06 Vergütung intensivmedizinischer Leistungen in Österreich

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Leitthema MedKlinIntensivmedNotfmed2018 ·113:28–32 https://doi.org/10.1007/s00063-017-0391-9 Eingegangen: 4. Dezember 2017 Angenommen: 5. Dezember 2017 Online publiziert: 9. Januar 2018 © Der/die Autor(en) 2018. Dieser Artikel ist eine Open-Access-Publikation. Redaktion H. Burchardi, Bovenden R. Riessen, Tübingen M. Joannidis 1 ·S.J.Klein 1 ·P.Metnitz 2 ·A.Valentin 3 1 Gemeinsame Einrichtung internistische Intensiv- und Notfallmedizin, Department für Innere Medizin, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich 2 Klinische Abteilung für allgemeine Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich 3 Abteilung für Innere Medizin, Kardinal Schwarzenberg Klinikum, Schwarzach i. Pongau, Österreich Vergütung intensivmedizinischer Leistungen in Österreich Einsatz des LKF-Systems Das österreichische Gesundheitssystem basiert auf einem gesetzlich geregelten Sozialversicherungssystem, das 99 % der Bevölkerung mit einem umfangreichen Versicherungsschutz versieht. Ungefähr 12 % der 8,4 Mio. Einwohner haben zusätzlich zu der gesetzlichen noch eine private Versicherung. Die Finanzierung der öffentlichen Krankenhäuser erfolgt zum einen durch die Sozialversicherungsanstalten, zum anderen durch Gesundheitsfonds auf Länder- und Bundesebene. Im Jahr 2016 wurden 2,8 Mio. stationäre Aufenthalte in österreichischen Spitälern verzeichnet [6]. Rund 65.000 Spitalsbetten waren im Jahr 2013 in 278 österreichischen Krankenanstalten vorhanden, von denen 50.000 Betten der Akutversorgung zuzurechnen waren [2]. Dies entspricht 595 Akutbetten/100.000 Einwohner bzw. 23,4 Intensivbetten (Intensivüberwachungsund -behandlungseinheiten) pro 100.000 Einwohner. » Im Jahr 2009 betrug in Österreich der Anteil an Intensivbetten 3,4 % aller Akutbetten Nach einer Erhebung im Jahr 2009 betrug in Österreich der Anteil an Intensivbetten 3,4 % aller Akutbetten. Im Vergleich dazu hatte Deutschland einen deutlich höheren Anteil von 5,1 %. Im europäischen Vergleich befand sich Österreich mit 21,8 Intensivbetten/100.000 Einwohnern an 3. Stelle hinter Deutschland (29,2/100.000) und Luxemburg (24,8/100.000; [8]; . Abb. 1). Bedingt durch die historisch gewachsenen Strukturen und die föderalistische Verfassung Österreichs ergibt sich eine Vielzahl an Interessensgruppen im österreichischenGesundheitswesen.Änderungen im Gesundheitssystem müssen zwischen Bund und Ländern akkordiert werden. Grundsätzlich fällt das österreichische Krankenanstaltenwesen aufgrundvonArtikel12Bundesverfassungsgesetz (B-VG) in die geteilte Zuständigkeit sowohl des Bundesstaats als auch der 9 Bundesländer. Die Grundsatzgesetzgebung erfolgt durch den Bund, Ausführungsgesetzgebung und Vollziehung durch die Länder. Das heißt, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung durch die Länder sichergestellt werden muss. Die Rahmenvorgaben zur Planung der Krankenanstalten werden auf Bundesebene im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) vereinbart und die entsprechende Organisation und Finanzierung des Gesundheitswesens werden durch Vereinbarungen gemäß Artikel 15a B-VG zwischen Bund und Ländern geschlossen [3]. Als zentrales Planungsinstrument im österreichischen Gesundheitswesen dient der ÖSG. Dieser wurde durch ein Expertenteam aus den Bereichen Medizin, Ökonomie und Planung mit dem ÖSG 2017 seit seiner Begründung im Jahr 2006 zum 5. Mal überarbeitet. Der ÖSG enthält Grundlagen und Richtwerte für das Gesundheitswesen und ist seit dem Jahr 2013 auch Bestandteil der Gesundheitsreform [5]. » Das LKF-System stützt sich primär auf die erbrachte Leistung und die Aufnahmediagnose Bis zum Jahr 1997 wurden in Österreich Aufenthalte in Krankenanstalten durch eine pauschale Tagsatzfinanzierung abgegolten. Dieses System wurde durch die Einführung der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) abgelöst. Das LKF-System stützt sich primär auf die erbrachte Leistung und die Diagnose, die entscheidend für die stationäre Aufnahme war. Die Intention des Gesetzgebers war es, das Leistungsgeschehen in österreichischen Krankenanstalten genauer abzubilden, ähnlich dem System der deutschen Diagnosis- Related Groups (diagnosebezogene Fallgruppen, G-DRG; [9]). Im folgenden Artikel soll auf die Besonderheiten des LKF-System in Bezug auf die Vergütung intensivmedizinischer Leistungen in Österreich eingegangen werden. Struktur der intensivmedizinischen Versorgung in Österreich Dem LKF-Modell folgend wird in Österreich zwischen Intensivüberwachungseinheiten (Herzüberwachungsstationen [HÜST] und intermediäre Überwachungsstationen [IMCU]) und Inten- 28 Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 1 · 2018

