Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Volme und Lister. Ausgabe Winter 2017/2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ein starkes Stück Sauerland<br />
DAS SAUERLANDMAGAZIN WINTER <strong>2017</strong>/<strong>2018</strong><br />
zwischen <strong>Volme</strong> <strong>und</strong> <strong>Lister</strong><br />
Schalksmühle Meinerzhagen Halver Kierspe<br />
Besuch bei der Kräuterhexe<br />
Kurse für Naturverb<strong>und</strong>ene<br />
Frische Ideen für Kultur<br />
Programm mit klaren Konturen<br />
Blaukittel erobern New York<br />
Schützengesellschaft bei Steubenparade<br />
Visionen zwischen Licht <strong>und</strong> Schatten<br />
Stadtmarketing-Vorstand im Gespräch<br />
www.komplett-magazin.de
®
VORWORT<br />
<strong>Komplett</strong>. . .<br />
... gefreut hat sich das KOMPLETT-Team über die positiven Rückmeldungen, die Sie liebe Leserin, lieber<br />
Leser uns auf die Erstausgabe des KOMPLETT-Magazins zwischen <strong>Volme</strong> <strong>und</strong> <strong>Lister</strong> gegeben haben!<br />
Gerne schicken wir sie nun mit dieser <strong>Ausgabe</strong> in die Weihnachtszeit <strong>und</strong> ins neue Jahr <strong>2018</strong>.<br />
KOMPLETT-Autor Horst vom Hofe erzählt die bewegende Geschichte von Günter Gräwe. Als junger Mann<br />
geriet der Valberter in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, als 91-Jähriger reiste er nach Fort Lewis<br />
im US-Staat Washington, wo er vier Jahre als POW (Prisoner Of War) verbrachte. Die Reise in die eigene<br />
Vergangenheit unternahm Günter Gräwe vor allem, um seinen damaligen Besiegern „Danke“ zu sagen.<br />
Visionen für „Schalksmühle 2030“ lotet Wolfgang Teipel aus. Er traf sich mit den Stadtmarketing-<br />
Vorständen Georg Werth <strong>und</strong> Gerwart Pätsch <strong>und</strong> stellte fest, dass beide Sozialromantiker sind. Warum,<br />
das lesen Sie in diesem Heft.<br />
Wohnen im Wasserturm - das ist eine<br />
r<strong>und</strong>e Sache, hat Martin Büdenbender<br />
herausgef<strong>und</strong>en. Er besuchte Michael Koch,<br />
der ein Baudenkmal in Meinerzhagen<br />
zur Sommerwohnung umgebaut hat. 23<br />
Jahre benötigte er dafür <strong>und</strong> war am Ende<br />
selbst überrascht, als sein Werk komplett<br />
fertiggestellt war.<br />
Volker Lübke stellt die Geschichtenschmiede<br />
vor, eine Gruppe von Schriftstellerinnen <strong>und</strong><br />
Schriftstellern, die aus der VHS <strong>Volme</strong>tal<br />
hervorging. Den Schwestern <strong>und</strong> Brüdern im geschriebenen Wort bietet KOMPLETT ab dieser <strong>Ausgabe</strong> ein<br />
Forum für ihre Kurzgeschichten. Den Anfang macht Anette Kling mit einer spannenden Geschichte, die<br />
sie an der Kerspe-Talsperre verortet. Ebenfalls zur Geschichtenschmiede gehört Doris Althoff, die Dame<br />
auf unserem Titelbild. Die Werdohlerin erhielt bereits zweimal den 1. Preis beim Literaturwettbewerb<br />
„Weibergeschichten“ des Märkischen Kreises <strong>und</strong> legt nun ihr erstes Kinderbuch vor.<br />
Ein Hinweis, der uns am Herzen liegt: <strong>Das</strong>s wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser das KOMPLETT-Magazin<br />
zwischen <strong>Volme</strong> <strong>und</strong> <strong>Lister</strong> komplett gratis anbieten können, verdanken Sie unseren Medienpartnern,<br />
die mit ihren Anzeigen <strong>und</strong> Advertorials die Herstellung der Zeitschrift <strong>und</strong> die Honorare für unsere<br />
Autorinnen <strong>und</strong> Autoren finanzieren. Unsere Partner sind ausschließlich Unternehmen aus der Region,<br />
die Ihre Aufmerksamkeit verdienen.<br />
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser eine angenehme Weihnachtszeit! Nutzen Sie die<br />
Feiertage, um vom Alltag abzuschalten, genießen Sie die Zeit mit ihrer Familie <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en,<br />
kommen Sie gut ins neue Jahr, haben Sie viel Vergnügen beim Lesen <strong>und</strong> vor allem:<br />
Bleiben Sie komplett!<br />
Sarah <strong>und</strong> Thorsten Kriegeskotte, Bernhard Schlütter<br />
<strong>und</strong> das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin<br />
3
Zukunft gestalten - Schalksmühle 2030 - 24<br />
Alles drin<br />
Zukunft gestalten<br />
Feuerwehr rüstet sich für <strong>Volme</strong>bahn.............................8<br />
Meinerzhagener Tafel - wichtiger denn je....................20<br />
Echte Sauerländer - R<strong>und</strong>e Sache - 30<br />
Visionen für Schalksmühle 2030....................................24<br />
<strong>Komplett</strong> jung: Schüler-App geht an den Start........ 43<br />
Lernen mit Freude in der Primusschule.................... 44<br />
Echte Sauerländer<br />
Günter Gräwe: Thank You, America!......................... 10<br />
Kräuterhexe Karola Wolff................................................16<br />
Blaukittel erobern New York..................................... 22<br />
Eine r<strong>und</strong>e Sache - Wohnen im Wasserturm............ 30<br />
<strong>Komplett</strong> lecker - Gänsetaxi - 40<br />
<strong>Komplett</strong> lecker <strong>und</strong> gemütlich<br />
Die Weihnachtsgans kommt mit dem Taxi............... 40<br />
Kolumne: Leckeres aus der Region .......................... 42<br />
Kultur komplett<br />
So kommt die Kultur ins <strong>Volme</strong>tal............................ 54<br />
Programm mit klaren Konturen ............................... 56<br />
Westfalen Winds - Aushängeschild für die Region .. 60<br />
Doris Althoff <strong>und</strong> der König von Korsika................... 64<br />
Hier werden Geschichten geschmiedet.................... 68<br />
4<br />
<strong>Komplett</strong> erleben - Ein Haus zieht um - 34
Titelfoto: Martin Büdenbender<br />
<strong>Komplett</strong> erleben<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv - Im Land der aufgehenden Sonne - 52<br />
Lieblingsplätze oben an der <strong>Volme</strong>............................ 6<br />
H<strong>und</strong>ertwasser-Ausstellung verlängert...................... 7<br />
Luther-Jahr strahlt über <strong>2017</strong> hinaus........................ 14<br />
Ein komplettes Bauernhaus zieht um....................... 34<br />
Veranstaltungen: Nichts wie hin! .......................38/39<br />
Lichterglanz <strong>und</strong> Glühweinduft - Weihnachtsmärkte<br />
im <strong>Volme</strong>tal................................................................ 50<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv<br />
Pistenzauber <strong>und</strong> Aprés Ski im <strong>Volme</strong>tal.................. 27<br />
<strong>Komplett</strong> beraten - Bio-Weihnachtsbäume - 48<br />
TuS-Volleyballer im Land der aufgehenden Sonne.. 52<br />
Wandernd Kunst <strong>und</strong> Natur erleben......................... 57<br />
<strong>Komplett</strong> beraten<br />
Bestens beraten in allen Rechtsfragen..................... 19<br />
Fußboden Brück - bodenständiges Handwerk......... 33<br />
Ab Mitte November ist Weihnachtsbaumsaison...... 47<br />
<strong>Komplett</strong> bio: Tannenbäume ohne Chemie.............. 48<br />
Geschenketipps aus der Region................................ 51<br />
Schmuckverkauf ist Vertrauenssache........................ 72<br />
Berufswelt Sauerland - So<strong>und</strong> Bäckerei - 62<br />
Berufswelt Sauerland<br />
So<strong>und</strong> Bäcker basteln erfindungsreich an beruflicher<br />
Zukunft ....................................................................... 62<br />
<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />
Impressum ................................................................... 7<br />
Geschichtenschmiede: Ein Boot voller Blumen ....... 70<br />
Kolumne: Genau! ....................................................... 74<br />
Kultur komplett - Geschichtenschmiede - 68<br />
5
LIEBLINGSPLÄTZE<br />
OBEN AN DER VOLME<br />
Ist das Ihr Lieblingsplatz? <strong>Komplett</strong>-Fotograf Martin Büdenbender hielt die winterliche Glitzerwelt<br />
auf den Höhen über dem <strong>Volme</strong>tal im Bild fest.<br />
Von Meinerzhagen bis Schalksmühle: Kulturmanagerin<br />
Ulrike Tütemann sucht Menschen aus dem oberen<br />
<strong>Volme</strong>tal, die bereit sind, über ihren Lieblingsplatz zu<br />
schreiben <strong>und</strong> sich dort fotografieren zu lassen. Aus<br />
dem Material wird ein Bildband erstellt <strong>und</strong> damit etwas<br />
Bleibendes <strong>und</strong> Verbindendes geschaffen.<br />
Ulrike Tütemann hat bereits den Schalksmühler Profi-<br />
Fotografen Rainer Halverscheid engagiert. Er wird mit<br />
den Bürgern, die bereits r<strong>und</strong> 25 Lieblingsplätze vorgeschlagen<br />
haben, Fotos schießen. Insgesamt sollen<br />
es etwa 60 Lieblingsplätze – je ein Viertel aus Kierspe,<br />
Halver, Schalksmühle <strong>und</strong> Meinerzhagen – werden, die<br />
in den Bildband aufgenommen <strong>und</strong> von denen Sonderausstellungen<br />
hergestellt werden, erläutert die Kulturmanagerin.<br />
Außerdem werden die Fotos <strong>und</strong> ihre Geschichten natürlich<br />
digitalisiert <strong>und</strong> online gestellt, wo die Reihe<br />
auch erweitert werden kann. Ob es irgendwann einmal<br />
einen zweiten Band „Lieblingsplätze Oben an der <strong>Volme</strong>“<br />
gibt, ist offen. Denn jetzt gilt es erst einmal, weitere<br />
35 Lieblingsplätze – Landschaften, öffentlich zugängliche<br />
Plätze oder Gebäude – aus den vier Kommunen zu<br />
sammeln.<br />
Die Adressen der Plätze nimmt Ulrike Tütemann unter<br />
der Rufnummer 0177/8662097 sowie per E-Mail<br />
an kultur@oben-an-der-volme.de entgegen. Für den<br />
Kiersper Bürgermeister ist es auf jeden Fall ein „bemerkenswertes<br />
Projekt“, dass die vier „Oben an der<br />
<strong>Volme</strong>“-Kommunen miteinander verbindet. „Vielleicht<br />
kann man eine Wanderung Oben an der <strong>Volme</strong> entlang<br />
dieser Plätze machen“, hatte Frank Emde schon einen<br />
Vorschlag für eine weitere Nutzung.<br />
Der Bildband „Lieblingsplätze Oben an der <strong>Volme</strong>“ soll<br />
bis zum 31. August des kommenden Jahres fertiggestellt<br />
sein. Zeitgleich, so die Planung, soll auch die erste<br />
von vier Sonderausstellungen beginnen.<br />
6
AUSSTELLUNG „HUNDERTWASSER“<br />
NOCH BIS 7. JANUAR<br />
R<strong>und</strong>e Ecken, krumme Linien <strong>und</strong> fast<br />
immer die Ballonmütze auf dem Kopf:<br />
Friedensreich H<strong>und</strong>ertwasser war ein<br />
höchst eigenwilliger Künstler. Er hat<br />
in der Kunst, aber auch in der Philosophie<br />
seine Spuren hinterlassen. Die<br />
jeweils um 15 <strong>und</strong> 16 Uhr statt <strong>und</strong><br />
kosten 3 Euro zzgl. Eintritt.<br />
Großes Interesse finden auch die<br />
jeweils freitags um 19 Uhr (am<br />
15.12.17, 22.12.17, 29.12.17 <strong>und</strong><br />
5.1.18, Sonderführungen auf Anfrage<br />
Grafiken als Kernstück seines Schaffens<br />
möglich) angebotenen Dunkelführungen<br />
<strong>und</strong> ein Überblick über das Leben<br />
eines der populärsten Künstler des 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts sind im Regionalmuseum<br />
Villa Wippermann in Halver zu<br />
sehen. Die Ausstellung heißt schlicht<br />
„H<strong>und</strong>ertwasser“. Sie präsentiert den<br />
1928 in Wien geborenen Exzentriker<br />
im Erdgeschoss der Jugendstilvilla als<br />
Maler, Grafiker, Architekten <strong>und</strong> Ökologen.<br />
Im ersten Stock ist ein Überblick<br />
über H<strong>und</strong>ertwassers umfangreiches<br />
grafisches Werk zu sehen. Die im<br />
August eröffnete Ausstellung erfreut<br />
sich großen Zuspruchs <strong>und</strong> wurde daher<br />
bis zum 7. Januar verlängert.<br />
Öffnungszeiten: ab dem 4. Dezember<br />
dienstags bis donnerstags 12 bis 17<br />
Uhr, freitags bis sonntags 11 bis 18<br />
Uhr, Sonderöffnungszeiten nach Vereinbarung.<br />
Der Eintrittspreis beträgt<br />
6,50 Euro (ermäßigt 5,50 Euro Schüler<br />
2,50 Euro). Führungen finden samstags,<br />
sonntags <strong>und</strong> an Feiertagen<br />
durch die Ausstellung, eine<br />
Führung bei Kerzenschein, die dem<br />
Betrachter ein besonderes Erlebnis<br />
schenkt. Diese Art der Führung lässt<br />
den Besucher unmittelbar die Auswirkungen<br />
der grafischen Darstellung<br />
mit phosphoreszierenden Farben <strong>und</strong><br />
die Verwendung von Metallauflagen,<br />
Aluminiumfolie <strong>und</strong> Glasgries in<br />
H<strong>und</strong>ertwassers Werk erleben. Good<br />
Morning City <strong>und</strong> auch die Blätter<br />
der Regentagmappe erschließen sich<br />
bei dieser Führung aus einem ganz<br />
besonderen, überraschend eigenen<br />
Blickwinkel <strong>und</strong> geben einen intensiven<br />
Einblick in die Arbeit H<strong>und</strong>ertwassers<br />
Anfang der 1970er Jahre. Für<br />
die Dunkelführungen wird um Anmeldung<br />
bei Wolfgang Björnskow unter<br />
Tel. 02826/802367 oder per E-Mail<br />
an bjoernskow@galerie-f.de gebeten.<br />
Der <strong>Komplett</strong>preis beträgt 12,50<br />
Euro/Person (ermäßigt 11,50 Euro).<br />
SONDERAUSSTELLUNG PLANETEN<br />
Siehst du sie? Nein? Aber du kannst<br />
sie fühlen, die neun Planeten in<br />
unserem Sonnensystem, <strong>und</strong> zwar in<br />
der Sonderausstellung „Planeten“ in<br />
Planet bewegen, denken <strong>und</strong> fühlen.<br />
Ein Mitmach-Erlebnis, bei dem es<br />
absolut nichts zu sehen, sondern nur<br />
zu fühlen gibt.<br />
der Phänomenta in Lüdenscheid noch Die Planeten-Ausstellung kann<br />
bis Januar <strong>2018</strong>.<br />
Wie groß ist eigentlich die Erde im<br />
Vergleich zur Sonne? Welcher Planet<br />
liegt am weitesten von uns weg <strong>und</strong><br />
aufgepasst: Wie fühlen sich Merkur<br />
<strong>und</strong> Co. eigentlich an? <strong>Das</strong> erfahren<br />
einzeln gebucht werden - unabhängig<br />
von einem Besuch der gesamten<br />
Phänomenta. Der Eintritt hierfür<br />
kostet 4 Euro pro Person (mindestens<br />
8 Teilnehmer). Eine Anmeldung ist<br />
nötig <strong>und</strong> wird von den Mitarbeitern<br />
Besucher in der Phänomenta, wo der Phänomenta unter Tel.<br />
sie sich etwa eine St<strong>und</strong>e lang bei 02351/21532 entgegengenommen.<br />
kompletter Dunkelheit von Planet zu<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER:<br />
Emil Groll GmbH<br />
Darmcher Gr<strong>und</strong> 14<br />
58540 Meinerzhagen<br />
02354/928450 tel<br />
www.groll-druck.com<br />
info@groll-druck.com<br />
REDAKTIONSANSCHRIFT:<br />
<strong>Komplett</strong> Verlag<br />
Am Galgenhagen 13<br />
58840 Plettenberg<br />
02391/606376 tel<br />
02391/606375 fax<br />
www.komplett-magazin.de<br />
redaktion@komplett-magazin.de<br />
REDAKTION:<br />
Bernhard Schlütter (verantwortlich),<br />
Martin Büdenbender, Horst vom Hofe,<br />
Rüdiger Kahlke, Volker Lübke,<br />
Elke Teipel, Wolfgang Teipel<br />
GESTALTUNG:<br />
Heiko Höfner, www.perfect-art.de<br />
DRUCK:<br />
Emil Groll GmbH<br />
www.groll-druck.com, Meinerzhagen<br />
ERSCHEINUNGSWEISE:<br />
viermal jährlich<br />
Schutzgebühr:<br />
3 Euro<br />
ANZEIGENVERWALTUNG:<br />
Sarah Kriegeskotte<br />
02354/928450 tel<br />
s.kriegeskotte@groll-druck.com<br />
Copyright/Haftung: Alle in diesem<br />
Magazin veröffentlichten Beiträge,<br />
Bilder, vom Verlag gestalteten Anzeigen<br />
<strong>und</strong> graphischen Elemente sind urheberrechtlich<br />
geschützt <strong>und</strong> dürfen nur<br />
mit Genehmigung <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
gegen Honorarzahlung weiterverwendet<br />
werden. Es wird keine Haftung übernommen<br />
für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Fotos <strong>und</strong> sonstige<br />
Unterlagen, für die Richtigkeit bzw.<br />
Vollständigkeit von Terminangaben,<br />
den Inhalt geschalteter Anzeigen <strong>und</strong><br />
angegebener Internetadressen sowie<br />
für Satz- <strong>und</strong> Druckfehler. Veranstalter,<br />
die honorarpflichtige Fotos zur kostenlosen<br />
Ankündigung ihres Programms<br />
an <strong>Komplett</strong> übergeben, sind für die<br />
Forderungen des Urhebers selbst verantwortlich.<br />
Namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel <strong>und</strong> Leserbriefe geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder. Bei Verlosungen/Aktionen ist der<br />
Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
<strong>Das</strong> nächste <strong>Komplett</strong>-Magazin zwischen<br />
<strong>Volme</strong> <strong>und</strong> <strong>Lister</strong> erscheint Ende<br />
März <strong>2018</strong>.<br />
7
VOLMEBAHN: FÜR SICHERHEIT<br />
WILL FEUERWEHR NACHRÜSTEN<br />
Lückenschluss bis Brügge ab 10. Dezember – Übung mit havariertem Zug bringt Einsatzkräften<br />
neue Erfahrungen – Materialtransport auf Bahntrasse eine Herausforderung<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Schweinwerfer machen die Nacht zum Tag. Sie tauchen<br />
das <strong>Volme</strong>tal zwischen Kierspe <strong>und</strong> Brügge in gleißendes<br />
Licht. Es staubt. Es dröhnt, wenn die Maschinen den<br />
Schotter feststampfen. Die Bahn AG war mit großem Gerät<br />
angerückt. <strong>Das</strong> war vor sechs Jahren. Oktober 2011.<br />
Innerhalb von zwei Wochen wurde ein sechs Kilometer<br />
langes Teilstück der <strong>Volme</strong>bahn wieder fit gemacht für<br />
den Personenverkehr. Jetzt wird die Millionen-Investition<br />
wirksam. Ab 10. Dezember sollen wieder planmäßig<br />
Personenzüge zwischen Lüdenscheid <strong>und</strong> Köln fahren.<br />
KOMPLETT fragte nach dem Stand der letzten Vorbereitungen<br />
<strong>und</strong> den neuen Herausforderungen.<br />
Bevor am 10. Dezember um 7.56 Uhr der erste planmäßige<br />
Zug in Meinerzhagen nach Brügge abfährt, ist noch<br />
„von einigen Arbeiten an den Schienen (Oberbau) auszugehen“,<br />
teilte Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann auf Anfrage<br />
mit. Es werde auch zu Schließungen <strong>und</strong> Sperrungen<br />
von Bahnübergängen kommen. Ansonsten zeigte<br />
sich die Bahn gerüstet.<br />
Neue Aufgaben stellen sich der Feuerwehr. „<strong>Das</strong> Gros<br />
unserer Einsatzkräfte ist nicht mehr mit dem Bahnverkehr<br />
vertraut“, weiß Kierspes Feuerwehr-Chef Georg<br />
Würth. Er setzte Mitte Oktober für seine Mannschaft eine<br />
Übung an. <strong>Das</strong> Szenario: Auf freier Strecke, 600 Meter<br />
von der nächsten Zufahrtsmöglichkeit mit Fahrzeugen<br />
entfernt, ist ein Zug havariert. Wer muss benachrichtigt<br />
werden? Wie funktionieren Notrufwege <strong>und</strong> Meldeketten?<br />
Was darf die Feuerwehr auf Bahngelände machen?<br />
<strong>Das</strong> waren Übungsziele für die Führungskräfte. Da bei<br />
Zugunglücken auch mit einer größeren Anzahl von Verletzten<br />
gerechnet werden muss, wurde das DRK Kierspe<br />
gleich mit alarmiert. Wie läuft so ein Schadensfall<br />
ab? Welche Probleme müssen gelöst werden? <strong>Das</strong> sollten<br />
die Einsatzkräfte in der Praxis erleben.<br />
Bei Großschäden bestimmt die Schwere der Verletzungen<br />
die Dringlichkeit der Hilfe. Diese „Sichtung“ nimmt<br />
der Notarzt vor. „Vor allem junge Einsatzkräfte kennen<br />
diese Abläufe nicht“, so Würth. Sie erkannten aber sehr<br />
schnell, wie schwierig es ist, im Gleisbett zu laufen <strong>und</strong><br />
dabei auch noch Material zu transportieren. Wie kommen<br />
die Retter in den Zug, wenn der Zugführer nicht ansprechbar<br />
ist? Gibt es Möglichkeiten, den stehenden Zug<br />
von außen zu öffnen? Und dann sind da noch die Höhenunterschiede.<br />
Würth: „Vom Gleisbett bis zur Unterkante<br />
Tür sind es 1,1 Meter. Da kann man nicht mal eben einsteigen.“<br />
Und zum Problem wird es, da Senioren oder<br />
Gehbehinderte rauszuholen. Die Betroffenen müssen zudem<br />
registriert <strong>und</strong> zu einer Sammelstelle gebracht werden.<br />
„Im Gleisbett oder auf Schwellen zu gehen, macht<br />
schnell müde“, schildert Würth die Übungserfahrungen<br />
<strong>und</strong> die Erkenntnis, dass zusätzliche Tragemöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Einsatzkräfte disponiert werden müssen. Denn:<br />
Zwei Mann reichen nicht aus, einen Verletzten zu tragen.<br />
Training im Bahnbetriebswerk geplant<br />
Deutlich gemacht hat die Übung auch, dass auf weite<br />
Strecken mit Fahrzeugen kein Zugang zur Bahntrasse<br />
möglich ist. Ein Manko, wenn, etwa im <strong>Winter</strong>, die Einsatzstelle<br />
auch ausgeleuchtet werden muss. Dann müssen<br />
Scheinwerfer, die ansonsten auf Fahrzeugen montiert sind,<br />
anderweitig herangeschafft werden. Die Kiersper Feuer-<br />
8
wehr baute mit Steckleitern eine Behelfsbrücke über die <strong>Volme</strong>, um die Transportwege<br />
zu verkürzen.<br />
Die Erkenntnisse der Übung sollen vertieft werden. Geplant ist ein Training<br />
im Bahnbetriebswerk in Köln. „Im Frühjahr wird nachgeschult“, sagt Georg<br />
Würth. Dann geht es primär um die Bahntechnik. Wie viele Motoren sind im<br />
Zug? Wo könnten Brandherde durch auslaufende Betriebsstoffe entstehen?<br />
Seit Anfang <strong>2017</strong> beschäftigen sich Würth <strong>und</strong> sein Team mit der Problematik.<br />
<strong>Das</strong>s das Mobilfunk-Netz Lücken hat <strong>und</strong> auch nicht überall problemlos<br />
gefunkt werden kann, zeigte die inszenierte Zug-Havarie auch. Für Georg<br />
Würth ist klar: „Nur Theorie hat nicht den Aha-Effekt bei den Einsatzkräften.“<br />
Man könne viel mit Präsentationen erläutern, Erfahrung ersetze das nicht.<br />
Perspektivisch ist Würth zudem der Ansicht: „Wir müssen technisch nachrüsten.“<br />
Gespräche mit dem Kämmerer sollten noch geführt werden. Hilfreich,<br />
so Würth, wäre ein Transportwagen auf den Gleisen, eine Lore. Aushelfen<br />
könnten da zunächst benachbarte Wehren wie die aus Meinerzhagen. Gut<br />
transportierbare LED-Leuchten, die Strecken bis zu 300 Metern ausleuchten,<br />
stehen ebenfalls auf der Wunschliste der Feuerwehr. Zusätzlichen Ketten für<br />
Motorsägen scheinen da das kleinere Problem zu sein. „Fünf Sägen haben<br />
wir stumpf gesägt“, bilanziert der Feuerwehr-Chef nach der Übung. Mit zusätzlichen<br />
Ketten könne man schneller weiterarbeiten.<br />
Bei uns stehen Sie <strong>und</strong><br />
Ihre Ges<strong>und</strong>heit im Mittelpunkt.<br />
Praxis für Physiotherapie<br />
<strong>und</strong> Osteopathie<br />
MVG: Bus fährt weiterhin durchs <strong>Volme</strong>tal<br />
Kierspes Kämmerer Olaf Stelse will mit der Feuerwehr durchsprechen, „was<br />
notwendig ist“. Für den Haushalt <strong>2018</strong> sieht er kaum noch Chancen, weitere<br />
Wünsche zu erfüllen. „Ansonsten ist von unserer Seite nichts zu machen“,<br />
sagt Stelse mit Blick auf den Lückenschluss am 10. Dezember. Dann sollen<br />
auch zusätzliche Parkplätze fertiggestellt sein. Bahnfahrern werden die noch<br />
nicht viel nutzen: Vorerst hält der Zug nicht in Kierspe.<br />
Der Bus bleibt für Kiersper noch eine Weile alternativlos, wenn sie auf das eigene<br />
Fahrzeug verzichten wollen. Wenn Bahnsteig <strong>und</strong> Ausweichgleis in Betrieb<br />
gehen, werden sich künftig beide Verkehrsmittel ergänzen, so Jochen<br />
Sulies, Sprecher der MVG. Wenn der Bahnbetrieb in vollem Umfang aufgenommen<br />
wird, werden auch die Fahrpläne angepasst. <strong>Das</strong>s der Busverkehr<br />
auf der <strong>Volme</strong>traße eingestellt wird, wenn Züge im St<strong>und</strong>entakt fahren <strong>und</strong><br />
auch in Kierspe <strong>und</strong> Oberbrügge halten, schließt Sulies aus. Der Bus werde<br />
„seine Zubringerfunktion zur Schiene behalten“. Sulies: „Beide Verkehrsmittel<br />
werden sich ergänzen.“<br />
• Für den Ausbau der Strecke <strong>und</strong> den Bau einer Weiche in Kierspe,<br />
damit Züge auf der eingleisigen Strecke kreuzen können, waren 16<br />
Millionen Euro veranschlagt.<br />
• 9.000 Betonschwellen wurden verlegt, 18.000 Tonnen Schotter bewegt.<br />
• Weil der geplante Ausbau des Schienennetzes bei Köln stockte, wurden<br />
plötzlich Mittel frei, um die Trasse im <strong>Volme</strong>tal zu erneuern. Seit 1986<br />
können erstmals wieder Personenzüge fahren.<br />
• Am 27. Februar 2014 (Weiberfastnacht) endete der erste Zug seit 28<br />
Jahren wieder in Meinerzhagen <strong>und</strong> mit ihm die bahnlose Zeit im<br />
<strong>Volme</strong>tal. Am 10. Dezember wird der Lückenschluss zwischen Meinerzhagen<br />
<strong>und</strong> Brügge vollendet.<br />
Volker Stuberg<br />
Diplom Osteopath, Physiotherapeut,<br />
Energetischer Schmerztherapeut,<br />
Heilpraktiker für Physiotherapie<br />
Gabi Stuberg<br />
Physiotherapeutin<br />
Heilpraktikerin für Physiotherapie<br />
Fachliche Leitung<br />
Seit 1982 in Kierspe<br />
Wir bieten Ihnen individuelle<br />
Betreuung & lösungsorientierte<br />
Behandlungsprogramme!<br />
Kölner Straße 159<br />
(Kreuzung Wildenkuhlen)<br />
58566 Kierspe<br />
Tel. 02359 - 29 11 53<br />
Fax 02359 - 29 71 93<br />
info@praxis-stuberg.de<br />
www.praxis-stuberg.de<br />
9
„THANK YOU, AMERICA!“<br />
Von Horst vom Hofe<br />
Valberter Günter Gräwe kehrt mit 91 Jahren an den Ort seiner Kriegsgefangenschaft zurück<br />
Günter Gräwe breitet auf dem Tisch im Wohnzimmer<br />
seines Hauses an der Robchestraße in Valbert diverse<br />
Unterlagen aus. Zeitungsausschnitte, Korrespondenzen,<br />
Fotos liegen vor ihm. Der 91-Jährige ordnet seine Gedanken<br />
<strong>und</strong> wird beim Erzählen immer wieder von seinen<br />
Gefühlen übermannt. Im Oktober ist er von einer<br />
emotionsreichen Reise in die eigene Vergangenheit zurückgekehrt.<br />
Sie führte ihn über den „Großen Teich“ an<br />
die Nordwestküste der Vereinigten Staaten von Amerika.<br />
Ab 1944 hatte er drei Jahre seines damals noch jungen<br />
<strong>und</strong> unerfüllten Lebens als POW - Prisoner of War, also<br />
Kriegsgefangener - in einem Lager im Staat Washington<br />
verbracht. Der Besuch des World-War-II-Veteranen aus<br />
Deutschland fand in den USA ein lebhaftes Medienecho.<br />
„Ich wollte Amerika <strong>und</strong> seinen Menschen mit meinem<br />
Besuch Danke sagen!“, erklärt Günter Gräwe. Denn dass<br />
er als blutjunger Panzersoldat an der Westfront in amerikanische<br />
Gefangenschaft geriet, „hat sich im Nachhinein<br />
als der glücklichste Tag in meinem Leben erwiesen“,<br />
betont der rüstige Senior.<br />
Ein Junge zieht in den „Totalen Krieg“<br />
Rückblende: Wir schreiben 1943 – es ist das Kriegsjahr<br />
vier. Nach anfänglichen Siegen <strong>und</strong> Vormarsch an allen<br />
Fronten bedeutet die bedingungslose Kapitulation der<br />
eingeschlossenen deutschen Truppen in Stalingrad den<br />
Wendepunkt. Am 18. Februar, zweieinhalb Wochen nach<br />
der deutschen Kapitulation in Stalingrad, ruft Propagan-<br />
10
daminister Joseph Goebbels den „Totalen Krieg“ aus. Die<br />
Propaganda des Naziregimes zeigt Wirkung beim damals<br />
17-jährigen Günter Gräwe. „Im Sommer bin ich aufs Rathaus<br />
gegangen <strong>und</strong> habe mich als Freiwilliger für den<br />
Kriegseinsatz gemeldet.“<br />
Für den Dienst am Vaterland nimmt er in Kauf, dass er<br />
seine kaufmännische Lehre ein Jahr vor dem Abschluss<br />
abbrechen muss. Der Junge aus der Bergstadt kommt zur<br />
Kurzausbildung als Soldat nach Dondangen in Lettland.<br />
Fern der Heimat wird aus dem Jungen in wenigen Monaten<br />
der Oberschütze auf einem „Panzer IV“ der deutschen<br />
Wehrmacht. Vorgezeichnet scheint angesichts der<br />
örtlichen Nähe zur Ostfront der Kriegseinsatz gegen die<br />
unaufhaltsam näher rückenden Truppen Stalins.<br />
Doch die Landung der alliierten Truppen an der französischen<br />
Küste am sogenannten D-Day, dem 6. Juni 1944,<br />
soll alles verändern. Mit seiner Panzereinheit wird Gräwe<br />
in die Normandie verlegt, wo unter der Führung von<br />
Generalfeldmarschall Erwin Rommel die Invasionstruppen<br />
zurückgeworfen werden sollen. Im August kommt<br />
es zur Feuertaufe für Günter Gräwe. Sein Panzer erhält<br />
einen Volltreffer. Es gelingt ihm <strong>und</strong> seinen Kameraden<br />
in höchster Bedrängnis, das manövrierunfähige Stahlungetüm<br />
zu verlassen. Man flüchtet, wird dabei beschossen.<br />
Günter Gräwe wird durch einen Streifschuss<br />
verletzt, landet in einem deutschen Feldlazarett. Zwei<br />
Nächte später kommen die Amerikaner. Ein Captain erklärt<br />
den verw<strong>und</strong>eten Soldaten, dass sie nunmehr POWs<br />
seien – Kriegsgefangene. <strong>Das</strong> also ist der „Feind“, dem<br />
man vor kurzem noch in mörderischer Schlacht gegenüberstand<br />
<strong>und</strong> in dessen Händen man nun einem ungewissen<br />
Schicksal entgegensieht.<br />
Fakten:<br />
Deutsche Soldaten als<br />
Kriegsgefangene der USA<br />
Mit der deutschen Niederlage in Afrika 1943 wurden<br />
fast 140.000 deutsche Kriegsgefangene auf<br />
einen Schlag in die USA gebracht. Dort wurden<br />
sie in Lager gesteckt - <strong>und</strong> erstaunlich gut behandelt.<br />
Oft sogar besser als die schwarzen US-Bürger.<br />
Denn die Amerikaner hatten einen Plan mit ihren<br />
deutschen Gefangenen.<br />
Deutsche Kriegsgefangene in den USA hatten<br />
Glück: Drei Millionen Deutsche waren in US-Gefangenschaft,<br />
fast so viele wie in sowjetischen<br />
Lagern. Aber während in US-Lagern während der<br />
Gefangenschaft nur bis zu 10.000 Männer gestorben<br />
sind, kamen in sowjetischen Lagern H<strong>und</strong>erttausende<br />
ums Leben - manche Historiker sagen:<br />
bis zu einer Million.<br />
Was die Kriegsgefangenen in den US-Lagern erwartete,<br />
das war seit 1929 mit der Genfer Konvention<br />
geregelt. Die schrieb vor, dass Gefangene<br />
menschlich zu behandeln sind: Sie dürfen nicht<br />
bedroht, beleidigt oder misshandelt werden. Auch<br />
die Unterbringung <strong>und</strong> die Beschäftigung der Gefangenen<br />
war festgelegt: sichere Baracken mit<br />
einem Mindestmaß an Bequemlichkeit. Den Gefangenen<br />
ging es gut. So gut, dass sie den Neid<br />
der einfachen US-Arbeiter auf sich zogen.<br />
Aus Sicht des US-Militärs machte die gute Behandlung<br />
der Kriegsgefangenen aber durchaus Sinn.<br />
Die Gefangenen, die bereit waren, zu kooperieren,<br />
sollten auf die Zeit nach dem Krieg vorbereitet<br />
werden, Deutschland als gute Demokraten wieder<br />
aufbauen - <strong>und</strong> dafür wurden sie ausgebildet.<br />
370.000 Deutsche Soldaten wurden im Laufe des<br />
Kriegs in die USA gebracht. Und dann, nach dem<br />
Krieg, wurden sie wieder nach Europa geschickt,<br />
in ihre alte Heimat.<br />
Quelle: Deutschlandfunk nova<br />
11
sich aufgr<strong>und</strong> ihres Dienstgrades immer noch als Vorgesetzte<br />
aufspielen mussten. Wir wurden gut verpflegt. Es<br />
gab sogar ein kleines Taschengeld. Davon habe ich meine<br />
erste Coca Cola gekauft. Ich hatte also ein durchaus<br />
besseres Leben als meine Mutter <strong>und</strong> Schwester in der<br />
Heimat in Lüdenscheid“, so Gräwe, dessen Vater schon<br />
1940 im Kriegseinsatz gefallen war.<br />
Unterricht in Englisch, Französisch <strong>und</strong><br />
Spanisch<br />
Mit der Queen Mary gen Amerika<br />
Schon bald stellt der 18-jährige Panzergrenadier aus<br />
dem Sauerland fest: „Glücklicher hätte es mich nicht treffen<br />
können!“ Von Caen aus waren die deutschen Kriegsgefangenen<br />
nach Southampton auf die britische Insel<br />
gebracht worden. Doch das ist nur <strong>Zwischen</strong>station für<br />
eine deutlich weitere Reise: Mit dem zum Truppentransporter<br />
umgebauten Ozeanriesen, der Queen Mary, geht<br />
es gen Amerika. <strong>Das</strong> ist beileibe keine Ferienreise, aber<br />
die Verhältnisse sind für die deutschen Soldaten viel besser<br />
als sie es erhoffen durften. Untergebracht in 6-Mann-<br />
Kabinen, „durchaus komfortabel, dazu gutes <strong>und</strong> reichliches<br />
Essen, das uns auf Blechtellern serviert wurde, ein<br />
absoluter Kontrast zu dem schrecklichen Erleben noch<br />
wenige Wochen zuvor an der Invasionsfront“, erinnert<br />
sich Günter Gräwe. Nach der Ozeanüberquerung wird<br />
man mit der Bahn von Maine an der Ostküste aus quer<br />
durch die Weiten der Vereinigten Staaten bis nach Fort<br />
Lewis im B<strong>und</strong>esstaat Washington transportiert. Es ist einer<br />
von insgesamt r<strong>und</strong> 500 Orten, an denen die Amerikaner<br />
in eingezäunten Camps bis zu 400.000 Kriegsgefangene<br />
festhalten.<br />
In Fort Lewis sind es r<strong>und</strong> 6.000 deutsche Soldaten, zu<br />
denen auch Günter Gräwe gehört. Schnell gewöhnt er<br />
sich an das straff durchorganisierte Lagerleben. Die amerikanischen<br />
Bewacher, fördern es, dass die internen Abläufe<br />
von den Deutschen selbst geregelt werden. „So<br />
hatten wir einen deutschen Lagerleiter, übrigens einen<br />
Oberfeldwebel, der aus Altena stammte“, berichtet<br />
Gräwe. Die Kriegsgefangenen werden von den Amerikanern<br />
gut <strong>und</strong> respektvoll behandelt. „Ich hatte nie etwas<br />
zu bemängeln. Kein amerikanischer Aufseher bedachte<br />
uns jemals mit Schimpfnamen oder schrie uns an – ganz<br />
im Gegensatz übrigens zu deutschen Mitgefangenen, die<br />
Günter Gräwe nutzt die Möglichkeiten, die ihm das Lagerleben<br />
bietet. Unter den Mitgefangenen gibt es auch<br />
etliche Pädagogen, die Unterricht in verschiedensten Fächern<br />
anbieten. Günter Gräwe, der nach eigener Einschätzung<br />
nie ein besonders strebsamer Schüler gewesen<br />
war, entwickelt nun einen besonderen Ehrgeiz. „Ich<br />
hatte erkannt, dass die Kenntnis von Fremdsprachen<br />
viele Möglichkeiten eröffnet.“ Er lässt sich in Englisch,<br />
Französisch <strong>und</strong> Spanisch unterrichten. Schon bald kann<br />
er sich fließend mit den Bewachern unterhalten – was<br />
ihm sogar vorübergehend die bevorzugte Anstellung als<br />
Hilfskraft in der Lager-Apotheke einbringt.<br />
Seine im Gefangenenlager erworbenen Fremdsprachenkenntnisse<br />
sollten sich nach dem Krieg <strong>und</strong> der Rückkehr<br />
in die Heimat noch besonders auszahlen. Gräwe<br />
übernahm nach Beendigung der kaufmännischen Lehre<br />
eine leitende Stelle im Export einer Lüdenscheider Firma,<br />
machte sich dann 1970 mit einem Importunternehmen<br />
für den Handel mit Haushaltswaren selbstständig.<br />
Der Umgang mit den Lieferanten in Asien fiel ihm dank<br />
seiner erworbenen Kenntnisse aus der Zeit im amerikanischen<br />
