Werbeaktion.<br />

Dieses Verhaltensmuster zieht sich durch<br />

die Biografie dieses Mannes. Lesen Sie seine<br />

Geschichte. Für mich ist sie sehr inspirierend!<br />

Doch ich lese seine Story durch<br />

die Verkäuferbrille und entdecke dann diese<br />

Anekdoten in seiner Vita. Nun fragen<br />

Sie sich, wer dieser Verkäufer ist? Und... ja!<br />

Er ist ein VollblutVerkäufer! Die Geschichte<br />

handelt von Steve Jobs und Apple Computer<br />

in den Jahren 1974 bis 1977.<br />

Die älteren Leser unter uns verbinden mit<br />

Jobs den Erfinder des Macintosh. Die Jüngeren<br />

denken an iPod, iPhone und iPad.<br />

Alle denken an einen Kreativen, an einen<br />

Visionär. Ich denke an einen sensationellen<br />

Verkäufer!<br />

Fazit: Wie hartnäckig sind Sie als Verkäufer?<br />

Wie sehr wollen Sie den <strong>Erfolg</strong> wirklich?<br />

Bleiben Sie an Ihren Zielen und Kunden<br />

wirklich dran? Ohne den Verkäufer<br />

Steve Jobs gäbe es Apple heute nicht. Und<br />

es wäre nicht das wertvollste Unternehmen<br />

auf diesem Planeten. Steve sagt: „Stay<br />

hungry, stay foolish.“<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

19


Leben <strong>Erfolg</strong><br />

Bild: Depositphotos, NadaK2Via Negativa<br />

Die Kunst des Weglassens<br />

20 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Seien wir ehrlich. Jeder strebt auf<br />

irgendeine Weise nach Glück,<br />

Ruhm und <strong>Erfolg</strong>. Manche<br />

Menschen insgeheim, andere<br />

ganz offensichtlich. Doch was<br />

ist eigentlich der Schlüssel zum <strong>Erfolg</strong>?<br />

Was macht mich, mein Produkt, meine<br />

Company, meine Marke erstklassig? Und<br />

vor allem: Wie werde ich zum absoluten<br />

Spitzenreiter? Die Antwort ist so simpel<br />

wie erhellend. Und, die Antwort ist die<br />

Grundlage aller <strong>Erfolg</strong>sstorys:<br />

Lassen Sie erst mal alles weg, was Sie<br />

nicht zum <strong>Erfolg</strong> führt.<br />

Streichen Sie alle Dinge, die Sie nicht brauchen.<br />

Sie denken, dass ist banal und einfach?<br />

Ist es aber nicht. Das wussten schon<br />

die großen Meister: Michelangelo wurde<br />

bei der Enthüllung seiner Davidstatue<br />

1504 gefragt: Wie hast du es geschafft, aus<br />

einem Marmorblock dieses Kunstwerk<br />

zu meißeln? Seine überlieferte Antwort:<br />

„Ich habe alles, was nicht zu David gehört,<br />

weggelassen, also weggeschlagen.“ Ähnlich<br />

sah das auch Mark Twain. Über seine<br />

Schriftstellerkunst sagte er: „Schreiben ist<br />

leicht. Man muss nur die falschen Wörter<br />

weglassen.“ Recht hatte er. Denken Sie immer<br />

noch „banal und einfach“?<br />

Doch Achtung: Weglassen ist schwerer<br />

als ergänzen<br />

Sie lesen einen guten Artikel, besuchen einen<br />

Kongress, sprechen mit einem High-<br />

Performer oder bekommen sonst wie gute<br />

Ideen und Impulse. Was machen Sie? Die<br />

besten Ideen in Ihr Leben, in Ihren Alltag<br />

zu integrieren. Soweit so gut.<br />

Doch wir sind ja eh schon alle „Land unter“.<br />

Machen eher zu viel als zu wenig. Tanzen<br />

auf zu vielen Hochzeiten, verzetteln<br />

uns. Das kann nicht gut gehen. Oft ist es<br />

nur blinder Aktionismus und der innere<br />

Hamster im Laufrad, der sagt: Leg‘ noch<br />

eine Schippe drauf!<br />

STOPP: Das muss nicht sein!<br />

Es geht auch anders!<br />

Weg mit dem Ballast. Das ist der Knackpunkt.<br />

Obwohl wir alle wissen „Wer aufsteigen<br />

will, muss Ballast abwerfen“, fällt<br />

es uns so schwer. Obwohl wir alle wissen<br />

„weniger ist mehr“, wollen wir stets noch<br />

dies, das und jenes dazunehmen, statt erst<br />

mal im konstruktiven Sinne das Unnötige<br />

wegzulassen.<br />

»Schreiben ist<br />

leicht. Man muss<br />

nur die falschen<br />

Wörter<br />

weglassen.«<br />

Mark Twain<br />

Roger Rankel<br />

ist der Rockstar unter den Marketingexperten.<br />

Seine Bücher werden<br />

Bestseller, seine Unternehmensgründungen<br />

schreiben <strong>Erfolg</strong>sgeschichten<br />

mit seiner mehrfach<br />

ausgezeichneten Methode der<br />

Kundengewinnung.<br />

Genau das trennt die Spreu vom Weizen.<br />

Den <strong>Erfolg</strong>smenschen von der Arbeitsbiene.<br />

„Via Negativa“ – die Kunst des<br />

Weglassens. Bedeutet für Sie: Radikale<br />

Inventur.<br />

In der Natur wäre es der regelmäßige<br />

Häutungsprozess<br />

Nehmen Sie sich dafür die Zeit. Prüfen Sie<br />

Ihre täglichen Aufgaben. Drehen Sie jeden<br />

Stein um. Hinterfragen Sie Ihre Routine:<br />

„Muss das wirklich sein?“ Entrümpeln Sie<br />

Ihr Handlungsfeld. Lassen Sie alles fallen,<br />

das Sie aufhält. So schwer es ist, liebgewonnene<br />

Gewohnheiten noch die nächsten zehn<br />

Jahre zu machen. Auch wenn sie schon längst<br />

nichts mehr bringen. Also, sind Sie mit sich<br />

selbst gnadenlos, rigoros! Geben Sie auf und<br />

lassen konsequent alles weg, was nicht zum<br />

<strong>Erfolg</strong> führt. Es lohnt sich!<br />

Das ist das größte und wichtigste<br />

Geheimnis der Big Player<br />

Schauen wir uns moderne <strong>Erfolg</strong>sstorys<br />

an. Mark Zuckerberg. Sie ahnen was? Er<br />

startete mit einer einzigen Idee. Ein digitales<br />

Jahrbuch. Und blieb dabei. Die ersten<br />

Jahre von „the facebook“ standen unter<br />

einer klaren Devise: Keine Ablenkung!<br />

Spot auf das Produkt. Ohne Anzeigen.<br />

Keine Nutzerbeiträge. Purer Dateninhalt.<br />

Sogar den Namen verschlankte er schließlich<br />

– „facebook“. Klare Ansage, cleanes<br />

Logo, schlichtes Design. Und der Laden<br />

brummt.<br />

Die Kraft der kreativen Zerstörung<br />

Denken Sie an Steve Jobs und das Apple-<br />

Unternehmen. Alle Produkte konzentrieren<br />

sich aufs Wesentliche: Bedienung &<br />

Design. Die Marke ist absoluter Entschlackungsprofi.<br />

Das ist ihr <strong>Erfolg</strong>srezept. Und<br />

macht sie zum Vorreiter. Jobs Präsentationen<br />

in Jeans und Rollkragenpulli rückten<br />

Neuheiten zusätzlich in Szene. Und schon<br />

bemerkt? Auch Zuckerberg tritt als Person<br />

mit einem dezenten Stil zu jeder Zeit hinter<br />

sein Produkt zurück.<br />

Das ist deren Definition von „Via<br />

Negativa“. Was ist Ihre?<br />

Nun. Nutzen Sie diese Erkenntnis und<br />

überlegen erst konsequent, was Sie weglassen<br />

können. Im zweiten Schritt treiben<br />

Sie voran, was Sie zum gewünschten <strong>Erfolg</strong><br />

führt. Machen Sie aus dem Weniger mehr.<br />

Endkonsequent!<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

21


<strong>Erfolg</strong><br />

Gründergeist und<br />

Christian Lindner<br />

Rückkehr der FDP mit 20 %?<br />

Bild:FDP<br />

Herr Lindner, die FDP war<br />

fast immer eine Nischenpartei,<br />

bei der letzten Bundestagswahl<br />

sind sie dann<br />

sogar untergegangen. Sie<br />

brauchen doch jetzt diesen Gründergeist<br />

par excellence. Ein Comeback mit 20 Prozent,<br />

das wäre doch mal was.<br />

Gründergeist ist das richtige Stichwort.<br />

Für uns ist Freiheit wichtiger als Gleichheit<br />

und das sieht nicht jeder so. So what? Es ist<br />

in der Demokratie ja auch notwendig, dass<br />

es Unterschiede gibt. Gründergeist zum<br />

einen, weil wir selbst ja eine Art Start-Up<br />

sind. Die FDP hat sich neu erfunden, mit<br />

klassischen Werten, aber eben doch neuen<br />

Methoden. Wir haben auch die Dosis an<br />

Liberalität im Programm erhöht, Bildung<br />

ganz vorne als wichtigste Voraussetzung<br />

für ein selbstbestimmtes Leben. Zudem<br />

Erneuerung der Marktwirtschaft mit weniger<br />

Bürokratie für den Mittelstand, jedoch<br />

mit klaren Regeln für Banken und Silicon-<br />

Valley-Unternehmen. Unser Gründergeist<br />

steht auch dafür, dass wir denen, die etwas<br />

eigenes gründen möchten, die Hürden aus<br />

dem Weg räumen wollen.<br />

Warum sind die etablierten Parteien so<br />

zögerlich und leise, ihre Programme zu<br />

verkaufen?<br />

Ich bin überhaupt nicht zögerlich und leise.<br />

Ich halte es für falsch, dass wir in Deutschland<br />

eine Erbschaftssteuer bekommen, wie<br />

die große Koalition sie vorschlägt. Diese<br />

führt dazu, dass ein Milliardär mit Betriebsvermögen<br />

überhaupt keine Steuern<br />

zahlt, aber enorm bürokratisch belastet<br />

wird. Hier ist mein Deal: Du zahlst 10 Prozent<br />

auf die Erbschaft, hast aber dafür keinerlei<br />

Bürokratie. Sie können handeln und<br />

sich auf andere Zeiten einstellen. Gleichzeitig<br />

gibt es keine Privilegien mehr für<br />

den, der privat ein Haus vererbt oder ein<br />

Unternehmen eine Generation weitergibt.<br />

Wo ist das Problem mit klaren Positionen?<br />

Ich habe keins.<br />

Die FDP will den Bildungsföderalismus<br />

in Deutschland reformieren. In 16 Ländern<br />

muss jedes Mal das Rad der Bildungspolitik<br />

neu erfunden werden. Die Wahl ist<br />

doch, dass Deutschland im Wettbewerb<br />

zu Nordamerika und China steht. Wir<br />

brauchen mehr Mobilität, mehr Vergleichbarkeit<br />

und auch den Bund mit seinen finanziellen<br />

Möglichkeiten, um Bildung zu<br />

modernisieren, dass digitale Lernmethoden<br />

endlich in den Schulen ankommen.<br />

Nicht nur in den privaten, auch in den öffentlichen<br />

Schulen.<br />

Haben Sie denn noch irgendwas für die<br />

Gründer, für die Unternehmer?<br />

Ein bürokratiefreies erstes Jahr für die<br />

Gründer und generell eine Reduktion.<br />

Fragen Sie doch mal Gründer, ob sie damit<br />

zufrieden sind, dass sie Umsatzsteuervoranmeldungen<br />

machen müssen, obwohl<br />

sie noch gar nicht am Markt sind.<br />

Nein, generell ist das Problem Bürokratie<br />

in Deutschland eine Gefahr für unseren<br />

Wohlstand. Warum nicht mal anders herum<br />

denken? Konkret: Wir schaffen das<br />

deutsche Arbeitszeitgesetz ab und übernehmen<br />

die europäische Regelung. Unser<br />

deutsches Arbeitszeitgesetz sagt ja,<br />

dass ein Arbeitnehmer nur acht Stunden<br />

am Stück arbeiten darf und dann<br />

muss er 11 Stunden warten, bis der<br />

nächste Arbeitstag beginnt. Warum<br />

gehen wir nicht auf eine Wochenarbeitszeit,<br />

wie die europäische Richtlinie sie vorsieht?<br />

Dann können die Beschäftigten selber entscheiden,<br />

ob sie vielleicht einmal 14 Stunden<br />

ranklotzen und dafür am nächsten Tag<br />

ganz frei machen oder nur am Nachmittag<br />

arbeiten. Also mehr Freiheit, insbesondere<br />

Freiheit von lästiger Bürokratie.<br />

22 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Muss ein Politiker 100 Prozent transparent<br />

