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Wie entsteht ein solches Phänomen, welche<br />
Faktoren spielen eine Rolle?<br />
Die wirkungsvollsten Wetterscheiden sind hohe Gebirgszüge,<br />
die quer zur Anströmungsrichtung des<br />
Windes stehen. Die herangeführte Luft wird am Hindernis<br />
gestaut, muss entweder seitlich ausweichen<br />
oder wird zum Aufsteigen gezwungen. Die damit<br />
verbundenen Temperatur- und Feuchteänderungen<br />
führen auf der Wind zugewandten Seite des Gebirges<br />
vielfach zu Nebel-, Wolken- und Niederschlagsbildung.<br />
Derweil auf der Wind abgewandten Seite<br />
die Luft deutlich trockener, wärmer und das Wetter<br />
generell schöner ist (Föhn-Effekt). Manche Wüsten<br />
unserer Erde liegen übrigens unmittelbar hinter Wetterscheiden.<br />
Das trockene Tibetische Hochland beispielsweise<br />
liegt im Regenschatten des Himalajas, die Atacamawüste in<br />
Nordchile liegt im Lee der Anden.<br />
Welche Bedeutung hat die Bernina-Wetterscheide<br />
für die Schweiz?<br />
Die Berninagruppe als höchster Gebirgszug der Ostalpen<br />
wirkt bei südlicher Anströmung als erste markante<br />
Wetterscheide – insbesondere auf das Wetter im Oberengadin.<br />
Sie kann ihren Einfluss aber durchaus auch<br />
weiter im Norden geltend machen. Typisch sind dann<br />
die Stauniederschläge am Alpensüdhang, während im<br />
Oberengadin kaum Regen oder Schnee fällt und in Mittelbünden<br />
der Föhn bläst. Die beste Wirkung erzielt die<br />
Wetterscheide am Bernina, wenn in den oberen Luftschichten<br />
nicht zu viel Feuchtigkeit mit im Spiel ist.<br />
Dann stecken das Puschlav und die Talschaften südlich<br />
davon vielfach unter Hochnebel, derweil im Engadin<br />
ganztags die Sonne scheint.<br />
Thomas Bucheli ist seit<br />
1995 Redaktionsleiter der<br />
Wettersendung «SF Meteo»<br />
des Schweizer Fernsehens.<br />
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