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Andreas Münch: Der wahre Gott der Bibel - Ein Studienbuch über Gottes Wesen und Werke

Die Eigenschaften Gottes zu kennen – ja, Gott selbst zu kennen und zu erkennen, das ist der zentrale Inhalt des christlichen Glaubens. Gott hat sich geoffenbart – in seinem Sohn Jesus Christus und in der Bibel. So können wir ihn kennen lernen, in rechter Weise an ihn glauben und durch einen solchen gesunden Glauben lebenspendende Gemeinschaft mit ihm haben. Dieses Studienbuch widmet sich in 23 Kapiteln den mannigfaltigen Eigenschaften Gottes und stellt sie uns anhand der Bibel vor, angereichert mit vielen Zitaten bekannter Autoren wie Matthew Henry, Martin Lloyd-Jones, J.I. Packer und A.W. Pink. Einen Schwerpunkt bilden das Heilshandeln Gottes und seine Souveränität. Diese Perspektive verleiht diesem Buch eine reformatorische Prägung: Allein Gott sei die Ehre. Am Ende der Kapitel finden sich Kernverse zum Auswendiglernen und Fragen zur Vertiefung und Reflektion, und so ist dieses Buch besonders gut geeignet als Studienmaterial für den Bibelunterricht, als Gesprächsgrundlage für Hauskreise usw.

Die Eigenschaften Gottes zu kennen – ja, Gott selbst zu kennen und zu erkennen, das ist der zentrale Inhalt des christlichen Glaubens. Gott hat sich geoffenbart – in seinem Sohn Jesus Christus und in der Bibel. So können wir ihn kennen lernen, in rechter Weise an ihn glauben und durch einen solchen gesunden Glauben lebenspendende Gemeinschaft mit ihm haben.

Dieses Studienbuch widmet sich in 23 Kapiteln den mannigfaltigen Eigenschaften Gottes und stellt sie uns anhand der Bibel vor, angereichert mit vielen Zitaten bekannter Autoren wie Matthew Henry, Martin Lloyd-Jones, J.I. Packer und A.W. Pink. Einen Schwerpunkt bilden das Heilshandeln Gottes und seine Souveränität. Diese Perspektive verleiht diesem Buch eine reformatorische Prägung: Allein Gott sei die Ehre.

Am Ende der Kapitel finden sich Kernverse zum Auswendiglernen und Fragen zur Vertiefung und Reflektion, und so ist dieses Buch besonders gut geeignet als Studienmaterial für den Bibelunterricht, als Gesprächsgrundlage für Hauskreise usw.

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D E R<br />

W A H R E G O T T<br />

D E R B I B E L<br />

E i n S T U D I E N B U C H ü b e r<br />

G O T T E S W E S E N & W E R K E<br />

A N D R E A S M Ü N C H


Widmung<br />

Ich widme dieses Buch folgenden Personen:<br />

Zum einen meiner lieben Frau Miriam, welche mich während des<br />

Schreibens immer wie<strong>der</strong> ermutigt hat <strong>und</strong> mir durch Korrektur<br />

<strong>und</strong> Ratschläge treu beiseite stand.<br />

Man Dank geht ebenfalls an meinen besten Fre<strong>und</strong> Benjamin<br />

Schmidt. Er war <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> mir die reformierte Theologie <strong>und</strong><br />

die Lehren <strong>der</strong> Gnade lieb gemacht <strong>und</strong> mir die Augen für die<br />

Souveränität <strong>Gott</strong>es geöffnet hat.<br />

Zum Schluss möchte ich noch meine lieben Glaubensgeschwister<br />

aus <strong>der</strong> Mennoniten-Brü<strong>der</strong>gemeinde in Lage, Falkenstraße,<br />

erwähnen. Sie gaben mir die Möglichkeit, im Rahmen meines<br />

Praktikums die <strong>Bibel</strong> zu studieren <strong>und</strong> zu lehren. Dieses Buch ist<br />

das Resultat dieser 1 ½ Jahre. Möge <strong>Gott</strong> euch dafür segnen.


<strong>Andreas</strong> <strong>Münch</strong> (Jahrgang 1984) ist verheiratet mit Miriam, hat 2009 die<br />

<strong>Bibel</strong>schule Brake in Lemgo absolviert <strong>und</strong> arbeitet seitdem im vollzeitlichen<br />

Dienst. Seine Leidenschaft ist das Studieren, Lehren <strong>und</strong> Predigen <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>.<br />

Auf seinem Blog schriftgelehrt.de schreibt er insbeson<strong>der</strong>e <strong>über</strong> das Alte Testament.<br />

Kontakt: schriftgelehrt@gmail.com<br />

<strong>Bibel</strong>zitate folgen in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Elberfel<strong>der</strong> Übersetzung.<br />

1. Auflage 2012<br />

© by <strong>Andreas</strong> <strong>Münch</strong> <strong>und</strong> Betanien Verlag, 2012<br />

Herausgeber: Betanien Verlag<br />

Postfach 14 57 · 33807 Oerlinghausen<br />

www.betanien.de · info@betanien.de<br />

Lektorat: Dirk Noll, Hans-Werner Deppe<br />

Covergestaltung: Peter Voth, Kreuzau<br />

Coverbild: »Stillleben mit <strong>Bibel</strong>« von Vincent van Gogh (1885)<br />

Satz: Betanien Verlag<br />

Herstellung: Scandinavianbook, Århus<br />

ISBN 978-3-935558-46-4


Inhalt<br />

Vorwort. ......................................... 7<br />

<strong>Ein</strong>führung. ...................................... 9<br />

1. <strong>Gott</strong> hat sich offenbart. .......................... 15<br />

2. <strong>Gott</strong> ist <strong>Ein</strong>er. ................................. 29<br />

3. <strong>Gott</strong> ist dreieinig ............................... 35<br />

4. <strong>Gott</strong> ist Geist .................................. 53<br />

5. <strong>Gott</strong> ist <strong>der</strong> Schöpfer ............................ 62<br />

6. <strong>Gott</strong> ist unabhängig von Seiner Schöpfung ........... 74<br />

7. <strong>Gott</strong> ist ewig .................................. 84<br />

8. <strong>Gott</strong> ist heilig. ................................. 93<br />

9. <strong>Gott</strong> ist Liebe. ................................. 104<br />

10. <strong>Gott</strong> ist unendlich .............................. 117<br />

11. <strong>Gott</strong> ist allmächtig. ............................. 122<br />

12. <strong>Gott</strong> ist allgegenwärtig. .......................... 133<br />

13. <strong>Gott</strong> ist allwissend <strong>und</strong> absolut weise ................ 149<br />

14. <strong>Gott</strong> ist souverän ............................... 159<br />

15. <strong>Gott</strong> ist unverän<strong>der</strong>lich .......................... 175<br />

16. <strong>Gott</strong> ist treu ................................... 184<br />

17. <strong>Gott</strong> erwählt in Gnade. .......................... 196<br />

18. <strong>Gott</strong>es Zorn wird offenbart ....................... 233<br />

19. <strong>Gott</strong> ist gerecht ................................ 246<br />

20. <strong>Gott</strong> ist unbeschreiblich groß. ..................... 256<br />

21. <strong>Gott</strong>es Wille geschieht ........................... 263<br />