sein?<br />

Nein. Ich bin es nicht und ich will es auch<br />

nicht. Ein Politiker darf auch Fehler haben.<br />

Ein Politiker darf Fehler machen, private<br />

Leidenschaften und Privatsphäre haben.<br />

Aber wenn Sie jetzt als Vertreter Ihrer<br />

Wähler, einen Fehler machen und<br />

diesen vertuschen oder transparent<br />

damit umgehen, das ist schon ein Unterschied.<br />

Ja, wenn Sie das unter Transparenz zu verstehen,<br />

klar. Aber wenn Transparenz heißt,<br />

dass man keine Privatsphäre mehr hat,<br />

dann würde ich davor warnen. Auch Politiker<br />

haben ein Recht darauf, nicht alles<br />

geht die Öffentlichkeit etwas an.<br />

Was für Menschen werden überhaupt<br />

Politiker?<br />

Ich kann mit der Verallgemeinerung „die<br />

Politiker“ nicht viel anfangen, aber ich kann<br />

Ihnen sagen, wie es bei mir war. Mit 18<br />

wollte ich zu Hause ausziehen, mein eigenes<br />

Auto haben und ich wollte bei niemandem<br />

Danke dafür sagen, dass er es bezahlt,<br />

sondern das Geld selbst verdienen. Deshalb<br />

habe ich ein Gewerbe angemeldet. Das war<br />

mein Lebensgefühl, diese Freude darauf,<br />

auf eigenen Beinen zu stehen. Und weil ich<br />

mich politisch engagieren wollte, war ich<br />

Schulsprecher meiner Schule. Bei übergeordneten<br />

Fragen ist man sofort in der Kommunal-<br />

oder Landespolitik. Da habe ich mir<br />

die Parteien angeschaut und zu meinem<br />

Lebensgefühl, also anpacken, Neugier auf<br />

die Zukunft, zu diesem Lebensgefühl passte<br />

nur die FDP. Und weil ich dieses Lebensgefühl<br />

schätze, möchte ich es auch für viele<br />

Menschen verteidigen, die es teilen. Wir<br />

leben in einer Zeit, in der die Politik oder<br />

die Regierung den einzelnen doch zu oft<br />

bürokratisieren, bevormunden, bespitzeln<br />

und vor allen Dingen abkassieren will. Das<br />

kostet uns sehr viele Freiheiten, sehr viele<br />

Möglichkeiten, das eigene Leben selbstbestimmt<br />

zu führen.<br />

Sie sind ja auch nur ein Mensch wie jeder<br />

andere auch. Was ist denn das Nervigste<br />

am Politikerdasein?<br />

Das Nervigste ist so eine Situation, wie ich<br />

sie neulich in Höxter bei einer Rede hatte.<br />

Da waren 600 Leute, zu denen ich gesprochen<br />

habe, Rekord-Besucherzahl bei<br />

diesem Wirtschaftstag. Heute war man<br />

offensichtlich neugierig auf die Position<br />

der FDP. Es gab auch guten Zuspruch und<br />

dann bin ich auf dem Weg aus dem Saal<br />

heraus von mindestens einem Dutzend<br />

Leuten angesprochen worden. Der Tenor<br />

war: Was Sie gesagt haben, war gut, warum<br />

sagen Sie das nicht auch einmal öffentlich?<br />

Sie hätten das Gefühl,<br />

wir würden<br />

schweigen und sind<br />

deshalb nicht so oft<br />

im Fernsehen. Leider<br />

ist es so, dass<br />

die uns die parlamentarische<br />

Bühne<br />

Bundestag fehlt,<br />

deshalb sind wir nicht so oft im Fernsehen.<br />

Wir müssen immer wieder erklären, dass<br />

wir uns nicht zurückhalten, nicht schweigen,<br />

sondern dass so<br />

vielleicht die Regeln<br />

des Spiels in der Mediendemokratie<br />

sind,<br />

dass man nicht so oft<br />

im Fernsehen zum<br />

Zuge kommt. Ich<br />

Freiheit<br />

glaube, das ist kaum<br />

zu kompensieren.<br />

Das zerrt im Moment an meinen Nerven.<br />

Was war es, was die Leute an Ihrer Rede<br />

toll fanden?<br />

Glasklare marktwirtschaftliche Positionen.<br />

Einsatz für individuelle Freiheit.<br />

Das gibt es heute in der Form nicht mehr.<br />

Die Politik von Ludwig Erhard hätte im<br />

Deutschen Bundestag noch nicht einmal<br />

mehr auf dem CDU-Bundesparteitag<br />

eine Mehrheit und trotzdem gibt es Leute,<br />

die gerne Positionen hören wie, dass<br />

Kaisers, Tengelmann<br />

und Edeka<br />

nicht fusionieren<br />

sollten, weil das<br />

den Wettbewerb<br />

im Lebensmittelbereich<br />

einschränkt.<br />

Leute<br />

hören gerne Positionen,<br />

dass Banken<br />

auf Kosten<br />

von Eigentümern<br />

und Gläubigern<br />

abgewickelt werden<br />

müssen, wenn<br />

sei scheitern und<br />

nicht auf Kosten<br />

des Steuerzahlers.<br />

Die Leute hören<br />

gerne, dass man<br />

sagt, wir können zeitweilig Hilfskredite<br />

in Europa geben, aber das Ziel muss<br />

wieder die finanzpolitische Eigenständigkeit<br />

sein. Die Leute sind die Bürokratie<br />

leid und freuen sich, dass es eine<br />

Partei gibt, die ihnen vertraut, dass sie in<br />

eigener Verantwortung Dinge klug und<br />

vielleicht sogar besser regeln können als<br />

Regierungen.<br />

Was ist Ihre langfristige Vision?<br />

Wir wollen wieder eine starke, respektierte,<br />

auch parlamentarische Kraft werden. Und<br />

»Für uns ist<br />

Freiheit wichtiger<br />

als Gleichheit«<br />

damit auch<br />

das politische<br />

Gespräch in<br />

Deutschland<br />

bereichern.<br />

Ich bin der<br />

M e i n u n g ,<br />

dass selbst<br />

diejenigen,<br />

die nicht alles, was wir sagen, teilen, ein Interesse<br />

daran haben müssten, dass die FDP<br />

wieder in Parlamenten vertreten ist, weil es<br />

ja gar keine wirksame Opposition gibt.<br />

Was ist Ihr Elevator Pitch? Was ist die<br />

langfristige Vision, wenn Sie mit Ihren<br />

Mitarbeitern über die nächsten fünf Jahre<br />

sprechen?<br />

Um ihr Bild aufzunehmen ist beim<br />

Elevator Pitch ja zunächst mal eine Frage:<br />

Was ist das Produkt? Das Produkt ist Politik,<br />

die den einzelnen groß macht, durch<br />

beste Bildung, moderne, digitale Bildung<br />

ohne Reibungsverluste des Föderalismus,<br />

mehr Autonomie in der einzelnen Schule<br />

und auf der anderen Seite Schutz vor<br />

Bevormundung, Bespitzelung, Bürokratisierung,<br />

Abkassieren. Also den einzelnen<br />

groß machen. Klare Marktregeln, das<br />

Wettbewerbsprinzip ist unangenehm für<br />

den Anbieter. Für den Verbraucher ist es<br />

großartig. Das muss geschützt werden indem<br />

wir uns zum Beispiel auch mit den<br />

Christian Lindner, FDP Bundesvorsitzender, im Gespräch mit<br />

Verleger Julien Backhaus.<br />

Googles, Apples, Amazons, Starbucks und<br />

Ikeas dieser Welt beschäftigen. Also die<br />

klassisch liberale Position, an der muss<br />

man nichts ändern, das ist ein attraktives<br />

Produkt.<br />

Vielen Dank, Herr Lindner.<br />

Bild: Ismail Gök<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

23


<strong>Erfolg</strong><br />

Bild: Ken Ship Doe, Zitelmann: Privat, Cover: Redline-Verlag<br />

Bill Gates ist in mancher Hinsicht<br />

das genaue Gegenteil<br />

dessen, was in der Managementliteratur<br />

propagiert<br />

wird. Er war dafür bekannt,<br />

den Mitarbeitern (die oftmals bis spät in<br />

die Nacht arbeiteten) mitten in der Nacht<br />

Mails zu schicken, die beispielsweise so<br />

begannen: „Das ist aber das blödeste Stück<br />

Code, das mir je unter die Augen gekommen<br />

ist.“ Die Mitarbeiter sprachen von<br />

„Flammenpost“ – seine Botschaften waren<br />

„oft grob und sarkastisch“.<br />

Schon vor der Gründung von Microsoft<br />

war er für seine Tobsuchtsanfälle bekannt,<br />

so heißt es in seiner Biografie. Als er noch<br />

mit dem Unternehmen MITS zusammenarbeitete,<br />

so erinnert sich dessen Chef, gab<br />

es ständig Szenen wie etwa diese: „Er kam<br />

in mein Büro und schrie aus Leibeskräften,<br />

dass ihm seine Software rechts und links<br />

nur geklaut und dass er selbst nie was dran<br />

verdienen würde und dass er keinen Finger<br />

mehr krumm machen würde, wenn<br />

ich ihm nicht ab sofort ein festes Gehalt<br />

zahlte.“<br />

So wie viele Chefs war Gates sehr ungeduldig,<br />

und dies formulierte er oftmals so, dass<br />

es von anderen als verletzend empfunden<br />

werden musste. Ein ehemaliger Microsoft-<br />

Manager erinnert sich, dass Gates gleich<br />

während seiner ersten Woche zu ihm ins<br />

Büro gestürzt gekommen sei und ihn angeschrien<br />

habe: „Wie können Sie bloß so<br />

lange für diesen Vertrag brauchen? Machen<br />

Sie ihn endlich fertig!“ In Diskussionen, so<br />

berichten seine Biografen, „setzte er seine<br />

überlegene Intelligenz wie eine Schlagwaffe<br />

ein. Er konnte grob und sarkastisch, ja<br />

beleidigend sein, wenn er seine Meinung<br />

durchsetzen wollte ... Hatte er dann den<br />

Finger auf einen solchen wunden Punkt<br />

gelegt, ließ er es nicht dabei bewenden, sondern<br />

machte seinen Gesprächspartner verbal<br />

fertig.“ Gates, so berichten sie, schaukelte<br />

oft in seinem Stuhl hin und her, starrte<br />

dabei ins Leere, als ob er mit seinen Gedanken<br />

woanders sei. „Dann plötzlich, wenn<br />

er etwas hörte, das ihm nicht passte oder<br />

das ihn ärgerte, hörte er auf zu schaukeln,<br />

setzte sich gerade hin und wurde sichtlich<br />

wütend, wobei er manchmal seinen Bleistift<br />

hinwarf. Um seinen Worten Nachdruck<br />

zu verleihen, schrie er und schlug mit der<br />

Faust auf den Tisch.“<br />

Ein Produktmanager von Microsoft erinnert<br />

sich: „Er tyrannisierte die Leute.<br />

Wenn man einen Menschen mit seiner<br />

intellektuellen Überlegenheit plattmacht,<br />

hat man die Schlacht noch lange nicht<br />

gewonnen, aber das wusste er nicht.“<br />

Als ihm eine Führungskraft erklärte, er<br />

könne nicht gleichzeitig ein Projekt managen<br />

und den Code dafür schreiben,<br />

explodierte Gates, haute mit der Faust auf<br />

den Tisch und schrie aus Leibeskräften.<br />

Eine Mitarbeiterin berichtet, Gates habe<br />

ständig eine aggressive Grundhaltung ge-<br />

»(Bill Gates)<br />

kam in mein<br />

Büro und<br />

schrie aus<br />

Leibeskräften<br />

. . .«<br />

Auszug aus dem<br />

Buch „Setze dir<br />

größere Ziele“<br />

Bill Gates:<br />

Sein wahrer<br />

Führungsstil<br />

24 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

habt. „Ich habe ihn immer erst mal schreien<br />

lassen, so lange er wollte, und wenn er<br />

dann aufhörte, haben wir geredet. Gelegentlich<br />

schickte er mir wütende E-Mails.“<br />

Schwer hatten es auch die Assistentinnen<br />

bei Bill Gates, er behandelte sie „oft mit<br />

verletzender Herablassung, wenn er sie<br />

nicht gerade anblaffte, was auf alle, die sich<br />

nicht an die bei Microsoft herrschende<br />

Streitkultur gewöhnt hatten, befremdlich<br />

wirkte“. Eine Mitarbeiterin erinnert sich,<br />

alle wären „immer richtig erleichtert (gewesen),<br />

wenn Bill außerhalb zu tun hatte“.<br />

Gates hatte einen eigenartigen Humor. Ein<br />

Besucher von Microsoft erinnert sich: „Wir<br />

verließen das Gebäude gegen acht Uhr<br />

abends, als auch ein Programmierer gerade<br />

ging. Er sagte: ‚Hey, Bill, ich bin zwölf<br />

Stunden hier gewesen.‘ Bill sah ihn an und<br />

sagte: ‚Aha, also wieder Halbtagsarbeit,<br />

was?‘ Es war komisch, aber man merkte,<br />

dass er es halb ernst meinte.“<br />

Obwohl es also nicht immer einfach war,<br />

mit Gates auszukommen, schätzten es<br />

seine Mitarbeiter, dass man bei ihm stets<br />

wusste, woran man war. Ein Mitarbeiter<br />

berichtet: „Viele Leute sind mit ihren<br />

Jobs unzufrieden, weil sie kein Feedback<br />

Dr. Dr. Rainer Zitelmann<br />

ist ein erfolgreicher Immobilieninvestor und<br />

mehrfacher Buchautor.<br />

kriegen. Da gab’s bei Microsoft keine Probleme.<br />

Man wusste immer genau, was Bill<br />

von der Arbeit hielt, die man machte.“<br />

Und selbstverständlich sind die Berichte<br />

über die cholerischen Ausbrüche von<br />

Gates nur die eine Seite der Medaille. Auf<br />

der anderen Seite verstand er es wie kaum<br />

ein anderer Unternehmer, seine Mitarbeiter<br />

für ein gemeinsames Ziel zu begeistern<br />

und zu motivieren. Kein Mensch kann nur<br />

mit Druck Spitzenleistungen bei seinen<br />

Mitarbeitern erzeugen. Bill Gates, auch<br />

wenn er für seine oftmals aggressive Haltung<br />

bekannt war, verstand es ebenso sehr,<br />

Mitarbeiter anzuspornen, gab ihnen einen<br />

großen Freiraum zur Entwicklung ihrer<br />

Kreativität und erzeugte eine inspirierende<br />

Arbeitsatmosphäre, einen Pioniergeist<br />

und eine Aufbruchsstimmung bei Microsoft,<br />

die auf viele intelligente und ambitionierte<br />

junge Menschen äußerst anziehend<br />

wirkte.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

25


<strong>Erfolg</strong><br />

Gegen Worte<br />

kann man sich<br />

wehren, nicht<br />

aber gegen die<br />

persönliche<br />

Ausstrahlung!<br />

Barbara Schöneberger, Barack<br />

Obama, Joachim Gauck und<br />

Helene Fischer: Sie alle haben<br />

es – das gewisse Etwas. Sie<br />

alle sind faszinierende Persönlichkeiten.<br />

Charismatische Menschen<br />

verzaubern uns, und das liegt nicht daran,<br />

dass sie klüger wären oder bessere Argumente<br />

hätten! Charismatische Menschen<br />

überzeugen eben nicht nur mit wohlgesetzten<br />

Worten, sondern vor allem mit ihrer<br />

Persönlichkeit, mit ihrer Ausstrahlung:<br />

Charisma lebt vom Vergleich mit anderen.<br />

Wenn Sie die Wahl zwischen zwei Kandidaten<br />

haben, dann wählen Sie immer die<br />

charismatischere Person.<br />

schen ein Versprechen. Das Versprechen,<br />

das die Zukunft für alle besser wird, wenn<br />

man nur bereit ist, sie zu unterstützen und<br />

ihnen zu folgen. Sich der ansteckenden<br />

Lebensfreude dieser Menschen zu entziehen<br />

ist fast unmöglich. Schlechte Laune<br />

und Herumgejammere sind daher echte<br />

Charisma-Killer. Zuversichtlich, zukunftsorientiert<br />

und leidenschaftlich bei dem,<br />

was Sie tun – in den Situationen, die wirklich<br />

wichtig sind –, das hilft, damit Sie auch<br />

von innen strahlen können.<br />

Ein Mensch mit einem starken positiven<br />

Charisma reagiert nicht aggressiv, sondern<br />

behält in allen Lebenslagen die Fassung. Er<br />

versteht es, Menschen durch Lebensfreude,<br />

Ruhe und Humor ein starkes Gefühl<br />

von Sicherheit zu vermitteln.<br />

Hektik und Nervosität sind große Feinde<br />

von Charisma. Deshalb sind Gelassenheit<br />

und der Ausdruck innerer Ruhe unverzichtbare<br />

Grundvoraussetzungen<br />

für eine gewinnende<br />

Ausstrahlung. Ein hektischer<br />

Mensch mag sehr unterhaltsam<br />

sein, doch wirklich charismatisch<br />

ist so ein Mensch nicht.<br />

Bekanntheit und der Glanz großer Namen<br />

können ebenso eine Quelle für Charisma<br />

sein wie das Amt, die Position oder ein<br />

Titel. Darüber hinaus beeindrucken uns<br />

bewiesene Leistungen und Ausdauer ganz<br />

automatisch. Alles Einflussquellen, die neben<br />

der persönlichen Ausstrahlung einer<br />

faszinierenden Vision das gewisse Etwas<br />

verleihen. Ein kluger Kopf wird all diese<br />

Quellen nutzen, um sich unvergesslich<br />

zu machen, schließlich ist Charisma eine<br />

machtvolle Eigenschaft, die Türen und<br />

Herzen öffnet.<br />

Charisma zu besitzen bedeutet jedoch<br />

nicht, dass alle Menschen einen bewundern,<br />

sondern vielmehr den Mut zu haben,<br />

anders zu sein und zu polarisieren.<br />

Charismatische Menschen sind begeistert<br />

von einer ldee und schenken den Men-<br />

Dr. Claudia E. Enkelmann<br />

aus Königstein/Taunus ist Autorin, Trainerin<br />

und Expertin für Charisma, Selbstvertrauen<br />

und <strong>Erfolg</strong>.<br />

Entscheidend ist, zu begreifen,<br />

dass jeder Mensch sein persönliches<br />

Charisma stärken kann.<br />

Charisma ist kein Zufall! Es ist<br />

keine angeborene Gabe – Charisma speist<br />

sich aus einer unaufdringlichen Begeisterungsfähigkeit<br />

kombiniert mit ganz speziellen<br />

Eigenschaften, die sich erlernen und<br />

trainieren lassen!<br />

Ihr einzigartiges Charisma zu entwickeln<br />

macht glücklich! Plötzlich bekommen Sie<br />

von den Menschen ein positiveres Echo<br />

und man traut Ihnen immer mehr zu. Man<br />

übersieht Sie nicht mehr und Sie werden<br />

unvergesslich. Vor allem aber ist Charisma<br />

ein Karriereturbo, der Ihnen Chancen eröffnet,<br />

die Herzen der Menschen im Sturm<br />

zu erobern und die Welt positiv zu beeinflussen.<br />

Charisma<br />

26 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Barbara Schöneberger,<br />

eine Frau mit Charisma<br />

Tipps für mehr<br />

Charisma<br />

Charismatische Menschen wissen,<br />

wie wichtig die persönliche Begegnung<br />

ist. Sie tragen das leise<br />

Lächeln eines Siegers (nicht zu<br />

verwechseln mit einem Dauergrinsen),<br />

schenken dem Gegenüber<br />

einen längeren, wohlwollenden<br />

Blick, besitzen ein unglaubliches<br />

Namensgedächtnis und sind sehr<br />

interessierte Zuhörer. Sie haben<br />

keine Angst andere Menschen<br />

um Hilfe zu bitten, zu loben oder<br />

gar zu ermutigen. Charismatische<br />

Menschen versuchen nicht perfekt<br />

zu sein, sondern lassen ihr<br />

Gegenüber glänzen. Bei all ihrer<br />

öffentlichen Präsenz sind sie in der<br />

persönlichen Begegnung unglaublich<br />

warmherzig und doch entblößen<br />

sie nie all ihre Gedanken und<br />

Gefühle. Charismatische Menschen<br />

haben einfach eine wunderbare<br />

„anti-depressive“ Wirkung auf uns!<br />

Bild: Enkelmann, Cover: Linde<br />

gewinnt!<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

27


Story<br />

Bereits seit einigen Jahrzehnten<br />

blickt Deutschland auf eine<br />

Historie aus vielen erfolgreichen<br />

Einzelhandelsunternehmen<br />

wie Aldi, Lidl, Tengelmann,<br />

Rewe, Otto, dm oder Rossmann<br />

zurück Firmendynastien, hinter denen<br />

erfolgreiche Unternehmer stecken, die das<br />

Antlitz der deutschen Wirtschaft prägten,<br />

den Aufschwung der Bundesrepublik begleiteten,<br />

sich aber trotzdem mit dem digitalen<br />

Geschäft nach wie vor schwertun.<br />

Wie kommt es, dass drei Brüder aus Köln<br />

all diesen Superreichen, diesen Urgesteinen<br />

des Handels, vormachen, wie das Verkaufen<br />

zur Zeit des Internets funktioniert?<br />

Denn die Samwers mauserten sich als Macher<br />

hinter Deutschlands erfolgreichstem<br />

ECommerceUnternehmen Zalando zu<br />

waschechten Händlern und passen inzwischen<br />

in diese Reihe prominenter Einzelhändler.<br />

Sie sind es, die mittlerweile die<br />

Zukunft des Handels gestalten und damit<br />

zu einer Art »AldiBrüder der Gegenwart«<br />

avancieren.<br />

Mit Zalando erbrachten sie den Beweis,<br />

dass sie zu den ersten deutschen Unternehmern<br />

zählen, die auch mit den veränderten<br />

Marktmechanismen des Internets<br />

in der Lage sind, einen relevanten Einzelhandel<br />

zu etablieren. Alexander, Marc und<br />

Oliver Samwer sind nichts Geringeres als<br />

die ersten relevanten Gründerpersönlichkeiten<br />

seit der Entstehung von SAP.<br />

Sie gehören in eine Reihe erfolgreicher Unternehmerdynastien,<br />

zu denen Konzerne<br />

wie die OttoGruppe, der SpringerVerlag,<br />

das Familienunternehmen Tengelmann,<br />

das AlbrechtImperium, der SiemensKonzern<br />

oder eben SAP und einige andere<br />

zählen.<br />

Und dabei haben sie nicht nur im Technologiesegment<br />

<strong>Erfolg</strong>, sie treten gleichzeitig<br />

das Erbe erfolgreicher Händlerdynastien<br />

an. Der Themenkomplex Samwer<br />

ist durch deren unternehmerische Vision<br />

und die damit verbundene inhaltliche Brisanz<br />

nicht nur spannend und kontrovers,<br />

sondern auch mysteriös.<br />

Paten Die<br />

Zalando, Jamba, Groupon: wie die Samwer<br />

Gleichzeitig sind<br />

die Samwers der<br />

breiten Bevölkerung<br />

bisher kaum<br />

bekannt, obwohl<br />

ein Großteil der<br />

Bundesbürger bereits<br />

Kontakt mit<br />

ihren Produkten hatte.<br />

Immer wieder ist in den Medien zu hören,<br />

dass die Deutschen, sonst das Volk der<br />

Dichter und Denker, im Internet und Technologiebereich<br />

keine Rolle spielten. Dabei<br />

haben die Samwers mit ihrem Großprojekt<br />

Rocket Internet längst einen Weltmarktführer<br />

etabliert, der wirtschaftliche <strong>Erfolg</strong>e<br />

feiert und weltweit das Gründungsgeschehen<br />

systematisch dominiert.<br />

»Ich bin der aggressivste Mann im Internet<br />

ich würde sterben, um zu gewinnen,<br />

und von euch erwarte ich das Gleiche!« Oliver Samwer<br />

Gleichzeitig drängen sich unterschiedliche<br />

Fragen auf: Was genau ist das <strong>Erfolg</strong>sgeheimnis<br />

der Samwers und ist es replizierbar?<br />

Bedarf es bestimmter negativer Charakterzüge,<br />

um derart erfolgreich zu sein?<br />

Wie sähe ihre Schaffenskraft aus, wenn sie<br />

ohne diese destruktiven Komponenten<br />

agierten?<br />

Um es vorwegzunehmen: Das System<br />

Samwer funktioniert nach bestimmten<br />

Gesetzen, die einander bedingen und deren<br />

Funktionieren nicht mehr gewährleistet<br />

wäre, würde ein Element fehlen. Auch<br />

andere <strong>Erfolg</strong>sgründer der letzten 100<br />

Jahre waren sicherlich keine Engel. Aber<br />

im Gegensatz zu vielen von ihnen scheren<br />

sich die Samwers herzlich wenig um ihr<br />

Bild in der Öffentlichkeit,<br />

was ihnen<br />

ein wenig den<br />

typisch deutschen<br />

Un t e r n e h m e r -<br />

schliff verleiht.<br />

Es ist daher auch<br />

so schwer, sie für<br />

ein Interview zu<br />

gewinnen, geschweige<br />

denn ein<br />

Buchprojekt zu ihnen zu starten.<br />

Oliver Samwer ist es, dem in diesem Konstrukt<br />

die Anführerrolle über zwei nicht<br />

minder hochbegabte Brüder zukommt.<br />

Er ist jener grandiose Umsetzer, der es vermag,<br />

tiefgehende Analysen mit gekonnter<br />

28 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Story<br />

Bild: Rocket Internet, Cover: FBV<br />

Oliver Samwer<br />

des Internets<br />

-Brüder das größte Internet-Imperium der Welt aufbauen<br />

und messbarer MarketingPower zu verbinden,<br />

dessen Intelligenz und operatives Geschick<br />

weit über den Durchschnitt hinausgehen<br />

und der nicht nur schnell im Kopf,<br />

sondern auch schnell in der Umsetzung ist.<br />

Ein Mann, der sich körperlich bis an die<br />

Grenzen der Belastbarkeit tastet und einen<br />

gewissen Masochismus zeigt, wenn es darum<br />

geht, (über andere) zu triumphieren.<br />

Dem es gleichzeitig aber auch an einem<br />

moralischen Kompass oder einer für Unternehmer<br />

üblichen Wirtschaftsethik fehlt.<br />

Der unbedingte Wille zu gewinnen ist es,<br />

der ihn antreibt und ihn oftmals zu einer<br />

gewissen Kurzfristigkeit drängt.<br />

Stellen Sie sich Oliver Samwer und seine<br />

Brüder auf einem dreidimensionalen<br />

Kontinuum aus Umsetzungsstärke, strategischanalytischer<br />

Intelligenz und überbordendem<br />

Verkaufstalent vor. Während<br />

Alexander Samwer den höchsten Grad an<br />

Intelligenz und Strategiegespür aufweist<br />

und Marc Samwer insbesondere durch<br />

sein Verkaufsgeschick zu überzeugen weiß,<br />

füllt Oliver Samwer alle drei Dimensionen<br />

aus und arbeitet wie eine menschgewordene<br />

Umsetzungsmaschine.<br />

Fragt man Mitstreiter des Clans, ist er es,<br />

dem die meisten eine ähnlich erfolgreiche<br />

Karriere zutrauten, auch ohne seine Brüder.<br />

Die Kehrseite von Oliver Samwers<br />

operativer Exzellenz liegt allerdings darin,<br />

dass sein unbedingter Siegeswille bei ihm<br />

jene Kurzfristigkeit des Handelns hervorruft,<br />

die dem eher besonnenen Alexander<br />

Samwer dagegen weitestgehend fremd ist.<br />

So erklärt sich auch, warum dem unglaublichen<br />

<strong>Erfolg</strong> auf wirtschaftlicher Ebene<br />

nicht selten ein moralischer Verfall auf<br />

gesellschaftlicher Ebene gegenübersteht.<br />

Als Brüder sind sich die Samwers dennoch<br />

weitgehend ähnlich.<br />

Sie alle sind bestens ausgebildete Gewinnertypen,<br />

die es durch ihr einnehmendes<br />

Wesen und eine gute Erziehung vermögen,<br />

jeden Menschen für sich zu gewinnen. Die<br />

Samwers sind so etwas wie die Paten einer<br />

Branche, und der Wille zu gewinnen zählt<br />

zu ihren wesentlichen Antriebsmotoren.<br />

Sie alle verbindet ihre hohe Intelligenz, ein<br />

charismatisches Wesen und ein trotz ihrer<br />

analytischen Fähigkeiten ausgeprägter Opportunismus<br />

sowie ein nicht zu verachtender<br />

Hang zum Pragmatismus. Jeder Samwer<br />

bringt seine eigene Vorgehensweise<br />

mit, zusammen aber bilden sie eine kompakte,<br />

fein abgestimmte Einheit, die jede<br />

Angelegenheit mit sich selbst ausmacht<br />

und niemanden zwischen sich lässt.<br />

Auszug aus dem Buch<br />

„Die Paten des Internets“<br />

von Joel Kaczmarek, FBV<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

29


Story<br />

Vom Schulabbrecher<br />

zum Wasser-Millionär<br />

Die Geschichte eines Einwanderers, der sich<br />

vorgenommen hatte, das Trinkwasser für Menschen in<br />

Deutschland zu verbessern<br />

Begonnen hat alles 1992. Paul<br />

Burhof wanderte mit seiner<br />

Familie aus Kasachstan<br />

nach Deutschland aus, als er<br />

zwölf war. Russlanddeutsche,<br />

so nannte man die Einwanderer aus dem<br />

Ostblock. Dass aus ihm einmal ein Großunternehmer<br />

und Millionär wird, hatte<br />

damals keiner erwartet. Die Schule in<br />

Deutschland hätte kaum schlimmer sein<br />

können. Mit dem Hauptschulabschluss in<br />

der Hand, hatte er wenige Möglichkeiten.<br />

Alles, was ihm angeboten<br />

wurde, war als Produktionshelfer<br />

in einer<br />

Möbelfabrik zu arbeiten.<br />

Durch Engagement und<br />

Zielstrebigkeit hat er<br />

sich in knapp zwei Jahren<br />

bis zum Produktionsleiter hochgearbeitet.<br />

Der Wunsch nach Unabhängigkeit<br />

und finanzieller Freiheit war so groß, dass<br />

er sich als Handelsvertreter in die Selbständigkeit<br />

wagte. In einem Unternehmen,<br />

das sich mit sauberem Wasser befasste.<br />

In Deutschland wuchs das Bewusstsein<br />

damals, dass das Leitungswasser im Haushalt<br />

nicht so rein ankommt, wie es die<br />

Wasserwerke verlässt. Die kilometerlangen<br />

Rohrleitungen und Hausanschlüsse,<br />

aber auch die Schadstoffe, die im Wasserwerk<br />

nicht gefiltert werden, verunreinigen<br />

das Wasser teilweise so stark, dass es<br />

gar nicht mehr als Trinkwasser bezeichnet<br />

werden darf. Trotzdem benutzen die<br />

Menschen das Wasser für die Zubereitung<br />

von Essen, Kaffee und Tee. Und sogar für<br />

Babynahrung.<br />

Das Kochen des Wassers kann jedoch<br />

höchstens Bakterien abtöten. Aber Schadstoffe<br />

wie Schwermetalle oder Medikamentenrückstände<br />

werden dabei noch konzentriert,<br />

denn sie können nicht verdampfen.<br />

Die Wasserqualität in Deutschland ließ<br />

also auch damals schon zu wünschen übrig.<br />

Die Bundesrepublik belegt im internationalen<br />

Vergleich einer UNESCO-Studie<br />

nicht mal die Top 10 oder 20. Tatsächlich<br />

belegt Deutschland Platz 57, noch hinter<br />

Bangladesch.<br />

Wie sind Sie auf das Thema Wasserfiltration<br />

gekommen, Herr Burhof?<br />

„Ich fand es zukunftsweisend, mich mit<br />

der Veredelung des Wassers zu beschäftigen.<br />

Ich habe das als riesigen Markt begriffen.<br />

Menschen trinken das Leitungswasser<br />

sogar pur, nur weil sie gar nicht wissen,<br />

was sich darin alles befindet. Denn kaum<br />

jemand lässt sein Wasser auf Schwermetale<br />

»Glückliche Kunden und motivierte Mitarbeiter<br />

sind das Geheimnis unseres <strong>Erfolg</strong>es«<br />

Paul Burhof (WALUTEC)<br />

Alle Produkte im Shop unter Walutec.eu<br />

Paul Burhof<br />

oder chemische Substanzen prüfen.“<br />

Sauberes Wasser – ein Geschäft mit Zukunft,<br />

dachte Paul Burhof. „Von Anfang<br />

an hatte ich das Ziel, ein Team aufzubauen<br />

und eine eigene Filiale im Unternehmen<br />

zu leiten. Doch es kam anders. Die<br />

Firma zerbrach. Also entschloss ich mich<br />

nach drei Jahren mein<br />

eigenes Unternehmen<br />

namens WALUTEC zu<br />

gründen. “<br />

Der Familienvater ließ<br />

ein Wassersystem entwickeln,<br />

das durch sogenannte<br />

Umkehrosmose und Schungit-Filtration<br />

Keime, Bakterien und Schwebstoffe<br />

wie Medikamentenrückstände aus dem<br />

Wasser entfernt. Zudem liefert es ausgezeichnetes<br />

Trinkwasser, was den Wasserkauf<br />

überflüssig macht und viel Geld einspart.<br />

Das kleine Gerät steht mittlerweile in<br />

Tausenden Haushalten und hat nicht nur<br />

Paul Burhof reich gemacht.<br />

Worauf haben Sie bei der Unternehmensgründung<br />

besonders Wert gelegt,<br />

Herr Burhof?<br />

„Meine Leidenschaft ist es, Menschen die<br />

Möglichkeit zu geben, erfolgreich zu werden,<br />

ihnen zu helfen, Sie zu fördern und<br />

Sie beim Wachsen zu unterstützen. Ich<br />

habe damals einen Karriereplan und ein<br />

System entwickelt, das es jedem ermöglicht,<br />

unser Partner zu werden und sich<br />

mit dem Vertrieb von WALUTEC-Produkten<br />

in einer zukunftssicheren Branche<br />

ein hohes Einkommen aufzubauen.“<br />

Das Wachstum ist ihm aber nicht nur<br />

auf Kundenseite wichtig. „Wir entwickeln<br />

ständig neue Produkte, wie den eL-Café,<br />

der unseren Kunden nicht nur reines Wasser<br />

bietet, sondern leckeren Kaffee automatisch<br />

mit gefiltertem Wasser zubereitet.“<br />

Bilder: Walutec<br />

32 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Story<br />

Vom Obdachlosen<br />

zum<br />

facebook<br />

Star<br />

Er war ein hoffnungsloser<br />

Fall und war obdachlos.<br />

Heute ist er Unternehmenslenker<br />

und Social<br />

Media Star. Die Geschichte<br />

von Samer Mohamad<br />

begann vor rund 20 Jahren<br />

in einem Asylbewerberheim<br />

in Hannover.<br />

Bilder: Mhamad, Salih Usta Photography<br />

Sein Weg sollte eigentlich in die<br />

Gosse führen. Der junge Syrer<br />

flüchtete mit seiner Familie nach<br />

Deutschland. Von Schlaraffenland<br />

keine Rede. Wer die Mülleimer<br />

nach Pfandflaschen durchsuchen<br />

muss, hat keine Zeit für Bildung. Eines hat<br />

er aber früh gemerkt: Wer sich anstrengt,<br />

kann auch was bewegen. Er begann, Zeitungen<br />

auszutragen und Parfüm an seine<br />

Mitschüler zu verkaufen. Später klotzte er<br />

auf Baustellen ran, heuerte im Call-Center<br />

an. Später kam der erste Versuch, selbstständig<br />

zu sein. Aber er fiel tief. Schulden,<br />

Frust, erloschene Aufenthaltsgenehmigung.<br />

Er floh ins Ausland, ohne Dach über<br />

dem Kopf und ohne Hoffnung.<br />

„Ich bin irgendwann aufgewacht und habe<br />

mich erinnert: Egal, ob du ein schlechtes<br />

»Bildung ist einer<br />

meiner wichtigsten<br />

Werte geworden.«<br />

Blatt auf der Hand hast, nimm was du hast<br />

und mach was draus“, sagt der heute 34-<br />

jährige. Er kam zurück nach Deutschland<br />

und fing von vorne an. Er spürte die Aufbruchstimmung<br />

in den sozialen Medien<br />

und nahm die Gelegenheit beim Schopf.<br />

Er wurde zu Mister Promotion. „Aus dem<br />

Nichts konnte ich beginnen, mir etwas aufzubauen.<br />

Mit meinem markanten Gesicht<br />

und meiner Stimme. Und natürlich meiner<br />

Story. Bei facebook und Co. hat jeder eine<br />

Chance. Es ist im besten Sinne sozial.“<br />

Mit seinem Unternehmen berät er heute<br />

große Konzerne und Stars, sich online erfolgreich<br />

zu platzieren. Auch seinen Fans<br />

liefert er täglich wertvollen Content. Und<br />

er selbst entwickelt sich laufend weiter.<br />

„Bildung ist einer meiner wichtigsten Werte<br />

geworden. Ich lerne ständig mehr. Lese<br />

jeden Tag Bücher, besuche Seminare und<br />

ziehe mir Podcasts der großen Stars rein.“<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