Leitthema<br />

MedKl<strong>in</strong>IntensivmedNotfmed2018 ·113:28–32<br />

https://doi.org/10.1007/s00<strong>06</strong>3-017-0391-9<br />

E<strong>in</strong>gegangen: 4. Dezember 2017<br />

Angenommen: 5. Dezember 2017<br />

Onl<strong>in</strong>e publiziert: 9. Januar 2018<br />

© Der/die Autor(en) 2018. Dieser Artikel ist<br />

e<strong>in</strong>e Open-Access-Publikation.<br />

Redaktion<br />

H. Burchardi, Bovenden<br />

R. Riessen, Tüb<strong>in</strong>gen<br />

M. Joannidis 1 ·S.J.Kle<strong>in</strong> 1 ·P.Metnitz 2 ·A.Valent<strong>in</strong> 3<br />

1<br />

Geme<strong>in</strong>same E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong>ternistische Intensiv- und Notfallmediz<strong>in</strong>, Department für Innere Mediz<strong>in</strong>,<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Universität Innsbruck, Innsbruck, <strong>Österreich</strong><br />

2<br />

Kl<strong>in</strong>ische Abteilung für allgeme<strong>in</strong>e Anästhesiologie, Notfall- und Intensivmediz<strong>in</strong>, Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Universität Graz, Graz, <strong>Österreich</strong><br />

3<br />

Abteilung für Innere Mediz<strong>in</strong>, Kard<strong>in</strong>al Schwarzenberg Kl<strong>in</strong>ikum, Schwarzach i. Pongau, <strong>Österreich</strong><br />

<strong>Vergütung</strong> <strong><strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischer</strong><br />

<strong>Leistungen</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

E<strong>in</strong>satz des LKF-Systems<br />

Das österreichische Gesundheitssystem<br />

basiert auf e<strong>in</strong>em gesetzlich geregelten<br />

Sozialversicherungssystem, das 99 % der<br />

Bevölkerung mit e<strong>in</strong>em umfangreichen<br />

Versicherungsschutz versieht. Ungefähr<br />

12 % der 8,4 Mio. E<strong>in</strong>wohner haben zusätzlich<br />

zu der gesetzlichen noch e<strong>in</strong>e<br />

private Versicherung. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />

der öffentlichen Krankenhäuser erfolgt<br />

zum e<strong>in</strong>en durch die Sozialversicherungsanstalten,<br />

zum anderen durch<br />

Gesundheitsfonds auf Länder- und Bundesebene.<br />

Im Jahr 2016 wurden 2,8 Mio.<br />

stationäre Aufenthalte <strong>in</strong> österreichischen<br />

Spitälern verzeichnet [6]. Rund<br />

65.000 Spitalsbetten waren im Jahr 2013<br />

<strong>in</strong> 278 österreichischen Krankenanstalten<br />

vorhanden, von denen 50.000 Betten<br />

der Akutversorgung zuzurechnen<br />

waren [2]. Dies entspricht 595 Akutbetten/100.000<br />

E<strong>in</strong>wohner bzw. 23,4<br />

Intensivbetten (Intensivüberwachungsund<br />

-behandlungse<strong>in</strong>heiten) pro 100.000<br />

E<strong>in</strong>wohner.<br />

» Im Jahr 2009 betrug<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> der Anteil an<br />

Intensivbetten 3,4 % aller<br />

Akutbetten<br />

Nach e<strong>in</strong>er Erhebung im Jahr 2009<br />

betrug <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> der Anteil an Intensivbetten<br />

3,4 % aller Akutbetten. Im<br />

Vergleich dazu hatte Deutschland e<strong>in</strong>en<br />

deutlich höheren Anteil von 5,1 %. Im<br />

europäischen Vergleich befand sich <strong>Österreich</strong><br />

mit 21,8 Intensivbetten/100.000<br />

E<strong>in</strong>wohnern an 3. Stelle h<strong>in</strong>ter Deutschland<br />

(29,2/100.000) und Luxemburg<br />

(24,8/100.000; [8]; . Abb. 1).<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die historisch gewachsenen<br />

Strukturen und die föderalistische<br />

Verfassung <strong>Österreich</strong>s ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl an Interessensgruppen im österreichischenGesundheitswesen.Änderungen<br />

im Gesundheitssystem müssen<br />

zwischen Bund und Ländern akkordiert<br />

werden. Grundsätzlich fällt das österreichische<br />

Krankenanstaltenwesen aufgrundvonArtikel12Bundesverfassungsgesetz<br />

(B-VG) <strong>in</strong> die geteilte Zuständigkeit<br />

sowohl des Bundesstaats als auch<br />

der 9 Bundesländer. Die Grundsatzgesetzgebung<br />

erfolgt durch den Bund, Ausführungsgesetzgebung<br />

und Vollziehung<br />

durch die Länder. Das heißt, dass die mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung der Bevölkerung<br />

durch die Länder sichergestellt werden<br />

muss. Die Rahmenvorgaben zur Planung<br />

der Krankenanstalten werden auf Bundesebene<br />

im <strong>Österreich</strong>ischen Strukturplan<br />

Gesundheit (ÖSG) vere<strong>in</strong>bart und<br />

die entsprechende Organisation und F<strong>in</strong>anzierung<br />

des Gesundheitswesens werden<br />

durch Vere<strong>in</strong>barungen gemäß Artikel<br />

15a B-VG zwischen Bund und Ländern<br />

geschlossen [3].<br />

Als zentrales Planungs<strong>in</strong>strument<br />

im österreichischen Gesundheitswesen<br />

dient der ÖSG. Dieser wurde durch e<strong>in</strong><br />

Expertenteam aus den Bereichen Mediz<strong>in</strong>,<br />

Ökonomie und Planung mit dem<br />

ÖSG 2017 seit se<strong>in</strong>er Begründung im<br />

Jahr 20<strong>06</strong> zum 5. Mal überarbeitet. Der<br />

ÖSG enthält Grundlagen und Richtwerte<br />

für das Gesundheitswesen und ist<br />

seit dem Jahr 2013 auch Bestandteil der<br />

Gesundheitsreform [5].<br />

» Das LKF-System stützt sich<br />

primär auf die erbrachte Leistung<br />

und die Aufnahmediagnose<br />

Bis zum Jahr 1997 wurden <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Aufenthalte <strong>in</strong> Krankenanstalten durch<br />

e<strong>in</strong>e pauschale Tagsatzf<strong>in</strong>anzierung abgegolten.<br />

