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soziologie heute Juni 2010

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26 <strong>soziologie</strong> <strong>heute</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong><br />

ZERSTÖRTE<br />

S P rA Ch E<br />

Kurzessay zum Hunderfünfundzwanzigsten<br />

von Ernst Bloch (*8. Juli 1885)<br />

von Richard Albrecht<br />

Foto: Deutsches Bundesarchiv<br />

Insbesondere wandte sich Ueding<br />

gegen die weitverbreitete<br />

„Ansicht, die Sprache, die einer spricht, sei<br />

bloß eine Verpackung, die man wechseln<br />

kann wie das Weihnachtspapier. Der deutsche<br />

Normalsatz hat die Ordnung Subjekt<br />

– Prädikat – Objekt, wir alle haben sie im<br />

Bewusstsein fest verankert, noch bevor wir<br />

selber die Sprache beherrschten. – Unsere<br />

Kulturpolitiker und ihre Helfershelfer in den<br />

Schulämtern oder Reformkommissionen sind<br />

von derartigen Einsichten weit entfernt. Die<br />

Präsidentin der Kultusministerkonferenz<br />

[2001] Annette Schavan bekennt zwar, die<br />

Pisa-Studie habe ihr schlafl ose Nächte bereitet.<br />

Zum Nachdenken hat sie sie offenbar<br />

nicht genutzt, sonst könnte sie nicht auf die<br />

Idee kommen, den Fremdsprachenerwerb<br />

noch früher, möglichst im Kindergarten, beginnen<br />

zu lassen. Allein auf der gesicherten<br />

Kenntnis der Muttersprache kann die fremde<br />

Sprache ihren Nutzen entfalten. Wird zu<br />

früh aufgepfropft, ergeben sich daraus nur<br />

mehrere zu schöpferischem Leben unfähige<br />

Verständigungsmittel, damit aber auch eine<br />

Verluderung des Denkens.“<br />

I. Der Tübinger Rhetorikprofessor Gert Ueding erinnerte vor einigen<br />

Jahren öffentlich an die „Unersetzlichkeit der Muttersprache“<br />

und polemisierte „gegen zu frühe Fremdsprachen“, etwa Englischlernen<br />

im Vorschulkurs oder in den ersten beiden Jahren der<br />

Grundschule (http://www.phyta.net/pinboard.htm). Dabei bezog er<br />

sich nicht nur positiv auf Ernst Blochs Exilvortrag 1 und den Zusammenhang<br />

von Sprache und Denken. Sondern warnte auch vor<br />

durch verluderte Sprache befestigte „Verluderung des Denkens“.<br />

Uedings Erkenntnisse sind zwar weder<br />

originell noch richtungsweisend,<br />

gleichwohl grund richtig. Sie schließen<br />

an Ernst Blochs öffentliche Erinnerung<br />

ans Exil im Exil vom <strong>Juni</strong> 1939<br />

an.<br />

Was der Sprachforscher Armand<br />

Hofmann in seinen Studien zu „Spra-

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