Gefangenenlager immer leicht. Gräwe baute<br />
ein gut florierendes Handelsunternehmen auf, das inzwischen<br />
von seinen beiden Söhnen weitergeführt wird.<br />
Im Laufe der Jahrzehnte reiste Gräwe mehrmals in die<br />
USA. Doch erst als seine Frau im Mai 2016 starb, fasste<br />
er den Entschluss, nunmehr schon hoch betagt, noch<br />
einmal an den Ort seiner Kriegsgefangenschaft zurückzukehren.<br />
Bei Internetrecherchen war er in Kontakt mit<br />
einer Organisation gekommen, die die Geschichte des<br />
Staates Washington für eine Enzyklopädie erforscht hat.<br />
Über diese Quelle konnte Gräwe in Erfahrung bringen,<br />
was aus dem einstigen Lager Fort Lewis geworden ist.<br />
Es ist in den Gr<strong>und</strong>zügen noch erhalten, dient heute als<br />
militärische Ausbildungsstätte für Hubschrauberbesatzungen.<br />
12
Mit Eisenbahn <strong>und</strong> Fahrrad von Long<br />
Beach nach Fort Lewis<br />
Gräwe plante mit Hilfe der Organisation eine Goodwill-<br />
Tour, die ihn von Long Beach in Kalifornien über r<strong>und</strong><br />
1.200 Meilen mit dem E-Bike bis nach Fort Lewis führen<br />
sollte. Die kalifornische Polizei brachte Gräwe letztlich<br />
ab von seiner langen Anreise per Fahrrad – „zu gefährlich<br />
wegen des starken Verkehrs <strong>und</strong> anderer nicht kalkulierbarer<br />
Umstände“, so die deutliche Ansage. Gräwe<br />
disponierte mit Unterstützung eines Landsmannes aus<br />
Lüdenscheid, der als ehemaliger Kapitän zur See seit<br />
mittlerweile vielen Jahren in Long Beach lebt, um. Von<br />
der Hafenstadt, wo übrigens heute die Queen Mary I als<br />
Hotel- <strong>und</strong> Museumsschiff vor Anker liegt, ging es mit<br />
dem Zug in 34-stündiger Fahrt bis nach Seattle. Dort<br />
wurde der Kriegsveteran aus Deutschland empfangen<br />
<strong>und</strong> liebevoll betreut von Marie McCaffrey als Vertreterin<br />
der historischen Organisation<br />
Am 3. Oktober <strong>2017</strong>, einem strahlenden Herbsttag, kam<br />
Gräwe am Ziel seiner nostalgischen Reise an. Die letzten<br />
Kilometer bis zum Camp in Fort Lewis legte er mit dem<br />
Fahrrad zurück, das ließ der 91-Jährige sich nicht nehmen.<br />
Zum Begleittross gehörten Journalisten verschiedener örtlicher<br />
<strong>und</strong> regionaler Zeitungen. Auf dem Gelände erinnerte<br />
nicht mehr viel an das einstige Gefangenenlager <strong>und</strong><br />
doch ließ die Erinnerung etliches wieder lebendig werden.<br />
Oberst William Percival als Kommandeur der heutigen Militärbasis<br />
empfing Günter Gräwe mit großer Herzlichkeit<br />
<strong>und</strong> militärischen Ehren, begleitete ihn auf seinem R<strong>und</strong>gang.<br />
Am Ende der für beide Seiten erkennbar berührenden<br />
Begegnung stand eine lange <strong>und</strong> innige Umarmung.<br />
Deutsch-amerikanische Fre<strong>und</strong>schaft<br />
wichtig <strong>und</strong> unersetzlich<br />
„Ich habe viel Glück in meinem Leben gehabt. Aber das<br />
Glück, 1944 in einem Feldlazarett in der Normandie in<br />
amerikanische <strong>und</strong> damit nicht, wie auch möglich gewesen,<br />
in russische Gefangenschaft zu geraten, ist unübertroffen“,<br />
zieht Gräwe die Bilanz seiner Reise. Und fügt<br />
noch diese nachdenklich stimmenden Sätze an: „Was<br />
passiert heute in Syrien, im Irak, in vielen anderen Gebieten<br />
der Welt. Was haben die Soldaten oder auch Zivilisten<br />
zu erwarten, die vom IS gefangen genommen<br />
werden. Sie bekommen keine Schokolade, keine Coca<br />
Cola… Wenn ich daran denke, kommen mir die Tränen.<br />
Auf dieser Welt liegt leider vieles im Argen. Für mich<br />
war es daher eine Herzensangelegenheit, mit meiner<br />
Tour an eine ebenfalls schlimme Zeit zu erinnern, in der<br />
es gleichwohl auch große Menschlichkeit gab seitens<br />
der Amerikaner.<br />
BESTECKE UND<br />
HAUSHALTSWAREN<br />
VOM PROFI<br />
Besuchen Sie unseren Online-Shop<br />
www.graewe-shop.de<br />
<strong>und</strong> nutzen Sie Ihre Vorteile!<br />
• Große Auswahl zum Thema Kochen<br />
<strong>und</strong> Essen<br />
• Breites Sortiment in Küche, Haushalt,<br />
Pfannen, Messer, Besteck <strong>und</strong> Küchenhelfer<br />
• Schnelle Lieferung<br />
• Günstige Preise<br />
• Bequem <strong>und</strong> sicher zahlen<br />
• Paketzustellung per DHL<br />
(Paketstation <strong>und</strong> Samstagslieferung)<br />
Gräwe GmbH | Wibschla 33 | 58513 Lüdenscheid | www.graewe-germany.de<br />
ggm_pm_anz_quer_rz.indd 1 20.11.17 10:13<br />
13
ERLEUCHTET! LUTHER-JAHR<br />
STRAHLT ÜBER <strong>2017</strong> HINAUS<br />
Superintendent Klaus Majoress zieht Bilanz des Reformationsjubiläums<br />
<strong>Das</strong> Luther-Bier ist abgelaufen. Luther-Brot, Luther-Socken,<br />
die neue Luther-Bibel <strong>und</strong> der Reformator als erfolgreichste<br />
Playmo-Spielfigur aller Zeiten – an der wohl<br />
bekanntesten Person der Kirchengeschichte kam <strong>2017</strong><br />
keiner vorbei.<br />
Servatiuskirche, Kierspe-Rönsahl<br />
Klaus Majoress, Superintendent des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg,<br />
hat das Jahr, in dem der 500.<br />
Jahrestag des Thesenanschlags an die Wittelsbacher<br />
Schlosskirche gefeiert wurde, genossen. Ungezählte Termine<br />
liegen hinter ihm. Was war der Höhepunkt?<br />
Der Leiter des Kirchenkreises zögert keine Sek<strong>und</strong>e. „<strong>Das</strong><br />
war der Reformationstag selbst.“ Der Reformationsgottesdienst<br />
in der Plettenberger Christuskirche, bei dem er<br />
selbst predigen durfte, hat ihn besonders bewegt. „<strong>Das</strong><br />
war eine besondere Veranstaltung an der die Gemeinde<br />
<strong>und</strong> auch die Öffentlichkeit starken Anteil genommen<br />
haben.“ Krönung sei das außergewöhnliche Projekt „Erleuchtet“<br />
am Abend gewesen. 47 Kirchen im Westen,<br />
darunter auch 14 Gotteshäuser im Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg<br />
erstrahlten <strong>und</strong> schickten Bibelworte<br />
in die Nacht – eine einmalige flächendeckende Kunstinstallation<br />
in Nordrhein-Westfalen. „Eigentlich hätte es<br />
mehrere Tage dauern können.“<br />
In einem Begleittext zu diesem Projekt schrieb Klaus<br />
Majoress: „ERLEUCHTET, das meint aber noch mehr als<br />
nur eine Beleuchtung der Kirche. Es will uns ins Nachdenken<br />
bringen über unser Leben, unseren Glauben <strong>und</strong><br />
Erlöserkirche, Schalksmühle<br />
Text: Wolfgang Teipel<br />
Fotos: Martin Büdenbender <strong>und</strong> Guido Raith<br />
14
Gott. Erleuchtung ist immer auch eine religiöse, spirituelle<br />
Erfahrung, die unseren Blick weitet über das Alltagsbewusstsein<br />
hinweg auf das, was unserem Leben Sinn<br />
<strong>und</strong> Halt gibt.“<br />
Nicolai-Kirche, Halver<br />
Genauso hat er es auch am Reformationstag <strong>2017</strong> empf<strong>und</strong>en.<br />
<strong>Das</strong>s die Kirchen an diesem Tag geradezu überfüllt<br />
waren, hat ihn begeistert. Die anfängliche Skepsis,<br />
dass der Feiertag in Verbindung mit den Herbstferien<br />
die Menschen vom Kirchenbesuch abhalten könne, sei<br />
am 31. Oktober widerlegt worden. „<strong>Das</strong> zeigt, dass Luthers<br />
Botschaft von der Gnade Gottes <strong>und</strong> der Freiheit<br />
des Christenmenschen auch nach 500 Jahren noch ihre<br />
Gültigkeit besitzt.“<br />
Die Kritik einiger führender Theologen, im Jubiläumsjahr<br />
sei zu stark auf Events <strong>und</strong> zu wenig auf die biblische<br />
Botschaft gesetzt worden, kann er nicht nachvollziehen.<br />
„Wir sprechen seit über 20 Jahren darüber, wie sich Kirche<br />
an die Gesellschaft anpassen muss.“<br />
Allenfalls die starke Kommerzialsierung habe ihn ein wenig<br />
gestört. Sie sei aber auch dem Zeitgeist geschuldet.<br />
Außerdem: „<strong>Das</strong> Jubiläumsjahr sollte ja eine Zeit der Feste<br />
<strong>und</strong> des Feierns sein.“<br />
Die Feierlichkeiten werden ihren Nachhall finden. So ist<br />
bereits eine Dokumentation des Kreiskirchentages <strong>2017</strong><br />
in Lüdenscheid als Buch erschienen. Auch das Projekt<br />
„Erleuchtet“ wird in einem Fotoband für die Nachwelt<br />
festgehalten. Beide sind nachhaltige Zeichen aus dem<br />
Jahr des 500. Reformationsjubiläums. Sie wirken weiter,<br />
auch dann, wenn sich niemand mehr an Luther-Bier <strong>und</strong><br />
Luther-Brot erinnert.<br />
Jesus-Christus-Kirche, Meinerzhagen<br />
15
KRÄUTERHEXE<br />
OHNE WARZE AM KINN<br />
Die Kiersperin Karola Wolff ist Kräuterpädagogin<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Die Heilige Inquisition hat im Mittelalter ganze Arbeit geleistet.<br />
Hexen gibt es heute nicht mehr. Keine einzige?<br />
Doch! In dem von fleißigen Kierspern bevölkerten Dörfchen<br />
Höhlen gibt es eine, die nicht aufhört in ihrer Hexenküche<br />
zu werkeln. Unermüdlich braut sie heilende<br />
<strong>und</strong> wohlriechende Elixiere <strong>und</strong> Tinkturen aus den Kräutern,<br />
die sie auf den Sauerländer Wiesen, Wäldern <strong>und</strong><br />
in den Gärten findet <strong>und</strong> verzaubert damit ihre treue Anhängerschaft.<br />
Tatsächlich bezeichnet sich die Kiersperin<br />
Karola Wolff selbst als „Kräuterhexe“. Augenzwinkernd<br />
stellt sie richtig: „Ich bin eine Kräuterhexe ohne Warze<br />
am Kinn <strong>und</strong> ohne Katze auf der Schulter.“<br />
verlassen. Jede freie Minute streife ich durch den Wald.“<br />
Ihr Weg hinaus in die Natur ist nicht weit. Karola Wolff<br />
wohnt direkt am Waldrand. Ein großer Garten umgibt<br />
das hübsche Haus mit der Nummer 15. Viel Platz<br />
also für Blumen <strong>und</strong> allerlei Kräuter. Überall wächst<br />
<strong>und</strong> gedeiht es - sozusagen Ges<strong>und</strong>heit zum Nulltarif.<br />
16<br />
Schon als Kind hat sie die Natur in ihrer Vielfalt fasziniert:<br />
„Meine Großmutter nahm mich mit in Wald <strong>und</strong> Garten<br />
<strong>und</strong> wir aßen die Blätter des Sauerampfers, zupften uns<br />
die Herzchen vom Hirtentäschel, um deren Geschmack<br />
auf der Zunge zu spüren. Ich lernte das harmonische<br />
Zusammenspiel von Wildkräutern <strong>und</strong> Nutzpflanzen.“<br />
Diese Erinnerungen haben die Kiersperin geprägt.<br />
„Meine eigene Sammelleidenschaft hat mich nie<br />
Vom Baum tropfender Harz wird aufgefangen
„Löwenzähnchen“ steht vor dem Gartentor in großen<br />
Buchstaben auf einem Schild geschrieben, der Name<br />
ihres kleinen Kräuterlädchens, das im Erdgeschoss Platz<br />
gef<strong>und</strong>en hat.<br />
„Löwenzähnchen“ - so, so, Unkraut gibt’s hier also! Von<br />
wegen. So darf man der Kräuterhexe, die sich nach etlichen<br />
Fortbildungen auch zeitgemäßer ausgedrückt<br />
„Kräuterpädagogin“ nennen darf, aber nicht kommen.<br />
Vieles, was aus Unkenntnis heutzutage Unkraut geschimpft<br />
wird, hat unbestritten einen Wert als Heilpflanze.<br />
Löwenzahn zum Beispiel hat sich vor allem als harntreibendes<br />
Naturheilmittel einen Namen gemacht. Eine<br />
Löwenzahn-Kur, so heißt es, bringt den gesamten Stoffwechsel<br />
in Schwung <strong>und</strong> vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit.<br />
Zu Gast im Löwenzähnchen<br />
Besucher des Hauses Höhlen 15 werden nicht nur von<br />
den herzlichen Worten der Hausherrin, sondern zugleich<br />
vom Duft wohlriechender Kräuter empfangen. „Mmh,<br />
das riecht aber gut“, entfährt es den Gästen meist<br />
unwillkürlich.<br />
Doch zunächst führt der Weg in den herbstlichen<br />
Garten. Elegant schwingt sich der schmale Fußpfad<br />
um Rasenflächen mit kleinen Pflanzinseln, um einen<br />
Teich, <strong>und</strong> führt vorbei an Regalen mit Pflanztöpfen. Ein<br />
richtiger Erlebnisgarten also, in dem die Kräuterspirale<br />
ebenso wenig fehlt wie das Insektenhotel. Auch<br />
ein Giftbeet gibt es. Wer Kräuter sammelt, muss<br />
schließlich die wenigen giftigen von den vielen<br />
guten unterscheiden können. Angekommen an den<br />
Kräuterbeeten, greift Karola Wollf zum Spaten <strong>und</strong> gräbt<br />
Tausend Kräuter gedeihen in Karola Wolffs Garten<br />
Die Ausbildung zur Kräuterpädagogin war Karola Wolff<br />
wichtig. Denn sie möchte „vergessenes Wissen wieder<br />
zurückbringen. Der achtsame Umgang mit der Natur<br />
lässt uns spüren, was uns gut tut.“ Seit zehn Jahren<br />
vermittelt sie „Kräuterinteressierten, wie man im<br />
Sauerland auf einem Quadratmeter satt wird“. Sie zieht<br />
mit ihnen durch die Natur, zeigt ihnen, wie Kräuter ihre<br />
Abwehrkräfte stärken <strong>und</strong> zum Wohlbefinden beitragen<br />
können, wie man sie beim Kochen richtig einsetzt oder<br />
wie man aus ihnen Badezusatz oder Shampoo herstellen<br />
kann. Mystische Geschichten zu fast jedem „Unkraut“<br />
fließen in ihre Vorträge mit ein.<br />
ein Stück der Wurzel einer verwelkten Pflanze aus. In gut<br />
einem Meter Höhe schaukelten hier vor einer Woche<br />
noch große, gelbe Blüten im Wind. Im Volksm<strong>und</strong> wird<br />
die Pflanze Helenenkraut oder Helenenalant genannt.<br />
Die botanische Artbezeichnung „inula helenium“ spielt<br />
auf eine Legende der Antike an. Nach der soll die<br />
schöne Helena, bevor sie von Paris von Griechenland<br />
nach Troja entführt wurde, ihre Hände mit den Blüten<br />
dieser Pflanze gefüllt haben. Alant blüht von Juli bis<br />
September. Der starke Wurzelstock hat einen w<strong>und</strong>ervoll<br />
aromatischen Geruch.<br />
Um Gerüche geht es diesmal im Workshop von Karola<br />
Wolff. Übers Jahr hinweg bietet sie eine Vielzahl von<br />
Veranstaltungen an, in denen es sich alles um Kräuter<br />
dreht. Kräuter werden gesammelt, werden getrocknet<br />
<strong>und</strong> haltbar gemacht, Kräuterseife wird hergestellt, mit<br />
Kräutern wird Brot gebacken <strong>und</strong> natürlich wird immer<br />
wieder mit Kräutern gekocht.<br />
Diesmal geht es, wie gesagt, um Gerüche, um das<br />
Räuchern von Kräutern. Alte Geschichten <strong>und</strong> Bräuche<br />
zum Thema Räuchern lässt Karola Wolff dazu aufleben.<br />
17
Es darf also geschnuppert <strong>und</strong> unterhaltsamen Geschichten<br />
gelauscht werden. Viele der Kräuter, die sie ihren<br />
Gästen vorstellt, hat sie im Wald gesammelt oder im<br />
eigenen Garten gezogen. Auf dem Tisch der überdachten<br />
Terrasse liegen ganze Büschel solcher Kräuter bereit:<br />
krause Minze neben Oregano, Moxakraut neben Ysop<br />
<strong>und</strong> Golfmajoran neben Elberraute. Fachk<strong>und</strong>ig angeleitet<br />
flechten die Kursteilnehmer kleine Räucherstäbchen, die,<br />
nach ausreichender Trocknung, zum Glimmen gebracht<br />
einen wohligen Geruch im Haus verbreiten werden.<br />
drängen sich die Teilnehmer um den Tisch, auf dem eine<br />
Schale bereitsteht. Kleine Töpfchen mit diversen Kräutern<br />
umringen eine mit Sand gefüllte Muschel. Auf ihr<br />
werden nach <strong>und</strong> nach diverse Kräuter entzündet. Zarte<br />
Rauchwölkchen ziehen durch den Raum <strong>und</strong> verbreiten<br />
ihren Duft. Lavendel stimmt fröhlich, Nelke anregend,<br />
Rosenblütenblätter dagegen eher beruhigend. Ziemlich<br />
aufdringlich riecht der bittersüße Beifußrauch. Karola<br />
Wolff versichert, er wirkt reinigend. Mastix, aus dem<br />
Harz der Pinie, ist für sie „der allerschönste Duft, ein<br />
Genuss für die Nase, aber auch für die Seele“. R<strong>und</strong> um<br />
den Tisch wird gefächert <strong>und</strong> geschnuppert. Nicht immer<br />
decken sich die Geruchsbeschreibungen <strong>und</strong> auch nicht<br />
immer die Empfindungen. Die sind oft von persönlichen<br />
Stimmungen geprägt. So geht es auch Karola Wolff. Zum<br />
Abschluss verräuchert sie ein wenig Copal (Baumharz)<br />
<strong>und</strong> erzählt: „<strong>Das</strong> riecht für mich nach Kindheit, nach<br />
Oma <strong>und</strong> Opa, nach Kirche <strong>und</strong> Beichte.“<br />
ÄFT GMBH<br />
18<br />
Der Rauch von Lavendel<br />
stimmt fröhlich<br />
Schon ein bisschen fröstelnd geht es nun in die Kräuterstube.<br />
Die Kräuterstube ist eigentlich Karola Wolffs<br />
urgemütliche Küche. Aber zum Workshop hat sie diese<br />
kurzerhand zum Schulungsraum umfunktioniert. Dicht<br />
Am Stadion 8<br />
58540 Meinerzhagen<br />
Telefon (0 23 54) 90 40 80<br />
Telefax (0 23 54) 90 40 81<br />
info@dach-koehler.de
Advertorial<br />
BESTENS BERATEN IN ALLEN<br />
RECHTSFRAGEN<br />
Ihre zweijährige erfolgreiche Zusammenarbeit haben<br />
die Rechtsanwälte Christoph Gebauer <strong>und</strong> Nadine Kaus<br />
durch die Gründung einer Partnergesellschaft mbB verfestigt.<br />
In ihrer Kanzlei an der Kölner Straße 159 im Portalgebäude<br />
Wildenkuhlen in Kierspe sowie in den Zweigstellen<br />
in Meinerzhagen <strong>und</strong> Köln bieten sie Mandanten<br />
aus ganz Deutschland innovative <strong>und</strong> kreative Lösungen<br />
in Sachen Recht an. Ein Team aus fünf engagierten <strong>und</strong><br />
geschulten Mitarbeitern unterstützt die Anwälte.<br />
In den modernen Büroräumen in zentraler Lage - mit ausreichend<br />
Parkplätzen <strong>und</strong> behindertengerechten Zugang<br />
- sind Christoph Gebauer <strong>und</strong> Nadine Kaus Ansprechpartner<br />
für Privatk<strong>und</strong>en, Unternehmen <strong>und</strong> Freiberufler. Als<br />
zeitgemäßer Schritt wurde die Büroorganisation der Kanzlei<br />
- als bisher einzige im AG-Bezirk Meinerzhagen - nach<br />
der DIN EN ISO 9001/2015 erfolgreich zertifiziert. Mit der<br />
webunterstützten Akte haben die Mandanten jederzeit<br />
online Zugriff auf ihre Informationen.<br />
Durch die EuroLawyers Association, deren Geschäftsführer<br />
Rechtsanwalt Gebauer ist, ist eine Vernetzung im europäischen<br />
Ausland gegeben. Dies bietet beispielsweise<br />
bei Auslandsverkehrsunfällen oder bei Auslandsimmobilien<br />
für die Mandanten der Kanzlei große Vorteile.<br />
Als Mitglied im Anwaltsnetzwerk APRAXA ist die Kanzlei<br />
Gebauer • Kaus Kooperationspartner von verschiedenen<br />
Rechtsschutzversicherungen.<br />
Kanzlei Gebauer/Kaus:<br />
Partnergesellschaft mit vielen Fachgebieten<br />
Beide Anwälte verfügen über viele Jahre Erfahrung<br />
<strong>und</strong> können auf eine erfolgreiche berufliche Entwicklung<br />
zurückblicken. Unter anderem wurde Rechtsanwältin<br />
Nadine Kaus aufgr<strong>und</strong> besonderer nachgewiesener<br />
Kenntnisse von der Rechtsanwaltskammer Hamm<br />
zur Fachanwältin für Familienrecht <strong>und</strong> Rechtsanwalt<br />
Christoph Gebauer zum Fachanwalt für Arbeitsrecht, Familienrecht<br />
sowie Miet- <strong>und</strong> Wohnungseigentumsrecht<br />
ernannt. Zudem stehen bei Nadine Kaus eine weitere<br />
Spezialisierung im Bereich Verkehrsrecht <strong>und</strong> bei Christoph<br />
Gebauer im Bereich Erbrecht an.<br />
Auch der Eigentümer- <strong>und</strong> Vermieterverein „Haus &<br />
Gr<strong>und</strong> Oberes <strong>Volme</strong>tal e.V.“ vertraut seit Jahren auf die<br />
Kompetenz <strong>und</strong> Erfahrung der Fachanwälte. So erhalten<br />
die Mitglieder dieses Vereins bei Miet-, WEG-, Immobilien-<br />
<strong>und</strong> Erbrechtsfragen kompetenten Rechtsrat.<br />
<strong>Das</strong> Team der Kanzlei Gebauer/Kaus bietet seinen Mandanten<br />
aktive Unterstützung in einer Vielzahl von Rechtsgebieten.<br />
Kierspe Meinerzhagen Köln<br />
Hauptsitz<br />
Kölner Straße 159, 58566 Kierspe<br />
Tel.: 02359 297480<br />
post@gebauer-kaus.de<br />
www.gebauer-kaus.de<br />
19
MEINERZHAGENER<br />
TAFEL HILFT BEDÜRFTIGEN<br />
R<strong>und</strong> 50 engagierte Ehrenamtler geben Lebensmittelpakete aus<br />
Von Horst vom Hofe<br />
Vor r<strong>und</strong> 25 Jahren wurde hierzulande die Tafelbewegung<br />
eingeführt. Inzwischen bereichern 900 Tafeln die<br />
soziale Landschaft. Einst aus den Vereinigten Staaten zu<br />
uns hinübergeschwappt, versorgt diese soziale Einrichtung<br />
inzwischen mehr als 1,5 Millionen Bedürftige mit<br />
überschüssigen, aber qualitativ einwandfreien Lebensmitteln.<br />
Auch in Meinerzhagen gibt es seit 2002 eine<br />
solche Einrichtung in Trägerschaft der evangelischen<br />
Kirchengemeinde. R<strong>und</strong> 50 engagierte Ehrenamtler beteiligen<br />
sich Monat für Monat an der <strong>Ausgabe</strong> von Lebensmitteln<br />
für Menschen, die in unserer Überflussgesellschaft<br />
auf der Schattenseite stehen.<br />
Jutta Matz vom Meinerzhagener Tafel-Team hat zum Beispiel<br />
eine Rentnerin kennengelernt, die buchstäblich ihr<br />
Leben lang gearbeitet hat, jetzt im Alter mit einer kargen<br />
Rente von etwas mehr als 500 Euro im Monat auskommen<br />
muss. Weil die Frau stark gehbehindert ist <strong>und</strong><br />
nicht selbst zur <strong>Ausgabe</strong> der Lebensmittelpakete kommen<br />
kann, liefern ihr Helfer der Tafel die monatliche Ration<br />
in die Wohnung. Die Dankbarkeit ist immer groß <strong>und</strong><br />
mit Blick auf die kommende Vorweihnachtszeit gibt es<br />
zudem noch die Vorfreude auf eine besondere Überraschung:<br />
Zusätzlich zum monatlichen <strong>Ausgabe</strong>termin werden<br />
an alle K<strong>und</strong>en der Tafel auch wieder r<strong>und</strong> 300 liebevoll<br />
gepackte Weihnachtstüten verteilt.<br />
Spenden für die Weihnachtstüten-Aktion<br />
Für diese Weihnachtsaktion bittet die Tafel auch wieder<br />
um Spenden aus der Bevölkerung. Kaffee, Tee, Gebäck,<br />
Obst, Konserven, Süßigkeiten, vielleicht auch<br />
etwas Spielzeug für Kinder – wer mit diesen oder ähnlichen<br />
Gaben zum Erfolg der Aktion beitragen möchte,<br />
der kann diese abgeben zu folgenden Terminen:<br />
20
Am Freitag, 8. Dezember, von 9 bis 15 Uhr, oder am<br />
Samstag, 9. Dezember, von 9 bis 12 Uhr, jeweils in den<br />
Räumen der Tafel im Evangelischen Gemeindehaus am<br />
Inselweg.<br />
<strong>Das</strong>s es auch in Meinerzhagen einen großen Bedarf für<br />
eine derartige zusätzliche Unterstützung hilfsbedürftiger<br />
Menschen gibt, kann Pastor Klaus Kemper-Kohlhase mit<br />
eindrucksvollen Zahlen belegen. „Auf unserer K<strong>und</strong>enliste<br />
stehen momentan exakt 552 Personen“, informiert er.<br />
<strong>Das</strong> sind Menschen, die zuvor gegenüber der Tafel ihre<br />
Bedürftigkeit nachweisen konnten, zum Beispiel durch<br />
Vorlage eines Einkommensnachweises (Hartz-IV-, Sozialoder<br />
Rentenbescheid) oder auch den Flüchtlingsausweis.<br />
Neue Tafelgäste können sich während der Öffnungszeiten<br />
anmelden, jeweils am ersten Donnerstag eines Monats<br />
(nächste Termine 7. Dezember <strong>2017</strong>, 5. Januar, 2.<br />
Februar <strong>2018</strong>) in der Zeit zwischen 14.30 <strong>und</strong> 17 Uhr.<br />
Im Tafel-Cafe geht es auch um das<br />
Miteinander<br />
„Neben der ganz konkreten Sachhilfe geht es auch um<br />
das Miteinander, um den Blick für die Nöte <strong>und</strong> Sorgen<br />
der Tafelgäste. Aus diesem Gr<strong>und</strong> laden wir an den <strong>Ausgabe</strong>tagen<br />
auch in das Tafel-Cafe zu Kaffee <strong>und</strong> Kuchen<br />
ein. Dort ist Raum für Begegnung <strong>und</strong> Gespräche untereinander<br />
<strong>und</strong> mit den Mitarbeitern der Tafel“, erklärt<br />
Pastor Kemper-Kohlhase.<br />
Wer sich an der Meinerzhagener Tafel beteiligen will -<br />
sei es als Spender, Unterstützer oder direkt vor Ort als<br />
Mitarbeiter - kann sich an Pastor Klaus Kemper-Kohlhase<br />
wenden: Kirchstraße 17, Telefon 02354/2196; oder<br />
an Ulrich Roth: Telefon 02354/2507.<br />
Im Schnitt kommen zur <strong>Ausgabe</strong> etwa 200 Menschen<br />
<strong>und</strong> erhalten Pakete für sich <strong>und</strong> ihre Familien. Dazu<br />
gehören Obst <strong>und</strong> Gemüse, Fleisch- <strong>und</strong> Wurstwaren,<br />
Molkereiprodukte <strong>und</strong> Backwaren. Aktuell werden vom<br />
Transportteam der Tafel unter Leitung von Ulrich Roth jeweils<br />
mehr als 20 in der Region ansässige Händler, Metzgereien,<br />
Bäckereien <strong>und</strong> Supermärkte angefahren, wo<br />
man aussortierte, aber noch gut erhaltene <strong>und</strong> zum Verzehr<br />
geeignete Lebensmittel abholt. Aus den Geldspenden,<br />
die die Tafel auch erhält, können zudem Monat für<br />
Monat weitere Waren zugekauft werden, um auf diese<br />
Weise jeweils ein hochwertiges <strong>und</strong> abwechslungsreiches<br />
Gr<strong>und</strong>sortiment zusammenstellen zu können.<br />
Tafel-Engagement in Schalksmühle<br />
<strong>und</strong> Halver<br />
Auch bei der Tafel Halver-Schalksmühle lautet das<br />
Motto: „Jeder gibt, was er kann.“<br />
Die Tafel-<strong>Ausgabe</strong> in Schalksmühle befindet sich in<br />
der Haelverstraße 78. Hier erfolgt die Lebensmittelausgabe<br />
mittwochs von 14.30 bis 18 Uhr.<br />
In Halver hat die Tafel ihr Quartier im Bürgerzentrum<br />
Am Park, Von-Vincke-Straße 22 (im Untergeschoss).<br />
Die Lebensmittel werden freitags augegeben.<br />
Die Nummernausgabe dafür erfolgt von 13.30<br />
bis 14.30 Uhr.<br />
Am 15. Dezember richtet die Tafel Halver-Schalksmühle<br />
ihre Weihnachtsfeier in der Jahnturnhalle in<br />
Schalksmühle aus.<br />
Kontakt<br />
Erika Ostmeyer (Vorsitzende)<br />
Tel.: 0173 8009025<br />
Im sogenannten Textilraum, der mit Bekleidung, Spielsachen<br />
<strong>und</strong> anderen Utensilien jeweils gut gefüllt ist, können<br />
sich die Gäste der Tafel zusätzlich auch mit weiteren<br />
nützlichen Dingen des täglichen Lebens versorgen.<br />
Astrid Lehmann<br />
(Ansprechpartnerin für die Halveraner Tafel)<br />
Tel.: 0157 36400568<br />
www.schalksmuehler-tafel.de<br />
21
Von Horst vom Hofe<br />
BLAUKITTEL EROBERN NEW YORK<br />
Schützengesellschaft Meinerzhagen zeigt Flagge bei der Jubiläums-Steuben-Parade<br />
Die German-American Steuben Parade ist ein traditionsreicher<br />
Umzug, der jedes Jahr am dritten Samstag im<br />
September auf der Fifth Avenue in New York City stattfindet.<br />
Die Parade ist eines der größten Ereignisse im<br />
deutsch-amerikanischen Festkalender. Sie wurde 1957<br />
von deutschstämmigen Amerikanern gegründet. Die<br />
Deutschamerikaner sind bis heute die größte Einwanderergruppe<br />
in den USA. Etwa 15 Prozent aller US-Amerikaner<br />
sind deutscher Herkunft oder Abstammung. Allein<br />
in New York City leben etwa eine halbe Million Deutschstämmige.<br />
Nach 1985 nunmehr zum zweiten Mal beteiligte<br />
sich an der in diesem Jahr abgehaltenen 60. Steuben<br />
Parade auch die Schützengesellschaft Meinerzhagen<br />
mit einer 68 Teilnehmer zählenden großen Abordnung<br />
– an ihrer Spitze im vollen Ornat das amtierende Schützenkönigspaar<br />
Michael <strong>und</strong> Sabine Ilberg. In ihren traditionellen<br />
blauen Schützenkitteln fielen die Sauerländer<br />
unter den r<strong>und</strong> 6000 mitmarschierenden Teilnehmern<br />
im prächtigen Jubiläumsumzug durch die Prachtstraßen<br />
der amerikanischen Metropole den zahlreichen Zuschauern<br />
besonders ins Auge <strong>und</strong> wurden mit großer Begeisterung<br />
gefeiert.<br />
Unter den 23 teilnehmenden Abordnungen aus Übersee<br />
gehörte die 1582 urk<strong>und</strong>lich erstmals erwähnte Meinerzhagener<br />
Schützengesellschaft übrigens zu den mit Abstand<br />
ältesten Vereinen – übertroffen diesmal nur von<br />
der Preetzer Schützengilde aus Schleswig Holstein, die<br />
sich auf das Gründungsjahr 1442 berufen kann.<br />
Benannt ist die jährliche Parade im Zeichen der amerikanisch-deutschen<br />
Fre<strong>und</strong>schaft nach dem Freiherrn Friedrich<br />
Wilhelm von Steuben (1730 bis 1794), einem hochdekorierten<br />
preußischen Offizier, der in seiner zweiten<br />
Karriere als US-amerikanischer General die Kontinentalarmee<br />
erneuerte <strong>und</strong> zum Helden des amerikanischen<br />
Unabhängigkeitskrieges unter dem Oberbefehl von George<br />
Washington wurde.<br />
22
Empfang beim New Yorker<br />
Bürgermeister<br />
Gemeinsam mit den 22 anderen Gruppen aus Übersee<br />
wurden die Meinerzhagener Gäste am ersten Tag ihres<br />
Aufenthaltes am Foley Square vom New Yorker Bürgermeister<br />
im Rahmen eines festlichen Empfangs willkommen<br />
geheißen. Jede Gruppe konnte dabei ihre jeweilige<br />
Heimat kurz vorstellen, was der 1. Vorsitzende der<br />
SG Meinerzhagen, Karsten Decker, in der Sprache der<br />
Gastgeber unter großem Applaus hervorragend umsetzte.<br />
In sein abschließendes kräftiges Horrido als Schützengruß<br />
stimmten auch die meisten übrigen Teilnehmer des<br />
Empfangs begeistert mit ein. Ein Wappenteller der Stadt<br />
Meinerzhagen wurde als Gastgeschenk übergeben. Im<br />
Gegenzug erhielt die Blaukittel-Abordnung eine Silbermedaille<br />
zur Erinnerung an ihre Teilnahme.<br />
Am Morgen des 16. September, dem Tag der großen<br />
Parade, zog die Meinerzhagener Abordnung aus Offizieren<br />
in schwarzen Gehröcken <strong>und</strong> mit Säbeln sowie<br />
den mitmarschierenden Blaukitteln mit ihren traditionell<br />
blumengeschmückten Holzgewehren zunächst zur<br />
ehrwürdigen St. Patricks Cathedral, wo die Steuben Parade<br />
mit einem Festgottesdienst feierlich eröffnet wurde.<br />
Die starke Meinerzhagener Abordnung erweckte auf<br />
ihrem 20-minütigem Fußweg zur Kirche viel Aufsehen<br />
bei den Amerikanern. Die Fahne des dritten Zuges der<br />
SG Meinerzhagen wurde in der Kathedrale separat zum<br />
Altar geführt <strong>und</strong> reihte sich hier in die vielen Fahnengruppen<br />
der anwesenden Vereine ein. Es war ein sehr<br />
bewegender <strong>und</strong> unvergesslicher Moment für die Sauerländer,<br />
die Fahne mit dem Wappen ihrer Heimatstadt<br />
an einem solch besonderen Ort präsentieren zu können.<br />
Traditionspflege fern der<br />
einstigen Heimat<br />
Nach dem Gottesdienst versammelten sich alle Gruppen<br />
in der 68th Street an, um hier auf den großen Moment<br />
des Paradebeginns zu warten. Sämtliche Gruppen<br />
reihten sich in den Querstraßen in sogenannten Floats<br />
auf, um auf Abruf nacheinander auf die 5th Avenue zu<br />
marschieren <strong>und</strong> entlang des Central Parks bis zur 86th<br />
Street zu ziehen. Es war ein imposanter Anblick, als sich<br />
der farbenprächtige, kilometerlange Festzug bei strahlendem<br />
Sonnenschein wie ein Lindwurm entlang der<br />
großen Menschenmassen durch die New Yorker City bewegte.<br />
Es war schier atemberaubend, so viele Vereine<br />
<strong>und</strong> Institutionen in ihren farbenprächtigen Kostümen<br />
<strong>und</strong> Uniformen zu sehen; ebenso die vielen deutschamerikanischen<br />
Vereine, die ihre langjährigen Traditionen<br />
auch fern der einstigen Heimat pflegen <strong>und</strong> nach<br />
außen tragen.<br />
Auf einem im Anschluss stattfindenden Oktoberfest im<br />
Central Park ließen alle Teilnehmer den Tag bei frisch gezapftem<br />
Bier <strong>und</strong> in erster Linie bayerischen Essensspezialitäten<br />
gemütlich ausklingen. Bemerkenswert waren<br />
die Pitcher mit Bier, da der Amerikaner stets übergroße<br />
Gefäße zum Löschen seines Durstes einsetzt. Hierbei hatten<br />
die Mitglieder der Meinerzhagener Delegation allerdings<br />
keinerlei Anpassungsprobleme.<br />
Neben dem offiziellen Teil mit der Parade im Mittelpunkt<br />
gab es für die Gäste aus Meinerzhagen noch ein interessantes<br />
<strong>und</strong> informatives touristisches Rahmenprogramm.<br />
Schließlich hat der Big Apple, wie New York auch genannt<br />
wird, sehr viele Sehenswürdigem zu bieten.<br />
Oberst Achim Freyer konnte für alle Teilnehmer aus<br />
Meinerzhagen am Ende ein r<strong>und</strong>um positives Resümee<br />
ziehen: „Es war ein phantastisches Abenteuer in New<br />
York mit unvergesslichen Eindrücken <strong>und</strong> einer Gastfre<strong>und</strong>schaft<br />
seitens der Amerikaner, die ihres Gleichen<br />
sucht. Unsere Gruppe wurde von einer Welle der Begeisterung<br />
empfangen <strong>und</strong> getragen. Angesichts dieser<br />
r<strong>und</strong>um gelungenen Reise ist es durchaus wahrscheinlich,<br />
dass es schon in absehbarer Zeit heißt: Blaukittel<br />
goes Steubenparade Part 3!“<br />
23
VISIONEN FÜR SCHALKSMÜHLE<br />
2030 ZWISCHEN LICHT<br />
UND SCHATTEN<br />
Georg Werth <strong>und</strong> Gerwart Pätsch blicken mit <strong>Komplett</strong> in die Zukunft<br />
Text: Wolfgang Teipel<br />
Fotos: Martin Büdenbender<br />
24<br />
Georg Werth <strong>und</strong> Gerwart Pätsch – der eine ein heimlicher,<br />
der andere ein bekennender Sozialromantiker. Was<br />
eint die beiden Schalksmühler sonst noch? Beide leben<br />
seit über 30 Jahren im <strong>Volme</strong>ort <strong>und</strong> sind hier fest verwurzelt.<br />
Dazu kommt: Beide arbeiten im Vorstand des<br />
Stadtmarketings Schalksmühle. Viel Ehre, aber auch viel<br />
Arbeit seit vielen Jahren. Georg Werth kommt aus der<br />
Elektroindustrie. „Ich nenne Schalksmühle ganz gern<br />
Elektro-Valley“, sagt er. Warum? Die Wurzeln des Lüdenscheider<br />
Marktführers Busch-Jaeger (Schalter <strong>und</strong> Gebäudetechnik)<br />
liegen an der <strong>Volme</strong>. Andere Champions<br />
der Schalter- <strong>und</strong> Gebäudetechnik-Branche wie Rutenbeck,<br />
Jung, Spelsberg, Berker, Lumberg oder Kaiser produzieren<br />
seit vielen Jahrzehnten im Tal der <strong>Volme</strong> oder<br />
auf den Schalksmühler Höhen. Ihre Gründer hatten Visionen<br />
<strong>und</strong> haben sie mit Erfolg umgesetzt.<br />
Sind Visionen auch ein Thema für Georg Werth <strong>und</strong> Gerwart<br />
Pätsch? Wo steht Schalksmühle im Jahr 2030? Die nächsten<br />
Jahre müssten doch eigentlich zu überblicken sein.<br />
Die Aussichten, dass die Gemeinde ihre Rolle als starker<br />
Industriestandort behalten wird, seien gut, glaubt<br />
Georg Werth. „Die Familienunternehmen sind ein echtes<br />
Pf<strong>und</strong>.“ Wenn der Markt wachse, könnten auch sie<br />
expandieren. <strong>Das</strong> Aber lässt im Gespräch mit <strong>Komplett</strong><br />
nicht lange auf sich warten. „Die Unternehmen brauchen<br />
Gewerbeflächen <strong>und</strong> qualifizierte Mitarbeiter.“ <strong>Das</strong> sei<br />
die Herausforderung für die kommenden Jahre.<br />
Diese harte Nuss sei nur zu knacken, wenn der Ort<br />
ein gutes Lebensumfeld bieten wolle, sagt Gerwart<br />
Pätsch. Dafür würden Mut <strong>und</strong> Einsatz benötigt, betont<br />
der Sozialpädagoge, Berater für bürgerschaftliches<br />
Engagement <strong>und</strong> zertifizierte Demografie-Berater.
