Bahnsport 02/2018
Liebe BSA-Leser, wer es hat, muss jetzt auch gar nicht erst lange überlegen, von was die Frau denn eigentlich spricht und schreibt. Die Headline spricht ein-fach für sich, die Eissaison hat hierzulande be-gonnen und schon sind wir auch mittendrin im Geschehen. Gerade erst aus Weissenbach im schönen Lech-tal zurück ins Rhein-Main-Gebiet gekehrt, liegt kurzum ein Hammer-Rennwochenende hinter uns und wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam auch schon auf die nächsten Events...
Liebe BSA-Leser, wer es hat, muss jetzt auch gar nicht erst lange überlegen, von was die Frau denn eigentlich spricht und schreibt. Die Headline spricht ein-fach für sich, die Eissaison hat hierzulande be-gonnen und schon sind wir auch mittendrin im Geschehen. Gerade erst aus Weissenbach im schönen Lech-tal zurück ins Rhein-Main-Gebiet gekehrt, liegt kurzum ein Hammer-Rennwochenende hinter uns und wir freuen uns mit Ihnen gemeinsam auch schon auf die nächsten Events...
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len. 1980 hatten wir unser erstes EM-Finale der<br />
Seitenwagen an der St.-Georgs-Brücke. Ich habe<br />
im Laufe der Zeit alle nationalen und internationalen<br />
Lizenzen als Schiedsrichter und<br />
Sportkommissar gemacht, war FIM-Delegierter,<br />
auch im Ausland. Diese ganze Zeit möchte<br />
ich nicht missen, obwohl ich mit Seminaren,<br />
Sportveranstaltungen und so weiter immer viel<br />
unterwegs war. Nach der Wende war ich auch<br />
am Neuaufbau des <strong>Bahnsport</strong>s in den neuen<br />
Bundesländern beteiligt. Heute mach’ ich das<br />
nicht mehr, das sollen die jungen Leute übernehmen.<br />
Für die Arbeit als Vorsitzender gibt es<br />
keine feste Zeit, aber in der Woche beschäftigt<br />
mich das bestimmt zehn Stunden. Wenn das<br />
Rennen dann durch ist, geht es gleich wieder<br />
von vorne los. Durch Harald bin ich aber sehr<br />
entlastet.<br />
Harald: Für mich war es klar, dass ich mich<br />
beim MSC Melsungen auch als Funktionär engagiere,<br />
mein Vater hat das ja vorgelebt. Ich<br />
habe alle Lizenzen als Schiedsrichter, Rennleiter<br />
und Sportkommissar erworben. Für internationale<br />
Einsätze habe ich aber beruflich zu wenig<br />
Zeit. Zeitlich auszumachen, wie man sich<br />
im Club engagiert, ist schwierig, denn im Kopf<br />
habe ich den MSC Melsungen eigentlich immer.<br />
Extrem ist die Zeit von März bis August<br />
zum Rennen wegen Sponsoren, Werbung, Programmheft<br />
und so weiter.<br />
Was fasziniert euch so am Langbahnsport?<br />
Franz: Langbahnrennen sind aus meiner Sicht<br />
optimal. Ich sehe den Start und kann das Rennen<br />
rundherum verfolgen.<br />
Harald: Die Rennen über 600 bis 800 Meter auf<br />
der Grasbahn sind sehr interessant, weil die<br />
Geschwindigkeit da ist. Wenn die Fahrerfelder<br />
zu unausgeglichen sind und sich das Ganze in<br />
den einzelnen Läufen weit auseinanderzieht,<br />
wird es aber langweilig. Auch die Grand Prix<br />
mit nur je fünf Piloten pro Lauf sind unattraktiv.<br />
Langbahn finde ich im Gegensatz zum Speedway<br />
interessanter vom ganzen Drumherum,<br />
schon alleine die verschiedenen Klassen mit<br />
den Gespannen machen für mich den Reiz aus.<br />
Wie seht ihr die Zukunft des <strong>Bahnsport</strong>s im<br />
Allgemeinen und des Langbahnsports im Speziellen?<br />
Franz: Der ganze <strong>Bahnsport</strong> muss sich umstellen,<br />
allein mit den Rennen hole ich die Leute<br />
nicht mehr zu uns. Und uns fressen auch die<br />
Kosten auf. Die Versicherung, der DMSB, die<br />
Genehmigungen, alles kostet immer mehr. Und<br />
dann werden Sportwarte vom nördlichsten Teil<br />
in den Süden geholt und umgekehrt, die Kilometer<br />
müssen wir dann bezahlen. Und da sind<br />
ja auch noch die Fahrer, die am Ende auch bezahlt<br />
werden müssen. Das ist fast einmalig im<br />
