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Nisargadatta Maharaj_Ich bin ungeboren

Herr Damodar Lund, ein Englisch- und Kunst-Professor hatte ein tiefes Interesse an der Mystik und am Buddhismus und war ein glühender Anhänger von Sri Nisargadatta Maharaj. Er besuchte regelmäßig die von Maharaj gegebenen Satsangs in dessen Wohnung, Dieses Buch ist das Ergebnis der Aufzeichnungen, die er während dieser Trffen gemacht und nach seinem frühen Tode hinterlassen hat.

Herr Damodar Lund, ein Englisch- und Kunst-Professor hatte ein tiefes Interesse an der Mystik und am Buddhismus und war ein glühender Anhänger von Sri Nisargadatta Maharaj. Er besuchte regelmäßig die von Maharaj gegebenen Satsangs in dessen Wohnung, Dieses Buch ist das Ergebnis der Aufzeichnungen, die er während dieser Trffen gemacht und nach seinem frühen Tode hinterlassen hat.

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Pradeep Apte und Vijayendra Deshpande (Hrsg.)<br />

I c h b i n u n g e b o r e n<br />

Gespräche mit<br />

Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

„Gelange zu dieser<br />

Schlussfolgerung: <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong><br />

<strong>ungeboren</strong>, ich war <strong>ungeboren</strong>,<br />

ich werde auf immer <strong>ungeboren</strong><br />

sein.”<br />

Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong>


Lizenzbestimmung:<br />

Dieser Text ist frei und unverkäuflich und kann ohne Absprache<br />

weiterverbreitet, uneingeschränkt zitiert und in anderen Schriften<br />

verwendet und bearbeitet werden. Er steht bei SCRIBD zum<br />

kostenlosen Download zur Verfügung:<br />

http://www.scribd.com/clemens-vargas-ramos<br />

Die kommerzielle Verwertung dieses Textes ist gestattet. Die Ware<br />

soll dann zum Selbstkostenpreis angeboten oder der Gewinn für<br />

wohltätige Zwecke gespendet werden.<br />

Diese Lizenzbestimmung hebt alle anderen Lizenzbestimmungen<br />

auf. Sie soll bei jeder Verwendung des Textes unverändert<br />

wiedergegeben werden.<br />

Clemens Vargas Ramos, im Dezember 2009<br />

vargasramos@gmx.net<br />

Übersetzung von Clemens Vargas Ramos aus dem<br />

Englischen des freien eBooks „I am unborn – Talks with Sri<br />

Nisargatta <strong>Maharaj</strong>“, herausgegeben von Pradeep Apte<br />

(PhD) und zusammengestellt von Vijayendra Deshpande.<br />

Im Internet: http://www.nisargadatta.in/<br />

Zuletzt bearbeitet am 16.12.09


I c h b i n u n g e b o r e n<br />

Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Übersetzt aus dem Englischen von<br />

Clemens Vargas Ramos


Inhalt<br />

Danksagung.........................................................................7<br />

Spiel der Elemente..............................................................9<br />

Das Nicht-Dasein...............................................................10<br />

Der Brahma-Lichtdurchlass...............................................11<br />

Diese Aufregung um “<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>”...........................................13<br />

Ein Koh-i-Noor-Diamant.....................................................16<br />

Ungeborene Kinder............................................................18<br />

Jenseits der Konzepte........................................................23<br />

Dasein................................................................................25<br />

Verehre “<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>”...............................................................27<br />

Es liegt auf Ihrer Handfläche!............................................30<br />

Eine Wunde........................................................................31<br />

<strong>Nisargadatta</strong>......................................................................32<br />

Betrachten Sie es (“<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>”) als Schicksal........................35<br />

Der Verstand kann Sie nicht erklären................................39<br />

Herrschaft des Daseins......................................................43<br />

Alle hören zu, aber nur wenige praktizieren.....................45<br />

Werfen Sie die Gedanken hinaus!.....................................47<br />

Erkenntnis hat keine Form.................................................49<br />

Geburt ist eine Illusion.......................................................52<br />

Das Falsche fängt bei den Eltern an..................................55<br />

Pauls Wiedergutmachung..................................................56<br />

Ein Dorf ohne Tag und Nacht.............................................62<br />

Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist Gott.........................................................64<br />

Der Schrei des Selbstauslöschers (“Har Har Mahadev”!)..67


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Danksagung<br />

Herr Damodar Lund, ein Englisch- und Kunst-Professor,<br />

hatte ein tiefes Interesse an der Mystik und am<br />

Buddhismus und war ein glühender Anhänger von Sri<br />

<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong>. Er besuchte regelmäßig die von<br />

<strong>Maharaj</strong> gegebenen Satsangs in dessen Wohnung. Dieses<br />

Buch ist das Ergebnis der Aufzeichnungen, die er während<br />

dieser Treffen gemacht und nach seinem frühen Tode<br />

hinterlassen hat. Frau Kamala Lund, seine Ehefrau, war so<br />

freundlich mir zu erlauben, diese Aufzeichnungen zur<br />

Herausgabe dieses Buches zu verwenden. Ihr Wunsch war,<br />

sie frei im Internet zur Verfügung zu stellen, wie dies auch<br />

<strong>Maharaj</strong> zu seinen Lebzeiten gewollt haben würde. Herr<br />

Pradeep Apte war trotz seiner sehr beschränkten Zeit so<br />

freundlich, die Aufzeichnungen im Zuge der Herausgabe<br />

dieses Buches zu bearbeiten, wofür ich ihm sehr dankbar<br />

<strong>bin</strong>. <strong>Ich</strong> danke außerdem meinem Freund Herrn Gajanan<br />

Netrawali, der mich dazu ermutigt hat, diese Aufgabe zu<br />

unternehmen und darüber hinaus eine Webseite<br />

einzurichten, die freies Material über <strong>Maharaj</strong> bietet.<br />

Vijayendra Deshpande<br />

Dieses eBook kann frei weitergegeben werden.<br />

Änderungen an diesem eBook sind nicht erlaubt. Dieses<br />

eBook darf weder teilweise noch vollständig für<br />

kommerzielle Zwecke benutzt werden. Für weitergehende<br />

Informationen dazu und zum Buch schreiben Sie bitte eine<br />

Email an vijaydesh7@gmail.com.<br />

7


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

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<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Spiel der Elemente<br />

30. November 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Das Vergnügen der Zwei führt dazu, dass es die<br />

Ursache dieser Geburt und dieses Körpers gibt, Das<br />

Ergebnis davon ist dann, dass jemand lebenslang leiden<br />

muss. Nur der sehr seltene Mensch kommt hierher, und<br />

der Guru zeigt ihm dann das Endergebnis dieses Spiels. Er<br />

zeigt ihm einen Spiegel, der das wahre Bild widerspiegelt.<br />

Der Tod ist für den Jnani das höchste Vergnügen. Sobald<br />

das Bewusstsein angeregt wird, erschafft das Gemüt das<br />

Universum. Schöpfung ist Prakriti; Purusha (Bewusstsein)<br />

und Prakriti (Natur) als solche haben weder Name noch<br />

Form.<br />

Dieser Körper hat das Empfinden, dass das Ende naht.<br />

<strong>Ich</strong> weiß, dass der Körper die Essenz der fünf Elemente ist.<br />

Die fünf Elemente stehen in Beziehung zueinander und<br />

befinden sich in dieser Beziehung in beständigem Fluss.<br />

Der Körper entsteht aus ihrer Essenz. Das Individuum hält<br />

den Körper für sein Eigentum. Wir glauben, dass wir<br />

unsere Augen und Ohren sehen, aber was in Wahrheit hört<br />

und sieht, ist das Dasein.<br />

Die fünf Elemente sterben niemals. Wenn Sie sich mit<br />

Ihrem Körper identifizieren, sündigen Sie und werden zum<br />

Zeitpunkt Ihres Todes leiden. Das Zentrum des<br />

Bewusstseins ist die Krone Ihres Hauptes. Die Quintessenz<br />

der Aktivität der fünf Elemente ist Bewusstsein, und die<br />

Quintessenz kennt keinen Tod. Das Dasein ist keine<br />

Persönlichkeit; verstehen Sie daher das Dasein und den<br />

Tod richtig. Schlussendlich sind Sie als das Absolute nicht<br />

das Dasein. Innerhalb von Ihnen und überhaupt überall<br />

befinden sich die fünf Elemente in einem beständigen<br />

Kampf miteinander. Da ist unaufhörlicher Kampf: Der<br />

Raum befindet sich im Krieg mit der Luft, die Luft mit dem<br />

Feuer, das Feuer mit dem Wasser, das Wasser mit der Erde<br />

usw., und all das drückt sich im Körper aus.<br />

Die wechselseitige Tätigkeit von vier Elementen ergibt<br />

ihre schließliche Auflösung in Erde. Damit haben wir dann<br />

die Vegetation und die verschiedenen Nahrungspflanzen,<br />

wir haben die individuellen Arten und Formen. Der<br />

elementare Konflikt wird im menschlichen Körper<br />

9


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

ausgedrückt – so sagt dann das menschliche Wesen: „Mein<br />

Pech!“ Die wechselseitige Tätigkeit der vier Elemente geht<br />

in die Gebärmutter der Erde ein. Aus dem Saft der<br />

Pflanzen entstehen die Arten, aber die Formen<br />

umschließen ihre Identität. So haben wir dann 85 Millionen<br />

Arten; das ist die Geschichte dieser Erde.<br />

Was wäre die Qualität desjenigen, der dieses Prinzip<br />

erkennt? Wer Bewusstsein versteht, ist jenseits des<br />

Bewusstseins, jenseits der fünf Elemente. Zum Zeitpunkt<br />

seines Todes wird er zum Ozean der Seligkeit. Andere, die<br />

sich selbst mit dem Körper-Verstand identifizieren, werden<br />

einer traumatischen Erfahrung des Leidens unterworfen.<br />

Die Körper-Verstand-Identifikation ist das Resultat nur<br />

eines Sekundenbruchteils der Seligkeit.<br />

Vergleichen Sie die Freuden des Jnani mit denjenigen der<br />

Zwei. Der Heilige Jnaneshwara schrieb einen Kommentar<br />

zur Bhagavad Gita. Dann schrieb er „Amruta Anubhava“ –<br />

Erfahrung der Unsterblichkeit (Mrit=Tod, Amrita=Kein Tod)<br />

– also grundloser Ozean der Seligkeit.<br />

Die fünf Elemente und drei Gunas verwüsten das<br />

Universum. Wie aber ist der Jnani von all dem betroffen?<br />

Indem er dieses Spiel der Elemente erkannt hat, hat er es<br />

transzendiert. Dieses ganze Treiben des Schauens und des<br />

Geschauten, des Beobachters und des Beobachteten geht<br />

und nichts bleibt zurück. Einfach nur sein, einfach nur still<br />

sein. Lassen Sie sich nicht stören und lassen Sie das<br />

Gemüt beiseite. Welchem Prinzip würde dadurch ein<br />

Schaden zugefügt werden? Lediglich Zeit und nur die Zeit,<br />

wird verschwinden. Derjenige, der den Wandel beobachtet<br />

– kann der sich wandeln? Nur Wandelloses kann Wandel<br />

erblicken.<br />

Das Nicht-Dasein<br />

1. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Mein Dasein war vorher nicht da – es ist<br />

aufgetaucht und nur zeitweilig. <strong>Ich</strong> habe darüber keinerlei<br />

Kontrolle. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> nicht der Abnehmer von dem, was von<br />

Gott kommt. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> nicht daran interessiert – sei Er auch<br />

Gott. Erkenntnis kann nicht allen gegeben werden. Man<br />

10


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

verliert das Interesse. Wenn Sie das Interesse verlieren,<br />

hört sogar die Welt zu existieren auf. Es geschieht<br />

aufgrund der Chemie (des Daseins), des sattva guna, dass<br />

diese Fotografien aufgenommen werden, und<br />

entsprechend fängt dieses Dasein hier an zu gedeihen.<br />

Alle Tätigkeiten sind wie mechanisch – alles geschieht also<br />

wie nach einem festgelegten Ablauf.<br />

Von was und welcher Beziehung zu was spreche ich hier?<br />

Von was ist es abhängig? Es ist das Dasein. Wenn das<br />

Dasein gegangen ist, ist da Nicht-Dasein, das ewig ist. Da<br />

ist keine Erkenntnis, kein Gott, kein Ishwara. Wovon könnte<br />

ich sprechen? Das Dasein wird verschwinden. <strong>Ich</strong> aber lebe<br />

auf immer im Nicht-Dasein.<br />

Dasein entsteht aus dem Nicht-Dasein. <strong>Ich</strong> sollte mich<br />

kennen, um zu verstehen, auf welche Weise dies<br />

geschieht. Es gibt Leute, die mich anbeten, aber ich <strong>bin</strong><br />

wie ein Berg. <strong>Ich</strong> weiß, dass nichts existiert, dass Namen<br />

und Formen nur Bestimmungsmerkmale sind. Niemandem<br />

könnte etwas Gutes oder Schlechtes passieren; weder ist<br />

dies früher geschehen noch wird es in Zukunft geschehen.<br />

Form und Dasein geschahen und wurden als solche nicht<br />

erkannt – wie sonst hätte es geschehen können, dass ich<br />

für neun Monate diesen schmutzigen Ort betreten habe?<br />

Man ekelt sich ja sogar vor einer toten Ratte.<br />

Die Leute reden von Spiritualität und schließen<br />

währenddessen ihr ureigenes Selbst aus. Verbleibe im<br />

Selbst und sprich dann. Erforsche dich selbst. Das<br />

Absolute ist ewig, ein Zustand des Nicht-Daseins und<br />

wirklich. Das Dasein ist zeitlich begrenzt, es erscheinen<br />

darin die fünf Elemente usw.; kein Dasein – nichts ist.<br />

Nichts in dieser Welt vermag Ihnen auf Dauer Gesellschaft<br />

zu leisten. Die Menschen werden sich meiner Erinnerungen<br />

bedienen und einige von ihnen werden glücklich, andere<br />

unglücklich damit sein. Auf mich selbst wird dies null<br />

Wirkung haben.<br />

Der Brahma-Lichtdurchlass<br />

4. Dezember 1979<br />

11


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

<strong>Maharaj</strong>: Im tiefen Schlaf gibt es nichts. Versuchen Sie<br />

dies auch im Wachzustand zu erfassen. Mein Denken hat<br />

jetzt mit den fünf Elementen zu tun. Was immer ich auch<br />

denke, ich schlussfolgere, dass sämtliche Formen<br />

Schöpfungen der fünf Elemente sind. Die Formen mit den<br />

drei Gunas zusammen arbeiten auf verschiedene Art und<br />

Weise. Das grundlegende Guna ist Sattva. Prakriti und<br />

Purusha sind die Ausgangspunkte, die Schöpfer der vier<br />

Elemente. Es gibt ein Gewahrsein im Brahma-<br />

Lichtdurchlass, das spricht. Das shudda (reine) Sattva,<br />

welches wie ein Tropfen Ghee (geklärte Butter) ist, ist der<br />

Brahma-Lichtdurchlass. Dieser winzige Tropfen enthält das<br />

Bild des gesamten Universums.<br />

Jeder Intellekt ist anders. Daher ist die Kraft des<br />

Intellekts unterschiedlich, ist das Verständnis<br />

unterschiedlich. Die primäre Natur des Bewusstseins<br />

besteht darin, nicht konstant zu sein. Die Objekte wandeln<br />

sich – stoppt der Verstand, dann ist da no-mind. Die Natur<br />

des Bewusstseins ist der Wandel. Wir denken ein Ding<br />

nach dem anderen und dann kommt wieder etwas<br />

unterschiedliches – wird Bewusstsein jedoch stetig, wird es<br />

zu Gewahrsein.<br />

Worte einschließlich von nama-roopa (Name und Form)<br />

können aufgrund ihrer Natur keine Stetigkeit besitzen.<br />

Sogar Ihre Ideen über sich selbst sind zwangsläufig<br />

wandelhaft. Lassen Sie mich hören, wofür Sie sich selbst<br />

halten! Sie können es nicht, weil es sich wandelt. Der<br />

Verstand spricht nicht zur Persönlichkeit, weil diese seine<br />

Schöpfung ist. Der Verstand spricht zum Verstand, zum<br />

Freund, zur Freundin usw., die alle Regungen im<br />

Bewusstsein sind. An dem Punkt des Bewusstseins, an<br />

dem der eigene Verstand das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ (die „<strong>Ich</strong><strong>bin</strong>-heit“)<br />

realisiert, sind Wort, Atem und Gemüt eins.<br />

<strong>Ich</strong> begebe mich an irgendeinen Ort, sitze und denke<br />

und bilde Meinungen heraus. Alles ist der Verstand, es sind<br />

seine Bewegungen. Der Brahma-Lichtdurchlass ist Sattva,<br />

Harmonie, und der Verstand ist sein Resultat. Sattva<br />

erschuf die Welt. Auch der Verstand ist ihr Produkt. Wenn<br />

Sattva aufhört, hört der Verstand auf und die Leute sagen<br />

dann: „Er ist tot“. Der Kenner jedoch erklärt: <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> weder<br />

Bewusstsein noch Verstand oder Sattva. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> getrennt<br />

von den Elementen und ihren Produkten. Alles Gesehene<br />

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<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

besteht aus den fünf Elementen. Wie hoch auch immer<br />

eine Wesenheit angesiedelt sein mag, es ist nichts als das<br />

Endergebnis der fünf Elemente. Wo sind die Individuen<br />

oder die Avatare denn nach dem Tode? Der Verstand, das<br />

Wort, der Name und die Form haben keine von den fünf<br />

Elementen getrennte Existenz.<br />

Für mich gibt es weder Geburt noch Tod, da der<br />

Ausgangspunkt für die Mischung der fünf Elemente, für<br />

ihre Essenz, für ihre Produkte, Purusha und Prakriti sind.<br />

Purusha und Prakriti haben keine Form – wie können sie<br />

dann zerstört werden? Tatsächlich ist es nur „moolmaya“ -<br />

die Wurzelursache der Illusion. Wenn das Bewusstsein<br />

erregt wird, tauchen die Formen und das Universum auf,<br />

die dann mein Körper sind. Aus einem winzigen Tropfen<br />

Sattva entsteht das gesamte Universum. Ist mein eigener<br />

Körper und die Welt in diesem Sattva enthalten? <strong>Ich</strong> weise<br />

dies zurück. Wie könnte es sein? Es ist eine Lüge. Es gibt<br />

da den Körper, daher leide ich. Sie sagen: Es gibt die Welt<br />

– wie kann dies alles Illusion sein? Der Verstand jedoch ist<br />

ein Konzept und alle Welten sind Bewegungen im<br />

Bewusstsein – folglich sind sie falsch. Wenn Sie das Falsche<br />

als falsch sehen, beruhigt sich der Verstand und<br />

verschwindet.<br />

Es gibt unterschiedliche menschliche Rassen, und alle<br />

Glaubensbekenntnisse preisen oder verunglimpfen die<br />

anderen. All dieses sind Bewegungen im Bewusstsein,<br />

ausgeschüttet aus dem Nicht-Dasein. Mein eigenes Sein<br />

erkennt das Falsche als falsch – ich halte mich daher nicht<br />

mit diesen Dingen auf. Alles was Sie erwerben<br />

einschließlich von Erkenntnis ist falsch, Null. Versuchen Sie<br />

Erkenntnis zu transzendieren. Nur manchmal erkennt einer<br />

der seltenen Menschen zum Zeitpunkt des Todes, dass er<br />

nicht der Körper ist. Der Körper wird im Feuer aufgelöst<br />

und vermischt sich wieder mit den fünf Elementen.<br />

Brahman ist deshalb ein Konzept, weil es sich nicht<br />

lange ein Teil meiner Gedanken sein wird. Nur so lange wie<br />

es das Dasein gibt, gibt es die Welt. Für diejenigen, die das<br />

Abtreten des Daseins realisieren, gibt es Seligkeit. Die<br />

Unwissenden verwickeln sich in das Dasein und erleiden<br />

daher traumatische Erfahrungen. Alles ist Leiden – das<br />

Wachen, der Tiefschlaf und die Traumzustände, die fünf<br />

Elemente und die drei Gunas. Erkennen Sie dies und<br />

13


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

befreien Sie sich vom Leiden. Der Unwissende stirbt,<br />

während derjenige, der versteht, befreit ist. Der Verstand<br />

muss dieses „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ohne Worte singen. Seien Sie frei.<br />

Denken Sie jedoch, dass Sie Erkenntnis erworben haben<br />

und besteht dann darin Ihr Gewinn, dann sind Sie noch<br />

weit entfernt von der Selbst-Erkenntnis.<br />

Diese Aufregung um “<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>”<br />

5. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Für alles gibt es einen Kunden, aber was ist die<br />

Ursache Ihres Daseins, in dem Sie der Kunde sind? Das<br />

primäre Konzept ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, aus dem heraus alle<br />

anderen Konzepte erschaffen werden. Sie sind selbst aus<br />

diesem primären Konzept heraus entstanden. So lange Sie<br />

die Notwendigkeit zu leben empfinden, haben Sie also<br />

diese reiche, wundervolle Welt und alle Götter stehen<br />

Ihnen zu Diensten. Die Unterscheidung zwischen der Welt<br />

und Brahman ist entstanden, weil Sie Ihr Dasein<br />

verlängern wollten, dieses „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“. Die manifestierte Welt<br />

wurde von Ihnen mit Bedeutsamkeit erfüllt, weil Sie leben<br />

wollen. Wenn das Bedürfnis zu leben jedoch nicht gefühlt<br />

wird, wie etwa im Schlaf oder kurz gesagt, wenn das<br />

Bewusstsein nicht bewusst ist, gibt es dieses Bedürfnis<br />

auch nicht. Sobald Bewusstsein da ist, braucht es immer<br />

Bewusstsein; ist es nicht da, dann wo sollte überhaupt ein<br />

Bedürfnis nach irgend etwas sein? Welchen Nutzen hat das<br />

Erscheinen der Welt? In meinem Zustand sind die Welt und<br />

ihr Herr nur eine Plage. Das Bedürfnis leben zu wollen<br />

bedeutet Bindung. Kein Bedürfnis – keine Bindung! <strong>Ich</strong><br />

werde nicht so dumm sein und mich fragen, wie ich in der<br />

Abwesenheit des Bewusstseins existiere. Es kann keinerlei<br />

Gespräch über den Zustand vor allem Bewusstsein geben.<br />

Alle die Gespräche und Erfahrungen befinden sich im Reich<br />

des Bewusstseins. Derjenige, der erkannt, verstanden und<br />

sich selbst transzendiert hat, vermag darüber zu sprechen;<br />

andernfalls ist man in der Zangenbewegung der Maya<br />

gefangen. Sie werden dann von ihren eigenen Tentakeln<br />

(der Identifikation mit der Körper-Zange) gefangen.<br />

Aufgrund ihrer eigenen Täuschung stellen Sie Fragen und<br />

werden gefangen und eingewickelt in immer mehr<br />

Konzepte.<br />

14


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Niemand könnte mir Auskünfte über mich selbst in der<br />

