Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe November/Dezember 2017
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
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DAS SAUERLANDMAGAZIN<br />
Ein starkes Stück Sauerland<br />
3,80 Euro<br />
zwischen <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong><br />
DAS SAUERLANDMAGAZIN NOVEMBER/DEZEMBER <strong>2017</strong><br />
Plettenberg<br />
Plettenberg<br />
Werdohl<br />
Die Bürger sprechen mit<br />
Neue Dimension der Beteiligung<br />
Prof plant Feiermuseum<br />
Villa aus der Gründerzeit<br />
Treffpunkt Bahnhof<br />
Hier pulsiert das Leben<br />
ISSN 2363-6777<br />
www.<strong>Komplett</strong>-Magazin.de
Damit<br />
der Funke<br />
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VORWORT<br />
<strong>Komplett</strong>. . .<br />
… neu in unserer Region ist die Form der Bürgerbeteiligung wie sie jetzt in Plettenberg eingeführt worden<br />
ist. Die „strukturierte Bürgerbeteiligung“ wird erst einmal zwei Jahre lang als Versuchsphase durchgeführt.<br />
Viermal pro Jahr kommt das Bürgerforum zusammen. Die Themen werden von den Plettenbergern<br />
vorgeschlagen, die Ergebnisse fließen in die weitere politische Entscheidungsfindung ein. Bernhard<br />
Schlütter erzählt Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, wie das erste Bürgerforum verlaufen ist <strong>und</strong> gibt eine<br />
erste Bewertung ab.<br />
„Zukunft gestalten“ ist eine tragende Rubrik in unserem KOMPLETT-Magazin. Unser Anspruch ist es,<br />
konstruktive Ansätze <strong>und</strong> Menschen mit Visionen für die Zukunft unseres starken Stücks Sauerland<br />
zwischen <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong> vorzustellen. In Herscheid wird in naher Zukunft eine Vision Wirklichkeit. Die<br />
ehemalige Hauptschule Rahlenberg wird zum Haus der Bildung für alle Generationen umgebaut. Nach der<br />
Förderzusage des Landes können nun Steine bewegt werden, weiß unser Autor Wolfgang Teipel.<br />
Ganz spezielle Typen lernen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, unter der Rubrik „Echte Sauerländer“ kennen. Da<br />
ist der Professor, der in Plettenberg in eine Villa aus der Gründerzeit einzieht <strong>und</strong> daraus ein Feiermuseum<br />
machen möchte. Oder Jürgen Rolke, der den seltenen Beruf des Büchsenmachers erlernt hat. In unserer<br />
Serie über Hofläden lernen Sie diesmal den Hof Ludemert in Werdohl kennen, auf dem Daniela Kirchhoff<br />
die Chefin ist. KOMPLETT-Autor Martin Büdenbender bringt Ihnen all diese Typen näher.<br />
Martin Droste<br />
Pia Kablau<br />
Bernhard Schlütter<br />
Detlef Schlüchtermann<br />
Cristin Schmelcher<br />
Heiko Höfner<br />
Rüdiger Kahlke<br />
Ina Hoffmann<br />
Martin Büdenbender<br />
Wolfgang Teipel<br />
Iris Kannenberg<br />
Gleich drei spannende Künstlerinnen haben wir für diese <strong>Ausgabe</strong> besucht. Rüdiger Kahlke erzählt von<br />
Simone Hoffmann, die mit einem rollenden Atelier erfolgreich unterwegs ist. Iris Kannenberg bringt<br />
Ihnen die Malerinnen Andrea Strüver <strong>und</strong> Johanna Winkelgr<strong>und</strong> nahe. Andrea Strüver hat nach etlichen<br />
persönlichen Rückschlägen den Weg zurück zur Kunst gef<strong>und</strong>en. Und warum Johanna Winkelgr<strong>und</strong> sich<br />
bewusst für das Leben in der Kleinstadt Plettenberg entschieden hat, lesen Sie in dieser KOMPLETT-<strong>Ausgabe</strong>.<br />
<strong>Das</strong> Jahr <strong>2017</strong> neigt sich seinem Ende zu. Geht es Ihnen auch so? Wir blicken zurück <strong>und</strong> fühlen uns,<br />
als hätten wir kürzlich unseren Fre<strong>und</strong>en noch „ein gutes Neues“ gewünscht. Nutzen Sie, liebe Leserin,<br />