33


Story<br />

DSDS Dauerkandidat<br />

Menderes Bagci (32) ist ein<br />

Beispiel für außergewöhnliches<br />

Durchhaltevermögen.<br />

Menderes:<br />

»Never give up«<br />

Du bist einer der bekanntesten<br />

DSDS-Teilnehmer<br />

überhaupt. Mit<br />

welchen Gedanken bist<br />

du damals in die erste<br />

Staffel gegangen?<br />

Ich habe mir damals nicht so viele Gedanken<br />

darüber gemacht. Ich habe das als<br />

große Plattform gesehen und meine große<br />

Chance, die ich nutzen wollte. Es war nämlich<br />

schwierig, sich im Internet selber zu<br />

präsentieren. Damals gab es kein YouTube<br />

oder Facebook. Ich wollte immer Musik<br />

machen. Schon in der ersten Klasse habe<br />

ich immer gesungen und wollte erfolgreich<br />

werden mit der Musik. Ich wollte wissen,<br />

wie man in die Charts kommt und einfach<br />

ins Musikgeschäft eintreten.<br />

Weißt du noch warum? Möchtest du gerne<br />

Leute unterhalten oder möchtest du<br />

dich gerne selber in der Öffentlichkeit sehen?<br />

Gibt es dafür irgendeinen Grund?<br />

Ich bin eigentlich eher zurückhaltend<br />

und habe mich nicht getraut, vor anderen<br />

Leuten zu singen. Der Lehrer damals in<br />

der neunten Klasse hat mich gebeten, ich<br />

solle jetzt mal singen. So auf Knopfdruck<br />

konnte ich das aber nicht. Ich habe gesungen,<br />

wenn ich es wollte. Weil es mir<br />

Spaß macht und vielleicht auch, weil ich<br />

sehen wollte, wie andere Leute darauf reagieren.<br />

Seit dem bist du in jeder Staffel gewesen<br />

und musstest mit herber Kritik umgehen.<br />

Warst du darauf vorbereitet?<br />

Belanglose Kritik, wie wenn so jemand<br />

sagt: „Du kannst gar nichts, lass es sein“,<br />

das bringt mich nicht weiter. Solange es<br />

konstruktive Kritik ist kann ich damit arbeiten.<br />

Die bringt mich vorwärts, ich kann<br />

mich weiterentwickeln und an meinen Defiziten<br />

arbeiten. Ich nehme gerne Tipps an<br />

und bin offen dafür.<br />

34 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Story<br />

Bilder: Jessica Wilkens/<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Dieter Bohlen ist ein harter Kritiker. Kann<br />

man durch seine Kritik etwas lernen?<br />

Nicht immer. Dieter Bohlen hat halt diese<br />

lustigen Sprüche, mit denen man nicht immer<br />

etwas anfangen kann. Aber als er mir<br />

zum Beispiel gesagt hat, dass ich mir einfachere<br />

Songs aussuchen soll, war das ein<br />

guter Tipp. Er hat mir den Rat gegeben,<br />

dass ich „You are not alone“ von Michael<br />

Jackson singen soll, das hat mir schon weitergeholfen,<br />

weil ich gemerkt habe, dass<br />

das besser zu mir passt. Aber ich habe auch<br />

selber hinter den Kulissen geguckt, welche<br />

Defizite ich habe und daran habe ich gearbeitet.<br />

Bist du schon immer jemand gewesen,<br />

der sich nicht entmutigen lässt?<br />

Ja, ich bin vom Sternzeichen Skorpion und<br />

das sind Hartnäckige, die geben nicht so<br />

schnell auf. Schon in der Ausbildungszeit<br />

gab es Phasen, in denen sie gar keinen<br />

Spaß machte. Aber wenn ich etwas angefangen<br />

habe, dann will ich es auch bis zum<br />

Ende durchziehen. Ich bin sehr zielstrebig<br />

und ausdauernd und lasse mich nicht unterkriegen.<br />

Ich mich schon als sehr hartnäckig<br />

bezeichen.<br />

Gab es bestimmte Momente, die dein Leben<br />

beeinflusst haben?<br />

Meine Krankheit zum Beispiel. Das hat<br />

Ende 2004 angefangen und hat mein Leben<br />

gewissermaßen verändert. (Menderes<br />

leidet an einer chronischen, unheilbaren<br />

Darmentzündung, Anm. d. Red.) Als<br />

Mensch habe ich mich im Laufe der Jahre<br />

charakterlich verändert und das war<br />

auch keine einfache Zeit. Auch mein erster<br />

Recall bei DSDS hat vieles verändert. Da<br />

habe ich dann allen gezeigt, dass, wenn<br />

ihr etwas erreichen wollt, es auch schaffen<br />

könnt. Keiner hat an mich geglaubt. Und<br />

dann, nach zehn Jahren, hat es plötzlich<br />

geklappt. Mittlerweile habe ich fünf Recall-Zettel.<br />

Ich mache meine eigene Musik,<br />

die auch noch gut klingt und den Leuten<br />

gefällt es. Dafür bin ich dankbar. Aber ich<br />

bin nicht zufrieden, denn wenn man zufrieden<br />

ist, wird man sich auch nicht weiterentwickeln.<br />

Das gehört dazu.<br />

erkennen, wie weit ich gehen kann und<br />

natürlich gibt es auch gewisse Grenzen<br />

im Leben.<br />

Braucht man Menschen, die Ratschläge<br />

von außen geben?<br />

Es tut schon gut, wenn mal einer sagt: „Hey<br />

mach das mal lieber so.“ Aber letztendlich<br />

bin ich immer gut damit gefahren, meine<br />

eigenen Entscheidungen zu treffen. Damit<br />

bin ich am weitesten gekommen und hatte<br />

den meisten <strong>Erfolg</strong>.<br />

Karriere im Showbiz zu machen ist sehr<br />

viel anstrengender, als viele glauben. Wie<br />

es auch so, dass ich verschiedene Sachen<br />

ausprobiert habe. Ich habe auch deutsche<br />

und nicht nur englische Musik gemacht.<br />

Wenn man einfach am Ball bleibt und gewisse<br />

Dinge unbedingt machen möchte,<br />

kannst du damit irgendwann erfolgreich<br />

werden. Manchmal ist es Glück, es kann<br />

sich spontan zu etwas ganz Großem entwickeln.<br />

Manchmal hast du einen Masterplan<br />

und denkst dir: „Das mache ich so und<br />

so, das ist perfekt.“ Und das klappt dann<br />

nicht. Es gibt Leute, die studieren Musik<br />

und es klappt einfach nicht. Dann gibt es<br />

aber Leute, die zum Beispiel Schauspieler<br />

bei „GZSZ“ sind, covern einen Song und<br />

sind damit extrem erfolgreich. Obwohl die<br />

nie Musik gemacht haben. Ich habe keinen<br />

Masterplan. Ich würde nur sagen, mach<br />

das, was du für richtig hältst und mach das,<br />

was dir Spaß macht. Mach aber keine Dinge,<br />

die du nur um erfolgreich zu werden<br />

machst. Wenn du etwas machst, was dir<br />

Spaß macht, dann ist es auch nicht mehr<br />

mit einer normalen Arbeit vergleichbar.<br />

Was willst du unbedingt noch erleben?<br />

- Die Fantasie ist grenzenlos. Ich stelle<br />

mir oft vor, dass es schön wäre, wenn ich<br />

irgendwann mal auf der Bühne stehe, wo<br />

Leute nur wegen mir da sind. Meine eigenen<br />

Konzerte und kein normaler Clubauftritt.<br />

Und mein ganz großer Traum ist<br />

natürlich irgendwann mal in den Charts<br />

zu sein. Ein eigenes Album in den Top<br />

10 oder sogar Nummer eins. Es ist aber<br />

nicht mein größtes Ziel im Leben. Es wäre<br />

Dein Motto ist „Never give up“. Wie sehr<br />

bist du trotzdem Realist?<br />

Man muss ehrlich zu sich selbst und realistisch<br />

sein. Ich mir natürlich bewusst,<br />

dass ich nicht die beste Stimme und nicht<br />

die idealen Voraussetzungen fürs Musikgeschäft<br />

habe. Aber man muss auch groß<br />

träumen. Man muss zu sich selbst ehrlich<br />

sein, aber auch sein Glück versuchen. Sei<br />

optimistisch, es gibt immer eine Nische,<br />

wo du reinpasst. Und man braucht Publikum.<br />

Ich bin realistisch genug, um zu<br />

kann man langfristig erfolgreich sein?<br />

- Man muss nicht, aber man kann sich<br />

immer wieder neu erfinden. Ich würde sagen,<br />

wenn man eine bestimmte Zielgruppe<br />

hat, dann kann man bei einer Stilrichtung<br />

bleiben. Aber es gibt auch Leute, die haben<br />

ein kleines Publikum und wenn sie ihr Publikum<br />

vergrößern wollen, dann müssen<br />

die etwas Neues ausprobieren. Bei mir war<br />

Menderes Bagci im Gespräch mit Verleger<br />

Julien Backhaus.<br />

schön, wenn ich das mal schaffe, aber mein<br />

Ziel ist, einfach glücklich zu sein. Das<br />

wichtigste im Leben ist Gesundheit. Wenn<br />

du nicht gesund bist, dann kannst du alles<br />

andere vergessen.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

35


Story<br />

Daniela<br />

Katzenberger<br />

Die bekannte TV-Blondine spricht über Karriereziele,<br />

Selbstvermarktung und ihren Respekt vor Angela Merkel.<br />

36 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Story<br />

Ich hatte keinen<br />

„Plan B“<br />

Das Interview führte Julien Backhaus<br />

Bilder: Christian Holthausen Photography<br />

Daniela, du bist die bekannteste Blondine<br />

Deutschlands. Kannst du dich noch<br />

daran erinnern, wann in dir der Wunsch<br />

gewachsen ist, vor der Kamera zu arbeiten?<br />

Die Kamera war eigentlich nur Mittel zum<br />

Zweck. Ich hatte damals keine Kohle, nur<br />

einen Job als Kellnerin und wollte unbedingt<br />

Hugh Heffener kennenlernen! Die<br />

Flüge nach Amerika hätten mich 1200<br />

Euro gekostet und ich dachte, wenn ich<br />

beim Fernsehen bin, bezahlen die das alles.<br />

Vor der Kamera zu stehen, das habe<br />

ich dann einfach gemacht. Ich habe nie<br />

darüber nachgedacht, weil ich nichts zu<br />

verlieren hatte.<br />

Also hattest du auch keinen Plan B?<br />

Nein, einen Plan B hatte ich nie.<br />

Die meisten erfolgreichen Leute haben<br />

nur einen Plan A.<br />

Ist das so? Ich dachte, nur ich sei so leichtsinnig<br />

und naiv. Ich wusste, dass ich immer<br />

zu meiner Mama kann. Falls irgendwas<br />

sein sollte, könnte ich wieder anfangen<br />

zu kellnern. Denn meine Mutter ist meine<br />

Mutter und nicht meine Chefin, die würde<br />

mich wieder auffangen.<br />

Um über Jahre und Jahrzehnte erfolgreich<br />

zu sein, egal wo, braucht man Disziplin<br />

und Arbeitseinstellung. Du bist<br />

BestsellerAutorin, Schauspielerin, Sängerin,<br />

Moderatorin, Werbeikone, Gastronomin,<br />

du hast eine Schuhkollektion,<br />

verkaufst Wohnaccessoires, Parfüm, bist<br />

Markenbotschafterin, vermarktest ein<br />

Haarpflegeprodukt und hast eine<br />

App entwickelt.<br />

Vergiss nicht zu erwähnen, dass ich<br />

Mutter bin, das ist der härteste Job.<br />

Fiel dir das schon immer leicht, viele<br />

Bälle in der Luft zu halten?<br />

Ja. Stell dir vor, du stehst in einer Kneipe<br />

und hast 20 Leute vor dir an der Theke<br />

sitzen und musst versuchen, dich mit jedem<br />

zu unterhalten. Du musst so reden,<br />

dass sich jeder angesprochen fühlt. Das<br />

konnte auch Marilyn Monroe. Man erzählt,<br />

dass alle immer das Gefühl hatten,<br />

sie spricht mit einem persönlich obwohl<br />

ganz viele Menschen im Raum waren. Dafür<br />

war die Gastronomie die beste Schule,<br />

weil ich schon früh meine Bühne hatte mit<br />

Leuten, die mir zugehört haben. Je mehr<br />

du dich mit den Leuten unterhalten hast,<br />

desto mehr Trinkgeld gab es, desto tiefer<br />

der Ausschnitt, desto größer die Klappe.<br />

(lacht) Es war alles offenherzig und immer<br />

ehrlich. Vielleicht sah es so aus, als wäre<br />

ich schnell zu haben, aber ich war es nie.<br />

Dieses Gefühl zu vermitteln, hat mir meine<br />

Mutter in der Gastronomie beigebracht.<br />

Gab es Vorbilder, von denen du lernen<br />

konntest?<br />

Von jedem ein bisschen. Heidi Klum ist für<br />

mich ein ganz bodenständiger Mensch aus<br />

Bergisch Gladbach und sie hat das Beste<br />

draus gemacht. Michelle Hunziker ist immer<br />

so positiv. Alles blonde Powerfrauen.<br />

Natürlich gehören auch Marilyn Monroe<br />

und Angela Merkel dazu, obwohl die eher<br />

dunkelbiond ist. Die stehen ihren Mann,<br />

besonders Angela Merkel. Und mein größtes<br />

Vorbild in Sachen Power war natürlich<br />

immer meine eigene Mutter. Drei Kinder,<br />

mit 17 Jahren das erste, mit 19 kam ich<br />

und mit 25 meine Schwester. Alleinerziehend,<br />

wenig Geld und versuchen, sich eine<br />

eigene Existenz aufzubauen. Sie musste<br />

sich durchboxen, mit Dekolleté und einer<br />

Riesenklappe.<br />

Wie entwickelt man sich als Persönlichkeit<br />

weiter in einem so krassen Umfeld<br />

wie das, in dem du arbeitest?<br />

Ich habe mit 21 Jahren relativ jung angefangen<br />

für das Fernsehen zu drehen und<br />

hatte nur den Wunsch, nach Amerika zu<br />

gehen. Kein Geld, kein Plan B, aber Träume.<br />

Ich wusste nie, was draus wird, nur,<br />

dass ich da drüben eine Chance hätte. Und<br />

die Chance hat man mir gegeben. Aber<br />

egal wie viel Kohle du hast, du kannst mit<br />

keinem Geld der Welt die Sympathie der<br />

Menschen kaufen. Ich musste mir alles<br />

selbst erarbeiten.<br />

Aber du hattest schon immer eine Wirkung<br />

auf Menschen.<br />

Am Anfang war die eher so: „Was soll das<br />

jetzt?“ oder „Was macht die denn hier?“,<br />

also bestimmt viel negativer als jetzt, aber<br />

die Wirkung war da (lacht). Ich war den<br />

Menschen nie egal.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

37


Story<br />

Deine Karriere lief eigentlich wie am<br />

Schnürchen in den letzten Jahren, von 20<br />

auf 30 hast du richtig Vollgas gegeben.<br />

Du hast jung viel Geld verdient und hast<br />

erst jetzt eine Familie gegründet. War<br />

das geplant?<br />

Ja, ich wollte aber eigentlich noch viel später<br />

ein Kind bekommen. Lukas kam dazwischen.<br />

Mein Traumalter für<br />

ein Baby wäre 33 gewesen<br />

eine schöne Schnapszahl und<br />

schon was erreicht im Leben.<br />

Nun kam es dann doch anders.<br />

Und es ist das Schönste,<br />

was es gibt.<br />

Du bist in Deutschland eine<br />

echte, erfolgreiche Unternehmerin<br />

geworden. Davon<br />

gibt es recht wenige. Fehlt<br />

den Frauen der Mut?<br />

Ich unterhalte mich manchmal<br />

mit Frauen, die gerade auf<br />

dem Weg sind und sagen: „Ich<br />

möchte es auch so haben wie<br />

du“.<br />

Und was sagst du denen? Hast du da<br />

so einen generellen Tipp?<br />

Versucht euch nicht zu verstellen und<br />

versucht nicht, mich nachzumachen.<br />

Die sagen: „Oh, ich mache mir jetzt<br />

die Haare blond“ oder „ich schminke<br />

mich mehr, mache mir die Wimpern<br />

die du hast, ich kaufe mir den<br />

selben Lippenstift, ich lasse mir auch<br />

die Brüste machen, dann bin ich wie<br />

du und es klappt schon“. Denen sage<br />

ich, dass das doch bekloppt ist, denn<br />

mich gibt es ja schon. (lacht) Wir<br />

sind hier nicht bei „I, Robot“, wo alle<br />

maßgefertigt vor die Kamera gestellt<br />

werden. Wie gesagt, die Sympathie der<br />

Menschen fliegt dir nicht zu. Die musst<br />

du erst überzeugen. Und das geht nur,<br />

wenn Du Du selbst bist.<br />

Kannst du dir vorstellen, als Unternehmerin<br />

noch mehr aufzubauen?<br />

Ja, noch einiges. Aber ich glaube, wenn<br />

man das öffentlich sagt, wirkt das schnell<br />

gierig. Aber <strong>Erfolg</strong> schmeckt einfach gut<br />

und viele Sachen, die ich mache, mache<br />

ich auch für meine Fans, wie meine App<br />

Love&Style zum Beispiel, die freuen sich<br />

darüber. Als ich als junge Frau den Wunsch<br />

hatte, zum Playboy zu gehen, bekam ich<br />

viel Gespött und einige haben mich ausgelacht.<br />

<strong>Erfolg</strong> ist ja auch eine süße Rache.<br />

(lacht) Trotzdem weiß ich, dass es sehr<br />

schnell wieder vorbei sein kann, gerade in<br />

meiner Branche. Aber bis dahin habe ich<br />

noch viele Pläne.<br />

Aber deswegen hast du solche unabhängigen<br />

Unternehmen wie deine App gegründet,<br />

oder? Das sind doch Dinge für<br />

die Zukunft.<br />

Ja, aber das ist nicht so wie bei C&A, Adidas<br />

oder Puma, die auch ohne ein Gesicht<br />

funktionieren. Bei mir muss man das Gesicht<br />

zum Produkt kennen und auch<br />

Das ansteckende Lachen ist eins der Markenzeichen<br />

von Daniela Katzenberger, hier im<br />

Gespräch mit Verleger Julien Backhaus.<br />

mögen. Es ist abhängig von der Präsenz,<br />

der Sympathie und dass die Leute einfach<br />

gerne hingucken. Mit der Präsenz kommt<br />

eben auch das Interesse für die App oder<br />

dass die Leute mich einfach gerne im Fernsehen<br />

sehen. Wenn ich ein Lied rausbringe<br />

und mich kann kein Arsch mehr sehen,<br />

dann willst du auch kein Lied von mir hören.<br />

Deswegen versuche ich authentisch<br />

zu sein und nur die Dinge zu machen, von<br />

denen ich überzeugt bin.<br />

Könntest du dir also auch vorstellen,<br />

noch andere Dinge aufzubauen, die unabhängig<br />

von deinem Gesicht sind?<br />

Ja, so etwas wie jetzt meine App Love&Style.<br />

Ich bin manchmal erschrocken über meine<br />

eigene Courage und meinen Mut. Aber<br />

ich denke nie darüber nach. Außer, wenn<br />

ich schwarz auf weiß die Download oder<br />

Verkaufszahlen sehe oder wenn ich extrem<br />

viel Resonanz bekomme, wenn sich<br />

beispielsweise Leute beschweren, dass etwas<br />

ausverkauft ist. Das macht mir wirklich<br />

Gänsehaut, denn das betrifft mich als<br />

Unternehmerin. Und hier bieten sich<br />

natürlich auch Möglichkeiten, die<br />

nicht unbedingt mit meinem Gesicht<br />

zusammenhängen. Ich möchte jetzt<br />

zum Beispiel junge Designer und<br />

kreative Menschen fördern. Ich bekomme<br />

oft so tolle Sachen geschickt<br />

und denke, das muss man doch bekannt<br />

machen.<br />

Fühlt es sich dann wie Druck an,<br />

dass du permanent weiterliefern<br />

musst?<br />

Nein, das tue ich sowieso. Ich bin<br />

niemand, der sich lange ausruhen<br />

kann. Ich bin automatisch um 7<br />

Uhr wach und denke: „Okay, wann<br />

kommt das Kamerateam?“.<br />

(lacht) Ich mache gerne was.<br />

Die App muss laufen und Facebook<br />

mit meinen 2,6 Millionen<br />

FacebookFreunden<br />

wird mit Livevideos bedient.<br />

Ich glaube, in Deutschland hat<br />

niemand so viele Freunde wie<br />

ich (lacht). Und trotzdem sind<br />

nur mein Mann und meine<br />

Tochter an meiner Seite. Aber<br />

natürlich nehme ich mir Zeit<br />

für meine Familie. Meine kleine<br />

Tochter ist das Wichtigste in<br />

meinem Leben.<br />

Du gibst dich aber auch sehr<br />

nahbar.<br />

Ich bin ja auch nahbar.<br />

Jeder <strong>Erfolg</strong>reiche hat irgendwann sein<br />

Talent erkannt und alles andere angefangen<br />

zu delegieren. Fällt dir so was leicht?<br />

Nein, ich habe gerne die Kontrolle. Was<br />

das betrifft, bin ich ein bisschen Freak,<br />

dass ich mir manchmal sogar das Bild bei<br />

einem Interview zeigen lasse. Ich glaube,<br />

mein großes Talent ist, dass es locker und<br />

leicht aussieht und deswegen sagen auch<br />

viele: „Och Gott, was die kann, das kann<br />

ich ja sowieso.“ Aber es ist alles andere als<br />

leicht und es ist mir nicht in den Schoß<br />

gefallen. Wenn ich sage, dass ich vor der<br />

Kamera arbeite, dann muss ich mir viele<br />

dumme Sprüche anhören. Ich weiß auch,<br />

was Arbeit ist und habe Kisten geschleppt<br />

und gekellnert bis nachts um 3 Uhr. Man<br />

muss auch wissen, was diese Art der Arbeit<br />

bedeutet, um da mitreden zu können.<br />

38 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Leben Story<br />

Dietmar Hopp<br />

Herr Hopp, Sie haben eine<br />

der bekanntesten Stiftungen<br />

in Deutschland<br />

gegründet. Erinnern Sie<br />

sich noch an den „Moment“,<br />

wo Ihnen der Gedanke kam, eine<br />

Stiftung zu gründen?<br />

Es war kein konkretes Ereignis, sondern<br />

eine Entwicklung führte zur Stiftungsgründung.<br />

Was ist wichtig im Leben? Meine Antwort<br />

auf diese Frage lautet: Die Gesundheit.<br />

Diese führte dazu, dass ich bereits während<br />

meiner aktiven SAPZeit gespendet habe.<br />

Mit Gründung der Stiftung im Jahr 1995<br />

konnte ich dann mehrere Vorhaben bündeln:<br />

die Umsetzung gemeinnütziger Projekte<br />

in den von mir festgelegten Bereichen<br />

und gleichzeitig Sicherung des SAP Aktienpakets,<br />

das ich der Stiftung als Kapital zur<br />

Verfügung gestellt habe.<br />

Sie gehören zu den sehr aktiven Stiftern in<br />

Deutschland. Woher nehmen Sie die Zeit?<br />

Meine Engagements als Investor, Sportförderer<br />

und Stifter halten mich schon sehr auf<br />

Trab, so dass ich jeden Tag viele Stunden am<br />

Schreibtisch und in Gesprächen verbringe.<br />

Ich habe mir aber vorgenommen, mir mehr<br />

Zeit für meine Hobbies zu nehmen.<br />

Sie fördern viele Bildungsprojekte. Ist<br />

der „Rohstoff Wissen“ wichtiger als Öl?<br />

Meine Stiftung hat vier Förderbereiche:<br />

Sport, Medizin, Bildung und Soziales. Bil-<br />

Mit Stiftung<br />

gezielt fördern<br />

dung hat dabei einen hohen Stellenwert<br />

und ist zum Teil integraler Bestandteil, z. B.<br />

im Sport oder im Sozialen. Um nur einige<br />

Beispiele zu nennen: „Anpfiff ins Leben“,<br />

die „Ballschule Heidelberg“ und das „Haus<br />

der kleinen Forscher“. Ich würde mir wünschen,<br />

dass viele Institutionen der Förderung<br />

von jungen Menschen verschreiben<br />

und hier insbesondere die Kinder und Jugendlichen<br />

im Blick haben, die von der öffentlichen<br />

Hand nicht die notwendige und<br />

mögliche Förderung erhalten.<br />

Sehen Sie noch Potenzial nach oben, was<br />

die Anzahl deutscher Stiftungen angeht?<br />

Nach Angaben des Bundesverbandes<br />

Deutscher Stiftung boomt das Stiftungswesen<br />

seit den 90er Jahren, was erfreulich<br />

ist. Und ich wünsche mir noch viele weitere<br />

Mitstreiter für die „gute Sache“; Für<br />

mich gilt: „Eigentum verpflichtet – Reichtum<br />

noch mehr“. Aber nicht jedem ist es<br />

möglich, hohe Summen zu spenden. Ne-<br />

ben dem finanziellen zählt auch bürgerschaftliches<br />

Engagement, welches in anderer<br />

Weise zum Tragen kommt. Gerade im<br />

Förderbereich Sport meiner Stiftung sehen<br />

wir, mit welch großem Engagement in Vereinen<br />

in hervorragender Weise ehrenamtliche<br />

Jugendarbeit leisten. Dies rechne ich<br />

mindestens ebenso hoch an, wie ein finanzielles<br />

Engagement.<br />

Es ist erstaunlich, was Sie schon alles erreichen<br />

konnten im Leben. Gibt es etwas,<br />

das Sie gern noch erreichen möchten?<br />

Das Wichtigste für mich ist, Frieden in<br />

der Welt und dass es meiner Familie gut<br />

geht und wir uns an unseren Enkelkindern<br />

erfreuen dürfen. Es gibt natürlich darüber<br />

hinaus noch Wünsche, deren Erfüllung<br />

mir aber nicht allein obliegt, wie z. B. den<br />

sportlichen <strong>Erfolg</strong> der TSG 1899 Hoffenheim<br />

und der tollen jungen Golfspieler in<br />

dem von mir gegründeten und gebauten<br />

Golfclub St. LeonRot.<br />

Bild: Dietmar Hopp Stiftung<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