Wie sieht es mit der Zukunft der Vereine aus? „Sie können<br />
auch in Zeiten des demografischen Wandels überleben“,<br />
ist Gerwart Pätsch zuversichtlich. Viele müssten<br />
neue Wege gehen. Annäherung, Kooperation, Zusammenschlüsse,<br />
das seien die Stichworte. Wie eine ganze<br />
Region aus mehr Zusammenarbeit gestärkt hervorgehen<br />
könne, das habe die gemeinsame Bewerbung<br />
von Schalksmühle, Halver, Kierspe <strong>und</strong> Meinerzhagen zur<br />
„Regionale 2013“ gezeigt. Was im Großen funktioniere,<br />
das könne auch im Kleinen klappen. Georg Werth sieht<br />
das ganz pragmatisch: „Wo sich Defizite entwickeln, entsteht<br />
Handlungsdruck. Dann passiert auch was.“<br />
Auch das Stadtmarketing reagiere <strong>und</strong> wolle selbst neue<br />
Impulse setzen. „Wir müssen deutlicher machen, dass<br />
wir kein Wirtschaftsverein sind. Jeder kann mitmachen.“<br />
Und wieder schimmert der Ansatz einer Vision.<br />
Stammtische (Werth: „Eigentlich ein abgegriffenes<br />
Wort.“) sollen bei der Bürgerschaft mehr Interesse wecken.<br />
„Wir wollen neue Themenfelder aufnehmen.“ Mit<br />
einer besseren Personaldecke könne sich der Verein zusätzlichen<br />
Fragen widmen <strong>und</strong> Lösungen für Probleme<br />
finden, die die Menschen im Ort bewegten.<br />
Gerwart Pätsch: „<strong>Das</strong><br />
Thema Wohnen hat die<br />
größte Bedeutung.“<br />
Er rückt das Thema Wohnen in den Mittelpunkt. „Wir<br />
brauchen qualifizierten <strong>und</strong> bezahlbaren Wohnraum für<br />
die Facharbeiter, die unsere Unternehmen suchen.“ Deshalb<br />
sieht er die Pläne der Gemeinde, Gebiete für die<br />
Bebauung mit Einfamilienhäusern auszuweisen, eher<br />
skeptisch. „Ein junger Facharbeiter kann sich einfach zunächst<br />
kein Haus leisten“, sagt er.<br />
<strong>Das</strong> Drumherum stimmt noch<br />
Beide Männer sind sicher, dass das funktionieren kann.<br />
Die Verzahnung zwischen Stadtmarketing, Politik <strong>und</strong><br />
Verwaltung sei gut, betonen sie. Aber: „Mehr Verantwortung<br />
ohne zusätzliche Rechte, das klappt nicht“, stellt<br />
Georg Werth fest. Daraus folge für Stadtmarketing: „Wir<br />
wollen in der Politik mitwirken.“ Am besten mit Sitz <strong>und</strong><br />
Stimme im Rat.<br />
Manchmal werden aus Wünschen Visionen. Wie sie umzusetzen<br />
sind, das haben schließlich die Pioniere der<br />
Schalksmühler Elektroindustrie gezeigt.<br />
<strong>Das</strong> Drumherum in Schalksmühle stimme noch. Schulen,<br />
Jugendzentrum, Musikschule, Vereine, Kulturprogramm,<br />
die verschiedensten Aktionen vom Stadtmarketing: „<strong>Das</strong><br />
Umfeld ist durchaus interessant.“ Und es könnte sich<br />
weiter verbessern. Georg Werth analysiert: „Mit den Mitteln<br />
aus der Regionale 2013 haben wir eine neue Bühne<br />
geschaffen.“ Die Erneuerung mit den Lichtakzenten<br />
im Ortskern <strong>und</strong> im <strong>Volme</strong>park passe. <strong>Das</strong> treffe auch für<br />
den Umbau von Bahnhofstraße <strong>und</strong> Schnurreplatz zu, die<br />
noch folgen. Erledigen sich damit auch die augenfälligen<br />
Leerstände im Ortskern von selbst? „<strong>Das</strong> Einzelhandelskonzept<br />
ist eine gute Sache“, stellt der Vorsitzende<br />
von Stadtmarketing Schalksmühle fest. Er hofft, dass es<br />
auf längere Sicht einen Wandel bewirkt.<br />
Georg Werth: „Wo<br />
sich Defizite entwickeln<br />
entsteht<br />
Handlungsdruck.“<br />
25
Zukunftsstrategie Wohnraum<br />
für jede Lebensphase<br />
Und dann taucht im Gespräch noch eine wirklich große<br />
Vision auf, das altersgerechte Wohnen. „Heute haben<br />
wir Wohnmöglichkeiten für jede Generation“, sagt Gerwart<br />
Pätsch. Aber es könne niemand von der Geburt bis<br />
zum letzten Lebensabschnitt in ein <strong>und</strong> demselben Gebäude<br />
wohnen, selbst wenn er es wolle. „Häuser <strong>und</strong><br />
Wohnungen müssen wachsen können, wenn die Familie<br />
Nachwuchs bekommt <strong>und</strong> sich anpassen können, wenn<br />
später nicht mehr so viel Platz benötigt wird.“ <strong>Das</strong> wäre,<br />
sagt der Demografie-Berater, eine echte Zukunftsstrategie<br />
<strong>und</strong> eine Herausforderung nicht nur für Architekten.<br />
Seine Vision: „Schön wäre es, wenn sich eine Wohnungsgesellschaft<br />
dieses Themas annehmen würde.“<br />
Mit dem Pilotversuch Primusschule habe Schalksmühle<br />
Mut bewiesen. „Warum sollte die Gemeinde nicht auch<br />
beim zukunftsweisenden Wohnen eine Vorreiterrolle<br />
übernehmen?“, fragen sich Georg Werth <strong>und</strong> Gerwart<br />
Pätsch. Und wieder einmal sind sich der heimliche <strong>und</strong><br />
der bekennende Sozialromantiker einig.<br />
Veranstalter <strong>und</strong> Sponsor<br />
Orte des Lichts<br />
Stadtmarketing Schalksmühle tritt bisher<br />
hauptsächlich bei Veranstaltungen öffentlich<br />
in Erscheinung. Eigentlich sei der Verein bislang<br />
ja eher auch eine Event-Marketing-Gruppe<br />
(Schalksmühle köstlich, Alt trifft Jung, Kinderadventsaktion,<br />
Wandertag, usw.) gewesen, sagt<br />
Gerwart Pätsch.<br />
Schalksmühle bei Nacht – das sieht heute deutlich<br />
anderes aus, als noch vor einigen Jahren.<br />
Der Wuppertaler Lichtplaner Uwe Knappschneider,<br />
Inhaber des Büros Licht/Raum/Stadt-Planung,<br />
hat für die <strong>Volme</strong>gemeinde „Orte des<br />
Lichts“ kreiert – vom Rathausplatz bis in die<br />
Mühlenstraße.<br />
Allerdings dürften auch die Sponsoring- <strong>und</strong><br />
Unterstützungs-Aktivitäten nicht unterschätzt<br />
werden. So habe der Verein 2016 zwölf Beamer<br />
für die Primus-Schule gespendet. In diesem Jahr<br />
gab’s bereits einen Zuschuss zu einem White-<br />
Board für die Gr<strong>und</strong>schule Spormecke. Weiterhin<br />
unterstützt Stadtmarketing Schalksmühle<br />
die jährliche GeoCaching-Aktion des Stadtsportverbandes<br />
Halver sowie die Weihnachtsaktion<br />
der Schalksmühler Tafel.<br />
Dazu gehören die beiden Lichtbögen, die illuminierte<br />
Stufenanlage <strong>und</strong> der beleuchtete Wasserspielplatz<br />
im <strong>Volme</strong>park. Sie wurden nach<br />
Vorgaben der niederländischen Lichtkünstlerin<br />
Diana Ramaekers errichtet. Ende Oktober 2016<br />
hatten das große Tor aus Cortenstahl an der<br />
Hälverstraße <strong>und</strong> das Lauflicht an der Brandwand<br />
des Schuhhauses Nicolay an der Mühlenstraße<br />
Premiere. Weitere Orte des Lichts sind<br />
die Bahnunterführung an der Bahnhofstraße,<br />
die Bushaltestelle <strong>und</strong> die Abgänge zur Tiefgarage<br />
am Rathausplatz sowie das zweite große<br />
Tor auf der Fußgängerbrücke zum Rathausplatz.<br />
26
PISTENZAUBER UND APRÈS SKI<br />
Skilifte am Collenberg <strong>und</strong> Möllsiepen werden mit viel Idealismus betrieben<br />
„Sollen wir die Bank mal etwas vorziehen?“ Vorziehen<br />
in die Sonne, meint Bernd Kuhbier. Hier, von der Skihütte<br />
am Collenberg, schweift der Blick über grüne Wiesen,<br />
übers <strong>Volme</strong>tal hinweg bis auf die Höhe nach Lüdenscheid.<br />
Über Mittag klettert das Thermometer nochmal<br />
auf 20 Grad. Goldener Oktober. An Schnee mag man<br />
nicht denken. Kuhbier <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e im Skiclub Halver<br />
schon. Sie sind mittendrin in den Vorbereitungen für<br />
die <strong>Winter</strong>saison.<br />
Ein Blick in die R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> in die Garage für die beiden<br />
Motorschlitten zeigt: Es gibt noch viel zu tun. „Ende Oktober<br />
müssen wir wieder das Seil auflegen“, erläutert<br />
Kuhbier. Vor uns, auf dem Hang, müssen dann die Bügel<br />
zum Liften eingeklemmt <strong>und</strong> Schläuche übers Seil gezogen<br />
werden – wegen der möglichen Verletzungsgefahr,<br />
wenn mal ein Draht im Stahlseil bricht. Darauf hatte der<br />
TÜV aufmerksam gemacht. Alle zwei Jahre wird die Anlage<br />
am Collenberg von den Technikern überprüft.<br />
Der Schlepplift ist für Einheimische, aber auch viele Besucher<br />
aus dem Oberbergischen oder dem nahen Ruhrgebiet<br />
die nächstliegende Möglichkeit, Ski zu fahren <strong>und</strong><br />
zu liften. Sicherheit ist da ein großes Thema. Verletzungen,<br />
so Kuhbier stolz, habe es bei den Skifahrern am Lift<br />
noch nicht gegeben, allenfalls bei ungestümen Rodlern.<br />
Ein Samstag geht fürs Herrichten des Liftes drauf, schätzt<br />
Kuhbier. Und dafür müssen schon ein paar Leute mehr<br />
aus dem Verein mit anpacken.<br />
Oberhalb der Hütte muss der Lift für die Kinderskischule<br />
aufgebaut werden. 50 Meter Seil. „<strong>Das</strong> läuft nebenher“,<br />
sagt Kuhbier. Im <strong>Winter</strong> 2016/<strong>2017</strong> hat sich die Anlage<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
erstmals seit fünf Jahren gelohnt. An zwölf Tagen fand<br />
die Kinderskischule statt.<br />
Freie Bahn auch für Skilangläufer<br />
Neben der Hütte sprießen Brennnesseln <strong>und</strong> Disteln. Die<br />
müssen weg. Gras muss geschnitten werden. Auf dem<br />
Hang helfen die Kühe mit, den Bewuchs kurz zu halten.<br />
Wenn die in den Stall kommen, müssen noch die Zäune<br />
geöffnet werden, damit auch die Skilangläufer freie<br />
Bahn haben.<br />
An einer Ecke der Garage zeigt Bernd Kuhbier wie brüchig<br />
das Holz ist. „Die Hütte zu renovieren ist noch ein<br />
großes Projekt“, sagt er. Handwerker haben Hilfe zugesagt.<br />
<strong>Das</strong> Blockhaus muss angehoben werden. Hölzer<br />
werden ausgetauscht. Dann wird die Hütte wieder<br />
abgesenkt <strong>und</strong> befestigt. Eine Verkleidung mit Alu-Blechen<br />
soll künftig vor Feuchtigkeitsschäden schützen. Geplant<br />
ist vor dem Start ins winterliche Ski-Vergnügen<br />
auch noch eine Schutzwand zu bauen. Sie soll den Wind<br />
abhalten, der meist von Westen über die Halveraner<br />
Höhe weht.<br />
Vor Jahren war das Gelände am Collenberg auch Treffpunkt<br />
für Grasboard-Fahrer. Am Hang deuten noch Erdhügel<br />
auf den ehemaligen Table für Sprünge hin. Auch<br />
der soll wieder hergerichtet werden, diesmal für <strong>Winter</strong>sportler.<br />
„<strong>Das</strong> ist noch richtig Arbeit, die wir da vor<br />
der Brust haben“, sagt Kuhbier, „eigentlich müsste man<br />
ständig zugange sein“. Zu den „vielen Kleinigkeiten“ gehört<br />
es auch, Steine aufzusammeln, die Hütte zu streichen.<br />
Acht bis zehn Leute stemmen die Arbeit, wenn es<br />
27
um die großen Aktionen geht wie Seil aufhängen. 50<br />
St<strong>und</strong>en kalkuliert Kuhbier für die Saisonvorbereitung.<br />
<strong>Das</strong> Gros der Aufgaben soll noch im Spätherbst erledigt<br />
werden. Wenn es erst richtig kalt ist, macht die Arbeit<br />
in zugiger Höhenlage auch keinen Spaß.<br />
Überweisungsträger an der Loipe<br />
Da sind weitere „Kleinigkeiten“ wie die Überprüfung der<br />
Motorschlitten, mit denen die Loipen gespurt werden,<br />
noch nicht eingerechnet. „Die St<strong>und</strong>en zu beziffern ist<br />
schwierig. Man unterschätzt, was man an Zeit investiert“,<br />
sagt Kuhbier, „bezahlen kann man das nicht.“ Selbst<br />
kümmert er sich nicht nur um die Anlage am Collenberg,<br />
sondern leitet im <strong>Winter</strong> auch die Kinderskikurse.<br />
Respekt zollt Kuhbier seinem Vorgänger Günter Gornik.<br />
Der Achtzigjährige hat jahrelang die Technik am Collenberg<br />
betreut. Alleskönner. Auch das ist ein Problem. Junge<br />
Leute zu finden, die sich im Verein engagieren, ist<br />
schwer. Jan Dossow, der sich mit Hans-Dieter Löbbecke<br />
um die Schlitten gekümmert hatte, studiert inzwischen<br />
auswärts. Aber irgendwie kriegen sie es auch diesmal<br />
wieder hin. Wenn der Schnee kommt, meist ab Mitte Januar,<br />
soll alles startklar sein. Gesucht wird noch jemand<br />
für den Ticket-Verkauf im Kassenhäuschen.<br />
Auch die Loipe wird Jürgen Benthien wieder spuren,<br />
wenn alles weiß bedeckt ist. <strong>Das</strong> kostet Zeit, auch Geld.<br />
Wenn es knackig kalt ist, ist die Spur stabil. Wenn nicht,<br />
muss Benthien den Schlitten häufiger starten. An Spritkosten<br />
kommen pro Saison 400 bis 500 Euro zusammen.<br />
Geld, das aus der Vereinskasse kommt. „Manche fragen<br />
schon mal: Können wir was geben?“, sagt Kuhbier. Im<br />
vorigen <strong>Winter</strong> hat der Verein erstmals Überweisungsträger<br />
an Pfosten an der Loipe gehängt. <strong>Das</strong> ist gut angenommen<br />
worden, hat die Kasse entlastet – <strong>und</strong> die<br />
Aktiven gefreut. Die monetäre Dankbarkeit ist auch ein<br />
Dankeschön an die Ehrenamtlichen.<br />
Familienbetrieb am Skilift Möllsiepen<br />
Samstag ist das Stichwort für Friedrich-Wilhelm Koch.<br />
Am Samstag vorm Volkstrauertag muss die Familie ran.<br />
Dann wird der Lift in Möllsiepen auf halber Strecke zwischen<br />
Meinerzhagen <strong>und</strong> Valbert startklar gemacht. <strong>Das</strong><br />
ist Tradition. Die Bäume entlang der Schleppspur sind<br />
schon geschnitten, um dem Blick zur Bergstation frei zu<br />
haben, erklärt Frank Müsse, der als Schwiegersohn mit<br />
anpackt. Im Schuppen steht eine Pistenwalze. Auch die<br />
muss startklar sein. Friedrich-Wilhelm Koch bringt die<br />
festen Begrenzungen an, die die Besucher am Lift kanalisieren,<br />
stellt die Schilder auf, bevor das Seil für den Lift<br />
aufgelegt <strong>und</strong> die Bügel befestigt werden. Ein Tag Arbeit,<br />
rechnet er vor. <strong>Das</strong> auch nur, weil die Technik übers Jahr<br />
stehen bleibt, geschützt durch Planen. „Nach Volkstrauertag<br />
kann es schneien“, signalisiert Frank Müsse, dass<br />
man im Zeitplan liegt.<br />
Vorwiegend Stammgäste wedeln in Möllsiepen die 300<br />
Meter talwärts. In Verbindung mit der Kinder-Skischule<br />
des Skiclubs Meinerzhagen <strong>und</strong> ein paar auswärtigen<br />
Gästen lohnt sich die Mühe für den Familienbetrieb.<br />
Auch, weil Senior Koch ein Tausendsassa ist <strong>und</strong> vieles<br />
selber repariert. „Wenn wir immer jemanden kommen<br />
lassen müssten, ging es nicht mehr“, bilanziert Müsse.<br />
Der Lift sei auch ein Stück Familientradition, an der alle<br />
hängen. Und wenn es abends schneit, heißt es morgens<br />
eine St<strong>und</strong>e früher aufstehen, um die Piste zu walzen.<br />
Da sind die fünf Aktiven aus der Familie gut beschäftigt.<br />
Vor einigen Jahren gab es 50 Lifttage. Da, meint Müsse,<br />
komme man schon an seine Grenzen.<br />
An Wochenenden wird’s zünftig<br />
Viele schätzen den Charme des Hangs in Möllsiepen.<br />
Günstige Preise, keine Warteschlagen. Da nimmt man<br />
die kurze Abfahrt in Kauf <strong>und</strong> fährt halt öfter. Und an Wochenenden<br />
wird’s zünftig – mit heißem Kakao, Glühwein,<br />
Erbensuppe <strong>und</strong> Wurst. Die Buden betreibt der Skiclub.<br />
Die Kinder lernen Ski fahren, die Erwachsenen amüsieren<br />
sich. Dann findet sich auch schon mal eine Clique,<br />
die mit Fackeln zum Après-Ski an die Schneebar rutscht.<br />
„Eine Mordsgaudi“, sagt Frank Müsse. Alpen-Hänge vermisst<br />
dann keiner mehr.<br />
28
INFO<br />
Von einst sieben Liften im <strong>Volme</strong>tal <strong>und</strong> an der<br />
Nordhelle sind nur die beiden in Halver <strong>und</strong> Meinerzhagen<br />
geblieben.<br />
Möllsiepen<br />
• Der Hang ist 300 Meter lang. Die Flutlichtanlage<br />
wird auf LED umgestellt.<br />
• An den Wochenenden bietet der Skiclub<br />
Meinerzhagen eine Skischule für Kinder an.<br />
Ausrüstung kann kostengünstig ausgeliehen<br />
werden.<br />
Kontakt: Simon Ochel, Tel. 0176-62098202.<br />
• Für Verpflegung sorgt an den Wochenenden<br />
der Landgasthof Eckern.<br />
• Aktuelle Infos am Schneetelefon: 02358-296<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo. - Fr.: 14.00 bis 21.00 Uhr<br />
Sa. & So.: 09.30 bis 21.00 Uhr<br />
Preise:<br />
Einzelfahrt: 50 Cent<br />
12-er Karte: 4 Euro<br />
Tageskarte: 13 Euro<br />
Collenberg<br />
• Der Lift ist bei ausreichender Schneelage zu<br />
den unten stehenden Zeiten geöffnet<br />
• Infos unter www.skiclub-halver.de<br />
• Schneetelefon: 02353-10770<br />
• Skischule für Kinder ab vier Jahren täglich,<br />
Info: Tel. 0176 5366 5972<br />
• Der Skiclub Halver spurt auch Loipen bis zu<br />
8,5 Kilometern Länge ab Skigelände Collenberg.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo. - Fr.: 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
Sa. & So.: 10.00 bis 18.00 Uhr<br />
Preise:<br />
siehe<br />
skiclub-halver.de<br />
29
DER WASSERTURM IST MEIN<br />
REFUGIUM<br />
Michael Koch hat das Baudenkmal in 23 Jahren zum Sommerhaus umgebaut<br />
von Martin Büdenbender<br />
Es gibt Immobilien, die außergewöhnlich, faszinierend,<br />
vielleicht sogar einmalig sind. Und trotzdem will sie keiner<br />
haben. Oder könnten Sie etwas mit einem ausgedienten<br />
Wasserturm anfangen?<br />
In Krummenerl an der Bahnstrecke durchs <strong>Lister</strong>tal nach<br />
Meinerzhagen befindet sich ein solcher Wasserturm.<br />
1923 gebaut versorgte er Jahrzehnte lang die dort verkehrenden<br />
Lokomotiven mit Wasser. Als in die 60er Jahren<br />
die letzte Dampflok von Krummenerl nach Meinerzhagen<br />
stampfte, hatte auch der alte Wasserturm<br />
ausgedient. <strong>Das</strong>s es ihn heute noch gibt, <strong>und</strong> das zudem<br />
in einem sehenswerten Zustand, kann man getrost<br />
als Glücksfall bezeichnen.<br />
Lang ist es her: Michael Koch (links) zusammen<br />
mit Fre<strong>und</strong>en zu Beginn der Turmsanierung<br />
30<br />
In einem desolatem Zustand befand sich<br />
der Wasserturm Anfang der 90er Jahre<br />
Anfang der 90er Jahre wollte sich der damaliger Besitzer<br />
von dem baufälligen Turm trennen.<br />
Der ehemalige Ortsheimatpfleger Hans Ludwig Knau,<br />
der dieses Amt nicht nur in Kierspe, sondern von 1990<br />
bis 2007 auch in Meinerzhagen ausübte, erkannte den<br />
besonderen Wert des Eisenbahn-Wasserturms, der heute<br />
der einzige noch erhaltene im Märkischen Kreis ist.<br />
Nach Kräften bemühte er sich, den Abriss des Turms zu<br />
verhindern. Auf der Suche nach einem Käufer fragte er<br />
auch den Architekturstudenten Michael Koch, ob er nicht<br />
jemanden wisse, der Interesse an einem Wasserturm<br />
habe. Michael Koch versprach sich umzuhören. „Aber<br />
dann habe ich mich gefragt, Warum nicht ich selber?“<br />
Vielleicht ein nachvollziehbarer Gedanke für einen Architekturstudenten,<br />
der sich für das außergewöhnliche Gebäude<br />
begeisterte. Dennoch war es eine verrückte Idee,<br />
sich mit 25 Jahren eine solche Immobilie ans Bein binden<br />
zu wollen. Jetzt, mit 50 Jahren, würde er ein solches<br />
Wagnis nicht mehr eingehen. Aber damals, als jun-
Eine r<strong>und</strong>e Sache<br />
Im Turm geht‘s r<strong>und</strong>...<br />
ger Mensch,voller Begeisterung <strong>und</strong> voller Tatendrang,<br />
hat ihn die Herausforderung gereizt, den Wasserturm<br />
zu renovieren <strong>und</strong> in ein bewohnbares Gebäude umzubauen.<br />
Zumal er wusste, dass die Pläne für den Bau<br />
des fast h<strong>und</strong>ert Jahre alten Turms von dem durch den<br />
Talsperrenbau im heimischen Raum bekannt gewordenen<br />
Professor Intze stammten. Allerdings hat er nicht<br />
geahnt, dass ihn dieses Projekt über 20 Jahre beschäftigen<br />
würde.<br />
Die besondere Herausforderung für den damaligen Architekturstudenten<br />
lag nicht nur in der Finanzierung.<br />
Hierbei kam ihm zugute, dass mit Umnutzung des Gebäudes<br />
zur Wohnstätte dieses zugleich unter Denkmalschutz<br />
gestellt wurde <strong>und</strong> er Fördergelder, wenn auch<br />
in bescheidenem Umfang, in Anspruch nehmen konnte.<br />
Die besondere Herausforderung lag vor allem darin, dass<br />
ein Wasserturm nun mal im wahrsten Sinne des Wortes<br />
eine r<strong>und</strong>e Sache ist. So musste fasst alles mühsam auf<br />
Maß angefertigt werden. Kreisr<strong>und</strong> ist der mit hübschen<br />
Mosaiksteinen in Wellenform ausgelegte Fußboden des<br />
Turms. Kreisr<strong>und</strong> ist des Holzbodenbelag in jeder einzelnen<br />
der drei Etagen. R<strong>und</strong> mussten auch die Bleche für<br />
das Turmdach geschnitten werden. Der ebenfalls r<strong>und</strong>e<br />
frühere Wasserbehälter, dass Fass des Turms, konnte<br />
nicht mal eben so verputzt werden. Er ist mit einem aufwändig<br />
anzubringenden Putzaußenmantel (Rabitzschale)<br />
versehen. Er überkragt den konisch zulaufenden <strong>und</strong><br />
aus Ziegelsteinen gemauerten Turm, in dem innen Wendel-<br />
<strong>und</strong> Spindeltreppen hinauf in 15 Meter Höhe führen.<br />
Jede einzelne Stufe nimmt die R<strong>und</strong>ung auf <strong>und</strong> ist<br />
mit Hilfe von Schablonen gefertigt.<br />
<strong>Das</strong> alles klingt nach sehr viel Arbeit. Die begann für Michael<br />
Koch schon 1992, gleich nachdem er den Turm erworben<br />
hatte. Mit Hacke <strong>und</strong> Schaufel hat er den Tiefkeller<br />
für die Gr<strong>und</strong>versorgung mit Wasser <strong>und</strong> Strom<br />
ausgehoben <strong>und</strong> betoniert. Dann musste ein Gerüst<br />
Der Blick von oben auf den liebevoll mit Mosaik gepflasterten Boden des Turms.<br />
31
32<br />
aus Fichtenhölzern errichtet werden, um das verrottete<br />
Blechdach zu erneuern, Fenster einzubauen <strong>und</strong> alle anderen<br />
notwendigen Außenarbeiten durchführen zu können.<br />
Arbeiten, die sich über Jahre hinwegzogen. Monate<br />
dauerte es, das Innenmauerwerk vom Kalkmörtel zu<br />
befreien <strong>und</strong> neu zu verfugen, bevor Wendel- <strong>und</strong> Spitztreppen<br />
in den Turm eingesetzt werden konnten. Anfangs<br />
konnte Michael Koch in den Semesterferien arbeiten.<br />
Nach dem Abschluss seines Studiums nutzte er<br />
jede freie St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> baute, wann immer ihm sein Beruf<br />
als Architekt den Freiraum ließ, am Turm weiter hat.<br />
Die Jahre sind dahin geflogen. Nur langsam, Schritt für<br />
Schritt, ist der Umbau voran gegangen. „Nur“? Wer das<br />
Und was nun? „Der Wasserturm ist mein Refugium, mein<br />
Zufluchtsort, mein Sommerhaus“, schwärmt Michael<br />
Koch <strong>und</strong> gesteht zugleich ein: „Viel Zeit habe ich aber<br />
leider nicht, um mich hier zu entspannen.“<br />
Skigeschäft · Skiservice<br />
Skiverleih · Snowboards<br />
Skigeschäft Gebraucht-Skimarkt<br />
· Skiservice<br />
Skiverleih · Snowboards<br />
Gebraucht-Skimarkt<br />
Skigeschäft · Skiservice<br />
Skiverleih · Snowboards<br />
Gebraucht-Skimarkt<br />
Privileg hat, den Turm von innen besichtigen zu dürfen,<br />
sieht mit welcher Präzision <strong>und</strong> mit welcher Liebe zum Bootfitting Aktuelle Termine: Spezial<br />
Detail Michael Koch zu Werke gegangen ist. Alles sollte<br />
perfekt werden. Daher hat er die meisten Arbeiten<br />
Bei 09. uns – 11.12.16 wird Euer Skischuh<br />
von 35 Jahre Spezialisten Ski Baggeroer angepasst!<br />
Aktuelle Termine:<br />
Dazu nutzen wir einen 3Dselbst<br />
in die Hand genommen <strong>und</strong> nur wenn nötig auf Fußscanner, 10.12.16 09. – 11.12.16 10-18 <strong>und</strong> Uhr unsere<br />
langjährige Jubiläums-Sonderverkauf<br />
die Hilfe von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verwandten zurückgegriffen. 35 Jahre Ski Erfahrung. Baggeroer<br />
Wir Bootfitting freuen uns Spezial auf Euch! mit Henrich A. Blume<br />
<strong>Das</strong>s der Turm irgendwann einmal fertig sein würde, war 10.12.16 Fußanalyse, 10-18 Sohlenanpassung Uhr <strong>und</strong> Bootfi tting<br />
Aktuelle Termine:<br />
Öffnungszeiten:<br />
Jubiläums-Sonderverkauf<br />
nur nach Terminvereinbarung<br />
in seinen Plan wohl gar nicht vorgesehen. Der Weg ist Mittwoch<br />
11.12.16 Bootfitting 11-16 Spezial 15:00 -<br />
Uhrmit 18:00 Henrich Uhr A. Blume<br />
das Ziel, sagt man so schön. Nur so lässt sich 09. erklären, – 11.12.16 Donnerstag Fußanalyse, Sohlenanpassung 15:00 - 19:30 <strong>und</strong> Uhr Bootfi tting<br />
Jubiläums-Sonderverkauf<br />
Freitag nur nach Terminvereinbarung 15:00 - 18:00 Uhr<br />
dass man über zwei Jahrzehnte an einem solchen 35 Jahre Projekt<br />
arbeitet.<br />
Sonntag Ski Baggeroer<br />
Ski Baggeroer<br />
Samstag 11.12.16 11-16 10:00 Uhr - 16:00 Uhr<br />
Wildewiese<br />
Jubiläums-Sonderverkauf<br />
11:00 - 13:00 Uhr<br />
10.12.16 10-18 Uhr 1<br />
Telefon: 02395 1717<br />
Jubiläums-Sonderverkauf<br />
59846 S<strong>und</strong>ern www.ski-baggeroer.de<br />
Zuletzt hat Michael Koch die sanitären Anlagen, Waschbecken,<br />
Toilette <strong>und</strong> Dusche, eingebaut. Dann Fußanalyse, war der Sohlenanpassung 59846 S<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> www.ski-baggeroer.de<br />
Bootfi tting<br />
Ski Baggeroer<br />
Bootfi tting Spezial<br />
Wildewiese mit 1Henrich A. Blume Telefon: 02395 1717<br />
Turm tatsächlich fertig - nach 23 Jahren. nur nach Terminvereinbarung<br />
11.12.16 11-16 Uhr<br />
Jubiläums-Sonderverkauf
Advertorial<br />
EIN DURCH UND DURCH<br />
BODENSTÄNDIGES<br />
FAMILIENUNTERNEHMEN<br />
Fußboden Brück ist kompetenter Partner für Privatk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Industrie<br />
Fußboden Brück in Kierspe ist ein im wahrsten Sinne des<br />
Wortes „bodenständiges Handwerksunternehmen“. Im Jahr<br />
1961 von Klaus Brück gegründet, führt heute sein Sohn Jürgen<br />
Brück den Familienbetrieb. Mit Christian Brück ist bereits<br />
die dritte Familiengeneration im Unternehmen tätig.<br />
„Ich bin gerne Unternehmer <strong>und</strong> das mit Leib <strong>und</strong> Seele“,<br />
erzählt Jürgen Brück. „Es macht mir immer wieder Spaß,<br />
K<strong>und</strong>en bei der Verwirklichung ihrer Träume <strong>und</strong> Ideen<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> ein Team engagierter Mitarbeiter zu<br />
führen.“ Er möchte, dass seine Mitarbeiter sich mit dem<br />
Familienunternehmen identifizieren. Gemeinsame Weiterbildungsveranstaltungen<br />
dienen der Erweiterung der<br />
fachlichen Kenntnisse, aber auch der Festigung <strong>und</strong> Motivation<br />
des Teams.<br />
Seit 1980 ist Fußboden Brück auch Ausbildungsbetrieb <strong>und</strong><br />
hat seitdem zehn Gesellen im Parkettleger-Handwerk hervorgebracht.<br />
Für die Qualität der Ausbildung spricht, dass<br />
darunter schon einige Landessieger bei Wettbewerben der<br />
Handwerksjugend NRW sind. Regelmäßig nimmt das Kiersper<br />
Unternehmen auch an Ausbildungsbörsen teil, um junge<br />
Leute für das Parkettleger-Handwerk zu begeistern.<br />
Mit seinem zehnköpfigen Kompetenzteam ist Fußboden<br />
Brück in erster Linie Ansprechpartner für Arbeiten im Estrichbau<br />
<strong>und</strong> bei der Parkettverlegung. Darüber hinaus werden<br />
alle Arbeiten r<strong>und</strong> um den Oberboden vom Designerbelag<br />
bis zur Industriebeschichtung fachgerecht ausgeführt.<br />
Ob es ein neuer Fußboden fürs Wohnzimmer sein soll oder<br />
eine komplette Hausrenovierung, in Fußboden Brück finden<br />
die K<strong>und</strong>en einen kompetenten Partner.<br />
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Neben dem klassischen<br />
Teppichboden in großer Auswahl können die K<strong>und</strong>en aus<br />
dem Industrie- <strong>und</strong> Privatbereich zwischen pflegeleichten<br />
<strong>und</strong> strapazierfähigen Laminat-, PVC- <strong>und</strong> Linoleumbelägen<br />
sowie repräsentativen Designer- <strong>und</strong> Vinylböden wählen.<br />
„Für Wohnungen liegen urwüchsige Holzdielen absolut im<br />
Trend“, weiß Jürgen Brück. „Sie sind wertig <strong>und</strong> langlebig.“<br />
Oft sind hochwertige Dielenböden unter anderen Böden<br />
versteckt oder sichtbar in die Jahre gekommen. Bei<br />
der Wiederbelebung von Parkett- <strong>und</strong> Dielenböden bietet<br />
das Brück-Team fachliche Unterstützung an. „Da helfen wir<br />
auch als Trainer. Wir zeigen den K<strong>und</strong>en, wie sie ihre Böden<br />
selbst aufpolieren können <strong>und</strong> stellen die nötigen Arbeitsgeräte<br />
leihweise zur Verfügung“, erklärt Jürgen Brück.<br />
Die komplette Bandbreite der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten<br />
finden K<strong>und</strong>en im Brückschen Musterstudio am<br />
Kiersperhagen 4. Hier können sie sich in behaglicher Atmosphäre<br />
fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ig beraten lassen.<br />
Fußboden-Brück GmbH<br />
Kiersperhagen 4, 58566 Kierspe<br />
0 23 59/23 02 tel, 0 23 59/43 04 fax<br />
E-Mail info@fussboden-brueck.de<br />
www.fussboden-brueck.de<br />
Öffnungszeiten: Montag - Freitag 7 bis 12.30 Uhr<br />
<strong>und</strong> 14.30 bis 17.30 Uhr,<br />
Mittwochnachmittag geschlossen<br />
Samstag nach Vereinbarung<br />
33
URALTES HAUS WIRD ZU<br />
NEUEM LEBEN ERWECKT<br />
von Horst vom Hofe<br />
Hallenhaus aus Meinerzhagen-Schürfelde wird zum Schmuckstück im Freilichtmuseum<br />
Der Weg zum Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes<br />
Rheinland (LVR) im oberbergischen Lindlar ist nicht<br />
weit. In einer guten halben Fahrst<strong>und</strong>e von Meinerzhagen<br />
aus ist man dort, fühlt sich bei der Durchfahrt durch<br />
das schmucke bergische Städtchen mit seiner ortsbildprägenden<br />
St. Severinskirche gleich auch als Märker irgendwie<br />
heimisch. Man passiert die Dr. Meinerzhagen-<br />
Straße – benannt nach einem verdienten Sohn der Stadt,<br />
dem langjährigen Chefarzt des örtlichen Krankenhauses<br />