Abwesenheit von Bewusstsein geben. Außerdem benötige<br />

ich sie auch nicht, da es sich eben so verhält. Sie werden<br />

daher durch mich keinen Vorteil erhalten. <strong>Ich</strong> habe die<br />

volle Erkenntnis vor allem Dasein, die ewig ist. Im<br />

Wachzustand gibt es Kampf und Ermüdung; im Tiefschlaf<br />

gibt es Erholung – es ist ein Kreislauf. Worin besteht der<br />

Sinn?<br />

Besucher: Um Bewusstsein aufrechtzuerhalten. Was<br />

befindet sich jenseits davon?<br />

M.: Was auch immer ohne es (Bewusstsein) auskommt,<br />

ist vollkommen. Nur das ist und nichts anderes. Mein<br />

Körper ist nicht individualistisch, sondern universal. Was<br />

soll diese Aufregung um „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“? Verstehen Sie dies und<br />

nehmen Sie davon Abstand, transzendieren Sie ist. Seien<br />

Sie einfach nur.<br />

B.: Und wohin ist nun <strong>Maharaj</strong>'s Ego verschwunden?<br />

M.: Es ist nicht individualistisch, es ist manifestierbar.<br />

Wenn es jedoch manifest ist, ist es nicht mehr als ein<br />

individuelles Leiden.<br />

B.: Worin besteht der Nutzen der Selbst-Verwirklichung?<br />

M.: Nishkam (gefestigtes) Parabramhan. Wenn Sie<br />

Schmerzen haben, verabreicht der Arzt Ihnen eine Medizin.<br />

Wer ist der Empfänger davon, der Kunde? Der Schmerz ist<br />

der Kunde, nicht aber Sie.<br />

B.: Geht der Schmerz dann?<br />

M.: Es ist nur ein momentan passierendes Ereignis.<br />

Gehen Sie einfach da durch und verstehen Sie es. Das<br />

„<strong>Ich</strong>“-Bewusstsein ist sowohl Schmerz als auch Glück. Am<br />

Morgen wachen Sie beglückt auf, und wenn der Tag abrollt,<br />

gibt es Unglücklichsein. Können Sie ohne das „<strong>Ich</strong>“-<br />

Bewusstsein überhaupt irgend etwas verstehen? Das<br />

„<strong>Ich</strong>“-Bewusstsein bedeutet immer Unglück – daher<br />

suchen Sie das Glück. Was Sie mit Mühe tun, ist<br />

Unglücklichsein. Sogar jetzt noch spreche ich aus dem<br />

Tiefschlaf heraus; daher kommt es aus dem Schlaf. <strong>Ich</strong><br />

habe mich dessen erfreut, also spreche ich. Schlaf ist<br />

Dunkelheit, Vollständigkeit – das ist also Unwissenheit. In<br />

der Dunkelheit spricht das Unwissenheits-<strong>Ich</strong>. Das Wissen<br />

15


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

der Unwissenheit ist daher Unwissenheit. Diese Art von<br />

Wissen ist eine Illusion. Ein aus der Unwissenheit<br />

geborenes Kind spricht: <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> Brahman.<br />

B.: Wer tut dies alles?<br />

M.: Darin besteht die Falle Ihres Verstandes. Wenn Sie<br />

Ihren Verstand nicht erfahren, sind Sie befreit. Weshalb<br />

nennen Sie irgend etwas überhaupt „logisch“? Sie<br />

akzeptieren nicht das, was ich sage, weil Sie tatsächlich<br />

nichts sind, wenn Sie dies tun. In Wahrheit kann nichts<br />

gegeben und genommen werden. Nennen Sie es Logik<br />

oder Erfahrung. Nehmen Sie es so, wie Sie mögen. Hier<br />

sind Akzeptanz und Nicht-Akzeptanz transzendiert.<br />

Die Eltern haben Ihnen einen Namen gegeben. Können<br />

Sie mir, abgesehen davon, Ihren Namen oder Ihre Identität<br />

geben? Der Atman ist formlos; Namen und Formen<br />

gehören zum Körper.<br />

Bewusstsein ist ebenfalls eine Illusion; nicht-persönlich,<br />

nonverbal. In dem Moment, in dem Sie Gemüt und Körper<br />

nicht wahrnehmen, fühlen Sie keinerlei Qual. Könnte man<br />

denn sagen, dass der Himmel krank geworden ist?<br />

Nahrung enthält gleichzeitig das Wertvolle und das<br />

Überflüssige. Was gut und schlecht ist, ist also relativ. An<br />

Blumen mag Erde kleben, aber wenn man sie kaufen will,<br />

kosten sie 50 Rupies. <strong>Ich</strong> diskutiere nicht über Brahman<br />

oder Maya – <strong>Ich</strong> erzähle Ihnen einfach nur meine<br />

Geschichte, die auch die Ihre ist. Das „<strong>Ich</strong>“-Bewusstsein ist<br />

bei Atmajnana (Selbst-Erkenntnis) nicht mehr da. Dann<br />

kümmere ich mich nicht mehr um Gott oder Illusion. Das<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist der Ausgangspunkt für Elend und Glück.<br />

Ein Koh-i-Noor-Diamant<br />

7. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Als Sucher sagt man Ihnen, dass Sie nicht der<br />

Körper-Verstand sind, obwohl Sie im Körper sind. Sie sind<br />

aber in Wahrheit Erkenntnis. Wir sehen diese<br />

allesdurchdringende Erkenntnis in allem. Die Körper – ob<br />

Mann oder Frau – haben Form, während das Bewusstsein<br />

keine Form hat. Wer sich selbst für einen Mann oder eine<br />

16


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Frau hält, ist kein Sucher – ein Sucher ist nur derjenige, der<br />

nach Erkenntnis sucht.<br />

Vor dem Auftauchen der Form in der Gebärmutter hat<br />

die Nahrung die Gestalt von „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ angenommen, und<br />

das ist es dann, was nach neun Monaten geboren wird. Mit<br />

der Geburt beginnen die körperlichen Funktionen, während<br />

das Kind nichts davon weiß, dass es ist. Wenn das Kind mit<br />

der Identifikation beginnt, nimmt das Empfinden von „<strong>Ich</strong><strong>bin</strong>-heit“<br />

Gestalt an. Nur die Mutter kann diese<br />

irreführenden Grundvorstellungen wie den Namen des<br />

Körpers und anderes lehren.<br />

Vor dem Wach- oder Schlafzustand ist Parabrahman. Der<br />

Zustand, in dem Sie Erkenntnis erlangen, ist Brahman.<br />

Besucher: Das Verlangen nach Selbst-Erkenntnis ist<br />

unterschiedlich bei den Menschen. Die Intellektuellen<br />

scheinen überhaupt gar keine Zeit dafür zu haben.<br />

M.: Leute, die Wissen erworben haben, sind recht simple<br />

Leute.<br />

V.: Wird dies während der Geburt festgelegt?<br />

M.: Wissen in der Form der Unwissenheit wird (letztlich)<br />

ebenfalls nicht erworben. Wenn Ihre Gebärmutter nicht<br />

rein ist, erfahren Sie Furcht; wenn Sie darin 9 Monate lang<br />

sind, ist da nur das Wissen des „ich <strong>bin</strong>“ darin – nichts<br />

darüber hinaus. In der Gebärmutter ist Wissen, aber es ist<br />

schlafend. Die Flamme in diesem Feuerzeug (<strong>Maharaj</strong> hält<br />

ein Feuerzeug hoch) ist schlafend – kennt das Feuerzeug<br />

die Flamme? Für was halten Sie sich selbst? Wenn Sie sich<br />

selbst für den Körper halten, sind Sie darin involviert.<br />

Wenn Sie sich selbst für Erkenntnis halten, sind Sie nicht<br />

involviert. Jemand ruft in Ihnen den Guru hervor – es ist<br />

dieser Guru, der Erkenntnis empfängt und spricht.<br />

B.: Ist es möglich für jemanden, nur vorzutäuschen, das<br />

Absolute zu sein?<br />

M.: Wichtiger als das ist es, anstelle das Absolute zu sein<br />

zu versuchen, das Körper-Verstand-Empfinden<br />

loszuwerden; der Rest geschieht dann von selbst. Nach der<br />

Verwirklichung des Selbst geschieht alles von selbst. Dann<br />

gibt es da keine Frage mehr dahingehend, involviert zu<br />

sein oder nicht.<br />

17


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Aber könnte jemand davor und danach irgendwelche<br />

qualitativen Veränderungen erfahren?<br />

M.: Was auch immer Sie vorhergesagt haben, wird<br />

begraben werden, wovon auch immer ich spreche, wird<br />

ebenfalls den Körper verlassen und verschwinden.<br />

Beginnend mit Ihnen stellen Sie das Prinzip dar, welches<br />

den Körper verlässt und fortläuft. Der zweite Schritt:<br />

Identifizieren Sie sich mit diesem Prinzip, welches den<br />

Körper verlässt. Dritter Schritt: Jnana – erkennen Sie<br />

diesen göttlichen Zustand und transzendieren Sie ihn. <strong>Ich</strong><br />

wiederhole – dieses Prinzip, welches den Körper verlässt,<br />

ist göttlich – es ist erfüllt von Erkenntnis. Der Höchste ist<br />

derjenige, der dieses göttliche Prinzip erkennt und<br />

transzendiert. Dieses Prinzip, welches den Körper aufgibt,<br />

glaubt aufgrund seiner Ver<strong>bin</strong>dung mit dem Körper, dass<br />

es sterben werde. Tatsächlich kennt auch der Körper<br />

keinen Tod – sein Dasein besitzt er in Ver<strong>bin</strong>dung mit dem<br />

Sein – ohne dieses Sein ist er eine tote Ratte. Sie sind<br />

dieses Prinzip, welches den Körper aufgibt. Wer sind Sie<br />

dann danach – der Körper oder dieses Prinzip? Wo sollte<br />

daher die Frage bestehen, dieses Prinzip weiter zu nähren?<br />

Ist die manifestierte Welt real? Sie machen aus einem<br />

Maulwurfshügel einen Berg – ist dies die Realität? Da ist<br />

die Welt, während man Ihnen sagt, dass Sie sich<br />

angemessen verhalten sollten; währenddessen vergeht die<br />

Zeit. Lernen Sie Ihre wahre Identität kennen und alles wird<br />

klar werden. Sämtliche Schriften wenden sich an den<br />

Verstand, während ich danach frage, was Sie in Wahrheit<br />

sind. Die Wurzel der Welt ist die absolute Unwissenheit<br />

und nichts als Unwissenheit. Trotzdem befolgen Sie die<br />

Regeln und Gesetze, um Ihre Zeit zufrieden verbringen zu<br />

können. Das Unglück kommt dann durch die Anhaftungen<br />

– werden Sie total, vollkommen, dann wird es kein Unglück<br />

mehr geben.<br />

Das Ergründen der Illusion ist wie die Suche nach dem<br />

Kind der unfruchtbaren Frau. Ihr ganzes Dasein wird nicht<br />

ausreichen, um sie ausfindig zu machen. Die Leute fliegen<br />

auf den Mond und suchen nach dem Rand des<br />

Universums. Das Dasein Brahmans ist ebenfalls eine<br />

Illusion – darin besteht der Rand des Universums. Diese<br />

Illusion (Maya) schickt Sie hinaus, um nach den Grenzen<br />

18


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

des Kosmos zu forschen. Sehen Sie klar den Unfug, den sie<br />

treibt: Sie sendet sich nicht ins Zentrum von allem!<br />

Aus dem Tiefschlaf wachen Sie auf und weinen – wer hat<br />

die Illusion erschaffen? Es ist Bewusstsein. „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong><br />

aufgewacht“ ist Ihre grundlegende Illusion; sie sind mit<br />

dem Dasein verheiratet. Was immer das Ergebnis sein wird<br />

– Sie werden wissen, dass das Dasein selbst eine Illusion<br />

ist. Ehrlich gesagt ist das Prinzip „ich <strong>bin</strong>“ selbst ein<br />

äußerst unehrliches Prinzip; Sie sind mit Brahman<br />

verheiratet. <strong>Ich</strong> verpflanze Sie in das Dasein des „ich <strong>bin</strong>“ -<br />

anschließend sind Sie frei zu gehen. Verstehen Sie sich<br />

selbst – alle Rätsel werden dann gelöst sein. <strong>Ich</strong> gebe<br />

Ihnen ein Kapital – investieren Sie es, ergründen Sie und<br />

finden Sie die Wahrheit; erforschen Sie das Selbst.<br />

Ist die Traumwelt real oder irreal? Das Ereignis „ich <strong>bin</strong><br />

aufgewacht“ ist selbst irreal. Ist dementsprefchend Ihr<br />

Dasein, Ihr Sein real oder irreal? Ist nicht auch Ihr Denken<br />

„ich <strong>bin</strong>“ ein Konzept?<br />

Ständig habe ich Joseph gesagt, er solle gehen, aber<br />

jetzt sage ich, warte und schreibe es auf. Nach meiner<br />

Abreise veröffentliche ein Buch. Sie (die Leute) werden<br />

fragen: Hast du solch einen Menschen tatsächlich<br />

kennengelernt? Ein Koh-i-Noor-Diamant!<br />

Ungeborene Kinder<br />

11. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Im Schlaf liegt das Bewusstsein selbst<br />

schlafend da. Wachen Sie dann auf, sagt das Bewusstsein:<br />

„<strong>Ich</strong> habe gut geschlafen“. Sie können ihm einen<br />

beliebigen Namen geben – Körper, Gemüt, aber es ist nur<br />

ein Attribut, das schlafend im Schlaf dalag, es ist nicht<br />

etwas, was die Sinne Ihnen sagen. Der Nahrungs-Körper<br />

wird immer Wünsche haben – Dasein ist der Duft dieses<br />

Körpers. Davor kannte ich mich nicht, es war ein<br />

erfahrungsloser Zustand, plötzlich übermitteln die acht<br />

Tore (die fünf Elemente und die drei Gunas) der Erfahrung<br />

und der Erkenntnis Massen an Informationen über Geburt,<br />

Körper usw. Mit all dem fängt dann das Leiden an. Mein<br />

Guru weihte mich in die Ergründung meiner selbst ein.<br />

19


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Habe ich meine Geburt und meine Eltern als solche<br />

erfahren? Nein – daher wies ich sie zurück. Im Verlauf<br />

dieses Prozesses begann ich mein eigenes Dasein zu<br />

untersuchen, es war ein temporärer Zustand, daher legte<br />

ich ihn beiseite. Jetzt <strong>bin</strong> ich frei von Furcht, da ich weiß,<br />

dass dieser Zustand verschwinden wird. <strong>Ich</strong> habe keinerlei<br />

Furcht vor meinem Dasein, weil ich dasselbe erfahre (das<br />

Verschwinden des Daseins). Aufgrund von Konzepten habe<br />

ich mich selbst als eine Persönlichkeit verstanden und<br />

aufgrund dieses konzeptuellen Zustandes musste mein<br />

wahrer Zustand leiden.<br />

So wie ich Sie ermahne, so höre ich auf meine Freunde.<br />

Ihre Gedanken sprechen zu mir; es tauchen da sogar<br />

Visionen auf. <strong>Ich</strong> sage ihnen, dass sie still sein sollen. <strong>Ich</strong><br />

ermahne die Gedanken und Visionen! Wird irgendjemand<br />

denn mit seinen Gedanken streiten wollen? Sobald man<br />

diese fremden, abseitigen Gedanken beiseitelegt, beginnt<br />

das Selbst sich zu verbreiten und Erkenntnis zu<br />

übermitteln. Dann ist es das verwirklichte Prinzip, welches<br />

als einziges da ist, welches nie erschaffen wurde, sich aber<br />

wie etwas Erschaffenes verhält. Wer beobachtet oder<br />

bezeugt dann noch? „<strong>Ich</strong> das Absolute“. Wo es keine<br />

Gedanken gibt, gibt es keine Furcht – dann sprießt das<br />

Selbst.<br />

Was habe ich in der Abwesenheit des Daseins getan?<br />

Was haben meine <strong>ungeboren</strong>en Kinder getan? Dasselbe,<br />

was ich auch vor dem Auftauchen dieses Daseins getan<br />

habe. Welt, Gemüt und alles sind raumgreifend – woher<br />

kam dieses Unheil beim Erscheinen des Daseins? Daher<br />

muss ich die Ursache der Probleme erforschen, die im<br />

Dasein besteht. Erforschen Sie nicht die Welt, sondern<br />

denken Sie darüber nach, wie es kam, dass Sie in diesen<br />

Körperkomplex geraten sind.<br />

Der Körper verdirbt, aber was ist mir geschehen? Denn<br />

dieses Sein, welches Ihnen keinerlei Antwort schuldig ist,<br />

ist vollkommen, während jede Antwort, die Sie erhalten<br />

mögen, falsch ist. Wenn ich an diese Welt denke, dann<br />

weshalb sollte ich nicht all diese Fragen stellen noch bevor<br />

irgendeiner Bewusstheit von allem? Wenn ich diese Frage<br />

angehe - muss ich dann untersuchen, was dieses Prinzip<br />

des „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist? <strong>Ich</strong> würde es lieber haben, mit diesem<br />

20


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Kind spielen zu gehen, denn das ewigliche Parabrahman<br />

und die <strong>ungeboren</strong>en Kinder sind ein und dasselbe.<br />

Sie suchen nach Wissen. Was meinen Sie eigentlich<br />

damit? Halten Sie einfach nur an dem Prinzip fest, welches<br />

Gedanken versteht und erkennt und seien Sie still. Was<br />

sind Sie denn, wenn Sie einmal an sich selbst denken?<br />

Erforschen Sie dies. Vergessen Sie, wer wen quält.<br />

Festigen Sie sich selbst in dem, was Sie als Ihr ureigenes<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ wahrnehmen können. Was sind Sie? Für das<br />

Erforschen der Probleme der manifestierten Welt ist immer<br />

noch Zeit. Eine korrekte Antwort auf die Frage „Wer sind<br />

Sie?“ gibt es nicht; keine Antwort ist genau die richtige<br />

Antwort; jede Antwort, die Sie erhalten, ist vergänglich.<br />

Dieses ewige, <strong>ungeboren</strong>e Prinzip, welches der Geburt<br />

beschuldigt wurde, spricht jetzt. „<strong>Ich</strong> fühle mich schuldig.“<br />

Welche Schuld auch immer Sie auf sich nehmen – die<br />

müssen Sie dann auch erleiden. In einem Land, welches<br />

nie gekannt wurde, geschieht ein Raub. Die Polizei dort<br />

verhaftet sie. Wenn Sie Ihre Schuld akzeptieren, dann<br />

müssen Sie vielleicht lebenslang leiden. <strong>Ich</strong> dagegen<br />

akzeptiere das Urteil nicht – ich habe diesen Ort niemals<br />

besucht. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> kein Räuber. <strong>Ich</strong> plädiere dafür, dass<br />

„meine einzige Schuld darin bestanden hat zu akzeptieren,<br />

dass ich geboren wurde“. Geben Sie's auf! <strong>Ich</strong> wurde nicht<br />

aus mir selbst heraus und mit vollem Wissen darum<br />

geboren – ich hatte überhaupt kein Wissen über mein<br />

Dasein. Das Absolute besitzt keinerlei Grenzen – es ist<br />

<strong>ungeboren</strong>. Vor meinem Erscheinen (Dasein) habe ich<br />

niemals wahrgenommen, dass ich war – woher sollte also<br />

der Grund dafür kommen, mich schuldig zu fühlen? Wenn<br />

Sie Weisheit hätten, würden Sie das Dasein zurückweisen.<br />

„Kein Körper“ bedeutet kein Kennen von etwas, kein<br />

Bewusstsein und im ursprünglichen Zustand sind die fünf<br />

Elemente und die drei gunas abwesend.<br />

Derjenige, der aufnehmen und annehmen kann, was ich<br />

jetzt sage, hat keinen Grund dafür, unglücklich zu sein. Die<br />

Welt ist voll von emotionalem Unglücklichsein. Der Wurm<br />

tritt aus der zersetzten Nahrung hervor. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> dieser<br />

Wurm nicht, obwohl ich aus Nahrung gemacht <strong>bin</strong>, denn<br />

Dasein ist das Ergebnis der Nahrung.<br />

Um das Selbst zu realisieren, halten Sie an der<br />

Erkenntnis fest, dass „Sie sind“. Tun Sie das zu Füßen Ihres<br />

21


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Gurus. Ihr Dasein bedeutet „Iswara“, was auch der Guru<br />

ist, das Selbst. Die „Füße“ bedeuten „charan“ - sich<br />

bewegen; das, was Sie sich bewegen macht; das Prinzip<br />

(das Dasein), welches die Bewegung anstößt. Die<br />

Verschmelzung des Individuums mit dem Universalen<br />

geschieht durch Sadhana (Praktik).<br />

Diese fünf Tatsinne und die fünf Sinne des Wissens –<br />

handeln sie aus sich selbst heraus? Die fünf Elemente<br />

lassen die fünf Sinne des Wissens entstehen. Für die<br />

Manifestation wiederum gibt es dann acht davon – die fünf<br />

Elemente und die drei gunas erzeugen die Essenz. Das<br />

Sattva guna erzeugt die manifestierte Welt der Formen,<br />

während parallel dazu dieses „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ geschaffen wird.<br />

Erzeugt wird dabei das Wissen um das Dasein, und das<br />

Individuum denkt, dass ihm selbst dieses Wissen<br />

zugehörig ist. In diesem Zimmer hier gibt es individuelle<br />

Existenzen, aber die gesamte manifestierte Welt ist<br />

Iswara. Iswara ist wie eine Stadt; Er ist darin. So wie Sie<br />

glauben ein Individuum zu sein, sterben Sie dann auch.<br />

Der Unterschied besteht darin, dass das Individuum stirbt,<br />

während Iswara, die gesamte Manifestation, nicht stirbt;<br />

sie hat nicht die Begrenzungen wie das Individuum.<br />

<strong>Ich</strong> erfahre diese manifestierte Welt, aber zuvor erfahre<br />

ich „Bindu“, den Punkt. Wenn ich dieses Bindu <strong>bin</strong>, ist alles<br />

andere, also auch die Welt, auch da. Das Bindu und die<br />

Welt sind nicht zwei. „Bin“ bedeutet „ohne“ und „du“<br />

bedeutet „zwei“; d.h. also: keine Dualität. Bindu – den<br />

Punkt der „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“, den erfahre ich. Worin besteht er?<br />