Quellenangaben ................................... 281


Vorwort<br />

Warum ein weiteres Buch <strong>über</strong> <strong>Gott</strong>? Eigentlich sind die Bücherregale<br />

voll von solchen <strong>Werke</strong>n, sowohl von empfehlenswerten<br />

bis hin zu schädlichen. Eigentlich war dieses vorliegende Buch<br />

nicht als solches geplant. Alles fing damit an, dass ich mich als<br />

frischer Absolvent einer <strong>Bibel</strong>schule auf den vollzeitigen Missionsdienst<br />

vorbereitete. Und zwar musste ich zu meinem eigenen<br />

Bestürzen feststellen, dass ich zwar in den letzten drei Jahren<br />

viel studiert hatte, aber nicht in <strong>der</strong> Lage war, f<strong>und</strong>amentale biblische<br />

Lehren (wie z. B. die Dreieinigkeit) zu verstehen. Hinzu<br />

kam, dass ich für mich Klarheit brauchte <strong>über</strong> bestimmte strittige<br />

Lehrthemen wie z. B. die Erwählung <strong>Gott</strong>es <strong>und</strong> den freien<br />

Willen des Menschen.<br />

Das alles veranlasste mich, dieses Thema <strong>der</strong> Eigenschaften<br />

<strong>Gott</strong>es <strong>und</strong> verwandte Themen näher <strong>und</strong> intensiver zu studieren.<br />

Da ich gerne das Praktische mit dem Nützlichen verbinden<br />

wollte, hielt ich in <strong>der</strong> Gemeinde, in <strong>der</strong> ich als Praktikant angestellt<br />

war, eine Themenreihe <strong>über</strong> das <strong>Wesen</strong> <strong>Gott</strong>es. Diese Reihe<br />

wurde gerne gehört <strong>und</strong> ich durfte diese Zeit nutzen, um sehr viel<br />

von geisterfüllten Männern <strong>Gott</strong>es aus <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>und</strong><br />

Gegenwart zu lernen, indem ich ihre Schriften las <strong>und</strong> ihre Predigten<br />

hörte.<br />

Während dieser Zeit des Nachdenkens <strong>und</strong> Lernens wurde mir<br />

mehr <strong>und</strong> mehr bewusst, wie weit die Christenheit (insbeson<strong>der</strong>e<br />

die deutschsprachige) von dem biblischen <strong>Gott</strong>esbild entfernt ist.<br />

Sogar in evangelikalen Gemeinden werden bei biblischen Lehren<br />

an allen Ecken <strong>und</strong> Enden Kompromisse gemacht. So ist es<br />

nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass viele unserer Gemeinden einen Zustand<br />

erreicht haben, wo sie eine Reformation nötig haben. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wagte ich den Versuch, die Themen aus <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>st<strong>und</strong>e<br />

7


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · Vorwort<br />

weiter zu <strong>über</strong>arbeiten <strong>und</strong> aus meiner Sichtweise einigermaßen zu<br />

vervollständigen.<br />

Ich bin mir bewusst, dass es sehr viele gute Bücher zu diesem<br />

Thema gibt. Lei<strong>der</strong> sind viele dieser Bücher nicht ins Deutsche<br />

<strong>über</strong>setzt worden, wie z. B. das großartige Buch The Attributes Of<br />

God (»Die Eigenschaften <strong>Gott</strong>es«) von Arthur W. Pink. <strong>Ein</strong> großer<br />

Klassiker zu diesem Thema, Das <strong>Wesen</strong> <strong>Gott</strong>es von Aiden W. Tozer,<br />

ist lei<strong>der</strong> seit Jahren vergriffen. Zwei weitere Autoren, von denen ich<br />

sehr profitiere <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Schriften ich für dieses Buch verwendet<br />

habe, sind Martyn Lloyd-Jones <strong>und</strong> John Piper.<br />

Doch trotz all dieser guten Autoren <strong>und</strong> Bücher fehlte mir ein<br />

Buch, in dem anhand <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> in groben Zügen die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Dinge erläutert werden, die wir von <strong>Gott</strong> glauben. Vielleicht<br />

schließt dieses Buch ja eine Lücke.<br />

Ich bin mir bewusst, dass auch dieses Buch nicht auf alles eingehen<br />

kann. Zu einigen <strong>der</strong> Eigenschaften <strong>Gott</strong>es sind geson<strong>der</strong>te<br />

Bücher geschrieben worden. Mein Ziel mit diesem Buch ist, dem<br />

Leser eine kleine Hilfestellung zu geben, die großen Zusammenhänge<br />

<strong>und</strong> Fragen <strong>über</strong> <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> sich selber zu beantworten. Ich<br />

habe versucht, für Menschen zu schreiben, die keine theologische<br />

Ausbildung, aber ein ehrliches Interesse daran haben, die <strong>Bibel</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Gott</strong> besser kennen zu lernen. Am Ende eines jeden Kapitels habe<br />

ich einige Verse angefügt, die sich auf das besprochene Thema beziehen<br />

sowie einige Fragen zur Wie<strong>der</strong>holung <strong>und</strong> Vertiefung. Es<br />

ist mir ein Anliegen, dass unser <strong>Gott</strong>esbild allein von <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> her<br />

geprägt wird <strong>und</strong> Menschen von den Kanzeln Predigten zu hören<br />

bekommen, die sich auf die Heiligen Schrift gründen, <strong>und</strong> dass die<br />

nächste Generation mit einem Verständnis von dem <strong>wahre</strong>n <strong>Gott</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> aufwächst.<br />

<strong>Andreas</strong> <strong>Münch</strong>, im Juli 2011<br />

8


<strong>Ein</strong>führung<br />

<strong>Der</strong> Mensch denkt heute <strong>über</strong> vieles nach – aber nicht mehr allzu<br />

häufig <strong>über</strong> <strong>Gott</strong>. Zwar mag wohl <strong>der</strong> <strong>über</strong>wiegende Großteil <strong>der</strong><br />

Menschen an einen <strong>Gott</strong> glauben, sei es <strong>der</strong> christliche <strong>Gott</strong>, Allah<br />

o<strong>der</strong> einer von vielen unterschiedlichen Göttern, aber die wenigsten<br />

Menschen würden wohl so kühn sein <strong>und</strong> zu behaupten wagen,<br />

dass sie ihren <strong>Gott</strong> wirklich kennen. Die Zahl <strong>der</strong>er, die von sich<br />

behaupten können, eine Beziehung zu <strong>Gott</strong> zu haben, scheint nicht<br />

zu <strong>über</strong>wiegen.<br />

Und doch ist das Wissen von <strong>Gott</strong> für den Menschen unabdingbar.<br />

Arthur W. Pink schrieb:<br />

<strong>Ein</strong> geistliches <strong>und</strong> gesichertes Wissen von <strong>Gott</strong> ist die größte<br />

Notwendigkeit je<strong>der</strong> menschlichen Kreatur. 1<br />

Er hat Recht, denn wir lesen in Jeremia 9,22-23:<br />

So spricht <strong>der</strong> Herr: <strong>Der</strong> Weise rühme sich nicht seiner Weisheit,<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Starke rühme sich nicht seiner Stärke, <strong>der</strong> Reiche<br />

rühme sich nicht seines Reichtums; son<strong>der</strong>n wer sich rühmt,<br />

rühme sich dessen: <strong>Ein</strong>sicht zu haben <strong>und</strong> mich zu erkennen,<br />

dass ich <strong>der</strong> Herr bin, <strong>der</strong> Gnade, Recht <strong>und</strong> Gerechtigkeit übt<br />

auf <strong>der</strong> Erde; denn daran habe ich Gefallen, spricht <strong>der</strong> Herr.<br />