<strong>und</strong> späteren Ehrenbürger, dessen familiäre Wurzeln<br />
mutmaßlich im gleichnamigem Ort im benachbarten<br />
Sauerland liegen. Es gibt viel mehr Verbindungen<br />
<strong>und</strong> Gemeinsamkeiten zwischen Westfalen <strong>und</strong> Rheinländern<br />
im bergisch-märkischen Grenzgebiet, als man<br />
gemeinhin denken mag. <strong>Das</strong> wird bald auch auf dem<br />
w<strong>und</strong>erschönen Gelände des Freilichtmuseums für Ökologie<br />
<strong>und</strong> bäuerlich-handwerkliche Kultur durch ein mehr<br />
als vierh<strong>und</strong>ert Jahre altes Bauernhaus für die Öffentlichkeit<br />
sinnfällig dokumentiert.<br />
<strong>Das</strong> 1629 erstmals urk<strong>und</strong>lich erwähnte, zuletzt akut<br />
vom Zerfall bedrohte Stammhaus der heute weit verzweigten<br />
Familie Schürfeld in der Ortslage Nieder-Schürfelde<br />
bei Meinerzhagen soll in aller Schönheit <strong>und</strong> wieder<br />
hergestellter Funktionalität in Lindlar einen Platz für<br />
die Ewigkeit finden. Nach zeitaufwändigen Vorarbeiten<br />
wurde im April vergangenen Jahres mit der Demontage<br />
des Bauwerks begonnen. Mit Hilfe einer Diamantkettensäge<br />
wurden die Bruchsteinwände durch Längs- <strong>und</strong><br />
Querschnitte in etwa zehn Quadratmeter große <strong>und</strong> bis<br />
zu fünfzehn Tonnen schwere Einzelteile zerlegt. Sorgsam<br />
verpackt wurden diese <strong>und</strong> andere demontierte Bauteile,<br />
so auch die zerlegte Fachwerkkonstruktion, mit Spezialtransportern<br />
zum künftigen Standort im Bergischen<br />
verfrachtet. Dort begann noch im Spätherbst 2016 der<br />
Wiederaufbau. Bis alles fertig ist <strong>und</strong> das uralte Hallenhaus<br />
den Besuchern des Freilichtmuseums als neues<br />
Schmuckstück präsentiert werden kann, dürfte allerdings<br />
noch geraume Zeit vergehen. Museumsleiter Michael<br />
Kamp hat die Eröffnung für 2019 terminiert.<br />
„Für uns war das ein echter Glücksfall. Denn genau nach<br />
einem solchen Gebäude vom Typus des sogenannten<br />
Hallenhauses hatte schon mein Amtsvorgänger gesucht.<br />
Es stellt für unsere museale Sammlung eine w<strong>und</strong>erbare<br />
Bereicherung dar“, drückt der Museumsleiter seine<br />
Begeisterung über die Neuerwerbung aus. Kamp hatte<br />
34
ei einer seiner Überlandfahrten auf der Suche nach geeigneten<br />
Objekten für das noch im Ausbau befindliche<br />
Bergische Freilichtmuseum „durch puren Zufall“, wie er<br />
betont, das versteckt unterhalb der Kreisstraße zwischen<br />
Breddershaus <strong>und</strong> Drögenpütt in der Nähe der Fürwiggetalsperre<br />
im Ebbegebirge gelegene Gebäude entdeckt.<br />
Trotz seines auf den ersten Blick maroden Zustandes war<br />
Kamp, wie er sagt, „regelrecht elektrisiert“ von diesem<br />
F<strong>und</strong>. Dem Fachmann für Hausforschung fielen sofort<br />
die noch deutlich erkennbaren typischen Elemente auf:<br />
Ganz eindeutig ein Hallenhaus, das als „Niedersachsenhaus“<br />
im norddeutschen Raum bekannt ist, dessen südliche<br />
Verbreitungsgrenze aber auch bis in den märkischen<br />
<strong>und</strong> oberbergischen Raum hinein reichte.<br />
Im Gespräch mit der Eigentümerfamilie Grote, die das<br />
Haus nur noch als Lagerschuppen nutzte, konnte alsbald<br />
eine in vielfältiger Weise glückliche <strong>und</strong> sinnvolle Vereinbarung<br />
auf den Weg gebracht werden. Dabei ging es<br />
nicht um einen Verkauf gegen Geld – denn angesichts<br />
des baulichen Zustandes wäre andernfalls nur noch ein<br />
kostenaufwändiger Abbruch die Alternative gewesen.<br />
Fortan begleiteten die Grotes den Prozess der Umsetzung<br />
<strong>und</strong> Rekonstruktion mit positivem Interesse <strong>und</strong><br />
großer Anteilnahme. Wiederholt machten sie sich auch<br />
auf dem Gelände des Freilichtmuseums einen Eindruck<br />
von den dort fortschreitenden Arbeiten.<br />
Federführend für das Projekt, für das der Landschaftsverband<br />
Rheinland einen Kostenrahmen von r<strong>und</strong> einer<br />
Million Euro geschaffen hat, ist der wissenschaftliche<br />
Referent Dieter Wenig. Er leitete zunächst die sich am<br />
Ende über fast drei Jahre erstreckenden baudokumentarischen<br />
Erfassungs- <strong>und</strong> Forschungsarbeiten am alten<br />
Standort des Gebäudes. Es ging darum, möglichst vollständige<br />
<strong>und</strong> exakte Daten <strong>und</strong> Fakten für einen authentischen<br />
Wiederaufbau des Gebäudes in seiner ursprünglichen<br />
Nutzungsform zur Verfügung zu haben. Dabei gab<br />
es immer wieder auch Überraschungen <strong>und</strong> neue Erkenntnisse.<br />
Die wohl wichtigste Entdeckung, durch die<br />
das Ursprungsjahr des Gebäudes schließlich auf exakt<br />
1577 datiert werden konnte, wurde bei der genaueren<br />
Untersuchung eines Eichenbalkens im Gebäudeinneren<br />
gemacht. „Wir haben eine Ritzung im Holz gef<strong>und</strong>en, die<br />
schließlich als Bauinschrift zu identifizieren war.<br />
Hallenhaus aus Schürfelde<br />
Im Oberbergischen <strong>und</strong> angrenzenden Märkischen Kreis<br />
endet die südliche Ausdehnung einer Holzbaukonstruktion,<br />
die mit ihren großzügigen Dimensionen <strong>und</strong> dem<br />
markanten Tor in der Fassade einst typenbildend für<br />
viele Bauernhöfe in Norddeutschland <strong>und</strong> Südskandinavien<br />
war. <strong>Das</strong> sogenannte Hallenhaus unterscheidet<br />
sich von den sonst in der heimischen Region verbreiteten<br />
Fachwerkkonstruktionen insoweit, dass hier eine<br />
Lastverteilung stärker auf die Innen- als auf die Außenwände<br />
erfolgt.<br />
Die wenigen im Einzugsgebiet des LVR-Freilichtmuseums<br />
existierenden Hallenhäuser zeichnen sich durch<br />
zahlreiche bis zur Unkenntlichkeit reichende Erneuerungen<br />
aus <strong>und</strong> eignen sich nicht als museale Dokumente.<br />
Von daher war die Überraschung groß, als 2011 ein<br />
weitgehend unverbautes Hallenhaus in einem abgelegenen<br />
Teil des Märkischen Kreises auf Meinerzhagener<br />
Stadtgebiet entdeckt werden konnte. <strong>Das</strong> mehr als 400<br />
Jahre alte Bauwerk mit Resten seiner einstigen Strohdachdeckung<br />
war seit mehr als einh<strong>und</strong>ert Jahren nicht<br />
mehr bewohnt <strong>und</strong> wurde nur noch als Lagerschuppen<br />
genutzt. Da es am ursprünglichen Standort trotz seines<br />
hohen bauhistorischen Wertes nicht mehr erhalten werden<br />
konnte, hat das Freilichtmuseum Lindlar das Gebäude<br />
übernommen <strong>und</strong> baut es auf seinem Gelände<br />
wieder auf.<br />
LVR-Freilichtmuseum Lindlar<br />
51788 Lindlar<br />
Tel. 02266-9010-0<br />
www.freilichtmuseum-lindlar.lvr.de<br />
35
Vier Ziffern, die beiden ersten relativ schnell als 1 <strong>und</strong> 5<br />
auszumachen. Dann zwei gleich gestaltete, geschwungene<br />
Zahlen, die möglicherweise jeweils eine 7 darstellen<br />
sollten“, beschreibt Wenig die spannende Spurensuche.<br />
<strong>Das</strong>s es sich damit tatsächlich um das Baujahr 1577<br />
handelte, wurde durch eine weitergehende dendrochronologische<br />
Untersuchung des zum Fachwerk des Hauses<br />
gehörenden Balkens untermauert. Mitarbeiter der Uni<br />
Köln konnten nach einer Kernbohrung anhand der Jahresringe<br />
mit dieser Methode ermitteln, dass das Holzstück<br />
von einem Baum stammt, der im <strong>Winter</strong> des Jahres<br />
1576 geschlagen worden sein muss. Dieser letztlich<br />
so aufschlussreiche <strong>und</strong> damit besonders wertvolle Holzbalken<br />
mit seiner Inschrift soll innerhalb des wiederaufgebauten<br />
Gebäudes an exponierter Stelle „hinter Glas“<br />
als Ausstellungsstück präsentiert werden – an seiner bisherigen<br />
Stelle im Fachwerk des Gebäudeinneren haben<br />
die Bauhandwerker des Freilichtmuseums mittlerweile<br />
einen rekonstruierten Ersatzbalken eingefügt.<br />
Für Dieter Wenig steht nach dieser nunmehr exakten Terminierung<br />
des Baujahres von Haus Schürfelde auch fest:<br />
Der laut dem Meinerzhagener Ortschronisten Eduard Fittig<br />
auf einem alten Grabstein erwähnte „Kirchmeister<br />
Christoffel Schürfeld“, dessen Todesdatum mit dem 20.<br />
Mai 1659 angegeben ist, muss entweder der Sohn oder<br />
der Enkel des namentlich bis dato nicht bekannten Erbauers<br />
des Hauses gewesen sein.<br />
In der ursprünglichen Bauweise durchzog eine breite befahrbare<br />
Diele das Gebäude. Während die Fassade aus<br />
Bruchsteinen gemauert war, bestand die gesamte Innenverkleidung<br />
aus Fachwerk. An einem Ende des Hallenhauses<br />
befand sich eine offene Feuerstelle, wo auch<br />
gekocht wurde. <strong>Das</strong> hatte zur Folge, dass die Fachwerkwände<br />
rußgeschwärzt waren. Der vordere, östlich gelegene<br />
Teil des Hauses umfasste Stallungen für Nutztiere,<br />
im hinteren Teil lagen die Wohnräume. <strong>Das</strong> obere Stockwerk<br />
des zweigeschossigen Hauses beherbergte Vorrats<strong>und</strong><br />
Schlafräume. „So ein Haus sollte früher autark sein.<br />
Die hier lebenden Menschen lebten von dem, was Viehhaltung<br />
<strong>und</strong> Ackerbau hergaben. Wir gehen aufgr<strong>und</strong><br />
der Lage davon aus, dass der Haupterwerb der einstigen<br />
Bewohner allerdings eher forstwirtschaftlicher Natur<br />
war“, erklärt Wenig.<br />
In späterer Zeit, aufgr<strong>und</strong> der Feststellungen bei der umfassenden<br />
Untersuchung vermutlich in den 1720er Jahren,<br />
erfolgte durch Einziehung einer Trennwand eine<br />
36
längsseitige Aufteilung des Gebäudes in zwei Hälften.<br />
So konnten zwei Familien mit jeweils etwa fünf Personen<br />
im Gebäude leben. „Wir möchten den letzten bewohnten<br />
Zustand des Hauses wiederherstellen“, so Wenig.<br />
Dieser Zustand ist auf den Zeitraum zwischen 1850<br />
<strong>und</strong> 1900 datiert.<br />
Nachdem nunmehr bereits die Mauerteile des alten<br />
Hauses wieder auf eine zuvor gelegte Bodenplatte aufgesetzt<br />
sind, soll im kommenden Jahr mit der Wiedereinbringung<br />
des Eichenfachwerks begonnen werden.<br />
Dessen zerlegte <strong>und</strong> akribisch nummerierte Einzelteile<br />
werden zurzeit soweit möglich für den Wiedereinbau<br />
restauriert, wo nötig auch durch neue Bauteile ersetzt<br />
<strong>und</strong> ergänzt. Schließlich kommt noch ein anstelle<br />
der einstigen Strohdachbedeckung deutlich haltbareres<br />
Reetdach obendrauf – <strong>und</strong> komplettiert mit historisch<br />
passender Möblierung wartet das r<strong>und</strong> 450 Jahre alte<br />
Bauernhaus aus Schürfeld dann ab 2019 auf interessierte<br />
Besucher aus nah <strong>und</strong> fern. Der neue Standort ähnelt<br />
übrigens verblüffend der alten Heimat des Gebäudes:<br />
Ein Waldstück in Hanglage, durchflossen von einem<br />
kleinen Bach, in der Nachbarschaft des hier schon wiedererrichteten<br />
Gutshauses Dahl, eines im Ursprung bis<br />
ins 12. Jahrh<strong>und</strong>ert datierenden bäuerlichen Gebäudeensembles<br />
aus Wülfrath, hier in den Originalzustand um<br />
das Jahr 1850 versetzt.<br />
Lothar Kaufmann<br />
Raumausstatter<br />
Kreatives Handwerk für Ihr Zuhause<br />
Birkenweg 12<br />
58540 Meinerzhagen<br />
Tel. 02354 / 90 24 62<br />
info@raumausstatter-kaufmann.de<br />
www.raumausstatter-kaufmann.de<br />
37
VERANSTALTUNGEN<br />
Jeden Tag ein Türchen voll Musik<br />
Der Stadtverband der musikstreibenden Vereine in Halver lädt zum zweiten musikalischen Adventskalender in Halver ein.<br />
Chöre, Bands, Profi- <strong>und</strong> Hobbymusiker, Schulen, Kirchengemeinden <strong>und</strong> viele mehr zeigen an den unterschiedlichsten Orten<br />
<strong>und</strong> Zeiten was musikalisch in Halver steckt. Den Auftakt machen am 1. Dezember um 18.30 Uhr The Albert Singers auf dem<br />
Weihnachtsmarkt. Info zu den weiteren Terminen finden Sie im Online-Veranstaltungskalender www.oben-an-der-volme.de.<br />
Weihnachtsmusical für Kinder<br />
Matinee: Jazz, Chanson, Musette<br />
Facetten des Lebens, der Liebe <strong>und</strong> der Menschen - darum geht unter dem Titel<br />
„Moi et les Autres“ (Ich <strong>und</strong> die Anderen) bei der Matinée in der Aula an der<br />
Humboldtstraße in Halver. Die gleichnamige Band um die Sängerin Juliette Brousset<br />
hat dazu kleine poetische Geschichten zusammengestellt. Juliette Brousset moderiert<br />
so, dass auch Zuschauer, die nicht französisch sprechen, die Texte verstehen können.<br />
Eingeb<strong>und</strong>en sind die Texte in eine Musik, die Acoustic Jazz mit Chanson <strong>und</strong> Musette<br />
verbindet. Termin: Sonntag, 3. Dezember, 11.15 Uhr.<br />
<strong>Das</strong> Theater W<strong>und</strong>ertüte führt am Sonntag, 10. Dezember, ein ko(s)misches Kinder-<strong>Winter</strong>-<br />
Weihnachts-Musical für Kinder ab 4 Jahre in der Anne-Frank-Schule in Halver auf. Beginn ist<br />
um 15 Uhr. <strong>Das</strong> Leben auf dem Planeten Fitzliputz AX34 ist wirklich öde, denn auf Fitzliputz<br />
gibt es kein Weihnachtsfest. Aber das ist doch noch lange kein Gr<strong>und</strong>, diesen ausgebufften<br />
Galakto, Meister aller fiesen Tricks, zur Erde zu schicken, um das Weihnachtsfest zu verderben.<br />
Von diesem Plan haben Christkind <strong>und</strong> Weihnachtsmann natürlich keine Ahnung. Sie<br />
verbringen gemeinsam mit dem Osterhasen ihre letzten Ferientage in der Karibik. Doch da platzt Galakto in die Idylle <strong>und</strong><br />
schreitet ohne Zögern zur Verwirklichung seiner finsteren Pläne. Wird es den drei Fre<strong>und</strong>en mit Hilfe der Kinder gelingen, das<br />
Weihnachtsfest zu retten? Der Eintrittspreis beträgt 5 Euro.<br />
Männerchor Kierspe singt in Magarethenkirche<br />
Alle zwei Jahre veranstaltet der Männerchor Kierspe ein Weihnachtskonzert. In diesem Jahr ist er am 3. Advent (17.<br />
Dezember) in der Margarethenkirche zu Gast. Der Männerchor verspricht ein anspruchsvolles <strong>und</strong> abwechslungsreiches<br />
Programm. Dazu werden Nachbarchöre <strong>und</strong> Solisten eingeladen, die mit ihren Beiträgen das Konzert bereichern werden.<br />
Einlass: 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.<br />
Neujahrskonzert mit Philharmonie Südwestfalen<br />
Leichte Kost mit großem Orchester. Ein beschwingter Abend wartet am Freitag, 12. Januar, auf<br />
die Besucher des Neujahrskonzertes des KUK-Vereins. Um 20 Uhr gastiert die Philharmonie<br />
Südwestfalen wieder mit Ohrwürmern aus Oper, Operette oder Musical auf Stadthallen-Bühne.<br />
Dirigent Charles Olivieri-Munroe <strong>und</strong> Solistin Jeanette Wernecke versprechen einen heiteren<br />
musikalischen Abend. Auch wenn das Programm noch nicht bekannt ist, der Schluss dürfte klar: Radetzky-Marsch - wie<br />
immer. Aber immer wieder schön.<br />
Varieté: Stuntshow, Jonglage, Comedy<br />
Einen Abend für alle Altersgruppen bietet Halvers Kulturprogramm am Samstag, 13. Januar. Zauberer Timo Marc führt durch<br />
ein Varieté-Programm, das er eigens für das Publikum in Halver zusammengestellt hat. Marco Hösel zeigt eine aufregende<br />
Stuntshow auf dem Bike. Stefan Zimmermann präsentiert Jonglage der Extra-Klasse <strong>und</strong> einen tierischen Spaß bieten Marceili<br />
& Oskar, eine Mischung aus Bauchreden, Comedy <strong>und</strong> Varieté.<br />
Beginn: 20 Uhr, AFG-Aula, Kantstraße 2.
Nahost-Experte Michael Lüders zu Gast im KUK-Forum<br />
Michael Lüders gilt als Nahost-Experte. Er ist Publizist, Politik- <strong>und</strong> Wirtschaftsberater.<br />
Der ehemalige Nahost-Experte der Wochenzeitung „Die Zeit“ ist ein Mann, der sich<br />
gegen den Mainstream stellt. Einer der von manchen gelobt, von anderen kritisiert wird,<br />
weil er sich „kritisch gegenüber der westlichen <strong>und</strong> der israelischen Politik im Nahen<br />
Osten“ äußerte (Spiegel-Online). Um den Krieg in Syrien <strong>und</strong> die Fehler des Westens geht<br />
es im KUK-Forum am Donnerstag, 8. Februar, um 20 Uhr in der Stadthalle Meinerzhagen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage seines neuen Buches „Die den Sturm ernten“ zeichnet er ein anderes Bild von dem Konflikt <strong>und</strong> seinen<br />
Folgen, die wir als Flüchtlingswelle miterlebt haben.<br />
Martin O., der Stimmtänzer<br />
Theater: Undercover Dschihadistin<br />
Mit „Undercover Dschihadistin“ bringt das Westfälische Landestheater ein aktuelles Thema<br />
auf die Bühne der Meinerzhagener Stadthalle. Es geht um Versprechungen <strong>und</strong> Verführung,<br />
darum, wie die Terrororganisation Islamischer Staat versucht, junge Leute zu rekrutieren<br />
<strong>und</strong> welchen Druck sie ausübt. Ein Stück für junge Leute <strong>und</strong> nicht mehr ganz so<br />
junge Menschen, das auch zeigt, warum Menschen anfällig für solche Verführungen sind.<br />
Termin: Dienstag, 20. Februar, 11 Uhr. Stadthalle Meinerzhagen.<br />
In dem Programm „Cosmophon“ nimmt Martin O. das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise.<br />
Er bringt das Universum zum Klingen <strong>und</strong> Tanzen, jongliert mit Stilrichtungen, bewegt<br />
sich virtuos als musikalischer Kosmopolit <strong>und</strong> erzählt verblüffende Anekdoten. Schräge<br />
Balladen im Wechsel mit einem Orchester samt Chor, aus einer Jazz-Kapelle wird eine Rockband<br />
– alles aus dem magischen Symphonium gezaubert, mit Loops vervielfacht, a capella<br />
aus einem M<strong>und</strong>. Er improvisiert, parodiert, fasziniert. Schafft lokalen Bezug <strong>und</strong> hat längst<br />
gewonnen. Bunte Lichtspiele, einzigartige Klangbilder schweben durch den Raum. Und<br />
nichts ist, wie es mal war.<br />
Termin: 24. Februar, 20 Uhr, Anne-Frank-Gymnasium Halver.<br />
Trio Rockato<br />
Kabarett mit Claus von Wagner<br />
Mit Claus von Wagner, bekannt aus der ZDF-Reihe „Die Anstalt“, ist am Freitag, 9. März, ein Star der<br />
Kabarett-Szene zu Gast in Halver. In der AFG-Aula, Kantstraße 2, steht um 20 Uhr die „Theorie der feinen<br />
Menschen“ auf der Tagesordnung. Von Wagner blickt ins Innere unserer feinen Gesellschaft, erzählt vom<br />
Kampf ums Prestige, von Wirtschaftsdelikten <strong>und</strong> Business Punks. Sein Programm „ist eine epische Geschichte<br />
von Verrat, Familie <strong>und</strong> Geld“, heißt es in der Ankündigung.<br />
Alfred Endres, heute Professor für Wirtschaftstheorie an der FernUniversität Hagen, war in den 1960er Jahren Lead-Sänger<br />
der erfolgreichen Bonner Beat-Formation The Concentric Movement, mit der er u.a. den Titel des deutschen Beat-Vizemeisters<br />
errang. Nach langer Abstinenz rockt der Professor seit 2014 wieder. Mit seiner markanten Stimme interpretiert er Hits<br />
wie Little Wing (Jimi Hendrix/Eric Clapton) oder Route 66 (The Rolling Stones) völlig neu. Begleitet wird Endres von zwei<br />
fulminanten Gitarristen, Wilfried Lübeck <strong>und</strong> Wilfried Zoermer. Dem Zusammenspiel der beiden mit ihrer augenzwinkernd<br />
eingehaltenen Rollenverteilung zuzuhören, ist ein wahrer Kunstgenuss für das Publikum.<br />
Termin: 11. März, 11.15 Uhr, Villa Wippermann<br />
Cantamus Kierspe führt „Elias“ auf<br />
<strong>Das</strong> Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy führt der Chor Cantamus Kierspe<br />
unter der Leitung von Frank Bisterfeld am Sonntag, 18. März, um 17 Uhr in der Stadthalle<br />
Meinerzhagen auf. Unterstützt wird der heimische Chor vom Kourion-Orchester Münster<br />
sowie den Solisten Katharina Leyhe (Sopran), Lena Sutor-Wernich (Alt), Marcus Ullmann<br />
(Tenor) <strong>und</strong> Wolfgang Newerla (Bariton).<br />
39
GANS GEHT IMMER<br />
Hendrik Gesen liefert leckeres Geflügel mit dem Gänse-Taxi ins Haus<br />
Text Elke Teipel<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Gans geht immer. Und nicht nur traditionell zu St. Martin<br />
<strong>und</strong> in der Weihnachtszeit. Eingefleischten Geflügelfans<br />
schmeckt sie auch außerhalb der Saison. „Ich weiß, es<br />
ist noch nicht der 11.11., aber können sie mir trotzdem<br />
eine gebratene Gans bringen?“, fragt der K<strong>und</strong>e bei<br />
Hendrik Gesen an. Der Mann will mit seinen Kollegen<br />
am Arbeitsplatz feiern mit einem Gänsebuffet als<br />
besonderem Clou. Hendrik Gesen, das ist die Koch Task<br />
Force am Kuhlenhagen, erfüllt ihm den Wunsch. „Wir<br />
machen auch Ausnahmen“, schmunzelt der Koch aus<br />
Leidenschaft. <strong>Das</strong> Gänsetaxi ist gebucht.<br />
Pünktlich zur Feier zaubert er in der Küche, packt die<br />
knusprige Fracht in die Thermobox, ab in den Caddy <strong>und</strong><br />
hin zur fröhlichen R<strong>und</strong>e. Mit dem Stichtag St. Martin<br />
startet der Gänse-Genuss auf Rädern. Breckerfeld,<br />
Halver, Schalksmühle, Hagen-Lüdenscheid - hallo Taxi,<br />
die Gänse gehen auf Reisen. Zwanzig Minuten Fahrzeit,<br />
das ist die Grenze. Der Braten soll knusprig auf den Tisch<br />
kommen. Da geht es zack-zack. Gibt er Vollgas, um das<br />
Zeitlimit einzuhalten? Der Taxifahrer schüttelt den Kopf.<br />
Ganz sicher nicht. Raserei ist kein Thema. <strong>Das</strong> könnte<br />
teuer werden. Sicherheit geht vor. Im Übrigen plane er<br />
auch genügend Zeit ein.<br />
Berufserfahrung in der Topgastronomie<br />
<strong>Das</strong> Motto „zack-zack“ gilt nur für die zügige Fahrt<br />
zum K<strong>und</strong>en. Am Kuhlenhagen bleiben sie gelassen.<br />
Henrik Gesen wirbelt in der Küche. Ehefrau Anja<br />
kümmert sich um Organisation, Termine <strong>und</strong> Planung.<br />
„Ich bin Mädchen für alles“, beschreibt die gebürtige<br />
Schalksmühlerin ihre Rolle im Unternehmen. „Wir gehen<br />
es mit Ruhe an“, sagt sie. Zielvorgabe 11.30 Uhr, los<br />
geht’s um 7.30 Uhr. Hendrik Gesen bleibt cool. Er hat<br />
Erfahrung. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er als Koch.<br />
Seine Stationen in der Topgastronomie: Kempinski Hotel<br />
Vier Jahreszeiten, Käfer’s am Hofgarten in München.<br />
Die Gans wird geputzt. Dann bereitet Gesen die Füllung<br />
zu: Zwiebeln, Äpfel, Orangen. „Die ist nicht zum Essen,<br />
sie dient nur der Geschmacksgebung“, erklärt er. Die<br />
Gans würzt er mit „Gänsegewürz“. <strong>Das</strong> Geheimnis will<br />
der Koch nicht preisgeben, nur so viel: Salz, Pfeffer <strong>und</strong><br />
Beifuß <strong>und</strong> „bekömmliche Kräuter“. Und ab in den Ofen.<br />
Der Braten soll „nicht zu blass, aber auch nicht verkohlt“<br />
wieder herauskommen. Klar, der erfahrene Koch hat es<br />
im Gefühl, das dauert etwa zweieinhalb St<strong>und</strong>en. Er<br />
hat aber auch Verstärkung durch moderne Technik. Der<br />
Ofen ist programmiert. Acht Gänse passen hinein <strong>und</strong><br />
sind am Ende der Garzeit gleichermaßen gebräunt <strong>und</strong><br />
knusprig – wie aus dem Bilderbuch.<br />
Dazu gibt es Klöße, natürlich selbst gemacht, Kartoffeln<br />
oder Spätzle <strong>und</strong> außerdem Apfelrotkohl oder Speck-<br />
Rosenkohl. Bei einem Menü trumpft Gesen mit weiteren<br />
Schlemmereien auf beispielsweise mit Kürbis- oder<br />
Kokossuppe als Vorspeise oder einer frischen Suppe. Der<br />
K<strong>und</strong>e hat die Qual der Wahl. Die Dessertvorschläge sind<br />
verführerisch: Bratapfel mit Vanillesoße oder Pana Cotta<br />
mit Zimtpflaume oder Brombeerpüree. Wer denkt da<br />
noch an Kalorien <strong>und</strong> die schlanke Linie?<br />
„Die Bestellung sollte sechs Tage vorher eingehen“,<br />
bemerkt Anja Gesen. Erste Anfragen liegen schon<br />
vor. Vielen hat es vor einem Jahr gut geschmeckt. Sie<br />
40
wollen wieder genießen.<br />
Es werden immer mehr.<br />
„Vor drei Jahren habe ich<br />
beim Lieferanten 19 Gänse<br />
bestellt“, nennt Hendrik<br />
Gesen Zahlen Da lachen<br />
ja die Hühner. „In diesem<br />
Jahr sind es 80. <strong>Das</strong> ist<br />
schon hervorragend.“ Er<br />
versichert: „Die Gänse<br />
sind zertifiziert.“ <strong>Das</strong> heißt,<br />
sie werden nicht lebend<br />
gerupft. <strong>Das</strong> ist ihm wichtig.<br />
„Ich lege Wert auf die<br />
Zertifizierung“, bekräftigt<br />
der Koch. Eine Gans wiegt<br />
ca. 4,5 Kilogramm. <strong>Das</strong><br />
reicht Pi mal Daumen für vier Personen. Manche<br />
Genießer gehen auf Nummer Sicher - schlemmen nach<br />
Lust <strong>und</strong> Laune ohne Grenzen. „Ein K<strong>und</strong>e hat lieber<br />
eine Gans mehr bestellt“, erzählt Hendrik Gesen.<br />
Weihnachtsfest ist gerettet<br />
„Ältere Leute sind dankbar für den Service“, berichtet<br />
Anja Gesen. Sie haben ihre Kinder <strong>und</strong> Enkelkinder<br />
eingeladen. <strong>Das</strong> Festessen ohne Gans, unvorstellbar.<br />
Viele Gäste, viel Arbeit in der Küche. Vielen fällt<br />
das schwer. Die Arbeit nimmt ihnen der Koch am<br />
Kuhlenhagen ab. <strong>Das</strong> freut sie: „Sie retten mir mein<br />
Weihnachtsfest.“ Der Satz spricht Bände. Für einige<br />
K<strong>und</strong>en ist eine Gans ganz schön viel. Zwei ältere<br />
Damen schaffen das nicht. „Für sie ist die Gänsekeule<br />
ideal.“ Auch die liefern Gesens.<br />
„Gans ja, aber keine Sauerei, die Küche soll sauber<br />
bleiben“, bringt es die Task Force auf den Punkt.<br />
Für Hendrik Gesen kein Thema. Er war Küchen<strong>und</strong><br />
Betriebsleiter bei einem der erfolgreichsten<br />
Cateringunternehmen Deutschlands. „Bei Aramark<br />
konnte ich meine Stärken <strong>und</strong> meine Hingabe zum<br />
Kochen unter Beweis stellen.“ In diesem Jahr bietet<br />
Gesen zum ersten Mal an Heiligabend die „Gans to go“<br />
an. Die K<strong>und</strong>en bestellen (mindestens zehn Tage vorher)<br />
<strong>und</strong> holen dann den Braten ab 11 Uhr bis 16 Uhr ab.<br />
Dann beginnt für Gesens der Heilige Abend. Anja <strong>und</strong><br />
Hendrik Gesen nehmen sich Zeit für die eigene Familie.<br />
Zeit, um mit den Söhnen Patrick <strong>und</strong> Frederik zu feiern.<br />
Hendrik Gesen schließt ab. Er macht die Küche sauber<br />
<strong>und</strong> zieht sich um. Anschließend gehen die Vier in die<br />
Kirche. Und was gibt es zu essen? Die Frage stellt sich<br />
nicht. Gans geht immer.<br />
Koch Task Force Hendrik Gesen, Westhöhe 39, 58579<br />
Schalksmühle, im Vereinsheim der TuS Linscheid-<br />
Heedfeld. Hendrik Gesen bietet u.a. auch Privat- <strong>und</strong><br />
Business-Catering an sowie Kochkurse für Erwachsene<br />
<strong>und</strong> Kinder.<br />
Kontakt <strong>und</strong> Informationen unter www.gesen.de<br />
Starke Leistung - Günstige Preise<br />
Wir haben für jeden das Richtige<br />
Erdgas von den<br />
Stadtwerken<br />
Meinerzhagen<br />
Energie - Wasser - - Mobilität Erdgas - Service<br />
www.stadtwerke-meinerzhagen.de<br />
Stadtwerke Meinerzhagen GmbH<br />
Bahnhofstraße 17 · 58540 Meinerzhagen<br />
Telefon 02354 9280-0 · Fax 02354 9280-20<br />
41
42<br />
<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
KEIN PANGASIUS UND SPARGEL<br />
FÜRS WEIHNACHTSMENU<br />
In aller Welt fragt der<br />
Kellner den Gast nach<br />
dem Essen: „Hat‘s geschmeckt?“<br />
Im Sauerland<br />
dagegen: „Hat‘s gereicht?“<br />
Mit diesem Anekdötchen<br />
wollte mich ein Kollege<br />
über die gastronomischen<br />
Gepflogenheiten im Land<br />
der 1000 Berge aufklären, als ich vor mehr als 30 Jahren<br />
erstmals in der Region über lecker essen <strong>und</strong> trinken<br />
schreiben wollte.<br />
Um sich von der damals aufkommenden minimalistischen<br />
nouvelle cuisine abzugrenzen, signalisierten die<br />
hiesigen Gastwirte: Hier gibt‘s ordentlich was auf den<br />
Tisch. Schlachtplatten für ausgehungerte Großstädter,<br />
die zur Sommerfrische, wie damals der Urlaub hieß, anreisten.<br />
Für so manch hungrigen Gast ein Erlebnis.<br />
Die Zeiten haben sich geändert. Heute hat sich auch<br />
zwischen <strong>Volme</strong> <strong>und</strong> <strong>Lister</strong> eine Gastronomie entwickelt,<br />
die eine leichte, kreative, aber vor allem regionale<br />
Küche dem anspruchsvollen Genießer bieten möchte.<br />
Da sind Küchenchefs am Werk, die die Forelle aus dem<br />
heimischen Bach dem exotischen Pangasius aus dem<br />
Tanganyika See in Afrika vorziehen, die ihr Lamm vom<br />
Schäfer ihres Vertrauens beziehen <strong>und</strong> nicht unbedingt<br />
Fleisch auf den Tisch bringen, das schon die halbe Welt<br />
in Kühlboxen umr<strong>und</strong>et hat. Erdbeeren, Kirschen <strong>und</strong><br />
Spargel kommen nur dann auf den Tisch, wenn im Frühjahr<br />
Saison ist <strong>und</strong> nicht zu Weihnachten, eingeflogen<br />
aus Südafrika.<br />
Gerade entdecke ich in einem aktuellen Metro-Katalog,<br />
das selbst Wildschweinkeulen aus Australien angeboten<br />
werden. Ich höre überall nur, dass es die wilden<br />
Schweine bei uns im Überfluss gibt. <strong>Das</strong>s sie vielerorts<br />
zur Plage werden. Ein Wahnsinn, wenn dann Tiere auf<br />
dem Teller landen, die schon eine 10000 Kilometer-Reise<br />
hinter sich haben.<br />
Gänse <strong>und</strong> Forellen von nebenan<br />
Und zum nahestehenden Fest, was gibt’s da bei uns Leckeres?<br />
Wir lassen uns wie immer die klassische Gans<br />
m<strong>und</strong>en. Aufgezogen auf dem Hof in der Nachbarschaft.<br />
Und wer’s nicht glaubt, dass sich die Aufzucht auch auf<br />
den Geschmack auswirkt, der sollte einfach mal eine<br />
Tiefkühl-Gans aus der Gefriertruhe des Discounters mit<br />
der vergleichen, die ihr Leben in Freiheit verbracht hat.<br />
Ich hab’s getestet <strong>und</strong> kann Ihnen verraten: Es sind Welten,<br />