Er ist die eigentliche Erfahrung der fünf Elemente und der<br />

drei gunas, also des gesamten Universums. Nur darin<br />

besteht meine intime Beziehung mit diesem „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ - nur<br />

mit Bindu.<br />

Sie gehen auf Pilgerschaft, damit Ihnen als einem<br />

Individuum Gutes geschehen möge. Aber Sie sind kein<br />

Individuum – Sie sind die manifestierte Welt. Dieses „Sie<br />

sind“ bedeutet die gesamte Welt; welcher Manifestation<br />

Sie sich auch immer erfreuen, die ist universal. Diese<br />

Erkenntnis ist für die Wenigen gedacht, aber anstelle<br />

dieser Manifestation („Sie sind“) ziehen Sie die<br />

Individualität vor.<br />

22


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Was immer in der manifestierten Welt wahrgenommen<br />

wird, ist Ihr eigenes Selbst. Der Beobachter ist „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“; es<br />

ist ein Behältnis der fünf Elemente und der gunas. Das<br />

gesamte Universum befindet sich aufgrund der drei gunas<br />

in Bewegung. Das Spiel der gesamten Welt basiert auf den<br />

fünf Elementen und den drei gunas. Das gesamte<br />

Universum befindet sich in voller spielerischer Tätigkeit; es<br />

ist wie Urinieren. Sie selber sind der Tropfen, so lange Sie<br />

sich selbst für ein Individuum halten. Ein Tropfen des<br />

Ozeans ist salzig, und dieser salzige Geschmack ist das<br />

Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“. Nehmen wir an, dass der Tropfen<br />

verdunstet – den Ozean kümmert es nicht; da verdunstet<br />

nur ein Tropfen auf einem Stein. Ähnlich dazu sind Sie<br />

selbst im Spiel der fünf Elemente ein Tropfen; ob Sie<br />

überleben oder sterben, berührt den Ozean der Elemente<br />

nicht. Jedoch wie kann man diese manifestierte Natur<br />

begreifen? Seien Sie der Geschmack, verstehen Sie den<br />

Geschmack. Millionen Tropfen verdunsten, aber der Ozean<br />

ist ungerührt. Millionen sterben, aber was geht das die fünf<br />

Elemente an? Weil Sie sich selbst auf den Körper<br />

begrenzen, leiden Sie.<br />

Der Verwirklichte unterhält keine Ideen des Guten für<br />

sich selbst, denn selbst wenn die gesamte Welt zerstört<br />

würde, geschieht für ihn überhaupt nichts. Der<br />

Verwirklichte ist natürlich keine Person mehr. Außer dem<br />

Innersten Ihres Selbst existiert nichts anderes – da ist<br />

Bindu, aber nichts anderes. Nur Krishna sagte, dass da<br />

nichts sonst ist. Sie meditieren unaufhörlich, um samadhi<br />

zu erlangen, aber diese Erkenntnis wird nur aus Ihnen<br />

selbst emporwachsen. Da ich vor diesem (Bewusstsein)<br />

<strong>bin</strong>, habe ich von Bindu gesprochen. Was geschieht nun<br />

dem Bewusstsein, wenn Sie doch vor diesem existieren?<br />

Wie finden Sie im Wachzustand etwas heraus, wenn Sie<br />

quasi schlafend sind? Was tun Sie im Tiefschlaf?<br />

Besucher. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> einfach nur.<br />

M.: Genießen Sie dieses „nur sein“?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Ihr eigenes Dasein erfreut sich also nicht daran, dass<br />

das Sein Tiefschlaf ist. Sind Sie sich im Tiefschlaf Ihrer<br />

Männlichkeit oder Weiblichkeit bewusst? Finden Sie heraus,<br />

was Sie sind; Sie wissen, dass „Sie sind“. Finden Sie dann<br />

23


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

also heraus, worin auch immer die Voraussetzungen dafür<br />

bestehen und kennen Sie diese. Die subtile<br />

Nahrungsessenz ist Dasein; noch subtiler ist die Qualität<br />

des Erkennens. Die Erkenntnis „Sie sind“ ist wie ein<br />

Teilchen des Himmels – es ist subtiler als der Raum und<br />

kann Raum wahrnehmen.<br />

B.: In welcher Ver<strong>bin</strong>dung steht es mit dem Dasein?<br />

Das ganze Dasein wird gestützt und aufrechterhalten<br />

durch das Erkenntnis-Partikel „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“. Ohne das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“<br />

gäbe es kein Dasein. Sie sind wechselseitig bedingt; das<br />

eine kann nicht ohne das andere sein. <strong>Ich</strong> selber <strong>bin</strong> vor<br />

dem „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, und <strong>bin</strong> wahr, ewig und unbewegt.Dasein,<br />

Welt und Körper sind zeitgebunden; Ihr Dasein dauert nicht<br />

ewig; es steigt und fällt wie die Wach- und Schlafzustände<br />

miteinander abwechseln. Die Gesamtheit der<br />

Manifestation strebt, weil es das Dasein gibt, das da ist.<br />

Regenwasser besitzt keinerlei Geschmack, aber man kann<br />

alles daraus machen, indem man ihm etwas zusetzt und<br />

trinkt. <strong>Ich</strong> geben Ihnen reine Nahrung, aber Sie finden sie<br />

geschmacklos; daher verseuchen Sie sie, sie fügen ihr Salz<br />

hinzu des Geschmacks wegen.<br />

Jenseits der Konzepte<br />

13. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: <strong>Ich</strong> gehöre gleichzeitig der Natur von allem und<br />

keinem an. <strong>Ich</strong> habe meinen Stand nicht in der Bewegung,<br />

sondern im Ursprung. Was auch immer Sie sagen können,<br />

kann sich nur in der Bewegung befinden, im Bewusstsein.<br />

<strong>Ich</strong> habe meinen Stand vor dem Bewusstsein, der<br />

Bewegung. <strong>Ich</strong> mache mir keine Gedanken über Ihre<br />

Reaktionen nicht betroffen; das Positive und das Negative<br />

hängen von Ihrem Reaktionen ab, aber ich selber <strong>bin</strong><br />

unberührt davon. <strong>Ich</strong> verfüge über keinerlei Mittel zur<br />

Demonstration meiner wahren Natur; meine Worte<br />

kommen aus dem Zustand, in dem ich mich befinde. Es ist<br />

Ihr Problem, ob Sie diese Worte akzeptieren oder nicht. <strong>Ich</strong><br />

spreche, weil Sie gekommen sind.<br />

Besucher: Sie sind der Zerstörer von Körper und Seele.<br />

M.: <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> unbetroffen von Reaktionen.<br />

24


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Aber es gibt physiologische Wirkungen.<br />

M.: <strong>Ich</strong> respektiere sie, <strong>bin</strong> aber nicht betroffen von<br />

Reaktionen. Es geschieht aufgrund Ihrer Haltung – richtig<br />

oder falsch, vollständig oder unvollständig -, dass dazu<br />

passende Resultate entstehen und die Reaktionen darauf<br />

Sie betreffen. Die Worte kommen aus mir, weil Sie hier<br />

sind. In Beziehung zu meinen Worten – wer sagt da etwas?<br />

<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> davon unbetroffen. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> wie Raum. Sie kommen<br />

und gehen; ich <strong>bin</strong> unbewegt, ewig; ich <strong>bin</strong> nicht in die<br />

Tätigkeiten der fünf Elemente eingebunden. Nichts berührt<br />

mich; ich <strong>bin</strong> unbewegt – versuchen Sie das zu verstehen.<br />

Das Leiden wird zu dem Ihren, sobald Sie es sich zu eigen<br />

machen; es gehört zu den fünf Elementen. <strong>Ich</strong> selber aber<br />

befinde mich nicht in diesen Bereichen. Im manifestierten<br />

Zustand hat das Spiel der fünf Elemente eine Gestalt und<br />

eine Richtung; ich selber jedoch besitze keine Gestalt.<br />

Wenn ich überhaupt die Elemente umfasse, dann nur<br />

deshalb, weil alles ich selbst <strong>bin</strong>, während die Richtung<br />

und Gestalt der Elemente ihre ist, nicht meine. Rajneesh<br />

bietet verschiedene Konzepte – ich dagegen kann durch<br />

solche Konzepte nicht begriffen werden. Die Konzepte<br />

gehören zu Ihnen – ich selbst habe mit der konzeptuellen<br />

Welt nichts zu tun. Wenn Sie mich also daher betrachten,<br />

sehen Sie keine Person; ich <strong>bin</strong> das Manifestierte, nicht<br />

aber ein Individuum. Falls Sie mir eine Form zuweisen<br />

möchten,dann gehört diese allein zu den fünf Elementen<br />

und den drei gunas. Die fünf Elemente zersetzen sich, aber<br />

ich verschwinde nicht.<br />

Beispielsweise werde ich eingeladen, eine Zeitlang an<br />

einem bestimmten Ort zu verbringen. Das Zimmer, in dem<br />

ich wohne, wird dann zu meinem Zimmer, aber gehört es<br />

mir deshalb? Alles gehört den fünf Elementen an. Der<br />

essenzielle Beitrag der fünf Elemente dazu ist das „<strong>Ich</strong><br />

<strong>bin</strong>“. Die fünf Elemente zersetzen sich, das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ geht<br />

und eine Person wird dann als tot erklärt. Wohin ich auch<br />

immer gehe, um dort zu wohnen – ich kenne immer<br />

meinen dauerhaften Wohnort.<br />

Rajneesh erläutert Wissen über Konzepte. Die Leute<br />

sprechen dort auf der Grundlage von Konzepten, aber<br />

nicht von dem Standpunkt aus, der vor dem Bewusstsein<br />

ist. Gegenwärtig ist mein wahrer Zustand anders; Sie sind<br />

jetzt an meine Form als die fünf Elemente hingegeben;<br />

25


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

sobald Sie verstanden haben, dass dies nur eine Illusion<br />

ist, befinden Sie sich ebenfalls dort, wo es kein Kommen<br />

und Gehen, keine Bewegung, gibt. So lange Sie sich selbst<br />

brauchen, sind Sie wichtig; wenn nicht, dann nicht. Was<br />

auch immer Sie wahrnehmen, brauchen Sie nicht; das<br />

Prinzip, durch welches „Sie sind“, ist größer als das. Im<br />

Wachzustand „sind Sie“ - daher haben Sie Bedürfnisse. Wo<br />

sind in der Abwesenheit der „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“ die Bedürfnisse?<br />

Wenn da kein Wissen über das Dasein ist, ist da trotz des<br />

Daseins ein Nicht-Sein, und dieser Zustand ist eine Quelle<br />

des Friedens. Völlige Entspanntheit bedeutet, sich selbst<br />

zu vergessen; dann gibt es kein Leiden. Alle Bedürfnisse<br />

steigen aus dem „Sie sind“ hervor; Sie haben ein<br />

Verlangen (nach materiellen Objekten), so lange es da das<br />

Dasein gibt.<br />

Der Geschmackssinn entsteht aus dem Element Erde,<br />

die sinnliche Wahrnehmung aus der Luft und der Klang aus<br />

dem Raum, aber das allererste Konzept ist „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“. Vor<br />

allen Klängen noch kennen Sie dieses „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ (wie wenn<br />

Sie aus dem Tiefschlaf erwachen). Anschließend sagen Sie<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, und damit entsteht die Notwendigkeit „zu sein“.<br />

Mit dem Verschwinden des vitalen Atems gibt es keinen<br />

Klang, keine Sprache, keine Wärme – es ist der Tod, wobei<br />

Tod auch ein Konzept ist. Alles wohnt in der Qualität der<br />

Nahrungsessenz („<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“); sobald diese verschwindet, ist<br />

alles vorbei. Alles ist nur dazu da, das Dasein, das Produkt<br />

der Nahrung, aufrechtzuerhalten, aber das ist nicht Ihre<br />

wahre Identität.<br />

B.: Worin besteht der Nutzen des Strebens nach der<br />

Verwirklichung: Wenn man verwirklicht ist...<br />

M.: Sie haben den Drang, zur Toilette zu gehen und sie<br />

laufen dahin. Ähnlich dazu besteht das Verlangen des<br />

Unwissenden in dem Drang, Wissen zu erwerben; dahin<br />

rennt er dann. Wenn Sie im unwissenden Zustand still<br />

bleiben, bleibt das Prinzip still. Weshalb wollen Sie Ihre<br />

Wach- und Schlafzustände rechtfertigen? Sie geschehen<br />

ganz natürlich – welche Macht haben Sie schon über sie?<br />

Sogar die Identität der „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“ können Sie nicht<br />

ständig bei sich behalten. Im unwissenden Zustand<br />

kommen Sie hierher und sprechen. Bis es eine feste<br />

Überzeugung über einen selbst gibt, muss das eine oder<br />

andere getan werden.<br />

26


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Dasein<br />

16. Dezember 1979<br />

Besucher: Ist es möglich zu wissen, wie wir mit und ohne<br />

Körper sind?<br />

<strong>Maharaj</strong>: Für einen Jnani ja, denn er kennt die<br />

Wirklichkeit und wohnt in der Nondualität. Aber alles, was<br />

ist, ist nichts anderes als seine Form. Sogar Gott Rama<br />

bedurfte der Hilfe der fünf Elemente, obwohl er kein<br />

Individuum war. In dieser Form (<strong>Maharaj</strong>) nun sehen Sie<br />

eine Form aufgrund der Begrenzungen der fünf Elemente.<br />

Wenn Sie hierher kommen (wo <strong>Maharaj</strong> ist), werden Sie<br />

ans Ende angelangt sein! Sie werden das Universum als<br />

ein Ganzes sehen. So lange Ihr Dasein da ist, gibt es Form;<br />

ein Individuum ist da nicht, nur die Elemente. Was auch<br />

immer aus der Erde entsteht, ist Unwissenheit, und daher<br />

ist alles Unwissenheit.<br />

B.: Diese Erde soll Wissen oder Unwissenheit sein? Was<br />

auch immer daraus hervorgeht, ist Unwissenheit?<br />

M.: Der Jnani transzendiert das Wissen; alle Formen<br />

stammen aus der Erde und kehren zur Erde zurück. Wie sie<br />

(die Jnanis) ohne Form sind, wissen nur sie selbst und<br />

niemand sonst.<br />

B.: Was ist OM (AUM)? Ist AUM Maya?<br />

M.: AUM und Dasein sind dasselbe – was auch immer<br />

erscheint, Sie geben ihm lediglich einen Namen. Meine<br />

innere Wirklichkeit ist still – Feuer ist Flamme, aber still. So<br />

lange es die individuelle Persönlichkeit gibt, erfahren Sie<br />

Schmerz und Freude; ist das Individuum fort, ist das alles<br />

vorbei. In diesem Körper hier wird das Feuer nicht gesehen<br />

– es gibt da eine Flamme, aber sie ist unsichtbar. Aus<br />

Ihrem Bewusstsein heraus entstehen Raum, Luft und<br />

Feuer. Sobald Sie die Wahrheit kennen, spielt es keine<br />

Rolle mehr, ob Maya existiert oder nicht. Die<br />

intellektuellen Menschen werden mich nie zu hundert<br />

Prozent kennenlernen, während aber ein einfacher und<br />

unkomplizierter Mensch es wird. Schon mit nur wenig<br />

Intellektualität ist es schwierig, während einfache,<br />

unkomplizierte Menschen es leicht meditieren können.<br />

27


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Gibt es Erkenntnis in den Worten?<br />

M.: Das Eine, welches das Ewige ist, verwendet Worte,<br />

um zu sprechen. Sobald ich weiß, was ich <strong>bin</strong> und was ich<br />

nicht <strong>bin</strong>, muss ich mich nicht mehr um andere Dinge<br />

kümmern. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> das Ewige ohne ein Ende, ohne einen<br />

Anfang.<br />

B.: Der einfache Mensch hat das Wissen, zu wissen, was<br />

er nicht ist; damit ist auch nichts weiter sonst nötig.<br />

M.: Man muss sich selbst als das anschauen, was man<br />

ist; sich um andere zu kümmern ist nicht nötig. Wenn<br />

jemand beispielsweise sagt, dass Sie dies oder das seien,<br />

erforschen Sie und finden heraus, dass Sie größer als das<br />

sind, dass Sie das Ewige Prinzip sind. Sämtliche Worte sind<br />

nur heiße Luft! Letztlich ist es das Sattva, das geboren<br />

wird. Der ganze Rest, die ganze Wesenheit ist nichts als<br />

nur Namen; Vater, Mutter usw., was nur eine durch das<br />

Dasein gegebene Ausweitung der Existenz ist. Tiere,<br />

Pflanzen und der ganze Rest: Nichts als Sattva; geborenes<br />

Bewusstsein. „Gebärmutter“ ist gleichbedeutend mit<br />

„verborgen liegend“; „Hiranya Garbha“ (die goldene<br />

Gebärmutter) bedeutet verborgen liegend wie Feuer<br />

inmitten der Gebärmutter der Erde. Die Nahrungshülle ist<br />

vital und so ist auch der Atem. Was ist es, wohinter ihr alle<br />

her seid? Hinter nichts, denn alles ist nichts als Sumpf der<br />

Konzepte. Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist objektiv; es ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“,<br />

welches forscht, und es ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, welches sich<br />

selbst freimacht und in der Ewigkeit verankert. Das<br />

Retortenbaby wurde aus den Säften des Menschenwesens<br />

erzeugt; könnten sie eins aus Pflanzen erzeugen? Nehmen<br />

Sie eine Fackel und es wird Licht geben; wie könnten Sie<br />

das Licht überholen? „Nah“ und „fern“ sind Eigenschaften<br />

von was?<br />

B.: Im Zucker ist Süße. In was ist Dasein? Was enthält<br />

es? Was ist die Ursache des Daseins?<br />

M.: Der Nahrungskörper ist die Ursache des Daseins, wie<br />

die Süße des Sirups aus dem Zucker stammt. Der Körper<br />

besteht aus den Elementen; die Quintessenz bzw. die<br />

Qualität (guna) ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“. Sie sorgen mit der Hilfe<br />

von Wasser und Nahrung für die Fortexistenz des<br />

Nahrungskörpers bzw. der „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“. Hören Sie zu, was<br />

ich sage.<br />

28


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Die „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“ erscheint als erstes?<br />

M.: Aus dem Bewusstsein heraus entstehen die fünf<br />

Elemente, die drei gunas und die Welt. Dasein ist<br />

gleichbedeutend mit dem Kosmos, dem Universum. Wer<br />

sind sie vor der Geburt und nach dem Tod? Sie befinden<br />

sich in diesem Bewusstsein, in den Schichten des Kosmos.<br />

Verehre “<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>”<br />

17. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: <strong>Ich</strong> habe mich selbst vom Nahrungskörper<br />

getrennt. Blumen bestehen aus verschiedenen Farben,<br />

bestehen aber alle denselben fünf Elementen. Weshalb<br />

sollte ich mich um Unterschiede sorgen? Aus denselben<br />

fünf Elementen entstehen all die Formen mit ihren<br />

unterschiedlichen zeitlichen Begrenzungen, und über diese<br />

zeitliche Begrenzung hat niemand irgendeine Kontrolle.<br />

Verschiedene Formen wie auch das Denken daran ergeben<br />

verschiedene Tätigkeiten.<br />

Ihr alle habt einen Hang nach der Wahrheit; er ist aus<br />

eurer Individualität hervorgegangen, und daher seid ihr<br />

hinter ihr her.<br />

Besucher: <strong>Maharaj</strong> hat Ishwara verehrt.<br />

M.: Was ist Ishwara? Mein Guru erklärte mir, dass<br />

derjenige, der zuhört, Ishwara selbst ist. Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist<br />

Ishwara; da sind verschiedene Namen, die man diesem<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ gibt, aber dieses „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist nicht Ihr Körper. Ihr<br />

Wissen von „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ enthält das gesamte Universum. Für<br />

den Moment ist dies für Sie schwer zu verstehen, also<br />

bleiben Sie so lange bei der Verehrung. Das Dasein enthält<br />

alles; verehren Sie es und alle ihre Bedürfnisse werden<br />

erfüllt werden. Schließlich wird auch die Erkenntnis Ihnen<br />

gehören (Anmerkung: <strong>Maharaj</strong> betrachtete die Verehrung<br />

als dem unwissenden Zustand zugehörig; sein Zustand ist<br />

anders. Gegenwärtig sieht er Sie als sich selbst, er enthält<br />

alles. Individualität gibt es nicht länger; was auch immer<br />

Sie sehen, ist er und Sie sind in ihm enthalten. Er ist keine<br />

individuelle Form, er ist allesdurchdringend. In ihm gibt es<br />

keinerlei Beteiligung, wenn er die bhajans macht. Sein<br />

29


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Guru bat ihn darum, die bhajans zu machen; also singt er<br />

sie).<br />

Sämtliche Formen besitzen die fünf Elemente, und<br />

Wasser befindet sich in allen Formen. Die Unwissenheit ist<br />

die Ihrige und nicht die meine, weil Sie glauben, ein<br />

Individuum zu sein. Da es für mich keine Geburt, keinen<br />

Tod; Schöpfung, Zerstörung und Leiden gehen weiter.<br />

(Anmerkung: <strong>Maharaj</strong> ist allesdurchdringend; er ist die<br />

Totalität, und das ist sein Nisarga [Natur]. Die fünf<br />

Elemente, die drei gunas, Purusha und Prakriti fahren fort,<br />

die Natur zu gestalten. Darin tauchen alle Formen auf und<br />

vermischen sich wieder damit; auch Buddha vermischte<br />

sich mit der Natur. Es gibt kein Individuum und keine<br />

Manifestation ohne die Elemente und ohne den Purusha<br />

und Prakriti, die männlichen und weiblichen Aspekte. Sie<br />

denken in Begriffen von männlich und weiblich, aber für<br />

<strong>Maharaj</strong> besitzen Purusha und Prakriti keine Form.)<br />

Aufgrund Ihres Körper-Verstandes können Sie Purusha<br />

und Prakriti nicht verstehen. Es ist wegen ihrer Aktivität,<br />

dass die Schöpfung weitergeht; in Wahrheit gibt es weder<br />

Mann noch Frau. Es gibt Stahl und die vielen Produkte, die<br />

aus ihm gemacht werden; es hängt davon ab, welchen<br />

Gebrauch wir davon machen. Bewusstsein ist dasselbe in<br />

allen Formen, aber das Verhalten der einzelnen ist<br />

unterschiedlich, was zum Zeitpunkt der Geburt festgelegt<br />

wird. Die Unterschiede dauern so lange an, wie es die<br />

Form gibt.<br />

Formen vergehen, aber in meiner Erfahrung gibt es<br />

keine Unterschiede. Es gibt keinen Unterschied zwischen<br />

der Qualität des geborenen und <strong>ungeboren</strong>en Kindes;<br />

darin bestehen die guten Nachrichten der Erleuchtung.<br />

Geboren oder <strong>ungeboren</strong> – der Unterschied besteht<br />

lediglich darin, dass es Geburt oder keine Geburt gab; in<br />

Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied. Das Geborene<br />

verschwindet und wird wieder identisch mit dem<br />

Ungeborenen. Der Unterschied ist temporär; mein Körper<br />

ist ähnlich dem <strong>ungeboren</strong>en, und daher <strong>bin</strong> ich glücklich.<br />

Diese Existenz ist nur momentan – weshalb sie wichtig<br />

nehmen? Wir glauben, dass wir es mit einem langen<br />

Zeitraum zu tun haben, aber sie ist nur momentan wie ein<br />

Traum. Ein fünfminütiger Traum, in dem hundert<br />

30


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Daseinsjahre enthalten sind. Ein Film erzählt ein ganzes<br />