lieber Leser, das KOMPLETT-Magazin, um innezuhalten. Nehmen Sie sich Zeit, um die informativen,<br />
unterhaltsamen, nachdenkenswerten Geschichten zu lesen.<br />
Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, kommen Sie gut ins neue Jahr <strong>und</strong> vor allem:<br />
Bleiben Sie komplett!<br />
Heiko Höfner, Bernhard Schlütter,<br />
<strong>und</strong> das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin<br />
3
Titelseite<br />
Familie Coluccio aus Plettenberg ist<br />
auf die Weihnachtszeit eingestellt.<br />
Foto: Martin Büdenbender<br />
Zukunft gestalten - Comeback für Bahnhofsuhr - 16<br />
Alles drin<br />
Zukunft gestalten<br />
Neue Dimension: Bürgerbeteiligung in Plettenberg.......8<br />
Neuenrader Bahnhofsuhr feiert Comeback...................16<br />
Anwalt Finnentrops - Bürgermeister Dietmar Heß im<br />
<strong>Komplett</strong>-Interview.........................................................18<br />
Haus der Bildung in Herscheid - Vision wird wahr.. 21<br />
Adventskalender für den guten Zweck..................... 44<br />
R<strong>und</strong>um-Info für Neuenrade..................................... 69<br />
Echte Sauerländer - Büchsenmacher - 36<br />
Jugendkreativwerkstatt Modell für Lenneschiene... 70<br />
Echte Sauerländer<br />
Gründervilla soll Feiermuseum werden................... 10<br />
Der Büchsenmacher von Eiringhausen..........................36<br />
Tobias Wieneke: mit Kamera weltweit unterwegs.. 48<br />
Daniela Kirchhoff ist Chefin auf Hof Ludemert......... 56<br />
<strong>Komplett</strong> lecker <strong>und</strong> gemütlich<br />
Hefemännchen-Schwarzpils aus Schliprüthen ......... 58<br />
<strong>Komplett</strong> lecker - Hefemännchen - 58<br />
Lebensmittel mit Anspruch ....................................... 60<br />
Kolumne: Paradies auf dem Teller ............................ 61<br />
Kultur komplett<br />
Konzert-Tipps: Sinfonie, Revue <strong>und</strong> Poesie................. 7<br />
Simone Hoffmanns rollendes Atelier........................ 22<br />
Neuenrader Tafelmusik ............................................. 24<br />
Andrea Strüver - Künstlerin mit leichter Hand......... 30<br />
Johanna Winkelgr<strong>und</strong> - mittendrin am Rand........... 66<br />
Westfalen Winds - Aushängeschild für Region......... 74<br />
Kultur komplett - Westfalen Winds - 74
<strong>Komplett</strong> erleben<br />
Mein Lieblingsplatz: oben am Attig............................ 6<br />
Eine St<strong>und</strong>e im Werdohler Bahnhof.......................... 14<br />
Zeitreise im Schloss Lenhausen................................. 26<br />
<strong>Komplett</strong> erleben - Zeitreise - 26<br />
Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />
Winter-Spektakulum auf Burg Altena....................... 46<br />
Der komplette Weihnachtsmarkt-Überblick............. 47<br />
AquaMagis baut zwei neue Top-Rutschen............... 51<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv<br />
Werdohler Gipfelsturm ist gescheitert...................... 38<br />
Sieben Kilometer KulTour am Listersee.................... 52<br />
Reiten lernen auf dem Ponyhof................................ 64<br />
Plettenberger Netzwerk qualifiziert Hospizhelfer.... 73<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv - Bewegungspark am <strong>Sorpe</strong>see - 79<br />
Bewegungspark entsteht am <strong>Sorpe</strong>see.................... 79<br />
<strong>Komplett</strong> beraten<br />
Unabhängige Baufinanzierungsberatung................. 13<br />
Spezialist für Traumreisen......................................... 55<br />
Winterzeit ist Kerzenzeit............................................ 62<br />