<strong>Gott</strong> legt dem Menschen also nahe, sich mit Ihm zu befassen. Und<br />

das ist nur ratsam. Denn <strong>der</strong> Mensch weiß durch die Schöpfung<br />

<strong>und</strong> sein Gewissen von einem ewigen <strong>Wesen</strong>, das weitaus höher<br />

ist als er selber. <strong>Der</strong> weise Prediger hat es so ausgedrückt: Alles hat<br />

er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz<br />

gelegt, nur dass <strong>der</strong> Mensch das Werk nicht ergründet, das <strong>Gott</strong> getan<br />

9


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · <strong>Ein</strong>führung<br />

hat, vom Anfang bis zum Ende (Pred 3,11). <strong>Der</strong> Mensch sollte so<br />

lange nach <strong>der</strong> Erkenntnis <strong>Gott</strong>es suchen, bis er sie gef<strong>und</strong>en hat,<br />

bis seine Seele zur Ruhe kommt <strong>und</strong> er wie Hiob sagen kann: Vom<br />

Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich<br />

gesehen (Hiob 42,5).<br />

Wir sollten uns mit Theologie, also <strong>der</strong> Lehre von <strong>Gott</strong>, befassen,<br />

weil wir so – innerhalb unserer menschlichen Grenzen – <strong>Gott</strong><br />

näher kommen können.<br />

Je mehr wir uns mit <strong>der</strong> Lehre von <strong>Gott</strong> befassen, desto mehr<br />

prägen wir auch unsere Vorstellung von <strong>Gott</strong>. Dort, wo wir ein<br />

falsches Bild von <strong>Gott</strong> haben, wirkt sich das auch negativ auf unser<br />

persönliches Glaubensleben aus.<br />

Schon in den menschlichen Beziehungen ist es wichtig, dass<br />

wir unser Gegen<strong>über</strong> gut kennen. Wo wir ihn nicht o<strong>der</strong> nicht gut<br />

genug kennen, laufen wir Gefahr, ein falsches Bild von seiner Person<br />

zu haben <strong>und</strong> vor allem – auch im Dialog mit an<strong>der</strong>en – ein<br />

falsches Bild weiterzugeben. Aiden W. Tozer brachte es auf den<br />

Punkt:<br />

10<br />

Solange unsere Vorstellungen von <strong>Gott</strong> falsch o<strong>der</strong> unangemessen<br />

sind, ist es unmöglich, unser Verhalten <strong>und</strong> unsere innere<br />

<strong>Ein</strong>stellung ges<strong>und</strong> zu erhalten. Wenn unser Leben wie<strong>der</strong> geistliche<br />

Kraft bekommen soll, müssen wir damit beginnen, so <strong>über</strong><br />

<strong>Gott</strong> zu denken, wie er in Wirklichkeit ist. 2<br />

<strong>Gott</strong> wird nur dann wirklich verehrt, wenn wir eine klare Vorstellung<br />

von Ihm haben, die tatsächlich <strong>der</strong> Realität entspricht. Alles<br />

an<strong>der</strong>e wäre Götzendienst, weil wir dann nicht mehr den <strong>wahre</strong>n<br />

<strong>Gott</strong> anbeten würden.<br />

Hier wird schnell deutlich, dass die heute allgemein akzeptierte<br />

Meinung, dass alle Menschen den gleichen <strong>Gott</strong> anbeten, lediglich<br />

in unterschiedlichen Ritualen o<strong>der</strong> unterschiedlichen Namen, völlige<br />

Illusion ist! Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> die Religionen <strong>und</strong> <strong>Gott</strong>esvorstellungen<br />

studiert, wird sehr bald feststellen, dass sie sich vehement wi<strong>der</strong>sprechen<br />

<strong>und</strong> sich selber nicht gegenseitig stehenlassen würden. So<br />

macht <strong>der</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> Seinen Anspruch auf <strong>Ein</strong>zigartigkeit un-


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · <strong>Ein</strong>führung<br />

missverständlich deutlich: Wendet euch zu mir <strong>und</strong> lasst euch retten,<br />

alle ihr Enden <strong>der</strong> Erde! Denn ich bin <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> keiner sonst (Jes 45,22).<br />

Als Jesus Christus vor ca. 2000 Jahren predigend in Israel umherzog,<br />

erhob Er mit vielen Aussagen den Anspruch, <strong>Gott</strong> zu sein<br />

<strong>und</strong> damit auch <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>zige, <strong>der</strong> dem Menschen <strong>wahre</strong>n Frieden<br />

geben kann: Ich bin <strong>der</strong> Weg <strong>und</strong> die Wahrheit <strong>und</strong> das Leben. Niemand<br />

kommt zum Vater als nur durch mich (Joh 14,6). Entwe<strong>der</strong><br />

war Er ein total Verrückter, ein Lügner, ein religiöser Spinner –<br />

o<strong>der</strong> Er sprach die Wahrheit. Die Konsequenzen für uns Menschen<br />

werden fatal sein, wenn <strong>der</strong> Wahrheitsanspruch Jesu <strong>der</strong> Realität<br />

entspricht <strong>und</strong> wir Ihm keinen Glauben schenken. Unser<br />

ewiges Leben hängt davon ab! Das sollte uns sehr zum Nachdenken<br />

bringen.<br />

Aber selbst wenn wir von <strong>der</strong> Wahrhaftigkeit des einen <strong>wahre</strong>n<br />

<strong>Gott</strong>es <strong>über</strong>zeugt sind, so müssen wir dennoch alles daran setzen,<br />

diesen <strong>Gott</strong> immer besser kennen zu lernen. <strong>Ein</strong> unbekannter <strong>Gott</strong> –<br />

<strong>und</strong> sollten wir noch so von Seiner Existenz <strong>über</strong>zeugt sein – bringt<br />

uns nicht weiter. Arthur W. Pink formulierte es folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

<strong>Ein</strong>em unbekannten <strong>Gott</strong> kann we<strong>der</strong> vertraut noch gedient<br />

werden, noch kann man ihn anbeten. 3<br />

Das leuchtet ein. Wenn jemand mich auffor<strong>der</strong>t, ihm zu vertrauen,<br />

dann tue ich gut daran, die Vertrauenswürdigkeit dieser Person zu<br />

prüfen (o<strong>der</strong> zumindest werde ich ihm kein Vertrauen schenken,<br />

wenn die Glaubwürdigkeit dieser Person in Zweifel gezogen wird).<br />

Jesus for<strong>der</strong>te auf:<br />

Wenn jemand zu mir kommt <strong>und</strong> hasst nicht seinen Vater <strong>und</strong><br />

die Mutter <strong>und</strong> die Frau <strong>und</strong> die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> die Brü<strong>der</strong> <strong>und</strong> die<br />

Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht<br />

mein Jünger sein; <strong>und</strong> wer nicht sein Kreuz trägt <strong>und</strong> mir nachkommt,<br />

kann nicht mein Jünger sein (Lk 14,26-27).<br />

Wenn ich diese Auffor<strong>der</strong>ung befolgen soll, dann sollte ich diese<br />

Person wirklich kennen. Und wenn ich bedenke, dass das oberste<br />

11


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · <strong>Ein</strong>führung<br />

Gebot an mein Leben appelliert: Du sollst den Herrn, deinen <strong>Gott</strong>,<br />

lieben aus deinem ganzen Herzen <strong>und</strong> aus deiner ganzen Seele <strong>und</strong> aus<br />

deiner ganzen Kraft! (Mk 12,30), dann sollte ich es mir zur Lebensaufgabe<br />

machen, diesen <strong>Gott</strong> kennen zu lernen.<br />

Das Studium <strong>und</strong> Nachsinnen <strong>über</strong> die Person <strong>und</strong> das <strong>Wesen</strong><br />