39


Leben<br />

Sie haben „Der unbesiegbare<br />

Sommer in uns“ geschrieben<br />

und Sie sind eine der<br />

bekanntesten TVModeratorinnen<br />

in Deutschland. Sie<br />

kennen Hollywood und sind mit den<br />

Stars dieser Welt per Du. Man erwartet<br />

ja nicht unbedingt ein spirituelles Buch<br />

von einem Kopfmenschen wie Ihnen.<br />

Oder sind Sie keiner?<br />

Ich bin ein Kopfmensch und ein Mensch,<br />

der auf der Suche ist. Und das auch schon<br />

Zeit meines Lebens, zumindest, seit ich<br />

einigermaßen bewusst denken kann. Ich<br />

habe schon ganz früh als Kind, und das<br />

beschreibe ich auch in dem Buch, ange-<br />

»Ist alles nur kopfgesteuert?«<br />

fangen zu leiden. So ein bisschen Sehnsucht<br />

zu entwickeln nach einem Leben,<br />

das so voll, so rund ist, in dem ich mich<br />

ohne Angst gut fühle. Und so hat mich diese<br />

Suche ein Leben lang begleitet und ich<br />

habe jetzt erst im zweiten Lebensabschnitt<br />

gewagt, das aufzuschreiben. Ein bisschen<br />

autobiografisch, weil ich kein spiritueller<br />

Lehrer sein kann. Sondern nur von dem,<br />

was ich an eigener Lebenserfahrung reflektiere,<br />

nicht nur im Kopf, sondern auch im<br />

Herzen und im Bauch, berichte. Eine kleine<br />

Anmerkung zu Hollywood: Es gibt relativ<br />

viele der großen Stars, die sehr spirituell<br />

sind. Nur sie hängen es nicht an die große<br />

Glocke. Denken Sie an Richard Gere beispielsweise.<br />

Aber es gibt noch viele mehr.<br />

Gerade dann, wenn man sehr viel arbeitet,<br />

vielleicht auch von Ruhm und <strong>Erfolg</strong><br />

und Geld sehr viel hat, umso<br />

mehr schaut man, was ist wirklich<br />

wichtig im Leben oder aber, man<br />

verflacht.<br />

Viele Angehörige Ihrer Generation<br />

setzen sich ja mittlerweile<br />

intensiv mit ihrem Inneren auseinander.<br />

Woran liegt das?<br />

Ich habe den Eindruck, wie Sie<br />

sagen, es gibt immer mehr Menschen, die<br />

sagen, es kann nicht alles sein. Geld und<br />

<strong>Erfolg</strong> kann nicht alles sein, aber auch vor<br />

allem, ich denke, also bin ich. Dieser Satz,<br />

ist der wirklich wahr? Ist alles nur kopfgesteuert?<br />

Gibt es da nicht eine Welt, die viel<br />

tiefer ist? Ich habe nichts Neues erfunden,<br />

ich klaue ja nur, beim Buddhismus, beim<br />

Christentum in der Bibel. Früher wurde<br />

man intensiv an Glaubensfragen herangeführt.<br />

Ob man das dann lebte und spürte,<br />

das war natürlich die Frage der Persönlichkeit.<br />

Aber heute haben wir fast keine Lebensschule.<br />

Es gibt zwar Religionsunterricht,<br />

aber es gibt so vieles, was Kinder und<br />

Jugendliche ablenkt, und auch so viel, was<br />

man tun muss, um erfolgreich zu sein. Lernen<br />

und Sport machen und all diese tollen<br />

Sachen, aber da verliert man sehr schnell<br />

einen vielleicht ursprünglichen Bezug zur<br />

Spiritualität, den Kinder natürlich auch<br />

haben. Und wir sind jetzt eine Generation<br />

und vielleicht sind auch viele der Jüngeren<br />

genauso drauf, die beginnen zu suchen<br />

und zu sagen, ich möchte diese Sehnsucht,<br />

die ich in mir spüre, nach einem erfüllten<br />

Leben, einem farbigeren Leben, vielleicht<br />

sogar mit weniger Thrill, ich möchte der<br />

nachgehen.<br />

Sie schreiben in Ihrem Buch auch über<br />

Stress und sog. Gedankenmoskitos.<br />

Stress und Burnout sind ja gerade in der<br />

Wirtschaft heute Reizthemen.<br />

Haben Sie Ansätze<br />

gefunden, wie man mit<br />

diesem Stress klarkommen<br />

kann?<br />

Wenn man das Buch liest, wird man feststellen,<br />

dass es sich letztlich um einen sehr<br />

individuellen Instrumentenkasten handelt.<br />

Ich denke, heute gibt es keine Pauschalreisen<br />

mehr, die Leute wollen Individualreisen.<br />

Das heißt, jeder muss seinen eigenen<br />

Instrumentenkasten zusammenbauen, um<br />

dahin zu kommen. Um es sehr einfach zu<br />

formulieren, den unbesiegbaren Sommer<br />

in sich zu erkennen und die Tore nach innen<br />

aufzumachen, sodass man sich verbinden<br />

kann mit dieser Kraft, die in uns allen<br />

Nina Ruge<br />

Geld ist nicht<br />

Im Interview spricht die Moderatorin über Spiritualität,<br />

Charity und die Medienwelt. Außerdem erklärt sie, warum<br />

Wirtschaft und Ruhe sich nicht ausschließen müssen.<br />

Das Interview führte Julien Backhaus.<br />

wohnt. Von der wir auch alle spüren, dass<br />

sie da ist, aber die meistens in irgendeiner<br />

Ecke liegt und nicht wirklich wahrgenommen<br />

wird und nicht ins Leben geholt wird<br />

als Kraftquelle. Und das Buch beschäftigt<br />

sich mit genau dem, was ich für mich gefunden<br />

habe, an Methoden. Wie ich in<br />

einer Welt, die immer unsicherer wird,<br />

immer weniger vorhersehbar und immer<br />

schneller, wie ich durch die Konzentration<br />

auf die große heilige Kraft, die in uns ist,<br />

wie ich da gut bestehen kann.<br />

Ihre heimliche Leidenschaft ist ja die<br />

Wirtschaft, Innovation, Technik, solche<br />

Dinge. Passt dieses Innehalten und diese<br />

innere Ruhe überhaupt zusammen?<br />

Ich liebe Kopfarbeit, ich finde es total spannend,<br />

die Welt zu verstehen. Ich finde es als<br />

Journalistin total spannend, zum Beispiel<br />

40 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Leben<br />

»Ich liebe Kopfarbeit!«<br />

Unicef weitet den Horizont. Auf unserer<br />

Homepage, der Unicef Homepage, kann<br />

man schon wirklich wahnsinnig viel erleben,<br />

über die Krisenregionen dieser Welt<br />

und die Situation der Kinder dort. Allein die<br />

Lager mit syrischen Flüchtlingen im Irak.<br />

Wir haben ganz großartige Mitarbeiter, die<br />

dort sind, und die unglaublich intensiv berichten<br />

von dort. Auch die zum Teil in Syrien<br />

sind, wenn das überhaupt noch von der<br />

Sicherheitslage her möglich ist. Aber das ist<br />

natürlich nicht das einzige. Kongo, die Situation<br />

der Menschen und der Kinder in<br />

diesem vom Bürgerkrieg absolut zerstörten<br />

Land. Für mich waren die Projektreisen in<br />

diese Länder auch persönlich wahnsinnig<br />

wichtig, wobei meine Aufgabe natürlich ist,<br />

dann darüber hier bei uns in Deutschland<br />

zu sprechen und zu informieren, wie Unicef<br />

arbeitet. Wie intelligent Unicef arbeitet und<br />

es macht Sinn, diese Organisation zu unterstützen.<br />

Ich habe jetzt gesagt, ich würde gerne<br />

wieder Projektreisen machen und würde<br />

das gerne so organisieren, dass wir wirklich<br />

einen Medienpartner dabei haben, der ganz<br />

intensiv berichtet. Das ist nicht einfach, weil<br />

gerade die öffentlichrechtlichen Sender sich<br />

nicht festlegen dürfen, sich nicht verheiraten<br />

dürfen mit einer Spendenorganisation.<br />

Und so müssen<br />

wir schauen, wie<br />

wir es hinkriegen<br />

können, dass wir<br />

Medienpartner<br />

mitnehmen, berichten<br />

und das Ganze wirklich sehr effizient<br />

für alle Seiten möglich ist.<br />

alles<br />

Industrie 4.0, also die neue Generation digitalisierter<br />

Produktion, zu verstehen und<br />

das auch politisch zu werten. Auch unsere<br />

Zukunftschancen, die Zukunft des Euro,<br />

viele andere Themen zu begreifen, finde<br />

ich wahnsinnig spannend. Das ist die eine<br />

Seite. Und die andere Seite ist die, erfüllt<br />

zu leben. Meine Haltung der Dankbarkeit,<br />

diesen Job machen zu dürfen, diese spannenden<br />

Aufgaben leisten zu dürfen, die<br />

fließt ganz unterschwellig auch in meine<br />

Arbeit ein. Auch in meine Interviews, in die<br />

Podiumsdiskussionen, die ich mache, oder<br />

auch in die Moderationen. Weil ich Wertschätzung,<br />

Respekt, nüchterne und sachliche<br />

Auseinandersetzung ohne Häme, all<br />

diese Werte, außerordentlich wichtig finde.<br />

Gerade im Journalismus, weil ich sie vom<br />

Herzen lebe. Und das spüren auch viele.<br />

Sie sind viel mit Unicef unterwegs. Wie<br />

sind da Ihre Erfahrungen in den letzten<br />

Jahren gewesen und was konnten Sie für<br />

sich mitnehmen?<br />

Nina Ruge<br />

im Gespäch<br />

mit Verleger<br />

Julien<br />

Backhaus.<br />

Verändern sich die Medien denn gerade<br />

stark? Auf der einen Seite die Öffentlich-<br />

Rechtlichen und die Privatsender im linearen<br />

Fernsehen, auf der anderen Seite<br />

die neuen Online-Konzepte. Was halten<br />

Sie davon?<br />

Das ist nicht aufzuhalten. Man weiß auch<br />

gar nicht, wie lange es das terrestrische<br />

Fernsehen überhaupt noch geben wird. Was<br />

hoffentlich in irgendeiner Form dann noch<br />

gegeben sein wird, ist die Qualität, die wir an<br />

ÖffentlichRechtlichen haben und ich glaube<br />

die auch weltweit Maßstäbe setzt. Die ist<br />

teuer. Wer will dann bezahlen? Bezahlfernsehen<br />

funktioniert bisher noch nicht so gut.<br />

Klar, es gibt Sky, das funktioniert langsam.<br />

Aber im Internet wird es schwierig. Das<br />

brauchen wir aber, um gute Dokumentationen<br />

liefern zu können. Ich bin ein Riesenfan<br />

von Dokumentationen. Ich bin Fan<br />

von arte, von 3-Sat, von den dritten Programmen,<br />

von Phoenix. Wenn ich fernsehe,<br />

dann schaue ich die Dokumentationen<br />

dort. Und das ist eine so unglaublich wertvolle<br />

Information für Bauch und Herz und<br />

Kopf, das finde ich einfach unersetzlich und<br />

ein hervorragender Journalismus, wie die<br />

ÖffentlichRechtlichen ihn liefern, den hätte<br />

ich gerne auch noch in 30 Jahren.<br />

Bilder: Ismail Gök<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

41


Leben<br />

Frauke, du bist die wohl bekannteste<br />

High Society<br />

Moderatorin im deutschen<br />

Fernsehen. Sah das dein Karriereplan<br />

gleich von Anfang<br />

an schon so vor?<br />

Ich habe Menschen immer bewundert, die<br />

einen Karriereplan haben. Ich hatte das<br />

nie. Ich war erst auf ganz anderen Wegen<br />

unterwegs. Nach dem Abitur machte ich<br />

eine Banklehre, da ich erstmal kaufmännisch<br />

ein Fundament haben wollte, was mir<br />

auch jetzt in meinem Beruf immer noch<br />

dienlich ist. Ich leite eine Redaktion, bin<br />

verantwortlich für ein Budget und muss<br />

jeden Tag mit Geld umgehen. Insofern war<br />

es für mich keine verlorene Zeit, ganz im<br />

Gegenteil. Rückblickend war es der genau<br />

richtige Weg für mich. Was ich bislang gemacht<br />

habe, hat wahnsinnig Spaß gemacht<br />

und ich glaube auch das, was noch kommt,<br />

wird immer noch gut.<br />

Wie war denn das bei deinen ersten<br />

hochkarätigen Interviews. Wie hast du<br />

dich da gefühlt und vorbereitet?<br />

Ich war schon ein bisschen nervös, natürlich.<br />

Ich würde jetzt lügen, wenn ich sagen<br />

würde, dass mich das alles kalt gelassen<br />

hat. Aber ich habe mir auch als Jugendliche<br />

nie die bravo-Starschnitte übers Bett<br />

gehängt und ich hatte auch nie ein Idol. So<br />

gehe ich heute noch ohne eine große Erwartungshaltung<br />

an Interviews ran. Eine<br />

»Ich habe Menschen<br />

immer bewundert, die einen<br />

Karriereplan haben.«<br />

Während der Fashion Week in Berlin trafen sich Star-Moderatorin<br />

Frauke Ludowig und Julien Backhaus zum Gespräch.<br />

gewisse Vorstellung kann man natürlich<br />

nicht ganz abschalten. Aber es ist ganz gut,<br />

relativ offen in Interviews zu gehen.<br />

In jedem Beruf versucht man ja auch<br />

besser zu werden. Wie läuft denn das ab,<br />

wenn man wie Frauke Ludowig werden<br />

will. Was muss man da beachten, wo<br />

muss man da besser werden, wie kann<br />

man da überhaupt an sich arbeiten? Man<br />

ist ja erstmal, wer man ist.<br />

Egal in welchem Alter sollte man prinzipiell<br />

einfach immer an sich arbeiten. Ich<br />

würde nie sagen: „Ich mache diesen Beruf<br />

jetzt schon einige Jahre und ich bin jetzt<br />

fertig“, sondern ich versuche, jeden<br />

Tag ein Stück dazuzulernen. Ich probiere,<br />

mich immer wieder auf neue<br />

Situationen einzulassen, auch wenn<br />

es manchmal hart ist, wenn ich eine<br />

riesen Veranstaltung moderiere zu<br />

einem Thema, das ich in meinem Leben<br />

noch nicht moderiert habe. Da<br />

kommt schon mal der Gedanke hoch:<br />

„Och, du könntest jetzt auch daheim<br />

bei deiner Familie auf dem Sofa sitzen<br />

und dich ein bisschen vom Fernseher<br />

berieseln lassen“. Wenn es dann<br />

aber fertig ist, stelle ich fest, dass ich<br />

jetzt wieder etwas dazu gelernt und<br />

vielleicht wieder eine neue Branche<br />

kennengelernt habe. Man darf einfach<br />

nicht stillstehen. Ich für mich<br />

kann nur sagen, dass mich das auch<br />

frisch und jung hält und ich kann es<br />

jedem nur raten, egal ob man 17 ist<br />

oder 70.<br />

Gibt es vielleicht ein oder zwei Dinge,<br />

die du dir in den letzten Jahren<br />

neu angeeignet hast, die du vielleicht<br />

vorher noch nicht konntest?<br />

Ich bin jetzt hier auf der Fashion Week von<br />

Marc Cain und ich begleite heute diese<br />

Produktion von morgens bis abends. Das<br />

habe ich zum Beispiel vor 20 Jahren noch<br />

nicht gemacht. Als meine Kinder auf die<br />

Welt kamen, war für mich der Zeitpunkt,<br />

dass ich nochmal was Neues machen muss,<br />

dass ich wieder mehr vor Ort machen will.<br />

Viele machen es ja genau umgekehrt, arbeiten<br />

erst als Reporter und gehen dann in<br />

die Moderation. Ich war relativ früh in der<br />

Moderation. Ich habe dann erkannt, dass<br />

ich noch mehr machen möchte. Und ich<br />

werde eben auch für Event Moderation angefragt.<br />

Neulich hatte ich eine Anfrage von<br />

einer Chemie Firma. Das ist eine Branche,<br />

mit der ich sonst nicht so viel zu tun habe.<br />

Aber das war spannend, weil ich mich einlesen<br />

musste, und das ist interessant.<br />

Fragen stellen ist ja auch eine wahre<br />

Kunst. War das denn auch bei der jungen<br />

Frauke schon so, dass sie lieber Fragen<br />

gestellt hat und Dinge rausfinden<br />

wollte?<br />

Ich weiß gar nicht, ob ich so ein neugieriges<br />

Kind war und viele Fragen gestellt<br />

habe. Ich weiß nur, dass ich das heute total<br />

in mein Privatleben übertrage und meine<br />

Familie manchmal mit mir schimpft, wenn<br />

zum Beispiel Klassenkameraden meiner<br />

Kinder kommen und ich die erstmal total<br />

ausquetsche. Meine Kinder sagen dann<br />

immer: „Mama, du bist aber jetzt nicht im<br />

Büros, sondern Zuhause, also frag nicht so<br />

viel“. Neugierig zu sein ist irgendwie negativ<br />

behaftet. Ich bin wissbegierig, das ist<br />

für mich etwas Frisches und das sollte man<br />

sich beibehalten.<br />

Kannst du dich an zwei, drei Begegnungen<br />

oder Persönlichkeiten erinnern, die dich<br />

nachhaltig beeindruckt haben oder vielleicht<br />

sogar etwas verändert haben?<br />

Ich habe viele große Interviews mit sicherlich<br />

tollen Leuten geführt. Ich glaube, von<br />

ihnen hat mich niemand verändert, aber<br />

vielleicht haben Situationen mich verändert.<br />

Ich habe häufig große Stars und vermögende<br />

Menschen interviewt, bin aber<br />

eben nicht zu dem Punkt gekommen, zu<br />

denken: „Mit denen möchte ich jetzt tauschen“.<br />

Eigentlich habe ich eher immer<br />

umgekehrt gedacht: „Mensch ist es schön,<br />

dass du wieder nach Hause fährst, in deine<br />

kleine heile Welt“. Das hat mich eigentlich<br />

immer viel glücklicher gemacht. Ganz zu<br />

Anfang, in einem Interview mit Prinzessin<br />

Stéphanie, im Fürstenhaus von Monaco,<br />

habe ich so für mich gedacht: „Ja, das ist<br />

irgendwie schön, das gemacht zu haben“.<br />

Allerdings war ich wirklich froh, dass ich<br />

hinterher nicht mit ihr tauschen musste,<br />

sondern wieder nach Hause konnte.<br />

Bilder: Wilkens<br />

42 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Leben<br />

Frauke Ludowig<br />

»Ich bin<br />

wissbegierig«<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

43


Einstellung<br />

Jürgen Höller<br />

„Warum Du<br />

nicht erfolgreich<br />

sein wirst“<br />

<strong>Erfolg</strong> – ein großes Wort. Die einen eifern<br />

diesem Gedanken krampfhaft nach,<br />

andere glauben, dass sie nie erfolgreich<br />

sein können. Zwar gibt es kein allgemeingültiges<br />

Rezept oder eine <strong>Erfolg</strong>s-Formel.<br />

Die Basis bildet aber immer ein Zusammenspiel<br />

verschiedener Komponenten aus<br />

Persönlichkeit und fachlicher Kompetenz.<br />

Und genau hier musst du ansetzen und an<br />

dir arbeiten. Alle erfolgreichen Menschen,<br />

die ich je in meinem Leben kennengelernt<br />

habe, hatten und haben eines gemeinsam:<br />

ein klares Ziel vor Augen, gepaart mit dem<br />

felsenfesten Glauben an sich selbst und an<br />

die eigene Idee. Außerdem haben sie immer<br />

auf ihr Bauchgefühl gehört und nie<br />

aufgehört zu lernen oder sich stetig zu verbessern.<br />

Viele Menschen stehen sich oft auf<br />

dem Weg an die Spitze selbst im Weg und<br />

machen die klassischen Fehler, die sie daran<br />

hindern so richtig erfolgreich zu sein.<br />

Du hast keine großen Ziele<br />

Ziele zu haben, die es zu erreichen gilt,<br />

sind wohl die stärksten Antriebskräfte, die<br />

<strong>Erfolg</strong>reiche<br />

Menschen<br />

setzen sich<br />

richtig große<br />

Ziele<br />

es gibt. Allerdings müssen alle Beteiligten<br />

Personen auch in die Festlegung mit einbezogen<br />

werden. Wenn du deinem Team<br />

Zielvorgaben einfach nur „aufdrückst“,<br />

musst du dich nicht wundern, wenn einzelne<br />

Teammitglieder nicht richtig mitziehen.<br />

Denn nur, wenn bei einer Kutsche<br />

die einzelnen Rösser gemeinsam in eine<br />

Richtung ziehen, gewinnt die Kutsche<br />

schnell an Fahrt. Ziehen alle Pferde in unterschiedliche<br />

Richtungen, bleibt die Kutsche<br />

entweder stehen, zerreißt oder wird<br />

vom stärksten Ross mit viel Anstrengung<br />

in eine Richtung gezogen. Viele Menschen<br />

haben sicherheitshalber erst keine Ziele, da<br />

sie Angst haben, diese ohnehin nicht zu erreichen.<br />

So werden sie auch nie erfolgreich<br />

sein! <strong>Erfolg</strong>reiche Menschen setzen sich die<br />

richtig großen Ziele! Es hilft aber durchaus,<br />

diese in kleine, messbare Einheiten<br />

aufzuteilen und schriftlich festzuhalten. So<br />

kannst du überprüfen, ob du deine Zwischenetappen<br />

auch erreicht hast. Je mehr<br />

dieser kleinen Ziele erreicht werden, desto<br />

stärker wird auch dein Selbstbewusstsein.<br />

44 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Einstellung<br />

Du konzentrierst dich nur auf die<br />

negativen Dinge<br />

Statt zu resignieren und zu jammern, dass<br />

die Umsätze zu niedrig ausfallen oder die<br />

Auftragslage schlecht aussieht, solltest du<br />

lieber proaktiv und konzentriert handeln.<br />

Hier geht es um das bisschen ‚Mehr‘, das<br />

Nur eine gute Idee<br />

allein reicht nicht!<br />

du deinem Unternehmen oder auch Kunden<br />

gibst. Angefangen bei Veränderungen<br />

bei Kundenprojekten oder Produktionsabläufen<br />

bis hin zu deiner persönlichen<br />

Mehrleistung in einem Arbeitsprozess.<br />

Du handelst nicht<br />

Nur eine gute Idee allein reicht nicht! Eine<br />

Untersuchung in den USA hat gezeigt,<br />

dass nach 72 Stunden die Motivation zur<br />

Umsetzung einer Idee oder Handlungsabsicht<br />

schwindet und die Quote dann bei<br />

1:99 liegt, das Vorhaben noch zu beginnen.<br />

Um einer Idee auch Taten folgen zu<br />

lassen, muss nur der erste Stein ins Rollen<br />

gebracht werden. Wie beim Laufen über<br />

heiße Kohlen, eine Übung, die ich auch in<br />

meinen Seminaren durchführe, kostet der<br />

erste Schritt Überwindung und man kann<br />

den Gang auch verweigern, wird dann aber<br />

nie von der Erfahrung profitieren können.<br />

Traut man sich, den ersten Schritt zu gehen,<br />

gibt es kein Zurück mehr.<br />

Bilder: Jürgen Höller Akademie<br />

Du wandelst Angst nicht in Mut um<br />

Angst lähmt, blockiert und raubt wertvolle<br />

Energie und Zeit. Je größer die Angst, desto<br />

kleiner wird die Persönlichkeit. <strong>Erfolg</strong>reiche<br />

Menschen stellen sich ihren Ängsten,<br />

nehmen sie an und handeln trotzdem.<br />

Das beweist Mut. Wer an sich glaubt, strahlt<br />

dies auch aus. Durch das tägliche Vorsprechen<br />

aufbauender positiver Sätze vor dem<br />

Spiegel, wie „Im Jahr 2025 haben wir die<br />

Auszeichnung als Unternehmen des Jahres<br />

erzielt!“, manifestiert sich das Selbstbewusstsein<br />

auch im Unterbewusstsein. Die<br />

positive Wirkung dieser von Wissenschaftlern<br />

als Autosuggestion bezeichneten Methode,<br />

ist mittlerweile von zahlreichen wissenschaftlichen<br />

Studien bestätigt worden.<br />

Bereits Muhammad Ali brachte diese Technik<br />

Michael Jackson bei, als dieser noch ein<br />

Kind war. Auch dieser Methode verdankt<br />

der Popstar seinen späteren <strong>Erfolg</strong>.<br />

Jürgen Höller<br />

gilt als einer der führenden <strong>Erfolg</strong>sund<br />

Motivationstrainer Europas<br />

und brachte über 60 Bücher, DVDs<br />

und Audioprodukte heraus. Bereits<br />

mit 19 Jahren eröffnete er sein erstes<br />

Unternehmen und gründete<br />

in der Folgezeit 12 weitere erfolgreiche<br />

Firmen. Nachdem er alles<br />

verlor, startete er 2004 ein fulminantes<br />

Comeback. Die 6,6 Millionen<br />

Schulden, tilgte er innerhalb<br />

von nur 3,5 Jahren komplett.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.juergenhoeller.com<br />

Die letzten 5 Prozent Perfektion kosten<br />

dich 95 Prozent Anstrengung<br />

Perfektion ist manchmal unabdingbar, allerdings<br />

lähmt sie zeitlich. Vor allem verbrauchen<br />

wir oft für die letzten paar Prozent<br />

zur Perfektion viel mehr Energie und<br />

Zeit, als wir letztendlich anschließend an<br />

Output zurückerhalten. Achte also nicht<br />

unbedingt immer auf Perfektion, wenn sie<br />

nicht zwingend notwendig ist.<br />

Du strebst nicht immer den Sieg an<br />

Im Sport geht es nie darum, Mittelmaß<br />

oder gut zu sein. Wettstreiter treten immer<br />

mit dem Ziel an zu siegen. Dass es nicht<br />

immer klappt, ist dabei selbstverständlich,<br />

wer es aber gar nicht erst anstrebt,<br />

hat bereits den letzten Platz belegt. Wie<br />

im Sport solltest du immer versuchen, die<br />

Nummer eins zu werden und zu bleiben.<br />

Dafür musst du dich und dein Unternehmen<br />

regelmäßig selbst in Frage stellen und<br />

darüber nachdenken, welche neuen Ideen,<br />

Wege oder Maßnahmen helfen können,<br />

noch erfolgreicher zu werden.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