Dasein, aber es ist die Geschichte des Regisseurs – ist sie<br />

real? Das Dasein ist genauso.<br />

Alle Wesen, die Welt und Brahman sind das Ergebnis<br />

Ihres Daseins. Es ist schwer zu glauben, aber glauben Sie<br />

es nur. Nur Krishna hat diese Erkenntnis – alles ist mein<br />

und ich <strong>bin</strong> alles – dargelegt. Wenn ich zu Ihnen spreche,<br />

Joseph, dann gebe ich Ihnen Informationen über Sie selbst.<br />

Vielleicht denken Sie, dass ich über jemand anderes<br />

spreche. Mein Guru sagte, ich spreche über Sie, und so<br />

kam es, dass ich zur Erkenntnis kam. Joseph, Sie besitzen<br />

diese Erkenntnis. Würden Sie vor dem Tod mit<br />

Überzeugung sagen können, dass sämtliche Wesen, die<br />

Welt und Brahman ich sind? Können Sie dies mit<br />

Überzeugung sagen? Diese Welt ist ein Traum, aber sie ist<br />

ich. Welche Information ich auch immer vernehme – sie<br />

handelt von mir selbst. Wer vermag dies mit Überzeugung<br />

zu sagen? Es ist sehr selten, dass man irgendwo von einer<br />

solchen Überzeugung hört.<br />

Wir halten uns selbst für Männer oder Frauen. Es ist ein<br />

grober Irrtum, den wir aufgrund unserer Identifikation mit<br />

dem Körper begehen. Brahman ist weder Mann noch Frau.<br />

Nachdem Sie diese Erkenntnis durch eigene Erfahrung<br />

erlangt haben, werden Sie sich ausdehnen, Sie werden<br />

allesdurchdringend. Dieser Körper bzw. die Mann-Frau-<br />

Erfahrung ist eine Krankheit. Sprechen Sie mit Leuten nicht<br />

über andere, sondern halten Sie an sich selbst fest. Seien<br />

Sie in der Erkenntnis verankert; sprechen Sie nicht<br />

darüber; haben Sie eine feste Überzeugung. Wenn Sie<br />

verstehen und verankert sind, benötigen Sie keine Worte;<br />

Worte sind überflüssig. Nur ein sehr Seltener sagt so<br />

etwas. Krishna sagte: „<strong>Ich</strong> sah mich selbst, nicht die Welt;<br />

was auch immer ich sehe, <strong>bin</strong> ich selbst.“ Sobald Sie<br />

einmal in diesem Wissen verankert sind, können Sie in<br />

jedem gewünschten Moment sterben. Der Prophet<br />

Mohammed und Christus waren so; auch meine Natur ist<br />

wie die ihre. Sie waren so, ihre Natur die meine. Nutzen<br />

Sie dieses Wissen, assimilieren Sie es und Sie werden<br />

diese Gewohnheit verlieren, andere zu kritisieren. Krishna<br />

sagte: Wenn du das bist – wer kritisiert dann wen?<br />

Nisarga kennt keine Regeln des Betragens. Die Natur ist<br />

so und so, der Tod ist unvermeidlich. Folgen Sie also Ihrem<br />

31


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Guru und sterben Sie. Der Guru sagt, dass Sie alles seien;<br />

seien Sie es. Welches Wissen ich auch immer von mir<br />

gebe, fließt aus mir heraus – ich zitiere nichts. Was immer<br />

ich nicht aus direkter Erfahrung kenne, glaube ich nicht.<br />

Mein Wissen ist kein Wissen über Brahman oder Iswara.<br />

Brahman und Maya sind meiner Natur angeboren. Immer<br />

wenn ich keine Bedürfnisse verspürte, war dieser Zustand<br />

für mich völlig vollkommen. Sobald ich Bedürfnisse<br />

verspürte, wuchs das Verlangen und ich war<br />

unvollkommen. Der Tod ist unvermeidlich. Weshalb dann<br />

also nicht mit dem Verbleiben in den Worten des Gurus:<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> Brahman.“ sterben? Dieses „Brahman“ als ein<br />

individuelles Bewusstsein ist natürlich völlig unzureichend!<br />

Es liegt auf Ihrer Handfläche!<br />

18. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Sie schreien lauthals über Dinge, die Sie selbst<br />

nicht zu verändern vermögen. Beobachten Sie, erfreuen<br />

Sie sich, aber versuchen Sie nicht, einen Wandel in der<br />

Manifestation, so wie sie ist, herbeizuführen. Der beste<br />

Stand besteht darin, wunschlos einfach nur zu sein. Sie<br />

sprechen vom Standpunkt des Individuums aus und<br />

denken über Fragmente nach; daher stammt das Elend.<br />

Können Sie die Natur des Wassers ändern? Als<br />

unwissendes Individuum fürchten Sie den Tod und werden<br />

von ihm vernichtet. Es gibt keinen Tod, wenn Sie zu der<br />

Quelle gehen, aus der Sie gekommen sind. Mit all dem<br />

angesammelten Wissen wollen Sie dies besitzen – daher<br />

gibt es das Elend. Was auch immer Sie an Wissen<br />

angesammelt haben – lassen Sie gehen und seien Sie<br />

einfach nur. Wenn Sie alles aufgeben, werden Ihnen die<br />

Leute zu Füßen fallen; Sie werden sehen. Vom Moment des<br />

Daseins und von Beginn an ist alles einschließlich dessen,<br />

was Sie heute sind, spontan.<br />

Diese Verkleidung (ockerfarbene Robe) tragen Sie in Ihre<br />

wahren Natur mit sich herum; sie haben nichts damit zu<br />

tun. Wenn Sie einen solchen Zustand realisieren, wird alles<br />

getan sein. Nehmen Sie nicht teil, beobachten Sie die<br />

Ereignisse einfach nur ohne Anstrengung. Rajneesh,<br />

Muktananda und der ganze Rest tun nichts – alles<br />

32


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

geschieht mühelos. <strong>Ich</strong> erzähle Ihnen dies vom Standpunkt<br />

meines eigenen Verstehens aus. Es liegt in der Logik des<br />

Spiritualismus, Befriedigung zu geben; die spirituelle<br />

Unterscheidung hilft Ihnen dabei, nicht unglücklich zu sein.<br />

Als ein Individuum neigen Sie dazu zu vergleichen und<br />

werden daraufhin unglücklich. Das Eine, welches mit<br />

seinem Guru eins geworden ist, sorgt sich nicht um<br />

Schwierigkeiten.<br />

Welten werden erschaffen und zerstört – wie überlebe<br />

und beobachte ich all dieses? Nur das Eine, welches alles<br />

transzendiert, kann diese Unterscheidung haben. Ohne<br />

mein Wissen <strong>bin</strong> ich spontan aufgetaucht; alles passiert<br />

spontan. Tun Sie, was Ihnen gefällt, nachdem Sie dies<br />

realisiert haben. Sogar wenn Sie in einer Wüste sitzen<br />

sollten, wird diese zu einem heiligen Platz.<br />

Mein Guru sagte: „Die Quelle der ganzen Welt liegt auf<br />

Ihrer Handfläche; hier ist sie; Sie sind nicht dieses Dasein.“<br />

Aufgrund schierer göttlicher Vorsehung oder Glück gelingt<br />

es jemandem, dies alles zu verstehen. Dann erfreut sich<br />

im Laufe des Prozesses sein eigenes Sein an ihm und<br />

versorgt ihn mit all der Erkenntnis.<br />

Diese Krankheit des Daseins ist das Ergebnis des Chaos<br />

der fünf Elemente. Ihre eigenen Konzepte machen Sie<br />

leiden; es ist die „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“, die Sie leiden macht. Die<br />

Leute nennen mich einen Jnani, schauen Sie einfach nur<br />

mal. Der heilige Tukaram sagte: „Schaue alles mit<br />

Wertschätzung, Verehrung und ohne Verhaftung an.“ Sie<br />

unterhalten Konzepte und diese lassen Sie dann innerlich<br />

und äußerlich leiden. Können Sie durch irgendein Mittel<br />

Ihre begrenzte, manifeste Natur verändern? Die Ramas<br />

und Krishnas sind gekommen und gegangen, aber die<br />

Natur spielt mit sich selbst, ungerührt. Wenn Sie sterben,<br />

sterben Sie in der Totalität. Sie sind alles – sterben Sie<br />

darin. Wie verstehen Sie sich selbst? Es ist besser zu<br />

sagen: „<strong>Ich</strong> habe nicht verstanden“, als zu sagen: „<strong>Ich</strong><br />

verstehe alles“.<br />

Eine Wunde<br />

19. Dezember 1979<br />

33


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

<strong>Maharaj</strong>: Können Sie jemals zu Lebzeiten eine Sache<br />

zuende bringen, all die verschiedenen Studien und<br />

spirituelle Praktiken wie japa, tapa usw.? All das ist ohne<br />

Nutzen. Nur als ich meinen Guru, der jenseits des Daseins<br />

war, traf, geschah es, dass das Absolute diesen Trick im<br />

Bruchteil einer Sekunde fertigbrachte.<br />

Der Nahrungskörper ist die Essenz des Daseins. Ist<br />

dieser gegangen, ist auch das Dasein gegangen. Sie sind<br />

nicht das Dasein. Für denjenigen, der Überzeugung besitzt,<br />

gibt es keinerlei Notwendigkeit für oder Bedürfnis nach<br />

Meditation. So lange es da Meditation gibt, geht auch das<br />

Dasein weiter. In dem Buch „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> Das“ wurde die<br />

Methode aufgezeigt; wäre Maurice Frydman noch am<br />

Dasein, würde ich sie darlegen. Jetzt aber wurde das Buch<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> Das“ transzendiert – gegenwärtig habe ich keine<br />

Form und keinen Namen mehr. Halten Sie am Kennen fest,<br />

nicht an Worten. Was auch immer Sie sind – seien Sie darin<br />

mühelos, absolut ohne jede Anstrengung. Bestätigen Sie<br />

für sich das, was Sie gehört haben. Der Zuhörer und das<br />

Gehörte sind letztlich nutzlos. Die Essenz der fünf<br />

Elemente, die von den drei gunas aktiviert werden, ist das<br />

Dasein. Sobald Sie wissen, dass Sie nicht das Dasein sind,<br />

lassen Sie das Dasein sein – sie sind unberührt davon. Alle<br />

Gespräche drehen sich nur um das Dasein; es ist das<br />

Dasein, das all dieses Sprechen besorgt, nicht Sie.<br />

Nehmen Sie das Beispiel einer Bananenpflanze: Sie wird<br />

gepflanzt, sie wächst, trägt Früchte, wird kraftlos und<br />

stirbt, obgleich es da noch einige Samen der Pflanze gibt.<br />

Nachdem man 40 oder 45 Jahre alt geworden ist, nehmen<br />

die Kräfte ab, die Stärke schwindet und schließlich gibt es<br />

den Tod. Wie die Pflanze kennen wir Geburt, Kraft und<br />

dann das Vergehen. Was ist es nun, das die Gespräche<br />

abhält? Es ist dieses Geburts-Prinzip - „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, das Dasein<br />

(die zeugende Wurzel). Zum Schluss verschwindet auch<br />

dieses zeugende Bewusstseinsprinzip. Essen Sie so viel Sie<br />

wollen – dieses zeugende Bewusstseinsprinzip wird<br />

schwächer, der Körper wird schwächer. Ein toter Körper ist<br />

schwer; diese kleine Berührung (Bewusstsein) hat ihn<br />

verlassen; mit dieser Berührung bewegt er sich. Das<br />

zeugende Prinzip wird dann wiedergeboren, aber wessen<br />

Geburt ist es? Es gibt so viele Geburten und so viele<br />

34


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Formen; alles ist das Spiel des Daseins, die primäre<br />

Illusion, Humus-Maya.<br />

Alle Gespräche betreffen meinen Tod, den ich gerade<br />

erfahre. Eine tote Person wird verbrannt; weshalb noch an<br />

sie denken? Weshalb nach dem Anhören meiner<br />

Gespräche noch darüber nachdenken, denn schließlich<br />

werden wir alle fortgeschafft.<br />

Besucher: Es ist schwer, Überzeugung zu erlangen.<br />

M.: Meditieren Sie. Dasein ist die Essenz; Sie sind diese<br />

nicht. Weshalb nach Überzeugungen streben? Tot bedeutet<br />

tot – sobald einmal die „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> der Körper“-Überzeugung<br />

verschwunden ist, erinnern Sie sich dann etwa wieder<br />

daran, dass Sie „nicht der Körper“ sind? Lassen Sie den<br />

Körper schreiben, schimpfen oder sterben. Die<br />

Intellektualität bzw. die Konzeptualisierung ist sehr stark,<br />

sie hält uns in einem eisernen Griff, darin besteht das<br />

Problem. <strong>Ich</strong> habe dies erkannt; sie hat daher keine<br />

Kontrolle mehr über mich. Dieses Gespräch sollte für Sie<br />

wie eine Wunde sein, ein andauernder Schmerz; denken<br />

Sie darüber nach.<br />

<strong>Nisargadatta</strong><br />

20. Dezember 1979<br />

Nisarga bedeutet natürlich, Natur, keine Geburt und kein<br />

Tod, einfaches Dasein. In diesem Universum werden die<br />

Wesen geboren und kehren zur Natur zurück, sie gehen<br />

nirgendwo hin. Sattva, Raja und Tamas (die drei gunas)<br />

sind die Glieder der Natur; die fünf Elemente und die drei<br />

gunas sind der Natur innewohnend. Dieser Körper (deha)<br />

ist in der Natur geboren und nur Natur und nichts anderes;<br />

er ist ohne Identität.<br />

Die Welt entsteht aus Schmutz; die natürlichen<br />

physischen Emanationen verwandeln sich in herrliche,<br />

menschliche Formen. <strong>Ich</strong> unterzeichne mit NISARGADATTA<br />

– nichts als Natur; Natur selbst. Jeder Stand hat seine<br />

Grenzen, aber ich befinde mich jenseits davon; da ist nur<br />

Natur, ungeheure Natur, keine Gestalt oder Form und<br />

keine Grenzen. Wenn Sie <strong>Nisargadatta</strong> sein möchten, tun<br />

Sie nur das Eine, nämlich seien Sie im Zustand der<br />

Harmonie, der Bewusstsein ist; ein Sein in totaler<br />

35


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Harmonie; alle Rätsel werden so gelöst. Nachdem einer<br />

dieses Zustand akzeptiert hat (die Erkenntnis seines<br />

eigenen, einfachen Seins), können viele Dinge passieren.<br />

Manche erlangen langes Dasein, andere erhalten Einblicke<br />

in das, was man normalerweise Himmel nennt. Dieser<br />

Zustand (Dasein) erzeugt aus sich selbst heraus Himmel.<br />

Das Dasein ist die Ursache und der Gott aller Manifestation<br />

– Vishnu, Ishwara. Wenn dieser Nahrungskörper<br />

verschwindet, verschwindet auch dieses Dasein. In der<br />

Natur (<strong>Nisargadatta</strong>) gibt es Millionen von Jahren und<br />

Dasein; was ist mit ihnen geschehen? Was tun sie?<br />

Reinkarnation und der ganze Rest sind nur Konzepte, um<br />

sich die Zeit zu vertreiben.<br />

Es gibt Millionen von Fischen – können Sie für diese<br />

kundalini haben? Aufgrund von Identifikation haben wir<br />

Schwierigkeiten erschaffen. Fische habe keine<br />

Schwierigkeiten, da sie keine Identität haben; die Konzepte<br />

sind nur dafür gut, sich die Zeit zu vertreiben. Jeder will,<br />

wenn er lebt, Dinge haben. Wir wollen dies und das tun.<br />

Nach dem Tod, wenn der Atem aufgehört hat, wenn das<br />

Bewusstsein fort ist – was ist von einem selbst übrig<br />

geblieben? Die Natur kennt kein Ende von etwas, keinen<br />

Anfang. Alle Konzepte sind nur Augenblicke im<br />

Bewusstsein. Man betrachtet sich selbst als ein Individuum<br />

und leidet dann daran.<br />

Worin besteht der Prozess der Meditation? <strong>Ich</strong> und das<br />

Universum sind eins; dieses Konzept ist dasselbe wie<br />

Verstand und Atem; kein Atem – kein Verstand. Kann ich<br />

dann noch sagen, dass ich etwas will? Sagen Sie mir<br />

daher, was genau Sie in der Meditation tun.<br />

Besucher: Nichts zu erwarten oder zu versuchen, eins<br />

mit Ramana zu sein. Worin besteht die Wirkung der<br />

Meditation?<br />

M.: Was haben Sie nach dem Lesen von Büchern selber<br />

für sich selbst und über sich selbst herausgefunden? Sie<br />

können alles mögliche tun; was Sie im Moment sind, ist<br />

Bewusstsein; das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist Ihr einziges Kapital. <strong>Ich</strong> hatte<br />

vorhin Milch getrunken. Wegen der in der Milch<br />

enthaltenen Kraft sitze ich nun hier und rede; die Milch<br />

hält das Dasein aufrecht. Hänge ich daher nicht von der<br />

Essenz der Nahrung ab? Wenn Wissen nicht von der<br />

36


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Nahrung gefüttert wird, verschwindet der Atem und das<br />

Bewusstsein verschwindet ebenfalls. Wenn die<br />

Versorgungsleitung gekappt wird – wer sind „Sie“ dann?<br />

Wie flüchtig ist Dasein? Gleichzeitig ist das Dasein der Gott<br />

des Universums. Seien Sie daher die ganze Zeit über mit<br />

dem Herrn der Manifestation und alle ihre Probleme und<br />

Fragen werden geklärt. Machen Sie sich dieses Wissen,<br />

nämlich das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ Wahrnehmung möglich macht, zu<br />

eigen. Was auch immer Sie tun wollen, tun Sie einfach nur<br />

das, und Sie werden alles haben. Im Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist<br />

das gesamte Universum enthalten. Das Bewusstsein ist<br />

der Gott der Manifestation. Es ist nur aufgrund des<br />

Körpers, dass wir dieses Bewusstsein als ein körperliches<br />

Prinzip betrachten.<br />

Dieser mein Körper ist tot; selber werde ich niemals den<br />

Tod kennen oder wissen, das ich einmal war. All dieses<br />

Wissen bietet großartige Möglichkeiten, aber sobald es<br />

einmal erworben ist, wird es nutzlos. Akzeptieren Sie das;<br />

seien Sie mit Ihrem Dasein. Es gibt keinen Grund, etwas<br />

aufzugeben; fahren Sie einfach nur mit ihren Tätigkeiten<br />

fort, aber behalten Sie dieses (das Dasein) beständig in<br />

Ihrem Geist. Eine Mädchen wird älter, heiratet und gibt<br />

ihre alten Freundschaften auf, aber all dies geschieht,<br />

wenn es älter wird. Sie ist das Resultat ihrer Eltern; ist<br />

dualitäts(dvaita)-geboren; ist ein „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ auf der Suche<br />

nach einem Gemahl; Dualität (dvaita) also. Was auch<br />

immer Sie genießen, wird Sie nicht befriedigen, so lange<br />

es da das Dasein gibt. Worin besteht der Kern des Ganzen?<br />

Wie lange brauchen Sie den Anderen? Wir stimmen in<br />

einer Sache überein, nämlich dass das Dasein, das Produkt<br />

der Dualität, göttlich ist (insofern, als es zur Nondualität –<br />

Advaita – zurückführt). Seien Sie an sich selbst<br />

hingegeben; „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> Das“ (Atman); seien Sie eins mit<br />

Ihrem Dasein – nur dann kann Erkenntnis gedeihen. Der<br />

Mann und die Frau vereinigen sich für einige Momente und<br />

alle Leiden beginnen – weshalb? Nur um ihr Dasein<br />

aufrechtzuerhalten. Die Materie (das Sperma) ist winzig,<br />

aber das Problem riesig; nur ein Tropfen des Samens<br />

erzeugt die Wurzel allen Übels.<br />

B.: Meinen Sie nicht, <strong>Maharaj</strong>, dass aus unserem Treffen<br />

etwas Gutes herauskommen sollte?<br />

37


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Verwirklichung hat keine Farbe, keine Gestalt; Ihre<br />

wahre Identität hat keine Farbe, keine Gestalt. Dieses<br />

Prinzip wird vom Verstand nicht verstanden. Aufgrund der<br />

fünf Elemente leidet die Schöpfung. Ohne die<br />

Einverleibung der Nahrung existiert die Möglichkeit nicht,<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ zu sagen; aus der Essenz der Erde heraus sprießt<br />

die Vegetation, und aus diesem heraus sprießt das „<strong>Ich</strong><br />

<strong>bin</strong>“. Realisieren Sie dies ohne Ihr Augenlicht und ohne den<br />

Intellekt. Dieses Prinzip weint, lacht und genießt gern, aber<br />

Sie sind nicht das – erkennen Sie dies einfach nur. Werden<br />

Sie eins mit dem „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ - dann können Sie es<br />

transzendieren, dann ist „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> das Absolute“ nicht das<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“.<br />

Betrachten Sie es (“<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>”) als Schicksal<br />

22. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ führt Sie von der Realität weg.<br />

Um erkennen zu können, dürfen Sie den Körper nicht für<br />

sich selbst halten – kein Körper, kein Name. Versuchen Sie<br />

einfach nur zu sein – das ist Ihre wahres Selbst. Wenn Sie<br />

in diesem Moment einmal sich selbst nicht als Körper und<br />

Name betrachten – können Sie sich dann noch<br />

beschreiben? Dieser Körper ist aufgrund der fünf Elemente<br />

da. Es sind die Worte, die strömen, und Sie sagen dann:<br />

„mein Verstand“. Dieser Körper und der Verstand sind<br />

nicht Sie; das ist aufgrund der fünf Elemente, der drei<br />

gunas und Purusha und Prakriti. Zusammen sind es zehn,<br />

und mit dem Auftauchen dieser Zehn entsteht auch Ihr<br />

Dasein, das Wissen, dass „Sie sind“, aber sie sind nicht<br />

diese Zehn. Die fünf Elemente machen den Körper aus,<br />

während die drei gunas die Aktivität ermöglichen. Wenn<br />

Sie wissen, dass sie existieren und von ihnen getrennt<br />

sind, verlieren Sie Körper und Verstand.<br />

Besucher: Wenn da kein Körper und Verstand mehr ist,<br />

ist man dann alles?<br />

M.: Sich selbst für die „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“ (als individuelles<br />

Wesen) zu halten bedeutet Elend; ist dies dann fort, sind<br />

Sie allesdurchdringend und nicht auf den Körper<br />

beschränkt.<br />

38


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Ist keine Mühe nötig, um dies zu verstehen?<br />