Erkältung vorbeugen <strong>und</strong> behandeln....................... 77<br />
Berufswelt Sauerland<br />
Lehrwerkstatt Mittel-Lenne fit für die Zukunft ........ 32<br />
Dura-Betriebsrat hofft auf Neustart.......................... 34<br />
<strong>Komplett</strong> beraten - Winterzeit Kerzenzeit - 62<br />
Kompetenter Partner für Industrie 4.0..................... 35<br />
175 Jahre Sparkasse Altena - mit 1 Taler fing‘s an.. 72<br />
<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />
Für neue Medien braucht es Idealismus................... 78<br />
Hubbi-Krimi ................................................................ 80<br />
Impressum ................................................................. 82<br />
Hankes Döneken ........................................................ 82<br />
Berufswelt - 175 Jahre Sparkasse Altena - 72
Text Uwe Tonscheidt<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
HÖHENFLUG<br />
MIT<br />
EINBEINSTATIV<br />
Wer sagt eigentlich, dass man auf einem Wanderweg<br />
wandern muss? Muss man nicht. Zeige ich Ihnen. Mein<br />
Outdoor-Lieblingsplatz ist auf dem „Premium Wanderweg<br />
Sauerland Höhenflug“. Da sitz’ ich gern. Manchmal<br />
steh’ ich auch. Oben am Attig, unweit des Kohlberg-<br />
Parkplatzes, steht eine w<strong>und</strong>erbare Sitzgruppe mit Tisch<br />
<strong>und</strong> Bänken. Wenn du aus Neuenrade kommst, geht dir<br />
beim Panoramablick das Herz auf. Sitzen <strong>und</strong> sinnieren<br />
geht da ganz hervorragend. Gut, wenn du ein Einbeinstativ<br />
mit Kamera dabei hast, sitzt <strong>und</strong> sinnierst du etwas<br />
weniger. Du hast halt gut zu tun, um das alles, vom<br />
Ausblick bis zum jahreszeitlichen botanischen Detail, für<br />
die Nachwelt festzuhalten.<br />
Apropos Zukunft: Sie wissen ja, die geht manchmal<br />
schneller rum als man denkt. Sieht man am<br />
Neuenrader Attig besonders gut. Auf der Aussichtsplattform,<br />
die vor wenigen Jahren unweit der schönen<br />
Verweilbänke aufgestellt wurde. Damals stiefeltest<br />
du die kleine Holztreppe rauf <strong>und</strong> konntest auch<br />
da gaaanz weit gucken. Heute schaffst du da maximal<br />
zehn Meter. Dann ist die Botanik einfach zu dicht. Sowas<br />
hat eine gewisse Tradition. Ein ähnliches Schicksal ereilte<br />
in vergangenen Jahrzehnten den Quitmannsturm<br />
nebenan auf dem Kohlberg.<br />
Apropos Kohlberg. Apropos Zukunft. Der hiesige höchste<br />
Gipfel mit seiner Hochplateaulandschaft bietet sich<br />
aktuell hervorragend an, wenn man beispielsweise<br />
nach Anregungen sucht. Etwa für gemeinschaftliche<br />
Zukunftsplanung <strong>und</strong> was man da rückblickend künftig<br />
besser machen könnte.<br />
Apropos Nachwelt: <strong>Das</strong> Plätzchen eignet sich auch<br />
bestens dafür, mal über sauerländische Zukunftsthemen<br />
nachzudenken - <strong>und</strong> wie sie gemeinschaftlich<br />
voranzubringen sind. Man kann da oben<br />
halt richtig weit gucken, über Kirchtürme <strong>und</strong><br />
Windmühlen hinweg.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie einen Lieblingsplatz? Schreiben Sie uns am besten mit einem Foto:<br />
<strong>Komplett</strong>-Verlag, Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg oder per E-Mail an redaktion@komplett-magazin.de.<br />
6
SINFONIEKONZERT DER<br />
MUSIKSCHULE LENNETAL<br />
<strong>Das</strong> Jugendsinfonieorchester der<br />
Musikschule Lennetal präsentiert<br />
unter der Leitung von Andreas Regeling<br />
am Sonntag, 12. <strong>November</strong>,<br />
um 17 Uhr sein neues Programm im<br />
Thomas-Morus-Haus in Altena. Zu<br />
Gehör kommen die berühmte Nussknackersuite<br />