die beide geschmacklich trennen.<br />
Bei uns gibt’s den Braten mit selbstgemachten Kartoffelknödel<br />
<strong>und</strong> Rotkohl, ganz traditionell, aber äußerst<br />
schmackhaft. Und dazu gönnen wir uns einen großartigen<br />
Spätburg<strong>und</strong>er. Der Wein kommt leider nicht<br />
aus dem Nachbarort, sondern von der Nahe, aus der<br />
Pfalz, dem Kaiserstuhl oder aus Franken. Die großen<br />
deutschen Rotweine können es mittlerweile mit den<br />
berühmten Pinot Noir aus Frankreich aufnehmen. Probieren<br />
Sie mal, Sie werden begeistert sein.<br />
Und jetzt kann ich Ihnen nur noch ein schönes Fest mit<br />
einem leckeren Weihnachtsmenü <strong>und</strong> einem guten<br />
Tropfen wünschen.<br />
Wohl bekomm‘s!<br />
Holen Sie sich die Gans ins Haus!<br />
Gänse Taxi<br />
Gänsetaxizeiten: 11.11. - 26.12.<strong>2017</strong><br />
Preis pro Gans (für 4 Pers.) inkl. aller Beilagen<br />
<strong>und</strong> Gratislieferung 86,- Euro oder Gänsekeule<br />
inkl. aller Beilagen pro Pers. 24,- Euro.<br />
Weihnachten zu gesonderten Preisen.<br />
Darüber hinaus bieten wir auch für Ihre<br />
Weihnachtsfeier, privat oder geschäftlich,<br />
weihnachtliche Buffets an.<br />
Wir liefern nach Schalksmühle, Halver, Breckerfeld,<br />
Lüdenscheid, Hagen, Rummenohl <strong>und</strong> Dahl.<br />
Gesen Koch Task Force<br />
58579 Schalksmühle<br />
Westhöhe 39<br />
Tel. 0 23 55/50 15 34<br />
www.gesen.de
KOMPLETT JUNG<br />
Die Seiten für junge Menschen<br />
EGM GOES DIGITAL<br />
Seit diesem Schuljahr hat das Evangelische Gymnasium<br />
Meinerzhagen eine eigene Schul-App, welche das Leben<br />
der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durch einen digitalen<br />
Vertretungsplan <strong>und</strong> viele andere nützliche Features erheblich<br />
vereinfacht.<br />
Die von den Schülern komplett in Eigenarbeit entwickelte<br />
App bringt die Schule in Zeiten der Digitalisierung<br />
einen großen Schritt voran. Im September 2015 wurde<br />
erstmals der Schülerwunsch nach einer App geäußert,<br />
welchem die Schulleitung nach weiterführender Planung<br />
im Dezember 2016 final zustimmte. In der <strong>Zwischen</strong>zeit<br />
entwickelte der Abiturient Marvin Strangfeld<br />
einen Prototyp der App, den er im Juni <strong>2017</strong> ans neu<br />
gegründete Medienteam abgab.<br />
Heute ist die App hauptsächlich eine Erleichterung des<br />
Schüleralltags. Besonders für Schüler in der Oberstufe<br />
kann es wichtig sein, auch mobil zu erfahren, wann<br />
welche St<strong>und</strong>en vertreten werden könnten. Besonders<br />
ab der Stufe EF kann dies bedeuten, dass man mehrere<br />
St<strong>und</strong>en früher Schluss hat <strong>und</strong> somit auch mit anderen<br />
Bussen oder Zügen rechnen muss. Früher war es nötig,<br />
zu den Vertretungsplänen zu gehen, die selbstverständlich<br />
immer noch vorhanden sind. Den aktuellen<br />
Plan bereits morgens vor Schulbeginn bzw. schon am<br />
Vortag auf dem eigenen Handy zu haben, stellt für die<br />
Schüler aber eine Bereicherung dar. Der Speiseplan der<br />
Schulmensa lässt sich ebenfalls einsehen, damit Schüler<br />
frühzeitig entscheiden können, wie sie ihr Mittagessen<br />
gestalten wollen.<br />
Doch die App kann noch mehr. Die Oberstufe verfügt<br />
über Stufenbretter, Informationstafeln nach dem Vorbild<br />
eines Schwarzen Bretts. An diesen Stufenbrettern<br />
hängen üblicherweise Informationen zu St<strong>und</strong>enplanänderungen,<br />
Exkursionen oder Aufgaben als Vertretung<br />
für ausgefallenen Unterricht aus. Im Moment<br />
wird mit Hochdruck daran gearbeitet, diese Stufenbretter<br />
zu digitalisieren. Darüber hinaus ist die App eine Art<br />
Sprachrohr für Mitteilungen der Schulleitung oder der<br />
Schülervertretung. Damit kann die Schulleitung Informationen,<br />
wie z.B. Änderungen in Busfahrplänen wesentlich<br />
schneller publik machen. Im nächsten Schritt<br />
soll eine Kalenderfunktion entwickelt werden, die die<br />
wichtigsten Termine des Schuljahres zeigt.<br />
<strong>Das</strong> Medienteam besteht derzeitig aus sieben Schülern<br />
der Jahrgangsstufe 11 unter der Leitung <strong>und</strong> Organisation<br />
von Paul Handke. Sein Ansprechpartner im Lehrerkollegium<br />
ist Christian Erdmann, der dem Team mit Rat<br />
<strong>und</strong> Tat zur Seite steht. Die Entwicklung neuer Funktionen<br />
<strong>und</strong> die Behebung technischer Fehler übernimmt Timo<br />
Nowak, der zusammen mit Till Hammer dafür verantwortlich<br />
ist, dass alle Ideen <strong>und</strong> Funktionsentwürfe in die<br />
App integriert werden. Diesen Funktionen durch Infotexte<br />
<strong>und</strong> anderen Beiträgen Leben einzuhauchen, ist die Aufgabe<br />
von Redakteur Leon Bromand. Er wird bei Bedarf<br />
von Julian Klose unterstützt, der aber als eine Art „Multifunktionswerkzeug“,<br />
auch beim Programmieren <strong>und</strong> Aktualisieren<br />
der Schulhompage hilft. Für Letzteres ist Ben<br />
Leitzbach hauptverantwortlich. Artikel des Presseteams<br />
<strong>und</strong> anderer schulischen Gruppen erscheinen ohne großen<br />
Zeitverlust zwischen Schreiben <strong>und</strong> Erscheinen auf<br />
der Homepage <strong>und</strong> im Infobereich der App. Dabei hilft<br />
auch Ole Beckmann von Zeit zu Zeit aus, wenn er sich<br />
nicht grade schnell <strong>und</strong> zuverlässig um die Fragen <strong>und</strong><br />
Probleme von Nutzern kümmert.<br />
Dieses Team kümmert sich um die App <strong>und</strong> pflegt sie.<br />
Und das spürt man auch: Mittlerweile haben sich über<br />
600 Schüler <strong>und</strong> Lehrer registriert <strong>und</strong> die Zahl steigt<br />
stetig. <strong>Das</strong> Medienteam verspricht: „Genau deswegen<br />
werden wir uns auch weiterhin bemühen, unser Ziel zu<br />
erreichen: den ohnehin schon stressigen Alltag eines jeden<br />
Schülers unserer Schule bedeutend zu entlasten. Wir<br />
fangen in den kleinen Bereichen an <strong>und</strong> leisten dadurch<br />
unseren Beitrag zu einem fortschrittlichen <strong>und</strong> modernen<br />
Klima an der Schule. Wichtig ist für uns auch, dass die<br />
App nach unserer Schulzeit bestehen bleibt <strong>und</strong> weiterhin<br />
stetig verbessert wird.“
LERNEN<br />
MIT FREUDE<br />
UND HERZ<br />
Primusschule Schalksmühle<br />
geht auf neuen Bildungswegen<br />
Text Wolfgang Teipel, Fotos Martin Büdenbender<br />
Lernen mal anders. Mädchen <strong>und</strong> Jungen aus der Stufe<br />
2 der Schalksmühler Primusschule bilden mit ihren<br />
Stühlen einen Kreis. Der Morgen im Lernbüro „Merkur“<br />
beginnt. Celina ist mit der Kalendergeschichte dran.<br />
„Wer hat in Deutschland den Fußball erf<strong>und</strong>en?“ Keiner<br />
weiß es. Die Rückseite des Kalenderblatts enthüllt das<br />
Geheimnis. Es war der Braunschweiger Gymnasiallehrer<br />
Konrad Koch. Er holte 1855 einen Lederball <strong>und</strong> die Regeln<br />
aus England an seine Schule. Lang ist’s her. Hätten<br />
Sie es gewusst? „Na klar, ein Lehrer“, sagt Lehrerin Ann-<br />
Kristin Lohmeier mit einem Schmunzeln. Alle grinsen.<br />
Dann wird’s ernst.<br />
Mathe, Deutsch <strong>und</strong> Englisch. 27 Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler, drei Fächer, eine Lehrerin <strong>und</strong> eine Praktikantin<br />
von der Uni legen los. Die meisten Kinder beschäftigen<br />
sich mit dem Mathe-Lernnachweis. Er muss bald fertig<br />
sein. Ein Mädchen zieht sich zurück <strong>und</strong> liest in einem<br />
Englischbuch. Es hat ihren Mathe-Lernnachweis schon<br />
vor einigen Tagen abgeschlossen. Manche sind eben<br />
ein wenig schneller als andere. Macht aber nichts. Aufgaben<br />
gibt es immer in Hülle <strong>und</strong> Fülle. Anders lernen:<br />
<strong>Das</strong> funktioniert an der Primusschule.<br />
Die 27 Kinder der Stufe 2 im „Merkur“-Lernbüro würden<br />
an einer herkömmlichen Schule die Klassen vier bis<br />
sechs besuchen. An der Primusschule ist der jahrgangsübergreifende<br />
Unterricht ein wichtiger Baustein. Dabei<br />
kommt keiner zu kurz. Ziel ist es, alle Kinder in ihrer<br />
individuellen Lern-, Anstrengungs- <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft<br />
zu beachten <strong>und</strong> zu fördern. Die Lehrerinnen <strong>und</strong><br />
Lehrer haben den klaren Auftrag, die Schüler zu begeistern<br />
<strong>und</strong> so die natürliche Neugierde <strong>und</strong> Bereitschaft<br />
für Lernen <strong>und</strong> Bildung zu erhalten, zu stärken oder<br />
wieder freizulegen. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler werden<br />
mit ihren individuellen Stärken beachtet, sodass auch<br />
hochbegabte Kinder nicht unterfordert werden <strong>und</strong> zu<br />
ihrem Recht kommen.<br />
Der zweite Baustein: Eine Schule für alle von 1 bis 10.<br />
„<strong>Das</strong> ist in Nordrhein-Westfalen noch eine Rarität“, sagt<br />
Astrid Bangert vom Leitungsteam. Außer in Schalksmühle<br />
laufe der auf zehn Jahre angelegte Schulversuch<br />
noch in Münster, Viersen, Titz <strong>und</strong> Minden. <strong>Das</strong> längere<br />
gemeinsame Lernen von Jahrgang 1 bis Jahrgang 10<br />
solle Brüche in den Bildungsbiografien der Kinder nach<br />
der Klasse 4 verhindern. Was in anderen B<strong>und</strong>esländern<br />
seit vielen Jahren Normalität ist, wurde in NRW<br />
im Schuljahr 2013/2014 in fünf Kommunen im Schulversuch<br />
gestartet. Für Schalksmühle war das Pilotprojekt<br />
die letzte Chance, Standort für eine weiterführende<br />
Schule zu bleiben.<br />
Herkömmliche Schulformen schwächeln<br />
44<br />
Rückblende: In den 2000er Jahren schwächelten Haupt<strong>und</strong><br />
Realschule in Schalksmühle. Auf dem Loh <strong>und</strong> an<br />
der Friedhofstraße gingen die Schülerzahlen immer<br />
weiter zurück. So bestand die Gefahr, dass beide Bildungseinrichtungen<br />
als eigenständige Schulformen<br />
nicht überleben würden. Zwei Schulen unter dem Dach<br />
einer Verb<strong>und</strong>schule: <strong>Das</strong> sollte die Rettung bringen.<br />
Die neue Schule startete im August 2010 mit viel Rückenwind<br />
aus der Bürgerschaft, Industrie <strong>und</strong> Handwerk<br />
sowie großem Engagement der Lehrerkollegen<br />
der ehemaligen Haupt- bzw. Realschule. Die Verb<strong>und</strong>schule<br />
galt damals mittelfristig als einzige Chance, eine
weiterführende Schule vor Ort zu halten.<br />
Mit Herzklopfen zur neuen Schule: <strong>Das</strong> galt sowohl für<br />
die Lehrerkollegien von Haupt- <strong>und</strong> Realschule als auch<br />
für den ersten Jahrgang. Zwei Schulen unter einem<br />
Dach, das war für alle etwas Neues. Neue Fächer, neue<br />
Wege, neue Lehrer, dazu offene Fragen. Wer würde die<br />
Leitung der neuen Schule übernehmen? Wie würde sich<br />
das Pendeln zwischen den Standorten Löh <strong>und</strong> Friedhofstraße<br />
einspielen?<br />
<strong>Das</strong> Konzept bewährte sich nicht. Die Schülerzahlen<br />
sanken weiter. In Klasse 6 saßen 2013 nur noch zwölf<br />
Schüler. Sie mussten nach einem besonderen Lernkonzept<br />
unterrichtet werden. Im Oktober 2013 genehmigte<br />
das NRW-Schulministerium die Umwandlung der<br />
Verb<strong>und</strong>schule in eine Primusschule. So konnten zum<br />
neuen Schuljahr 2014/2015 auch Gr<strong>und</strong>schüler aufgenommen<br />
werden.<br />
Astrid Bangert, Abteilungsleiterin für die Jahrgangsstufen<br />
II <strong>und</strong> III (Bild unten), ist seit dem Start der Primusschule<br />
dabei. Für sie weist der Schulversuch in die<br />
richtige Richtung. „Der Trend geht ganz klar weg vom<br />
zentrierten hin zum heterogenen Lernen“, sagt sie.<br />
Schule ohne Noten<br />
Frontalunterricht können sich Primusschüler kaum noch<br />
vorstellen. Für sie hat sich das Lernen in kleinen Gruppen<br />
unter der Anleitung von Lehrern bewährt. So findet<br />
jeder sein Lerntempo. Wer zurückhängt, schreibt<br />
es in sein Lerntagebuch. Es liefert den Lehrerinnen <strong>und</strong><br />
Lehrern jede Menge Aufschlüsse darüber, wie sich die<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen fühlen <strong>und</strong> wo sich Lücken auftun.<br />
Auf diese Weise treten Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer sie<br />
als Lernbegleiter auf <strong>und</strong> stehen den Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schülern in ihrem individuellen Lernprozess zur Seite.<br />
Noten gibt es nicht. An ihre Stelle treten bei den Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen der Jahrgänge 1 bis 8 schriftliche<br />
Lernentwicklungsberichte. Sie werden einmal pro<br />
Halbjahr mit den Erziehungsberechtigen besprochen.<br />
„Damit tun sich manche Mütter <strong>und</strong> Väter noch schwer“,<br />
räumt Astrid Bangert ein. Sie seien es aus der eigenen<br />
Schulzeit eben gewohnt, den Leistungsstand anhand<br />
von Noten zu messen. Insbesondere Eltern, die aus eher<br />
pragmatischen Gründen die Primusschule gewählt hätten,<br />
fragten immer wieder nach Zensuren. Für manche<br />
Mütter <strong>und</strong> Väter ist das ein schwieriger Lernprozess.<br />
Jugendliche, die nach zehn Jahren zum Gymnasium<br />
wechseln möchten, dürften gut vorbereitet sein. Die<br />
Primusschule kooperiert mit dem Halveraner Anne-<br />
Frank-Gymnasium AFG) sowie dem Bergstadtgymnasium<br />
Lüdenscheid (BGL).<br />
Die Kinder nehmen die neue Lernkultur mit ihren vielfältigen<br />
Lernformaten gern <strong>und</strong> ohne Probleme an <strong>und</strong><br />
vertrauen den Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern. <strong>Das</strong> zählt in der<br />
kreativen Lernschule neben Wertschätzung, Beziehung<br />
<strong>und</strong> Verantwortung.<br />
„Mit Freude <strong>und</strong> Herz ins Abenteuer Leben“, heißt es<br />
auf der Homepage der Primusschule. Diesem Leitsatz<br />
folgen die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen. Dazu zählen<br />
auch Mädchen <strong>und</strong> Jungen aus den Nachbarorten. Aus<br />
Breckerfeld rollt ein eigener „Primusbus“ täglich nach<br />
Schalksmühle <strong>und</strong> wieder zurück.<br />
Vor dem Start in den Tag surrt im „Merkur“-Lernbüro<br />
der Staubsauger. Schließlich soll der Teppich in der Mitte<br />
des Stuhlkreises sauber sein. Und Spaß muss auch<br />
dabei sein. Nachdem alle 27 Mädchen <strong>und</strong> Jungen an<br />
diesem Morgen in der abschließenden R<strong>und</strong>e berichtet<br />
haben, wie es für sie ganz persönlich gelaufen ist,<br />
ist noch Zeit für einen Trick. Wie schreibt man mit einem<br />
schwarzen Stift rot? Ein Blick in die R<strong>und</strong>e. Manche<br />
haben schon davon gehört. Sie halten dicht. Einer der<br />
Jungs löst das Rätsel. Er nimmt einem Stift <strong>und</strong> schreibt<br />
in großen Buchstaben Rot aufs Blatt. So macht Lernen<br />
Spaß.<br />
45
Investitionen <strong>und</strong> Ganztag<br />
Die <strong>Ausgabe</strong>n im Zusammenhang mit der Errichtung<br />
der Primusschule zählen zu den höchsten Investitionen,<br />
die die Gemeinde Schalksmühle je gestemmt hat.<br />
Allein der Neubau des Hauses drei schlägt mit r<strong>und</strong><br />
fünf Millionen Euro zu Buche. In den Umbau bestehender<br />
Gebäude wurden 4,6 Millionen Euro gesteckt.<br />
Dazu kommen Planungskosten <strong>und</strong> Kosten für den Abriss<br />
des ehemaligen Hauses zwei.<br />
Der Neubau wird neben Unterrichts- <strong>und</strong> Differenzierungsräumen<br />
auch die Mensa beherbergen. Hier<br />
können später H<strong>und</strong>erte Primusschüler zeitgleich ihr<br />
Mittagessen einnehmen.<br />
Sie wird das Herzstück des neuen Hauses <strong>und</strong> soll<br />
nicht nur der Versorgung der Schüler <strong>und</strong> Lehrer dienen,<br />
sondern auch ein Raum für Versammlungen <strong>und</strong><br />
Veranstaltungen werden. Die Arbeiten am Neubau<br />
sind noch nicht abgeschlossen.<br />
Die Trägerschaft für die pädagogische Betreuung der<br />
Kinder im Rahmen des Modellprojektes Primusschule,<br />
liegt beim SOS Kinderdorf Sauerland.<br />
Im besonderen Ganztags-Konzept in Stufe I an der<br />
Primusschule wird jede Lerngruppe jeweils von einer<br />
Lehrkraft <strong>und</strong> einem ausgebildeten Erzieher geleitet.<br />
So soll die Entwicklung jedes Kindes immer ganzheitlich<br />
in den Blick genommen werden.<br />
Inzwischen werden vier Ganztagsgruppen mit über 70<br />
Kindern betreut.<br />
STEUERKANZLEI<br />
<strong>2017</strong><br />
Ihr kompetenter Partner in der<br />
heimischen Wirtschaftsregion.<br />
Ihr Steuerberater in KIERSPE <strong>und</strong> MEINERZHAGEN<br />
Friedrich-Ebert-Straße 378 Gerichtstraße 18<br />
Fon 02359 / 66 40<br />
Fon 02354 / 9 23 95<br />
www.gbmp.de<br />
WIRTSCHAFTS-<br />
PRÜFUNG<br />
DEUTSCHLANDS<br />
GRÖSSTE<br />
STEUERKANZLEIEN<br />
IM VERGLEICH<br />
IN KOOPERATION MIT<br />
46
WEIHNACHTSBAUM-SAISON<br />
STARTET MIT SCHNITTGRÜN FÜR<br />
TOTEN-FEIERTAGE<br />
Auslieferung ab Mitte November - „Die Schönsten der Schönen“ werden mit Ballen geerntet<br />
„Am 25. Oktober fangen wir immer an. <strong>Das</strong> sind auf den<br />
Kopf zwei Monate“, sagt Heiko Tacke. Zwei Monate vor<br />
Weihnachten. <strong>Das</strong> ist Tradition auf dem Hof in Eickerhöh.<br />
Dann beginnt für den Halveraner Weihnachtsbaum-<br />
Produzenten der Saison-Endspurt. Dann kommen die<br />
Saisonarbeiter aus Ungarn. Dann geht es los. Erst mit<br />
Schnittgrün „für die Toten-Feiertage, für Blumenkästen<br />
<strong>und</strong> Grabgestecke“, später mit Bäumen für Baumärkte,<br />
Firmen-Events oder Familien.<br />
Vorher geht es in die Schonung. Heiko Tacke zieht eine<br />
Weste gespickt mit Taschen an. Aus jeder lugt ein anderes<br />
Plastikfähnchen. Mit Messstab <strong>und</strong> Kennerblick<br />
kennzeichnet er die Qualität. Flaggenparade an der<br />
Straße nach Hohenplanken. 17 Farbcodes stehen für<br />
Größe, Farbe, Wuchs. So können K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verkäufer<br />
den Überblick behalten. Und bevor die Sägen angesetzt<br />
werden, hoffte der Weihnachtsbaum-Produzent für November<br />
„noch auf ein paar trockene Tage“. Dann zieht<br />
er nochmals durch den Bestand, sucht „die Schönsten<br />
der Schönen aus“: Ballenware, Bäume, die wieder eingepflanzt<br />
werden können <strong>und</strong> übers Fest hinaus Freude<br />
machen sollen.<br />
Beim Hofverkauf zählt Frische<br />
Ab Mitte November werden die Bäume ausgeliefert. Der<br />
mit 12 Meter höchste Baum aus den Tacke-Kulturen geht<br />
in diesem Jahr nach Düsseldorf. Die intensivste Zeit ist für<br />
Heiko Tacke „um Nikolaus“, wenn der Großhandel beliefert<br />
wird <strong>und</strong> ab 2. Adventswochenende auch der Hofverkauf<br />
anläuft. Hänge kontrollieren, Maschinen warten, Öl<br />
wechseln, Ketten schärfen.<br />
Bunte Fähnchen geben Hinweise<br />
auf Größe <strong>und</strong> Qualität<br />
der Bäume.<br />
<strong>Das</strong> sind die letzten Vorbereitungen, bevor die Ernte beginnt.<br />
Und das bei jedem Wetter. Nichts für Warmduscher,<br />
bei Wind, Schnee oder Eisregen täglich h<strong>und</strong>erte von<br />
Bäumen abzusägen, zu transportieren <strong>und</strong> zu verladen.<br />
Es sei denn, die K<strong>und</strong>en kommen zum Hofverkauf. Da<br />
legen sie gerne selbst Hand an. Vor allem „junge Familien<br />
gehen am liebsten selber schneiden“, hat der<br />
Weihnachtsbaum-Anbauer beobachtet. Dafür pflegt er<br />
Kulturen in Hofnähe. Neben dem Event-Charakter ist<br />
die Frische der Bäume ein Marketing-Argument. Damit<br />
heben sich der Halveraner <strong>und</strong> seine Kollegen in der<br />
Region auch von den Angeboten der Ketten ab.<br />
Regen als Glücksfall<br />
„In-Baum“ ist die Nordmanntanne. Wegen ihrer weichen<br />
Nadeln. „Im Prinzip suchen alle in der Branche<br />
nach Alternativen“, sagt Tacke. Für K<strong>und</strong>en, die etwas<br />
Besonderes suchen, sei die Blaufichte wieder im Fokus:<br />
stachelig, schwierig im Anbau, war sie fast verschw<strong>und</strong>en.<br />
Ihr Vorteil: Die kräftigen Äste tragen schwereren<br />
Schmuck. Und: Sie duftet stärker. – Eine Prise Wald im<br />
Wohnzimmer. Die Preise für Weihnachtsbäume sind<br />
seit etwa fünf Jahren stabil. Zudem können sich K<strong>und</strong>en<br />
über eine schöne Farbe <strong>und</strong> kräftige Nadeln freuen.<br />
„<strong>Das</strong> Jahr war sehr gut, mit viel Regen im Herbst. Die<br />
Qualität ist sehr gut“, sagt Heiko Tacke.<br />
• Die Nordmanntanne ist nach wie vor Trend bei den<br />
Weihnachtsbäumen.<br />
• Blaufichten sind beliebt bei K<strong>und</strong>en, die eine Alternative<br />
suchen. Sie haben kräftigere Zweige <strong>und</strong><br />
können schwereren Schmuck tragen. Zudem duften<br />
sie stärker als Nordmanntannen.<br />
• Nordmanntannen kosten zwischen 18 <strong>und</strong> 20 Euro<br />
pro Meter. Geringere Qualitäten sind auch günstiger<br />
zu bekommen.<br />
• Hofverkauf <strong>und</strong> Weihnachtsbasar in der Scheune,<br />
Halver, Eickerhöh 1, am 9. <strong>und</strong> 10. sowie am 16.<br />
<strong>und</strong> 17. Dezember. Der Erlös geht an ein Straßenkinderprojekt<br />
in Kenia.<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
www.weihnachtsbaumhof-tacke.de/halle.php<br />
47
BIO-WEIHNACHTSBAUM –<br />
DIE AUFZUCHT MACHT DEN<br />
UNTERSCHIED<br />
Halveraner bedient Nischenmarkt -<br />
Produktion ohne Chemie<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Mit der Kultivierung in großem Stil kamen auch chemische<br />
Mittel beim Anbau zum Einsatz. „Großbetrieb<br />
setzen Herbizide ein. <strong>Das</strong> hab ich auch gemacht“, sagt<br />
Grüber. Denn: alles wachse schneller als ein Weihnachtsbaum.<br />
Die Jungpflanzen würden, auf sich gestellt, im<br />
Gras ersticken. „Größtes Problem ist es, die Pflanzen frei<br />
von Unkraut zu halten“, so Grüber. Auch Schafe seien<br />
keine wirkliche Lösung, allenfalls eine Unterstützung.<br />
Für den Halveraner kam es darauf an, „den Chemieeinsatz<br />
auf den Flächen zu minimieren. Man kann es anders<br />
machen“, war seine Erkenntnis. Bio bedeute, komplett<br />
auf Chemie zu verzichten. <strong>Das</strong> gilt sowohl bei der<br />
Bekämpfung von Unterwuchs <strong>und</strong> von Schädlingen als<br />
auch bei der Düngung. Organischer Stickstoff ist in den<br />
Bio-Betrieben tabu.<br />
„Bei Luxusgut auch an Umwelt denken“<br />
48<br />
„Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand bei einem konventionellen<br />
Baum einen anaphylaktischen Schock kriegt, ist<br />
vernachlässigbar“, sieht Volker Grüber kein Risiko durch<br />
konventionell produzierte Weihnachtsbäume. Selbst<br />
setzt er auf Bio-Ware. Vor 12 Jahren hat er den Berieb in<br />
Halver auf biologisches Wirtschaften umgestellt. Grüber<br />
ist einer der Mitbegründer der Initiative Bio-Weihnachtsbäume,<br />
die mit sechs Anbauern in Nordrhein-Westfalenstartete<br />
<strong>und</strong> inzwischen auch über die Landesgrenzen hinaus<br />
Zuspruch gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Sorgen, sich mit einem konventionell produziertem<br />
Baum Schadstoffe ins Haus zu holen, muss sich keiner<br />
machen, räumt Grüber ein. <strong>Das</strong> Konzept der Bio-Bäume<br />
zum Fest sei erklärungsbedürftig. Er hat einen Bewusstseinswandel<br />
beobachtet <strong>und</strong> merkt auf dem Hof, dass<br />
„viele Familien mit Kindern <strong>und</strong> junge Leute eine andere<br />
Affinität zum Thema haben“. Die Produktionsweise<br />
sei eine andere. Sie mache den Unterschied. Vor 30, 40<br />
Jahren gab es die heutige Produktionsweise mit ausgedehnten<br />
Monokulturen nicht, so Grüber. Man ging in<br />
den Wald, sägte passende Bäume ab <strong>und</strong> verkaufte sie.<br />
Volker Grüber: „Wir produzieren ein Luxusgut. Wenn wir<br />
uns dabei nicht Gedanken um die Umwelt machen, wer<br />
dann?“ Der Anbau ohne chemische Unterstützung macht<br />
mehr Arbeit. Die Klientel sei „bereit, in Maßen mehr zu<br />
bezahlen“, so Grüber. Wesentlich teurer als konventionelle<br />
Bäume sind die Bio-Tannen beim Hofverkauf in<br />
Halverscheid nicht. Aber, die Produzenten der Bio-Bäume<br />
sind „auf K<strong>und</strong>en angewiesen, die nicht den perfekten<br />
Baum suchen.“ Bio heißt auch, beim Wuchs weniger<br />
einzugreifen.<br />
Imker profitieren von Umstellung<br />
Grüber <strong>und</strong> seine Kollegen bedienen einen Nischenmarkt.<br />
Von geschätzt 20 Millionen Weihnachtsbäumen,<br />
die in der Saison b<strong>und</strong>esweit verkauft werden, bieten<br />
die Mitglieder der Initiative Bio-Weihnachtsbäume gerade<br />
mal 100.000 an. Der Halveraner, der neben dem<br />
Verkauf auf seinem Hof in Halverscheid auch Stände in<br />
Münster <strong>und</strong> Rostock bedient, sieht aber eine zunehmende<br />
Nachfrage nach biologisch produzierten Bäumen.<br />
Diese Art der Landwirtschaft schont Böden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser.<br />
Dafür sei mancher bereit, etwas mehr zu zahlen.<br />
Auch Ketten, die ebenfalls zu Grübers K<strong>und</strong>en gehören<br />
<strong>und</strong> kein „Hort der Öko-Freaks sind“, ordern die<br />
Bio-Bäume aus dem <strong>Volme</strong>tal. Grüber glaubt, dass diese<br />
K<strong>und</strong>en bewusster wählen. Wenn er die Zusammenhän-
ge erklärt, „sagt keiner scheißegal. <strong>Das</strong> habe ich noch<br />
nicht erlebt.“ Und Imker freuen sich. Sie können in der<br />
Nähe der Bio-Kulturen wieder Bienenstöcke aufstellen.<br />
Damit leisten Bio-Weihnachtsbäume auch einen kleinen<br />
Beitrag gegen das Insektensterben.<br />
Drei Bio-Weihnachtsbäume<br />
zu gewinnen<br />
Die KOMPLETT-Redaktion <strong>und</strong> Volker Grüber, der in<br />
Halver Bio-Weihnachtsbäume anbaut, verlosen drei<br />
Nordmanntannen zum Fest. Wer einen der Bäume mit<br />
den weichen Nadeln gewinnen möchte, schreibt eine<br />
Mail an biobaum@komplett-magazin.de oder schickt<br />
eine Postkarte an die <strong>Komplett</strong>-Redaktion, Am Galgenhagen<br />
13, 58840 Plettenberg, Stichwort: Bio-Baum.<br />
Bitte die Telefonnummer angeben.<br />
• Initiative Bio-Weihnachtsbäume mit Angabe der Betriebe:<br />
www.bioweihnachtsbaum.info<br />
• Besonderheiten in der Produktionsweise:<br />
www.bioweihnachtsbaum.de<br />
• Hofverkauf 2. <strong>und</strong> 3. Adventswochenende, Freitag<br />
bis Sonntag, jeweils 10 bis 18 Uhr<br />
Die Weihnachtsbäume sind zwischen ein <strong>und</strong> max. 2,5<br />
Meter groß. Sie können am 2. <strong>und</strong> 3. Adventwochende<br />
in Halver, Halverscheid 19, abgeholt werden. Der Hofverkauf<br />
ist an den beiden Wochenenden jeweils freitags<br />
bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.<br />
Zusendungen müssen der KOMPLETT-Redaktion bis Freitag,<br />
8. Dezember <strong>2017</strong>, vorliegen. Die Gewinner werden<br />
benachrichtigt. Die Teilnehmer erklären sich mit<br />
der Veröffentlichung ihres Namens <strong>und</strong> eines Fotos von<br />
der Baumübergabe einverstanden.<br />
140.000 Fahrgäste pro Tag<br />
AZ Image 2x_168x124_4c_iO.indd 1 08.02.16 15:16<br />
49
WEIHNACHTSMÄRKTE<br />
IM OBEREN VOLMETAL<br />
Halveraner Weihnachtsmarkt<br />
Der 31. Halveraner Weihnachtsmarkt öffnet am ersten<br />
Adventswochenende an seinem angestammten Platz an<br />
der Bahnhofstraße <strong>und</strong> im Saal des Kulturbahnhofs seine<br />
Türen. Geboten werden den Besuchern kulinarische Köstlichkeiten,<br />
Handwerkskunst, Weihnachtslieder, Live-Musik,<br />
ein Weihnachtsrätsel, eine Tombola <strong>und</strong> noch viel mehr.<br />
Zudem kommt der Nikolaus. Öffnungszeiten: Freitag, 1.<br />
Dezember von 17 bis 20 Uhr, Samstag, 2. Dezember von<br />
14 bis 20 Uhr, Sonntag, 3. Dezember von 14 bis 19 Uhr<br />
Weihnachtsmarkt Valbert<br />
Erstmals an zwei Tagen: 2. Dezember (15 bis 21 Uhr) <strong>und</strong><br />
3. Dezember (11 bis 18 Uhr) r<strong>und</strong> um die Ev. Kirche. Im<br />
Kirchpark bauen Valberter Bürger, Vereine, Geschäftsleute,<br />
Kindergärten, Schulen <strong>und</strong> Fördervereine ihre Stände<br />
auf. Im Angebot: Speisen <strong>und</strong> Getränke, Geschenke, Dekoartikel,<br />
Handwerkliches aus Holz <strong>und</strong> Metall <strong>und</strong> vieles<br />
mehr. Traditionell wird ein sozialer Zweck unterstützt. In<br />
diesem Jahr kommt der Erlös aus Spenden, freiwilligen<br />
Abgaben der Standbetreiber <strong>und</strong> einer Tombola zu gleichen<br />
Teilen dem Förderverein der OGS <strong>und</strong> den beiden<br />
Kindergärten in Valbert zugute.<br />
Adventsmarkt Meinerzhagen<br />
9. Dezember (13 bis 21 Uhr) <strong>und</strong> 10. Dezember (11.30<br />
bis 18 Uhr) r<strong>und</strong> um die Jesus-Christus-Kirche <strong>und</strong> in der<br />
Kirchstraße. Mit lebendiger Krippe, Kreativmarkt im Kaminzimmer,<br />
Musik u.a. mit den Meinhardus-Musikanten.<br />
Verkaufsoffener Sonntag von 12 bis 17 Uhr.<br />
Weihnachtsmarkt Kierspe<br />
9. Dezember (14 bis 22 Uhr) <strong>und</strong> 10. Dezember (12 bis<br />
18 Uhr) r<strong>und</strong> um die Margarethenkirche. Die Stadt Kierspe<br />
<strong>und</strong> die Ev. Gemeinde laden zum Bummel über den<br />
Markt <strong>und</strong> zu einem bunten Programm ein.<br />
Weihnachtlicher Kunstmarkt an der<br />
Heesfelder Mühle (Halver)<br />
9. Dezember (11 bis 18 Uhr) <strong>und</strong> 10. Dezember (11 bis<br />