<strong>Gott</strong>es bewahrt mich auch davor, ein einseitiges Bild von <strong>Gott</strong> zu<br />

haben, das dem Selbstzeugnis <strong>Gott</strong>es nicht entspricht, aber lei<strong>der</strong><br />

weit verbreitet ist. <strong>Ein</strong> Beispiel dafür: Die Vorstellung, dass <strong>Gott</strong><br />

nur Liebe ist, ist ein verzerrtes <strong>und</strong> unbiblisches Bild von <strong>Gott</strong>, da es<br />

nur einen einzelnen wichtigen Aspekt umfasst. Bete ich aber so einen<br />

<strong>Gott</strong> an, dann habe ich die Verehrung des einen <strong>wahre</strong>n <strong>Gott</strong>es<br />

verlassen <strong>und</strong> bin ein Götzendiener geworden. Dazu erneut Tozer:<br />

Das <strong>Wesen</strong> des Götzendienstes besteht am Festhalten an <strong>Gott</strong>esvorstellungen,<br />

die <strong>Gott</strong> unwürdig sind. Er nimmt seinen Anfang<br />

im menschlichen Geist <strong>und</strong> kann auch dort vorhanden<br />

sein, wo er sich nicht in äußeren religiösen Handlungen zeigt. 4<br />

Stellen wir uns zum Schluss die Frage: Was verstehen wir unter<br />

dem <strong>Wesen</strong> <strong>Gott</strong>es? Aiden W. Tozer, dessen Buch Das <strong>Wesen</strong> <strong>Gott</strong>es<br />

mir sehr zum Segen geworden ist, gibt eine gute Erklärung dazu:<br />

<strong>Ein</strong>e Eigenschaft <strong>Gott</strong>es ist etwas, wovon wir wissen, dass es auf<br />

<strong>Gott</strong> zutrifft. Diese Eigenschaften sind nicht mit menschlichen<br />

Charakterzügen zu vergleichen, denn sie sind <strong>Gott</strong>, so, wie er<br />

sich seinen Geschöpfen offenbart. Liebe zum Beispiel ist nicht<br />

etwas, was <strong>Gott</strong> hat <strong>und</strong> das wächst o<strong>der</strong> abnimmt o<strong>der</strong> ganz<br />

verschwindet. <strong>Gott</strong> ist Liebe, <strong>und</strong> wenn er liebt, ist er einfach<br />

sich selbst. Genauso verhält es sich auch mit den an<strong>der</strong>en Eigenschaften<br />

<strong>Gott</strong>es. 5<br />

Manche Eigenschaften <strong>Gott</strong>es setzen eine an<strong>der</strong>e voraus o<strong>der</strong> ergänzen<br />

sie. So hängt <strong>Gott</strong>es Allmacht mit Seiner Souveränität zusammen,<br />

da das eine das an<strong>der</strong>e impliziert. Ebenso sagt uns die<br />

Unverän<strong>der</strong>lichkeit <strong>Gott</strong>es, dass Er sich nie än<strong>der</strong>t <strong>und</strong> damit Seine<br />

Liebe, Treue <strong>und</strong> Barmherzigkeit immer gleich bleiben.


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · <strong>Ein</strong>führung<br />

Wir werden hier auf Erden <strong>und</strong> auch später in <strong>der</strong> Ewigkeit <strong>Gott</strong><br />

nie völlig begreifen können. Allerdings hat <strong>Gott</strong> sich uns in Seinem<br />

Wort geoffenbart, <strong>und</strong> so haben wir die Möglichkeit herauszufinden,<br />

wie <strong>Gott</strong> ist <strong>und</strong> wie Er nicht ist. Das beständige Suchen <strong>und</strong><br />

Streben nach <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> das Nachdenken <strong>über</strong> Ihn <strong>und</strong> das Leben<br />

mit Ihm sind das Wertvollste, was einem Menschen wi<strong>der</strong>fahren<br />

kann.<br />

So lasst uns ihn erkennen, ja lasst uns nachjagen <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

des Herrn! Sicher wie die Morgenröte ist sein Hervortreten. Er<br />

kommt wie <strong>der</strong> Regen zu uns, wie <strong>der</strong> Spätregen, <strong>der</strong> die Erde<br />

benetzt (Hos 6,3).<br />

13


KAPITEL 6<br />

<strong>Gott</strong> ist unabhängig von<br />

Seiner Schöpfung<br />

<strong>Ein</strong>es <strong>der</strong> größten Irrtümer, die heute <strong>über</strong> <strong>Gott</strong> kursieren, ist die<br />

weit verbreitete Annahme, dass <strong>Gott</strong> etwas brauchen würde, insbeson<strong>der</strong>e<br />

den Menschen. Die <strong>Bibel</strong> zeigt uns jedoch ein ganz an<strong>der</strong>es<br />

<strong>Gott</strong>esbild. <strong>Gott</strong> ist jemand, <strong>der</strong> selbstexistent ist. Er hat Leben aus<br />

sich selber heraus. Denn wie <strong>der</strong> Vater Leben in sich selbst hat, so hat<br />

er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst (Joh 5,26).<br />

Ich gebe zu, dass dieser Gedanke uns mehr als nur Probleme bereitet,<br />

denn wir können ihn nicht erfassen.<br />

<strong>Gott</strong> hat keinen Ursprung<br />

Alles, was wir kennen, einschließlich uns selbst, ist auf etwas an<strong>der</strong>es<br />

zurückzuführen. Die Häuser, in denen wir leben, wurden von<br />

Menschen gebaut. Die dafür notwendigen Baumaterialien wurden<br />

aus unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt. Die Rohstoffe fanden<br />

wir in <strong>der</strong> Natur, <strong>und</strong> diese müssen auch irgendwo ihren Ursprung<br />

haben. Selbst wenn man einen Schöpfer auszuschließen versucht<br />

<strong>und</strong> an die Theorie <strong>der</strong> Evolution glaubt, so muss selbst diese auf irgendetwas<br />

zurückzuführen sein. Alles, was wir kennen, hatte einen<br />

Anfang. Denken wir <strong>über</strong> <strong>Gott</strong> nach, so enden unsere Gedanken<br />

hier, denn <strong>Gott</strong> hat keinen Ursprung. Denn wenn Er einen Ursprung<br />

hätte, so wäre <strong>Gott</strong> erschaffen <strong>und</strong> wäre folglich nicht <strong>Gott</strong>.<br />

Doch die <strong>Bibel</strong> sagt, dass <strong>Gott</strong> schon von Ewigkeit her existiert.<br />

74<br />

Ehe die Berge geboren waren <strong>und</strong> du die Erde <strong>und</strong> die Welt<br />

erschaffen hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, <strong>Gott</strong> (Ps<br />

90,2).


