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stahlmarkt 2.2018 (Februar)

Aus dem Inhalt: Stahlhandel & Stahl-Service-Center, IT im Stahlmarkt / Digitalisierung, Metallbearbeitung

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8 K Steel International<br />

US-Handelspolitik bleibt unklar<br />

Die Erneuerung der Infrastruktur lässt auf sich warten<br />

New York. Stunden nachdem Präsident Trump im Weißen Haus seine<br />

Unterschrift unter die vom Kongress verabschiedete Steuerreform gesetzt<br />

und als Geschenk für die Mittelklasse gefeiert hatte, versicherte er seinen<br />

hochkarätigen Freunden in seinem Mar-a-Lago-Palast in Palm Beach:<br />

»Ihr alle wurdet gerade viel reicher!« Zu diesem Zeitpunkt hatte das Gros<br />

der Amerikaner bereits erkannt, dass durch die Steuerreform Amerikas<br />

rekordverdächtige Schere zwischen Superreichen und Normalverbrauchern<br />

weiter auseinanderklaffen wird.<br />

Eine in letzter Minute im US-Senat hinzugefügte<br />

Gesetzesklausel garantiert Immobilien-Großinvestoren<br />

– unter ihnen Donald<br />

Trump und mehr als ein Dutzend von Senatoren<br />

– Steuererleichterungen von vielen Millionen<br />

USD pro Jahr. Kein Wunder, dass eine<br />

klare Mehrheit der Öffentlichkeit die Reform<br />

ablehnte. Wenn nicht in der breiten Bevölkerung,<br />

so doch in der politischen Klasse war<br />

die Senkung von Unternehmenssteuern von<br />

35 % auf 21 % dagegen weniger umstritten.<br />

Die Steuerreform löst<br />

keine Stahlprobleme<br />

Der Höhenflug der Aktien in den letzten<br />

Wochen des alten Jahres entstand in der<br />

Erwartung, dass fortan amerikanische Unternehmenssteuern<br />

denen in anderen postindustriellen<br />

Ländern ähnlich sind. Die Re -<br />

aktion der Stahlarbeitergewerkschaft war<br />

typisch: Opposition gegen eine weitere Bereicherung<br />

der Reichsten, keine Opposi tion zur<br />

Senkung von Unternehmenssteuern. Gleiche<br />

Chancen im Handel war weithin die Devise.<br />

Abgesehen von der Senkung der Unternehmenssteuern<br />

gab es in der Regierung,<br />

im Kongress und in der Privatwirtschaft zu<br />

Beginn des zweiten Jahres der Trumpschen<br />

Präsidentschaft keinen Konsens über die<br />

US-Handelspolitik. Es blieb beim Ringen zwischen<br />

Pro-Freihandel-Globalisten und Protektionismus-Befürwortern,<br />

wobei im ersten<br />

Jahr umstrittene Teilsiege für die Protektionisten-Riege<br />

errungen wurden.<br />

Der Rückzug von der transpazifischen<br />

Partnerschaft (TPP) sofort nach Trumps<br />

Amtsantritt im vergangenen Jahr – vom Präsidenten<br />

als wichtiger protektionistischer<br />

Schritt erklärt – wird zunehmend als Verlust<br />

amerikanischen Einflusses in der Region verstanden.<br />

China, nicht Teil der ursprünglichen<br />

12-Länder-Partnerschaft, gilt als Nutznießer<br />

des von Washington hinterlassenen<br />

Vakuums.<br />

Die Verhandlungen zwischen Washington,<br />

Ottawa und Mexico City hinsichtlich der von<br />

Trump verlangten Reorganisation des Nordamerikanischen<br />

Handelsabkommens (NAF-<br />

TA) sind festgefahren. Die Verhandlungsteams<br />

aus Kanada und Mexiko klagen über<br />

die in der Position extrem harschen Amerikaner,<br />

die die NAFTA-Partner nicht akzeptieren<br />

können. Auf dem Spiel stehen normale<br />

Beziehungen mit den beiden größten Handelspartnern<br />

Amerikas: Kanada und Mexiko.<br />

Zu dem von Protektionisten erhofften und<br />

von Globalisten gefürchteten Handelskrieg<br />

mit China kam es im alten Jahr nicht – wohl,<br />

weil Präsident Trump versuchte, Chinas Xi<br />

Jinping für größeren Druck auf Nordkorea<br />

zu gewinnen. Aber ob Beijing in puncto<br />

Nukleargefahr aus Nordkorea helfen kann<br />

oder will, scheint eine Frage der Zeit. Unternehmen,<br />

insbesondere im Rostgürtel des<br />

Landes, und ihre Belegschaften erinnern<br />

Trump an sein Wahlversprechen, Billigimporte,<br />

speziell aus China, zu stoppen.<br />

Wo bleibt der Schutz für die<br />

US-Stahlindustrie?<br />

Die Schlagzeile »Trump versprach, den Stahl<br />

zu schützen, stattdessen kommen Entlassungen«<br />

in der einflussreichen New York<br />

Times charakterisierte die Situation und die<br />

Stimmung in der Stahlregion. Anstelle der<br />

versprochenen Schutzzölle stiegen außerdem<br />

die Stahlimporte in den ersten zehn<br />

Monaten der Trump-Administration um<br />

19,4 %. Ausländische Hersteller intensivierten<br />

ihre Lieferungen in die USA, weil sie<br />

aufgrund der Trumpschen Wahlkampf-Rhetorik<br />

mit massiven Zollerhöhungen rechneten.<br />

Trump hatte im Wahlkampf ein neues<br />

Erblühen der Stahlindustrie u. a. mit dem<br />

Versprechen einer gigantischen Infrastrukturerneuerung<br />

versprochen. Eingelöst wurden<br />

diese Versprechen nicht. Stattdessen<br />

wartet die Stahlindustrie nach wie vor auf<br />

die längst fällige Entscheidung des Handelsministeriums<br />

darüber, ob Importe den einheimischen<br />

Stahlsektor schwächen und<br />

dadurch im Krisenfall die nationale Sicherheit<br />

gefährden. Ein Ja würde einer Gesetzesvorschrift<br />

zufolge, Provision 232 genannt,<br />

zur Verhängung drastischer Importschranken<br />

führen.<br />

Handelsminister Wilbur Ross gilt als be -<br />

sonderer Freund der Stahlindustrie. Schließlich<br />

sammelte er seine eigenen Erfahrungen,<br />

als er das bankrotte Stahlunternehmen<br />

Bethlehem Steel erwarb und mit anderen<br />

krisenerschütterten Unternehmen fusionierte.<br />

Als er in Trumps Kabinett eintrat, war er<br />

ein Direktor bei ArcelorMittal. Er tritt für<br />

jedweden Schutz der Stahlbranche ein. Gleiches<br />

gilt für die Stahlfraktion im Kongress,<br />

in der Demokraten und Republikaner drakonischen<br />

Importschranken das Wort reden.<br />

Der Druck auf Trump nimmt zu<br />

Aber im Weißen Haus gibt es auch Stimmen,<br />

die vor den Risiken eines Handelskrieges<br />

warnen. Opposition kommt auch aus den<br />

Reihen von Stahlverwendern, allen voran die<br />

Automobilindustrie, die eine Schwächung<br />

ihrer Wettbewerbsfähigkeit aufgrund hö -<br />

herer Preise befürchtet und letztendlich<br />

auch den Verlust von Arbeitsplätzen.<br />

Mit den Kongresswahlen im November<br />

dieses Jahres in Sicht und empfindlichen Ver-<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>2.2018</strong>

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