18 Uhr). Zahlreiche Stände mit kreativem Handwerk sowie<br />
Geschenkideen von Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstlern aus<br />
der Region. Am Sonntag ist Kindernachmittag mit einem<br />
Schmied, einem Schäfer <strong>und</strong> Stockbrotbacken.<br />
Weihnachtsmarkt Schalksmühle<br />
2. Dezember (14 bis 20 Uhr) r<strong>und</strong> um das Ev. Gemeindehaus<br />
(Heedfelder Straße 1)<br />
Weihnachtsmarkt Rönsahl<br />
2. Dezember ab 14 Uhr <strong>und</strong> 3. Dezember ab 11 Uhr r<strong>und</strong><br />
um die Historische Brennerei Rönsahl (Hauptstraße 23).<br />
Vereine <strong>und</strong> Privatleute bieten Speisen <strong>und</strong> Getränke sowie<br />
Geschenkartikel aller Art an. An vielen Stellen leuchten<br />
Feuer, Fackeln <strong>und</strong> Kerzen statt herkömmlicher Lampen.<br />
50
GESCHENKTIPPS<br />
Bücher werden<br />
beste Fre<strong>und</strong>e<br />
Echte Fre<strong>und</strong>e sind selten.<br />
Bücher sind die besten<br />
Fre<strong>und</strong>e. Sie sind immer da,<br />
wenn man sie braucht. Meine<br />
beste Fre<strong>und</strong>in war Pippi<br />
Langstrumpf, meine Enkelin<br />
liebt Rabe Socke. Wir beide<br />
lieben Lilli <strong>und</strong> Lobo. Noch nie gehört? Dann wird’s Zeit.<br />
Arne Machel, Journalist <strong>und</strong> Fotograf aus Kierspe, hat<br />
das Buch geschrieben. Er ist Vater von zwei mittlerweile<br />
erwachsenen Töchtern. Aus den Erlebnissen mit ihnen<br />
entstand die Geschichte von Lilli <strong>und</strong> Lobo. Es geht um<br />
Fre<strong>und</strong>schaft, Vertrauen <strong>und</strong> Selbstvertrauen. Eigentlich<br />
für Kinder im Erstlesealter. Eigentlich, denn das Buch ist<br />
so schön, dass auch Erwachsene Spaß daran haben. Die<br />
Illustrationen von Sophia Beste sind einfach fantastisch.<br />
Arne Machel, „Lili <strong>und</strong> Lobo“, 54 Seiten<br />
13 Illustrationen, 10,- Euro, arne.machel@gmail.com<br />
Für draußen<br />
War der Österreicher Friedensreich H<strong>und</strong>ertwasser<br />
im Gr<strong>und</strong>e seines Herzens ein Sauerländer? Immerhin,<br />
der verrückte Künstler hat sich ja auch die Namen<br />
Regentag <strong>und</strong> Dunkelbunt gegeben. Regenerprobt ist<br />
der Sauerländer. Sauerland – Schauerland, das wissen<br />
wir doch alle aus eigener Erfahrung. Für H<strong>und</strong>ertwasser<br />
waren Regentage „die Tage, an denen ich arbeiten<br />
kann, an denen ich am glücklichsten bin“. An diesen<br />
Tagen leuchten die Farben. Der Sauerländer an sich<br />
neigt weniger zur Euphorie, wenn es mal wieder plästert.<br />
Er nimmt wie’s kommt <strong>und</strong> macht das Beste draus.<br />
Er denkt eher praktisch, nimmt seinen Regenschirm <strong>und</strong><br />
trotzt dem Wetter. Warum nicht mit ein bisschen H<strong>und</strong>ertwasser?<br />
Ich empfehle allen den H<strong>und</strong>ertwasser-Regenschirm,<br />
dann wird das Tief nicht zum Stimmungstief<br />
<strong>und</strong> nass wird man auch nicht. Es gibt ihn in den Varianten<br />
„Dunkelbunt“ <strong>und</strong> „Tropenchinese“. Der nächste<br />
Regen kommt bestimmt, da lohnt sich Investition von<br />
54,- Euro, erhältlich in der H<strong>und</strong>ertwasser-Ausstellung,<br />
Villa Wippermann, Halver, Frankfurter Straße 45<br />
Die Haut ist unser größtes Organ. Als<br />
äußere Oberfläche des Organismus bildet<br />
es die Schranke zwischen Umwelt <strong>und</strong><br />
Körper.<br />
Sie ist ein vielfacher Schutz <strong>und</strong> muss<br />
daher selbst geschützt <strong>und</strong> gepflegt<br />
werden.– Und diese Pflege sollte schon im<br />
Gesicht beginnen, bei den Herren mit<br />
einer gründlichen <strong>und</strong> perfekten Rasur.<br />
Dabei steht die optimale Vorbereitung der<br />
Haut <strong>und</strong> des Barthaares an erster Stelle.<br />
Perfekte Pflege<br />
Den Pflegeprodukten kommt dabei große<br />
Bedeutung zu. Herkömmlicher Dosenschaum<br />
kann hautreizende Weichmacher<br />
enthalten oder die Klinge verkleben.<br />
Folge kann eine reduzierte Lebensdauer<br />
der Klinge <strong>und</strong> dadurch eine Schädigung<br />
der Gesichtshaut sein.<br />
Die Verwendung hautfre<strong>und</strong>licher Produkte<br />
versorgt die Haut mit Feuchtigkeit,<br />
richtet das Barthaar auf <strong>und</strong> leitet eine<br />
schonende <strong>und</strong> gründliche Rasur ein.<br />
Erstmalig bieten wir in unserer Apotheke<br />
dafür Pflegeprodukte der besonderen Art,<br />
z. B. „Taylor of Old Bond Street“, auch mit<br />
einem Segment für die empfindliche<br />
Haut. Ob die „Sandelwood Shaving<br />
Cream“, Hair <strong>und</strong> Body Shampoo oder<br />
das After Shave für die empfindliche Haut<br />
– die Gesichts-<strong>und</strong> Körperpflege wird zu<br />
einem wohltuenden Erlebnis.<br />
Sicher auch eine exklusive Geschenkidee<br />
zu Weihnachten!<br />
ALTE HIRSCH<br />
APOTHEKE<br />
seit 1789<br />
Alte Hirsch-Apotheke<br />
Frankfurter Straße 15, 58553 Halver<br />
Tel: 02353 903040 & 02353 903041<br />
info@alte-hirsch-apotheke.de<br />
51
FREUNDSCHAFTLICHE BANDE<br />
ZWISCHEN SAUERLAND UND JAPAN<br />
Volleyballer des TuS Meinerzhagen besuchen Abteilungsgründer<br />
Satoru Imamura im Land der aufgehenden Sonne<br />
Text Bernhard Schlütter<br />
Fotos privat<br />
Meinerzhagen <strong>und</strong> Kameoka in Japan sind durch Fre<strong>und</strong>schaften<br />
verb<strong>und</strong>en, die seit vielen Jahren <strong>und</strong> trotz der<br />
Entfernung von über 9000 Kilometern Bestand haben.<br />
Nicht nur das, es entstehen immer wieder neue fre<strong>und</strong>schaftliche<br />
Bande zwischen Sauerland <strong>und</strong> Japan. Im<br />
Zentrum dieser deutsch-japanischen Beziehungen steht<br />
Satoru Imamura. Er arbeitete in den 1970er <strong>und</strong> 1980er<br />
Jahren als Sportlehrer in Deutschland. Wieder zurück<br />
in seiner Heimat Japan gründete der heute 72-Jährige<br />
den Verein ISPOA (internationaler Sportaustausch), der<br />
gegenseitige Besuche von japanischen <strong>und</strong> deutschen<br />
Schülern <strong>und</strong> Studenten organisiert. In diesem Sommer<br />
machte sich eine Gruppe des TuS Meinerzhagen auf<br />
die Reise ins Land der aufgehenden Sonne - mit dabei:<br />
Maleen Peters (17) <strong>und</strong> Leonie Ryß (18).<br />
Highlight für Jugendspielerinnen<br />
Seit etwa zwei Jahren spielen Maleen <strong>und</strong> Leonie Volleyball<br />
beim TuS Meinerzhagen. Mit der weiblichen U-<br />
20-Mannschaft treten sie in der Bezirksliga an. Mädchen<br />
im Alter zwischen 13 <strong>und</strong> 18 Jahren sind dabei. „Bei uns<br />
herrscht ein top Teamgeist <strong>und</strong> wir haben viel Spaß“, erzählen<br />
Maleen <strong>und</strong> Leonie. Viele der Mädchen reisten in<br />
den Sommerferien mit nach Japan. Es war ein absolutes<br />
Highlight für die jungen Volleyballerinnen.<br />
Satoru Imamura arbeitete zwischen 1976 <strong>und</strong> 1983 als<br />
Sportlehrer am Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen.<br />
Zugleich engagierte er sich beim TuS<br />
Meinerzhagen, wo er zunächst die Turner<br />
trainierte <strong>und</strong> später die Volleyball-Abteilung<br />
ins Leben rief. Bis heute pflegt Imamura enge<br />
fre<strong>und</strong>schaftliche Kontakte zu den heimischen<br />
Sportlern, die sich nicht zuletzt in gegenseitigen<br />
Besuchen niederschlagen.<br />
Thorsten Kriegeskotte ist auf Meinerzhagener<br />
Seite seit der Gründung der Volleyball-<br />
Abteilung dabei. Er organisierte gemeinsam<br />
mit Sato, wie Imamura von seinen Fre<strong>und</strong>en<br />
genannt wird, jetzt schon zum dritten Mal<br />
eine Japanreise der Abteilung. Diesmal umfasste<br />
die heimische Gruppe 14 Mitglieder,<br />
Volleyballerinnen der weiblichen<br />
Jugend <strong>und</strong> Spieler der Ersten Herrenmannschaft<br />
des TuS. Dank des Engagements<br />
von Imamura <strong>und</strong> ISPOA, die sich<br />
um Sponsoring für den Sportaustausch<br />
kümmern, waren Kost <strong>und</strong> Unterkunft<br />
für die Jugendlichen frei. Sie mussten<br />
nur den Flug bezahlen <strong>und</strong> ihr Taschengeld.<br />
„99 Luftballons“<br />
im Seniorenheim<br />
<strong>Das</strong> Programm, das Sato Imamura, seine Frau<br />
Yasuyo <strong>und</strong> der Verein ISPOA für die Gäste aus Meinerzhagen<br />
vorbereitet hatten, war dicht gestrickt. „Wir<br />
waren eigentlich jeden Tag von morgens 7 bis abends<br />
18 Uhr unterwegs“, erzählt Maleen. Neben touristischen<br />
Ausflügen z.B. in die alten Kaiserstädte Nara <strong>und</strong> Kyoto,<br />
zu den heißen Quellen in Onsen <strong>und</strong> mit dem Schnellzug<br />
Shinkansen nach Hiroshima, standen sportliche Begegnungen<br />
mit den ISPOA-Mitgliedern <strong>und</strong> der Takatsuki<br />
kita Highschool auf dem Programm. Alte Fre<strong>und</strong>schaften<br />
gepflegt <strong>und</strong> neue geknüpft wurden bei geselligen<br />
Veranstaltungen wie einer Gesprächsr<strong>und</strong>e junger deutscher<br />
<strong>und</strong> japanischer Teilnehmer/innen <strong>und</strong> einem Karaoke-Abend.<br />
„In einem Altenheim haben wir Vorführungen<br />
gemacht“, erzählt Leonie lachend. „Wir haben<br />
einen bayerischen Volkstanz aufgeführt <strong>und</strong> 99 Luftballons<br />
von Nena gesungen.“<br />
52
Wenn Maleen <strong>und</strong> Leonie an die Japan-Reise zurückdenken,<br />
fallen ihnen vor allem das Wetter, das Essen<br />
<strong>und</strong> die Tempel ein. „Es war extrem heiß <strong>und</strong> schwül,<br />
37 Grad <strong>und</strong> 70 Prozent Luftfeuchtigkeit. Und die Tempel<br />
waren riesig.“<br />
Von großer Gastfre<strong>und</strong>schaft beeindruckt<br />
Die deutschen Gäste waren privat untergebracht, im<br />
Haus von Ehepaar Imamura <strong>und</strong> bei Nachbarn in Kameoka,<br />
einem Vorort von Kyoto. „<strong>Das</strong> war alles total unkompliziert<br />
<strong>und</strong> die Leute waren sehr gastfre<strong>und</strong>lich“, sind<br />
Leonie <strong>und</strong> Maleen beeindruckt. Die Mahlzeiten wurden<br />
gemeinsam eingenommen. „Es gab meist Fisch <strong>und</strong><br />
Reis.“ Landestypisch eben.<br />
Wie funktionierte die Verständigung? „Mit Händen <strong>und</strong><br />
Füßen. Ansonsten war die Verständigung auch in Englisch<br />
schwierig.“ Trotz der Sprachbarriere wurden Bekanntschaften<br />
geschlossen, die jetzt auch über die tausende<br />
Kilometer Entfernung gepflegt werden. „Wir sind<br />
mit einigen der japanischen Studenten über Instagram<br />
<strong>und</strong> Facebook in Kontakt.“ Bald gibt es aber auch<br />
ein Wiedersehen in der analogen Welt. Im März<br />
<strong>2018</strong> kommen die Japaner zu Besuch nach<br />
Meinerzhagen. „Am 10. März wird es ein<br />
Ehemaligentreffen geben, damit alle<br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Ehemalige Sato sehen können“,<br />
kündigt Thorsten Kriegeskotte an.<br />
Volleyball beim<br />
TuS Meinerzhagen<br />
Der TuS Meinerzhagen hat zurzeit eine Herren-<br />
<strong>und</strong> eine weibliche U-20-Mannschaft.<br />
Die Herrenmannschaft spielt in der Landesliga. Training<br />
ist montags <strong>und</strong> freitags jeweils von 20 bis 22<br />
Uhr in der Turnhalle Rothenstein.<br />
Leonie Ryß (rechts) <strong>und</strong> Maleen Peters mit einem der heiligen<br />
Rehe in Nara, die sich frei in der Stadt bewegen<br />
Die weibliche U-20-Mannschaft tritt in der Bezirksliga<br />
an. Trainer der Mannschaft sind Thorsten Kriegeskotte<br />
<strong>und</strong> Richard Lichtenwald. <strong>Das</strong> Training findet montags<br />
von 18 bis 20 Uhr sowie mittwochs von 20 bis 22<br />
Uhr in der Turnhalle Rothenstein statt. Zur Mannschaft<br />
gehören Spielerinnen im Alter zwischen 13 <strong>und</strong> 18<br />
Jahren. Neue Spielerinnen sind herzlich willkommen.<br />
Deutsch-Japanischer Sportaustausch<br />
Der von Satoru Imamura gegründete Verein ISPOA<br />
kümmert sich um den Austausch zwischen japanischen<br />
<strong>und</strong> deutschen Schülern <strong>und</strong> Studenten.<br />
Eine Gruppe aus Japan war erstmals im Jahr 2002 in<br />
Meinerzhagen. Im März <strong>2018</strong> findet der fünfte Besuch<br />
aus Japan statt. Die Meinerzhagener waren erstmals<br />
im Jahr 2005 in Japan, bisher insgesamt dreimal.<br />
Der Verein, der sich durch Mitgliedsbeiträge <strong>und</strong><br />
Sponsoring trägt, finanziert viele Aspekte des Austauschs,<br />
so dass den Teilnehmern vor Ort nur geringe<br />
Kosten entstehen.<br />
Satoru Imamura war Lehrer an der Universität in Kyoto<br />
<strong>und</strong> ist in diesem Jahr in Ruhestand gegangen. Er<br />
möchte auch die Aufgaben im Rahmen des Sportaustausches<br />
in jüngere Hände legen.<br />
Öffungszeiten:<br />
Mo - Fr 7 - 18 Uhr,<br />
Sa 8 -17 Uhr, So 8 -18 Uhr<br />
Bäcker mit Herz GmbH<br />
Zu Alten Post 6 - 8 ∙ 58540 Meinerzhagen<br />
Tel. 0 23 54 / 7 78 51 51 ∙ kontakt@torten.com<br />
53
VON KLEINKUNST BIS KONZERT:<br />
PROGRAMM-MACHER SETZEN<br />
AUF KLASSE UND VIELFALT<br />
So kommt die Kultur ins <strong>Volme</strong>tal: Planer denken langfristig –<br />
Künstler für 2019 schon gebucht – Angebote kommen fast täglich<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Jürgen Becker ist diesmal raus. Seine Agentur wollte mit<br />
„Volksbegehren“ rein in die AFG-Aula, Halvers kulturelle<br />
Herzkammer. Aber: <strong>Das</strong> neue Programm des beliebten<br />
Kabarettisten <strong>und</strong> Gastgebers der „Mitternachtsspitzen“<br />
hat Inge Zensen nicht überzeugt. „Eindeutig zu zweideutig“<br />
fand Halvers Kulturbeauftragte die Inhalte mit<br />
Blick auf ihr Publikum. Noch vier Veranstaltungen stehen<br />
bis Ende <strong>2017</strong> auf dem Programm, da hat für sie 2019<br />
längst begonnen. Es wird ein Jahr ohne Becker. Wie kommen<br />
bekannte Künstler in die unbekannte Provinz? Wie<br />
entsteht das Puzzle aus Kleinkunst, Literatur <strong>und</strong> Musik?<br />
– <strong>Komplett</strong> fragte bei den Programm-Machern nach.<br />
Bei Salut Salon waren in diesem Jahr 600 Besucher, rechnet<br />
er vor: „Da haben wir schon wieder angefragt.“<br />
„Ein Jahr Vorlauf ist normal“, sagt Inge Zensen <strong>und</strong> verteidigt<br />
resolut ihre Becker-Absage: „Man muss das Recht<br />
haben, den Agenten auch zu sagen, wenn was nicht<br />
läuft.“ Bei der Gestaltung des Kulturprogramms setzt sie<br />
auf Erfahrung <strong>und</strong> Bauchgefühl. „Andere würden eine<br />
andere Auswahl treffen“, räumt sie ein <strong>und</strong> rührt im Kaffee.<br />
Jetzt hat sie Lisa Eckhardt im Visier. Die preisgekrönte<br />
österreichische Kabarettistin gilt als bissig. Ihr werden<br />
Sprachwitz, Boshaftigkeit <strong>und</strong> pointierte Provokation<br />
nachgesagt. Eine Zehn-Minuten-Sequenz hat Inge Zensen<br />
gesehen. Noch zweifelt sie, ob das für einen Abend<br />
trägt. Auch da wird ihr Bauchgefühl den Ausschlag geben<br />
<strong>und</strong> nicht etwa der Kaffeesatz.<br />
Die Kontakte<br />
Nahezu täglich kommen Angebote per Post, meist von<br />
Agenturen. „Die stellen sich vor oder wünschen sich eine<br />
Fortsetzung der Kontakte“, sagt Karl-Heinz Kraus, Vorsitzender<br />
des Vereins für Kommunikation <strong>und</strong> Kultur in<br />
Kierspe <strong>und</strong> Meinerzhagen (KUK). Man werde „zugeschüttet<br />
mit Anfragen“. Der KUK-Vorstand plant ein halbes<br />
bis zwei Jahre im Voraus. <strong>Das</strong>, so Kraus, sei bei bekannten<br />
Künstlern unumgänglich. Bei der Planung blickt<br />
der KUK-Vorstand auch gerne ins Archiv: Wer ist bereits<br />
hier aufgetreten, wie war die Resonanz? <strong>Das</strong> helfe bei<br />
der Entscheidung, so Kraus. Wer gut war, darf wiederkommen.<br />
Die Kontakte sind für die Programm-Planer Gold wert.<br />
Ob in Meinerzhagen, Kierspe oder Halver: Viele Künstler<br />
kommen gerne wieder, schätzen die Atmosphäre <strong>und</strong><br />
die Betreuung hier. Ein Schaufenster für Programm-Macher<br />
ist auch die jährliche Kulturbörse in Freiburg (IKF),<br />
bei der viele „Künstler kleine Kostproben geben“, so<br />
Inge Zensen, die sich gerne selbst einen Eindruck verschafft,<br />
bevor sie bucht.<br />
Die Kriterien<br />
Bieten, was gefragt ist. Erwartungen zu erfüllen gehört<br />
für Wolfgang Schmitz, 2. KUK-Vorsitzender, zu den Auswahlkriterien.<br />
Stars werden nur mit entsprechendem Abstand<br />
von zwei bis drei Jahren erneut gebucht. Gerade<br />
kleine Veranstalter wie die im <strong>Volme</strong>tal leiden auch unter<br />
der Arroganz der Top-Acts. Als sie noch unbekannt<br />
waren, waren sie froh, hier spielen zu können. Jetzt<br />
setzen manche Mindestgrößen fest was Besucherzahlen<br />
oder Saalkapazität angeht. „Andere sind schlicht zu<br />
teuer“, so Kraus. Denn: zur Gage kommen noch Nebenkosten<br />
wie Unterkunft oder Technik, die zum Teil eingekauft<br />
werden muss. Wirtschaftlichkeit ist ein Kriterium.<br />
KUK finanziert das Programm neben Spenden auch<br />
aus Eigenmitteln. Da müsse berücksichtigt werden, welche<br />
Veranstaltung ausreichend Besucher anlockt, sagt<br />
Schmitz. Dafür sei bei den Künstlern „ein gewisser Bekanntheitsgrad<br />
nötig.“<br />
54
Die Auswahl<br />
Inge Zensen will bei der Auswahl „möglichst Vielfalt<br />
reinbringen, sehen, dass man nicht zu einseitig wird“.<br />
Andererseits seien Standards zu beachten. Die Kulturbeauftragte<br />
kommt daher „immer wieder auf die Hohenloher<br />
Puppenbühne“, wenn es ums Kinder-Programm<br />
geht. <strong>Das</strong> sei „einfach eine andere Ebene an Qualität“.<br />
Sie sieht auch einen Trend „weg vom reinen Reden. Am<br />
besten kommt mittlerweile an, wenn Künstler etwas Besonderes<br />
machen.“ Mit Timo Marc hat sie so einen gef<strong>und</strong>en.<br />
Zweimal war er in Halver. Jetzt will er eigens<br />
für Halver ein Varieté-Programm kreieren <strong>und</strong> damit ein<br />
breites Publikum erreichen. – Ein Abend für die ganze<br />
Familie.<br />
Bei KUK setzen die Programm-Macher ebenfalls auf einen<br />
Mix aus Kabarett, Jazz, Klassik. Daneben gehören<br />
bei dem Verein regelmäßig Lesungen, aber auch Fahrten,<br />
etwa zu Ausstellungen oder in Museen, zum Kultur-Angebot.<br />
Die Aufgaben im KUK-Vorstand sind für die<br />
verschiedenen Bereiche aufgeteilt. Damit kommen unterschiedliche<br />
Interessen zum Zuge. Auch die Spielstätten<br />
müssen die Planer im Auge behalten. Was geht wo?<br />
Wolfgang Schmitz etwa vermisst eine Kleinkunstbühne.<br />
„Ein Kinoraum wäre ideal“, sagt er. Für KUK das A <strong>und</strong> O<br />
ist die Meinerzhagener Stadthalle. Sie steht im Zentrum<br />
aller Planungen – ohne sie auch keine zugkräftigen Angebote.<br />
<strong>Das</strong> wäre das Aus für das gewohnte KUK-Programm,<br />
sind die beiden Vorstandsmitglieder überzeugt.<br />
– Und ein Verlust an Lebensqualität für die <strong>Volme</strong>taler<br />
Kulturfre<strong>und</strong>e.<br />
Die Wünsche<br />
Publikum <strong>und</strong> Bedürfnisse wandeln sich. Die klassischen<br />
Kabarett-Fans, die sich in Halver früher um die Karten<br />
rissen, sind älter geworden. Für jüngeres Publikum fehlt<br />
ein Angebot, hat Halvers Kulturbeauftragte erkannt <strong>und</strong><br />
für <strong>2018</strong> „Nightwash“, eine Comedy-Show für die jüngere<br />
Klientel, ins Programm genommen. Sie gibt sich offen<br />
für Neues. Dabei setzt Inge Zensen auch auf Anregungen<br />
des Publikums. Besucher können am Jahresende auf<br />
ihren Abo-Tickets vermerken, was gewünscht wird. Andere<br />
sprechen sie an: „Haben Sie schon gesehen…“. Da<br />
ist sie „dankbar, wenn jemand Vorschläge macht.“ Als<br />
wünschenswert sehen auch die KUK-Organisatoren Angebote<br />
für jüngeres Publikum an. Für Wolfgang Schmitz<br />
ist es schwierig, speziell für 20- bis 40-Jährige etwas zu<br />
finden. Rock- <strong>und</strong> Pop-Größen seien „jenseits von Gut<br />
<strong>und</strong> Böse – nicht zu bezahlen.“<br />
Er möchte auch der „Kommunikation“, die im Vereinsnamen<br />
ihren Stellenwert hat, mehr Raum geben <strong>und</strong><br />
die „Jour Fixe“ „wieder reaktivieren. <strong>Das</strong> ist etwas eingeschlafen“,<br />
meint Schmitz. Zum Konzept gehört, mit<br />
interessanten Personen aus der Region ins Gespräch zu<br />
kommen. Da kommt regionales Selbstbewusstsein zum<br />
Tragen.<br />
<strong>Das</strong> Fazit<br />
Kultur im <strong>Volme</strong>tal, das heißt attraktive Veranstaltungen<br />
mit kurzen Wegen, hohes Niveau <strong>und</strong> Vielfalt auf der einen<br />
Seite, aber auch eine Plattform für Performer aus<br />
der Region. Den Programm-Machern gelingt der Spagat<br />
zwischen Heimatverb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> Weltoffenheit. – Sie<br />
holen die Stars vor die Haustür – ehrenamtlich <strong>und</strong> mit<br />
großem Engagement.<br />
• Verein für Kommunikation <strong>und</strong> Kultur:<br />
www.kuk-verein.de<br />
• Kultur-Programm in Halver:<br />
www.halverkultur.de/termin-uebersicht.html<br />
FRITZ SCHNEIDER<br />
GMBH & CO. KG<br />
Präzisions-Werkzeugfabrik<br />
Formwerkzeuge aus HSS, VHM<br />
<strong>und</strong> HM-bestückt für die<br />
spanabhebende Fertigung<br />
Darmcher Gr<strong>und</strong> 6 · 58540 Meinerzhagen<br />
Telefon 0 23 54 / 14 65 65 · Telefax 0 23 54 / 14 65 66<br />
E-Mail: info@fritzschneidergmbh.de<br />
www.fritzschneidergmbh.de<br />
55
KULTUR – EIN PROGRAMM<br />
MIT KLAREN KONTUREN<br />
Farbsystem <strong>und</strong> Piktogramme als Wegweiser<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Möglichkeiten bietet. Den Kletterpark in Halver kannte<br />
er nicht. Selbst beim Googeln war ihm der Kletterwald<br />
unterhalb der Herpine nicht aufgefallen. „Die Freizeitmöglichkeiten<br />
müssen beworben werden. Es gibt viele<br />
Möglichkeiten hier, die total untergehen“, bilanziert der<br />
Grafiker Pahl. <strong>Das</strong> gilt – natürlich – auch für den Kulturbereich.<br />
Die viel gelobte H<strong>und</strong>ertwasser-Ausstellung in<br />
Halver ist in Meinerzhagen kaum bekannt, macht allenfalls<br />
als M<strong>und</strong>propaganda die R<strong>und</strong>e.<br />
„Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost<br />
nach Hause tragen.“ <strong>Das</strong> wusste schon Goethe. Es geht<br />
auch farbig, handlich, informativ. <strong>Das</strong> erfahren jetzt die<br />
Halveraner. Dann, wenn sie ihr neues Kulturprogramm<br />
in Händen halten.<br />
<strong>Das</strong>s die Region viel zu bieten hat, steht für viele außer<br />
Frage. <strong>Das</strong> Marketing lässt aber zu wünschen übrig.<br />
Angesichts veränderten Medienverhaltens muss auch<br />
crossmedial geworben werden, plädiert Clever für neue<br />
Konzepte. Mit einem Werbemix müsse versucht werden,<br />
möglichst viele Zielgruppen zu erreichen.<br />
<strong>Das</strong> macht was her – das Programm selbst, aber auch<br />
das Heft. Eine junge Agentur hat das neue Konzept zur<br />
Vermarktung des städtischen Kulturprogramms entwickelt.<br />
Konzerte, Theater, Kinderprogramm. Die Genres<br />
haben verschiedene Farben. Die finden sich im Programmheft<br />
ebenso wie auf den Eintrittskarten. Ein Farbleitsystem<br />
bietet einen schnellen Überblick: Was ist wo?<br />
Auch die Veranstaltungsorte werden im Programmheft<br />
vorgestellt – mit Piktogramm. <strong>Das</strong> findet sich dann auch<br />
auf den Tickets wieder. Übersichtlichkeit statt chronologische<br />
Abfolge. <strong>Das</strong>, so Grafiker Davis Pahl, war ein Kriterium<br />
bei der Konzeption.<br />
Die Überlegungen der jungen Kreativen gehen aber weiter.<br />
Sie können sich auch eine App vorstellen, die eine<br />
Übersicht über alle Kulturveranstaltungen oder gar alle<br />
Freizeitangebote im <strong>Volme</strong>tal bietet. „Sinnvoll wäre ein<br />
Veranstaltungsprogramm für das gesamte <strong>Volme</strong>tal“, so<br />
Matthias Clever, der das Konzept mit entwickelt hat.<br />
Gleiche Problemlagen<br />
Denn die Probleme sind überall die gleichen: Wie erreiche<br />
ich die Zielgruppen? Diese Frage stellt sich nicht nur<br />
im Kulturbereich. <strong>Das</strong> Problem haben auch Sportvereine<br />
oder andere Akteure im Kultur- <strong>und</strong> Freizeitbereich. Davis<br />
Pahl, der selbst aus Dortm<strong>und</strong> kommt, war überrascht,<br />
was sich zwischen Meinerzhagen <strong>und</strong> Schalksmühle an<br />
Der Meinerzhagener Stadtmarketingverein<br />
wünscht Ihnen eine schöne Adventszeit,<br />
frohe Weihnachten <strong>und</strong><br />
einen guten Start ins neue Jahr!<br />
56
SIEBEN KILOMETER KULTOUR:<br />
SYMBIOSE VON KUNST UND NATUR<br />
R<strong>und</strong>wanderweg am <strong>Lister</strong>see – Vergänglichkeit ist Teil des Konzepts<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
<strong>Das</strong> erste Kunstwerk hat die Natur selbst gemalt: Messerscharf<br />
spiegeln sich die bunten Bäume, der blaue<br />
Himmel mit hingetupften weißen Wolken im Teich bei<br />
Kalberschnacke. Ein Landschaftsbild brillant wie ein<br />
Hochglanzfoto. Hier, am Wanderparkplatz des Naturparks<br />
Sauerland-Rothaargebirge am <strong>Lister</strong>see, beginnt<br />
die KuLTour. <strong>Das</strong> „K“ steht für Kultur, das „L“ für Landschaft.<br />
Die sieben Kilometer durch Wälder <strong>und</strong> Wiesen<br />
bieten beides. Werke von Menschen gemacht, von der<br />
Natur bearbeitet, die sich manches wieder holt, es verändert,<br />
vereinnahmt oder verschwinden lässt. Ein Kreislauf<br />
halt.<br />
Start- <strong>und</strong> Zielpunkt ist der Parkplatz an der Kalberschnacke.<br />
Die Info-Tafeln sind kaum zu übersehen. Ein<br />
buntes Schild weist die Richtung zur KuLTour. Also nach<br />
rechts an dem Teich mit dem Spiegelbild lang leicht<br />
bergauf. An der ersten Gabelung halten wir uns wieder<br />
rechts. Weitere Hinweisschilder auf den kulturträchtigen<br />
Wanderweg finden sich erst mal nicht. Man muss<br />
schon genau hinsehen, um die Objekte zu finden, die<br />
als Orientierungshilfe dienen können. Gleich die ersten<br />
sind verblichen, zeigen, dass Vergänglichkeit Teil des<br />
Konzeptes ist. Später finden sich auch Hinweisschilder,<br />
wie sie inzwischen auf den Premiumwegen im Sauerland<br />
üblich sind. Schwarz auf Weiß sind Richtungen <strong>und</strong><br />
Zielorte mit Entfernungen angegeben.<br />
Strubblige Weggesellen<br />
als Orientierungshilfe<br />
Wo dennoch Zweifel auftauchen, kann sich der Kultur-<br />
Wanderer an Figuren halten, die aus Naturmaterialien,<br />
manchmal auch mit Ton- oder Keramikköpfen gestaltet<br />
sind, strubblige Gesellen zumeist, denen die (Ast-)<br />
Haare zu Berge stehen oder geweihähnlich Hörner aufgesetzt<br />
sind. Weggesellen allesamt, die in vielfältigen<br />
Formen immer wieder auftauchen.<br />
„Wald-Watch“ sind Augenpaare, die einen unvermittelt<br />
ansehen, so, als würden Waldgeister über den Wanderer<br />
wachen. Kugeln auf einer Bowling-Bahn gleich<br />
liegen grüne Gebilde in einem Hohlweg, der früher<br />
Handelsstraße war. Mal leuchten in einer Baumspalte<br />
rote Steine oder weiße Holzscheiben schlängeln sich<br />
an Stämmen hoch wie riesige Raupen. Auf der Höhe,<br />
die einen weiten Blick Richtung Hochsauerland bietet,<br />
stehen kreisförmig Steinstelen. Die Figur „Zyklus“ lässt<br />
an Kultstätten denken. Vielleicht Relikte eines sauerländischen<br />
Stonehenges? Geistesgrößen wie Goethe oder<br />
Nietzsche finden sich in der „Baumschule“ mit ihren<br />
Gedanken zur Natur. „Galoppierende Strohballen“ unter<br />
Laubbäumen erinnern an eine Schafherde, die im bunten<br />
Herbstwald verschwindet.<br />
57
Kulturwanderweg von<br />
Land-Art-Konzept beeinflusst<br />
2007 entstanden erste Ideen für diesen Kulturwanderweg.<br />
Zwölf Frauen aus der Region trafen sich unter Leitung<br />
von Regina Rottwinkel, setzten sich im Stil der in<br />
den 1960er Jahren in den USA entstanden Land-Art-Bewegung<br />
mit Natur <strong>und</strong> Kunst auseinander. Entstanden<br />
sind Objekte aus Materialien der Umgebung, nicht, wie<br />
andernorts, monströse Skulpturen, die mit Sattelschlepper<br />
<strong>und</strong> Kran in den Wald gekarrt wurden. <strong>Das</strong>s einige<br />
Objekte sich inzwischen verändert haben, vergangen<br />
sind, ist Bestandteil des Land-Art-Konzeptes. Dafür entsteht<br />
an anderen Stellen Neues.<br />
Und manche Wanderer fühlen sich unterwegs inspiriert,<br />
selbst ein Objekt zu schaffen. Mal sind es Keile, wie<br />
sie beim Baumfällen ausgeschnitten werden, die auf<br />
Stümpfen arrangiert, vielleicht auch bemalt sind. Mal<br />
ist es ein Kreis aus Steinen <strong>und</strong> Zweigen mit senkrecht<br />
in den Boden gesteckten Ästen, auf denen Mooshauben<br />
ruhen. Den Reiz des en passant errichteten Objekts<br />
macht der Fliegenpilz im Vordergr<strong>und</strong> aus. - Auch das<br />
ein Bild, das in wenigen Tagen nicht mehr so zu sehen<br />
sein wird. Vergänglichkeit eben.<br />
Der KuLTour-Weg kitzelt nicht nur die Sinne, er hilft auch<br />
Kalorien zu verbrennen. Ausschau nach den Objekten<br />
zu halten, sie zu erkennen, ist auch für Kinder spannend.<br />
WIR SIND FACHBETRIEB FÜR<br />
Türen<br />
Fenster<br />
Garagentore<br />
Treppen<br />
<strong>Winter</strong>gärten<br />
Sonnenschutz<br />
Brandschutz<br />
Sicherheitstechnik<br />
Carports<br />