Dieses System wurde durch<br />

die E<strong>in</strong>führung der leistungsorientierten<br />

Krankenanstaltenf<strong>in</strong>anzierung (LKF)<br />

abgelöst. Das LKF-System stützt sich<br />

primär auf die erbrachte Leistung und<br />

die Diagnose, die entscheidend für die<br />

stationäre Aufnahme war. Die Intention<br />

des Gesetzgebers war es, das Leistungsgeschehen<br />

<strong>in</strong> österreichischen Krankenanstalten<br />

genauer abzubilden, ähnlich<br />

dem System der deutschen Diagnosis-<br />

Related Groups (diagnosebezogene Fallgruppen,<br />

G-DRG; [9]). Im folgenden<br />

Artikel soll auf die Besonderheiten des<br />

LKF-System <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>Vergütung</strong><br />

<strong><strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischer</strong> <strong>Leistungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Struktur der <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung<br />

<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Dem LKF-Modell folgend wird <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

zwischen Intensivüberwachungse<strong>in</strong>heiten<br />

(Herzüberwachungsstationen<br />

[HÜST] und <strong>in</strong>termediäre Überwachungsstationen<br />

[IMCU]) und Inten-<br />

28 Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik - Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong> 1 · 2018


Deutschland<br />

Luxemburg<br />

<strong>Österreich</strong><br />

Rumänien<br />

Belgien<br />

Litauen<br />

Kroatien<br />

Estland<br />

Ungarn<br />

Italien<br />

Bulgarien<br />

Frankreich<br />

Tschechien<br />

Zypern<br />

Schweiz<br />

Spanien<br />

Lettland<br />

Slovakei<br />

Island<br />

Norwegen<br />

Andorra<br />

Polen<br />

Dänemark<br />

Vere<strong>in</strong>igtes Königreich<br />

Irland<br />

Slovenien<br />

Niederlande<br />

F<strong>in</strong>nland<br />

Griechenland<br />

Schweden<br />

Portugal<br />

Europa (Durchschnitt)<br />

8<br />

7,1<br />

6,9<br />

6,7<br />

6,6<br />

6,5<br />

6,4<br />

6,4<br />

6,1<br />

6<br />

5,8<br />

4,2<br />

15,9<br />

15,5<br />

14,7<br />

14,6<br />

13,8<br />

12,5<br />

12,2<br />

11,6<br />

11,6<br />

11,4<br />

11<br />

9,7<br />

9,7<br />

9,2<br />

9,1<br />

21,8<br />

21,4<br />

24,8<br />

11,5<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Abb. 1 8 Anzahl der Intensivbetten, korrigiert für Bevölkerungszahl (pro 100.000 E<strong>in</strong>wohner), <strong>in</strong> europäischen<br />

Ländern. (Mod. nach [8])<br />

sivbehandlungse<strong>in</strong>heiten (ICU) unterschieden.<br />

Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

werden <strong>in</strong> 3 Kategorien unterschieden,<br />

wobei Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten der<br />

Kategorie 3 die Maximalversorgung bereitstellen.DieE<strong>in</strong>stufungerfolgtjährlich<br />

basierend auf dem Mittelwert der Punkte<br />

gemäß Therapeutic Intervention Scor<strong>in</strong>g<br />

System (TISS) 28 (pro Patient und Tag)<br />

des vergangenen Jahrs (Kategorie 1:<br />

TISS-28 ≥ 22; Kategorie 2: TISS-28 ≥ 27;<br />

Kategorie 3: TISS-28 ≥ 32 Punkte). Zusätzlich<br />

müssen für jede Kategorie noch<br />

weitere Kriterien, u. a. die E<strong>in</strong>haltung des<br />

für die jeweilige Kategorie festgelegten<br />

Pflegepersonalschlüssels und e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destanzahl<br />

von Betten, erfüllt werden. Im<br />

Jahr 2016 gab es österreichweit 38 Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

der Stufe 1 mit<br />

29,2<br />

208 Betten, 74 E<strong>in</strong>heiten der Stufe 2 mit<br />

497 Betten und 74 E<strong>in</strong>heiten der Stufe 3<br />

mit 702 Betten (W. Bohuslav, Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Gesundheit und Frauen<br />

[BMGF], persönliche Korrespondenz<br />

22.11.2017).<br />

» Die F<strong>in</strong>anzierung der österreichischen<br />

Krankenanstalten<br />

erfolgt leistungsorientiert<br />

Rezenten Daten des BMGF zufolge<br />

gab es im Jahr 2016 österreichweit 563<br />

systemisierte Betten auf Intensivüberwachungse<strong>in</strong>heiten<br />

und 1407 systemisierte<br />

Betten auf Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

für Erwachsene. Die pädiatrischen<br />

Intensivüberwachungse<strong>in</strong>heiten hatten<br />

im Jahr 2016 auf Intensivüberwachungse<strong>in</strong>heiten<br />

304 systemisierte Betten und<br />

227 systemisierte Betten auf pädiatrischen<br />

Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

(W.Bohuslav,BMGF,persönlicheKorrespondenz<br />

22.11.2017).<br />

Die Kosten der Intensivüberwachungs-<br />

und -behandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

setzen sich aus der Summe der Personalkosten<br />

sowie aus Kosten, die sich<br />

von Verbrauchsgütern und der Anschaffung<br />

neuer Geräten ergeben, zusammen.<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung der österreichischen<br />