<strong>Gott</strong> ist unabhängig von Seiner Schöpfung<br />

Demnach ist es falsch zu glauben <strong>und</strong> anzunehmen, dass <strong>Gott</strong> irgendetwas<br />

bräuchte o<strong>der</strong> Ihm irgendetwas fehlte. Nein, <strong>Gott</strong> genügt<br />

sich selbst. Aiden Wilson Tozer schrieb dazu:<br />

Man kann allgemein gr<strong>und</strong>legend feststellen, dass alles Erschaffene<br />

etwas an<strong>der</strong>es Erschaffenes braucht, um leben zu können,<br />

<strong>und</strong> dass alle <strong>Gott</strong> brauchen. <strong>Gott</strong> allein braucht nichts. 13<br />

Und damit hat er Recht. <strong>Der</strong> Menschheit ist heute etwas sehr Entscheidendes<br />

verloren gegangen. <strong>Der</strong> Mensch hat die Lehre <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>,<br />

dass wir <strong>Gott</strong> brauchen, aber Er uns nicht, von sich gewiesen<br />

<strong>und</strong> hat sich selbst auf den Thron <strong>der</strong> Anbetung <strong>und</strong> Fokussierung<br />

gesetzt. Nicht mehr <strong>der</strong> ewige <strong>Gott</strong> steht im Mittelpunkt, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Mensch. Nicht mehr <strong>der</strong> unvergängliche <strong>Gott</strong> wird als Zentrum<br />

des Universums angesehen, son<strong>der</strong>n vergängliche <strong>Wesen</strong> (vgl.<br />

Röm 1,22-23). Dieses Prinzip, die Entthronisierung <strong>Gott</strong>es <strong>und</strong> die<br />

Erhöhung des Menschen, war letztlich schon beim Sündenfall <strong>der</strong><br />

verhängnisvolle Fehler des Menschen: »Ihr werdet sein wie <strong>Gott</strong>«,<br />

war die Lüge des Teufels, <strong>der</strong> wir glauben schenkten <strong>und</strong> es bis heute<br />

durch unser Verhalten immer noch tun (1Mo 3,5).<br />

<strong>Gott</strong>es Selbstgenugsamkeit<br />

Es würde uns wahrhaft gut tun, würden wir uns einmal Gedanken<br />

<strong>über</strong> diese Eigenschaft <strong>Gott</strong>es machen, die man Selbstgenugsamkeit*<br />

nennt. Wir sollten uns vor Augen halten, dass es ein<br />

<strong>Wesen</strong> gibt, das schon immer existierte, einen <strong>Gott</strong>, <strong>der</strong> uns nicht<br />

braucht <strong>und</strong> <strong>der</strong> uns zu je<strong>der</strong> Zeit wie<strong>der</strong> verschwinden lassen<br />

* Es stellt sich die Frage, ob »Selbstgenügsamkeit« o<strong>der</strong> »Selbstgenugsamkeit«<br />

<strong>der</strong> richtige Begriff ist. Laut Duden ist jemand »selbstgenügsam«,<br />

<strong>der</strong> »in sich ruhend <strong>und</strong> sich bescheidend« ist, »ohne den Ehrgeiz o<strong>der</strong> das<br />

Bestreben, sich hervorzutun o<strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>es zu erreichen.« <strong>Ein</strong>e solche<br />

anspruchslose Bescheidenheit trifft auf <strong>Gott</strong> nicht zu <strong>und</strong> ist nicht dasselbe<br />

wie »Selbstgenugsamkeit«. Diese in <strong>der</strong> deutschen Sprache zulässige<br />

Wortkomposition drückt aus, dass <strong>Gott</strong>es ultimativ hohe Ansprüche in<br />

Ihm selbst völlig erfüllt sind.<br />

75


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · Kapitel 6<br />

könnte, wenn Er es nur wollte. Und wir könnten Ihm absolut<br />

keinen Vorwurf daraus machen. Bei diesem Gedanken – dass jemand<br />

solch eine Macht <strong>über</strong> uns hat <strong>und</strong> sie je<strong>der</strong>zeit nach Belieben<br />

einsetzen könnte – sollte es uns ganz unbehaglich zumute<br />

werden.<br />

Die Vorstellung, dass <strong>Gott</strong> uns Menschen brauchen würde, um<br />

zu existieren <strong>und</strong> um glücklich zu sein, herrscht heute bei vielen<br />

Menschen <strong>und</strong> auch bei Christen vor. Auch den Glauben an einen<br />

Dualismus findet man relativ häufig: <strong>Gott</strong> könne es nur geben,<br />

weil es den Teufel gibt; dass Gute gäbe es nur, weil es das Böse<br />

gibt <strong>und</strong> umgekehrt. Auch wenn Letzteres bei Christen hoffentlich<br />

nicht allgemeines Gedankengut ist, so findet sich doch <strong>über</strong>all<br />

die Meinung wie<strong>der</strong>, dass <strong>Gott</strong> uns Menschen, <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

die Christen, bräuchte, um glücklich <strong>und</strong> vollkommen zu sein.<br />

Sehr anschaulich kommt diese Behauptung auf unseren mo<strong>der</strong>nen<br />

Evangelisationen <strong>und</strong> missionarischen Veranstaltungen zum Ausdruck<br />

– zu unserer Schande, wohlgemerkt. Denn den Menschen,<br />

denen wir den Zugang zum allmächtigen Schöpfer zeigen wollen,<br />

wird ein unsinniges <strong>und</strong> unwürdiges <strong>Gott</strong>esbild vermittelt, so dass<br />

die dazu »Bekehrten« <strong>und</strong> die daraus entstehende laue <strong>und</strong> egoistische<br />

Christenheit uns nicht verwun<strong>der</strong>n sollte.<br />

Allzu oft sind Aufrufe in <strong>der</strong> Evangelisation so formuliert, dass<br />

<strong>der</strong> Zuhörer den Gedanken vermittelt bekommt, dass er <strong>Gott</strong> damit<br />

einen Gefallen täte, wenn er zu Ihm umkehre. Was für ein fataler<br />

Irrtum! Es stimmt zwar, dass unter den Engeln <strong>Gott</strong>es Freude<br />

herrscht, wenn ein Sün<strong>der</strong> Buße tut (Lk 15,10), aber <strong>der</strong> Apostel<br />

Paulus macht unmissverständlich klar, wem diese Bußbereitschaft<br />

zu verdanken ist – <strong>Gott</strong> selber.<br />

76<br />

O<strong>der</strong> verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit <strong>und</strong> Geduld<br />

<strong>und</strong> Langmut <strong>und</strong> weißt nicht, dass die Güte <strong>Gott</strong>es dich zur<br />

Buße leitet? (Röm 2,4; vgl. 2Tim 2,25).<br />

Da <strong>Gott</strong> unabhängig von Seiner Schöpfung ist, so ist es ebenso<br />

falsch zu denken, dass <strong>der</strong> Mensch <strong>Gott</strong> mit seiner Sünde schaden<br />

könne. Wenn wir sündigen, schaden wir nur uns selber, aber


<strong>Gott</strong> ist unabhängig von Seiner Schöpfung<br />

<strong>Gott</strong> bleibt immer noch <strong>der</strong>selbe, ungeachtet dessen, was Seine Geschöpfe<br />

tun.<br />

Wenn du sündigst, was kannst du ihm damit antun? Werden<br />

zahlreich deine Verbrechen, was kannst du ihm zufügen? Wenn<br />

du gerecht bist, was gibst du ihm, o<strong>der</strong> was empfängt er aus deiner<br />

Hand? (Hiob 35,6-7).<br />

Kränken sie denn mich, spricht <strong>der</strong> Herr, nicht vielmehr<br />

sich selbst zu ihrer eigenen Schande? (Jer 7,19).<br />

Ich sage damit nicht, dass <strong>Gott</strong> gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Sünde gleichgültig<br />

ist – das verbietet Ihm Seine Heiligkeit – jedoch schaden wir nicht<br />

<strong>Gott</strong> mit unserer Sünde, son<strong>der</strong>n nur uns selber. Tozer sagte dazu:<br />