Werkzeuge<br />
Vordächer<br />
Industriebedarf<br />
Laufend aktuelle Angebote!<br />
Sprechen Sie uns an!<br />
Bauelemente<br />
Industriebedarf<br />
Bahnhofstraße 3 · 58840 Plettenberg<br />
Tel. 0 2391 / 605160 · Fax 0 2391 / 605140<br />
www.hagen-herrmann.de<br />
58
Vom Start bis zum höchsten Punkt (450 m) sind 170 Höhenmeter<br />
zu bewältigen. Knapp zwei St<strong>und</strong>en sind für<br />
die Tour einzuplanen, die für alle Fitness-Level geeignet<br />
ist <strong>und</strong> kein besonderes Können erfordert. Wer genauer<br />
hinschaut, vielleicht mit anderen über die Kunst am<br />
Wege diskutiert, braucht auch etwas länger. Wen Kunst<br />
eher kalt lässt, der kommt durch die abwechslungsreiche<br />
Landschaft auf seine Kosten. Einkehrmöglichkeiten,<br />
um die Tour ausklingen zu lassen, finden sich für unterschiedliche<br />
Ansprüche in der Nähe.<br />
Service<br />
Anfahrt:<br />
Über Meinerzhagen-Valbert der L 539 in Richtung<br />
Attendorn folgen, bei Ihne auf die L 707 in Richtung<br />
<strong>Lister</strong>see abbiegen, weiter in Richtung Attendorn.<br />
Hinter Hunswinkel rechts über die <strong>Lister</strong>brücke,<br />
gleich danach nach links nach Kalberschnacke<br />
abbiegen. Alternativ über die A 45, Abfahrt Drolshagen,<br />
dann links abbiegen (L 708) in Richtung<br />
<strong>Lister</strong>see/Attendorn.<br />
Einkehrmöglichkeiten:<br />
• Gut Kalberschnacke, Café <strong>und</strong> Restaurant, Biergarten<br />
mit gemütlich-rustikalem Ambiente. Seeblick.<br />
Tel. 02763 2126803.<br />
• Hotel Restaurant Fischerheim in Windebruch, Terrasse<br />
mit Blick auf den See. Speisekarte mit regionalen<br />
<strong>und</strong> saisonalen Angeboten. Link: www.<br />
hotel-fischerheim.de/Startseite<br />
• Kiosk mit Imbiss <strong>und</strong> Sitzgelegenheiten, Nähe<br />
Parkplatz.<br />
Orientierungshilfe bieten die Wanderkarte NRW,<br />
Biggesee-Südsauerland, Nr. 14 oder:<br />
• www.ich-geh-wandern.de/Kultour-drolshagensauerland<br />
• www.outdooractive.com/de/wanderung/sauerland/wanderung-auf-der-kultour-in-drolshagen/1515882<br />
• www.drolshagen-marketing.de<br />
kultour-20090725.html<br />
unserer<br />
s Maß un-<br />
“<br />
Ihr Partner für Messebau,<br />
Ladeninnenausbau, Innenausbau<br />
<strong>und</strong> Betriebseinrichtungen<br />
59
WESTFALEN WINDS TRÄGT<br />
DEN NAMEN DER REGION<br />
IN DIE GANZE WELT<br />
Die westfälische Bläserphilharmonie gastiert am 8. April <strong>2018</strong><br />
in der Stadthalle Meinerzhagen<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
Die Bläserphilharmonie Westfalen Winds ist ein sinfonisches<br />
Blasorchester der Spitzenklasse. Mit seinen Konzerten<br />
ist Westfalen Winds ein musikalisches Aushängeschild<br />
für die Region Westfalen, das nicht nur b<strong>und</strong>es-,<br />
sondern auch weltweit bekannt ist. Seinen Ursprung<br />
hat das Orchester im Sauerland. Westfalen Winds wurde<br />
1996 in Schmallenberg gegründet. Dort, im Musikbildungszentrum<br />
Südwestfalen in Bad Fredeburg, treffen<br />
sich die Musikerinnen <strong>und</strong> Musiker immer noch regelmäßig<br />
zu Arbeitsphasen, in denen sie Konzertprojekte<br />
vorbereiten. Die nächste Probenphase findet im Frühjahr<br />
<strong>2018</strong> statt <strong>und</strong> gipfelt im Konzert am 8. April in der<br />
Stadthalle Meinerzhagen. <strong>Komplett</strong> stellt das in seiner<br />
Art einzigartige Orchester vor.<br />
Westfalen Winds, das sind etwa 75 hochtalentierte Amateure,<br />
aufstrebende Musikstudenten <strong>und</strong> professionelle<br />
Musiker aus der nordrhein-westfälischen Orchesterlandschaft.<br />
Zu mindestens zwei Projekten im Jahr strömen<br />
die Musiker zusammen, um das einzigartige Orchesterkonzept<br />
von Westfalen Winds mit Leben zu füllen <strong>und</strong><br />
den unverwechselbaren Klang auf Höchstniveau zu formen.<br />
<strong>Das</strong> Orchester verwaltet sich als gemeinnütziger<br />
Verein durch die Musiker selbst. Neben dem gewählten<br />
Orchestervorstand übernehmen die Stimmführer der<br />
Instrumentengruppen die vielfältigen Verwaltungsaufgaben<br />
des Orchestermanagements. 1. Vorsitzender ist<br />
derzeit Martin Fuchs aus Lüdenscheid, 2. Vorsitzender<br />
Julian Kampmann aus Neuenrade. Künstlerischer Leiter<br />
des Orchesters ist Ulrich Schmidt.<br />
Der Klangkörper <strong>Das</strong> Ensemble finanziert sich selbst<br />
durch Vereinsbeiträge, Förderer <strong>und</strong> Unterstützer sowie<br />
durch Konzerteinnahmen. So ist Westfalen Winds noch<br />
eines der wenigen frei getragenen Auswahlensembles<br />
unter den führenden sinfonischen Blasorchestern in<br />
NRW <strong>und</strong> den angrenzenden B<strong>und</strong>esländern.<br />
Partnerschaften mit Spitzenensembles<br />
in den Niederlanden <strong>und</strong> Japan<br />
Dieses außergewöhnliche Orchester sieht seinenkünstlerischen<br />
Anspruch in der Entwicklung dersinfonischen<br />
Bläsermusik mit einem Höchstmaß anQualität, insbesondere<br />
durch Interpretationen vonOriginalkompositionen,<br />
Initiierungen neuerKompositionen oder durch<br />
Gastspiele internationalrenommierter Solisten <strong>und</strong> Dirigenten.<br />
Neben zahlreichen internationalen Konzertreisen, u. a.<br />
nach Italien 2010, Japan 2015 <strong>und</strong> Spanien <strong>2017</strong>, sowie<br />
erfolgreichen Teilnahmen an nationalen wie internationalen<br />
Wettbewerben kooperierte Westfalen Winds<br />
bereits mit einer Vielzahl an hochklassigen Solisten. So<br />
konnten u. a. das Posaunenquartett der Berliner Philharmoniker,<br />
Falk Maertens (Solotrompeter Deutsches<br />
Symphonie-Orchester Berlin), Hermann Bäumer (GMD<br />
Staatstheater Mainz), Stefan Dohr (Solohornist Berliner<br />
Philharmoniker) <strong>und</strong> Walter Ratzek (Stabsmusikkorps<br />
der B<strong>und</strong>eswehr a. D.) als Gäste begrüßt werden.<br />
Westfalen Winds unterhält darüber hinaus enge Partnerschaften<br />
zu Spitzenensembles in Europa <strong>und</strong> Asien.<br />
2014 wurde mit der Koninklijke Harmonie Orpheus Tilburg,<br />
unter der Leitung des bedeutsamen niederländi-<br />
60
schen Dirigenten <strong>und</strong> Komponisten Hardy Mertens, eine<br />
Partnerschaft geschlossen. Im Frühjahr 2015 initiierte<br />
Westfalen Winds einen internationalen Kulturaustausch<br />
zwischen Deutschland <strong>und</strong> Japan <strong>und</strong> begab sich in Kooperation<br />
mit dem Goethe-Institut <strong>und</strong> dem Auswärtigen<br />
Amt als musikalischer Botschafter auf eine knapp<br />
zweiwöchige Konzertreise in die Präfaktur Saitama. Vor<br />
Ort wurde Westfalen Winds von der Omiya Wind Symphony,<br />
unter der Leitung des vielfach ausgezeichneten<br />
Dirigenten Toshio Akiyama, als Ehrengast zu mehreren<br />
Konzertfestivals eingeladen <strong>und</strong> veranstaltete mehrere<br />
musikpädagogische Workshops für junge Schüler der<br />
Region Kazo. Ein glanzvoller Höhepunkt war die Knüpfung<br />
einer nachhaltigen Partnerschaft zwischen der<br />
Omiya Wind Symphony <strong>und</strong> Westfalen Winds.<br />
Über das Programm für das Konzert in Meinerzhagen<br />
verrät Martin Fuchs noch nicht allzu viel: „<strong>Das</strong> Thema<br />
wird sich um Tradition <strong>und</strong> Innovation drehen.“ Westfalen<br />
Winds <strong>und</strong> ihr Dirigent Ulrich Schmidt wollen diesen<br />
spannenden Spagat in Szene setzen <strong>und</strong> dabei eine<br />
breite Klanganthologie der sinfonischen Bläsermusik<br />
bis hin zur ersten Sinfonie „Der Herr der Ringe“ von<br />
Johan de Meij präsentieren.<br />
Der Dirigent<br />
Ulrich Schmidt, geboren 1970, studiertean der Folkwang-Hochschule<br />
in EssenOrchestermusik mit dem<br />
HauptfachTrompete sowie Instrumentalpädagogik.<br />
Schon während seines Studiums war Schmidt sowohl<br />
als Instrumentallehrer an verschiedenen Musikschulen<br />
als auch als Dirigent tätig. Seit August 2010 unterrichtet<br />
er als Musiklehrer an der Ganztagsschule Syke bei<br />
Bremen. Wichtige ergänzende Impulse erhielt Schmidt<br />
durch sein Studium der Blasorchesterleitung bei Pierre<br />
Kuijpers am Conservatorium Maastricht, das er 2008<br />
als Bachelor of Arts erfolgreich abschließen konnte. Zunächst<br />
als Gastdirigent für ein Jahr mit der künstlerischen<br />
Leitung von Westfalen Winds betraut, übernahm<br />
Schmidt 2005 die westfälische Bläserphilharmonie von<br />
Franz Schulte-Huermann.<br />
2Ulrich Schmidt, künstlerischer Leiter<br />
Westfalen Winds<br />
Fragen<br />
Westfalen Winds vereinigt als Projektorchester Profis<br />
<strong>und</strong> Amateure in seinen Reihen. Wer kann als Musiker<br />
Aufnahme finden?<br />
Die verschiedenen Persönlichkeiten, die im Zusammenspiel<br />
„Westfalen Winds“ bilden, haben sehr unterschiedliche<br />
musikalische Biografien. <strong>Das</strong> ist naturgemäß bei<br />
den meisten Orchestern der Fall. Im Unterschied zu einigen<br />
anderen Orchestern, die auf vergleichbar hohem<br />
Niveau arbeiten, werden bei der westfälischen Bläserphilharmonie<br />
aber keine Probespiele durchgeführt. Der<br />
Charakter von „Westfalen Winds“ hat sich über einen<br />
langen Zeitraum entwickelt <strong>und</strong> ist geprägt durch die<br />
Menschen, die Westfalen Winds sind. Eine wesentliche<br />
Komponente ist das menschliche Miteinander, das funktionieren<br />
muss, damit sich musikalisch gute Ergebnisse<br />
realisieren lassen. <strong>Das</strong> lässt sich mit einem Probespiel<br />
nicht herausfinden, daher wird allen Interessierten die<br />
Möglichkeit gegeben mitzuspielen, um dann gemeinsam<br />
herauszufinden, ob es passt oder eben nicht. Vor<br />
allem muss ein Musiker neben der Beherrschung seiner<br />
Stimme in der Lage sein, „Ohr, Auge <strong>und</strong> Emotion“ für<br />
das Gesamte zu haben, um sich dort mit seinem Instrument<br />
gezielt einpassen zu können.<br />
<strong>Das</strong> Orchester beansprucht für sich, einen unverwechselbaren<br />
Klang auf Höchstniveau zu haben. Was<br />
macht diesen Klang aus?<br />
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich kann versuchen,<br />
ein Gemälde mit Worten oder mit Musik zu beschreiben<br />
- dabei entsteht dann aber etwas völlig Neues.<br />
Ob ein Zuhörer Verbindungen zwischen dem Gemälde<br />
<strong>und</strong> einer durch das Gemälde inspirierten Komposition<br />
entdeckt, hängt genauso sehr vom Zuhörer selbst ab wie<br />
von der Interpretation durch das Orchester. Analog dazu<br />
kann ich das Charakteristische unseres Klanges nicht erschöpfend<br />
mit Worten beschreiben - der Klang entsteht<br />
in den Köpfen des Publikums. Allerdings haben wir von<br />
unseren Zuhörern häufig die Reaktion bekommen, das<br />
wir „anders“ klingen als andere Orchester. Und die Arbeit<br />
am Klang ist ausdrücklich immer ein wesentlicher<br />
Teil der Probenarbeit, bei der es erforderlich ist, eine<br />
genaue Vorstellung davon zu haben, wie es klingen soll.<br />
61
ZWEI BÄCKER ERFINDEN<br />
SOUNDS UND EVENTS<br />
Robin Brunsmeier <strong>und</strong> Teresa Schabo vernetzen junge Künstler in der Region<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
62<br />
Robin Brunsmeier <strong>und</strong> Teresa Schabo lieben die Natur. Robin<br />
Brunsmeier hat dem Leben auf dem Land auf seiner<br />
neuen CD „Die Schnuppe vom Stern“ einen Song gewidmet.<br />
Als „Binyo“ singt er: „Eine Großstadt stinkt <strong>und</strong> Parken<br />
ist nicht möglich, von Einbahnstraßen umringt. Für<br />
Vögel ist es hier tödlich.“ Eine klare Ansage. <strong>Das</strong> Stück<br />
heißt „Landluft“. Der Musiker <strong>und</strong> die Eventmanagerin Teresa<br />
Schabo leben gern auf dem idyllischen Gelände der<br />
Heesfelder Mühle. Robin Brunsmeier ist hier aufgewachsen.<br />
Teresa Schabo kommt aus Lüdenscheid. Aber auch sie<br />
schätzt das Leben <strong>und</strong> Arbeiten zwischen Wiesen, Wasserrad<br />
<strong>und</strong> Vogelgezwitscher auf dem Gelände des Vereins<br />
für Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftspflege.<br />
Beide schmieden, oder besser backen hier an ihrer Zukunft.<br />
Ihr Werkstück ist die So<strong>und</strong> Bäckerei, eine gemeinnützige<br />
Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Beide sind<br />
keine Fantasten. Noch ist die So<strong>und</strong> Bäckerei klein. Sie hat<br />
aber bereits zum vierten Mal das Festival „Music Fever“<br />
auf die Beine gestellt – eine Veranstaltung mitten im Grünen,<br />
ein Mini-Woodstock, zu dem Jahr für Jahr mehr Musikfre<strong>und</strong>e<br />
pilgern.<br />
Was will die So<strong>und</strong> Bäckerei? Den beiden Bäckern geht es<br />
darum, junge Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler bei ihrer kreativen<br />
Arbeit zu unterstützen. Dazu gehören Management,<br />
Produktion <strong>und</strong> Booking ausgewählter Musikprojekte. Teresa<br />
<strong>und</strong> Robin wollen sich nicht ihre Taschen mit Geld<br />
vollstopfen. „Sollte ein Projekt mal durch die Decke gehen,<br />
haben alle was davon.“ <strong>Das</strong> sei eben die Besonderheit<br />
der auf Gemeinnützigkeit angelegten Firmenkonstruktion.<br />
„Mit unserer Labelarbeit wollen wir kulturelle Akteure in<br />
der Region vernetzen <strong>und</strong> Kunst <strong>und</strong> Kultur vorantreiben“,<br />
erklärt Robin Brunsmeier. Klar, die So<strong>und</strong> Bäckerei steht<br />
noch ganz am Anfang. Robin Brunsmeier alias „Binyo“<br />
nutzt sie als eigenes Label. Zur Marke gehören aber auch<br />
schon die Bands Instead Of, Hazefeld <strong>und</strong> Lukas Herbertson.<br />
<strong>Das</strong> Künstlernetzwerk soll weiterwachsen.<br />
Gleichgesinnte Wagemutige<br />
werden gesucht<br />
Die So<strong>und</strong> Bäckerei könnte durchaus die nächste Stufe<br />
zünden <strong>und</strong> etwas größere Brötchen backen. <strong>Das</strong> Fachwissen<br />
ist vorhanden. Robin Brunsmeier ist Master of Arts im<br />
Studiengang Music and Creative Industries, Teresas Schabo<br />
hat an der BiTS in Iserlohn (heute University of Aplied<br />
Science) Sport- <strong>und</strong> Eventmanagement studiert.<br />
Was fehlt sind Gleichgesinnte, die die Idee der Beiden<br />
aufgreifen, etwas Neues starten wollen, auch wenn nicht<br />
von vornherein die absolute finanzielle Sicherheit garantiert<br />
werden kann. Bisher stemmen Robin <strong>und</strong> Teresa zusammen<br />
mit einem Team von etwa zehn ehrenamtlichen<br />
Helfern die So<strong>und</strong> Bäckerei allein.
Die beiden So<strong>und</strong>bäcker könnten im alten Backes der<br />
Heedfelder Mühle tatsächlich auch Brötchen backen.<br />
Die beiden Bäcker können von dieser Arbeit allein noch<br />
nicht leben. Als Musiker <strong>und</strong> Mitarbeiter des Vereins Heesfelder<br />
Mühle hat Robin Brunsmeier zwei weitere Standbeine.<br />
Teresa Schabo, die als Eventagentur die eigenen<br />
Veranstaltungen <strong>und</strong> Workshops organisiert, bietet diese<br />
Dienstleistung auch extern an. Daneben kümmert sie sich<br />
um die Vermietung der Heesfelder Mühle. „Profis, die unsere<br />
Ideen teilen, sind eben schwer zu finden“, bedauern<br />
beide.<br />
Und so ertrinkt die kleine So<strong>und</strong> Bäckerei manchmal in<br />
Arbeit. „Wir brauchten Leute, die Fördermöglichkeiten finden<br />
<strong>und</strong> sich mit Förderanträgen auskennen, <strong>und</strong> Menschen,<br />
die uns auf allen Feldern des Marketings unterstützen<br />
könnten“, sagen beide.<br />
Beim „Music Fever“-Festival <strong>2018</strong> beispielsweise möchte<br />
die So<strong>und</strong> Bäckerei nicht mehr alles allein stemmen.<br />
„Wer einen Imbiss- oder Getränkestand in Eigenregie übernehmen<br />
möchte, ist herzlich willkommen“, erklärt Teresa<br />
Schabo.<br />
Ein besonderer Ort<br />
Was hat den Musiker <strong>und</strong> die Eventmanagerin eigentlich<br />
zusammengeführt? „Schon während des Studiums<br />
habe ich mich mit Projekten für die Zeit danach beschäftigt“,<br />
erzählt Teresa Schabo. Klar, es sollte eine Eventagentur<br />
sein. Der Musiker Binyo war auf der Suche nach einem<br />
Label für seine erste CD „Der Steg ist das Ziel“. Die<br />
Heesfelder Mühle, für beide ein „besonderer Ort“, führte<br />
sie schließlich zusammen. Musik, Konzerte, Songwriter-<br />
Workshops <strong>und</strong> dazu Veranstaltungen aller Art wie beispielsweise<br />
das jährliche Kirschblütenfest oder der weihnachtliche<br />
Kunstmarkt am 9. <strong>und</strong> 10. Dezember auf dem<br />
Mühlengelände - das passt einfach zusammen. Und so ergänzen<br />
sich die beiden Abteilungen der So<strong>und</strong> Bäckerei.<br />
Den Namen für das Unternehmen lieferte tatsächlich eine<br />
Bäckerei. „In den Räumen der ehemaligen Backstube der<br />
Mühle war unser erstes Büro“, berichtet Teresa Schabo.<br />
Als das Café „Tea Time Cottage“ in der ehemaligen Bäckerei<br />
eröffnete, bezogen die beiden andere Räumlichkeiten.<br />
Dort backen sie keine Brötchen, sondern knackige So<strong>und</strong>s.<br />
Die „Bäckerblume“, eine K<strong>und</strong>enzeitschrift des Bäckerhandwerks,<br />
liegt aber dennoch regelmäßig im Briefkasten.<br />
Die Nummer aus der zweiten Novemberwoche dürfte<br />
Teresa Schabo <strong>und</strong> Robin Brunsmeier besonders gefallen<br />
haben. Darin ging es um nachhaltiges ökologisches Wirtschaften<br />
für Mensch, Tier <strong>und</strong> Natur. Ein schönes Thema<br />
für zwei engagierte junge Leute, die sich mit viel Durchhaltevermögen<br />
für neue Wege in der regionalen Kulturförderung<br />
einsetzen.<br />
So<strong>und</strong> Bäckerei gGmbH<br />
Heesfelder Mühle 2, 58553 Halver<br />
Tel. 02353 6663890, info@so<strong>und</strong>-baeckerei.de<br />
www.so<strong>und</strong>baeckerei.de<br />
für Boden,D ecke+Wand<br />
ECKI Jürgen Eckes<br />
<strong>Volme</strong>straße 127<br />
58566 Kierspe<br />
Telefon: 0 23 59 / 5 41<br />
info@ecki-farben.de<br />
www.ecki-farben.de<br />
Parkett<br />
Bodenbeläge<br />
Teppiche<br />
Farben<br />
Tapeten<br />
Wir bringen Farbe in Ihr Leben!<br />
63
INSPIRATION VOM KÖNIG VON<br />
KORSIKA<br />
Doris Althoff ist Buchautorin, Burgherrin <strong>und</strong> Bilderjägerin<br />
Text Iris Kannenberg , Fotos Martin Büdenbender<br />
64<br />
Doris Althoff hat sich im <strong>Volme</strong>tal einen Namen als<br />
Schriftstellerin gemacht. Seit fast zwei Jahrzehnten ist sie<br />
Mitglied der Autorengruppen „Geschichtenschmiede“ <strong>und</strong><br />
„Krimiwerkstatt <strong>Volme</strong>tal“. Zu Hause ist sie in Werdohl.<br />
Doris Althoff wohnt in einer Burg. Ja, in einer echten. Die<br />
man aber erst auf den zweiten oder sogar dritten Blick<br />
Erlebnisgarten<br />
Kräuterlädchen<br />
Kräuterführungen<br />
Karola Wolff<br />
Kräuterpädagogin<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo & Do 14:30 - 18:00 Uhr<br />
Tel. 0 23 59 / 25 54<br />
Höhlen 15 ∙ 58566 Kierspe<br />
kontakt@das-loewenzaehnchen.de<br />
www.das-loewenzaehnchen.de<br />
noch als solche erkennt. Burg Pungelscheid brannte bereits<br />
im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert durch einen Blitzschlag vollständig<br />
aus <strong>und</strong> lässt sich heute nur noch von denen finden,<br />
die bewusst nach ihr suchen. In dem großen Garten der<br />
Familie Althoff befinden sich zwei alte Burgbrunnen. Der<br />
ehemalige Wehrturm, der als einziger den Brand überlebte,<br />
wurde architektonisch in das jetzige Wohnhaus integriert.<br />
Was dem Haus seine unverwechselbare Form gibt.<br />
Der Erbauer von Burg Pungelscheid war Rötger von Neuhoff,<br />
dessen Familie den Sauerländern auch durch Schloss<br />
Neuenhof bekannt ist. Aus seiner Nebenlinie entstammte<br />
Theodor von Neuhoff. Der war 1736 für 100 Tage lang<br />
der bisher einzige König von Korsika <strong>und</strong> soll tatsächlich<br />
eine Zeitlang auf der Burg Pungelscheid gelebt haben.<br />
Immerhin, der König von Korsika ein Wahl-Werdohler.<br />
<strong>Das</strong> hat doch was!<br />
„Burgherrin“ Doris Althoff erzählt mir bei meinem Besuch<br />
die Geschichte vom Königsbesuch mit leuchtenden Augen.<br />
<strong>Das</strong> ist genau der Stoff, aus dem Romane sind. Wenn einen<br />
der König von Korsika nicht inspiriert, wer dann? Es<br />
gibt noch eine andere sagenhafte Geschichte über die<br />
Burg. Eine geheimnisvolle sogar. Während die ebenerdig<br />
gelegene Burg ausbrannte, hat sich der Keller der Burg<br />
unbeschadet durch die Jahrh<strong>und</strong>erte erhalten <strong>und</strong> bietet<br />
dem Haus darüber ein besonders interessantes F<strong>und</strong>a-
ment. Mit einem eigenen Zugang. Um diesen Keller rankt<br />
sich das hartnäckige Gerücht, dass es einen Geheimgang<br />
geben soll von der Burg hin zur Stadt Werdohl.<br />
Leider hat ihn bisher noch niemand gef<strong>und</strong>en. Was ja das<br />
eigentliche Wesen eines Geheimganges ist. Die Erbauer<br />
haben da wohl richtig gute Arbeit geleistet.<br />
Menagerie mit Schafen, H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kater<br />
Der Gewölbekeller hingegen wird auch heute noch gern<br />
genutzt. Es bedarf hier wenig Fantasie, um sich große<br />
Weinfässer vorzustellen, mächtige Schinken, die von der<br />
Decke herabhängen <strong>und</strong> zechende Rittersleute, die sich<br />
ein wildes Gelage gönnen.<br />
Doris Althoff <strong>und</strong> ihr Ehemann ließen sich ebenfalls lange<br />
Zeit von diesem „Kellergeist“ inspirieren <strong>und</strong> machten<br />
ihn der Öffentlichkeit zugänglich durch interessante<br />
Events. Musik, besonders Irish Folk, hat es den beiden angetan<br />
<strong>und</strong> so organisierten sie kleine <strong>und</strong> größere Konzerte<br />
in ihrem Haus, Lesungen <strong>und</strong> vieles andere mehr. Mit<br />
großem Zuspruch, die Events der Althoffs sind legendär.<br />
Allein schon wegen des außergewöhnlichen Ambientes!<br />
Die Schriftstellerin Doris Althoff passt perfekt in diese Umgebung<br />
mit ihrem jahrh<strong>und</strong>ertealten Flair. Und ebenso<br />
perfekt in ein modernes Leben mit Mann, Kindern, Tieren,<br />
Handys <strong>und</strong> Computern. Die große, sympathische Frau<br />
ist vielseitig <strong>und</strong> multitalentiert, wirkt zeitlos <strong>und</strong> ebenso<br />
leicht geheimnisvoll wie das Haus, in dem sie wohnt.<br />
Sie ist nicht nur Mutter von zwei Kindern, sondern hält<br />
sich in dem riesigen Garten direkt vor der Haustür eine<br />
kleine Schafherde. Diese für Schafe recht großen Gesellen<br />
lieben Essen, sind sehr, sehr neugierig <strong>und</strong> brachten<br />
unseren Fotografen Martin Büdenbender durch ihr stetiges<br />
Herumwandern um ihn <strong>und</strong> seine Kamera zeitweilig<br />
etwas aus dem Konzept. Nun, eine Kamera sieht einfach<br />
irgendwie lecker aus, <strong>und</strong> natürlich auch ein bisschen gefährlich.<br />
Genau die richtige Mischung jedenfalls, um bei<br />
den „Schäfchen“ für sehr entschlossene Annäherungsversuche<br />
<strong>und</strong> dann wieder ängstliches Weggaloppieren zu<br />
sorgen. Immer schön im Wechsel. Begleitet von entrüsteten<br />
„Mööööh“. Ein Fotoshooting der ganz besonderen Art.<br />
Zur Menagerie des Hauses gehören zudem ein kleiner<br />
H<strong>und</strong> <strong>und</strong> ein roter Kater, der - wie für alle Katzen ganz<br />
selbstverständlich - der eigentliche Hausherr ist. Ab Frühjahr<br />
<strong>2018</strong> bietet die ausgebildete Kommunikationswirtin,<br />
die freiberuflich im Bereich Marketing <strong>und</strong> Webdesign tätig<br />
ist, als leidenschaftliche „Fotojägerin“ in Herscheid<br />
(VHS <strong>Volme</strong>tal) zu all ihren Aufgaben auch noch einen<br />
Kurs zur Erstellung eines Fotobuches an.<br />
Geschichten gehen unter die Haut<br />
Doris Althoff hat also eigentlich genug zu tun. Was sie jedoch<br />
nicht davon abhält, seit vielen Jahren Bücher, Kurzgeschichten<br />
<strong>und</strong> Essays zu schreiben.<br />
Denn die Werdohlerin ist seit fast zwei Jahrzehnten aktives<br />
Mitglied der Autorengruppe „Geschichtenschmiede“<br />
<strong>und</strong> der „Krimiwerkstatt <strong>Volme</strong>tal“. Und mehrfache Preisträgerin.<br />
Im Jahr 2000 gewann sie mit ihrer Geschichte<br />
„Rache ist bitter“ zusammen mit zwei anderen Autoren<br />
den 1. Preis des Literaturwettbewerbes „Weibergeschichten“<br />
zum Internationalen Frauentag. 2004 holte sie mit<br />
ihrer Liebesgeschichte „Lavendel“ den 1. Preis des Literaturwettbewerbs<br />
<strong>Volme</strong>tal. Im gleichen Jahr wurde ihre<br />
Geschichte „<strong>Das</strong> Nachbargrab“<br />
vom Verlag<br />
Alt-Juist in die Anthologie<br />
„Mein Juist“ aufgenommen.<br />
Und <strong>2017</strong><br />
ging wieder der erste<br />
Preis des Literaturwettbewerbs<br />
„Weibergeschichten“<br />
für ihre<br />
Kurzgeschichte „Der<br />
Troststrumpf“ an sie.<br />
Drei ihrer Erzählungen,<br />
die unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten,<br />
hat nun sogar das Werdohler<br />
Kaufhaus WK in<br />
sein Sortiment aufgenommen.<br />
In „Weibergeschichten<br />
- Schöne<br />
65
Neue Welt“ erzählt sie in „Der Troststrumpf“ von einer<br />
Flüchtlingsfamilie in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges.<br />
Eine Geschichte, die unter die Haut geht <strong>und</strong> auch heute<br />
nichts an Brisanz verloren hat.<br />
In der Anthologie „Mord im Denkmal“ erzählen Autoren<br />
<strong>und</strong> Autorinnen Kriminalgeschichten, die in Denkmälern<br />
der Region, z.B. der Heesfelder Mühle oder der Burg Pungelscheid<br />
spielen. Für solche Geschichten ist Doris Althoff<br />
ja nun wirklich DIE Expertin mit ihrem König von Korsika<br />
<strong>und</strong> dem verschollenen Geheimgang. Die so entstandene<br />
Kriminalgeschichte „ Der lange Schatten des Königs“ erzählt<br />
daher auch mit starkem Lokalkolorit von scheidenden<br />
Bürgermeistern, Lokalpolitikern <strong>und</strong> Ordnungsamtsleitern,<br />
die sich in seltsame Intrigen verstricken.<br />
<strong>Das</strong> dritte Buch, das es jetzt im WK zu kaufen gibt - „Grumo,<br />
das kleine Gr<strong>und</strong>schul-Monster, ein Hasen-Hörnchen-<br />
Hamster wird entdeckt“ -, wurde vom Pomaska-Brand-<br />
Verlag verlegt <strong>und</strong> ist zudem das erste Kinderbuch der<br />
Autorin.<br />
Alle ihre Bücher können im Web bestellt werden. Man<br />
braucht dafür nur ihren Namen in die Suchmaschinen einzugeben<br />
<strong>und</strong> erhält zahlreiche Links. Aber ihre Bücher in<br />
Werdohl direkt verkaufen zu lassen, zeigt schon in besonderer<br />
Weise, wie sehr das Herz der Autorin für ihre Heimatstadt<br />
schlägt.<br />
Ihre Geschichten behandeln sehr unterschiedliche Themen,<br />
die aber die Vielseitigkeit der Doris Althoff nur noch<br />
einmal umso ausdrücklicher dokumentieren. Ebenso wie<br />
ihre schriftstellerische Kraft <strong>und</strong> die Fähigkeit, sich in die<br />
unterschiedlichsten Charaktere mit Haut <strong>und</strong> Haar einzufühlen.<br />
Ihr persönlicher Schreibstil ist geprägt von einer<br />
Autorin mit Humor <strong>und</strong> Herz<br />
ausdrucksstarken Sprache.<br />
Aber nicht nur diese<br />
Eigenschaften kennzeichnen<br />
sie als Autorin.<br />
Sondern die Tatsache,<br />
dass sie sich ihrer Protagonisten<br />
mit Vehemenz<br />
<strong>und</strong> viel Liebe annimmt.<br />
Ihre Figuren werden<br />
beim Lesen lebendig.<br />
Doris Althoff begnügt<br />
sich nicht damit, einfach<br />
nur etwas profan zu erzählen,<br />
sondern sie zieht<br />
ihre Leser schnell in den<br />
Bann <strong>und</strong> lässt diese erst<br />
wieder gehen, wenn die<br />
Geschichte zu Ende erzählt<br />
ist.<br />
Die Schriftstellerin überzeugt durch Authentizität. Besucht<br />
man sie in ihrem häuslichen Umfeld, wird einem schnell<br />
klar, dass sie auch in ihrem realen Leben das ist, was<br />
sie ihren Romanfiguren gerne zuschreibt. Klug, empfindsam,<br />
lebendig <strong>und</strong> immer bereit, sich weiterzuentwickeln.<br />
Mit einem scharfen Blick auf die Dinge hinter den Dingen,<br />
worüber man besonders in ihrer Krimi-Kurzgeschichte<br />
„Der lange Schatten des Königs“ auch einmal richtig<br />
lachen kann. Die Autorin hat Humor <strong>und</strong> Herz. Zudem ist<br />
sie ist eine echte Persönlichkeit. Und dazu tiefgründig wie<br />
die alten Brunnen der Burg Pungelscheid.<br />
Sie nimmt sich viel Zeit. Macht nichts einfach so, sondern<br />
überlegt ihre einzelnen Lebensschritte sorgfältig. <strong>Das</strong>, was<br />
sie tut, muss passen, soll sie nicht verbiegen. Sie will sich<br />
wohlfühlen. Sie bricht nichts übers Knie, stellt erst einmal<br />
ihre Familie <strong>und</strong> ihre Tiere in den Mittelpunkt. Trotzdem<br />
oder gerade deswegen ist sie mit Leib <strong>und</strong> Seele<br />
Schriftstellerin.<br />
Eine gute Mischung, die Doris Althoff sicher noch oft zu<br />
neuen Geschichten <strong>und</strong> Figuren inspirieren wird. Vielleicht<br />
auch zu dem Roman, der in ihr Gestalt annimmt <strong>und</strong> für<br />
den sie mit ihren vielfältigen Aufgaben als Familienmanagerin<br />
noch nicht die Zeit gef<strong>und</strong>en hat. Ihre Leserschaft<br />
muss sie jedenfalls nicht mehr überzeugen. Die weiß, was<br />
an schriftstellerischem Talent in ihr steckt <strong>und</strong> freut sich<br />
über jede Zeile aus der Feder der Werdohler Schriftstellerin,<br />