M.: Keine Mühe. Jedoch können Sie aufgrund Ihrer<br />

Neigungen nicht ohne Bemühung sein. Wo ist Bemühung<br />

erforderlich? Sie wissen, dass „Sie sind“. Sie nehmen<br />

Nahrung zur Erhaltung des Körpers und seiner Aktivitäten<br />

zu sich und gelangen daher zu dem Wissen, dass „ich <strong>bin</strong>“<br />

das Elend ist. Der Ernährungszyklus geht jedoch immer<br />

weiter und damit unbewusst auch seine Wirkung, auch<br />

wenn Sie dies vielleicht nicht wollen. Dieses Dasein ist<br />

aufgrund der fünf Elemente da – Sie haben darüber keine<br />

Kontrolle, obwohl Sie Nahrung zu sich nehmen, um „zu<br />

sein“. Das Dasein entsteht spontan und geht auch<br />

spontan. Sie schützen es jedoch und daher fährt es fort zu<br />

sein. Wie ist dieses Dasein aufgetaucht? Dies hier ist<br />

unbewusst aufgetaucht – haben Sie etwa irgendeine<br />

Anstrengung dazu unternommen? Was sind Sie demnach?<br />

Wegen der fünf Elemente wissen Sie, dass „Sie sind“; ohne<br />

sie sind Sie nicht. Was sind Sie also? Nehmen Sie sich für<br />

den Moment für das Dasein; trennen Sie es nicht von der<br />

Welt. Sie, das Dasein und die Welt sind eins, aber Sie sind<br />

nicht der Körper – Sie sind da aufgrund Ihres Daseins<br />

(sattva). Wenn dieses geht, geht die Welt.<br />

B.: Habe ich die Welt erschaffen?<br />

M.: Ja, so unbewusst, wie Sie sie erschaffen haben, so<br />

unbewusst und mühelos wird sie gehen; beides ist<br />

simultan – mit dem Dasein gibt es auch die Welt. Dieses<br />

Dasein selbst ist der „Bhagvan“, der Gott. Weshalb wollen<br />

Sie sich bemühen? Weshalb? Es ist wegen Maya, der<br />

primären Illusion. Ihre Liebe für sich selbst ist Maya und<br />

folglich sind es auch alle Aktivitäten. Die Tätigkeiten finden<br />

nur deshalb statt, weil Sie wissen, dass „Sie sind“ - das ist<br />

in sich selbst Maya, Selbstliebe.<br />

B.: Was ist der Unterschied zwischen den Aktivitäten<br />

eines unwissenden Menschen und denen des Weisen?<br />

M.: Im Falle des Unwissenden ist der motivierende Faktor<br />

die Selbstliebe, während es im Falle des Jnani in<br />

Abwesenheit der Selbstliebe, von Maya oder der<br />

Wahrnehmung des „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ keine Welt gibt. Der Jnani, der<br />

die Realität kennt, sieht die Welt als eine zwecklose<br />

Illusion, das ist alles. Für einen Jnani hat Wissen keine<br />

Form und keinen Namen, während der Unwissende sich<br />

39


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

selbst als real betrachtet. Es ist wegen Ihres Wissens, dass<br />

sämtliche Aktivitäten und alles Leiden geschehen. Alles<br />

Leiden entsteht aus der Selbstliebe. Sie lieben sich selbst –<br />

machen Sie daher Hatha Yoga.<br />

B.: Leidet ein Jnani?<br />

M.: Ein Jnani hat weder Name noch Form – wer sollte<br />

derjenige sein, der leidet? Selbstliebe ist spontan; Sie<br />

können sie nicht kontrollieren, und doch tun Sie alles für<br />

sie. Wie sind Sie in diese Welt gekommen? Es geschah<br />

aufgrund der Selbstliebe, sie können Sie nicht vermeiden.<br />

Sie glauben vielleicht der Täter zu sein, aber Sie sind es<br />

nicht.<br />

B.: In Wahrheit leide ich nicht. Leide ich dann also, weil<br />

es nur denke?<br />

M.: Ja, Sie leiden nicht, Sie denken es nur. So lange es da<br />

die primäre Illusion gibt, die Selbstliebe bzw. Maya, können<br />

Sie sie nicht vermeiden. Schmerzen und Vergnügen gibt es<br />

aufgrund des Daseins. Haben Sie sie, wenn dieses fort ist?<br />

Alle Erfahrung ist da aufgrund des Daseins; es tut, was<br />

immer ihm beliebt zu tun; es kommt und geht spontan.<br />

B.: Es gibt keine Kontrolle über das Leiden?<br />

M.: Nein, so lange Sie sich selbst für den Körper halten.<br />

B.: Aber ich habe keine Kontrolle über ihn.<br />

M.: Wenn Sie wissen, dass Sie nicht der Körper sind,<br />

werden Sie nicht mehr leiden.<br />

B.: <strong>Ich</strong> werde nicht mehr leiden, aber werden die<br />

Tätigkeiten weitergehen?<br />

M.: Die Tätigkeiten sind nicht die Ihren, sondern die der<br />

fünf Elemente. Sogar die Manifestation des „Sie sind“<br />

entsteht aufgrund dessen.<br />

B.: Auch Unwissenheit ist eine Ursache der fünf<br />

Elemente – welche Kontrolle habe ich dann also? Wie<br />

werde ich die Unwissenheit los?<br />

M.: Versuchen Sie sie nicht loszuwerden – verstehen Sie<br />

sie, und sie wird gehen. Alles wird spontan sein, sobald Sie<br />

den Drang haben, mit sich selbst zu sein. Sogar der Drang,<br />

40


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

die Unwissenheit zu verstehen, sollte spontan entstehen.<br />

Auch der Drang, hierher zu kommen, ist spontan, obwohl<br />

Sie denken, Sie seien aus eigenen Antrieb hierher<br />

gekommen. Sie werden spontan verstehen, dass Sie das<br />

Absolute sind – daran besteht kein Zweifel.<br />

B.: All dies ist Unwissenheit und alles ist spontan. Aber<br />

um dies zu verstehen, ist doch gewiss Anstrengung<br />

erforderlich?<br />

M.: Der Drang, hierher zu kommen, ist spontan. Es hat<br />

sie hierher gezogen, obwohl Sie vielleicht denken, Sie<br />

hätten es selber getan. Was ist hier also passiert? Alle<br />

diese Gespräche klingeln in Ihnen; daher sagen Sie: „<strong>Ich</strong><br />

habe verstanden“.<br />

B.: Muss ich nicht Anstrengungen unternehmen, um die<br />

Unwissenheit loszuwerden?<br />

M.: Jedenfalls haben Sie das „Sie sind“ - Sie sind nicht,<br />

wofür Sie sich selbst halten, Sie sind alldurchdringend.<br />

B.: <strong>Ich</strong> muss doch eine Rolle darin spielen. Worin besteht<br />

sie?<br />

M.: Nur darin, davon überzeugt zu sein, dass Sie nichts<br />

tun können, wobei Ihre Natur so ist, dass Sie zwar keine<br />

Wahl haben, aber mit den Tätigkeiten fortfahren werden.<br />

B.: Besitzen Weise Dasein?<br />

M.: Nein.<br />

B.: Was können sie dann für andere tun, wenn sie nicht<br />

wissen, dass sie da sind?<br />

M.: Können „Sie“ irgendetwas tun?<br />

B.: So ist also das Dasein mein Leiden.<br />

M.: Ja. Verehren Sie das Dasein, welches nichts als<br />

Leiden ist. Verehren Sie das Elend und es wird weniger und<br />

weniger werden. Es wird Ihnen auch dabei helfen, das<br />

Elend loszuwerden. Dieses „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist selbst ein Elend.<br />

Machen Sie daraus, was Sie wollen. Wenn Sie möchten,<br />

können Sie es als Prarabhda (Schicksal) betrachten.<br />

B.: Kennt <strong>Maharaj</strong> das Empfinden von „ich liebe“?<br />

41


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: <strong>Ich</strong> brauche es nicht. Liebe ist allesdurchdringend,<br />

die ganze Welt ist Ausdruck von „ich liebe“ („<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“),<br />

aber wer ist derjenige, der liebt? Es ist die Liebe selbst.<br />

Weil es kein „ich“ gibt, gibt es auch kein „ich liebe“.<br />

Derjenige, der noch eine Persönlichkeit hat, kann<br />

festgehalten werden, aber ich <strong>bin</strong> allesdurchdringend – wie<br />

könnte man mich festhalten? Diese Einheit, die geboren<br />

wurde, muss auf Wissen bestehen – andernfalls können Sie<br />

sie nicht haben. Sie stellen Fragen, aber was immer ich<br />

weiß, wissen Sie ebenfalls. Seit wann ist das Dasein da?<br />

Haben Sie mal darauf geachtet? Die Leute suchen nach<br />

diesem Wissen, gehen aber nicht zur Quelle, von der aus<br />

es begonnen hat. Sie sollten dahin gehen und schauen,<br />

wie es passiert ist – gehen Sie zum Anfang, um das Ende<br />

zu verstehen. Was wäre ein Beispiel Ihres Wissens?<br />

B.: Das Wissen über die Welt.<br />

M.: Meine Erfahrung ist so, als stünde mein Körper in<br />

Flammen. Es geht ihm nicht gut; daher der Doktor. Der<br />

Doktor will verstehen, aber was? Ist es etwa besser, zu<br />

erfahren, wie es vor sich geht? Ist es eine Qualität? Ist es<br />

wegen der Selbsterkenntnis? Sie können sagen was Sie<br />

möchten, aber ich fühle immer noch keinen Schmerz. <strong>Ich</strong><br />

habe nicht genügend Kraft, um mich aufzusetzen, aber<br />

wenn ich mich aufsetze, rede ich; ich habe keinen Wunsch<br />

nach irgendetwas. Nur Krishna sagte: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> alles“; mein<br />

Dasein meint alles. Krishna sagte, was du siehst, <strong>bin</strong> ich<br />

selbst; verehre das, weil alles meine Form ist.<br />

Yogis, die ein langes Dasein anstrebten, litten aufgrund<br />

von Konzepten. Was konnten sie schon gegen Erschaffung<br />

und Zerstörung tun? Alle Aktivitäten geschehen aufgrund<br />

der fünf Elemente; welche Kontrolle könnte man über sie<br />

ausüben? Einige meinen, dass sie in der nächsten Geburt<br />

zurückkehren werden. <strong>Ich</strong> sage so etwas nicht. Was auch<br />

immer Sie sehen, <strong>bin</strong> ich selbst. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> immer da. Das<br />

Dasein ist da aufgrund des Spiels der fünf Elemente;<br />

Dasein ist selbst ein Elend. Im Reich des Bewusstseins gibt<br />

es keine Regeln – die Armen werden reich und die Reichen<br />

arm; man kann nichts machen.<br />

42


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Der Verstand kann Sie nicht erklären<br />

24. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Der Eine, der weiß (keine Eigenschaften<br />

besitzt), ist Parabhrahman.<br />

Besucher: Erscheint ein Licht, wenn man Brahman<br />

kennt?<br />

M.: Vor dem Erblicken eines Lichts sind Sie da.<br />

B.: Worin besteht die Qualität der gunas? Sind sie sattva<br />

– Bezeugen, rajas – Aktivität, tamas – ich habe die Aktivität<br />

ausgeübt?<br />

M.: Alles sind Namen für sattva, weil Sie aufgrund ihrer<br />

sind. Sattva ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, rajas die Neigung zu Tätigkeit<br />

oder Arbeit und tamas, wenn man sich sagt „ich habe dies<br />

getan“. Alle drei besitzen keine Form, sie sind formlos. Die<br />

ganze Zeit über haben Sie sich selbst als das eine oder<br />

andere angesehen, aber dies dauert nicht an, Name und<br />

Form gehen irgendwann. Sie sind das Wesen, welches den<br />

Körper verlassen wird; Sie sind nicht der Körper, wofür<br />

auch immer Sie sich selbst halten mögen.<br />

B.: Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist zeitgebunden, während das, was wir<br />

wirklich sind, ewig ist.<br />

M.: Ihr Dasein ist die Flamme – kein Gas, keine Flamme.<br />

Das Wissen um das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist da wegen der Nahrung;<br />

„ich <strong>bin</strong> so oder anders“ (im Aussehen usw.). Nichts bleibt<br />

bei Ihnen, sogar Ihre Erinnerung wird ausfallen. Was sind<br />

Sie dann? Als was auch immer Sie sich gegenwärtig<br />

ansehen, Sie sind dies nicht. Wenn man sich für etwas<br />

hält, erwartet man sich davon dauerhaftes Glück, wie etwa<br />

ein junger Mann zu sein usw. Versuchen Sie es<br />

festzuhalten – es geht nicht! Das Dasein ist das Ergebnis<br />

von sattva, aber wenn Sie älter geworden sind,<br />

verschwindet auch sattva.<br />

B.: Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist zeitgebunden, es erschafft die Zeit.<br />

Gibt es einen Unterschied zwischen der chronologischen<br />

und der psychologischen Zeit?<br />

M.: Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ bzw. das Dasein ist gleichzusetzen mit<br />

der Zeit, der Sonne; sie sind eins. Das Dasein ist die Sonne<br />

des Wissens – es ist selbst Zeit oder Sonne.<br />

43


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Die chronologische und die psychologische Zeit („<strong>Ich</strong><br />

<strong>bin</strong>“) sind also eins?<br />

M.: Es gibt keinen Unterschied. Sie haben Erinnerungen<br />

an den Körper – ich nicht. „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> der Körper“ - darin<br />

besteht Ihre Erinnerung. Die Körpererinnerung ist der<br />

Zuckerguss des Glücks, der sich schließlich als<br />

schmerzhaft erweist.<br />

B.: Ist der Unterschied zwischen der chronologischen<br />

und der psychologischen Zeit, so wie ich ihn sehe, richtig<br />

so?<br />

M.: Wenn Sie nicht wären, wo wären dann die Sonne und<br />

die aus ihr abgeleitete Zeit? Erkennen Sie, dass dieses<br />

gesamte Universum bzw. die Manifestation die Haut und<br />

die Zuflucht Ihres Daseins sind, die Haut Ihres<br />

Beleuchtetseins. Sämtliche Manifestation ist Ihr Ausdruck;<br />

„Sie sind“.<br />

B.: Die Wahrheit über das, was ist, wird durch<br />

vergangene Erinnerungen verdunkelt.<br />

M.: Was meinen Sie mit „vergangenen Erinnerungen“?<br />

B.: Wenn Sie sind, dann entsteht da die Frage über die<br />

Vergangenheit.<br />

M.: Zwischen Ihnen („<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>-heit“) und dem<br />

Bewusstsein – welche Beziehung existiert da?<br />

B.: Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ variiert von Zeit zu Zeit; es gibt<br />

angenehme und unangenehme Gefühle usw.<br />

M.: Es gibt keinen Unterschied in den Arten der „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>heit“.<br />

<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> jetzt müde und war davor bei guter<br />

Gesundheit, aber der gemeinsame Faktor ist das Dasein,<br />

der sich nicht verändert hat. Alles ist Illusion, das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“<br />

ist Wissen, aber es ist ebenfalls eine Illusion, sagen Sie,<br />

was Sie wollen! Nichts bleibt außer dem Wissen „Sie sind“.<br />

Sie glauben, dass die Welt ohne Ihr Dasein existiere. Ihre<br />

Welt kam mit Ihrer Ankunft, nicht früher. Wenn Sie nicht<br />

mehr sind, ist auch Ihre Welt nicht mehr. Ein Jnani lebt<br />

zufrieden in der Ewigkeit. Das Dasein ist der Same der<br />

Manifestation. Der Unwissende denkt: Da war diese Welt<br />

und ich <strong>bin</strong> ein Fragment in ihr, aber der Jnani weiß, dass<br />

sie eine Schöpfung des Daseins ist. Ihre manifestierte Welt<br />

44


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

bedeutet: „Sie sind“, und „Sie sind“ bedeutet Ihre<br />

manifestierte Welt. Dasein bedeutet die Selbsterkenntnis<br />

des „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ - kein Name, kein Löwe. Die Welt kann nicht<br />

vor Ihrem Dasein da sein. Sobald sich ihr eigenes Dasein<br />

manifestiert, gibt es die Welt.<br />

Sie versuchen meine Erklärungen zu interpretieren; Sie<br />

assimilieren nicht, was ich sage. Setzen Sie sich; Sie haben<br />

so viele Neigungen und Vorlieben. Nur selten verbleibt<br />

einmal jemand in der Botschaft „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ - alle werden vom<br />

Verstand fortgetragen.<br />

B.: Darin besteht die menschliche Natur.<br />

M.: Die primäre Botschaft oder vritti (verstandesmäßige<br />

Neigung) ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“; der Strom der Worte ist im<br />

Innern, ist Verstand, eine Bewegung im Kopf.<br />

B.: Man lässt sich forttragen.<br />

M.: Halten Sie daran fest, dass der Verstand Sie nicht<br />

erklären kann. Was der Verstand sagt, sind nicht Sie.<br />

Lassen Sie sich nichts vom Verstand vormachen; Sie sind<br />

nicht der Verstand. Der Verstand fährt mit Ihnen Schlitten;<br />

Sie haben das Empfinden, eine Fahrt zu machen. Ihre<br />

Verstandesneigungen wollen sich vergnügen; Sie sagen:<br />

<strong>Ich</strong> möchte Vergnügen.<br />

B.: Funktioniert der dienende Verstand als „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“?<br />

M.: Worin besteht für Sie die Notwendigkeit des<br />

Verstandes?<br />

B.: Um mein Diener zu sein.<br />

M.: Haben Sie im Tiefschlaf den Verstand gebraucht?<br />

B.: Was ist „wach sein“?<br />

M.: „Nicht wach zu sein“ bedeutet wahres Wachen. Gibt<br />

es ein wirkliches und unwirkliches Wachen?<br />

B.: Mit „Wachen“ meine ich Sie, wie Sie sind – als das<br />

Absolute.<br />

M.: Bei aller Bemühung welcher Art auch immer – Sie<br />

sind. Mit Bemühung verursachen Sie eine Erregung; das ist<br />

der Grund, weshalb Sie nicht Ihr natürliches „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ sein<br />

können.<br />

45


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Gibt es einen Unterschied zwischen Beobachten und<br />

Analysieren?<br />

M.: Das Gespräch über mich ist das Gespräch über Sie.<br />

Lassen Sie irgendeinen Würdigen nach den Sternen greifen<br />

– es ist immer zeitgebunden. Nach den Sternen! Es ist<br />

lediglich ein Ablauf der Zeit. Zeit bedeutet Sonne – die<br />

Welt ist deswegen da, wegen des Daseins. Die Summe<br />

unter dem Strich bedeutet „Sie sind“ - nur Dasein. Wenn<br />

das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ verschwindet, wird auch die Welt<br />

ausgelöscht. Nivritti – keine Botschaft „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ mehr. Von<br />

Natur aus ist Ihr Zustand ursprünglich und primär der des<br />

Nicht-Daseins, und zufällig gibt es dann da das Dasein.<br />

Wenn Sie nicht im Dasein wohnen, dann sind Sie im<br />

Körper-Verstand. Gegenwärtig sind alle auftauchenden<br />

Ideen Ihr Wissen. Es gibt keine Notwendigkeit, mehr<br />

Befähigungen zu erlernen. Lassen Sie das, was da auch<br />

immer sein mag, sein; leben Sie einfach nur in diesem<br />

Dasein des Daseins. Was immer ich auch zu sagen haben,<br />

hat nur mit mir zu tun, nicht mit der Gesellschaft oder den<br />

Leuten. Dieses Wissen ist für mich selbst. Falls Sie es<br />

weitergeben möchten, sind Sie eingeladen, es zu tun unter<br />

der Voraussetzung, dass Sie es ertragen können. Im<br />

Moment hören Sie nur zu, Sie assimilieren es nicht auf<br />

einmal. Seien Sie daher einfach nur. Trotz alledem laufen<br />

Sie umher und beschäftigen Ihren Verstand mit seinen<br />

Anhaftungen. Das Problem besteht darin, dass Sie diesen<br />

Hunger des Verstandes erzeugt haben, Ihren Hunger. Sie<br />

behaupten jedenfalls, er sei der Ihre. Verstehen Sie diesen<br />

und Ihr Verstand wird Ruhe geben. Der Verstand brennt<br />

darauf, neue Länder und Städte zu entdecken, und Sie<br />

sind daran gewöhnt, ihm nachzugeben. Aber von heute ab<br />

wird das, was der Verstand sagt, mich nicht länger<br />

beschäftigen – denken Sie so und machen Sie daraus eine<br />

neue Gewohnheit. Der Verstand wird dann still werden,<br />

und Sie werden dann bei sich selbst sein wollen. Dann gibt<br />

es wieder Gedanken im Verstand und Sie werden wieder<br />

sein Garn zu spinnen beginnen; geben Sie ihm dann zu<br />

verstehen, dass er gehen soll. Sogar wenn Sie essen,<br />

denken Sie an andere; Sie essen vielleicht Delikatessen,<br />

merken es aber nicht. Viele sitzen in der Meditation, aber<br />

dann kommen die Ideen und sie versuchen diese zu<br />

bekämpfen. Es passiert, weil Sie so fest mit dem Körper<br />

identifiziert sind.<br />

46


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Was soll ich also tun? Mich selbst daran erinnern,<br />

dass ich keinen Körper-Verstand habe?<br />

M.: Ist es nötig Sie daran zu erinnern, dass Sie hier<br />

sitzen? Machen Sie daraus eine Praktik – entwickeln Sie es<br />

nach und nach weiter; kein Körper, kein Verstand.<br />

Herrschaft des Daseins<br />

25. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Wenn Sie diese Erkenntnis erlangen, müssen<br />

Ihre Identität, Kaste, Glaubensbekenntnis und der ganze<br />

Rest gehen. Diese Wirklichkeit, Ihr Dasein, lässt die Welt<br />

entstehen.<br />

Besucher: Kenne, was du nicht bist, und es bleibt übrig,<br />

was du kennst.<br />

M.: Was meinen Sie mit „Negation“?<br />

B.: <strong>Ich</strong> glaube, dass ich mich selbst sehe; ich sehe die<br />

Unwahrheit dessen. Negation wird es dadurch, dass man<br />

das Falsche als falsch erkennt.<br />

M.: Sie haben die Worte des Guru verstanden. Verstehen<br />

Sie das Dasein, verstehen Sie, dass die Welt in Ergebnis<br />

Ihres Daseins ist. Seien Sie durch dieses Verständnis<br />

Ishwara; meditieren Sie darüber, Ishwara zu sein.<br />

B.: Worin bestehen die Hilfestellungen?<br />

M.: <strong>Ich</strong> habe es Ihnen schon gesagt – Sie sind Ishwara.<br />

Sie brauchen die Überzeugung, dass „ich Das <strong>bin</strong>“; eine<br />

mentale Entschlossenheit. Mit dem Auftauchen des<br />

Wissens um „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ erscheinen der Raum und die fünf<br />

Elemente, es ist Ihr Dasein, das sie entstehen lässt – erst<br />

das Dasein, dann all das andere. Die Spiritualität, die Sie<br />

um sich herum erblicken, ist schlichte Aktivität, bloße<br />

Unterhaltung. Spiritualität besteht darin zu wissen, dass<br />

das Dasein der Vater der fünf Elemente ist. Die Beziehung<br />

zwischen dem Dasein und der Welt ist diejenige zwischen<br />

Eltern und Familie. Jemand stirbt mit der Überzeugung,<br />

dass die ganze Welt sein Sein sei – was geschieht dann?<br />

Die Konzepte von Mann und Frau bleiben, und Sie werden<br />

darin sterben. Schließlich sind Sie nicht einmal das Dasein.<br />

47


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Wenn Sie sich damit identifizieren und in darin festigen,<br />

sind Sie nicht einmal das. In der Erkenntnis des Jnani (bzw.<br />

des Absoluten) ist die Welt nur ein Schauspiel. Der Jnani<br />

befindet sich jenseits des Wissens „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“.<br />