45


Einstellung<br />

Bild: Stephen Covey privat<br />

Stephen R. Covey<br />

ist Autor des Weltbestsellers<br />

„Sieben Wege zur Effektivität“,<br />

der 25 Millionen mal verkauft<br />

wurde. Er zählte laut Time <strong>Magazin</strong>e<br />

zu den 25 einflussreichsten<br />

Amerikanern und war sowohl<br />

Berater für Unternehmen als auch<br />

für die US-Regierung.<br />

Nur mit<br />

Disziplin<br />

bist du frei<br />

46 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Einstellung<br />

Einmal trainierte ich im Fitnessstudio<br />

gemeinsam mit einem<br />

Freund, der einen Doktor in<br />

Leistungsphysiologie besaß.<br />

Ihn interessierte besonders das<br />

Krafttraining. Er bat mich, ihm zu assistieren,<br />

während er seine Übungen im Bankdrücken<br />

machte, und ihm auf ein Zeichen<br />

hin das Gewicht abzunehmen. »Aber nicht,<br />

bevor ich es sage«, ermahnte er mich. Ich<br />

schaute also zu und wartete, während ich<br />

mich darauf vorbereitete, das Gewicht zu<br />

übernehmen. Das Gewicht ging rauf und<br />

runter, rauf und runter. Und ich konnte sehen,<br />

wie es ihn immer mehr Mühe kostete.<br />

Aber er ließ nicht locker. Er setzte mit der<br />

nächsten Aufwärtsbewegung an, und ich<br />

dachte: »Keine Chance.« Aber er schaffte<br />

es. Dann senkte er das Gewicht langsam<br />

wieder und begann von Neuem. Auf und<br />

ab, auf und ab. Als ich sein Gesicht sah,<br />

wie er sich abmühte und ihm die Adern<br />

beinahe aus der Haut sprangen, dachte<br />

ich: »Diesmal wird es fallen und ihm die<br />

Brust zerdrücken. Vielleicht sollte ich das<br />

Gewicht übernehmen. Vielleicht hat er die<br />

Kontrolle verloren und weiß nicht einmal,<br />

was er tut.« Aber er brachte das Gewicht<br />

heil herunter. Dann fing er wieder an. Ich<br />

konnte es nicht glauben. Als er mich<br />

schließlich anwies, das Gewicht zu übernehmen,<br />

fragte ich: »Warum hast du so<br />

lange gewartet?« Und mein Freund erwiderte:<br />

»Fast der ganze Nutzen der Übung<br />

stammt aus der allerletzten Phase, Stephen.<br />

Ich versuche, mir Kraft anzutrainieren.<br />

Und dazu ist es erforderlich, dass die Muskelfasern<br />

kleine Risse bekommen und die<br />

Nervenfasern den Schmerz registrieren.<br />

Die Natur macht den Schaden anschließend<br />

mehr als wieder gut, und binnen<br />

achtundvierzig Stunden sind die Muskeln<br />

stärker als zuvor.«<br />

Dasselbe Prinzip gilt auch für unsere emotionalen<br />

Muskeln wie beispielsweise die<br />

Geduld. Indem wir unsere Geduld über<br />

ihre Grenzen hinaus beanspruchen, erreichen<br />

wir, dass die emotionale Faser reißt.<br />

Nachdem die Natur das mehr als wieder<br />

gut gemacht hat, ist die Faser anschließend<br />

stärker als zuvor.<br />

Disziplin kommt von lateinisch discipulus,<br />

der Schüler, auch im Sinne von Jünger, Anhänger<br />

– Anhänger einer Philosophie, Anhänger<br />

bestimmter Prinzipien, Anhänger<br />

bestimmter Werte, Anhänger eines übergreifenden<br />

Ziels oder eines Menschen, der<br />

dieses Ziel verkörpert.<br />

Ich strenge mich jeden Morgen an, einen,<br />

wie ich es nenne, »privaten Sieg« zu erringen.<br />

Ich trete mindestens dreißig Minuten<br />

lang in die Pedale meines Trimmdichrads,<br />

während ich gleichzeitig in der Heiligen<br />

Schrift lese. Dann schwimme ich stramme<br />

fünfzehn Minuten im Pool und mache<br />

weitere fünfzehn Minuten lang im flachen<br />

Teil des Pools Yoga. Anschließend bete ich<br />

mit der inneren Einstellung des Zuhörens;<br />

ich lausche meinem Gewissen, während<br />

ich mir den Rest des Tages durch den Kopf<br />

gehen lasse: was es Berufliches zu tun gibt,<br />

wie sich meine Beziehungen zu meinen<br />

Familienangehörigen, Arbeitskollegen<br />

und Kunden gestalten werden. Ich lebe<br />

nach korrekten Prinzipien und verfolge<br />

wertvolle Ziele.<br />

Als Stephen R.<br />

Covey im Juli 2012<br />

starb, hinterließ er<br />

ein reiches Erbe in<br />

Form von<br />

Gedanken und<br />

Lehren zu Themen<br />

wie Führung,<br />

Zeitmanagement,<br />

Effektivität, <strong>Erfolg</strong> bis hin zu Liebe<br />

und Familie.<br />

Jetzt erscheint posthum die Sammlung<br />

„Seine Weisheiten und Prinzipien“,<br />

welche gewissermaßen seine<br />

komprimierte Weisheit enthält.<br />

Diesem Buch ist der Auszug auf<br />

dieser Seite entnommen.<br />

Hören Sie in einer Sache, von der Sie wissen,<br />

dass Sie sie tun sollten, auf Ihr Gewissen.<br />

Beginnen Sie klein – geben Sie sich ein<br />

Versprechen und halten Sie es. Geben Sie<br />

sich dann ein etwas größeres Versprechen<br />

und halten Sie es ebenfalls. Irgendwann<br />

werden Sie feststellen, dass Ihr Ehrgefühl<br />

stärker ist als Ihr innerer Schweinehund,<br />

und das verschafft Ihnen die Zuversicht<br />

und den Antrieb, mit anderen Bereichen<br />

fortzufahren, in denen Ihnen Verbesserungen<br />

wünschenswert erscheinen oder in<br />

denen Sie sich nützlich machen möchten.<br />

Viele Leute setzen Disziplin mit fehlender<br />

Freiheit gleich. Tatsächlich aber trifft das<br />

Gegenteil zu: Nur disziplinierte Menschen<br />

sind wirklich frei. Die undisziplinierten<br />

hingegen sind Sklaven ihrer Stimmungen,<br />

Gelüste und Leidenschaften.<br />

Die meisten Menschen sagen, ihr Hauptfehler<br />

sei ein Mangel an Disziplin. Bei<br />

genauerer Betrachtung halte ich das für<br />

falsch. Ihr Grundproblem liegt darin, dass<br />

ihre Prioritäten noch nicht tief in ihrem<br />

Hirn und Herz verwurzelt sind.<br />

Die Organisation auf wöchentlicher Basis<br />

liefert wesentlich mehr Ausgewogenheit<br />

und Rücksicht auf den Kontext als tägliche<br />

Planung. Es scheint eine implizite<br />

kulturelle Anerkennung der Woche als<br />

einzelner, vollständiger Zeiteinheit zu geben.<br />

Das Wirtschaftsleben, Erziehung und<br />

Ausbildung und viele andere Facetten der<br />

Gesellschaft operieren innerhalb des wöchentlichen<br />

Rahmens und setzen gewisse<br />

Tage für gezieltes Engagement und andere<br />

für Entspannung oder Inspiration fest.<br />

Privater <strong>Erfolg</strong> kommt vor öffentlichem<br />

<strong>Erfolg</strong>. Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin<br />

sind das Fundament für gute Beziehungen<br />

mit anderen.<br />

Treiben Sie sich die Angewohnheit des<br />

ständigen Aufschiebens und all die vielen<br />

Undiszipliniertheiten aus. Tun Sie das,<br />

wenn Sie für sich sind – und ich sage Ihnen,<br />

Sie werden schwitzen; das ist kein einfaches<br />

Unterfangen – es gehört sogar zum<br />

Schwierigsten überhaupt – aber Sie sollten<br />

sich wirklich die Zeit dafür nehmen, und<br />

dann werden Sie feststellen, wie allmählich<br />

die Heiterkeit und die Kraft wieder Einzug<br />

halten in Ihr Leben.<br />

Vor Jahren waren wir alle fasziniert von<br />

den Mondreisen. Superlative wie »fantastisch«<br />

und »unglaublich« reichen nicht<br />

aus, um diese ereignisreichen Tage zu beschreiben.<br />

Was an diesen Himmelsreisen<br />

erforderte die meiste Kraft, die meiste Energie?<br />

Der etwa eine viertel Million Meilen<br />

lange Flug bis zum Mond? Die Rückkehr<br />

zur Erde? Die Umkreisung des Mondes?<br />

Das Abheben vom Mond? Nein, das war<br />

es nicht – nicht einmal alles zusammen.<br />

Es war das erste Abheben von der Erde.<br />

Die ersten Minuten nach dem Start, die<br />

ersten Flugmeilen, kosteten mehr Energie<br />

als eine halbe Million Meilen in den folgenden<br />

Tagen.<br />

Von Gewohnheiten geht ebenfalls eine<br />

gewaltige Gravitationskraft aus. Um tief<br />

verwurzelte Gewohnheiten wie ständiges<br />

Aufschieben, Ungeduld, Kritiksucht, ein<br />

Leben in Exzessen oder Selbstsucht zu<br />

durchbrechen, braucht es mehr als ein bisschen<br />

Willenskraft und ein paar kleinere<br />

Veränderungen im Leben.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

47


Einstellung<br />

Bodo Schäfer<br />

Herr Schäfer, Sie sind<br />

Europas bester Geldcoach.<br />

Immer noch<br />

ist Geld ein Tabuthema.<br />

Was haben wir<br />

eigentlich gegen das Geld?<br />

Wir haben etwas gegen Geld, da wir<br />

glauben, es korrumpiert uns und verdirbt<br />

den Charakter. Religiöse Menschen<br />

denken, man kommt dann nicht<br />

in den Himmel, um es in der religiösen<br />

Sprache zu sagen. Ich bin religiös aufgezogen<br />

worden und ich war mit 26 Jahren<br />

pleite, weil ich diese ganzen Vorurteile<br />

und Glaubenssätze hatte. Diese Dinge<br />

sind also durchaus ernst zu nehmen.<br />

Es ist nicht so, dass irgendjemand<br />

irgendetwas erfindet, sondern das<br />

sind gewachsene Glaubenssätze, die<br />

durch Elternhäuser, Schulen, unsere<br />

Gesellschaft und auch durch die<br />

Medien genährt werden. Die Medien<br />

zeichnen fragwürdige Bilder von Reichen,<br />

die Geissens als Stichwort. Dann<br />

denkst du: „Naja, will ich wirklich so werden?“.<br />

Und so hat sich ein Gedanke verfestigt,<br />

dass Geld tatsächlich etwas ist, wofür<br />

ich einen Preis zahle und der Preis ist, dass<br />

Liebe<br />

Bodo Schäfer<br />

ist Money Coach und Bestsellerautor. An<br />

seinem 7-Jahres-Kurs zur finanziellen<br />

Freiheit haben bereits über 10.000<br />

Menschen teilgenommen. Bodo Schäfer<br />

hat schon vor über 800.000 Menschen<br />

Seminare gehalten.<br />

Melden Sie sich jetzt zum gratis Video-<br />

Coaching von Bodo Schäfer an und<br />

erfahren Sie, ob es wirklich möglich<br />

ist, finanziell frei zu werden!<br />

>> www.bit.ly/bserfolg<br />

ich kein guter Mensch mehr bin und<br />

keine Freunde mehr habe. Ich glaube<br />

es ist wichtig, dass wir den Menschen<br />

etwas ganz Einfaches an die Hand<br />

geben. Damit wir verstehen, dass es<br />

gar nicht um Geld geht, denn jeder,<br />

der dem Geld hinterherjagt, hat es<br />

schwer. Sondern dass wir einen<br />

Wert schaffen, wie zum Beispiel<br />

Ihr <strong>Magazin</strong>, das hoffentlich den<br />

Menschen hilft, sich mit dem<br />

Thema <strong>Erfolg</strong> besser auseinander<br />

zu setzen, es tiefer zu verstehen,<br />

Vorurteile abzubauen und<br />

durch andere Glaubenssätze zu<br />

ersetzen. Also, Sie schaffen einen<br />

Wert und dann ist es auch<br />

richtig und wichtig, wenn<br />

dem Wert Geld folgt und das<br />

Geld verwandeln wir dann<br />

wieder in Werte. Und Werte<br />

sind einmal Beziehungen mit<br />

Menschen, sind Investitionen in<br />

uns selbst, dass wir stärker werden, und<br />

48 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Einstellung<br />

sind natürlich auch Assets, also Investments,<br />

die uns einen Return bringen.<br />

Eine persönliche Frage: Wie war das denn<br />

bei dem kleinen Bodo? Hat man schon<br />

immer gesagt: „Der wird mal irgendwas<br />

mit Geld machen“?<br />

Da hat man gesagt: „Der spinnt.“ Ich habe<br />

ab dem sechsten Lebensjahr gesagt, dass<br />

ich mal reich werden<br />

will und anderen zeigen<br />

will, wie man auch<br />

reich wird und das in<br />

einer religiösen Familie.<br />

Meine Mutter hat davor<br />

wirklich Angst gehabt. Als ich dann später<br />

mein Studium geschmissen habe, hat meine<br />

Mutter den Pfarrer ins Haus geholt. Der<br />

sollte mit mir sprechen und mir vor allem<br />

ins Gewissen reden. Er hat mich gefragt,<br />

was ich machen will und ich habe ihm<br />

geantwortet, dass ich etwas mit Geld machen<br />

und reich werden will. Er wollte mir<br />

Ratschläge geben, ich habe ihn aber unterbrochen<br />

und gefragt: „Herr Pfarrer, können<br />

Sie mir sagen, wie viel Sie verdienen?“.<br />

Da fing er an mir zu sagen, dass es darum<br />

gar nicht ginge. „Doch“ sagte ich, „darum<br />

geht’s, denn wir reden schließlich um meinen<br />

Job und da ist Einkommen wichtig.<br />

Also sagen Sie mir, wie viel Sie verdienen.“<br />

Da sagte er nur, dass er nicht viel verdiene.<br />

Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir<br />

das wie folgt machen: „Als Vorbild für<br />

Einkommensfragen möchte ich Sie nicht<br />

hinzuziehen aber wenn ich in spirituellen<br />

Dingen Rat haben möchte, dann komme<br />

ich wieder zu Ihnen“. Da fing er zu lachen<br />

an, was mich überrascht hat, und sagte<br />

„Da haben Sie eigentlich recht“.<br />

Sie haben das wohl erfolgreichste deutsche<br />

Buch über Vermögensaufbau geschrieben.<br />

Sind Ihnen viele Menschen<br />

begegnet, die Ihnen nachher bestätigt<br />

haben, dass die Methode tatsächlich<br />

funktioniert?<br />

Ich habe jedenfalls 36.000 Briefe bekommen<br />

von Menschen, die mir Feedback geben,<br />

dass sie entweder finanziell frei geworden<br />

oder auf einem guten Weg dahin sind. Das<br />

ist natürlich ein gigantisches Feedback.<br />

Was kann man denn unmittelbar tun,<br />

um besser mit Geld zu werden?<br />

Wenn Sie jetzt erwarten, dass ich einfach<br />

schnipse und dann fällt der Goldstaub über<br />

Sie, das ist natürlich Unsinn und das wissen<br />

wir alle. Das wäre auch nicht seriös. Es<br />

gibt sechs Schritte und die brauchen Zeit.<br />

Also, der erste Schritt besteht darin, reich<br />

zu denken und seine Gedanken, also die<br />

»Ich nehme mir ein Ziel und das<br />

nehme ich einfach mal zehn.«<br />

Glaubenssätze, zu ändern. Das ist das Erste<br />

und gleichzeitig das Schwierigste, denn wir<br />

müssen eigentlich denken wie ein Reicher,<br />

obwohl wir gar nicht reich sind. Aber wenn<br />

uns das nicht gelingt, dann wird es auch<br />

nicht funktionieren. Nehmen wir nur mal<br />

die Ziele. Normale Menschen machen gar<br />

keine großartigen Ziele. Die Mittelschicht<br />

hat realistische Ziele und die Reichen, die<br />

setzen sich Ziele mit dem Faktor zehn. Die<br />

sagen: „Ich nehme mir ein Ziel und das<br />

nehme ich einfach mal zehn.“ Und dann<br />

ist es riesig groß. Das ist entsetzlich für die<br />

Das Geld<br />

Das Interview führte<br />

Julien Backhaus<br />

Lerne »reich« zu denken<br />

meisten Menschen, dieses „reich denken“.<br />

Dann müssen wir schon lernen zu sparen,<br />

ohne dass es weh tut, also den Gürtel nicht<br />

enger schnallen. Da habe ich Systeme, die<br />

automatisch zum Millionär machen. Und<br />

dann müssen wir natürlich planen, denn<br />

wir müssen auch mehr verdienen. Wir<br />

müssen investieren und es auch genießen,<br />

es ausgeben. Und das braucht Zeit. Seriös<br />

kann ich sagen, in sieben Jahren kann<br />

jemand finanziell frei sein. Bei mir waren<br />

es viereinhalb Jahre, vielleicht kann es ein<br />

anderer in drei schaffen, aber seriös wäre<br />

zu sagen, dass man es in sieben Jahren<br />

schaffen kann.<br />

Definieren Sie persönlich <strong>Erfolg</strong> auch<br />

über Geld, darf man sowas an erster Stelle<br />

schreiben?<br />

Ich glaube wir müssen das sogar an erster<br />

Stelle schreiben, zumindest, wenn wir mit<br />

einem Money Coach<br />

reden. Und das hat einen<br />

ganz einfachen<br />

Grund. Alles, was wir<br />

sonst als <strong>Erfolg</strong> beziffern<br />

könnten, wäre<br />

nicht messbar. Wenn Sie also sagen, dass<br />

Sie ein glücklicher Mensch sind, dann<br />

freut mich das für Sie. Aber woher weiß<br />

ich, dass Ihre Aussage stimmt. Wie kann<br />

das irgend jemand nachprüfen? Bei Geld<br />

ist das ganz einfach. Du guckst auf deinen<br />

Kontoauszug und dann weißt du Bescheid.<br />

Wobei ich nochmal sagen kann: Geld ist<br />

nicht wichtig, wichtig ist der Wert, den wir<br />

damit schaffen. Und der Wert, den wir vorher<br />

schaffen. Denn wenn wir am Ende wieder<br />

Wert investieren, dann sind wir wieder<br />

wertvoller, verdienen also auch wieder<br />

mehr Geld. Das ist also eine<br />

Positivspirale. Aber ja, lassen<br />

Sie es mich noch deutlicher<br />

sagen. Würden Sie<br />

sagen, dass es okay ist, Geld<br />

zu lieben? Viele Menschen<br />

sagen dazu klar „nein“. Und<br />

jetzt kommt meine Frage:<br />

Wenn Liebe die stärkste<br />

Kraft im Universum ist und<br />

ich sage nicht klar: „Ich liebe<br />

Geld“. Ja was mache ich<br />

denn dann? Dann sage ich,<br />

dass Geld nicht so wichtig<br />

ist oder ich sogar ein misstrauisches<br />

Verhältnis zu Geld habe. Ich<br />

habe damit erstmal nicht die wichtigste<br />

Kraft des Universums auf meiner Seite, um<br />

meine Vermögensziele zu erreichen, frei zu<br />

sein, meine Träume zu verwirklichen und<br />

anderen zu helfen, denn dafür brauche ich<br />

Geld. Immer wenn ich einen positiven<br />

Glaubenssatz nicht habe, dann habe ich<br />

möglicherweise sogar einen anderen<br />

negativen, der mich auch noch stärker<br />

hemmt. Also ja, Geld kann man lieben<br />

und all das, was es erreicht. Der zweite<br />

wichtige Glaubenssatz ist, dass Geld<br />

nicht alleine das Wichtigste ist. Fünf<br />

Bereiche sind wichtig und Geld ist einer<br />

davon. Aber die Leute, die sagen, dass<br />

Geld nicht wichtig ist, sind meistens die<br />

gleichen, die damit in Wahrheit ausdrücken,<br />

dass Geld für sie überhaupt nichts<br />

ist und sie damit nicht zurechtkommen.<br />

Und das ist gefährlich, deswegen sage ich:<br />

„Nimm Geld nicht als das Wichtigste, aber<br />

als so wichtig, dass es zu einer unterstützenden<br />

Kraft in deinem Leben wird.“<br />

Bild: Bodo Schäfer Akademie, Jan.con<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