Krankenanstalten erfolgt nach e<strong>in</strong>em<br />

leistungsorientierten System, der sog.<br />

LKF. Unterschieden wird zwischen dem<br />

LKF-Modell, das das Regelwerk zur bundesweit<br />

e<strong>in</strong>heitlichen Bepunktung von<br />

stationären Aufenthalten darstellt, und<br />

dem LKF-System, das die Anwendung<br />

des LKF-Modells zur Abrechnung der<br />

Aufenthalte mit den Landesgesundheitsfonds<br />

regelt.<br />

Im Grunde ist das LKF-System e<strong>in</strong>e<br />

modifizierte, an die österreichischen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen angepasste, Version<br />

des DRG-Systems, das im Jahr<br />

1997 e<strong>in</strong>geführt wurde. Neben den nach<br />

International Classification of Diseases<br />

(ICD) 10 codierten Diagnosen fließen<br />

noch bestimmte <strong>in</strong>dividuelle mediz<strong>in</strong>ische<br />

<strong>Leistungen</strong> (mediz<strong>in</strong>ische E<strong>in</strong>zelleistung<br />

[MEL], z. B.: chirurgischer<br />

E<strong>in</strong>griff, Dialyse) <strong>in</strong> die Berechnung der<br />

Fallpauschale mit e<strong>in</strong>. Die Komb<strong>in</strong>ation<br />

der dokumentierten Krankheiten, erbrachten<br />

mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Leistungen</strong> und<br />

durchlaufenen Abteilungen erlauben die<br />

Zuordnung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Falls zu e<strong>in</strong>er<br />

der 982 Fallgruppen. Von diesen Fallgruppen<br />

s<strong>in</strong>d 429 primär leistungs- und<br />

553 diagnosebasiert. Die Fallpauschale<br />

ergibt sich aus dem Punktewert, durch<br />

den jede leistungsorientierte Diagnosefallgruppe<br />

charakterisiert ist [1].<br />

» Das LKF-System ist im Grunde<br />

e<strong>in</strong>e modifizierte Version des<br />

DRG-Systems<br />

Um den erhöhten Kostenaufwand bei<br />

e<strong>in</strong>em Aufenthalt auf e<strong>in</strong>er Intensivstation<br />

Rechnung zu tragen, wird je nach<br />

Stufe, <strong>in</strong> die die Intensive<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>gestuft<br />

ist, pro Aufenthaltstag e<strong>in</strong> gewisser<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik - Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong> 1 · 2018 29


Zusammenfassung · Abstract<br />

Zuschlag gewährt. Zusätzliche MEL der<br />

Intensive<strong>in</strong>heit (z. B.: Bronchoskopie,<br />

transösophageale Echokardiographie,<br />

Sonographie) werden ebenfalls abgegolten.<br />

Die E<strong>in</strong>stufung der Intensivstationen<br />

<strong>in</strong> Intensivüberwachung und Intensivbehandlung<br />

der 3 Stufen hat durch dieses<br />

System e<strong>in</strong>e direkte Auswirkung auf die<br />

erzielten Punkte [3]. Zusätzlich wird bei<br />

Intensivüberwachungs- und -behandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong> Zuschlag berechnet<br />

und gewährt, wenn der laut Intensivmodell<br />

geforderte Pflegepersonalschlüssel<br />

erfüllt wird [4].<br />

Den Kostenrechnungsergebnissen<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Krankenanstalten folgend,<br />

die im Jahr 2016 <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gemeldet<br />

wurden und von denen unter anderem<br />

Personal-, Medikamenten-, Energie-,<br />

Küchenkosten, Wäscherei etc. abgedeckt<br />

s<strong>in</strong>d, betrugen die Kosten für Intensivüberwachungse<strong>in</strong>heiten<br />

(Erwachsene)<br />

etwa 218 Mio. € und für Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

(Erwachsene) aller Stufen<br />

etwa 931 Mio. €. Hierbei machten die<br />

E<strong>in</strong>heiten der Stufe 3 mit etwa 571Mio. €<br />

den größten Anteil aus (W. Bohuslav,<br />

BMGF, persönliche Korrespondenz<br />

22.11.2017).<br />

» Für Forschung und Lehre<br />

an Universitätskl<strong>in</strong>iken wird e<strong>in</strong><br />

sog. kl<strong>in</strong>ischer Mehraufwand<br />

abgegolten<br />

Während bei Intensivüberwachungse<strong>in</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong>e Intensivdokumentation<br />

optional ist, ist diese bei Intensivbehandlungse<strong>in</strong>heiten<br />

dem Intensivmodell<br />

2017 folgend verpflichtend zu führen<br />

und be<strong>in</strong>haltet tägliches Scor<strong>in</strong>g nach<br />

TISS-A und Simplified Acute Physiology<br />

Score (SAPS) 3. Zusätzlich müssen<br />

selbstverständlich sämtliche durchgeführten<br />

MEL dokumentiert werden, um<br />

e<strong>in</strong>e Abrechnung zu ermöglichen. Da<br />

seit 01.01.2012 TISS-A und SAPS 3 als<br />

Dokumentationsgrundlage verwendet<br />

wird, die E<strong>in</strong>stufung der Intensivstationen<br />

nach dem LKF-Modell allerd<strong>in</strong>gs<br />

nach wie vor basierend auf TISS-28 getroffen<br />

wird, werden die TISS-A-Scores<br />

entsprechend durch das vom BMGF zur<br />

Verfügung gestellte Programm XDok<br />

Med Kl<strong>in</strong> Intensivmed Notfmed 2018 · 113:28–32 https://doi.org/10.1007/s00<strong>06</strong>3-017-0391-9<br />

© Der/die Autor(en) 2018. Dieser Artikel ist e<strong>in</strong>e Open-Access-Publikation.<br />

M. Joannidis · S. J. Kle<strong>in</strong> · P. Metnitz · A. Valent<strong>in</strong><br />

<strong>Vergütung</strong> <strong><strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischer</strong> <strong>Leistungen</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong>.<br />