Genauso wenig <strong>Ein</strong>fluss hätte es auf <strong>Gott</strong>, würden alle Menschen<br />

auf Erden Atheisten. Was er ist, ist er in sich selbst, ungeachtet<br />

aller an<strong>der</strong>en. An <strong>Gott</strong> zu glauben, bedeutet keine Ergänzung<br />

seiner Vollkommenheit, <strong>und</strong> an ihm zu zweifeln beeinträchtigt<br />

ihn nicht. 14<br />

Als ich mich einmal mit einem ungläubigen Kollegen unterhielt,<br />

<strong>und</strong> er hörte, dass ich Prediger werden wollte, sagte er nur kopfschüttelnd:<br />

»<strong>Andreas</strong>, warum willst du Prediger werden? Es glaubt<br />

doch heute eh niemand mehr an <strong>Gott</strong>!« Seine Aussage schreit<br />

förmlich nach mehr Predigern <strong>der</strong> Wahrheit. Wäre <strong>Gott</strong> lediglich<br />

ein Produkt <strong>der</strong> menschlichen Vorstellungskraft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phantasie,<br />

dann wäre es wirklich dumm, ein Prediger zu werden. Denn<br />

wozu sollte man die Menschen mit etwas belästigen, was es nicht<br />

gibt <strong>und</strong> wonach sie gar nicht verlangen <strong>und</strong> was sie auch <strong>über</strong>haupt<br />

nicht brauchen? Es wäre in etwa so, als würde ich versuchen,<br />

jemandem im Hochsommer einen dicken Wintermantel zu<br />

verkaufen, mit <strong>der</strong> Begründung, dass es morgen anfangen würde<br />

zu schneien. Jede halbwegs kluge Person würde mir zu Recht nicht<br />

glauben wollen. Denn im Sommer fällt kein Schnee, also fragt<br />

auch keiner nach warmen Wintersachen <strong>und</strong> hat auch kein Bedürfnis<br />

danach.<br />

77


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · Kapitel 6<br />

Wenn <strong>Gott</strong> jedoch existiert, so spielt es für Seine Existenz keine<br />

Rolle, ob die Menschheit an Ihn glaubt o<strong>der</strong> nicht. <strong>Gott</strong>es Existenz<br />

<strong>und</strong> Seine Zufriedenheit ist nicht abhängig von dem Glauben Seiner<br />

Geschöpfe an Ihn. Die <strong>Ein</strong>stellung <strong>der</strong> Juden zur Zeit Jesu offenbarte<br />

ihren großen Irrtum. Als <strong>Gott</strong>es erwähltes Volk mit Abraham<br />

als Stammvater legten sie eine gefährliche Überheblichkeit<br />

an den Tag. Johannes <strong>der</strong> Täufer <strong>und</strong> auch Jesus korrigierten diese<br />

falsche Vorstellung: Bringt nun <strong>der</strong> Buße würdige Früchte; <strong>und</strong> beginnt<br />

nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater!<br />

Denn ich sage euch, dass <strong>Gott</strong> dem Abraham aus diesen Steinen Kin<strong>der</strong><br />

zu erwecken vermag (Lk 3,8). Nicht ihre natürliche Abstammung<br />

würde sie ins Königreich <strong>Gott</strong>es bringen: Da wird das Weinen <strong>und</strong><br />

das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham <strong>und</strong> Isaak <strong>und</strong> Jakob<br />

<strong>und</strong> alle Propheten im Reich <strong>Gott</strong>es sehen werdet, euch aber draußen<br />

hinausgeworfen (Lk 13,28). Nein, son<strong>der</strong>n die <strong>über</strong>natürliche Abstammung<br />

bringt den Menschen in <strong>Gott</strong>es Reich: Wahrlich, wahrlich,<br />

ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann<br />

er das Reich <strong>Gott</strong>es nicht sehen (Joh 3,3). <strong>Ein</strong>e neue Geburt ist dafür<br />

notwendig. <strong>Der</strong> Mensch braucht <strong>Gott</strong>, nicht umgekehrt.<br />

Auf einem Missionsvortrag, den ich besuchte, teilte <strong>der</strong> Redner<br />

wohl nicht diese Meinung. Er sagte: »<strong>Gott</strong> hat ein Problem – Ihm<br />

fehlen Arbeiter!« Nun, ich glaube, dass <strong>Gott</strong> Menschen gebrauchen<br />

möchte, aber <strong>Gott</strong> hat kein Problem, <strong>und</strong> Er braucht uns nicht<br />

wirklich! Ich gehe mal davon aus, dass <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> es auch nicht so<br />

meinte. Jedoch drückte er sich, meiner Meinung nach, unglücklich<br />

aus. Jesus bat Seine Jünger darum, den Vater zu bitten, dass Er mehr<br />

Arbeiter in die Ernte senden würde (Mt 9,36-38), aber wir dürfen<br />

aufgr<strong>und</strong> dieser Bitte nicht den <strong>Ein</strong>druck von <strong>Gott</strong> erwecken, dass<br />

Er im Himmel sitze <strong>und</strong> das Chaos des Sündenfalls nicht wie<strong>der</strong> in<br />

den Griff bekäme. Tozer schrieb treffend:<br />

78<br />

<strong>Der</strong> <strong>Gott</strong>, <strong>der</strong> alle Dinge wirkt, braucht bestimmt we<strong>der</strong> Hilfe<br />

noch Helfer. Er ist auf niemanden angewiesen, aber wo Glaube<br />

ist, kann er jeden gebrauchen. 15<br />

Auch wenn wir etwas Gutes tun o<strong>der</strong> auch nur wollen, hat <strong>Gott</strong>


<strong>Gott</strong> ist unabhängig von Seiner Schöpfung<br />

dies nicht uns zu verdanken, son<strong>der</strong>n umgekehrt: Denn <strong>Gott</strong> ist es,<br />

<strong>der</strong> in euch wirkt, sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem<br />

Wohlgefallen (Phil 2,13).<br />

Die Selbstgenugsamkeit <strong>Gott</strong>es wird beson<strong>der</strong>s deutlich in<br />

Psalm 50. Dort wird <strong>Gott</strong> als Richter dargestellt, <strong>der</strong> mit Seinem<br />

Volk vor Gericht geht. Die Israeliten erfüllten willig ihre Pflicht des<br />

Opferns, verdrehten jedoch völlig die Bedeutung dessen, was sie<br />

taten. Sie glaubten, dass <strong>Gott</strong> von diesen Opfern abhängig wäre:<br />

Nicht wegen deiner Schlachtopfer tadle ich dich, auch deine<br />

Brandopfer sind beständig vor mir. Ich nehme keinen Stier aus<br />

deinem Haus, noch Böcke aus deinen Hürden. Denn mein ist<br />

alles Getier des Waldes, das Vieh auf tausend Bergen. Ich kenne<br />

alle Vögel <strong>der</strong> Berge, <strong>und</strong> was sich tummelt im Feld, ist mir bekannt.<br />

Wenn mich hungerte, ich würde es dir nicht sagen; denn<br />

mein ist die Welt <strong>und</strong> ihre Fülle. Sollte ich das Fleisch von Stieren<br />

essen <strong>und</strong> das Blut von Böcken trinken? (Ps 50,8-13).<br />

Die opfernden Israeliten hatten wohl die irrige Vorstellung, dass sie<br />

<strong>Gott</strong> mit ihren Opfergaben ernähren würden. <strong>Gott</strong> stellt den richtigen<br />

Sachverhalt wie<strong>der</strong> her. »Opfere <strong>Gott</strong> Dank <strong>und</strong> erfülle dem<br />