B.: Was auch immer beobachtet wird, ist nicht wirklich;<br />

was immer ich denke, <strong>bin</strong> nicht ich selbst; das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“<br />

muss reines Bewusstsein sein.<br />

M.: Mit der Hilfe des Daseins – ein Guckloch – können Sie<br />

vom Grashalm aufwärts bis zu Brahman blicken. Das<br />

Dasein aber kann das Absolute nicht verstehen, da dieses<br />

jenseits von Sein und Nicht-Sein ist. Das Dasein und das<br />

Absolute sind nicht Bestandteile derselben Sache als<br />

solche, sie sind unberührbar. Achtsamkeit ist der Prozess<br />

des Entladens des Behälters und des Neuladens mit<br />

Erkenntnis, aber nicht mit Erkenntnis über das Unbekannte<br />

(das Absolute). Das Absolute kennt sich selbst nicht.<br />

Werden Sie einfach nur alle Konzepte los. All diese<br />

Informationen oder Fähigkeiten haben Sie seit Ihrer<br />

Kindheit erworben – was ist die Grundlage der Erinnerung?<br />

Verstehen Sie das Dasein, aber anstelle dessen lassen Sie<br />

sich von Konzepten und Erinnerungen fesseln.<br />

Sie sind immer nur Das – vor all dem (Konzepte und<br />

Erinnerungen) ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“; wenn Sie weiter<br />

zurückgehen, ist da das Absolute. Die meisten Leute aber<br />

sterben mit Erinnerungen und Konzepten. Wer versteht<br />

schon, dass die Erinnerung heute nicht mehr funktioniert?<br />

Es ist die Erkenntnis des „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“. Geben Sie sich dem<br />

Dasein hin, aus ihm kommen alle diese Bewegungen.<br />

Gehen Sie zur Quelle der Bewegung, die das Dasein ist.<br />

Hämmern Sie sich selbst ein, dass Ihr eigenes Dasein der<br />

Ursprung der gesamten Manifestation ist. Das Dasein hilft<br />

Ihnen dabei, in sich selbst zu verbleiben. Das Dasein<br />

wiederum wird vom Höchsten (das Absolute) beobachtet,<br />

das keine Sinne und keine Augen hat, sondern nur<br />

bezeugt, was geschieht. <strong>Ich</strong> führe Sie zu Ihrem eigenen<br />

Dasein hin. Die erste Stufe besteht darin, über das Dasein<br />

zu meditieren, darin zu verbleiben.<br />

(Anmerkung: <strong>Maharaj</strong>s' Zustand ist der des Bezeugens<br />

des Daseins vom Standpunkt des Absoluten aus. Dies ist<br />

der Zustand eines, der das Dasein erkannt und<br />

transzendiert hat.)<br />

48


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Sollte man sich ständig daran erinnern?<br />

M.: Behalten Sie es einfach nur in Erinnerung. Es ist<br />

nutzlos, solange Sie nicht Das sind.<br />

B.: <strong>Ich</strong> fühle mich verloren in meinen Tätigkeiten, ich<br />

brauche die ständige Erinnerung.<br />

M.: Gehen Sie vorwärts (in den Tätigkeiten), um sich<br />

zurückzuziehen? Wo sollte die Frage des Rückzugs<br />

auftauchen, da Sie schon Ihr wahres Selbst sind? Was ist<br />

der Nutzen von Nahrung? Sie erhält den Körper. Um sich<br />

selbst zu erhalten, benutzen Sie ein Mantra. Was bedeutet<br />

das? Wenn Sie dahingehen, werden Sie verstehen, nicht<br />

jetzt. In einem fremden Land sagt man Ihnen, dass<br />

Bombays Uferzeile gekrümmt ist – wie verstehen Sie das<br />

dann?<br />

Alle hören zu, aber nur wenige praktizieren<br />

26. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Benutzen Sie das Denken, um das Denken<br />

loszuwerden.<br />

Besucher: Soll ich also beiseitetreten und zuschauen,<br />

wie sie kommen und wissen, dass ich nicht sie <strong>bin</strong>?<br />

M.: Wie ich manchen Leuten, die hierherkommen, sage:<br />

„Gehen Sie“, so tun Sie es bei den Gedanken. Manche sind<br />

nutzlos. Schicken Sie sie weg und behalten Sie nur die<br />

nützlichen. Wenn Sie versehentlich angerufen werden,<br />

teilen Sie dies dem Anrufer mit und legen auf. Unterhalten<br />

Sie auf die gleiche Weise keine unerwünschten Gedanken.<br />

Unterhalten Sie sie nicht, aber achten Sie auf sie. Machen<br />

Sie daraus eine Gewohnheit. Weisen Sie unerwünschte<br />

Gedanken zurück, indem Sie ihnen ihre Aufmerksamkeit<br />

schenken; so wird das dann schließlich ganz natürlich. Seit<br />

seiner Kindheit watet der Körper-Verstand in<br />

unerwünschten Gedanken.<br />

B.: Man nimmt gute Gewohnheiten an?<br />

M.: Diese Information geben andere „Jnanis“ nicht – sie<br />

erzeugen Verwirrung, indem sie sagen, dass Ihr Verstand<br />

dies oder das sei.<br />

49


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Sollte man die negativen Gedanken durch positive<br />

ersetzen?<br />

Ja. Nehmen wir an, sie haben den Gedanken: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong><br />

keine Person“. Ersetzen Sie diesen durch „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> formlos“.<br />

Wann immer ein Gedanke auftaucht, entsteht im Verstand<br />

das Geschwätz.<br />

B.: Ja.<br />

M.: Schicken Sie die Gedanken also weg.<br />

B.: Gedanken implizieren den Körper.<br />

M.: Sagen Sie stattdessen lieber, dass es eine<br />

Auswirkung auf sattva hat. Das Beste ist, ohne Gedanken<br />

zu sein. Falls dies nicht möglich ist, singen Sie ein Mantra.<br />

Es wird sich über die fünf vitalen Winde überall im Körper<br />

verteilen. Ein Sadhu besitzt keine Neigungen oder<br />

Anhaftungen; seine Individualität hat sich aufgelöst.<br />

Glaube an die Worte des Guru ist Glaube an sich selbst, es<br />

verändert einen automatisch. Sie können sich mit dem<br />

Guru identifizieren, wenn sich die Form auflöst. Der<br />

Verstand hat keine Form, der Intellekt hat keine Form, und<br />

Sie sind der Kenner dieser. Wie können Sie Form haben?<br />

Dass Sie formlos sind, muss Ihre Überzeugung werden.<br />

Identifizieren Sie sich mit nichts – Identifikation mit<br />

irgendetwas bedeutet Bindung. Es gibt wirklich keinen<br />

Unterschied zwischen dem Schüler und dem Guru; ist der<br />

Guru nicht befreit, so ist es auch der Schüler nicht. Wenn<br />

einer über seine Identifikation nachdenkt, entsteht<br />

Fortschritt – er geht dorthin, wo der Guru ist. Gehen Sie<br />

mit welchem Konzept auch immer, an dem Sie hängen,<br />

zum Guru – er wird Sie, falls er ein Jnani ist, von allen<br />

Konzepten befreien. Aber worin besteht das Hauptkonzept,<br />

von dem alle anderen abhängen? Es ist das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ - das<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist selbst ein Konzept. Es ist die eigentliche<br />

Quelle, von der aus alle anderen Konzepte ausströmen.<br />

Eine feste Überzeugung über Sie selbst zu erlangen<br />

bedeutet, ein Sadguru (derjenige, der jenseits des „<strong>Ich</strong><br />

<strong>bin</strong>“ ist) zu werden. Was auch immer man unter<br />

Parabrahman – das Absolute – versteht, das ist Ihr wahres<br />

Selbst.<br />

B.: So lange man den Guru als Form sieht, wird der Guru<br />

Konzepte liefern, um sich daran festzuhalten. Der Guru<br />

50


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

sagt beispielsweise: „Sie sind Parabrahman“, was ein<br />

Konzept ist.<br />

M.: Ja, aber dieses Konzept hilft Ihnen dabei, alle<br />

anderen Konzepte loszuwerden. Ist der Schüler alle<br />

Konzepte losgeworden, löst sich auch dieses Konzept<br />

schließlich auf. Für den Schüler ist das, was der Guru sagt,<br />

ein Konzept, aber in der Meditation verschwindet es dann.<br />

Worin besteht der Unterschied, wenn wir die Blumen hier<br />

und uns selbst betrachten? Aufgrund des Absoluten wissen<br />

Sie, dass Sie sind. Es ist die Wahrheit, die weiß. In diesem<br />

Wissen ist das Universum selbst enthalten, dieses Wissen<br />

ist allgegenwärtig. Normalerweise denken wird, dass wir<br />

Individuen seien, die sich nicht verändern, und das<br />

Wandellose weiß dies. Viele Leute verändern sich nie, aber<br />

derjenige, der dieses Wissen assimiliert, der verändert sich<br />

beizeiten.<br />

Gewöhnlich hält man sich selbst für den Körper. Deshalb<br />

gibt es da Beziehungen und Verknüpfungen. Als ein<br />

Individuum möchten Sie wachsen und gedeihen; Sie sind<br />

nicht auf Veränderung vorbereitet. Man muss die eigene<br />

Realität verstehen – sie kann nicht einfach „erzählt“<br />

werden. <strong>Ich</strong> weiß, dass ich nicht der Körper <strong>bin</strong>; darin<br />

besteht meine Verwirklichung. Daher muss dann die<br />

Überzeugtheit kommen.<br />

B.: Daraus entsteht dann die Überzeugung.<br />

M.: Alle hören zu, nur wenige praktizieren. Es ist sehr<br />

einfach und doch schrecklich kompliziert. <strong>Ich</strong> habe<br />

bemerkt, dass es für viele sehr schwer ist, alle Konzepte<br />

aufzugeben; es scheint leichter zu sein, den Raum zu<br />

zerschneiden. Hier werden diejenigen Änderungen<br />

geschehen, die sich aus dem, was Sie hier hören, ergeben.<br />

B.: Man muss offen und konzeptlos sein.<br />

M.: Ja. Wenn Sie kein Vertrauen in denjenigen haben, der<br />

die Erkenntnis vermittelt, gewinnen Sie nichts.<br />

Werfen Sie die Gedanken hinaus!<br />

27. Dezember 1979<br />

51


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

<strong>Maharaj</strong>: Weshalb sollte es uns betreffen, wenn jemand<br />

anderes etwas tut?<br />

Besucher: Weil wir denken, dass wir getrennt seien.<br />

M.: In dieser Welt gibt es viele Tiere – fühlen Sie sich<br />

durch sie betroffen?<br />

B.: Aber bei Menschen fühlen wir uns betroffen.<br />

M.: Mit Selbsterkenntnis werden Sie sich nicht mehr<br />

betroffen fühlen; so lange Sie sich selbst nicht kennen,<br />

werden Sie sich aber durch andere betroffen fühlen. Im<br />

Moment ist ein Babaji aus Bombay hier. Einige Leute<br />

besuchten ihn. <strong>Ich</strong> nicht, weil ich mich selbst kenne. Was<br />

er ist, weiß ich. Was er ist, weiß ich, während ich hier sitze,<br />

daher gibt es für mich keinen Grund, zu ihm zu gehen.<br />

Sogar wenn Lord Krishna kommen und nur zwei Meilen<br />

entfernt wäre, würde ich nicht hingehen, um ihn zu treffen,<br />

denn ich kenne dieses Wesen, das Krishna genannt wird.<br />

Kennen Sie sich selbst und Sie kennen die Welt; finden Sie<br />

heraus, was man ist. Es gibt keinen Unterschied, nur die<br />

Aktivitäten und Neigungen der Leuten sind<br />

unterschiedlich. Was immer auch Lord Dattatraya getan<br />

hat, muss ich selber auch tun. Es sind nur Zeit und<br />

Tätigkeiten, die wechseln: alle Tätigkeiten geschehen<br />

aufgrund der drei gunas.<br />

(Anmerkung: Gelegentlich kommen die Schüler anderer<br />

Lehrer zu <strong>Maharaj</strong>, Er mag es nicht, irgend jemanden zu<br />

kritisieren, obwohl er die Realitäten kennt. Er rät ihnen<br />

trotzdem, ihrem eigenen Guru zu folgen. Er sagt ihnen,<br />

dass „meine Erkenntnis davon handelt, wie das Dasein<br />

aufgetaucht ist; das ist ebenso auch auf andere<br />

anwendbar.“)<br />

Krishna war das Ebenbild seiner Eltern, Vasudev und<br />

Devaki. Sie weinten um Krishna und starben als<br />

Unwissende, aber ihr Sohn wurde ein Verwirklichter.<br />

Denken Sie an die Worte Ihres Gurus und meditieren Sie<br />

über sie. <strong>Ich</strong> hatte Vertrauen zu den Worten meines Gurus:<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> Das“; ich brauchte keine weiteren Zitate von<br />

anderen Leuten. <strong>Ich</strong> habe mir angeschaut, wie ich vor dem<br />

Dasein war und wie ich später sein würde. All dies geschah<br />

im Vertrauen in die Worte meines Gurus. <strong>Ich</strong> finde keine<br />

Mängel in anderen Religionen; sie sind eben Konzepte –<br />

52


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

weshalb sie kritisieren? Weder kannten meine Eltern mich<br />

noch kannte ich sie, und trotzdem <strong>bin</strong> ich immer noch, was<br />

ich <strong>bin</strong>. Man beschuldigte mich, geboren worden zu sein,<br />

aber ich fand heraus, dass es keine Geburt gibt. Kritisieren<br />

Sie andere nicht; kennen Sie nur sich selbst und<br />

verbringen Sie Ihre Zeit mit sich selbst, um sich selbst<br />

kennenzulernen.<br />

B.: Wie kann man lästige Gedanken loswerden?<br />

M.: „Legen“ Sie lästige Gedanken wie falsche<br />

Telefonanrufe einfach „auf“; beschäftigen Sie sich nicht<br />

mit ihnen. Gebrauchen Sie die guten und seien Sie dann so<br />

weit wie nur möglich frei von Gedanken. Sie werden von<br />

Erinnerungen überwältigt. Seien Sie wachsam, sagen Sie:<br />

„<strong>Ich</strong> will euch nicht, geht!“. Durch Praxis wird es für Sie<br />

möglich sein, frei von Gedanken zu werden. Ihre eigene<br />

Gedanken sind ein Hindernis in Ihrem spirituellen<br />

Fortschritt.<br />

B.: Deshalb sind wir hierher gekommen; es ist leichter,<br />

an ihn als an Telefonieren zu denken.<br />

M.: <strong>Ich</strong> habe alles praktiziert, wovon ich spreche. Auch<br />

ich war an zu viele Gedanken gewöhnt, aber ich erinnerte<br />

mich an das, was mein Guru sagt: „Sie sind, also seien Sie<br />

einfach nur“. <strong>Ich</strong> kümmere mich nicht um andere, sondern<br />

nur um mich selbst. Behandeln Sie Gedanken so wie<br />

Personen – sagen Sie ihnen, sie sollen gehen. Wenn man<br />

ihnen freies Spiel gibt, kommen die Gedanken und klagen;<br />

wer klagt da über wen? Es sind Ihre eigenen Gedanken –<br />

werfen Sie sie hinaus!<br />

B.: Klingt sehr einfach!<br />

M.: Ja, durch Praxis. Wegen Ihrer Gedanken werden Sie<br />

Ihr eigener Feind.<br />

Erkenntnis hat keine Form<br />

28. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Sämtliche Wissenschaften beruhen auf<br />

Annahmen, aber was auch immer geschieht, geschieht<br />

spontan; einen Schöpfer gibt es nicht. Was wären Sie ohne<br />

53


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

das Dasein? Das Dasein ist da aufgrund des sattva guna<br />

(Eigenschaft, Qualität). Wegen der Erde kommen die<br />

verschiedenen Körperformen aus den verschiedenen<br />

Ver<strong>bin</strong>dungen der fünf Elemente hervor. Wenn ein Patient<br />

nicht schlafen kann oder appetitlos ist, gibt man ihm<br />

geeignete Medizin. Diese Pillen sind also selber Nahrung.<br />

Die zahllosen Körperformen sind das Ergebnis der<br />

Reibungen der fünf Elemente im Weltraum. Ihr Verhalten<br />

und ihre Aktivitäten werden da draußen festgelegt, aber<br />

ihre Wirkung hier auf der Erde gefühlt. Hitlers Handlungen<br />

waren da, weil vor seiner Geburt irgendetwas im Raum<br />

passiert ist. Die individuelle Seele gibt es aufgrund des<br />

Körpers und aufgrund der Erfahrung. Jeder muss leiden,<br />

was keine Frage von Verdienst oder Sünde ist. Das<br />

Individuum leidet aufgrund der Erfahrung. Wo befindet<br />

sich derjenige, der über Wissenschaft schreibt? Er weiß<br />

überhaupt nichts.<br />

Besucher: Was ist es, was ein Geschehnis im Außen<br />

auslöst?<br />

M.: Es gibt da Reibung zwischen den fünf Elementen und<br />

aufgrund dessen muss die Körperform leiden. Was auch<br />

immer im Raum passiert, geschieht wegen der Elemente.<br />

<strong>Ich</strong> jedoch <strong>bin</strong> von der „Nisarga“-Natur – das bedeutet:<br />

Ohne Eltern. Normalerweise sagt man, dass Ishwara die<br />

Welt erschaffen habe. Aber die Tiere fressen sich<br />

gegenseitig auf. Würde Gott einen solchen Irrsinn<br />

erschaffen?<br />

B.: Wie man sät, so erntet man.<br />

M.: Man sagt dies nur zur Disziplinierung der Leute; die<br />

fünf Elemente sind keinerlei Kontrolle oder Disziplin<br />

unterworfen; sie sind unbelehrbar.<br />

B.: Beginnen die Wünsche mit den fünf Elementen oder<br />

dem Körper?<br />

M.: Wir geben allen Formen Namen, um ihnen<br />

Bedeutung und Eigenschaft zu verleihen, aber in<br />

Wirklichkeit gibt es keine. Niemand hat irgendeine<br />

Kontrolle über das, was passiert; es geschieht einfach, das<br />

ist alles. Ishwara hat keine Form. In jedem Atom befindet<br />

sich Krishna. Bombay ist bloß ein Gebiet; ist nun dieser<br />

oder jener Teil Bombay? So ist auch Ishwara! Es gibt<br />

54


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Veränderungen wegen der Tendenzen im sattva, welches<br />

die Essenz der Nahrung ist. Kein Individuum - keine<br />

Tendenz. Die Essenz der Nahrung ist sattva und daraus<br />

sprießt dann das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, und von da her kommt<br />

dann der Verstand. Da sind also bloß Tendenzen und<br />

Merkmale. Die Eigenschaften von sattva wechseln mit den<br />

Formen und dementsprechend fließt dann der Verstand.<br />

Nehmen Sie zum Beispiel Gebäck – im Gebäck befinden<br />

sich Poren, deren Anzahl und Aufbau vom Backmaterial<br />

abhängen – hat jemand eine Kontrolle über sie? Dasselbe<br />

gilt für sattva; die Aktivitäten finden statt.<br />

Nageln Sie die Wesenheit fest, die geboren wird. Gibt es<br />

die Form, gibt es das Dasein. Sie können keiner<br />

auftauchenden Wesenheit einen Namen geben – Erfahrung<br />

taucht auf, das ist alles. Zusammen mit der Form tauchen<br />

dann Wachen, Schlafen und Erfahrung auf. Geburt ist die<br />

Geburt des Bewusstseins. Sie sind jetzt hier. Wenn Sie,<br />

sagen wir, nach fünfzehn Jahren zurückkommen, wer hat<br />

denn währenddessen weitergemacht?<br />

Jnana (Erkenntnis) hat keine Form, keine Natur. Das<br />

Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, die fünf Elemente, die drei gunas,<br />

Purusha und Prakriti – der Jnani ist all dies nicht. Er hat<br />

dies alles transzendiert, er ist der Kenner der Erkenntnis.<br />

Mit dem Ende der Körpers enden alle Probleme.<br />

B.: Dieser Körper ist nur dazu da um zu wissen, dass<br />

man nicht der Körper ist?<br />

M.: Das Dasein ist ähnlich wie die Süße im Zucker. Wer<br />

ist Gott und wer der Devotee? Keiner von beiden existiert.<br />

B.: Hat <strong>Maharaj</strong> in der Meditation die Akasha-<br />

Aufzeichnungen gesehen? Hat er in der Meditation Städte<br />

und Dörfer in Indien gesehen?<br />

M.: Worte bilden die Fragen und Worten bilden die<br />

Antwort – tatsächlich ist da nichts. So lange der Körper da<br />

ist, gibt es „Sie sind“. Wenn das „Sie sind“ nicht da ist, ist<br />

auch Gott nicht mehr da. Kannten Sie Gott, als Sie noch<br />

nicht da waren?<br />

B.: <strong>Ich</strong> kannte ihn nicht.<br />

M.: Was auch immer sie jetzt wissen, ist falsch. Ist das<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ da, ist auch Ishwara da. Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist Ishwaras<br />

55


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Seele, und Ishwara ist meine Seele – beide gehören<br />

zusammen. Ishwara ist grenzenlos; auch ich <strong>bin</strong> so, wie<br />

Ishwara, mittellos. Vergessen Sie jetzt dies alles und finden<br />

Sie heraus, wie Sie in einem dauerhaften Zustand sein<br />

werden. Alle diese Gespräche über Gott und Sie selbst sind<br />

nur Zeitverschwendung. Gehen Sie weiter – kein Gott, kein<br />

<strong>Ich</strong>. So lange Sie ein Verlangen haben, wird Ihnen keine<br />

Erkenntnis zuteil werden. Ishwara stirbt noch vor mir.<br />

B.: <strong>Maharaj</strong> setzt Ishwara mit Brahman gleich.<br />

M.: Ishwara, Gott, Brahman, Parabrahman sind alles nur<br />

Worte; sie enthalten nichts. (Anmerkung: Parabrahman ist<br />

das Absolute, in dem das Dasein abwesend ist.) Alle<br />

Ängste haben mit dem Tod zu tun, und wegen ihm gehen<br />

Sie umher und erfreuen andere. Sobald Sie die Wirklichkeit<br />

kennen, gibt es keine Furcht mehr. Ein Mensch stirbt und<br />

sein Leichnam ist sichtbar. Haben Sie schon einmal einen<br />

Leichnam aus Feuer oder von Ishwara gesehen? Sämtliche<br />

Dinge befinden sich in Bewegung. Das Dasein ist wegen<br />

der Manifestation öffentlich sichtbar, weil die fünf<br />

Elemente öffentlich sind. Worin besteht Ihre Identität nach<br />

Ihrem Tod? Alles existiert, wie Sie selbst auch, nur in<br />

diesem Moment; nichts hat eine Identität. Was kann Ihnen<br />

an Gutem und Schlechtem geschehen, wenn Sie keine<br />

Identität besitzen? Können Sie eine Form haben, die auf<br />

ewig Ihnen gehört?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Weshalb kämpfen Sie dann so viel? Keine Form jetzt –<br />

keine Form später. Weshalb also darum sorgen? Weil ich<br />

wie die Natur <strong>bin</strong>, steht diese Erkenntnis allen zur<br />

Verfügung; Sie können sie nicht von anderen bekommen,<br />

weil diese ihren Ruf zu verteidigen haben, sie suchen nach<br />

Gefolgschaft. Niemand kann Ihre Rätsel für Sie lösen außer<br />

denjenigen, die sich selbst kennen und kein Interesse am<br />

Dasein haben. Was brauche ich denn jetzt? Mit Ausnahme<br />

des Daseins wird alles getan; kurz gesagt, brauche ich<br />

nichts.<br />

Geburt ist eine Illusion<br />

29. Dezember 1979<br />

56


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Wegen des Gas im Feuerzeug gibt es eine Flamme.<br />

