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soziologie heute Februar 2018

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Basierend auf Daten aus dem Zeitraum<br />

von 2004 bis 2015 entwickelten<br />

die Forscher einen Index, der neben<br />

dem Grad des Zusammenhalts<br />

die zeitliche Entwicklung darstellt<br />

sowie Stärken und Schwächen im<br />

Zusammenhaltsprofi l aufzeigt. Die<br />

Datenanalyse zeigt, dass der soziale<br />

Zusammenhalt in den wirtschaftlich<br />

am weitesten entwickelten Ländern<br />

am stärksten ausgeprägt ist. Wirtschaftliche<br />

Entwicklung, Wohlstand,<br />

Human Development (vor allem Bildung<br />

und Lebenserwartung) und<br />

Geschlechtergleichheit stellen mithin<br />

Schlüsselfaktoren für den gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt dar.<br />

Allerdings gibt es auch weniger entwickelte<br />

Länder mit einem hohen Zusammenhalt.<br />

Extreme Armut hat den größten negativen<br />

Einfl uss auf den Zusammenhalt,<br />

gefolgt von der Diskriminierung<br />

von Frauen. Kulturelle Vielfalt im Sinne<br />

sprachlicher, ethnischer oder religiöser<br />

Heterogenität hingegen zeigt<br />

keinen eindeutig nachweisbaren<br />

Einfl uss auf sozialen Zusammenhalt.<br />

Lediglich ein sehr hoher Grad an ethnisch-kultureller<br />

Vielfalt scheint ihn<br />

zu beeinträchtigen.<br />

Im Gesamtindex aller untersuchten<br />

Länder über den gesamten Untersuchungszeitraum<br />

liegen Hongkong<br />

und Singapur an der Spitze, gefolgt<br />

von Thailand und Bhutan. Ein moderater<br />

Zusammenhalt wurde für die<br />

meisten Länder Südostasiens gemessen,<br />

während die südasiatischen<br />

Länder die Schlusslichter bilden.<br />

Zu den positiven Effekten von sozialem<br />

Zusammenhalt gehört, dass er<br />

dazu beiträgt, wirtschaftliche Produktivität<br />

zu fördern und Arbeitslosigkeit<br />

zu verringern. Gleichzeitig<br />

weisen die Ergebnisse auch auf den<br />

möglichen janusköpfi gen Charakter<br />

von Zusammenhalt hin: Je nach politischen<br />

Rahmenbedingungen kann<br />

er einerseits als Kitt der Gesellschaft,<br />

der wirtschaftlichen Fortschritt und<br />

„wohlwollenden“ politischen Führern<br />

eine inklusive Entwicklungspolitik ermöglicht,<br />

andererseits aber auch als<br />

Fundament autoritärer Herrschaftssysteme<br />

dienen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.bertelsmann-stiftung.de/<br />

Nachhaltige selbstorganisierte Alltagsunterstützung<br />

Bürgerhilfevereine benötigen die Unterstützung der Politik<br />

Antja Mohr, Hochschule Fulda<br />

Ein Verbund-Forschungsprojekt der Hochschulen Fulda und München<br />

hat untersucht, wie sich selbstorganisierte Alltagsunterstützung für ältere<br />

Menschen in ländlichen Räumen nachhaltig entwickeln kann.<br />

Forschungsprojekt<br />

Bürgerhilfevereine, die ehrenamtlich<br />

Hilfen im Alltag insbesondere<br />

für ältere Menschen anbieten, etwa<br />

Fahrdienste oder Gesprächsrunden,<br />

erfüllen wichtige Aufgaben zum Erhalt<br />

des Gemeinwesens in ländlichen<br />

Gebieten. Sie füllen ein stückweit<br />

dort die Versorgungslücken,<br />

wo Kommunen ihre Schwerpunkte<br />

anders setzen müssen. Allerdings<br />

zeigt sich, dass solch freiwillige zivilgesellschaftliche<br />

Hilfsarrangements<br />

die Unterstützung aus der kommunalen<br />

und regionalen Politik brauchen,<br />

um ihre Aufgaben langfristig<br />

bewältigen zu können. Unkomplizierte<br />

Verwaltungsabläufe und Routinen,<br />

die sich auf die Eigenlogiken<br />

freiwillig Engagierter, das heißt auf<br />

ihre Vorstellungen von Ehrenamt<br />

einlassen, erleichtern es den Bürgerhilfevereinen,<br />

sich an den vielen<br />

Arbeitskreisen und Netzwerken mit<br />

ihrem Erfahrungswissen zu beteiligen<br />

und als wichtige Akteure bei der<br />

Gestaltung von Lebensqualität im<br />

Alter gehört zu werden.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt ein Verbund-Forschungsprojekt<br />

der Hochschulen<br />

Fulda und München, das<br />

vom Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung in der Förderlinie<br />

SILQUA-FH (Soziale Innovationen für<br />

Lebensqualität im Alter) drei Jahre<br />

gefördert wurde. Es hat die Rahmenbedingungen<br />

selbstorganisierter Hilfe<br />

für ältere Menschen in ländlichen<br />

Gebieten untersucht, die Interessen<br />

und Bedürfnisse der Beteiligten<br />

analysiert und herausgearbeitet,<br />

wie Bürgerhilfeorganisationen als<br />

lokale selbstorganisierte Gemeinschaften<br />

gestärkt werden können.<br />

Drei unterschiedlich strukturierte<br />

Bürgerhilfevereine in Osthessen/<br />

Rhön und Oberbayern waren ebenso<br />

Praxispartner in dem Praxisforschungsprojekt,<br />

wie die Kommunen<br />

und Landkreise, in denen die Vereine<br />

sich engagieren.<br />

<strong>Februar</strong> <strong>2018</strong> <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> 43

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