die in der alten Burg Pungelscheid wohnt.<br />
66
„Die Jause“<br />
Echternhagen 1<br />
58540 Meinerzhagen<br />
Tel. 0 23 58 / 90 40 30<br />
www.die-jause.de<br />
Gaststätte<br />
Freitags ab 15 Uhr,<br />
Samstags, Sonntags & Feiertags<br />
ab 10 Uhr <strong>und</strong> auf Anfrage<br />
Durchgehend warme Küche<br />
Demnächst<br />
Event - Scheune<br />
Für 40 -120 Personen<br />
Jeden ersten Sonntag im<br />
Monat Frühstücksbuffet<br />
Event - Turm<br />
Für bis zu 16 Personen<br />
Selbstversorgung am<br />
r<strong>und</strong>en Tisch mit Zapfanlage<br />
Meinerzhagener<br />
Baugesellschaft MeinerzhagenermbH<br />
Baugesellschaft mbH<br />
www.mbg25.de<br />
www.mbg25.de<br />
Bauen, wohnen <strong>und</strong> leben<br />
in<br />
in<br />
Meinerzhagen<br />
Meinerzhagen<br />
Nutzen Sie unsere<br />
Präsenz Nutzen vor Sie Ort unsere<br />
Präsenz <strong>und</strong> bauen vor OrtSie<br />
auf unsere <strong>und</strong> bauen Erfahrung Sie<br />
auf unsere Erfahrung<br />
mbg mbh | <strong>Volme</strong>straße 4 | 58540 Meinerzhagen | Tel. 0 23 54 / 92 55-0 | Fax 0 23 54 / 12 28 0 | info@mbg25.de<br />
mbg mbh | <strong>Volme</strong>straße 4 | 58540 Meinerzhagen | Tel. 0 23 54 / 92 55-0 | Fax 0 23 54 / 12 28 0 | info@mbg25.de<br />
MBG_Infokasten.indd 1<br />
24.08.2010 10:29:56 Uhr<br />
MBG_Infokasten.indd 1<br />
24.08.2010 10:29:56 Uhr<br />
67
IM VOLMETAL WERDEN<br />
GESCHICHTEN GESCHMIEDET<br />
Lust am kreativen Schreiben verbindet bunte Gruppe von Frauen <strong>und</strong> Männern<br />
zwischen 32 <strong>und</strong> 80 Jahren<br />
Von Volker Lübke<br />
Wer schreibt, der bleibt, sagt der Volksm<strong>und</strong>. Schließlich<br />
waren schon die antiken Texte in Stein gemeißelt. Im<br />
<strong>Volme</strong>tal werden Geschichten geschmiedet – auch im 21.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert. Dafür sorgt die Volkshochschule <strong>Volme</strong>tal<br />
(VHS), namentlich deren Direktorin Marion Görnig.<br />
Anno 1993 bot die Kiersper Dozentin den Kurs „Kreatives<br />
Schreiben“ an. „Zusammen mit dem Funkkolleg ging es<br />
um literarische Moderne“, erinnert sich Görnig. Schnell<br />
wurde daraus eine feste Gruppe, die in jedem VHS-Semester<br />
wieder zusammenfand. Neun Jahre später, 2002,<br />
ging das Ganze online, eine eigene Homepage wurde<br />
gebaut. „Da musste natürlich ein Name her“, erzählt Marion<br />
Görnig, „<strong>und</strong> Doris Althoff kam auf die ‚Geschichtenschmiede‘.“<br />
Unter www.geschichtenschmiede.de findet<br />
sich die komplette Historie der Gruppe.<br />
Der Name war schon bald in aller M<strong>und</strong>e, zum einen sicherlich,<br />
weil das Wortspiel aus Geschichten – sprich Literatur<br />
– <strong>und</strong> den industriellen Wurzeln der Region, dem<br />
Schmiedehandwerk, zwei gegensätzliche Pole zusammenbringt.<br />
Ein Gr<strong>und</strong> für die schnelle Bekanntheit der<br />
Gruppe war aber auch deren Engagement. In jedem Semester<br />
gibt es eine Lesung, bei der die Autorinnen <strong>und</strong><br />
Autoren ihre Texte präsentieren <strong>und</strong> sich stets über beste<br />
Resonanz im stetig wachsenden Publikum freuen.<br />
Auch die Teilnehmerzahl des VHS-Kurses stieg schnell<br />
an. Bereits 1997 wurde der Kurs geteilt, <strong>und</strong> 1999 zusätzlich<br />
eine Krimiwerkstatt mit 14 Teilnehmern ausgegliedert.<br />
Insgesamt zählt Marion Görnig knapp 30 Autorinnen<br />
<strong>und</strong> Autoren aus dem oberen <strong>Volme</strong>tal <strong>und</strong><br />
Umgebung zu den Kursteilnehmern. Die Jüngste in der<br />
bunt gemischten, aber weiblich dominierte Gruppe ist<br />
32 der Älteste 80.<br />
Vor allem unter Druck geht’s<br />
Schreiben auf Kommando, also pünktlich im VHS-Kurs, wie<br />
soll das gehen? „Bei unseren Treffen selbst schreiben wir<br />
natürlich nicht“, erklärt Kursleiterin Marion Görnig. Beim<br />
<strong>Komplett</strong>-Besuch demonstrierten die Geschichtenschmiede<br />
(das Wortspiel funktioniert ja auch für die Personen), einen<br />
der 14-tägig stattfindenden Kursabende.<br />
Dabei gibt es immer eine Schreibaufgabe zum jeweiligen<br />
Semesterthema. Im Herbst/<strong>Winter</strong> <strong>2017</strong>/18 lautet das<br />
„Die Sicht der Dinge – Bilderwelten“. Gr<strong>und</strong>lage für den Erzählstoff<br />
sind die Bilder des US-amerikanischen Pop-Art-<br />
68
Künstlers Edward Hopper. „Wir lassen uns von einer dieser<br />
eingefrorenen Szenen zu einem Text inspirieren“, so Görnig.<br />
Leichter gesagt als geschrieben. „Es hängt ganz von der<br />
aktuellen Lebenssituation ab, ob ich schreiben kann“,<br />
sagt Gabi Queisler, die seit vielen Jahren dabei ist: „Der<br />
Kopf muss frei sein – <strong>und</strong> zwar an einem Tag, an dem<br />
sonst gar nichts läuft.“ – „Und unter Druck, also kurz<br />
vor Drucklegung des neuen Buches, dann funktioniert<br />
es auch“, fügt die Autorin lachend hinzu.<br />
Jürgens Wilmsen, der jede zweite Woche zum Gruppentreffen<br />
aus Mülheim/Ruhr anreist, bestätigt das: „Unter<br />
Druck geht’s, obwohl ich im Moment relativ wenig schreibe.<br />
Mir fällt gerade nicht viel ein.“ Bärbel Wengenroth<br />
braucht einen Auslöser: „Manchmal sehe oder erlebe ich<br />
etwas, das den Impuls gibt. <strong>Das</strong> kann zum Beispiel eine<br />
kurze, verrückte Nachricht aus der Zeitung sein.“ Gabi<br />
Queisler hat überall in der Wohnung Zettel verteilt, auf<br />
denen Ideen, Hinweise oder einfach nette Sätze notiert<br />
sind. „Irgendwann fällt mir dazu dann etwas ein“, erklärt<br />
die Kiersperin. Marion Görnig stößt in der Abgeschiedenheit<br />
des Schwedenurlaubs auf ungewöhnliche Textkonstruktionen<br />
<strong>und</strong> schöne Sätze: „Daraus werden oft Ideen für<br />
Workshop-Aufgaben <strong>und</strong> eigene Schreibimpulse.“<br />
Inspirationen durch gemeinsame<br />
Städtereisen<br />
Ideen <strong>und</strong> Impulse en masse ergeben sich auf jeden Fall<br />
bei den jährlichen gemeinsamen Städtereisen. Die Ziele<br />
sind meist mit einem Autor oder einer Autorin verb<strong>und</strong>en.<br />
„In diesem Jahr sind wir in Rostock auf den Spuren<br />
von Walter Kempowski gewandelt“, berichtet Görnig. Bei<br />
den mehrtägigen Städtetouren gibt es nicht nur Sightseeing<br />
<strong>und</strong> Kulturprogramm, sondern auch Workshops. Die bereitet<br />
die Kursleiterin vor. „Da hat keiner eine Schreibblockade“,<br />
weiß Görnig, „nicht mal, wenn wir uns gegenseitig<br />
Liebesbriefe schreiben, die heimlich unter der Tür des Hotelzimmers<br />
durchgeschoben werden...“ Natürlich haben<br />
die Aufgaben immer etwas mit dem aktuellen Projekt der<br />
Geschichtenschmiede zu tun.<br />
In diesem Fall war es das soeben erschienene Buch „Hotel<br />
Nannsen – Nur auf der Durchreise.“ Insgesamt vier Jahre<br />
haben die Autorinnen <strong>und</strong> Autoren an dem Episodenroman<br />
geschrieben. Erhältlich ist das Buch bei den Lesungen der<br />
Geschichtenschmiede <strong>und</strong> bei den Buchhandlungen Timpe<br />
in Kierspe, Schmitz in Meinerzhagen <strong>und</strong> Kö-Shop in Halver.<br />
Zurück zur Kursst<strong>und</strong>e: Wer seine Hausaufgaben gemacht<br />
hat, liest seinen Text vor. <strong>Das</strong> muss beileibe keine fertige<br />
Story, sondern kann auch ein Fragment sein. Dann diskutiert<br />
die R<strong>und</strong>e darüber. Man müsse auch schon mal<br />
Kritik aushalten können, sind sich die Autorinnen <strong>und</strong><br />
Autoren einig. Aber, betont Görnig, die Kritik sei immer<br />
konstruktiv, d.h. wer etwas bemängelt, muss auch einen<br />
Vorschlag zur Verbesserung machen.<br />
Geschichten schmieden für KOMPLETT<br />
Was in der Geschichtenschmiede der VHS <strong>Volme</strong>tal produziert<br />
wird, können Interessierte übrigens nicht nur bei<br />
den regelmäßigen Lesungen hören, sondern auch lesen:<br />
in den mittlerweile zwölf im Selbstverlag veröffentlichten<br />
Büchern <strong>und</strong> ab sofort auch hier im KOMPLETT-Magazin<br />
für das <strong>Volme</strong>tal. Dabei ist der Ort des Geschehens<br />
ganz wichtig. Als lokale Zeitschrift haben wir die<br />
Autorinnen <strong>und</strong> Autoren nach Geschichten gefragt, die<br />
einen Bezug zur Region zwischen <strong>Lister</strong> <strong>und</strong> <strong>Volme</strong> haben.<br />
Den Anfang macht die Kiersperin Anette Klingelhöfer<br />
mit einer spannenden Geschichte, die an der Kerspe-Talsperre<br />
spielt.<br />
Wohnen in der Genossenschaft<br />
Bauverein Kierspe eG<br />
Wohnungsunternehmen seit 1907<br />
<strong>Das</strong> Team des<br />
Bauvereins Kierspe<br />
wünscht fröhliche<br />
Weihnachten <strong>und</strong><br />
für das neue Jahr<br />
viel Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Glück!<br />
Sicher wohnen ein Leben lang!<br />
Bachstr. 2 · 58566 Kierspe<br />
www.bauverein-kierspe.de<br />
Tel. (02359) 90 92-0<br />
Fax (02359) 90 92-15<br />
69
EIN BOOT VOLLER BLUMEN<br />
Kurzgeschichte von Anette Klingelhöfer<br />
Kein normaler Weg führt ans Ufer,<br />
dichte, schier <strong>und</strong>urchdringliche Wälder,<br />
Büsche <strong>und</strong> Sträucher, Efeuranken<br />
<strong>und</strong> dornige Wildrosen verhindern,<br />
dass sich Eindringlinge dem Ufer der<br />
Kerspe nähern.<br />
„Warum darf da niemand hin?“ Rosemarie<br />
schüttelte den Kopf.<br />
„Weil es hier spukt.“ sagte Bianka<br />
geheimnisvoll.<br />
„Wer erzählt denn so einen Blödsinn?“<br />
die anderen lachten.<br />
„Ehrlich, bei Vollmond könnt ihr ein<br />
Stöhnen <strong>und</strong> Rufen durch den Wald<br />
hören. Es ist die Stimme eines vor vielen<br />
Jahren ertrunkenen Mannes. Er ruderte<br />
allein in seinem Boot über die<br />
Kerspe. Es war eine laue Sommernacht,<br />
der volle Mond stand am Himmel,<br />
kein Lüftchen regte sich. Eigentlich<br />
genauso ein Wetter wie jetzt. Er<br />
wusste, dass er zu spät nach Hause<br />
kommen würde, aber um seine Frau<br />
zu besänftigen, hatte er das Boot bis<br />
zum Rand mit Rosenblüten gefüllt.<br />
Seine Frau war eine Schönheit mit<br />
langen blonden Haaren <strong>und</strong> dunkelbraunen<br />
Augen. Sie war sehr eifersüchtig<br />
<strong>und</strong> wurde schnell wütend,<br />
wenn er unpünktlich war. Deshalb ruderte<br />
er so schnell er konnte, doch<br />
als er in der Mitte des Sees war, kam<br />
ganz plötzlich ein Gewitter auf. Ein tosender<br />
Sturm peitschte über das Wasser,<br />
das Boot kenterte <strong>und</strong> er ertrank.<br />
Die Wasseroberfläche war bedeckt mit<br />
rosa Blütenblättern. Seine Leiche wurde<br />
nie gef<strong>und</strong>en.“<br />
„Und was ist aus seiner Frau geworden?“<br />
fragte Rosemarie nun doch<br />
neugierig.<br />
„Die arme ist dem Wahnsinn verfallen.<br />
Sie wollte sich in der Kerspe ertränken,<br />
doch wurde sie gerettet. Er<br />
hat mich gerufen, er hat mich gerufen,<br />
soll sie andauernd gesagt haben.<br />
Und es haben auch andere schon seine<br />
Stimme gehört. „<br />
Sie saßen im tiefen Gras <strong>und</strong> sahen,<br />
wie die Sonne langsam unterging.<br />
„Wäre doch spannend, sich das ganze<br />
einmal aus der Nähe anzusehen,<br />
oder?“ fragte Georg.<br />
Bianka schluckte.<br />
„Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“<br />
Lachend schwang Georg sein kleines<br />
Taschenmesser. „<strong>Das</strong> wäre doch gelacht,<br />
wenn wir nicht einmal an diesem<br />
verbotenen See ein Picknick machen<br />
könnten, vielleicht sogar noch<br />
mit einem Gespenst. Oder habt ihr<br />
etwa Angst?“<br />
„Wer glaubt denn schon an so ein<br />
Ammenmärchen? <strong>Das</strong> erzählen die<br />
doch nur, damit sich keiner ans Ufer<br />
traut, um das Wasser zu verschmutzen.“<br />
Rosemarie gab sich resolut.<br />
Trotzdem zuckte sie bei jedem Geräusch<br />
ängstlich zusammen. Bianka<br />
war flau im Magen.<br />
„Na, ein Spaziergang ist das nicht<br />
grade“, sagte Christian lachend. „Dafür<br />
werden wir aber bald belohnt.“ Es<br />
dauerte noch eine Weile, in der sie<br />
sich mühsam durch das modrige <strong>und</strong><br />
muffig riechende Geäst kämpften,<br />
doch dann hörten sie das leise Plätschern<br />
sanfter, kleiner Wellen, die auf<br />
den Kies rollten. Schweigsam ließen<br />
sie sich auf den vermoosten Baum<br />
nieder, dessen kahle Äste mit mächtiger<br />
Silhouette gegen das Mondlicht<br />
zu sehen waren. Klare frische Luft ließen<br />
sie tief einatmen.<br />
Mit andächtiger Stille betrachteten<br />
sie dieses, ihnen unbekannte Bild. Die<br />
glatte Wasseroberfläche lag wie ein<br />
silbergrauer Spiegel vor ihnen.<br />
Bianka tauchte ihre zerkratzten<br />
Arme in das kühle Wasser. Dieser Duft!<br />
Wie süße Rosenblüten. Eine dunkle<br />
Wolke verdunkelte den hellen Mondschein.<br />
Ein leises Wispern war zu hören.<br />
Erschrocken nahm sie die Hände<br />
aus dem Wasser, alles war wieder still.<br />
Vorsichtig näherte sie ihre Hände wieder<br />
dem Wasser, erst als sie die Wasseroberfläche<br />
berührte, hörte sie wieder<br />
dieses Säuseln, es war, als würde<br />
jemand flüstern. Wie von einem Magneten<br />
angezogen, senkte Bianka ihre<br />
Hände tiefer hinein. „Komm zu mir,<br />
ich bin so allein, hilf mir! Ich sehne<br />
mich nach dir.“<br />
Mit einem heftigen Ruck riss Karsten<br />
sie ans Ufer. Wie durch einen Nebelschleier,<br />
der sich lichtet, sah Bianka<br />
ihn an. Er klopfte ihr die bleichen<br />
Wangen <strong>und</strong> rieb ihre eiskalten Hände.<br />
Die dunkle Wolke war weiter gezogen<br />
<strong>und</strong> der Mond leuchtete wieder<br />
in hellem Licht.<br />
„Sag bloß du wolltest schwimmen<br />
gehen? Du hast uns vielleicht einen<br />
70
Schrecken eingejagt. Komm, wir müssen<br />
schnell wieder zurück, sonst holst<br />
du dir noch den Tod.“ Bianka strich<br />
sich mit ihren Händen über die nasse<br />
Jeans, das T-Shirt zog sie aus <strong>und</strong> als<br />
sie es auswrang lief das Wasser über<br />
ihre Hände <strong>und</strong> wieder hörte sie diese<br />
liebliche Stimme, die rief, du darfst<br />
nicht gehen, nur du kannst mich retten.<br />
„Habt ihr das gehört?“ fragte sie,<br />
doch sahen ihre Fre<strong>und</strong>e sie nur verständnislos<br />
an.<br />
Voller Panik rannte Bianka vor dieser<br />
Stimme davon. Die anderen kamen<br />
hinterher. Als sie wieder auf der Straße<br />
waren fragte Christian: „Sag` mal,<br />
war der Teufel hinter dir her, oder<br />
hast du wirklich so eine Angst, einen<br />
Schnupfen zu bekommen?“<br />
Schweigend fuhr Bianka auf ihrem<br />
Fahrrad hinter den anderen her. Der<br />
Klang dieses geheimnisvollen Säuselns<br />
ließ sie immer wieder umblicken.<br />
Immer wieder hörte sie diesen<br />
Hilferuf. Sie sah diesen geheimnisvollen<br />
Mann, der in der Kerspe ertrunken<br />
sein soll, in seinem Ruderboot. Er<br />
winkte ihr zu. Komm zu mir, hörte sie<br />
ihn rufen.<br />
Ohne dass die anderen es merkten,<br />
drehte sie ihr Fahrrad <strong>und</strong> fuhr wieder<br />
zu der Stelle am Waldrand zurück.<br />
Wieder schlug sie sich durch das dichte<br />
Gebüsch, kletterte nochmals über<br />
den hohen Zaun <strong>und</strong> stand erneut am<br />
Ufer. Die Wasseroberfläche war glatt<br />
<strong>und</strong> grauglänzend. Kein Lufthauch war<br />
zu spüren. Der Mond war als klares<br />
Spiegelbild auf dem See zu erkennen.<br />
Die dunklen Schatten der Tannen färbten<br />
das Wasser tief schwarz. Bianka<br />
bückte sich. Dieses Mal betörte sie der<br />
Duft h<strong>und</strong>erterter Rosen. Ganz langsam<br />
führte sie ihre Hand zum Wasser.<br />
Wieder wurde der Himmel dunkel,<br />
schwarze Wolken verdeckten den<br />
Mond. Ein starker Wind kam auf. Eine<br />
Welle streichelte sanft ihre Hände<br />
<strong>und</strong> eine magische Kraft zog Bianka<br />
ins Wasser.<br />
„Du bist zurückgekommen, meine<br />
Liebe, mein Engel.“ Diese Stimme,<br />
sanft <strong>und</strong> melodisch, fast wie eine<br />
Liebkosung, ja es war eine Berührung,<br />
die Bianka taumeln ließ, sie hielt Bianka<br />
umfangen, wie bei einem Tanz<br />
zweier Verliebter. Bianka sah noch,<br />
wie ein gewaltiger Blitz in den See<br />
einschlug, das dumpfe Krachen des<br />
Donners nahm sie kaum noch wahr,<br />
sie wurde von dem Locken, dem Säuseln,<br />
dem Wispern immer weiter in<br />
die w<strong>und</strong>erbare Tiefe gezogen. Dann<br />
sah sie ihn. Mit offenen Armen ging<br />
er auf Bianka zu. Sein Blick war voller<br />
Liebe. Sie lehnte sich an ihn, spürte<br />
seine zarten Hände auf ihren Wangen,<br />
sanft berührten sich ihre Lippen.<br />
Gesucht wird die sechzehnjährige Bianka<br />
Bildner aus Kierspe. Ca 165cm<br />
groß, lange blonde Haare, dunkelbraune<br />
Augen. Sehr schlanke Figur,<br />
zuletzt mit blauer Jeans, weißem T-<br />
Shirt bekleidet. Ihr Fahrrad wurde in<br />
einem Gebüsch nahe der Kerspe-Talsperre<br />
gef<strong>und</strong>en. Sachdienliche Hinweise<br />
bitte an die Polizeidienststelle<br />
Meinerzhagen. Ein Verbrechen wird<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
SCHROTT- UND<br />
METALLGROSS HANDEL<br />
Eisenschrott · Kernschrott<br />
Blechschrott · Eisenspäne<br />
Mischschrott · Gratschrott<br />
Stanzabfälle · Maschinenschrott<br />
Kühlschrott · Nirosta-Schrott<br />
VA-Schrott · Chromschrott<br />
NE-Metalle · Aluminium · Messing<br />
Kupfer · Bronze<br />
CONTAINERDIENST<br />
Bauschutt · Baumischabfälle<br />
Abfall zur Verwertung<br />
Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier<br />
A. Menshen GmbH & Co. KG<br />
Im Ohl 7 . 58791 Werdohl<br />
Tel. 02392 9296–0<br />
Fax 02392 9296–60<br />
menshen@menshen.de<br />
wwww.menshen.de<br />
71
Advertorial<br />
IHR GOLDANKAUF IM MÄRKISCHEN KREIS<br />
Werteinschätzung <strong>und</strong> Ankauf vom Fachmann<br />
Beim Verkauf von Gold- <strong>und</strong> Silberschmuck<br />
spielt Vertrauen eine ganz<br />
wichtige Rolle. Ulrich Nockemann,<br />
Juwelier <strong>und</strong> Uhrmachermeister<br />
mit über 40 Jahren Erfahrung, steht<br />
mit seinem Namen für kompetente<br />
Beratung <strong>und</strong> faire Preise. Sein Markenzeichen<br />
sind persönliche Hausbesuche.<br />
Im Gespräch beantwortet der<br />
bekannte Goldankäufer die wichtigsten<br />
Fragen zum Thema Goldankauf.<br />
Ich möchte Ihnen meinen alten Goldschmuck<br />
verkaufen. Wie gehe ich vor?<br />
„Sie rufen mich einfach an <strong>und</strong> vereinbaren<br />
einen Termin mit mir. Daraufhin<br />
besuche ich Sie zu Hause <strong>und</strong> schaue, was<br />
Sie haben. Nach eingehender Prüfung <strong>und</strong><br />
Begutachtung Ihrer Stücke unterbreite<br />
ich Ihnen ein attraktives unverbindliches<br />
Angebot. Diese Dienstleistung ist für Sie<br />
kostenlos.“<br />
Es gibt aber auch die Möglichkeit, mein<br />
Edelmetall an der GoldTheke abzugeben?<br />
„Ja, alternativ zum Hausbesuch können<br />
Sie Ihr Gold <strong>und</strong> Silber auch einfach bei<br />
unseren Annahmestellen für Altgold <strong>und</strong><br />
Altsilber in Halver <strong>und</strong> Meinerzhagen<br />
abgeben. Nach meiner Wertermittlung<br />
rufe ich Sie an <strong>und</strong> teile Ihnen meinen<br />
Ankaufspreis mit.“<br />
Woher weiß ich, dass ich bei Ihnen einen<br />
guten Preis erhalte?<br />
„Für einen fairen Ankaufspreis stehe ich in<br />
erster Linie mit meinem Namen. Dabei lege<br />
ich großen Wert auf Transparenz, weshalb<br />
sich meine Preise immer am tagesaktuellen<br />
Gold- <strong>und</strong> Silberpreis richten. <strong>Das</strong> garantiert<br />
Ihnen als K<strong>und</strong>e, dass Sie auch bei<br />
steigenden Kursen voll profitieren.“<br />
Wie bekomme ich dann mein Geld?<br />
„Nach meinem Hausbesuch überweise ich<br />
Ihnen Ihr Geld bereits am Folgetag. Wenn<br />
Sie Ihr Edelmetall an einer GoldTheke<br />
abgegeben haben, erhalten Sie den Betrag<br />
einige Tage später bar ausgezahlt oder per<br />
Überweisung.“<br />
Was ist, wenn mein Schmuck zu schade<br />
zum Einschmelzen ist?<br />
„Bei antiken, besonders kostbaren<br />
Schmuckstücken oder Uhren versuche<br />
ich, das Beste für meine K<strong>und</strong>en über<br />
renommierte Auktionshäuser herauszuholen.<br />
Bei Kunstobjekten arbeite ich eng mit<br />
Detlev Kümmel zusammen, dem bekannten<br />
Experten für Kunst <strong>und</strong> Antiquitäten.“<br />
Fällt es Ihren K<strong>und</strong>en nicht schwer, sich von<br />
Schmuckstücken zu trennen?<br />
„In der Regel sind die Menschen froh <strong>und</strong><br />
erleichtert, endlich den Schritt gemacht zu<br />
haben, sich von bestimmten Gegenständen<br />
zu trennen. So manchem K<strong>und</strong>en genügt<br />
es auch einfach zu wissen, was ihre Preziosen<br />
wert sind. Dabei bin ich ihnen gerne<br />
behilflich.“<br />
Was kaufen Sie denn alles an?<br />
„Gold- <strong>und</strong> Silberschmuck, Brillantschmuck,<br />
Golduhren, Bruchgold, Zahngold,<br />
Münzen, Silberbestecke <strong>und</strong> Zinn.“<br />
Ulrich Nockemann<br />
Auktionator, Juwelier<br />
Vereinbaren Sie noch<br />
heute einen Termin für<br />
einen Hausbesuch!<br />
0171- 47 27 047<br />
Ulrich Nockemann<br />
persönlich<br />
info@ulrich-nockemann.de<br />
www.ulrich-nockemann.de<br />
GoldTheke<br />
Annahmestellen<br />
Schmuck Ecke<br />
Inhaberin U. Illing<br />
Frankfurter Str. 7<br />
58553 Halver<br />
Atelier Albrecht<br />
Derschlager Str. 8<br />
58540 Meinerzhagen<br />
72
KOMPLETT<br />
KOMPETENT<br />
Die lokale Online-Zeitung fürs <strong>Volme</strong>tal.<br />
guten-tach.de/volmetal<br />
Hotel / Pension<br />
Familie Kniese<br />
Gut schlafen · Gut frühstücken<br />
Romantisch-Rustikale Einrichtung<br />
Hahnenbecke 8 · 58540 Meinerzhagen<br />
Tel.: 0 23 54 22 36 · www.haus-hahnenbecke.de<br />
CHKretschmann<br />
Getränkehandel - Kiosk - Tabakwaren<br />
Lieferservice - Festausstattung - Kühlwagen - Verkaufswagen<br />
Tele.: 02358 / 27 22 122<br />
getraenke@chkretschmann.de<br />
Ihnestraße 27a - 58540 M´hagen - Valbert<br />
Bestattungen Friemann GbR<br />
Inh. S. Kemper & B.Wohlgemuth-Berger<br />
Zusammen mit unseren starken<br />
Partnern begleiten wir Sie <strong>und</strong> setzen<br />
Bestattungen Friemann GbR<br />
Ihre Wünsche individuell Bestattungen um. Inh. S. Kemper & B.Wohlgemuth-Berger<br />
Friemann GbR<br />
Inh. S. Kemper & B.Wohlgemuth-Berger<br />
Zusammen mit unseren starken<br />
Von-Vincke-Str. 13 58553 Halver Zusammen mit unseren starken<br />
Partnern begleiten wir Sie <strong>und</strong> setzen<br />
Tel: 02353 13231<br />
Partnern begleiten wir Sie <strong>und</strong> setzen<br />
Ihre Wünsche individuell um.<br />
Ihre Wünsche individuell um.<br />
E-Mail: info @bestattungen-friemann.de<br />
Von-Vincke-Str. 13 58553 Halver<br />
Von-Vincke-Str.<br />
Tel: 02353 13231<br />
13 58553 Halver<br />
Tel:<br />
E-Mail:<br />
02353<br />
info<br />
13231<br />
@bestattungen-friemann.de<br />
E-Mail: info @bestattungen-friemann.de<br />
Sieglinde Kaul<br />
Krim 1 · 58540 Meinerzhagen<br />
Tel 0 23 54 – 90 32 32<br />
Fax 0 23 54 – 70 18 01<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Di – Fr 9 00 – 18 00<br />
Sa 9 00 – 13 00<br />
Wir machen das✓<br />
FRITZ SCHNEIDER<br />
GMBH & CO. KG<br />
Darmcher Gr<strong>und</strong> 6<br />
D-58540 Meinerzhagen<br />
Telefon 02354 / 14 65 65<br />
Telefax 02354 / 14 65 66<br />
E-mail: info@fritzschneidergmbh.de<br />
www.fritzschneidergmbh.de<br />
DAS IDEALE WEIHNACHTSGESCHENK!<br />
Inh. Ursula Illing · Frankfurter Str. 7 · 58553 Halver<br />
Telefon: 02353/66 6248 · Fax: 02353/2750<br />
E-Mail: info@schmuckecke-halver.de · www.schmuckecke-halver.de<br />
NEU in Halver!<br />
Kette AURA<br />
mit wechselbaren<br />
leuchtenden<br />
Schmucksteinen.<br />
Anhänger<br />
in verschiedenen<br />
Ausführungen!<br />
Ab dem 25.09.<strong>2017</strong> in neuen Räumlichkeiten:<br />
Darmcher Gr<strong>und</strong> 12<br />
58540 Meinerzhagen<br />
Telefon 0 23 54 / 91 15 77<br />
Telefax 0 23 54 / 91 15 79<br />
Tanja Boele<br />
Naturheilpraxis<br />
Natürlich<br />
Ges<strong>und</strong><br />
Heilpraktikerin<br />
klassische Homöopathie<br />
Ohrakupunktur | Blutegeltherapie<br />
Am Sonnenhang 52 | 58540 Meinerzhagen<br />
Tel.: 0 23 58 / 20 99 735 | Mobil: 0 15 25 / 46 85 899<br />
naturheilpraxis-tanjaboele.com<br />
Fleischerei<br />
Hoffmann Meinerzhagen<br />
Tel: 0 23 54 - 70 67 21<br />
Machen Sie auf sich aufmerksam!<br />
Ihre Visitenkarte<br />
im <strong>Komplett</strong>-Magazin<br />
für nur 45 Euro zzgl. MWST<br />
Ihre IT-Dienstleister<br />
vor Ort mit 25 Jahren<br />
Erfahrung<br />
Dirk Weyl<br />
Frank Schanzenberger<br />
Telefon 02354 77 89 500<br />
it@fs-softwareconsult.de<br />
73
GENAU!<br />
Bestimmt haben Sie heute<br />
auch schon geappt,<br />
gechattet, getwittert, gepostet,<br />
oder tatsächlich<br />
noch – wie altmodisch<br />
– eine E-Mail verschickt.<br />
Mehr als ein paar Zeichen<br />
dürften es sicher nicht geworden<br />
sein. Wofür hat man schließlich Emojis, wie heute<br />
die vordem gebräuchlichen Smileys heißen. Genau!<br />
Wir leben ganz offenbar im Zeitalter der verkürzten <strong>und</strong><br />
meist auch eher nonverbalen Kommunikation. Warum<br />
auch viele Worte machen, wo es doch ein paar dieser<br />
putzigen Bildschriftzeichen viel schneller <strong>und</strong> möglicherweise<br />
sogar treffender zum Ausdruck bringen können.<br />
Ich gebe zu: <strong>Das</strong> ist immer noch nicht so mein Ding. Ich<br />
bin gern weiter altmodisch, formuliere auch kürzere<br />
Textnachrichten in der Regel immer noch in ganzen Sätzen<br />
aus – <strong>und</strong> versehe sie natürlich auch mit persönlicher<br />
Anrede <strong>und</strong> abschließender Grußformel. Tatsächlich<br />
grüßen? Genau! Aber wer macht das denn heutzutage<br />
noch?<br />
Klar! Der Stinkefinger steht vor allem im Straßenverkehr<br />
immer noch hoch im Kurs. Aber das ist ja auch nicht<br />
unbedingt ein Gruß, über den man sich freuen darf. Ich<br />
treffe immer wieder auf Leute, die sich regelrecht erschrecken,<br />
wenn ich ihnen fröhlich einen „guten Tag“<br />
wünsche. „Tach“ tut’s bei uns im Sauerland natürlich<br />
auch. Wenn man deutlich mehr sagt, gilt man ja schnell<br />
als Laberfürst. Deshalb tippt der ein oder andere Eingeborene<br />
bei einer Begegnung auch nur kurz an seine<br />
Kopfbedeckung. Reicht auch! Aber so ganz ohne?<br />
selbst wenn es mal wieder regnet. <strong>Das</strong> soll auch unter<br />
Erwachsenen klappen! Einfach mal probieren! Immerhin<br />
erlebt man bei Wanderungen in der alpinen Bergwelt<br />
dieses Phänomen noch relativ oft. Grüß Gott heißt es<br />
da immer wieder, oder einfach Grüezi, Buongiorno oder<br />
Salve. Und nicht selten ergibt sich aus einem ersten kurzen<br />
Kontakt auf über 1000 Metern Seehöhe sogar ein<br />
längeres fre<strong>und</strong>schaftliches Gespräch.<br />
Was mir auch sehr gut gefällt: Wenn Biker sich begegnen,<br />
grüßen sie sich in der Regel mit kurzem Handaufheben.<br />
<strong>Das</strong> gilt aber nur für die motorisierten Zweiradfahrer,<br />
wie ich in diesem Sommer beobachten konnte.<br />
Pedaltretende Fahrradfahrer, von denen es ja immer<br />
mehr gibt <strong>und</strong> unter die ich mich jetzt auch eingereiht<br />
habe, gehören da eher zur schon erwähnten Kategorie<br />
SG bzw. SSG. Die meisten sind regelrecht verbissen auf<br />
dem schnellsten Weg von A (Quelle der Ruhr) nach B<br />
(Mündung derselben) unterwegs – <strong>und</strong> man kann froh<br />
sein, wenn man im Begegnungsverkehr nicht über den<br />
Haufen gefahren wird, weil sich auch auf Radwegen das<br />
Rechtsfahrgebot noch nicht durchgesetzt hat. So ist es<br />
leider. Und trotzdem gebe ich nicht auf.<br />
Ich wünsche meinen Lesern einen schönen Tag, eine<br />
gute Zeit, eine bereichernde Begegnung. <strong>Das</strong> geht sogar<br />
ganz ohne Emoji. Genau!<br />
Horst vom Hofe<br />
Es scheint tatsächlich so, als sei es aus der Mode gekommen,<br />
sich überhaupt noch die Tageszeit zu sagen.<br />
Meine Frau <strong>und</strong> ich haben es mittlerweile gelernt, bei<br />
unseren Jogging-R<strong>und</strong>en oder Spaziergängen die uns<br />
begegnenden Zeitgenossen in drei Kategorien einzuteilen:<br />
SG gleich Sackgesicht, SSG gleich Supersackgesicht<br />
– <strong>und</strong> immer seltener: Richtig nette Menschen! Dabei ist<br />
es doch so einfach, ein fre<strong>und</strong>liches Gesicht zu machen<br />
<strong>und</strong> dem Gegenüber zu signalisieren, dass die Welt auch<br />
heutzutage noch ein Ort guter zwischenmenschlicher<br />
Begegnungen sein kann.<br />
Wie beglückend ist es beispielsweise, wenn einen ein<br />
Kind nur anlächelt! Da geht doch gleich die Sonne auf,<br />
Zur Alten Post 6-8<br />
58540 Meinerzhagen<br />
Telefon: 0 23 54 / 27 62<br />
www.buecher-schmitz.de<br />
Montag - Donnerstag: 9.00 -13.00, 14.30 -18.00 Uhr<br />
Freitag: 9.00 -18.00 Uhr<br />
Samstag: 9.00 -13.00 Uhr<br />
© Fotoatelier Albrecht
Damit<br />
der Funke<br />
überspringt ...<br />
Galvanotechnik<br />
Finish Follows Function<br />
WIR<br />
Drehtechnik GmbH<br />
WISSEN WORUM<br />
ES SICH DREHT<br />
druckhaus<br />
Wir treiben‘s bunt<br />
LEISTUNG<br />
wie gedruckt !<br />
Ihr regionaler Partner seit über 20 Jahren für...<br />
... Corporate Design, Corporate Publishing,<br />
Fotografie, Printwerbung <strong>und</strong> Online Auftritte.<br />
...<br />
0 23 91/60 68 69 · www.perfect-art.de