E<strong>in</strong>satz des LKF-Systems<br />

Zusammenfassung<br />

Intensivmediz<strong>in</strong>ische <strong>Leistungen</strong> werden <strong>in</strong><br />

<strong>Österreich</strong> über das System der leistungsorientierten<br />

Krankenanstaltenf<strong>in</strong>anzierung<br />

(LKF) abgerechnet und vergütet. Im<br />

Vergleich zu Deutschland, wo ökonomische<br />

Überlegungen zu Personale<strong>in</strong>sparungen<br />

führten, sichern die <strong>in</strong> der LKF und auch im<br />

<strong>Österreich</strong>ischen Strukturplan Gesundheit<br />

(ÖSG) festgelegten Zielvorgaben e<strong>in</strong><br />

stabiles Niveau <strong>in</strong> der <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>ierte<br />

Personaluntergrenze für das Verhältnis von<br />

verfügbarem Pflegepersonal zu vorhandenen<br />

Betten soll e<strong>in</strong>e adäquate Versorgung von<br />

kritisch Kranken sicherstellen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

existiert e<strong>in</strong> solcher Personalschlüssel für<br />

das ärztliche Personal auf Intensivstationen<br />

bislang nicht. Im nachfolgenden Artikel<br />

sollendiegrundlegendenStrukturender<br />

österreichischen Intensivmediz<strong>in</strong> dargestellt<br />

und Überlegungen zu deren weiteren<br />

Optimierung unterbreitet werden, um<br />

den hohen Qualitätsstandard auf den<br />

Intensivstationen<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> auch zukünftig<br />

zu gewährleisten.<br />

Schlüsselwörter<br />

Intensivmediz<strong>in</strong> · Kosten und Kostenanalysen<br />

· Kostenkontrolle · Personal ·<br />

Diagnosebezogene Fallgruppen<br />

Reimbursement of <strong>in</strong>tensive care services <strong>in</strong> Austria. Use of the<br />

LKF system<br />

Abstract<br />

In Austria, the reimbursement of <strong>in</strong>tensive<br />

care services is based on a Diagnosis-<br />

Related Groups (DRG) system which has<br />

been adapted to the Austrian framework<br />

conditions. Compared to Germany where<br />

economic considerations had led to<br />

personnel cuts, mandatory targets outl<strong>in</strong>ed<br />

<strong>in</strong> both the LKF (“Leistungsorientierte<br />

Krankenanstaltenf<strong>in</strong>anzierung”, Performanceoriented<br />

Hospital F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>g) and ÖSG<br />

(“<strong>Österreich</strong>ischer Strukturplan Gesundheit”,<br />

Austrian Health Care Structure Plan) plans<br />

ensure a high level of medical and <strong>in</strong>tensive<br />

care. A clearly def<strong>in</strong>ed m<strong>in</strong>imal nurse-to-bed<br />

beim Datenexport automatisiert <strong>in</strong> TISS-<br />

28 umgerechnet [4].<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell werden die Kosten unterschiedlicher<br />

Typen von Krankenanstalten<br />

(Landeskrankenhaus, Universitätskl<strong>in</strong>ik)<br />

nach dem System der LKF nicht<br />

unterschiedlich entlohnt, allerd<strong>in</strong>gs enthalten<br />

die Krankenanstaltenträger der<br />

zu den mediz<strong>in</strong>ischen Universitäten zugehörigen<br />

Krankenanstalten (z.B. Wien,<br />

Graz, Innsbruck, L<strong>in</strong>z) für die Mehraufwendung<br />

für Forschung und Lehre<br />

e<strong>in</strong>en sog. kl<strong>in</strong>ischen Mehraufwand<br />

(KMA) vom Bund abgegolten.<br />

Durche<strong>in</strong>egewisseAutonomieder<br />

Länder im Rahmen des LKF-Systems<br />

ratio should ensure adequate care of critically<br />

ill patients. However, such a staff<strong>in</strong>g ratio is<br />

still lack<strong>in</strong>g for <strong>in</strong>tensive care unit physicians.<br />

The follow<strong>in</strong>g article is meant to outl<strong>in</strong>e<br />

the fundamental structures of the Austrian<br />

<strong>in</strong>tensive care units and provide consideration<br />

about further optimization of <strong>in</strong>tensive care<br />

medic<strong>in</strong>e provided <strong>in</strong> Austria to ensure the<br />

high level of care <strong>in</strong> the future.<br />

Keywords<br />

Critical Care · Costs and costs analysis · Cost<br />

control · Manpower · Diagnosis-Related<br />

Groups<br />

können diese die Dotierung des Kernbereichs<br />

im Landesgesundheitsfonds<br />

festlegen, wodurch sich unterschiedliche<br />

Abgeltungen für den e<strong>in</strong>zelnen<br />

LKF-Punkt <strong>in</strong> den 9 Bundesländern<br />

bei pr<strong>in</strong>zipiell bundesweit e<strong>in</strong>heitlicher<br />

Bepunktung der Fallpauschalen ergeben.<br />

Problematisch im Rahmen der Fallvergütung<br />

ist die Tatsache, dass die<br />

Entwicklungen der modernen Intensivmediz<strong>in</strong><br />

mit e<strong>in</strong>em Trend zu weniger<br />

Invasivität nicht adäquat abgebildet s<strong>in</strong>d.<br />

Das System bietet vielmehr Anreize für<br />

den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>vasiver Maßnahmen. In<br />

diesem Zusammenhang ist zu beachten,<br />

dass besonders <strong>in</strong>ternistische Inten-<br />

30 Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik - Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong> 1 · 2018


sive<strong>in</strong>heiten zunehmend nicht<strong>in</strong>vasive<br />

Behandlungsmethoden (nicht<strong>in</strong>vasive<br />

Beatmung und Monitor<strong>in</strong>g) e<strong>in</strong>setzen,<br />

die e<strong>in</strong>erseits überproportional<br />

viel Pflegekapazität b<strong>in</strong>den, andererseits<br />

tendenziell eher niedrige Scores mit<br />

traditionellen Scor<strong>in</strong>gsystemen erzielen.<br />

Reformvorschläge zur<br />

Organisation und <strong>Vergütung</strong><br />

Um das hohe Niveau der <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> auch<br />