Höchsten deine Gelübde; <strong>und</strong> rufe mich an am Tag <strong>der</strong> Not; ich will<br />

dich retten, <strong>und</strong> du wirst mich verherrlichen!« (Ps 50,14-15). Hier wird<br />

wie<strong>der</strong> deutlich: <strong>Der</strong> Mensch braucht <strong>Gott</strong>, <strong>und</strong> nicht umgekehrt.<br />

Auch für Seine Liebe ist <strong>Gott</strong> auf niemanden angewiesen<br />

<strong>Ein</strong>en letzten großen Irrtum, wenn nicht sogar einen <strong>der</strong> größten,<br />

möchte ich noch erwähnen. Man nimmt Verse, die von <strong>der</strong> Liebe<br />

<strong>Gott</strong>es zu uns Menschen sprechen, wie z. B. Johannes 3,16 (denn so<br />

sehr hat <strong>Gott</strong> die Welt geliebt …) <strong>und</strong> deutet sie dann so, als wäre<br />

<strong>der</strong> Mensch das, was <strong>Gott</strong> am meisten liebt. Dar<strong>über</strong> wurden <strong>und</strong><br />

werden viele Lie<strong>der</strong> gedichtet. So heißt es z. B. in einem Lied: »God<br />

loves people, more than anything!« (»<strong>Gott</strong> liebt Menschen mehr als<br />

alles an<strong>der</strong>e!«). Es ist wichtig, dass wir innehalten <strong>und</strong> uns fragen,<br />

ob diese Aussage wirklich <strong>der</strong> Wahrheit entspricht. Ich will hier<br />

79


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · Kapitel 6<br />

keinesfalls behaupten, dass <strong>Gott</strong> die Menschen nicht liebt. Das tut<br />

Er ohne jeden Zweifel. Wir dürfen die allgemeine Liebe <strong>Gott</strong>es zu<br />

den Menschen <strong>und</strong> Seine beson<strong>der</strong>e Liebe zu Seinen Kin<strong>der</strong>n nicht<br />

in Frage stellen. Aber es ist ein großer Unterschied, ob ich etwas<br />

o<strong>der</strong> jemanden liebe, o<strong>der</strong> ob ich diese Person mehr als alles an<strong>der</strong>e<br />

liebe. <strong>Ein</strong> Ehemann mag sagen, dass er sowohl seine Frau als auch<br />

sein Hobby liebt. Aber die Liebe zu seiner Frau ist hoffentlich eine<br />

ganz an<strong>der</strong>e Liebe als die zu seinem Hobby. Hoffentlich liebt er seine<br />

Frau mehr als alles an<strong>der</strong>e, mit Ausnahme von <strong>Gott</strong>!<br />

Wenn wir die <strong>Bibel</strong> genau studieren, dann stellen wir fest, dass<br />

<strong>Gott</strong> in erster Linie sich selbst (innerhalb Seiner drei Personen,<br />

daher ist dies keine Selbstliebe) am meisten liebt! Das wird daraus<br />

deutlich, dass Er um die Ehre Seines Namens besorgt ist, <strong>und</strong> eine<br />

Verunehrung Seines Namens durch die Sünde <strong>der</strong> Menschen nicht<br />

hinnehmen wird. Wir sehen diesen Sachverhalt sehr deutlich bei<br />

dem Propheten Hesekiel. Das Volk Israel hatte sein Sündenmaß<br />

gegen<strong>über</strong> <strong>Gott</strong> vollgemacht <strong>und</strong> die Zerstörung des Tempels <strong>und</strong><br />

das Exil in Babylon waren <strong>Gott</strong>es Antwort darauf. In Hesekiel 20<br />

hält <strong>Gott</strong> dem wi<strong>der</strong>spenstigen Volk seine traurige Geschichte des<br />

Ungehorsams <strong>und</strong> des Götzendienstes vor. Vier Mal lesen wir die<br />

Formulierung: Aber ich handelte gnädig um meines Namens willen,<br />

damit er nicht entweiht würde (Hes 20,9.14.22.44). Über 60<br />

Mal lesen wir in diesem Buch: Und ihr werdet erkennen, dass ich<br />

<strong>der</strong> Herr bin …, um unmissverständlich herauszustellen, dass es<br />

<strong>Gott</strong> um Seine eigene Ehre geht.<br />

Auch die Sendung des Retters Jesus Christus in diese verlorene<br />

Welt diente <strong>der</strong> Ehre <strong>und</strong> Verherrlichung <strong>Gott</strong>es: Und plötzlich war<br />

bei dem Engel eine Menge <strong>der</strong> himmlischen Heerscharen, die <strong>Gott</strong><br />

lobten <strong>und</strong> sprachen: Herrlichkeit <strong>Gott</strong> in <strong>der</strong> Höhe, <strong>und</strong> Friede auf<br />

Erden in den Menschen des Wohlgefallens (Lk 2,13-14). Die Geburt<br />

Jesu verdeutlicht nicht – wie viele meinen – den so großen Wert des<br />

Menschen, son<strong>der</strong>n sie offenbart die Herrlichkeit <strong>Gott</strong>es, <strong>der</strong> sich<br />

in erbarmen<strong>der</strong> Weise zu Seinen Geschöpfen herablässt, obwohl Er<br />

es nicht müsste. Wir wären es niemals wert, dass <strong>Gott</strong> so an uns<br />

handelt. Martyn-Lloyd Jones drückte die Freude <strong>Gott</strong>es folgen<strong>der</strong>maßen<br />

aus:<br />

80


<strong>Gott</strong> ist unabhängig von Seiner Schöpfung<br />

Er hat Freude an sich selbst <strong>und</strong> ist vollkommen <strong>und</strong> absolut unabhängig.<br />

Nach <strong>der</strong> Heiligen Schrift hat <strong>Gott</strong> Wohlgefallen an<br />

sich selbst <strong>und</strong> seinem herrlichen <strong>Wesen</strong> – das macht die Glückseligkeit<br />

<strong>Gott</strong>es aus. 16<br />

Diese Aussagen erscheinen uns vielleicht merkwürdig <strong>und</strong> fremd.<br />

Das könnte daran liegen, dass wir dabei an uns denken <strong>und</strong> nicht<br />

an <strong>Gott</strong>. Uns Menschen wird in <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> verboten, uns selber zu<br />

verherrlichen <strong>und</strong> uns selber zum Mittelpunkt zu machen. Wenn<br />

wir allerdings bedenken, dass <strong>Gott</strong> das höchste <strong>Wesen</strong> ist, dann<br />

muss Er an sich selbst die größte Freude haben. Wenn es nicht so<br />

wäre, dann gäbe es noch ein höheres <strong>Wesen</strong> als Ihn, <strong>und</strong> dann wäre<br />

Er nicht <strong>Gott</strong>.<br />

Wir Menschen sind Götzendiener, wenn wir etwas anbeten <strong>und</strong><br />

verehren, dass nicht das höchste <strong>Wesen</strong>, also <strong>Gott</strong>, ist, o<strong>der</strong> gar<br />

uns selbst. Für Ihn gilt dies aber nicht. <strong>Gott</strong> ist kein Götzendiener,<br />

denn Er selber ist das größte aller existierenden <strong>Wesen</strong>. Er hat keinen,<br />

<strong>der</strong> <strong>über</strong> Ihm steht, denn wer ist sein Mitberater gewesen? (Röm<br />