49


Einstellung<br />

Scheiß darauf, wenn‘s<br />

nicht funktioniert<br />

Wenn man mich heute fragt: „Katja, wie<br />

werde ich erfolgreicher?“ ist meine Antwort:<br />

„Mach mehr Fehler.“ Dummerweise wird<br />

uns genau das Gegenteil beigebracht. Wir<br />

leben in Deutschland in einer „Nullfehlerkultur“,<br />

nach dem Motto: „Mach lieber gar<br />

nichts, ehe was schief geht.“ Schon in der<br />

Schule kriegen wir beigebracht:<br />

Wer Fehler macht,<br />

wird bestraft. Später im Job<br />

heißt es dann: Wer Fehler<br />

macht, fliegt raus. Ob in der<br />

Schule oder später im Beruf, wir lernen: Du<br />

darfst nichts falsch machen. Und das ist der<br />

Beginn des Misserfolgs.<br />

Stell dir doch mal vor, du wärst mit diesem<br />

Fehlervermeidungsverhalten auf die Welt<br />

gekommen. Du wärst heute noch im Krabbel-und<br />

Kriechmodus unterwegs. Beim<br />

ersten gescheiterten Gehversuch hättest du<br />

das Handtuch geschmissen. Du hättest es<br />

versucht, hättest mutig ein Bein vor das andere<br />

gesetzt, irgendwas wäre schief gegangen<br />

und du: „Autsch, Fehler! So ein Mist.<br />

Das funktioniert nicht mit dem Laufen! Ich<br />

lass das, das sollen mal schön die anderen<br />

machen. Ich bleib liegen, das ist sicherer.“<br />

Laufen lernen wir aber nur durch laufen.<br />

»Mach mehr Fehler.«<br />

Und das gilt für alles andere im Leben auch.<br />

Wir lernen nur, in dem wir es tun. Und hinfallen<br />

gehört nun mal zum Tun dazu. Dummerweise<br />

sind wir immer weniger bereit<br />

auf die Klappe zu fallen, je älter wir werden.<br />

Wir sind weniger bereit etwas zu riskieren<br />

und wir werden immer vorsichtiger. Das<br />

Ganze nennen wir dann Vernunft. Die<br />

Folge unserer Vernunft? Wir versuchen es<br />

nicht einmal. Vor lauter Angst, es könnte<br />

schief gehen. Oder wir versuchen es und<br />

sobald etwas schief geht, geben wir auf! Wir<br />

werfen das Handtuch und<br />

dann kommt einer meiner<br />

Lieblingssätze: „Es hat halt<br />

nicht geklappt. Es sollte<br />

wohl nicht sein.“ Hallo?<br />

Wer sagt das? Und wie wäre es mit: Einfach<br />

noch mal probieren?<br />

Scheitern ist nicht schlimm<br />

Ich fuhr mit 25 Jahren den ersten Porsche<br />

und war eine der abschlussstärksten Immobilienverkäuferinnen.<br />

Auf meinem Konto<br />

stehen über 50.000 geführte Cold Calls<br />

aus dem Berliner Telefonbuch und mehr<br />

Bilder: Hour Of Power<br />

50 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Einstellung<br />

als 7000 Verkaufsgespräche. Ich weiß, wie<br />

man sich in einem hart umkämpften Markt<br />

durchsetzt und sich den <strong>Erfolg</strong> holt, den<br />

man haben will. Aber ich kenne nicht nur<br />

<strong>Erfolg</strong>. Ich kenne auch das Gegenteil. Mit<br />

30 Jahren war ich das erste Mal pleite. Ich<br />

habe mein Geld nicht mehr bekommen,<br />

meine Auftraggeber haben mich nicht<br />

mehr bezahlt. Von einem Tag auf den anderen.<br />

Peng! Das ist mir insgesamt zweimal in<br />

meinem Leben passiert.<br />

Jetzt kann man sagen: „Oh wie blöd.“, oder:<br />

„Was für Arschlöcher.“ oder „Das war aber<br />

Pech, da hat dir das Schicksal aber böse mitgespielt.“,<br />

was auch immer einem dazu einfällt.<br />

Aber darum geht es nicht. Wen interessiert<br />

es, wie ich da rein gekommen bin? Und<br />

was ändert es, dass ich wusste, wer mich in<br />

diese Situation gebracht hat? Fakt ist: Ich<br />

war pleite, den Umstand konnte ich nicht<br />

ändern. Nur weil ich die Schuldigen kannte,<br />

hat es an den Folgen nichts geändert. Ich<br />

war ich immer noch pleite. Ich hatte nur eine<br />

einzige Chance: Die Umstände zu akzeptieren<br />

und das Beste aus ihnen zu machen.<br />

In dieser Zeit habe ich die für mich wichtigste<br />

Lektion in meinem Leben gelernt:<br />

Scheitern ist nicht schlimm. Es geht immer<br />

irgendwie weiter. Egal wie ausweglos eine<br />

Situation auch scheint. Das einzige was<br />

zählt ist, das du wieder aufstehst. Fehler und<br />

vermeintliches Scheitern sind immer nur<br />

eine Momentaufnahme. Beides gehört zum<br />

Leben dazu wie die Luft zum atmen. Für<br />

mich sind Fehler sind nichts anderes als ein<br />

notwendiger Schritt auf dem Weg zum Ziel.<br />

Hätte ich meine „Fehler“ nicht gemacht,<br />

wäre ich heute nicht da wo ich bin. Und das<br />

wäre verdammt schade.<br />

Scheiß auch aufs Talent<br />

Genauso wenig wie Fehler verantwortlich<br />

für Misserfolge sind, sind Talent, Begabung,<br />

Glück verantwortlich für <strong>Erfolg</strong>. <strong>Erfolg</strong><br />

ist auch kein Geburtsrecht und schon<br />

gar nicht das Ergebnis günstiger Umstände.<br />

Jeder Mensch hat die Chance in seinem Leben<br />

erfolgreich zu sein- immer und zu jeder<br />

Zeit. Die beiden einzigen Voraussetzungen<br />

hierfür sind:<br />

1. das du es wirklich willst und<br />

2. das du es zulässt.<br />

Und hier steht uns wieder unsere Angst vor<br />

Fehlern im Weg. Wenn wir Angst haben,<br />

ob etwas funktioniert oder nicht, wenn wir<br />

keine Fehler machen wollen, dann lassen<br />

wir es eben nicht zu. Vor lauter Angst sehen<br />

wir nur das was schief gehen könnte.<br />

Wir sehen die Probleme und nicht die Lösungen.<br />

Wir sehen die Hindernisse und<br />

nicht die Chancen. <strong>Erfolg</strong> funktioniert weder<br />

im Problemfokus noch im daraus resultierenden<br />

Angstmodus. <strong>Erfolg</strong> funktioniert<br />

aber auch nicht, wenn wir nicht wissen,<br />

was wir wirklich wollen, was uns antreibt.<br />

Frage ich meine Teilnehmern nach ihren<br />

Katja Porsch ist Motivational Speaker, Verkaufsexpertin<br />

und Autorin. Sie war eine der abschlussstärksten<br />

Immobilienverkäuferinnen Deutschlands<br />

und kämpfte sich erfolgreich aus zwei Pleiten<br />

zurück zum <strong>Erfolg</strong>.<br />

Zielen kommen oft so Wischiwaschi-Aussagen<br />

wie: „Na ja, über die Runden kommen.“<br />

„Sich was leisten können.“, „Zufrieden<br />

sein.“ usw. Was genau bedeutet das? Je<br />

unklarer unser Bild von dem ist, was wir<br />

haben wollen, umso unklarer ist, ob wir es<br />

jemals erreichen. Das Gegenteil von Angst<br />

ist Freude. Nur keine Angst zu haben hilft<br />

nicht. Wir müssen im Gegenzug auch wissen,<br />

was uns im Leben wirklich antreibt,<br />

was unser Traum bzw unsere Vision ist.<br />

Ohne Traum kein Motor und ohne Motor<br />

kein Antrieb, so einfach ist das.<br />

Achte auf Deinen Fokus<br />

Der einzige Unterschied zwischen erfolgreichen<br />

Menschen und denen, die es gerne<br />

wären, sind ihre Gedanken- nicht mehr<br />

und nicht weniger. <strong>Erfolg</strong> ist in erster Linie<br />

eine Frage des richtigen Fokus.<br />

Ich habe letztens eine Studie gelesen, in der<br />

Deutsche gefragt wurden, wie glücklich sie<br />

mit ihrem Leben sind. 59 % sagten, sie seien<br />

„ziemlich zufrieden“. Hallo, was bitte ist<br />

„ziemlich zufrieden“? Was heißt das? Was<br />

genau ist das für ein Zustand? Klar kannst<br />

du jetzt sagen: „Mensch Porsch, jetzt komm<br />

mal runter. Wir leben in Deutschland, da ist<br />

ziemlich zufrieden schon fast euphorisch.<br />

Aber ehrlich, willst du auf deinem Grabstein<br />

stehen haben: „Ich führte ein ziemlich<br />

zufriedenes Leben?“<br />

Wenn ich aber „ziemlich zufrieden“ fokussiere,<br />

werde ich „richtig geil“ nicht bekommen.<br />

Wir bekommen immer, was wir erwarten<br />

im Leben. Unser Handeln folgt nun<br />

mal unserem Fokus. Wenn du Probleme erwartest,<br />

wirst du sie bekommen.<br />

Wenn du denkst, das<br />

wird doch<br />

s o w i e s o<br />

w i e d e r<br />

nicht funktionieren,<br />

wird es das<br />

auch nicht.<br />

Das ganze<br />

Prinzip<br />

funktioniert<br />

aber zum<br />

Glück auch<br />

in die andere<br />

Rich- tung. Wenn<br />

du denkst: „Ich schaff das!<br />

Ich krieg das hin!“ wirst du das auch tun,<br />

früher oder später. Du musst nur durchhalten.<br />

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es<br />

geschafft habe, mich aus zwei Pleiten wieder<br />

raus zu holen und so erfolgreich zu werden.<br />

Die Antwort ist simpel: Ich habe meinen<br />

Fokus geändert. Nicht mehr und nicht<br />

weniger. Oft investieren wir unsere Energie,<br />

indem wir versuchen unser Umfeld, die<br />

Menschen und die Umstände zu ändern.<br />

Ein sinnloses Unterfangen. All das können<br />

wir nur schwer beeinflussen. Was wir aber<br />

beeinflussen können, sind unsere Gedanken,<br />

sie entscheiden über unser Handeln<br />

und damit über das Ergebnis.<br />

Wenn ich „ziemlich zufrieden“ fokussiere,<br />

werde ich „richtig geil“ nicht bekommen.<br />

Jetzt kennst du die vier Gesetze, die du<br />

verfolgen musst, wenn du erfolgreich oder<br />

noch erfolgreicher werden willst:<br />

1. Ändere Gedanken: Fokussiere dich immer<br />

auf die Lösung, nicht auf das Problem.<br />

2. Sei bereit Fehler zu machen: Fehler sind<br />

ein notwendiger Schritt auf dem Weg zum<br />

Ziel/<strong>Erfolg</strong>.<br />

3. Finde Deinen Traum: Ohne Motor wirst<br />

du dich nicht in Bewegung setzen.<br />

4. Erwarte, dass du es schaffst: Nur wenn du<br />

glaubst, dass du es schaffst, wirst du stark<br />

genug sein, mit Niederlagen umzugehen<br />

und immer wieder aufzustehen.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

51


Einstellung<br />

Udo Jürgens<br />

52 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Einstellung<br />

Nur dieser Weg!<br />

» «<br />

Entweder ich schaffe es mit der Musik oder ich gehe mit ihr unter.<br />

Bild Jürgens: Pressebild, Klapheck: Goldeck<br />

Viele Menschen könnten<br />

deutlich mehr Erfüllung<br />

in ihren Beruf bringen, als<br />

das im Moment der Fall ist.<br />

Nämlich dadurch, dass sie<br />

sich auf ihre wahren Stärken besinnen und<br />

den Mut finden, jetzt die richtigen Schritte<br />

einzuleiten.<br />

Wir beschränken unser Denken viel zu<br />

häufig auf die klassischen Wege und lassen<br />

unseren Verstand von vornherein viel zu<br />

viele Optionen ausschließen.<br />

So wie einst ein schottischer junger Mann.<br />

Er arbeitete als Milchmann, Baggerfahrer<br />

und Bademeister, bevor er sich auf das<br />

Lackieren und Polieren von Särgen spezialisierte.<br />

Erst als er sich auf einen Weg konzentrierte,<br />

den sein Verstand zuvor ausgeschlossen<br />

hatte, wurde er erfolgreich und<br />

weltberühmt. 1999 wählte ihn das People-<br />

<strong>Magazin</strong> zum Sexiest Man des Jahrhunderts.<br />

Ich spreche von Sean Connery.<br />

Nicht jeder hat das Zeug zu einer Weltkarriere<br />

und nicht jedem würde sie Spaß<br />

machen. Aber ich bin davon überzeugt,<br />

dass sich viele Menschen deutlich verbessern<br />

und deutlich mehr selbst verwirklichen<br />

könnten, wenn Sie festgefahrene<br />

Gedankenbahnen mutig verlassen.<br />

Und Sie können mir eines glauben: Bei mir<br />

klingelt auch niemand an der Tür, um eine<br />

große Kiste abzuladen und mich aufzufordern:<br />

»Hallo, Martin, hier ist ein ganzer<br />

Karton voller höchst lukrativer Aufträge.<br />

Greif kräftig rein und such ein paar Hände<br />

voll aus.« Auch ich muss handeln und<br />

brauche manchmal Geduld und einen langen<br />

Atem.<br />

Viele Musiker, die heute von Millionen<br />

Fans umjubelt werden, haben mal ganz<br />

klein angefangen – und in ihrer besch...<br />

eidenen Lage alles an Aufträgen angenommen,<br />

was sie kriegen konnten. Die US-<br />

Sängerin Lana del Rey etwa, die mit ihren<br />

melancholischen Songs inzwischen einige<br />

ChartHits gelandet hat, musste erst mal<br />

sieben Jahre durch die Provinz tingeln:<br />

immer kurz vorm Abgrund, finanziell wie<br />

künstlerisch. Bis 2010 endlich der Durchbruch<br />

kam.<br />

Paul Potts war Smartphone-Verkäufer für<br />

die Einzelhandelskette The Carphone-<br />

Warehouse und sang eher hobbymäßig.<br />

Udo Jürgens (rechts), erzählte Martin<br />

Klapheck (Mitte) bei einem Treffen 2010<br />

von seinem langen Weg zum erfolgreichen<br />

Musiker.<br />

Martin Klapheck<br />

„Der Piano-Referent“ ist Keynote-<br />

Speaker, Buchautor, Unternehmer und<br />

preisgekrönter Pianist. Er gehört zu den<br />

führenden Experten für <strong>Erfolg</strong> und kreatives<br />

Handeln.<br />

Seinen großen Durchbruch erlebte er nach<br />

seinem Auftritt bei der britischen Castingshow<br />

»Britan‘s Got Talent« am 9. Juni 2007.<br />

Allein in Deutschland verkaufte er 3,5 Millionen<br />

Alben.<br />

Oder Udo Jürgens, den ich 2010 persönlich<br />

kennenlernte. Er erzählte mir, dass er<br />

fast 15 Jahre lang ausschließlich Negativerlebnisse<br />

hatte bei dem Versuch, bekannt<br />

zu werden. Ursprünglich sang er während<br />

Unterhaltungsshows Schlager anderer<br />

Interpreten. Als er sich irgendwann weigerte,<br />

das weiterhin zu tun, weil ihm seine<br />

eigene Musik am Herzen lag, kündigte<br />

seine Schallplattenfirma sogar den Vertrag<br />

mit ihm. Er war sich unsicher, ob ihm der<br />

Durchbruch gelingen würde. Aber er sagte:<br />

»Ich schaffe es mit der Musik oder gehe<br />

Sicherheit kann Sie<br />

im Stich lassen –<br />

Ihre Stärken hingegen<br />

lassen Sie nie im Stich.<br />

mit der Musik unter, aber das wäre immer<br />

noch besser, als in einem Büro zu versauern.«<br />

Udo Jürgens hat an seiner Musik festgehalten<br />

und als er 1966 beim Grand Prix<br />

Eurovision mit »Mercie Cherie« den ersten<br />

Platz erreichte, folgte der lang ersehnte internationale<br />

Durchbruch. Mit über 100<br />

Millionen verkaufter Tonträger war er der<br />

kommerziell erfolgreichste Unterhaltungsmusiker<br />

im deutschen Sprachraum.<br />

Müssen Sie für Ihr Geld nicht ohnehin<br />

viel Engagement aufbringen? Oder vielleicht<br />

sogar krampfhaft darum kämpfen?<br />

Wie wäre es, wenn Sie diese Kraft gleich<br />

da investieren, wo Sie im Gegenzug sofort<br />

mit Freude und Erfüllung belohnt werden<br />

– und nicht nur mit Geld? »Solide« Brotund-Butter-Jobs<br />

vermitteln allenfalls eine<br />

Scheinsicherheit.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

53


Wissen<br />

Leon Windscheid<br />

Gegen die Spirale<br />

der Angst<br />

Mein „Wer wird Millionär?“-Abenteuer<br />

begann in Unterhosen und endete auch<br />

mit Günther Jauch in Unterhosen.<br />

Buchauszug aus „Das Geheimnis der Psyche“<br />

von Leon Windscheid, Ariston Verlag<br />

Der Kerngedanke bei der Spirale der<br />

Angst ist, dass sich unsere Angstreaktion<br />

aufschaukeln kann. Genau das hatte ich<br />

bei meinem Referat in der Uni erlebt. Ein<br />

kleines Anzeichen von Angst bringt uns<br />

in Habachtstellung. Jetzt sind wir besonders<br />

sensibel für alles, was eine Gefahr<br />

sein könnte: Ich denke, dass ich schwitze.<br />

Das ist peinlich. Alle sehen das. Jetzt steigt<br />

mein Angstniveau. Sofort wird mir noch<br />

wärmer. Jetzt sehe ich, dass<br />

ich unter den Achseln schon<br />

zwei Schweißpfannekuchen<br />

auf dem Hemd habe. Die Mädels<br />

in Reihe drei fangen an<br />

zu kichern, oder? Für mein<br />

Hirn sind das alles Gefahren.<br />

Was tun bei Gefahr? Noch<br />

mehr Angst! Ich fange an,<br />

mich zu verhaspeln. Mein<br />

Vortrag wird in einem Fiasko enden! Es<br />

kommt zu einem Aufschaukeln zwischen<br />

Reizen aus der Umgebung, die man als<br />

Gefahr interpretiert, und unserem Hirn,<br />

das uns mit Angst auf die Gefahren vorbereiten<br />

möchte – und alles (anscheinend)<br />

nur noch schlimmer macht. Sobald man in<br />

den Strudel der Spirale gezogen wird, geht<br />

es immer weiter nach oben, wie in einem<br />

Tornado. Wenn man einem Spinnenphobiker<br />

ein Krabbeltier auf den Kopf setzt,<br />

schießt die Angstkurve Richtung Himmel.<br />

Gefühlt wird diese Kurve nach oben<br />

niemals abflachen und die Angst immer<br />

schlimmer.<br />

Nachdem unsere Dozentin die Idee hinter<br />

der Spirale der Angst erklärt hatte, zückte<br />

sie wieder den dicken Edding. Energisch<br />

zog sie einen waagerechten Strich durch<br />

Da sitzt man dann zu Hause<br />

auf der Couch und denkt:<br />

»Mensch, ist der doof!«<br />

die gemalte Spirale. Was Psychotherapeuten<br />

ihren Angstpatienten klarmachen,<br />

ist, dass die Spirale der Angst ein natürliches<br />

Ende hat. Irgendwann ist Schluss.<br />

Angst flacht ab. Man gewöhnt sich an alles.<br />

So unangenehm der Weg dahin auch<br />

ist und so unmöglich es einem am Anfang<br />

erscheinen mag. In der Therapie lernen<br />

Angstpatienten, ein »Angstimmunsystem«<br />

gegen die falschen Gefahrensignale aufzubauen.<br />

Und das geht am besten, indem<br />

sie mit der vermeintlichen Gefahrenquelle<br />

konfrontiert werden.<br />

Das nennen wir Psychologen Exposition.<br />

Vereinfacht gesagt, wird einem der Auslöser<br />

der Angst so lange vorgehalten, bis die<br />

Angst von allein abnimmt. Dabei ist klar,<br />

dass ein Profi jemandem mit Spinnenphobie<br />

niemals unvermittelt eine Vogelspinne<br />

auf den Kopf setzen würde. Im<br />

Gegenteil. Die Exposition beginnt<br />

ganz unten. Genau wie<br />

die Spirale der Angst. Vielleicht<br />

mit dem Foto einer Biene. Die<br />

ist immerhin schon ein Insekt.<br />

Schrittchenweise geht es dann<br />

weiter bin zum Spinnenfoto.<br />

Dann eine ganz kleine Spinne<br />

im Käfig und irgendwann<br />

vielleicht die Vogelspinne auf dem Kopf.<br />

Bei jedem einzelnen Schritt lernt der Patient<br />

seine Angst ein wenig besser kennen<br />

und beginnt, mit ihr umzugehen. Dadurch<br />

nimmt die Angst ab.<br />

Für mich war die gemalte Spirale auf dem<br />

Flipchart ein Psycho-Schlüsselmoment.<br />

Und zwar aus drei Gründen. Erstens habe<br />

ich hier zum ersten Mal richtig verstan-<br />

54 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

Der Moment als Leon<br />

Windscheid die Eine-<br />

Million-Euro-Frage<br />

richtig beantwortet.<br />

Bilder: Stefan Gregorowius<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

55


Wissen<br />

den, warum Psychologie den Leuten helfen<br />

kann. Zweitens wurde mir klar, dass es<br />

vollkommen egal ist, ob man tatsächlich<br />

an einer psychischen Störung leidet oder<br />

nicht. Die Grundideen vieler psychotherapeutischer<br />

Ansätze kann man wunderbar<br />

auch dann auf sich selbst anwenden, wenn<br />

man seine Psyche in einem bestimmten<br />

Bereich besser in den Griff bekommen<br />

möchte. Und drittens, weil mir erstens und<br />

zweitens zu einer Million Euro verholfen<br />

haben.<br />

Nachdem ich nämlich damals im Seminar<br />

von der Spirale der Angst gehört hatte,<br />

setzte sich ein Gedanke in meinem Kopf<br />

fest: Man kann seine Ängste überwinden,<br />

wenn man nur lange genug trainiert. Sie<br />

können sich vorstellen, dass eine Kandidatur<br />

bei Wer wird Millionär? auch mit extremer<br />

Aufregung zu tun hat. Bevor ich mich<br />

bei Günther Jauch auf den Stuhl setzen<br />

würde, so hatte ich es mir fest vorgenommen,<br />

würde ich mich auf diese Aufregung<br />

vorbereiten. Etwas Adrenalin ist gar nicht<br />

schlecht für unser Gehirn. Aber was meinen<br />

Sie, warum Kandidaten oft schon bei<br />

Fragen unter 500 Euro ihre Joker zücken<br />

müssen oder im schlimmsten Fall rausfliegen?<br />

Da sitzt man dann zu Hause auf der<br />

Couch und denkt: »Mensch, ist der doof!«<br />

Aber mit doof hat das (zumindest meistens)<br />

gar nichts zu tun. Der wahre Grund<br />

dafür, dass jemand<br />

auf dem Schlauch<br />

steht, ist Aufregung,<br />

Ve r u n s i c h e r u n g<br />

oder tatsächlich<br />

blanke Angst. Dafür<br />

kann Herr Jauch gar<br />

nichts. Es ist die besondere<br />

Umgebung<br />

im Studio und die<br />

Situation vor den<br />

Kameras. Um mich also entsprechend<br />

zu wappnen, bereitete ich mich schon im<br />

Vorfeld auf diese Angst vor. Und zwar, gemäß<br />

dem Ansatz der Angsttherapie, durch<br />

Exposition. Zwar hatte ich keinen Schlüssel<br />

zu einem Fernsehstudio und auch keine<br />

Kameras oder Scheinwerfer zu Hause.<br />

Aber ich hatte einen Stuhl. Einen Schreibtischstuhl<br />

mit Armlehnen, so ähnlich wie<br />

der bei Wer wird Millionär?. Es war aber<br />

noch mehr erforderlich, um die Aufregung<br />

auszulösen, mit der ich im Studio<br />

fest rechnete.<br />

Und so setzte ich mich vor die Mitbewohner<br />

aus der WG meines Bruders auf den<br />

Stuhl – in Unterhose. Die Jungs löcherten<br />

mich dann mit typischen Wer wird Millionär?-Fragen.<br />

Sie können sich vorstellen,<br />

dass diese Situation unangenehm und irgendwie<br />

peinlich war. Genau das war Ziel<br />

der Freikörperübung.<br />

Das Geheimnis der Psyche.<br />

Wie man bei Günther Jauch<br />

eine Million gewinnt und<br />

andere Wege, die Nerven zu<br />

behalten“ von Leon Windscheid,<br />

Ariston Verlag<br />

Natürlich gehören zum Millionengewinn<br />

Fragen, die zu den eigenen Wissensstärken<br />

passen, ein wohlgesonnener Günther<br />

Jauch und nicht zuletzt eine ordentliche<br />

Portion Glück. Bekommen Sie das alles<br />

nicht, könnten Sie den ganzen Tag in Unterhose<br />

durch die Stadt laufen, um Ihre<br />

Nervosität abzubauen. Es würde nicht<br />

helfen. Bei mir kam alles zusammen. Und<br />

Etwas Adrenalin ist gar nicht<br />

schlecht für unser Gehirn.<br />

ich bin mir sicher, dass mir der »Unterhosentrick«,<br />

wie ihn die BILD-Zeitung<br />

nachher nannte, sehr geholfen hat. Wenn<br />

Sie also demnächst bei Günther Jauch<br />

sein werden, probieren Sie die Sache mit<br />

der Unterhose einfach vorher aus. Der<br />

Trick mit der Exposition funktioniert<br />

aber nicht nur zur Vorbereitung auf Quizshows.<br />

Wenn man eine Rede oder einen<br />

Vortrag halten muss und schon vorher<br />

Angst hat, rot anzulaufen und vor lauter<br />

Aufregung keinen geraden Satz herauszubekommen,<br />

sollte man einen Strich durch<br />

die Spirale der Angst ziehen, indem man<br />

seine Ängste kennenlernt und trainiert,<br />

mit ihnen umzugehen. Sie müssen nicht<br />

gleich in Unterhose vor anderen üben.<br />

Fangen Sie mit Ihrem Spiegelbild an und<br />

steigern Sie sich dann langsam. Egal, wie<br />

gut das Training läuft, Sie werden sich<br />

verbessern.<br />

So verbinde ich meine Million besonders<br />

eng mit Psychologie und zwei Unterhosen.<br />

Die zweite Unterhose bekam ich nach<br />

der Sendung zu sehen. In der Maske hatte<br />

ich am Nachmittag eine lange Stange mit<br />

unzähligen Jauch-Anzügen an Bügeln gesehen.<br />

Die würden zum Großteil nur ein<br />

einziges Mal in der Sendung getragen,<br />

erklärte mir die freundliche Garderobendame<br />

auf Nachfrage. Das fand ich doof.<br />

Verschwendung ist nicht mein Ding. Kurzerhand<br />

fragte ich den Quizmaster, nach<br />

dem Feuerwerk zur gewonnenen Million,<br />

ob er mir seinen Anzug nicht schenken<br />

wolle, statt ihn wegzuhängen. Er sagte<br />

zu.<br />

Gegen alle Regeln der Wer wird Millionär?-Studios<br />

in Köln durfte ich dann mit<br />

in Günther Jauchs Wer wird Millionär?-<br />

Büro. Ein bescheidener Raum mit einem<br />

eher popeligen Schreibtisch, Kleiderständer,<br />

Schrank und Raufasertapete. Überhaupt<br />

nicht besonders. Da zog er sich<br />

dann aus, als wäre es das Normalste der<br />

Welt, während er mir Hinweise gab, was<br />

mich nach dem Millionengewinn alles erwarten<br />

würde, und schenkte mir Jackett,<br />

Hemd, Krawatte, Gürtel und Hose. Seine<br />

Unterhose behielt er an.<br />

56 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


NACHHALTIGE INVESTMENTS<br />

Gute Rendite mit guten Gewissen<br />

Der Markt der nachhaltigen Geldanlage boomt – egal ob bei Aktien-, Renten- oder Mischfonds.<br />

Nicht mehr nur Kirchen oder Stiftungen wollen ihr Geld ökologisch und ethisch korrekt anlegen<br />

– auch immer mehr Privatanleger folgen diesem Trend. Und das aus gutem Grund: Neben dem<br />

guten Gewissen bringen nachhaltige Fonds oftmals mehr Rendite als herkömmliche Investments.<br />

Den drei klassischen Kriterien von Anlageprodukten – Rentabilität, Sicherheit und Liquidität – wird mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />

nun ein viertes hinzugefügt. Nachhaltigkeitsfonds sollen nicht nur eine gute Performance vorweisen, sondern bringen den<br />

zusätzlichen Mehrwert, einen gesellschaftlichen Nutzen zu erfüllen. FondsDISCOUNT.de bietet Anlegern eine detaillierte Übersicht:<br />

<br />

Bei unseren Partnerbanken erhalten Sie eine riesige Auswahl an Fonds ohne <strong>Ausgabe</strong>aufschlag!<br />

