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Es ist kein Dirndl, keine Uniform, kein Lifestyle-Schnickschnack,<br />
was Eva Durisch (75) fasziniert. Es ist die Bündner Tracht oder besser:<br />
die Trachtenvielfalt im grössten Kanton der Schweiz, für die ihr<br />
Herz schlägt. Die gestrenge Schneiderin aus dem Schanfigg ist die<br />
oberste Expertin für das Trachtenschneidern und Chefin der Bündner<br />
Trachtenvereinigung. Ein Besuch in ihrem Atelier.<br />
«Dies hier wird eine spezielle Tracht. Eine Tracht fürs Leben gewissermassen.»<br />
Stolz steht Eva Durisch neben ihrem neuesten Prachtstück: einer<br />
Festtagstracht, die an einem der nächsten Samstage zum Einsatz gelangen<br />
wird. Als Hochzeitstracht für eine junge Kundin, die ihren Bund fürs Leben<br />
in diesem Outfit schliessen will. Beileibe keine Traditionalistin sei sie, nein,<br />
sondern einfach eine Frau, welche das Kulturwissen rund um Trachten<br />
weitervermitteln will. Zwar ist die blaue oder rostrote Sonntagstracht in<br />
Graubünden eigentlich aus der schwarzen Tracht heraus entstanden, der<br />
Kirchen- oder Trauertracht, die man zu Begräbnissen trug. Aber wie sich<br />
zeigt, eignen sich Trachten auch für die schönen Momente im Leben. Und<br />
sie erzählen Geschichten, die das Leben schreibt – und begleiten einen von<br />
der Geburt bis zum Tode. Auf dem Nähtisch von Eva Durisch liegt nämlich<br />
eine zweite Tracht. Überall sind Nähte aufgetrennt, neue abgesteckt, dazwischen<br />
schaut ein Gerippe aus Fischbein- oder feinen Metallstäbchen<br />
hervor. Was ist passiert? «Ich ändere hier das Oberteil einer Tracht ab. Das<br />
ist fast wie eine Tracht neu schneidern. Drei Nummern kleiner soll sie wer<br />
Jede Tracht ist ein<br />
Unikat – auch der<br />
Stickerei wegen.<br />
Eva Durisch<br />
entwirft für jede<br />
Tracht ein neues<br />
Muster.<br />
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www.rhb.ch/contura