<strong>in</strong> Zukunft sicherzustellen, ist es nötig,<br />

auf demographische sowie mediz<strong>in</strong>ische<br />

und wirtschaftliche Entwicklungen angemessen<br />

und rechtzeitig zu reagieren.<br />

Adäquate Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Nicht zuletzt durch die Novelle des<br />

Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes<br />

2014 (<strong>in</strong> Kraft getreten am 01.01.2015)<br />

hat sich die regulär zulässige Arbeitszeit<br />

deutlich reduziert. Daneben bef<strong>in</strong>den<br />

sich moderne flexible Arbeitszeitmodelle<br />

(Teilzeitmodelle o. ä.) im Aufw<strong>in</strong>d.<br />

Durch Förderung e<strong>in</strong>er reduzierten Wochenarbeitszeit<br />

und anderer Modelle<br />

könnte e<strong>in</strong>er immer häufiger geäußerten<br />

Forderung nach ausgeglichener Work-<br />

Life-Balance Rechnung getragen und<br />

somit auch das physisch und psychisch<br />

äußerst fordernde Arbeitsumfeld der Intensivmediz<strong>in</strong><br />

attraktiv gehalten werden.<br />

Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere auch für die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

an Universitätskl<strong>in</strong>iken,<br />

wo <strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>sche Forschung<br />

oftmals außerhalb der Dienstzeiten <strong>in</strong><br />

der Freizeit absolviert werden muss [10].<br />

E<strong>in</strong>führung fixer Schlüssel für<br />

ärztliches Personal<br />

Während für diplomiertes Pflegepersonal<br />

e<strong>in</strong> fixer Personalschlüssel im LKF<br />

Intensivmodell (2017) festgelegt ist und<br />

damit der immensen Bedeutung e<strong>in</strong>er<br />

ausreichenden Personaldecke für e<strong>in</strong>e<br />

qualitativ hochwertige Patientenbetreuung<br />

Rechnung getragen wird, ist für<br />

ärztliches Personal ke<strong>in</strong> direkter Personalschlüssel<br />

vorgegeben. Auch für<br />

die Pflegekräfte, von denen m<strong>in</strong>destens<br />

50 % die Berechtigung zur Ausübung<br />

der Spezialaufgabe Intensivpflege haben<br />

müssen, wird e<strong>in</strong>e Erhöhung des<br />

Anteils bis zum Jahr 2020 angestrebt.<br />

Dies ist aber ebenfalls nur als e<strong>in</strong> „soll“<br />

formuliert. Die Erhöhung dieses Anteils<br />

gehört def<strong>in</strong>itiv forciert umgesetzt, um<br />

der zunehmenden Spezialisierung und<br />

Komplexität der modernen Intensivmediz<strong>in</strong><br />

gerecht zu werden.<br />

Auch für das auf Intensivstationen<br />

tätige ärztliche Personal existieren seit<br />

e<strong>in</strong>igenJahrenqualitativeVorgabenbezüglich<br />

des Ausbildungsstands. So wird<br />

im ÖSG 2017 e<strong>in</strong>erseits die Leitung der<br />

Intensive<strong>in</strong>heit durch e<strong>in</strong>en Facharzt für<br />

Anästhesie und Intensivmediz<strong>in</strong> oder<br />

Facharzt für Innere Mediz<strong>in</strong> und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

oder Innere Mediz<strong>in</strong> (bzw.<br />

anderes Sonderfach) mit Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong><br />

vorgegeben. Andererseits<br />

wird im ÖSG 2017 gefordert, dass e<strong>in</strong><br />

möglichst hoher Anteil der Anwesenheitszeit<br />

durch Fachärzte für Anästhesie<br />

und Intensivmediz<strong>in</strong> oder Fachärzte für<br />

Innere Mediz<strong>in</strong> und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

bzw. mit Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong><br />

oder zum<strong>in</strong>dest durch Fachärzte <strong>in</strong><br />

Ausbildung zum Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong><br />

abgedeckt werden. In e<strong>in</strong>er<br />

Fußnote wird lediglich die Bestrebung<br />

nach e<strong>in</strong>em „ständigen Erhöhen dieses<br />

Anteils“ geäußert [5].<br />

» E<strong>in</strong> fixer Personalschlüssel<br />

für das ärztliche Personal fehlt<br />

bislang völlig<br />

Was jedoch bislang völlig fehlt, ist e<strong>in</strong><br />

fixer Personalschlüssel für das ärztliche<br />

Personal, der analog zum Pflegepersonal<br />

die personellen Untergrenzen für die<br />

unterschiedlichen Versorgungstufen von<br />

Intensivstationen festlegt. Dies ist jedoch<br />

e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e solide<br />

Personalplanung sowie für die Sicherung<br />

von mediz<strong>in</strong>ischer Behandlungsqualität<br />

und stellt daher e<strong>in</strong>e wiederholte<br />

Forderung der <strong>Österreich</strong>ischen Gesellschaft<br />

für Internistische und Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong><br />