Rennsport, denn in den anderen Disziplinen<br />
zahlen die Aktiven sowohl für das Training wie<br />
auch für das Rennen. Und die Auflagen für so<br />
ein Bahnrennen sind in den Jahren immer höher<br />
geworden. Glücklicherweise haben wir eine<br />
uns wohl gesonnene Stadt Melsungen im<br />
Hintergrund, wenn wir die nicht hätten, sähe es<br />
schlecht für den MSC aus.<br />
Harald: Ich denke, die Zukunft des <strong>Bahnsport</strong>s<br />
sieht düster aus. Ich könnte heulen, wenn ich<br />
sehe, dass es keine zehn deutschen A-Gespanne<br />
mehr gibt. Und bei den Solisten habe ich für<br />
unser Rennen die A-Lizenz schneller voll als die<br />
B-Lizenz. Einige B-Lizenzler denken schon, wie<br />
toll sie sind, wenn sie nur auf dem Motorrad<br />
sitzen. Aber dass sie eine Nennung für das<br />
Rennen schicken müssen, davon haben einige<br />
wohl noch nie etwas gehört. Eine Woche vor<br />
dem Rennen rufen sie an, ob sie noch mitfahren<br />
könnten. Die Ausschreibung ist dann aber<br />
längst weg. Und dann diese ganze Uneinigkeit,<br />
sei es auf der Ebene der Fahrer oder des DMSB.<br />
Wir wollten mal etwas Neues bei den Gespannen<br />
machen. Ein Sponsor wollte den Fahrern<br />
Standardmotoren zur Verfügung stellen, aber<br />
auch das wurde wie vieles andere letztlich kaputtgeredet.<br />
Ist der <strong>Bahnsport</strong> zu teuer?<br />
Harald: Wie erfolgreich ein Fahrer ist, hängt<br />
nicht davon ab, wie gut sein Motor getunt ist,<br />
es liegt daran, wie viel Gas er gibt. Andrew<br />
Appleton hat bei uns schon mal mit einem<br />
Speedway-Standardmotor das Grasbahnrennen<br />
gewonnen.<br />
Dauern die Rennen zu lange?<br />
Franz: Nein, wir verbinden unsere Rennen immer<br />
mit einem Beiprogramm, versuchen aber<br />
trotzdem, um 17 Uhr fertig zu sein. Das schaffen<br />
wir meistens.<br />
Harald: Martin Smolinski sagte mal, dass so<br />
ein Rennen nach zwei Stunden zu Ende sein<br />
muss. Das geht vielleicht beim Speedway, hier<br />
bei uns aber nicht. Wir haben da eine ganze<br />
Reihe von Campern, die wollen das ganze Wochenende<br />
unterhalten werden. Ab Freitagabend<br />
bieten wir im Zelt verschiedene Shows<br />
mit Live-Musik, das ist alles im Eintritt inklusive.<br />
Alleine nur mit <strong>Bahnsport</strong> und vielleicht<br />
noch mit einem mittelmäßigen Fahrerfeld kommen<br />
wir nicht hin. Wir versuchen, in allen Klassen<br />
starke Fahrerfelder aufzubieten mit viel<br />
Drumherum am Rennwochenende. Wir haben<br />
Stuntmen und Freestyler oder Trial-Gruppen,<br />
die die Leute in den Pausen unterhalten. Trotzdem<br />
sind wir spätestens gegen 17 Uhr fertig.<br />
Was erwartet ihr in Zukunft für den MSC Melsungen?<br />
Franz: Wir haben neben dem <strong>Bahnsport</strong> auch<br />
Enduro und Trial sowie Quad im Angebot und<br />
versuchen, die Jugendlichen zu uns zu holen.<br />
Ich persönlich mache noch die nächsten vier<br />
Jahre in meiner Funktion weiter, da man mich<br />
darum gebeten hat. Ich habe aber schon einen<br />
jungen Mann als Nachfolger, der mich begleiten<br />
und Erfahrungen sammeln soll. Für die<br />
Baumaßnahmen an der Bahn habe ich als<br />
Rentner momentan noch am meisten Zeit.<br />
Harald: Bei uns wie überall werden die Leute,<br />
die das machen, nun mal nicht jünger. Wir haben<br />
das Glück, dass wir damals eine Quad-<br />
Gruppe aufgemacht haben. So haben wir<br />
samstags immer zirka 30 Jugendliche bei uns<br />
an der Bahn mit ihren Eltern. Der Vorstand ist<br />
dadurch auch relativ jung, alle packen auch<br />
beim Grasbahnrennen mit an. Bei den Rennen<br />
machen wir heute finanziell letztlich plus/minus<br />
0. Uns geht es darum, immer Spektakel bei<br />
unserem Rennen zu haben.<br />
• Text: Rudi Hagen<br />
• Fotos: Rudi Hagen (Porträt), Ubbo Bandy (Bahn)<br />
Februar '18 BAHNSPORT AKTUELL 19