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beliebtesten Nachhaltigkeitsfonds<br />

unserer Kunden entdecken!<br />

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Wissen<br />

Der Philosoph Bertrand Russel<br />

sagte eines Tages: „Man<br />

sollte schon fähig sein, sich<br />

eine Zeitlang zu konzentrieren.<br />

Das ist unverzichtbar,<br />

wenn man auch Schwieriges erreichen<br />

will.“ Der Soziologe Robert Lynd bemerkte:<br />

„Wissen ist Macht, aber nur wenn ein<br />

Mensch weiß, um welche Fakten er sich<br />

nicht zu kümmern braucht.“ Fokussiertes<br />

Denken schiebt alles Ablenkende, alle geistigen<br />

Abfallprodukte beiseite, damit man<br />

sich auf ein Thema konzentrieren und klar<br />

denken kann. Sehen Sie hier, was fokussiertes<br />

Denken für Sie bewirken kann.<br />

Fokussiertes Denken bündelt Ihre Energien<br />

auf ein einziges Ziel hin<br />

Konzentration kann Energie und Power<br />

bringen, egal was man macht, ob es sich<br />

um eine körperliche oder geistige Beschäftigung<br />

handelt. Wenn Sie gerade<br />

lernen, wie man einen Baseball richtig<br />

schlägt und wenn Sie einen guten Kurvenball<br />

hinkriegen wollen, erreichen Sie<br />

durch konzentriertes Denken beim Üben<br />

eine Verbesserung Ihrer Schlagtechnik.<br />

Wenn Sie sich vorgenommen haben, den<br />

Herstellungsprozess Ihres Produktes zu<br />

optimieren, hilft Ihnen fokussiertes Denken<br />

dabei, die beste Methode zu finden.<br />

Wenn Sie ein schwieriges mathematisches<br />

Problem lösen wollen, kommen Sie dank<br />

fokussiertem Denken irgendwann auf die<br />

richtige Lösung. Je komplizierter ein Problem<br />

oder ein Thema ist, desto mehr fokussiertes<br />

Denken und Zeit benötigen Sie,<br />

um es zu lösen.<br />

So denken<br />

<strong>Erfolg</strong>smenschen<br />

Bilder: nikopress<br />

Auszug aus<br />

„So denken<br />

<strong>Erfolg</strong>smenschen“,<br />

Books4Success<br />

Verlag<br />

58 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

Bild: Depositphotos/adrenalina, Maxwell: Lauren Liebermann<br />

Fokussiertes Denken gibt Ideen ausreichend<br />

Zeit, sich zu entwickeln<br />

Ich liebe es, neue Ideen zu haben und sie zu<br />

entwickeln. Ich hole mein Team oft zusammen,<br />

wir machen miteinander Brainstorming<br />

und kreatives Denken. Wenn wir zusammenkommen,<br />

versuchen wir zunächst<br />

einmal, so gründlich nachzudenken, dass<br />

wir so viele Ideen wie möglich einsammeln<br />

können. Oft ergibt sich ein möglicher<br />

Durchbruch, wenn wir viele gute<br />

Vorschläge miteinander diskutieren. Aber<br />

wenn Sie einzelne Ideen auf die nächsthöhere<br />

Ebene heben wollen, müssen Sie im<br />

Geiste umschalten – vom expansiven hin<br />

zum selektiven Denken. Ich habe herausgefunden,<br />

dass aus einer guten Idee eine<br />

hervorragende Idee werden kann, wenn<br />

Sie ihr ausreichend konzentrierte Aufmerksamkeit<br />

und Zeit einräumen.<br />

Natürlich kann es sehr frustrierend sein,<br />

sich über lange Zeit hinweg auf nur eine<br />

einzige Idee zu konzentrieren. Ich selbst<br />

habe schon ganze Tage damit zugebracht,<br />

mich mit nur einem Einfall zu befassen<br />

und ihn auszubauen, nur um festzustellen,<br />

dass ich ihn irgendwie nicht verbessern<br />

konnte. Aber manchmal hat sich meine<br />

Hartnäckigkeit, bei einer Idee zu bleiben,<br />

gelohnt. Das macht mich dann sehr glücklich.<br />

Denn auf dem Höhepunkt des fokussierten<br />

Denkens reift nicht nur meine Idee,<br />

sondern ich selbst kann mich weiterentwickeln!<br />

Fokussiertes Denken lässt das Ziel klarer<br />

vor Augen stehen<br />

Golf ist eines meiner liebsten Hobbys. Es<br />

ist ein ebenso wundervolles wie anspruchsvolles<br />

Spiel. Ich mag es auch deswegen,<br />

weil die Ziele dieses Spieles so schön klar<br />

sind. Professor William Mobley von der<br />

Universität von South Carolina sagt über<br />

das Golfspiel: „Eines der wichtigsten Dinge<br />

an Golf ist die klare Zielvorgabe. Man<br />

sieht die Nadeln, man kennt die Schlagzahl<br />

– es ist alles andere als einfach, aber<br />

es ist auch nicht unerreichbar, man kennt<br />

seine durchschnittliche Punktezahl und es<br />

gibt einen interessanten sportlichen Wettkampf<br />

– gegen die Schlagzahl, gegen einen<br />

selbst und die anderen Spieler. Diese Ziele<br />

geben einem etwas, worauf man hinarbeiten<br />

kann. In der Arbeit, wie beim Golfen,<br />

sind Ziele dazu da, einen zu motivieren.“<br />

Eines Tages traf ich auf dem Golfplatz einen<br />

Spieler, der nach dem Putten immer<br />

vergaß, den Flaggenstock wieder zurück<br />

ins Loch zu stecken. Was war die Folge?<br />

Weil ich mein Ziel nicht klar erkennen<br />

konnte, konnte ich mich nicht richtig darauf<br />

konzentrieren. Meine Konzentration<br />

verwandelte sich bald in Frustration – und<br />

ich spielte miserabel. Ein guter Golfer kann<br />

nur sein, wer sein Ziel klar vor Augen hat<br />

und sich voll darauf konzentriert. Dasselbe<br />

gilt auch fürs Nachdenken. Konzentration<br />

hilft Ihnen dabei, Ihr Ziel zu erkennen<br />

– und es zu erreichen.<br />

Fokussiertes Denken bringt Sie ein Niveau<br />

höher<br />

Niemand erreicht Großes, indem er ein Generalist<br />

wird. Man feilt nicht an einer Begabung,<br />

indem man seine Aufmerksamkeit<br />

teilt. Die einzige Möglichkeit, die nächsthöhere<br />

Ebene zu erreichen, ist Konzentration.<br />

Egal ob es Ihr Ziel ist, ins nächsthöhere<br />

Spielniveau eines Computerspieles zu gelangen,<br />

an Ihrem BusinessPlan zu feilen, Ihren<br />

Gewinn zu mehren, Ihre Untergebenen zu<br />

schulen oder Ihre persönlichen Probleme<br />

zu lösen, Sie müssen Ihre Konzentration<br />

aufs Wesentliche beschränken. Der Autor<br />

Harry A. Overstreet schreibt: „Ein unreifer<br />

Geist hüpft von einem Gegenstand zum<br />

nächsten; ein reifer Geist versucht, an einer<br />

Sache dran zu bleiben.“<br />

Worauf sollten Sie Ihr Denken<br />

konzentrieren?<br />

Verdient jeder Ihrer Lebensbereiche<br />

dieselbe Aufmerksamkeit,<br />

Zuwendung und Konzentration?<br />

Natürlich nicht. Seien Sie wählerisch,<br />

nicht verschwenderisch,<br />

was Ihr fokussiertes Denken<br />

angeht. Ich persönlich denke<br />

nur über vier Bereiche meines<br />

Lebens richtig intensiv nach: Über Führungskompetenzen,<br />

Kreativität, Kommunikation<br />

und bewusstes Networking.<br />

Wahrscheinlich treffen Sie, liebe Leser,<br />

eine ganz andere Wahl. Wenn Sie sich<br />

noch nicht sicher sind, welche, finden Sie<br />

John C. Maxwell ist<br />

Autor von bis dato 70<br />

Büchern, Redner und<br />

Pastor. Sein Hauptthema<br />

ist Führung.<br />

im Folgenden ein paar Vorschläge.<br />

Legen Sie Ihre Prioritäten fest<br />

Überlegen Sie sich zunächst Ihre Prioritäten<br />

– für Sie selbst, für Ihre Familie und<br />

Ihr Team. Der Autor, Unternehmensberater<br />

und preisgekrönte Denker Edward De-<br />

Bono spöttelte einmal: „Immer wenn man<br />

müde wird, über ein Thema weiter nachzudenken,<br />

trifft man eine Entscheidung.“<br />

Leider setzen nur allzu viele Leute ihre Prioritäten<br />

an der Stelle, wo sie mit ihrer Energie<br />

am Ende sind. Ich hoffe, Sie machen es<br />

nicht so. Sie wollen doch nicht, dass andere<br />

über Ihre Tagesordnung bestimmen, oder?<br />

Es gibt viele Methoden, Prioritäten festzulegen.<br />

Wenn Sie sich selbst gut kennen,<br />

fangen Sie bei Ihren persönlichen Stärken<br />

an, bei dem, was Ihre Fähigkeiten und<br />

gottgegebenen Begabungen am<br />

besten zur Geltung bringt. Sie<br />

können aber auch das nehmen,<br />

was Ihnen am meisten Geld<br />

und/oder Anerkennung einbringt.<br />

Tun Sie, was Ihnen am<br />

meisten Spaß macht und was Sie<br />

am besten können. Wie wär’s mit<br />

der 80:20-Regel? Stecken Sie 80<br />

Prozent Ihrer Kraft in die 20 Prozent<br />

Ihrer Aktivitäten, die Ihnen<br />

am wichtigsten sind. Eine andere<br />

Möglichkeit ist, sich auf außergewöhnliche<br />

Chancen zu fokussieren, die versprechen,<br />

besonders einträglich zu werden. Letzten<br />

Endes geht es nur um das Eine: Widmen<br />

Sie Ihre beste Zeit denjenigen Projekten,<br />

die am erfolgversprechendsten sind.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

59


Wissen<br />

3<br />

und<br />

Das Thema Scheitern oder<br />

Misserfolge ist gerade bei<br />

uns in Deutschland nicht<br />

gerne gesehen. Nur wie<br />

will man ohne Rückschläge<br />

erfolgreich werden? Ich spreche da aus<br />

bester Erfahrung, nachdem ich 2007 mein<br />

erstes Unternehmen in der Schifffahrt<br />

gründete und wir binnen kürzester Zeit<br />

Millionen Umsätze machten, kam es 2008<br />

zum Lehmann Crash. Auch in der Schifffahrt,<br />

hat diese Krise ihre Spuren hinterlassen<br />

hat.<br />

Als dann noch 2011 eine Bremer Großreederei<br />

pleiteging und wir von einer<br />

Sekunde auf die andere 400.000 Euro<br />

verloren haben, war mein Tiefpunkt erreicht.<br />

Viele hätten vielleicht damals das<br />

Handtuch geworfen oder wären in die<br />

Insolvenz gegangen. Wir haben einen<br />

Tipps, die mich vor der<br />

Firmenpleite bewahrten<br />

Glauben an mich hatte, war ich damals<br />

ziemlich niedergeschlagen. Dann<br />

kam der Wendepunkt, der mich erkennen<br />

ließ, dass es Zeit ist, wieder aufzustehen.<br />

Durch einen Kollegen begann<br />

ich, die Ereignisse noch einmal genauer<br />

zu betrachten. Denn obwohl es klar ist,<br />

dass man einen verlorenen Betrag von<br />

400.000 Euro nicht so wegsteckt, habe ich<br />

eingesehen, dass wenn ich besser aufgepasst<br />

hätte und Sicherheitsmaßnahmen<br />

ergriffen hätte, es vielleicht nicht so weit<br />

gekommen wäre.<br />

Rückblickend kann ich sagen, dass mir<br />

dieser Fall gutgetan hat. Dieser Moment<br />

hat mir gezeigt, dass wenn man an die<br />

Spitze will, es nicht immer einfach ist. Das<br />

Leben verläuft nicht gradlinig und ganz<br />

besonders nicht, dass jeder dein Freund ist<br />

und dir nur Gutes will.<br />

Oliver Kerner ist Unternehmer<br />

und trainiert heute auch andere<br />

Unternehmen im Vertrieb.<br />

Streue das Risiko und versteife dich<br />

nicht auf einen oder zwei Großkunden.<br />

Wir haben uns damals<br />

nur auf die Großkunden (Großreedereien)<br />

konzentriert. Nun waren es aber<br />

genau die, die bei der Weltwirtschaftskrise<br />

richtig ins Wanken gerieten. Warum soll<br />

ich mich von einem Kunden abhängig machen?<br />

Ich streue lieber das Risiko und bin<br />

gerne für Projekte da, die ich langfristig betreuen<br />

kann. Damit ohne das Risiko haben<br />

zu müssen, dass wenn der Kunde pleitegeht<br />

oder sich ganz simpel anders orienteiert, ich<br />

meine Existenz verliere.<br />

1<br />

Wer nicht plant, der plant sein<br />

Versagen! Damit meine ich nicht,<br />

dass man Alles bis ins kleinste<br />

Detail zu planen hat. Damit meine<br />

ich vielmehr, dass man genau wissen<br />

muss, wo man steht. In finanzieller Hinsicht,<br />

als auch in vertrieblicher Hinsicht.<br />

Daher plane, wie viel Rücklage du für<br />

Krisenzeiten aufbauen musst. Außerdem<br />

plane, wie viele Calls oder Kundenbesuche<br />

du haben musst. Definiere, wie hoch dein<br />

Ertrag sein muss, um dein Unternehmen<br />

nachhaltig am Markt zu platzieren.<br />

2<br />

anderen Weg gewählt. Wir hatten ca.<br />

140.000 Euro Verbindlichkeiten und sahen<br />

uns dazu in der Lage, dieses Problem<br />

zu lösen. Obwohl ich immer den Willen<br />

Drei Dinge sind es insbesondere, die ich<br />

meinen Teilnehmern und Kunden, zu denen<br />

auch zahlreiche Start-Ups gehören,<br />

mitgeben will.<br />

Setze dir Ziele! Es hört sich abgedroschen<br />

an, ist aber so. Also fing<br />

ich an, mit einem Tagesplaner zu<br />

arbeiten und mich jeden Morgen<br />

zu fragen: „Was sind meine drei Ziele<br />

für den heutigen Tag, was würde den Tag<br />

wundervoll machen und für was bin ich<br />

dankbar?“ Monatlich und wöchentlich<br />

werden dabei auch Zwischenziele gesetzt,<br />

die mich zu den Jahreszielen bringen sollen.<br />

Diese setze ich regelmäßig für das Folgejahr.<br />

Dies hilft ungemein dabei, sich zu<br />

fokussieren und dank der Planung, seinem<br />

<strong>Erfolg</strong> näher zu kommen. Deshalb ist eine<br />

der größten Fragen: „Welche Ziele hast<br />

Du?“ Definiere sie genau und vor allem,<br />

warum du diese Ziele erreichen willst.<br />

3<br />

Das sind drei Punkte, die mir geholfen haben,<br />

wieder aufzustehen. Ich hoffe, dass sie<br />

auch dir helfen können.<br />

60 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

„Wolf of Wall Street“<br />

gibt‘s bei uns nicht<br />

Die Bilder großer Finanzvertriebe, tanzend auf den Tischen und die Dollarzeichen in den Augen,<br />

kennen viele. Alles egal, Hauptsache der Kunde unterschreibt. Diese Zeiten sind längst vorbei. Die<br />

Finanzbranche hat einen krassen Wandel hinter sich, weiß Sönke Reintjes, der im Finanzvertrieb<br />

finanziell unabhängig wurde. Ein Blick hinter die Kulissen.<br />

Die Zeiten, wo jeder, der atmet,<br />

mit auf ein Anwerbungsseminar<br />

geschleift<br />

wurde, sind lange vorbei.<br />

Jeder 18 bis 80-jährige<br />

wurde überredet, die Produkte zu kaufen<br />

und zu vertreiben. Das geht heute professioneller.<br />

Unsere Mitarbeiter sind zwischen<br />

25 und 50. Schließlich investieren wir heute<br />

viel Geld in eine gesunde Ausbildung – das<br />

muss sich für unsere Seite ja auch rechnen.<br />

Deswegen kommen heute auch sehr viel<br />

ernsthaftere Kandidaten zu uns. Früher hat<br />

man die Leute schließlich dazu gebracht,<br />

ihren Bekanntenkreis abzugrasen. Das läuft<br />

heute rein über Empfehlungsmarketing.<br />

Zufriedene Bestandskunden beginnen ganz<br />

von selbst, den Service weiterzuempfehlen.<br />

Das ist in uns Menschen so drin. Wir haben<br />

zudem ein VIP-Statussystem entwickelt,<br />

das scheinbar einzigartig ist. Die Vergünstigungen<br />

und Anerkennungen – wie bei<br />

Lufthansa Miles&More – haben bei uns gar<br />

nichts mit unserem Produkt zu tun. Sondern<br />

der Kunde erhält beispielsweise Vergünstigungen<br />

in Geschäften und Restaurants.<br />

Oder wir schicken den Kunden eine<br />

Woche in den Urlaub. Ganz ohne Hintertür.<br />

Früher hat man den Kunden gedrängt,<br />

die Namen seiner Freunde aufzuschreiben.<br />

Wir haben aber in den letzten Jahrzehnten<br />

festgestellt, dass uns ein glücklicher Kunde<br />

lange erhalten bleibt und uns ganz freiwillig<br />

weiterempfiehlt. Wenn Ihre Freunde fragen,<br />

warum Sie so braun sind, und Sie ihnen<br />

antworten „weil mein Finanzberater mir einen<br />

Urlaub geschenkt hat“, dann macht das<br />

automatisch die Runde.<br />

Der Ausbildungsstandard ist heute sehr<br />

hoch. Das haben wir auch dem Gesetzgeber<br />

zu verdanken, der heute klare Qualifikationen<br />

von Finanzberatern fordert – den<br />

Sachkundenachweis. Die interne Ausbildung<br />

ist dadurch sehr viel intensiver geworden.<br />

Auf den Tischen tanzen ist heute<br />

vorbei. Da rauchen richtig die Köpfe, da-<br />

Sönke Reintjes ist Generalmanager<br />

beim FBDD-Finanz<br />

Beratungsdienst in Deutschland.<br />

Er ist seit 30 Jahren<br />

im Geldgeschäft und gilt als<br />

Top-Speaker seiner Branche.<br />

Er arbeitet in Flensburg.<br />

mit der Kunde letztlich optimal beraten<br />

werden kann. Andererseits war es auch<br />

dem Marktumfeld geschuldet. Früher im<br />

Strukturvertrieb ist man mit einem Produkt<br />

losgerannt und hat es jedem aufs<br />

Auge gedrückt. Der Kunde heute soll nur<br />

noch bekommen, was er wirklich gebrauchen<br />

kann. Da er uns als umfassenden<br />

Ansprechpartner haben möchte, müssen<br />

wir extrem viel Fachwissen aufbauen. Der<br />

Gesetzgeber verlangt es sowieso. Im Beratungsprotokoll<br />

muss genau angegeben<br />

werden, zu welcher Risikoklasse der Kunde<br />

zählt und warum er nun explizit diesen<br />

fondsgebundenen Rentenplan oder jene<br />

Versicherung wünscht.<br />

Menschen wollen nach wie vor Karriere<br />

im Finanzsektor machen. Ein wichtiger<br />

Mehr Informationen unter anderem zu<br />

aktuellen Karrieremöglichkeiten finden<br />

Sie unter www.fbdd.de<br />

Bild: Trendwerk- Fotografie<br />

Grund ist, dass es noch immer die best<br />

bezahlte Branche ist. Zwar muss man hart<br />

arbeiten und viel Wissen aufbauen – aber<br />

es lohnt sich eben auch. Wer zusätzlich zur<br />

Beratung einen Mitarbeiterstamm aufbaut,<br />

schafft sich ja auch einen Vermögenswert.<br />

Denn er wird nicht mehr nur auf die eigene<br />

Leistung bezahlt, sondern auch auf die<br />

seiner Mitarbeiter. Für solch eine finanzielle<br />

Unabhängigkeit muss jemand normalerweise<br />

viel Geld in z.B. eine vermietete<br />

Immobilie investieren, um ein dauerhaftes<br />

Einkommen zu erhalten. Generell ist Geld<br />

natürlich auch ein spannendes Spektrum.<br />

Wer sich für Finanzen, Steuernsparen oder<br />

Immobilienfinanzierung interessiert, fühlt<br />

sich von diesem Geschäft angezogen.<br />

Auch das Thema Persönlichkeit ist ein<br />

Grund, warum sich viele für unsere Branche<br />

entscheiden. Man weiß ja, dass wir<br />

erfolgreiche Mitarbeiter auf die Bühne<br />

stellen. Vor anderen zu sprechen und<br />

Menschen zu begeistern ist ein großes Geschenk.<br />

Viele wünschen sich das, anderen<br />

etwas mit auf den Weg zu geben.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