11,34).<br />

Unser Ziel ist es letztlich, <strong>Gott</strong> zu verherrlichen. Wir sind geschaffen<br />

zum Lob Seiner Herrlichkeit (Eph 1,3-14). <strong>Gott</strong> hat die<br />

Welt erschaffen, damit Seine Herrlichkeit sichtbar wird <strong>und</strong> damit<br />

Seine Geschöpfe Ihn anbeten. Er steht im Zentrum von allen.<br />

Du bist würdig, unser Herr <strong>und</strong> <strong>Gott</strong>, die Herrlichkeit <strong>und</strong> die<br />

Ehre <strong>und</strong> die Macht zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen,<br />

<strong>und</strong> deines Willens wegen waren sie <strong>und</strong> sind sie erschaffen<br />

worden (Offb 4,11).<br />

Die einzige Motivation, die <strong>Gott</strong> dazu veranlasste, die Schöpfung<br />

<strong>und</strong> damit auch uns ins Dasein zu rufen, war die Verherrlichung<br />

Seiner eigenen Person – durch Menschen, Engel <strong>und</strong> die ganze<br />

Schöpfung. Wir merken es gewöhnlich sehr schnell, wenn jemand<br />

eine Show abzieht <strong>und</strong> die ganze Aufmerksamkeit auf sich selber<br />

lenkt. <strong>Ein</strong>e solche Person nennen wir zu Recht selbstverliebt <strong>und</strong><br />

egozentrisch. <strong>Gott</strong> hat, um in diesem Bild zu sprechen, die größte<br />

81


<strong>Der</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Gott</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> · Kapitel 6<br />

Schau des Universums mit Seiner Schöpfung aufgeführt <strong>und</strong> tut es<br />

noch immer, bis Seine Herrlichkeit eines Tages vollends offenbar<br />

wird – im Lob Seiner Heiligen einerseits <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Verdammung<br />

<strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits. John Piper schreibt dar<strong>über</strong>:<br />

Er ist ein unerschütterlich glücklicher <strong>Gott</strong>. Sein Glück ist die<br />

Freude, die Er in sich selbst hat. Vor <strong>der</strong> Schöpfung erfreute<br />

Er sich am Ebenbild Seiner Herrlichkeit in <strong>der</strong> Person Seines<br />

Sohnes. Dann ging die Freude <strong>Gott</strong>es in den <strong>Werke</strong>n <strong>der</strong> Schöpfung<br />

<strong>und</strong> Erlösung »an die Öffentlichkeit«. Diese <strong>Werke</strong> erfreuen<br />

das Herz <strong>Gott</strong>es, weil sie Seine Herrlichkeit wi<strong>der</strong>spiegeln. Alles,<br />

was Er tut, dient dazu, diese Herrlichkeit aufrechtzuerhalten <strong>und</strong><br />

zur Schau zu stellen, denn daran erfreut sich Seine Seele. 17<br />

Die Tatsache, dass <strong>Gott</strong> selbstgenugsam <strong>und</strong> unabhängig von uns<br />

ist <strong>und</strong> uns nicht braucht, sollte uns jedoch nicht entmutigen. <strong>Ein</strong>e<br />

ges<strong>und</strong>e Furcht vor diesem <strong>Gott</strong> ist mehr als berechtigt <strong>und</strong><br />

angebracht, jedoch dürfen wir dabei nicht stehenbleiben. Wie wir<br />

bereits in <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>leitung zu diesem Thema gesehen haben, ist dieser<br />

<strong>Gott</strong> trotz Seiner Unabhängigkeit gewillt, mit uns in Gemeinschaft<br />

zu leben (1Mo 2,27). Vielmehr lasst uns dafür dankbar sein, dass<br />

wir dennoch so wertvoll in <strong>Gott</strong>es Augen sind, dass Er Gemeinschaft<br />

mit uns haben will, <strong>und</strong> dass Er uns gebrauchen möchte, obwohl<br />

Er Seine Ziele viel schneller ohne uns erreichen würde. Und<br />

letztlich ist die Freude <strong>Gott</strong>es unsere Freude. Denn <strong>Gott</strong>es Freude<br />

legt Er in uns hinein, wenn wir Ihn anbeten <strong>und</strong> Ihn als den verehren,<br />

<strong>der</strong> Er ist. Wie dankbar dürfen wir dafür sein!<br />

82<br />

Verse zum Auswendiglernen<br />

Denn wie <strong>der</strong> Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn<br />

gegeben, Leben zu haben in sich selbst. (Joh 5,26)<br />

Wenn mich hungerte, ich würde es dir nicht sagen; denn mein ist die<br />

Welt <strong>und</strong> ihre Fülle. (Ps 50,12)


<strong>Gott</strong> ist unabhängig von Seiner Schöpfung<br />

Wenn du sündigst, was kannst du ihm damit antun? Werden zahlreich<br />

deine Verbrechen, was kannst du ihm zufügen? Wenn du gerecht<br />

bist, was gibst du ihm, o<strong>der</strong> was empfängt er aus deiner Hand? (Hiob<br />

35,6-7)<br />

Fragen zum Wie<strong>der</strong>holen <strong>und</strong> Vertiefen<br />

• Worin hat <strong>Gott</strong> Seinen Ursprung?<br />

• Hat es einen <strong>Ein</strong>fluss auf <strong>Gott</strong>, ob wir an Ihn glauben o<strong>der</strong> gegen<br />

Ihn sündigen?<br />

• Was wäre zutreffen<strong>der</strong>: <strong>Gott</strong> braucht o<strong>der</strong> gebraucht Menschen?<br />

Warum?<br />

• Was liebt <strong>Gott</strong> am meisten <strong>und</strong> woran wird dies sichtbar?<br />

• Was war dir neu? Wor<strong>über</strong> möchtest du noch mehr nachdenken?<br />

83


Die Eigenschaften <strong>Gott</strong>es zu kennen – ja, <strong>Gott</strong><br />

selbst zu kennen <strong>und</strong> zu erkennen, das ist <strong>der</strong><br />

zentrale Inhalt des christlichen Glaubens. <strong>Gott</strong><br />

hat sich geoffenbart – in seinem Sohn Jesus<br />

Christus <strong>und</strong> in <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>. So können wir ihn<br />

kennen lernen, in rechter Weise an ihn glauben<br />

<strong>und</strong> durch einen solchen ges<strong>und</strong>en Glauben<br />

lebenspendende Gemeinschaft mit ihm haben.<br />

Dieses <strong>Studienbuch</strong> widmet sich in 21 Kapiteln<br />

den mannigfaltigen Eigenschaften <strong>Gott</strong>es <strong>und</strong><br />

stellt sie uns anhand <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> vor, angereichert<br />

mit vielen Zitaten bekannter Autoren wie<br />

Matthew Henry, Martin Lloyd-Jones, J.I.<br />

Packer <strong>und</strong> A.W. Pink. <strong>Ein</strong>en Schwerpunkt<br />

bilden das Heilshandeln <strong>Gott</strong>es <strong>und</strong> seine Souveränität.<br />

Diese Perspektive verleiht diesem<br />

Buch eine reformatorische Prägung: Allein<br />

<strong>Gott</strong> sei die Ehre!<br />

Am Ende <strong>der</strong> Kapitel finden sich Kernverse<br />

zum Auswendiglernen <strong>und</strong> Fragen zur Vertiefung<br />

<strong>und</strong> Reflektion, <strong>und</strong> so ist dieses Buch<br />

beson<strong>der</strong>s gut geeignet als Studienmaterial für<br />

den <strong>Bibel</strong>unterricht, als Gesprächsgr<strong>und</strong>lage für<br />

Hauskreise usw.

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