Ähnlich gibt es im Körper wegen der Nahrung Dasein –<br />

wegen des Daseins gibt es dann Erfahrung. Der Mensch<br />

wird glücklich entsprechend der Aktivitäten, die er in<br />

Abhängigkeit von dem Zustand, in dem er sich befindet,<br />

ausführt. Eine weit entwickelte Person kommt hierher; ich<br />

erkläre ihr, dass ihr nichts geschehen kann, sie soll einfach<br />

nur alle Konzepte vergessen; für sie ist dies genug. Für<br />

andere (nicht so weit entwickelte) gibt es eine andere<br />

Medizin. Es ist wie beim Doktor, Sie zahlen ihm 125<br />

Rupien, und mit der einen Hälfte bezahlen Sie ihn, und die<br />

andere Hälfte ist für die Medizin. Wenn der Doktor jedoch<br />

preiswerter zu haben ist, haben Sie kein Vertrauen zu ihm.<br />

Besucher: Können Sie mich Wunder lehren?<br />

M.: Sie sind hierher gekommen und haben nun erfahren,<br />

wie das Dasein entstanden ist. Dieses Wissen ist Ihnen<br />

also sicher.<br />

B.: Ja.<br />

M.: Wovon hängt es ab? Nur vom Dasein. Sobald Sie<br />

wissen, wovon es abhängt, haben Sie den Tod<br />

überwunden. Was ist der Beweis Ihres Daseins oder Ihrer<br />

Existenz? Jetzt wissen Sie es, dieses Wissen brauchen Sie.<br />

Wenn Sie dieses Wissen haben, können Sie es<br />

transzendieren. <strong>Ich</strong> kann Sie nur bis zu einer gewissen<br />

Grenze führen, danach müssen Sie allein klarkommen.<br />

B.: Müssen wir suchen oder verstehen?<br />

M.: Wie es Ihnen beliebt, verstehen Sie oder suchen Sie<br />

danach.<br />

B.: Wenn man sicher ist, erfährt man, dann entsteht<br />

Wissen.<br />

M.: Ja, das ist es. Das Wissen um einen selbst. Ihr Dasein<br />

hängt von etwas ab – was ist es?<br />

B.: Sattva, Nahrungskörper.<br />

M.: Sie brauchen es nicht auszusprechen – Verstehen<br />

genügt. Sobald Sie das Wissen erlangen, verlieren Sie die<br />

Idee „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> der Körper“. Dann erfahren Sie am<br />

lebendigen Leibe den Tod, und niemand kann sich das<br />

leisten! Die Geburt ist einer der drei Zustände – Wachen<br />

57


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Schlaf und Dasein. Wissen ist: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> nicht diese drei“.<br />

Waren diese drei Zustände vor der Geburt da? Eines Tages<br />

werden Wachen, Schlafen und Dasein gehen – werden Sie<br />

dann den Tod erfahren?<br />

B.: Es hängt davon ab, wo unsere Erfahrung im Vergleich<br />

mit der des Jnani steht.<br />

M.: Sie müssen sich immer noch sicher sein, dass Sie<br />

nicht schlafen, wachen oder Dasein erfahren. Wenn Sie<br />

sagen: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, schließt dies Wachen, Schlaf und Dasein<br />

ein; das Wissen des „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ schließt dies ein. Wenn Sie<br />

diesen Faktor entfernen, geht und verschwindet alles<br />

zugleich. Wenn jemand gänzlich frustriert ist und das<br />

Dasein nicht länger ertragen kann, ist er hier willkommen,<br />

aber wenn Sie es immer noch gut ertragen, dann kommen<br />

Sie nicht hierher. Einen Zyklus, der zu lange anhält,<br />

können Sie nicht ertragen; daher gibt es den Wechsel der<br />

verschiedenen Zustände. Vor der Geburt gab es kein<br />

Wachen, Schlafen oder Dasein (das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“).<br />

Diese drei wurden geboren und hängen von der<br />

Nahrungsessenz ab. Wenn diese Essenz schwächer wird,<br />

verabschieden die drei Zustände sich. Wer wird dann<br />

geboren oder stirbt? Kannten Sie in der Abwesenheit der<br />

drei Zustände Gott? Wussten Sie, dass Sie existierten? In<br />

Indien werden den Brahmins nach dem Tod von jemandem<br />

Spenden (Essen, Kleidung) gegeben. Erreichen diese noch<br />

die Person, die wegen der Abwesenheit von Wachen,<br />

Schlafen und Dasein fort ist? Dass die Seele durstig oder<br />

hungrig sei, ist nur ein Konzept. Kann dies in der<br />

Abwesenheit des vitalen Atems möglich sein? Als Ergebnis<br />

der Nahrungsessenz tauchen sattva und die drei Zustände<br />

auf. Ist sattva erschöpft, verschwinden die drei Zustände –<br />

worin besteht dann das, was wir Seele nennen?<br />

B.: Was kam dann zu mir und sprach mit mir (Paul King<br />

in Anspielung auf seine Erfahrungen mit Toten, die zu ihm<br />

kamen)?<br />

M.: Leute mit Selbsterkenntnis kommen nicht; sie<br />

kommen, wenn die Selbsterkenntnis nicht stark genug ist.<br />

B.: Wenn Sie richtig gelernt haben, kommen sie also<br />

nicht mehr?<br />

58


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Weshalb sind Sie hierher gekommen? Sie hatten<br />

Selbsterkenntnis in der Gebärmutter – weshalb hierher<br />

kommen?<br />

B.: Wenn man festsitzt und leidet, dann kommt man<br />

hierher. <strong>Ich</strong> vertraue Ihnen.<br />

M.: Wie entstehen Glaube und Vertrauen?<br />

B.: Als ich allein in den Bergen war, war ich wie ein<br />

Radar – nicht dies, nicht das... Übersetzer: Sahen Sie seine<br />

Form?<br />

B.: In gewisser Weise.<br />

Ü.: Haben Sie sein Foto? Haben Sie mit dem Foto<br />

meditiert?<br />

B.: Ja.<br />

M.: Die Vögel kommen und setzen sich auf die Schulter<br />

desjenigen mit siddhi (spirituelle Kräfte). Ein Dichter folgt<br />

seiner Eingebung und es passiert das, was er schreibt,<br />

richtig? Ist die Geburt wirklich oder unwirklich?<br />

B.: Unwirklich.<br />

M.: Seien Sie sicher darin. Sie werden frei, wenn dies klar<br />

wird. Keine Geburt, keine Zweifel. Wenn Sie wissen, dass<br />

die Geburt selbst eine Illusion ist, dann und nur dann<br />

werden Sie befreit, aber nicht davor. Allgemeines Wissen<br />

oder Konzepte umhüllen Sie nur. Es ist schwer, Konzepte<br />

(die Erfahrung Paul Kings von Toten, die ihn besuchten)<br />

loszuwerden.<br />

B.: Sie (die Toten) waren davon überzeugt, dass der<br />

Körper real sei, daher kamen sie herbei.<br />

M.: Durch Verbleiben in diesem Wissen („<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“)<br />

können Sie den physischen Körper auflösen. Die Pille – die<br />

drei Zustände von Wachen, Schlafen und Dasein – löst sich<br />

auf. Dann gibt es da kein Kommen mehr, dann bleibt nur<br />

noch der subtile übrig. So lange die Nahrungsessenz da<br />

ist, gibt es das Wissen des „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ - ist die Essenz<br />

erschöpft, geht das Wissen davon.<br />

59


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Das Falsche fängt bei den Eltern an<br />

30. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Letztlich sind Sie verantwortlich für Ihre Form.<br />

Wegen Ihres Daseins leiden Sie. In der Unwissenheit sagt<br />

man Ihnen, verehren Sie Gott usw. Im wissenden Zustand<br />

kennen Sie sich selbst, daher gibt es nicht länger einen<br />

Grund dazu. Sie mögen meine Gespräche nicht, Sie halten<br />

sich selbst für einen Mann und dies oder das, und daher<br />

fühlen Sie sich im Recht. So lange es das Konzept „ich <strong>bin</strong><br />

der Körper“ gibt, kann es keine Verwirklichung geben.<br />

Transzendieren Sie, werden Sie zum Sucher, aber<br />

diejenigen, die spirituellen Ideen folgen und ihren Körper<br />

immer noch für wirklich halten, werden wiedergeboren.<br />

Seien Sie im ersten Stadium davon überzeugt, nicht der<br />

Körper zu sein. Wegen sattva tauchen Schlafen, Wachen<br />

und das Dasein auf, aber wenn Sie zu wissen beginnen,<br />

dass Sie dies nicht sind – was dann?<br />

Wenn Sie Ihre Eltern nicht in Betracht ziehen, werden Sie<br />

dann in der Lage sein, sich selbst zu finden? Unsere Eltern<br />

sind das Kapitel, welches wir auf der Suche nach uns<br />

selbst einsetzen. Sie müssen verstehen, dass die Zustände<br />

von Wachen, Schlafen und Dasein mit den Eltern<br />

beginnen. Sie müssen verstehen, dass Ihre Unechtheit mit<br />

Ihren Eltern beginnt. Was haben Ihre Eltern zum<br />

Erscheinen Ihrer Form beigetragen? Man muss dies nicht<br />

aussprechen – das Wissen darum genügt. Ihre Eltern<br />

haben irgendetwas dazu beigetragen, dass Ihre Form<br />

auftauchte. Sie haben zu einem Teil Ihres Körpers<br />

beigetragen; so entstand dann die Form. Alle Leute haben<br />

ein Bild in sich von der Freude, die Ihre Eltern hatten.<br />

Wir sind die Diener unserer Wissens – für sie tun wir<br />

alles. Alle Tätigkeiten werden durch das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“<br />

getan. Der Ganges fließt herab von Lord Sankaras Kopf.<br />

„Ganges“ ist Wissen gewonnen aus den fünf<br />

Sinnesorganen. Brahma wird mit vier Köpfen dargestellt,<br />

die die vier Arten der Sprache bedeuten, Para (Quellwort),<br />

Pashyanti (unberührbares Wort), Madhyama (berührbares<br />

Wort oder Gedanke und Vaikhari (gesprochenes Wort).<br />

Wenn Sie beispielsweise Gedichte innerhalb von Para und<br />

Pashyanti dichten, steigen sie zum Verstand (Madhyama)<br />

auf und Sie rezitieren (Vaikhari) Sie dann. <strong>Ich</strong> kann Ihnen<br />

nicht sagen, wie Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen<br />

60


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

können, aber es kann helfen, Sie in der Welt<br />

weiterkommen zu lassen. Für Leute, deren Verstand still<br />

ist, ist Selbsterkenntnis ohne Worte zu machen einfacher.<br />

Wenn Ihr Verstand nach dem Anhören meiner Gespräche<br />

immer noch aktiv ist, dann ist die Selbsterkenntnis noch<br />

weit entfernt. Vielleicht sitzen Sie still, aber wenn Ihr<br />

Verstand hier und dort umherwandert, zeigt dies an, dass<br />

Sie noch nicht bereit genug für Selbsterkenntnis sind. Der<br />

Verstand muss absolut still sein oder ruhig, ohne alle<br />

Gedanken.<br />

Pauls Wiedergutmachung<br />

31. Dezember 1979<br />

<strong>Maharaj</strong>: Denken Sie nur daran, was Ihnen lange Zeit<br />

hindurch Gesellschaft geleistet hat.<br />

Besucher: Was war mein Gesicht vor der Empfängnis?<br />

M.: Gibt es irgendeine Erfahrung, die für immer bei Ihnen<br />

bleiben wird?<br />

B.: Gegenwärtig befinden sich alle Erfahrungen im<br />

Bewusstsein. <strong>Ich</strong> versuche jenseits der Erfahrung, jenseits<br />

des Bewusstseins, zu gehen.<br />

M.: Dieser Körper wird gehen. Der vitale Atem wird<br />

gehen, der Verstand wird gehen. Was werde ich dann also<br />

sein?<br />

B.: So, wie ich vor der Geburt war.<br />

M.: Was passiert mit den weltlichen Erfahrungen?<br />

B.: Sie gehen zusammen mit dem Körper.<br />

M.: Wenn also schließlich Körper und Erfahrungen<br />

gegangen sind – was werden Sie dann sein?<br />

B.: Es ist ein Ding in sich selbst.<br />

M.: Wenn der Körper nicht erfahren wird, sind dann Tag<br />

und Nacht nicht mehr da?<br />

B.: Nein.<br />

61


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Wenn es keine Erfahrung von Tag und Nacht gibt und<br />

auch nicht des Daseins, was haben Sie dann erlangt?<br />

B.: Gar nichts.<br />

M.: Was sind die Resultate von Bemühungen, von<br />

Erfahrungen?<br />

B.: Sie verschwinden wie Geld.<br />

M.: Was auch immer auftaucht, verschwindet schließlich.<br />

Wer sind die Eltern davon? Wovon hängt es ab?<br />

B.: Vom Körper, und der Körper hängt vom Dasein und<br />

vom Dasein ab …<br />

M.: Hängt vom Dasein ab. Also gibt es da kein<br />

Bewusstsein, keine Worte zum Beschreiben?<br />

B.: Ja.<br />

M.: Wer ist dann also in diesem Wissen verankert? Was<br />

wird er tun?<br />

B.: Die verschiedenen Menschen handeln entsprechend<br />

ihrer Natur auf unterschiedliche Weise. <strong>Maharaj</strong> ist<br />

Nisarga, entwickelter, natürlicher. Worin besteht der<br />

Unterschied zwischen Dasein und Verstand?<br />

M.: Ist der Frage der Verstand oder das Dasein? Wer sind<br />

Sie?<br />

B.: Mein Verstand fragt.<br />

M.: Wer sagt das?<br />

B.: Der Verstand.<br />

M.: Wer kann ohne das Dasein „Verstand“ sagen?<br />

B.: Worin besteht der Unterschied zwischen Verstand<br />

und Bewusstsein?<br />

M.: Sie sind der Kenner des Verstandes und des<br />

Bewusstseins – Das sind Sie. Sie sind nicht der Verstand<br />

.Im Tiefschlaf und in samadhi ist der Verstand nicht da. Sie<br />

sind da.<br />

B.: Ja.<br />

62


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Diese Wesenheit, die immer da ist, sind SIE. Können<br />

Sie sich selbst beschreiben, ohne sich selbst als Mann oder<br />

Frau zu beschreiben?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Wenn „Sie Das sind“ - benötigen Sie dann noch<br />

irgendetwas?<br />

B.: <strong>Ich</strong> habe alles.<br />

M.: Also?<br />

B.: <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> „ES“, nicht: <strong>Ich</strong> habe „ES“.<br />

M.: Wenn Sie das Absolute sind und es kein Bewusstsein<br />

gibt, was brauchen Sie dann?<br />

B.: Nichts.<br />

M.: Die Existenz des „<strong>Ich</strong>“-Bewusstseins wird nicht mehr<br />

gegeben sein. Wissen Sie das?<br />

B.: <strong>Ich</strong> weiß es theoretisch.<br />

M.: Ist Ihre weltliche Erfahrung gleich welcher Art ewig?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Werden Wach- und Schlafzustände ewig sein?<br />

B.: Nein. Sie haben mit dem Absoluten nichts zu tun.<br />

M.: Worin besteht der letztliche Gewinn der spirituellen<br />

Erfahrung? Das Bewusstsein wird verschwinden und Sie<br />

werden nicht mehr wissen, dass „Sie sind“.<br />

B.: Kein Gewinn. Keine Frage.<br />

M.: Dasein und alles andere, was Sie aufgrund dessen<br />

sehen, ist eine Illusion, nicht wahr?<br />

B.: Von mir bleibt nichts übrig. Alles Geschaffene wird<br />

gehen, zerstört.<br />

M.: Sobald Sie wissen, dass das Dasein und die<br />

Erfahrung der Welt eine Illusion sind, eine Lüge, wie<br />

werden Sie dann handeln? Die Welt erscheint weiter als<br />

wirklich – ist sie wirklich?<br />

63


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: <strong>Ich</strong> kenne dies durch meinen Verstand, aber nicht<br />

durch physische Erfahrung.<br />

M.: Wird der Verstand auf ewig bei Ihnen sein?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Antworten Sie nicht. Ihr eigenes Handeln ist Ihre<br />

Entscheidung. Wer im Dasein verankert ist, verliert das<br />

Interesse an der Welt; er hat keine Wünsche und Verlangen<br />

mehr.<br />

B.: Wie geht das vor sich?<br />

M.: Wie dies geschieht, darauf haben Sie bereits selbst<br />

geantwortet. So lange Sie sich selbst als ein menschliches<br />

Wesen mit einem Körper betrachten, wird es Wünsche<br />

geben, aber wenn Sie sich selbst als den Kenner von allem<br />

sehen …<br />

B.: Da sind so viele Erfahrungen in meiner<br />

Vergangenheit; ich muss sie alle erst einmal loswerden.<br />

M.: Wer hat sie denn angesammelt?<br />

B.: Diese Wesenheit, die von sich selbst denkt, dass sie<br />

ein selbständiges Energiepaket in der Vergangenheit ist.<br />

M.: Haben Sie irgendeine Erfahrung dieser Geburt?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Dann vielleicht ein Wissen darüber?<br />

B.: Ja.<br />

M.: Das Dasein agiert so, als wäre es selber der Körper,<br />

aber das Dasein ist selber nicht der Körper, es ist selber<br />

temporär. Gab es irgendwelche Notwendigkeiten, als diese<br />

Wesenheit nicht da war? Wenn ich mich nicht wohl fühle,<br />

nehme ich eine Medizin. Hänge „ich“ von einer Medizin<br />

bezüglich meiner Fortexistenz ab? Dieses Ding (Dasein),<br />

welches von Medizin und Nahrung abhängig ist – worin<br />

besteht sein Nutzen? Mein Dasein hängt von Medizin ab,<br />

und die genommene Medizin wird zur Seele. Alle Personen<br />

hängt in ihrem Leben von der Existenz ab. Was geschieht<br />

aber in der Abwesenheit des Leben-wollens mit<br />

demjenigen Menschen, der für seine Existenz von<br />

64


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Nahrungsmedizin abhängig ist? Was kann Gott für einen<br />

solchen tun? Medizin und Nahrung werden zum Körper.<br />

B.: Was braucht er vom Körper?<br />

M.: In der Abwesenheit des Daseins ist nichts von<br />

irgendeinem Nutzen.<br />

Ein anderer Besucher: Fahren Sie nach (dem Erwerb) der<br />

Erkenntnis mit Ihren Tätigkeiten fort?<br />

B.: Ja.<br />

M.: Aufgrund welcher Faktoren entstehen diese<br />

Tätigkeiten und wessen sind sie?<br />

B.: Der Jnani lebt aus den Umständen heraus. Er isst,<br />

wenn er hungrig ist, schläft, wenn er müde ist usw.<br />

M.: Worin besteht das Absolute? Wie im Traum wird keine<br />

bewusste Anstrengung gemacht. Auch der Jnani agiert, als<br />

wäre die Welt ein Traum. Sie können sie durch ein Fernglas<br />

betrachten. Aber der Seher und das Fernglas sind<br />

verschieden. Der, der sieht, ist verschieden davon. Der<br />

Jnani bezeugt das Dasein – worin besteht für ihn das<br />

Fernglas? Sie haben den Jnani, die Welt und das Fernglas.<br />

B.: Das Fernglas ist (für den Jnani) das Dasein.<br />

M.: Dieses Dasein ist das Ergebnis der Nahrungsessenz.<br />

B.: Wie ist es mit Schmerzen? <strong>Ich</strong> dachte, ich hätte<br />

Schmerzen, aber ich erfuhr Seligkeit, nicht Schmerzen. <strong>Ich</strong><br />

habe ein Problem an Knöchel, aber ich hatte keine<br />

Schmerzen. <strong>Ich</strong> fühlte eine Wolke um den Knöchel herum.<br />

Schmerz in der Welt ist wie Schmerz im Traum, sagt Sri<br />

Ramana Maharshi.<br />

M.: Wie tauchte das „<strong>Ich</strong>“-Bewusstsein auf? Finden Sie es<br />

heraus. Sri Ramana Maharshis Antwort besteht darin, dass<br />

die Welt ein Traum ist. Die ganze Welt ist ein Tropfen der<br />

Nahrungsessenz, sattva. Dasein hängt von Nahrung ab,<br />

und Nahrung ist eine Illusion. Sie haben die Erkenntnis und<br />

die Erfahrung der Welt. Weshalb haben Sie sich noch – Sie<br />

wissen es ja jetzt.<br />

B.: Ja.<br />

65


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Dieses Welt erscheint als alt. Was ist der Grund für<br />

diese rätselhafte Erscheinung?<br />

B.: Was taucht im Traum auf?<br />

M.: Wachen Sie auf! Diese Idee – nämlich dieses sattva,<br />

die Essenz der Nahrung – ist für die Welt verantwortlich.<br />

B.: Ja.<br />

M.: Diese Nahrungsessenz mag neu sein, aber die Welt<br />

darin sieht alt aus. Ist das nicht rätselhaft?<br />

B.: Die Nahrungsessenz ist neu, aber die Welt erscheint<br />

als alt. Der Jnani beachtet Schmerzen nicht, auch wenn er<br />

sie erfährt?<br />

M.: Ja. Sie leben vielleicht fünf Jahre lang, aber in diesen<br />

fünf Jahren ist die Welt in ihnen eine aus vier Zeitaltern –<br />

ist dies nicht wunderbar? Sie erleben Dutzende Milliarden<br />

Jahre in einer kurzen Lebensspanne. Wer ist nun falsch –<br />

Sie oder die Welt?<br />

B.: Beide.<br />

M.: Vergessen Sie es nicht, wenn Sie in der Welt handeln.<br />

B.: Ja.<br />

M.: Was ist von Ihrer Erfahrung her der Wert der Welt<br />

und von Ihnen selbst?<br />

B.: Gar keiner.<br />

M.: Wenn Sie dann also wissen und handeln, werden die<br />

Leute sagen, dass Sie Brahma, Krishna oder Mohammed<br />

seien.<br />

B.: Das ändert nichts.<br />

M.: Es gibt keine Wesenheit, die sich ändert.<br />

B.: Der Jnani hat Erfahrungen, misst ihnen aber keine<br />

Bedeutung bei, während wir Verantwortungen tragen. Wo<br />

ziehen wir den Trennstrich zwischen Verantwortung und<br />

Nicht-Verantwortung?<br />

M.: Haben Sie einfach keine festen Regeln für das, was<br />

getan und nicht getan werden sollte; das ist Bindung.<br />

66


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

B.: Haben wir in Beziehung zu den Pflichten dann nicht<br />

Probleme?<br />

M.: Wer erledigt die Pflichten? Sie reden von Tätigkeiten;<br />

sagen wir einmal, eine Gummischlange beißt jemanden.<br />

Der wird dann vergiftet und unternimmt alle möglichen<br />

Aktivitäten, um das Gift loszuwerden. Worin aber besteht<br />

der Nutzen all dieser Aktivitäten? Trotz der Medizin wird<br />

das Gift nicht weniger. Was auch immer Sie tun – Ihre<br />

Überzeugtheit von dieser Idee wird nicht verschwinden.<br />

Diejeningen, die hierher kommen, haben keine weitere<br />

Geburt mehr. Dies ist Ihre letzte Geburt, nicht wahr, Paul?<br />

B.: <strong>Ich</strong> stimme zu. <strong>Ich</strong> mag das.<br />

Ein Dorf ohne Tag und Nacht<br />

1. Januar 1980<br />

<strong>Maharaj</strong>: Jeder sieht die Dinge anders. Sie können nicht<br />

wissen, was ich sehe.<br />

Besucher: Ist es dann am besten, die Aufmerksamkeit<br />

auf das Dasein oder „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ zu richten?<br />