61


Wissen<br />

Gary Vaynerchuk<br />

Komm ins hand<br />

Das Interview führte Julien Backhaus.<br />

Gary, trotz all deiner Bücher und Videos<br />

neigen die Leute dazu, dir immer wieder<br />

die gleichen Fragen über <strong>Erfolg</strong> und Social<br />

Media zu stellen. Leben wir in einer<br />

Welt, in der wir gerne alles auf einem Silbertablett<br />

serviert bekommen und nicht<br />

selbst die Zeit und die Arbeit investieren<br />

wollen?<br />

Ich denke, dass die Welt schon immer so<br />

war. Harte Arbeit ist weder lustig, noch<br />

fällt es den meisten Leuten leicht. Ich glaube<br />

nicht, dass dieser Aspekt etwas Neues<br />

ist oder wir damit heutzutage häufiger<br />

Probleme haben, als vor 50 oder 70 Jahren.<br />

Wir hatten immer Leute, die nur zu reden<br />

wussten und welche, die faul waren und<br />

sich beschwert haben. Also ja, ich denke,<br />

das ist die menschliche Natur, da es sehr<br />

schwierig ist, erfolgreich zu sein.<br />

Ist es ein Problem, dass Social Media uns<br />

suggeriert, dass wir viel <strong>Erfolg</strong> mit wenig<br />

Arbeit erreichen können?<br />

Klar, aber die Medien waren schon immer<br />

so. Heutzutage präsentieren eine Menge<br />

Leute Lamborghinis und Uhren auf Instagram.<br />

Das war einst der Lifestyle für die<br />

reichen, berühmten Menschen und gleichzeitig<br />

Inhalt der Dauerwerbesendungen.<br />

Wieder hat sich nichts verändert, die Menschen<br />

tun immer noch das gleiche. Das<br />

Medium hat sich zwar verändert, aber das<br />

Verhalten ist gleichgeblieben.<br />

ein unterhaltsamer Ort und ich habe viel<br />

Respekt vor der europäischen Union und<br />

deren Märkte. Ich bin gespannt darauf, in<br />

Zukunft mehr Geschäfte in Europa zu machen.<br />

Kommunikationswertes aufzubauen,<br />

welcher sich in einem Jahr schon ändern<br />

könnte?<br />

Sie sind beide wichtig. Alles ist wichtig.<br />

Wenn du keine Werte hast, hast du nichts.<br />

Aber wenn du kein<br />

Bewusstsein für diese<br />

Werte hast, hast<br />

du ebenfalls nichts.<br />

Und wenn Sie nicht<br />

nach diesen Werten<br />

handeln, dann bist<br />

du ein Heuchler.<br />

Deswegen ist alles<br />

bedeutend. Jeder ist<br />

auf der Suche nach<br />

dem, was am wichtigsten<br />

ist. Ich rede<br />

immer wieder über<br />

die Wichtigkeit des<br />

Handelns. Aber<br />

weißt du was? Wenn<br />

du keine gute<br />

Strategie<br />

Bilder Interview: Backhaus, Bild groß: Vaynerchuk<br />

Dein Hauptfokus ist offensichtlich VaynerMedia<br />

und Sie haben gerade Ihr Büro<br />

in London eröffnet. Ist Europa ein interessanter<br />

Markt für Sie?<br />

Ja, denn es gibt eine große Menge von<br />

Menschen in Europa. Es ist einer der<br />

wichtigsten und stabilsten Kontinente und<br />

auch der Ort, wo ich geboren wurde. Ich<br />

stamme aus Weißrussland und Osteuropa.<br />

Und nicht zu vergessen, dass ich im Weingeschäft<br />

aufgewachsen bin. Deswegen war<br />

es Westeuropa, wo ich Geschäfte gemacht<br />

habe. Es ist ein sehr wichtiger, aber auch<br />

Gary Vaynerchuk und Verleger Julien Backhaus trafen sich am<br />

Rande der Hamburger Online Marketing Rockstars <strong>2017</strong>.<br />

Die Welt verändert sich ständig und bewegt<br />

sich schnell. Das erschwert es, eine<br />

Marketing- oder Kommunikationsstrategie<br />

zu entwickeln. Ist es heute wichtiger,<br />

einen Firmenwert anstelle eines<br />

hast und nur unnötige<br />

Dinge tust, dann ist das genauso<br />

schlecht. Der Grund, warum ich mich<br />

darauf konzentriere, ist die Tatsache, dass<br />

die Menschen nichts tun. Aber am Ende ist<br />

alles entscheidend.<br />

62 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

eln!<br />

Gary Vaynerchuk<br />

ist ein amerikanischer Unternehmer,<br />

Speaker und internationaler Internetstar.<br />

Als Autor wurde er viermal<br />

New York Times bestselling author.<br />

Im Sommer erscheint sein erstes Buch<br />

in Deutschland „#ASKGARYVEE“ im<br />

Finanzbuchverlag.<br />

»Wenn du keine<br />

Werte hast,<br />

hast du nichts.«<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

63


Wissen<br />

Brian Tracy ist einer der größten<br />

<strong>Erfolg</strong>slehrer der Welt.<br />

Er ist der meistverkaufte<br />

Buchautor zum Thema Ziele<br />

weltweit. Insgesamt hat Tracy<br />

70 Bücher geschrieben. In 70 Ländern erreichte<br />

er bisher fünf Millionen Menschen<br />

mit seinen Vorträgen. Zu seinen Beratungskunden<br />

zählen die größten Unternehmen<br />

der Welt.<br />

Was ist der wichtigste Grund, warum<br />

Menschen ihre Ziele nicht erreichen?<br />

Den meisten Menschen wurde die Wichtigkeit<br />

von Zielen nie beigebracht. Mit<br />

dem Ergebnis, dass sie auch niemals Ziele<br />

setzen. So wie die meisten nichts über Vitamine<br />

wissen. Deshalb nehmen die meisten<br />

Leute niemals welche zu sich. Manchmal<br />

haben sie auch Angst vor dem Scheitern.<br />

Sie setzen also keine Ziele, um nicht zu versagen.<br />

Manchmal haben Menschen auch<br />

Angst vor Zurückweisung. Sie setzen also<br />

keine Ziele, um nicht kritisiert zu werden.<br />

Aber Fakt ist: Menschen, die Ziele setzen,<br />

erreichen immer viel mehr, als die, die keine<br />

Ziele setzen. Und die Kosten, sich Ziele<br />

zu setzen, sind null. Es kostet nichts.<br />

Heute dreht es sich überall um Effizienz.<br />

Das Resultat ist aber oft Stress. Können<br />

wir effizient sein, ohne Stress dabei zu<br />

empfingen?<br />

Es gibt zwei Arten von Stress. Es gibt gesunden<br />

und ungesunden Stress. Bei gesundem<br />

Stress hast du klare Ziele, und<br />

du bist motiviert, deine Ziele zu erreichen<br />

bzw. deine Arbeit fertig zu stellen.<br />

Das ist gesund! Es gibt dir Energie und<br />

vergrößert deine Vorstellungskraft. Negativer<br />

Stress macht dich unglücklich<br />

bei dem, was du tust. Und du erzielst<br />

keine Resultate. Du fühlst dich fremd<br />

gesteuert, statt selbst Kontrolle zu haben.<br />

Das ist negativer Stress. Also stelle<br />

immer sicher, dass du eine Arbeit<br />

machst, die dir selbst wichtig ist. Das<br />

wird zwar auch für Stress sorgen, aber<br />

für gesunden Stress.<br />

Überall wollen Leute mehr Geld verdienen.<br />

Warum erreichen die meisten<br />

Menschen trotzdem nicht ihre finanziellen<br />

Ziele?<br />

Die Leute verstehen nicht, dass hinter<br />

dem Geldverdienen ein System steckt.<br />

Seit Tausenden von Jahren haben Menschen<br />

gelernt, wie man Geld verdient.<br />

In einer freien Gesellschaft wie der unseren<br />

verdient man Geld, in dem man<br />

Produkte oder Dienstleistungen anderen<br />

Menschen anbietet, die ihnen helfen,<br />

ihr Leben zu verbessern. Und du<br />

verbesserst deine Produkte und Leistungen<br />

ständig, damit sie besser sind, als die der<br />

Konkurrenz. Und du wirst permanent<br />

besser darin, diese Produkte und Dienste<br />

»Die meisten w<br />

wie man Ziele<br />

anzubieten. Und das ist immer schon der<br />

Schlüssel. Der Grund, warum Leute ihre<br />

finanziellen Ziele nicht erreichen: Sie sind<br />

Brian Tracy<br />

Im Rahmen der österreichischen LEADX University<br />

sprachen Veranstalter Karl Michael Pilsl, Millionärscoach<br />

Paul Misar und Verleger Julien Backhaus<br />

mit Trainerlegende Brian Tracy, der zum Thema<br />

Ziele und Führung einen Vortrag hielt.<br />

»Sorge für gesunden Stress«<br />

rät Brian Tracy, oben im Gespräch mit Karl<br />

Michael Pilsl von LEADX und Paul Misar, unten<br />

mit Julien Backhaus.<br />

nicht besonders gut in dem, was sie<br />

tun. 90 Prozent deines <strong>Erfolg</strong>es im<br />

Leben wird bestimmt durch die Qualität<br />

deiner Arbeit. Im Geschäftsleben<br />

werden 90 Prozent deines <strong>Erfolg</strong>es<br />

bestimmt durch die Qualität deiner<br />

Produkte und Dienstleistungen – im<br />

Vergleich zu deiner Konkurrenz. Das<br />

ist es.<br />

Was ist der Unterscheid im <strong>Erfolg</strong>sdenken<br />

zwischen den USA und<br />

Deutschland?<br />

Das ist interessant. Übrigens sind die<br />

Deutschen sehr ehrgeizig. Vielleicht<br />

sogar mehr als alle anderen Länder<br />

in Europa. Ich arbeite schon 20 Jahre<br />

mit den Deutschen und habe in 150<br />

Auftritten zu einer Million Menschen<br />

gesprochen. Und haben eine sehr<br />

positive Einstellung zum <strong>Erfolg</strong>. Die<br />

verbinden <strong>Erfolg</strong> mit guten Dingen<br />

– gutes Familienleben, schönes Zuhause.<br />

Es gibt andere Länder, in denen<br />

verbinden die Menschen <strong>Erfolg</strong> – insbesondere<br />

finanziellen <strong>Erfolg</strong> – mit etwas<br />

Schlechtem. Alle wollen finanziell<br />

erfolgreich sein. Aber wenn dann mal<br />

jemand finanziell erfolgreich ist, dass<br />

wird er kritisiert. Also fürchten sich viele<br />

vor der Kritik von Freunden und Familie<br />

und versuchen gar nicht erst, erfolgreich<br />

zu werden.<br />

Bild: Brian Tracy, Backhaus<br />

64 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


SuperFrauen Wissen<br />

issen nicht,<br />

setzt«<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

65


Wissen<br />

Warum<br />

Stress<br />

sein<br />

muss<br />

Vor ein paar Tagen hatte ich ein interessantes<br />

Gespräch über Stress, Ärger und<br />

Unzufriedenheit.<br />

Die Haltung meines Gesprächspartners:<br />

Anstrengung, Ärger, negative Gefühle<br />

etc. seien Hinweise auf ein schlecht geführtes<br />

Leben. Wer darunter litte, müsse<br />

unbedingt etwas verändern, sonst drohten<br />

schlimme Langzeitfolgen.<br />

Meine Haltung hingegen: Stress, Ärger,<br />

Unzufriedenheit etc. gehören zum Leben<br />

dazu. Wer ernsthaft versucht, sie dauerhaft<br />

zu vermeiden, ist ein neurotisches Weichei.<br />

Ups! „Neurotisches Weichei“? Ja, genau so<br />

meine ich es. Denn hinter dem Anspruch,<br />

das Leben möge bitteschön bequem sein,<br />

stecken oft tief sitzende Ängste: vor dem<br />

eigenen vermeintlichen Unvermögen mit<br />

Herausforderungen klarzukommen, mit<br />

Mitbewerbern, Stress, Niederlagen und so<br />

weiter. Das „Lebensprinzip Bequemlichkeit“<br />

ist also im Kern von Angst vor Anstrengung<br />

getrieben und die eigene Stimmung<br />

somit in höchstem Maße abhängig<br />

von der Außenwelt:<br />

„Ist da draußen alles okay, geht es mir gut.“<br />

„Ist es da draußen unbequem, geht es mir<br />

schlecht – WEIL es da draußen unbequem<br />

zugeht.“ Bemerken Sie den Denkfehler?<br />

Nicht neurotischen Menschen geht es in<br />

der Regel gut. Und zwar UNABHÄNGIG<br />

von der Welt „da draußen“. Sie sind emotional<br />

stabil, ruhen in sich. Dem Neurotiker<br />

geht es selbst dann schlecht, wenn es „da<br />

draußen“ nur ein wenig ruckelt.<br />

Könnte es also sein, dass unsere ach so gemütlichen<br />

Lebensansprüche massenhaft<br />

Neurotiker produzieren? Ziele müssen<br />

heute realistisch sein, Boni gut, Lehrer<br />

fair, Chefs nett, Bezahlung gerecht, Urlaube<br />

perfekt, Kinder pflegeleicht, Straßen<br />

sicher, Körper schön und gesund, Aufgaben<br />

machbar, Lebensläufe gerade, Arbeitszeiten<br />

geregelt, … Die Liste ließe sich fortsetzen.<br />

Das Problem dabei: Wenn wir ernsthaft<br />

erwarten, dass uns stets gebratene Tauben<br />

in den Mund fliegen, konstruieren wir einen<br />

systematischen Grund für dauerhafte<br />

Unzufriedenheit und Leid. Denn im Leben<br />

geht es nun mal oft holprig zu! Wer das<br />

verleugnet, wird chronisch unzufrieden –<br />

ein neurotisches Weichei. Er konzentriert<br />

sich auf das was fehlt, statt auf alles was da<br />

ist. Er lebt im Zustand von Mangel, Leid,<br />

Verlust und ständiger Begrenzung. Er ist<br />

immer arm dran.<br />

Wer hingegen akzeptiert, dass Stress,<br />

Frust, Ärger, Unzufriedenheit zum Leben<br />

dazugehören, hat die Chance, sich mit<br />

ihnen zu arrangieren. Er integriert sie in<br />

seine Vorstellung vom Leben, nimmt sie<br />

66 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

Dr. med. Stefan Frädrich<br />

ist Psychiater und hat sich u. a. mit<br />

Verhalten, Coaching, Rhetorik,<br />

Verkaufen, Kommunikation und<br />

Management beschäftigt. Als Trainer,<br />

Speaker und Moderator gibt er wertvolle<br />

<strong>Erfolg</strong>stipps, die auch in seinen<br />

Büchern nachzulesen sind.<br />

Bild: Depositphotos/oneinchpunch, Frädrich: Privat<br />

als unveränderliche Bestandteile an – und<br />

hat deshalb keinen Grund, unter ihnen zu<br />

leiden: „Wozu jammern? Gehört doch alles<br />

dazu.“<br />

Wer so denkt, gibt Problemen keine Macht,<br />

weil sie nur Hinweise sind, wo etwas noch<br />

verbessert oder akzeptiert werden muss.<br />

Er weiß was noch entstehen kann, sieht<br />

daher Chancen, Fülle und Aufgaben – und<br />

ist somit immer reich.<br />

Vielleicht denken Sie jetzt: „Was, wenn<br />

man unter einer Situation dauerhaft leidet?<br />

Soll man dann seine schlechten Gefühle<br />

ignorieren?“ Stichworte Burnout, Traumata,<br />

Sinnkrisen. Nein, natürlich nicht!<br />

Wem es dauerhaft schlecht geht, weil es<br />

dafür einen wichtigen Grund gibt, muss<br />

sich seinen Gefühlen stellen: Was wollen<br />

sie sagen? Was ist zu verändern? Aber der<br />

Fokus sollte auf der eigenen Macht sein,<br />

statt auf Leid und Hilflosigkeit.<br />

Sind Sie<br />

ein neurotisches<br />

Weichei?<br />

Im Prinzip kann man recht simpel unterscheiden:<br />

Dauerhafter Stress und Unzufriedenheit<br />

machen uns krank: Wir entwickeln körperliche<br />

uns psychische Störungen und<br />

können ernsthaft aua und gaga werden.<br />

Zwischenzeitlicher Stress und Unzufriedenheit<br />

aber halten uns fit: Sie trainieren<br />

unsere Frustrationstoleranz und erweitern<br />

unsere Komfortzone. Wir entwickeln unsere<br />

Resilienz weiter und werden körperlich<br />

und psychisch gesünder.<br />

Ständige Reizarmut und Stressfreiheit hingegen<br />

lassen uns körperlich und psychisch<br />

verkümmern. Wir werden – genau! – zu<br />

neurotischen Weicheiern.<br />

In diesem Sinne: Wo erfahren Sie zurzeit<br />

Stress, Ärger und Unzufriedenheit? Dann<br />

versuchen Sie doch mal, dafür auf tiefstem<br />

Herzen dankbar zu sein! Schließlich ist<br />

klar: Nur die Harten kommen in den Garten.<br />

Amen.<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

67


Wissen<br />

Warren Buffet<br />

Der nette Onkel<br />

aus Omaha<br />

Die <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse des<br />

Investment-Milliardärs<br />

68 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

Bild: Flickr/Stuart Isett/Fortune MPW<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

69


Wissen<br />

Er ist der erfolgreichste Investor aller<br />

Zeiten und einer der reichsten Männer des<br />

Planeten. Seine Anlagephilosophie ist eher<br />

schlicht: Er beteiligt sich nur an Firmen,<br />

wenn er deren Geschäft versteht und wenn<br />

die langfristigen operativen Aussichten gut<br />

sind. Sein Mantra: »Sei ängstlich, wenn andere<br />

gierig sind, und sei gierig, wenn andere<br />

ängstlich sind.« Damit machte er ein<br />

Vermögen von 66,7 Milliarden Dollar.<br />

Was hat man ihm nicht schon für Namen<br />

gegeben. »Mozart der Finanzwelt« etwa.<br />

Oder »Orakel von Omaha«, »Superstar<br />

des Kapitalismus«. Für viele seiner Fans<br />

ist er schlicht der »Guru«. Er wird mit<br />

dem Papst und mit dem Dalai Lama<br />

verglichen, mit einem Propheten oder<br />

mit König Midas, dem König der griechischen<br />

Sage, der alles, was er anfasste,<br />

in Gold verwandelte.<br />

Bei Amazon sind 3400 Bücher über ihn<br />

gelistet, wer bei Google seinen Namen<br />

eingibt, stößt auf fast 16 Millionen Einträge.<br />

Der Buffett-Kult treibt manchmal seltsame<br />

Blüten: Ahnenforscher wollen sogar<br />

herausgefunden haben, dass US-Präsident<br />

Barack Obama und Warren Buffett über<br />

einen französischen Vorfahren aus dem<br />

17. Jahrhundert entfernte Cousins sind.<br />

Zu den Aktionärsversammlungen seiner<br />

Investmentholding Berkshire Hathaway<br />

im Kongresszentrum von Omaha pilgern<br />

jedes Jahr Zehntausende, um ihm zu lauschen.<br />

Von der Hausfrau bis zum Hedgefonds-Manager.<br />

Um aus seinem Munde<br />

zu vernehmen, wie es weitergeht an den<br />

Märkten. Es ist eine Mischung aus Gottesdienst,<br />

Bergpredigt, Wallfahrt und Popkonzert,<br />

ein Woodstock für Kapitalisten.<br />

Hier in Omaha, wo Buffett lebt und sich<br />

das Hauptquartier seiner Holding befindet,<br />

ist die Wall Street ganz weit weg. Wogende<br />

Maisfelder statt Häuserschluchten.<br />

Hier, im »Heartland«, schlägt das Herz<br />

des konservativen Amerikas. Warren Buffett,<br />

inzwischen 86 Jahre alt, sitzt dann auf<br />

der Bühne, ein freundlicher, netter Herr<br />

in einem meist schlecht sitzenden grauen<br />

Anzug, der Cherry Cola trinkt (er hält Anteile<br />

an Coca-Cola in Milliardenhöhe) und<br />

seine Erkenntnisse verkündet. Dazwischen<br />

»Sei ängstlich,<br />

wenn andere gierig sind,<br />

und sei gierig, wenn<br />

andere ängstlich sind.«<br />

gibt er auch schon mal ein Ständchen und<br />

er spielt, begleitet von einer Country-<br />

Band, auf seiner Ukulele, singt traurige<br />

Western-Balladen von vergangener Liebe<br />

und gebrochenen Herzen. Und gelegentlich<br />

spielt er eine öffentliche Runde Bridge<br />

mit seinem Freund Bill Gates.<br />

Geduldig beantwortet Buffett die Fragen<br />

der Aktionäre, würzt seine Antworten immer<br />

wieder mit seinen längst in die Börsengeschichte<br />

eingegangenen Lebensweisheiten.<br />

Etwa: »Wer sich nach den Tipps<br />

von Brokern richtet, kann auch einen Friseur<br />

fragen, ob er einen neuen Haarschnitt<br />

empfiehlt.« Oder: »Investiere nie in eine<br />

Firma, die nicht auch von einem Vollidioten<br />

geführt werden könnte. Denn früher<br />

oder später wird es dazu kommen.« Sein<br />

wohl berühmtestes Zitat: »Sei ängstlich,<br />

wenn die anderen gierig sind. Sei gierig,<br />

wenn die anderen ängstlich sind.« Kein<br />

Vertrauen hat er in Derivate (»Massenvernichtungswaffen«)<br />

oder Gold (»Nutzen hat<br />

es keinen«), und auch von Luftfahrtaktien<br />

hält er nichts (»Wie wird man Millionär?<br />

Man fängt als Milliardär an und investiert<br />

in eine Fluggesellschaft«). Sein wichtigster<br />

Rat an die Anleger: »Regel Nummer 1:<br />

Verliere dein Geld nicht. Regel Nummer 2:<br />

Vergiss Regel Nummer 1 nicht.«<br />

Niemand würde in dem netten Onkel<br />

mit der dicken Brille einen der reichsten<br />

Menschen des Planeten vermuten, den<br />

erfolgreichsten Investor aller Zeiten.<br />

Seit über 40 Jahren ist er der Chef bei<br />

Berkshire Hathaway (wer 1965 tausend<br />

Dollar in den Fonds investierte, besitzt<br />

heute über sieben Millionen Dollar).<br />

Wer von Buffett zu einem Power-Lunch<br />

im New Yorker Steakhaus Smith & Wollensky<br />

eingeladen werden möchte, muss<br />

tief in die Tasche greifen. Die Einladungen<br />

werden versteigert, regelmäßig werden<br />

mehrere hunderttausend Dollar geboten.<br />

Dem chinesischen Hedgefonds-Manager<br />

Zhao Danyang war ein Platz am Tisch des<br />

Star-Investors sogar 2,1 Millionen Dollar<br />

wert. Die Erlöse spendet Buffett für die<br />

Obdachlosenhilfe. Seine Karriere liest sich<br />

wie das Drehbuch für einen Hollywood-<br />

Film über den »American Dream«. Er war<br />

in Omaha aufgewachsen. Sein Vater, ein<br />

Aktienhändler, wurde in der Großen Depression<br />

arbeitslos. Das Geld war so knapp,<br />

dass die Mutter oft auf ihr Essen verzichtete,<br />

um die beiden Kinder satt zu bekom-<br />

Warren Buffetts fünf Regeln des Börsen-<strong>Erfolg</strong>s<br />

Regel Nr. 1: Informieren Sie sich gut!<br />

Beim Investieren sollte man sich immer<br />

auf sein Wissen verlassen. Die »nackten<br />

Fakten« sind entscheidend. Bei Fonds<br />

und Zertifikaten die Website der herausgebenden<br />

Bank studieren: Dort können<br />

Anleger sehen, welche Strategie der<br />

Fonds verfolgt, wie das Zertifikat funktioniert<br />

und ob es zu den eigenen Vorstellungen<br />

passt. Bei Aktien hilft immer ein<br />

Blick auf die Website des Unternehmens<br />

in dem Bereich »Investor Relations«.<br />

Dort kann man viel über die Chancen<br />

und Pläne des Unternehmens lesen.<br />

Regel Nr. 2: Schwimmen Sie nicht mit<br />

der Masse!<br />

Kaufen Sie eine Aktie immer dann, wenn<br />

sich die breite Masse nicht dafür interessiert.<br />

Man kann nicht etwas kaufen, was<br />

beliebt ist, und damit <strong>Erfolg</strong> haben – so verliert<br />

man an der Börse. Beispiel Telekom-<br />

Aktie: Als auf dem Höhepunkt des Hypes<br />

jede Putzfrau die »Volks-Aktie« kaufen<br />

wollte, war damit kein Geld mehr zu verdienen.<br />

Regel Nr. 3: Haben Sie Geduld!<br />

Anleger müssen einen langen Atem haben.<br />

Eine Aktie, die man nicht zehn Jahre<br />

zu halten bereit sei, solle man nicht einmal<br />

zehn Minuten behalten. Der Anleger müsse<br />

von den langfristigen Perspektiven des<br />

Unternehmens, in das er investiert, überzeugt<br />

sein.<br />

Regel Nr. 4: Konzentrieren Sie Ihre Investments!<br />

Buffett: »Wenn Sie über einen Harem mit 40<br />

Frauen verfügen, lernen Sie auch keine richtig<br />

kennen.« Aber lediglich auf ein oder<br />

zwei Titel zu setzen, sei gefährlich. Denn<br />

wer sich mit diesen Investments irre, der<br />

riskiere viel Geld. Ideal sei deshalb der<br />

»Arche-Noah-Ansatz«: Das Depot sollte<br />

niemals einem bunt gemischten Zoo<br />

gleichen, sondern aus Anlagen bestehen,<br />

die sich ergänzen und das Risiko so gut<br />

wie möglich minimieren.<br />

Regel Nr. 5: Kaufen Sie nur, was Sie<br />

auch verstehen!<br />

Man soll nur in Firmen, Fonds, Zertifikate<br />

und andere Papiere investieren,<br />

wenn man diese Geldanlage auch<br />

wirklich versteht. Der Anleger muss<br />

sich zum Beispiel fragen, was die Firma<br />

produziert, in die er investieren möchte,<br />

womit sie ihr Geld verdient und wie die<br />

Zukunftsperspektiven aussehen.<br />

70 www.erfolgmagazin.de . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . <strong>Erfolg</strong> magazin


Wissen<br />

Buchauszug aus<br />

„Die <strong>Erfolg</strong>sgeheimnisse der<br />

Börsenmillionäre“, FBV<br />

men. Warren handelte bereits als Sechsjähriger<br />

mit Coca Cola-Flaschen, später trug<br />

er Zeitungen aus, vermietete Flipperautomaten<br />

und verkaufte gebrauchte Golfbälle.<br />

Mit zehn Jahren hatte er fast alle Bücher<br />

zum Thema Kapitalanlage gelesen, die er<br />

in der Stadtbibliothek finden konnte. Ein<br />

Jahr später kaufte er für 38,25 Dollar seine<br />

ersten drei Aktien – Vorzugsaktien von Cities<br />

Service (die spätere Citgo Petroleum)<br />

–, die er für 40 Dollar verkaufte. Seine<br />

erste Steuerklärung machte er mit<br />

13. Er schrieb darin sein Fahrrad im<br />

Wert von 35 Dollar als Betriebsausgabe<br />

ab. Als Warren 17 war, kaufte er<br />

zusammen mit zwei Freunden einen<br />

gebrauchten Rolls Royce für 350 Dollar<br />

und vermietete ihn für 35 Dollar<br />

am Tag.<br />

2003 hätte er beinahe noch die Finanzen<br />

des Staates Kalifornien saniert. Gouverneur<br />

Arnold Schwarzenegger holte ihn damals<br />

als Berater in sein Team. Als Buffett<br />

aber Steuererhöhungen zur Rettung des<br />

maroden Staatshaushalts vorschlug, wollte<br />

Arnie nicht mehr auf seinen Rat hören.<br />

Buffett hatte an der Columbia University<br />

in New York seinen Master in Finanzwissenschaft<br />

gemacht. Einer seiner Professoren<br />

war Benjamin Graham, der Vater<br />

der Fundamentalanalyse. Buffett wurde<br />

sein Musterschüler, er war der einzige Student,<br />

dem Graham jemals zum Abschluss<br />

»Ich lebe viel besser als<br />

die Superreichen,<br />

ich vermisse nichts«<br />

die Bestnote verlieh.<br />

Mit 25 machte sich Buffett als Fondsmanager<br />

selbstständig. Von 1956 bis 1969 erreichte<br />

er ein durchschnittliches jährliches<br />

Anlageergebnis von 29,5 Prozent. 1969 bot<br />

er seinen Investoren an, ihr Geld in Anteile<br />

des von ihm gekauften Textilunternehmens<br />

Berkshire Hathaway zu tauschen – die Firma<br />

diente ihm als Investitionsvehikel, das<br />

er in eine Holdinggesellschaft mit Schwerpunkt<br />

im Versicherungsgeschäft umwandelte,<br />

mit inzwischen 66 eigenen Unternehmen<br />

und vielen Beteiligungen. Dieses<br />

gewaltige Finanz- und Industriekonglomerat,<br />

das Buffett in den vergangenen<br />

Jahrzehnten zusammen mit ein paar Mitarbeitern<br />

aufgebaut hatte, ist an der Wall<br />

Street inzwischen mit über 200 Milliarden<br />

Dollar bewertet. In den 1980er-Jahren<br />

machte Buffett Schlagzeilen mit dem Kauf<br />

größerer Aktienbestände von Coca Cola,<br />

American Express und Gillette.<br />

1991 rettete er das durch einen Skandal<br />

in existenzielle Not geratene Wall-Street-<br />

Unternehmen Salomon Brothers vor dem<br />

Untergang. 2009 erwarb er für etwa 44 Milliarden<br />

Dollar den US-Eisenbahnkonzern<br />

Burlington Northern Santa Fe. Es war sein<br />

bisher größter Deal. Der Aktienkurs seiner<br />

Holding Berkshire Hathaway schlägt seit<br />

Jahrzehnten den Vergleichsindex S&P 500<br />

deutlich. Das hat viele seiner Aktionäre<br />

reich gemacht – und auch Warren Buffett<br />

selbst, dessen Vermögen auf 66,7 Milliarden<br />

Dollar geschätzt wird. Zeitweise<br />

war er der reichste Mann der Welt.<br />

85 Prozent seines Vermögens will er<br />

nach und nach für wohltätige Zwecke<br />

spenden, den größten Teil an die Bill<br />

& Melinda Gates Foundation.<br />

Der Multimilliardär wohnt nach wie<br />

vor in einem einfachen Haus in Omaha,<br />

das er 1958 für 31.500 Dollar gekauft<br />

hatte. Er lebt von einem Jahresgehalt<br />

von 100.000 Dollar plus 100.000 Dollar<br />

Aufwandsentschädigung. Jeden Morgen<br />

um 8:30 Uhr fährt er in sein kleines Büro<br />

in Downtown Omaha, liest fünf Zeitungen<br />

und denkt nach. Einen Computer besitzt<br />

er nicht. Gelegentlich kommt Bill Gates zu<br />

Besuch, dann spielen sie zusammen Bridge.<br />

Er ist ein Fan des örtlichen Baseball-Clubs<br />

Omaha Royals (an dem er beteiligt ist) und<br />

isst am liebsten Fast Food. Auf dem Nummernschild<br />

seines Autos steht »Thrifty«<br />

(geizig). »Ich lebe viel besser als die Superreichen«,<br />

sagt er. »Ich vermisse nichts«.<br />

Bilde: Flickr/AsaMathat, Fortune MPW<br />

<strong>Erfolg</strong> magazin . <strong>Ausgabe</strong> 02/<strong>2017</strong> . www.erfolgmagazin.de<br />

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