(ÖGIAIN) und der <strong>Österreich</strong>ischen Gesellschaft<br />

für Anästhesiologie, Reanimation<br />

und Intensivmediz<strong>in</strong> (ÖGARI) dar,<br />

die jedoch bislang aus nicht ganz nachvollziehbaren<br />

Gründen bei den entscheidenden<br />

Stellen <strong>in</strong> Land und Bund ke<strong>in</strong>en<br />

Anklang gefunden hat. Idealerweise<br />

sollte die E<strong>in</strong>haltung von ärztlichen<br />

Personaluntergrenzen auch <strong>in</strong> Form von<br />

Zuschlägen bei der <strong>Vergütung</strong> von Intensivstationen<br />

berücksicht werden.<br />

Förderung der Ausbildung <strong>in</strong><br />

Intensivmediz<strong>in</strong><br />

Mit Änderung der Ärzteausbildungsordnung<br />

im Jahr 2015 wurde <strong>in</strong> Analogie<br />

zum Facharzt für Anästhesie und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

der Facharzt für Innere Mediz<strong>in</strong><br />

und Intensivmediz<strong>in</strong> geschaffen (6-<br />

jährige Facharztausbildung). Während<br />

die Verknüpfung von Anästhesie und Intensivmediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der Facharztausbildung<br />

seit Jahrzehnten etabliert ist, muss <strong>in</strong> der<br />

Inneren Mediz<strong>in</strong> der Wechsel vom früheren<br />

Additivfach Intensivmediz<strong>in</strong> zum<br />

neuen Facharzt für Innere Mediz<strong>in</strong> und<br />

Intensivmediz<strong>in</strong> erst vollzogen werden.<br />

Es ist daher von besonderer Bedeutung,<br />

junges ärztliches Personal für diese neue<br />

Ausbildungsmöglichkeit zu motivieren.<br />

Eigenständigkeit der Intensive<strong>in</strong>heiten<br />

Intensive<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d derzeit häufig verschiedenen<br />

Abteilungen unterstellt und<br />

haben<strong>in</strong>derabteilungs<strong>in</strong>ternenPrioritätensetzung<br />

häufig nicht die erforderliche<br />

Gewichtung. Um der Bedeutung der<br />

modernen Intensivmediz<strong>in</strong> gerecht zu<br />

werden, ersche<strong>in</strong>t es daher zielführend,<br />

den Intensive<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong> eigenständigeres<br />

mediz<strong>in</strong>isches, personelles und<br />

wirtschaftliches Agieren zu ermöglichen.<br />

Damit sollten auch Leitungspositionen<br />

für Intensivmediz<strong>in</strong>er verbunden se<strong>in</strong><br />

und damit e<strong>in</strong> entsprechender Karriereanreiz<br />

zur Nachwuchsförderung<br />

geschaffen werden.<br />

Intensivmediz<strong>in</strong>ischer<br />

physiotherapeutischer<br />

Dienst<br />

Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Frühmobilisation und damit<br />

e<strong>in</strong>es verbesserten Outcomes [7]von<br />

<strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>isch behandelten Patienten<br />

sollte <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden,<br />

auf Intensivstationen e<strong>in</strong>en dauerhaften<br />

physiotherapeutischen Dienst e<strong>in</strong>zufüh-<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik - Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong> 1 · 2018 31


In eigener Sache<br />

ren und diesen <strong>in</strong> den Zielvorgaben des<br />

ÖSG zu verankern.<br />

Fazit für die Praxis<br />

4 Das österreichische Gesundheitssystem<br />

ist im europäischen Vergleich<br />

durch e<strong>in</strong>en hohen Anteil von Akutbzw.<br />

Intensivbetten gekennzeichnet.<br />

4 Das <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gültige LKF-System<br />

ist charakterisiert durch e<strong>in</strong>e leistungsabhängige<br />

<strong>Vergütung</strong> und e<strong>in</strong>e<br />

leistungsunabhängige Tagespauschale,<br />

abgestuft durch die jeweilige<br />

E<strong>in</strong>stufung der betroffenen Intensivstation<br />

(IMCU; ICU Stufe 1, Stufe 2,<br />

Stufe 3).<br />

4 Die mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>zelleistungen<br />

(MEL)machennure<strong>in</strong>enger<strong>in</strong>genTeil<br />

der <strong>Vergütung</strong> aus und somit werden<br />

die oft diskutierten Nachteile des<br />

deutschen DRG-Systems größtenteils<br />

abgefedert.<br />

4 Während der Pflegeschlüssel durch<br />

die Intensive<strong>in</strong>stufung verb<strong>in</strong>dlich<br />

vorgeschrieben wird, fehlt e<strong>in</strong>e<br />

solche Vorgabe für das ärztliche<br />

Personal völlig. Für die zukünftige<br />

Planung und Personalentwicklung<br />

der österreichischen Intensivmediz<strong>in</strong><br />

ist dies jedoch e<strong>in</strong> essentieller Punkt.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Univ.-Prof. Dr. M. Joannidis<br />

Geme<strong>in</strong>same E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong>ternistische<br />

Intensiv- und Notfallmediz<strong>in</strong>, Department<br />

für Innere Mediz<strong>in</strong>, Mediz<strong>in</strong>ische Universität<br />

Innsbruck<br />

Anichstraße 35, 6020 Innsbruck, <strong>Österreich</strong><br />

michael.joannidis@i-med.ac.at<br />

Fund<strong>in</strong>g. Open access fund<strong>in</strong>g provided by University<br />

of Innsbruck and Medical University of Innsbruck.<br />

E<strong>in</strong>haltung ethischer Richtl<strong>in</strong>ien<br />

Interessenkonflikt. M.Joannidis,S.J.Kle<strong>in</strong>,P.Metnitz<br />

und A. Valent<strong>in</strong> geben an, dass ke<strong>in</strong> Interessenkonflikt<br />

besteht.<br />

Dieser Beitrag be<strong>in</strong>haltet ke<strong>in</strong>e von den Autoren<br />

durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.<br />

Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative<br />

Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz<br />

(http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.<br />

de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,<br />

Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe<br />

<strong>in</strong> jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern<br />

Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle<br />

ordnungsgemäßnennen,e<strong>in</strong>enL<strong>in</strong>kzurCreativeCommons<br />

Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen<br />

vorgenommen wurden.<br />

Literatur<br />

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Howis<strong>in</strong>tensivecarereimbursed?Areviewofeight<br />

Europeancountries. AnnIntensiveCare3:37<br />

2. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit (2014) Homepage<br />

des Parlaments der Republik <strong>Österreich</strong>:<br />

Anfragebeantwortung –Spitalslastigkeit<strong>in</strong> <strong>Österreich</strong><br />

(891/AB XXV.GP). https://www.parlament.<br />

gv.at/PAKT/VHG/XXV/AB/AB_00891/imfname_<br />

349174.pdf.Zugegriffen:21.Nov.2017<br />

3. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit (2010)<br />

Homepage des <strong>Österreich</strong>ischen Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Gesundheit und Frauen: Das<br />

österreichische LKF-System. https://www.bmgf.<br />

gv.at/cms/home/attachments/1/4/8/CH1164/<br />

CMS1098272734729/lkf-broschuere_bmg_<br />

2010_nachdruck_2011.pdf.Zugegriffen:21.Nov.<br />

2017<br />

4. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit und Frauen<br />

(2016) Homepage des <strong>Österreich</strong>ischen Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Gesundheit und Frauen:<br />

Leistungsorientierte Krankenanstaltenf<strong>in</strong>anzierungModell<br />

2017 (Broschüre). https://www.bmgf.<br />

gv.at/cms/home/attachments/8/0/0/CH1241/<br />

CMS1287565975903/modell_2017.pdf.Zugegriffen:22.Nov.2017<br />

5. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit und Frauen<br />

(2017) Homepage des <strong>Österreich</strong>ischen<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Gesundheit und Frauen:<br />

<strong>Österreich</strong>ischer Strukturplan Gesundheit<br />

2017 (Broschüre). https://www.bmgf.<br />

gv.at/cms/home/attachments/1/0/1/CH1071/<br />

CMS1136983382893/oesg_2017_-_0-fehler_<br />

20170726.pdf.Zugegriffen:29.Nov.2017<br />

6. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit und Frauen<br />

(2017) Homepage des <strong>Österreich</strong>ischen Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Gesundheit und Frauen:<br />

Stationäre Aufenthalte (KJ) 2007–2016 (Broschüre).<br />

http://www.kaz.bmgf.gv.at/fileadm<strong>in</strong>/user_<br />

upload/Aufenthalte/1_T_Aufenthalte_stat.pdf.<br />

Zugegriffen:21.Nov.2017<br />

7. Nessizius S (2017) Customised early mobilisation :<br />

How about a little bit more? Med Kl<strong>in</strong> Intensivmed<br />

Notfmed112:308–313<br />

8. Rhodes A, Ferd<strong>in</strong>ande P, Flaatten H et al (2012) The<br />

variability of critical care bed numbers <strong>in</strong> Europe.<br />

IntensiveCareMed38:1647–1653<br />

9. Riessen RH, Markewitz A (2018) Die <strong>Vergütung</strong><br />

<strong><strong>in</strong>tensivmediz<strong>in</strong>ischer</strong> <strong>Leistungen</strong> im deutschen<br />

DRG-System: Aktuelle Probleme und Lösungsvorschläge.<br />

Med Kl<strong>in</strong> Intensivmed Notfmed. https://<br />

doi.org/10.1007/s00<strong>06</strong>3-017-0390-x<br />

10. Joannidis M (2009) „Spare time for research“ –<br />

a reality <strong>in</strong> Austria’s University cl<strong>in</strong>ics. Wien Kl<strong>in</strong><br />

Wochenschr121:665–667<br />

Fortbildungen für Autoren<br />

und Gutachter<br />

Die ersten Veröffentlichungen s<strong>in</strong>d für<br />

jeden Mediz<strong>in</strong>er e<strong>in</strong> wichtiger Schritt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Karriere als Wissenschaftler. Wissenschaftliche<br />

Artikel s<strong>in</strong>d entscheidend dafür,<br />

dass die eigene Arbeit <strong>in</strong> der Community<br />

wahrgenommen wird. Es geht darum, die<br />

eigenen Ideen national und <strong>in</strong>ternational<br />

auszutauschen und sicherzustellen, dass<br />

die Ergebnisse Wirkung erzielen.<br />

Die Onl<strong>in</strong>e-Kurse der Autorenwerkstatt<br />

helfen, sich leicht e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

das Schreiben, E<strong>in</strong>reichen, Begutachten<br />

und Veröffentlichen e<strong>in</strong>es Manuskripts zu<br />

verschaffen.<br />

5Onl<strong>in</strong>e-Kursezu den wichtigsten Standards<br />

des wissenschaftlichenPublizierens:<br />

4 Wie verfasse ich e<strong>in</strong> Manuskript?<br />

4 Writ<strong>in</strong>g <strong>in</strong> English für deutschsprachige<br />

Autoren<br />

4 Wie funktionieren Publikation und<br />

Begutachtung?<br />

4 Anleitung zur Open-Access-<br />

Veröffentlichung<br />

4 Leitfaden zur Peer-Review-<br />

Begutachtung<br />

Für alle, die auf Spr<strong>in</strong>gerMediz<strong>in</strong>.de<br />

registriert s<strong>in</strong>d!<br />

Jetzt gratis fortbilden unter<br />

www.spr<strong>in</strong>germediz<strong>in</strong>.de/<br />

autorenwerkstatt/<br />

32 Mediz<strong>in</strong>ische Kl<strong>in</strong>ik - Intensivmediz<strong>in</strong> und Notfallmediz<strong>in</strong> 1 · 2018

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