M.: Obwohl Sie auf das Dasein schauen, sind Sie nicht in<br />

ihm – Sie sind außerhalb. Mit seiner Hilfe können Sie die<br />

Welt beschreiben, aber der Seher, derjenige, der sieht, ist<br />

jenseits. Worte sind innerhalb des Bewusstseins, sie<br />

können den Kenner nicht beschreiben. Ihr Dasein ist<br />

ebenfalls temporär, es ist auch ein Konzept. Mit diesem<br />

Fernglas (Dasein) können Sie sehen. Das Eine, welches<br />

sieht, ist verschieden vom Fernglas; den Seher darin<br />

können Sie nicht sehen. Sämtliche Worte befinden sich<br />

innerhalb des Daseins. <strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> der Kenner des Daseins. <strong>Ich</strong><br />

beschuldige niemanden in der Welt. Leute sind arm, aber<br />

am ärmsten sind die Reichen, sie wollen mehr und mehr.<br />

So lange Sie sich selbst als innerhalb des Daseins<br />

betrachten, werden Sie Dinge haben wollen. Der Kenner<br />

des Daseins braucht nichts.<br />

B.: Wie kann man einen ersten Einblick in die<br />

Grundlagen der Erkenntnis erlangen?<br />

67


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Die Erkenntnis, die vom Intellekt abhängt, ist<br />

überhaupt keine Erkenntnis. Die Erkenntnis, die ich<br />

übermittle, ist ewig. Die Erkenntnis der Welt dient dazu,<br />

die Welt auszulöschen. Wenn wir sagen, jemand sei<br />

durstig, dann zählen wir die Zeit ab dem Moment, in dem<br />

das Dasein aufgetaucht ist. Es ist nicht Ihre Zeit. Leben ist<br />

also das Andauern des Daseins. Vor dem Auftauchen des<br />

Daseins waren Sie da. Mit dem Dasein kamen dann Geburt<br />

und Tod, während Sie aber auf ewig da sind. Aufgrund des<br />

Daseins erfahren Sie Tag und Nacht; davor waren sie<br />

vollständig – sie brauchten nichts. Wenn ein Wahrsager<br />

Ihre Lebensspanne vorhersagt, sagt er nur das Alter des<br />

Daseins voraus, nicht aber Ihres; Sie waren schon vor dem<br />

Dasein. Sie sind das ewige Prinzip, welches alles bezeugt.<br />

Weil Sie sich aber für eine Person halten, erleiden Sie<br />

Ängste.<br />

B.: Wenn das Bein gebrochen ist, gibt es Schmerzen.<br />

M.: Ja, wegen des Körpers. Das Dasein ist das Ergebnis<br />

des Körpers, daher gibt es Schmerzen. Aber da läuft nichts<br />

falsch – dieser Körper ist die Hinterlassenschaft der<br />

Nahrungsessenz, und Sie sind weder das eine noch das<br />

andere; Sie sind der Zeuge davon. Derjenige, der sich<br />

selbst als geborenen Körper betrachtet, wird diese<br />

Erkenntnis nicht mögen, aber derjenige, der sagt: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong><br />

nicht der Körper“, wird sie mögen. Vor dem Dasein gab es<br />

weder Tag noch Nacht. Leben bedeutet die Erfahrung der<br />

Tage, die von 100 Jahren bis zu Tagen reichen. Was gäbe<br />

es für Sie zu tun, sobald Sie in der Erkenntnis verankert<br />

sind?<br />

B.: Was auch immer man täte, es schadet nicht. Es gibt<br />

keine Angst mehr.<br />

M.: Angst von wem? Wenn wir „Geburt“ sagen, bedeutet<br />

dies die Geburt der Zeit, nicht aber Ihre Geburt. Zeit<br />

bedeutet Tage. Die Leute identifizieren sich also mit Tagen,<br />

daher die Furcht vor dem Tode. Es sind einfach nur Tage.<br />

Ein Tag ist vorbei, also alles vorbei. Sogar wenn das<br />

Tätergefühl bleibt, macht es nichts, denn Sie sind der<br />

Zeuge. Sie sind nicht im Dasein; die Dinge geschehen und<br />

Sie tun überhaupt nichts. Wegen des Daseins gibt es<br />

Leiden, während Sie der Zeuge von allem sind, was auch<br />

immer geschieht. Ihre Fragen werden vom unwissenden<br />

68


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Standpunkt aus und wegen des Körperkonzepts gestellt,<br />

während meine Erwiderungen vom Standpunkt dessen aus<br />

erfolgen, was Sie wirklich sind. Daher passen die Fragen<br />

und Antworten normalerweise nicht zusammen. Mit der<br />

Erfahrung von Tag und Nacht begann die Erfahrung von<br />

Schmerz und Vergnügen. Mit dem Dasein entstand diese<br />

bedürftige Natur, vor dem Dasein war sie nicht da. Was<br />

sagen Leute ohne Selbsterkenntnis nun normalerweise?<br />

Erkenntnis muss ganz klar sein, so wie Sie einen Halm auf<br />

Ihrer Handfläche liegen sehen.<br />

Sie erfahren die Wach- und Schlafzustände wegen des<br />

Brahma-Lichtlochs (Brahma-Randhra) im Kopf. Was sehen<br />

Sie da? Die Sinnesorgane befinden sich in verschiedenen<br />

Teilen des Körpers, aber die Erfahrungen befinden sich im<br />

Lichtloch. Es gibt zahlreiche Beschreibungen davon, aber<br />

letztlich ist es sehr, sehr klein; winzig. <strong>Ich</strong> stamme aus<br />

dem Dorf, in dem es weder Tag noch Nacht gibt. Tausende<br />

Sonnen leuchten da sehr schwach.<br />

Sie betrachten die Geburt als ihre Geburt, obwohl sie nur<br />

eine Erscheinung und Erfahrung des Daseins und nichts<br />

weiter ist. Ihre Konzepte sind zu Bindungen geworden. <strong>Ich</strong><br />

beschuldige niemanden, denn das Dasein ist außerhalb<br />

der eigenen Kontrolle. Hierher gekommen zu sein lag nicht<br />

in Ihrer Hand – es ist automatisch geschehen. Man ist<br />

bereits frei. Die Bindung liegt im „ich“ und „mein“. Dies<br />

sind die Hindernisse, die Ihnen nicht erlauben, zur<br />

Wahrheit zu gelangen. Leute, die viele Verwandte haben,<br />

sind weitaus weniger besorgt ihretwegen als über sich<br />

selbst; darin bestehen dann ihre Hindernisse. Sogar<br />

nachdem sie diese Erkenntnis erlangt haben, sind sie noch<br />

viel mit der Familie und dem Sex beschäftigt; für etwas<br />

anderes haben sie gar keine Zeit. Die Befreiung ist bereits<br />

da, aber unsere Konzepte sind unsere Bindung. Dieses<br />

Leben währt eine Anzahl Tage und dann ist es vorbei.<br />

Das „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist Gott<br />

2. Januar 1980<br />

Besucher: Was ist der vitale Atem?<br />

69


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

<strong>Maharaj</strong>: Der vitale Atem ist Bewegung; das Pulsieren<br />

des Wissens „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“, welches alle Aktivitäten bezeugt.<br />

Vitaler Atem bezeichnet außerdem auch den Verstand. Der<br />

vitale Atem und der Verstand bzw. das Gemüt sind eins.<br />

B.: Enthält das Bewusstsein den Verstand?<br />

M.: Sind Bewusstsein und Verstand denn unabhängig<br />

voneinander?<br />

B.: Es ist eine Bewegung im Bewusstsein.<br />

M.: Das Bewusstsein bezeugt sämtliche Aktivitäten und<br />

Bewegungen einschließlich des Verstandes. Alles taucht<br />

gleichzeitig auf – Bewusstsein, vitaler Atem und<br />

Nahrungsessenz. Es gibt Energie im Wasser ebenso wie im<br />

Körper, und auch Wärme – ist die Wärme fort, ist auch der<br />

vitale Atem fort.<br />

B.: Wo ist die Grenze zwischen Bewusstsein und Glaube?<br />

Kann ein Glaube ein Weg zum Bewusstsein sein?<br />

M.: Was tun Sie, um zu leben? Sie wissen, dass „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“<br />

Liebe ist. Aufgrund dieser Liebe zum Leben essen Sie. Ihr<br />

Dasein ist Liebe, Ihr Wissen, dass „Sie sind“, ist der<br />

Glaube. Deshalb sind Sie tätig.<br />

B.: Wenn so einfach wäre, gäbe es keine weiteren Fragen<br />

mehr.<br />

M.: Sämtliche Probleme entstehen durch Ihr<br />

Körperkonzept. Betrachten Sie sich selbst allein als reines<br />

Wissen.<br />

B.: Es (das Körperkonzept) kehrt nach einiger Zeit<br />

zurück. Daher muss ich mich immer wieder selbst an „<strong>Ich</strong><br />

<strong>bin</strong>“ erinnern.<br />

M.: Seltsam – müssen Sie sich ständig vorsagen, dass<br />

Sie eine Frau seien?<br />

B.: Nein.<br />

M.: Die Wirklichkeit benötigt keine Wiederholung – es<br />

genügt, sie zu kennen. Können Sie von sich selbst sagen,<br />

eine Frau zu sein, wenn Sie dabei nicht den Körper ins<br />

Spiel bringen?<br />

B.: Nein.<br />

70


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Welchen Zuwachs an Erkenntnis hatten Sie in den<br />

letzten fünf Jahren bzw. seit Ihrem letzten<br />

Hierherkommen?<br />

B.: <strong>Ich</strong> denke jetzt nicht mehr so viel darüber nach, was<br />

ich tue; die Dinge geschehen einfach. Worin besteht die<br />

Aufgabe der spirituellen Führung?<br />

M.: Der Nutzen der Führung besteht darin, „die<br />

Nachrichten“ und „nach dem Tod“ zu kennen. Führung ist<br />

so lange nötig, wie der Körper da ist. Wie werden Sie sein,<br />

wenn der Körper fort ist?<br />

B.: Führung ist Kraft.<br />

M.: Ja, es ist Kraft.<br />

B.: Können Sie damit arbeiten?<br />

M.: Diese Kraft ist immer tätig, Sie verstehen es nur<br />

nicht. All das Treiben von Ihnen und der Welt ist nur<br />

deswegen; Sie sind sich dessen nicht bewusst. Um zu<br />

leben, essen Sie. Essen Sie nicht, stirbt der Körper – was<br />

geschieht in diesem Fall? Finden Sie es jetzt heraus!<br />

Sterben Sie dann auch? Wenn Sie nicht essen, können Sie<br />

nicht weiterleben. Störungen des Körpers bedeuten<br />

Störungen der Ernährung. Was ist das, was stirbt? Alle<br />

Gebete sind da zur Verehrung Gottes. Mit seiner Gnade<br />

kann sie (Mutter Teresa) all dies tun.<br />

B.: Was ist Gott?<br />

M.: Gott ist, wie sie selbst sagt, ein Konzept.<br />

B.: Sie glaubte an Gott, aber wenn ich hier sitze, weiß ich<br />

nicht, was ich empfinde.<br />

M.: Jede Person hat andere Empfindungen. Was sie<br />

fühlte, fühlen Sie nicht. Alle Weisen und Heiligen hatten<br />

unterschiedliche Leben.<br />

B.: Ist das Konzept von Gott dasselbe wie reines<br />

Bewusstsein?<br />

M.: Man hat diejenigen Erfahrungen, die sich aus den<br />

eigenen Neigungen, Glaubensvorstellungen und Konzepten<br />

ergeben. Reines Bewusstsein ist körperlos (Anmerkung:<br />

<strong>Maharaj</strong> setzt es mit Gott gleich, was Körperlosigkeit<br />

71


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

bedeutet). Es geschieht aufgrund des Wissens „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“,<br />

dass Sie „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ kennen. Es ist Liebe – betrachten Sie es<br />

als Selbst-Liebe und meditieren Sie darüber. Vermischen<br />

Sie es aber nicht mit dem Körper; es ist nicht der Körper,<br />

es ist reines Wissen, Bewusstsein oder Gott. Wenn Sie es<br />

vermischen, wird es Schwierigkeiten geben. Das Wissen<br />

„<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist Gott. Vergessen Sie nicht, dass Sie und Gott<br />

nicht getrennt sind. Wenn Sie mehr darüber meditieren,<br />

wird es klarer werden und Sie werden alles bekommen.<br />

Mutter Teresa ist erfolgreich, weil sie Vertrauen darin hat,<br />

dass Gott in ihr ist. Damit arbeitet sie dann. Ohne die<br />

Gnade des Selbst kann es keinen Erfolg geben. Aufgrund<br />

des Vertrauens in sich selbst erhalten Sie es. Sie können<br />

Gott verehren, aber glauben Sie dabei nicht, dass Gott von<br />

Ihnen getrennt sei. Das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ ist innerhalb von<br />

Ihnen. Führen Sie die Verehrung in diesem Wissen aus. Für<br />

denjenigen, der über das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ meditiert, wird<br />

alles im Reich des Bewusstseins klar. Er lebt dann, ohne<br />

darüber zu sprechen. Nehmen Sie von diesem Ort hier die<br />

Überzeugung über sich selbst mit, dass das Wissen „<strong>Ich</strong><br />

<strong>bin</strong>“ Gott ist. Einen anderen Gewinn gibt es nicht. Es gibt<br />

da diejenigen, die, ohne sich selbst zu kennen, zu predigen<br />

beginnen.<br />

B.: Meine Frage betrifft die Verringerung des Wissens.<br />

M.: Ihre Überzeugung, dass das Wissen „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“ Gott ist,<br />

muss täglich wachsen. Kümmern Sie sich nicht um den<br />

Körper. Wenn Sie immer nur meditieren, ist Gott erfreut<br />

und Sie werden im Reich des Bewusstsein alles Wissen<br />

erlangen. Erzählen Sie danach anderen, dass dies nötig ist,<br />

dann nur teilweise davon. Diese Selbsterkenntnis kann<br />

zwar in wenigen Worten übermittelt werden, aber die<br />

Leute wollen dann mehr und mehr davon. Was ist ohne Ihr<br />

Dasein noch wichtig? Gott mag groß sein, aber würden Sie<br />

dies ohne Ihr Dasein so sagen? Wenn ich daher Erkenntnis<br />

vermittle, erzähle ich Ihnen vom Selbst (Atman) und seiner<br />

Geschichte. Vergessen Sie dieses Wissen, dass „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“<br />

selbst Gott ist, nicht, auch wenn Sie sonstwo hingehen. Sie<br />

sind in der Überzeugung hierher gekommen, dass <strong>Maharaj</strong><br />

selber Gott sei. Ohne Selbsterkenntnis sind sämtliche<br />

Aktivitäten bedeutungslos. Sogar nach dem Erlangen der<br />

Selbsterkenntnis sind sämtliche Aktivitäten immer noch<br />

bedeutungslos. Selbsterkenntnis wird dann selbst<br />

72


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

bedeutungslos. Solange Sie sich selbst nicht kennen,<br />

leiden Sie – mit Selbsterkenntnis gelangt dies an ein Ende.<br />

Jnana befindet sich jenseits der Eigenschaften, es ist<br />

zeitlos. Sobald Sie sich selbst kennen, wird alles<br />

bedeutungslos einschließlich der Erfahrungen, da sie<br />

bedeutungslose Illusionen sind. Ihr Kenner ist jenseits von<br />

Zeit und Raum.<br />

B.: Die Fragen von heute werden im Schlaf untergehen.<br />

Kann das, was im Schlaf untergeht, real sein?<br />

M.: Alles einschließlich Tausender Sonnen erscheint und<br />

verschwindet im Parabrahman. Vor der Geburt besaßen<br />

Sie Selbsterkenntnis, aber die Welt und ihre Erfahrung hat<br />

es Sie vergessen lassen. Sie haben sich selbst vergessen<br />

wie der König, der sich für einen Bettler hielt.<br />

Der Schrei des Selbstauslöschers (“Har Har<br />

Mahadev”!)<br />

3. Januar 1980<br />

Besucher: Sämtliche Aktivität ist bedeutungslos –<br />

weshalb sitzen wir dann hier?<br />

<strong>Maharaj</strong>: Sobald Sie einmal erkannt haben, dass Sie kein<br />

Individuum sind, tun Sie, was Ihnen beliebt – alles wird<br />

dann Ihre Arbeit. Innerhalb der Grenzen der fünf Elemente<br />

ist alles Sie. Setzen Sie bis dahin (bis Sie dies<br />

verwirklichen) Ihre Arbeit fort, aber denken Sie dabei nicht,<br />

dass Sie der Körper seien.<br />

B.: Der Körper darf sich nicht an Eiskrem erfreuen?<br />

Nahrung wird wertlos?<br />

M.: Wer ist es, der isst? Die Pflanzen hier nehmen<br />

Wasser auf, die Flamme (<strong>Maharaj</strong> betätigt das Feuerzeug)<br />

verbraucht Gas und nimmt Luft auf. So ähnlich gehen auch<br />

alle anderen Dinge vonstatten. Das Essen wird von den<br />

fünf Elementen erledigt. Wenn Sie Nahrung essen, wer<br />

verdaut diese dann, nachdem Sie sie hinuntergeschluckt<br />

haben? Das Dasein entsteht aus den fünf Elementen. Wer<br />

isst sie? Wer stirbt? Wer lebt?<br />

B.: <strong>Ich</strong> verstehe!<br />

73


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Achtsamkeit befindet sich ebenfalls im Dasein; sie<br />

wird sich ebenfalls auflösen. Sie können sich nur<br />

verändern, wenn Sie Handlungen bereuen; sonst nicht. Der<br />

große Sünder Valmiki bereute und als er danach meditiert<br />

hatte, wurde alles, was er schrieb, zur Wahrheit (Valmiki<br />

schrieb das Ramayana).<br />

B.: Dann muss also die sattva-Qualität vorherrschend<br />

sein.<br />

M.: Ja, in der Meditation ist das sattva stark, die<br />

Verehrung Gottes, die Hingezogenheit zur spirituellen<br />

Praxis folgt dann. Die Gewohnheiten ändern sich nach und<br />

nach und man versteht dann das individuelle und das<br />

universale Leben. Möglich wird dies nur dadurch, dass man<br />

sich selbst kennt. (Anmerkung: <strong>Maharaj</strong> lebt seit 1921 in<br />

Bombay, ein Zeitraum von fast 60 Jahren. Vor 1921 lebte<br />

er in einem kleinen Dorf mit ein paar Häusern, in dem<br />

jeder jeden kannte. Es ist jetzt verändert.) Im Prozess der<br />

Hingabe und Ver<strong>bin</strong>dung mit sattva beginnen Sie an sich<br />

selbst zu denken. Sie schütteln viele Dinge ab, lassen<br />

Bindungen fallen, die zahllos sind. Sie verstehen dies alles<br />

durch Meditation. In dem Dorf, in dem ich gelebt habe,<br />

verschwanden die Bäume, die See veränderte sich und<br />

niemand kennt mich heute dort noch. So finden auch im<br />

Prozess von Satsang oder Meditation Entwicklungen statt;<br />

Sie selbst beginnen sich zu verändern. Sie sprechen zu mir<br />

mit Hilfe der Körpersinne, aber ich weigere mich zu<br />

akzeptieren, dass Sie etwas durch Worte Definierbares<br />

seien. Tatsache ist, dass Sie keine Form, Identität oder<br />

Farbe besitzen. Sie selber erschaffen die Falle durch Ihre<br />

Wort-Konzepte. Sobald Sie die Ursache des Dasein, der<br />

Geburt erkannt haben, sind Sie frei. Von welchen<br />

Blickwinkel aus nehmen Sie sich selbst wahr?<br />

B.: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong>“.<br />

M.: Seit wann?<br />

B.: Seit meine Eltern es mir erzählt haben.<br />

M.: So lange Sie vom Hörensagen abhängen, können Sie<br />

nicht frei werden.<br />

B.: Worin besteht die Ursache der Geburt?<br />

74


<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ungeboren</strong> – Gespräche mit Sri <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

M.: Die Eltern erzählen viel, aber haben sie Ihnen das<br />

Geheimnis Ihrer Geburt erzählt? Weil Sie sind, ist Gott, und<br />

weil Gott (Ishwara) ist, „sind Sie“. Dieses „Sie sind“ ist der<br />

Beweis dafür, dass es Eltern gegeben hat. Sanatana<br />

Dharma – seit unvordenklicher Zeit hat es Eltern gegeben;<br />

es hat Sie gegeben. Dieses Dasein ist der Beweis der<br />

Ewigkeit, das Sanatana Dharma, das Unendliche. Wann<br />

nennen Sie mich einen Jnani, oder weshalb verwenden Sie<br />

das Wort Jnani?<br />

B.: Wegen unserer unwissenden Fragen.<br />

M.: Haben Sie die Unwissenheit erkannt?<br />

B.: Ja.<br />

M.: Wie kann es dann noch Angst, Sorge oder Furcht<br />

geben? Es ist ganz einfach. Zuerst ist das der Zustand des<br />

Ajnani (Unwissenden), nämlich wenn sie denken: „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong><br />

nicht Erkenntnis“, „<strong>Ich</strong> <strong>bin</strong> nicht Dasein“. Als nächstes<br />

kommt die Phase des Mumukshu (die dem Lernen<br />

hingegebene Zeit), in der man alles wissen möchte. Dann<br />

lernen Sie einen Guru kennen und werden ein Sadhak<br />

(ernsthafter Sucher), der wirklich ernstlich nach der<br />

Wahrheit verlangt. Der Sadhak klebt dann schließlich wie<br />

eine Klette an den tiefen Belehrungen des Gurus, und das<br />

ist das Endstadium. So lange es da die Körperidentifikation<br />

gibt, ist man ein Mumukshu, also spirituell noch nicht<br />

ausgereift. Dann wird man zu einem Siddha (dem<br />

Befreiten) und erlangt die Befreiung. Die Politik ist die<br />

letzte Zuflucht des Halunken, während der spirituelle<br />

Mensch keine Zuflucht hat. Zum Schluss werfen Sie noch<br />

Harihar, den höchsten der Hindu-Götter, hinaus; der wird<br />

dann aufgegeben, hinausgeworfen. Der Schrei der Selbst-<br />

Auslöscher nach „Har Har Mahadev“ bedeutet, zu töten<br />

und getötet zu werden. Am Ende geht also auch Har Har<br />

Mahadev.<br />

[Übersetzung abgebrochen]<br />

* * *<br />

75

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