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Einfach, natürlich, niedlich:<br />
Heidi in Japan<br />
Die Beziehung von Japan zu Heidi ist ganz besonders: Heidi ist bei<br />
den Japanern so populär wie fast nirgends sonst auf der Welt. Dabei<br />
ist die uns bekannte literarische Figur aber intensiv adaptiert<br />
und transformiert worden. Losgelöst von der Romanvorlage und<br />
den bekannten Verfilmungen steht Heidi in Japan für ein kulturelles<br />
Konzept der Einfachheit, Natürlichkeit und Niedlichkeit.<br />
Mit der 1974 produzierten Zeichentrickserie «Heidi», die typische Elemente<br />
der Anime-Kultur in den Charakter Heidi transportierte, wirkte Japan<br />
massgeblich auf das globale Bild von Heidi ein. Um die Landschaft in der<br />
Serie möglichst realistisch zu gestalten, reisten die Schöpfer Isao Takahata<br />
und Hayao Miyazaki in die Schweiz und die Gegend von Maienfeld. Sie<br />
legten Wert auf einen international verständlichen Zeichenstil, der die<br />
«Heidi»-Geschichte entgrenzte und sie zu einer zeit- und ortsunabhängigen<br />
Parabel machte – sie internationalisierten Heidi. Bis heute ist Heidi<br />
in Japan ein Symbol für kindliche Unschuld sowie eine reine Natur und<br />
bedient damit die japanische Sehnsucht nach blauem Himmel, Bergen mit<br />
weissen Gipfeln, grünen Wiesen, Bergtieren und Unverdorbenheit. Der in<br />
«Heidi» thematisierte Gegensatz zwischen dem urbanen Frankfurt und<br />
der Alp spiegelt einen Konflikt wider, den auch Japan durchlief: die rasche,<br />
umfassende Industrialisierung und Modernisierung in einem Land, das sich<br />
selbst aufgrund seines religiösen Hintergrunds (Shintoismus und Buddhismus)<br />
als eng mit den Geistern der Natur verbunden sieht.<br />
In der Zeichentrickserie<br />
wurde Heidi mit einem<br />
niedlich-liebenswürdigen<br />
Kawaii-Appeal versehen:<br />
Kawaii als ästhetisches<br />
Konzept, das Unschuld<br />
und Kindlichkeit betont,<br />
ist in Japan bis heute<br />
weit verbreitet.<br />
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