von Peter Tschaikowsky,<br />
Shostakovichs „Second Waltz“<br />
sowie diverse Melodien aus Film<br />
<strong>und</strong> Musical.<br />
Anlässlich des Jubiläumsjahres „650<br />
Jahre Altena“ haben sich die jungen<br />
Musiker nach einer neuen Spielstätte<br />
in Altena umgesehen <strong>und</strong> sind<br />
fündig geworden. <strong>Das</strong> Orchester der<br />
KUBA-REVUE IM KAISERGARTEN<br />
„Pasión de Buena Vista – Legends<br />
of Cuban music“ ist der Titel einer<br />
einzigartigen Bühnenshow, mit der<br />
Stars aus Kuba Farbe in den trüben<br />
<strong>November</strong> bringen. Die Kuba-Revue<br />
ist am Sonntag, 12. <strong>November</strong>, um<br />
19.30 Uhr zu Gast im Saal des Hotels<br />
Kaisergarten in Neuenrade.<br />
Heiße Rhythmen, mitreißende Tänze,<br />
exotische Schönheiten <strong>und</strong> unvergessliche<br />
Melodien nehmen die Besucher<br />
mit auf eine Reise durch die<br />
aufregenden Nächte Kubas. Die pure<br />
Lebensfreude der hochkarätigen<br />
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LIEDER UND POESIE VON UND MIT VALERIE LILL<br />
Die Musikerin <strong>und</strong> Sängerin Valerie<br />
Lill gastiert am Samstag, 11. <strong>November</strong>,<br />
um 19 Uhr im Gemeindehaus<br />
der EFG Holthausen, Lehmweg 48b<br />
in Plettenberg. Die Zuhörer erwartet<br />
Musikschule fiebert diesem Auftritt<br />
ganz besonders entgegen, da die<br />
ehemalige Kirche neben einer sehr<br />
ansprechenden <strong>und</strong> außergewöhnlichen<br />
Architektur vor allem mit einer<br />
guten Konzertakustik glänzen kann.<br />
Karten zu 7 Euro (ermäßigt 5 Euro)<br />
sind erhältlich im Vorverkauf <strong>und</strong> an<br />
der Abendkasse.<br />
Foto Martin Büdenbender<br />
Künstler springt schnell auf das Publikum<br />
über, das von den grandiosen<br />
Stimmen der Sängerinnen <strong>und</strong> Sänger<br />
fasziniert sein wird. Hinzu kommen<br />
die außergewöhnliche „Buena<br />
Vista Band“, talentierte Backgro<strong>und</strong>-<br />
Sänger <strong>und</strong> die eindrucksvolle Tanzformation<br />
„El Grupo de Bailar“. 150<br />
maßgeschneiderte Kostüme komplettieren<br />
den Genuss für Ohren <strong>und</strong><br />
Augen.<br />
Eintrittskarten für diese Kulturveranstaltung<br />
der Stadt Neuenrade sind<br />
zum Preis von 14,00 Euro für Erwachsene<br />
<strong>und</strong> 10,00 Euro für Jugendliche,<br />
Schüler <strong>und</strong> Schwerbehinderte an der<br />
eine Mischung aus Pop, Folk, aussagekräftigen<br />
Texten <strong>und</strong> eingängigen<br />
Melodien verb<strong>und</strong>en mit einem<br />
Klang, der ins Ohr hinein <strong>und</strong> nicht<br />
wieder hinaus will.<br />
Valerie Lill stammt aus Meinerzhagen<br />
<strong>und</strong> lebt heute in Reichshof. Sie<br />
ist Musikerin, zertifizierter Vocalcoach,<br />
Buchautorin <strong>und</strong> Komponistin.<br />
Gerade ist ihre zweite Solo-CD „Heiliger<br />
Boden“ erschienen.<br />
Bürgerrezeption im Neuenrader Rathaus,<br />
in der Buchhandlung Kettler-<br />
Cremer, bei Lotto Gester Schwarzer<br />
sowie im Hotel Kaisergarten erhältlich.<br />
Verbindliche Reservierungen<br />
sind unter Tel. 02392/6930 möglich.<br />
Valerie Lills Konzerte sind eine erfrischende<br />
Mischung aus ihren Songs<br />
<strong>und</strong> zauberhafter Wortakrobatik. Gekonnt<br />
versteht es die Künstlerin ihr<br />
Publikum so anzusprechen, dass es<br />
am Ende nicht weiß, ob es lachen<br />
oder weinen soll. Begleitet wird sie<br />
von Roman Tkachov (Geige, Piano).<br />
Kartenvorverkauf: Andrea Lill, Auf<br />
der Lied 15, Tel. 02391/148075,<br />
Christliche Bücherstube Plettenberg,<br />
Lottogeschäft Kleine Holthausen<br />
7
EINE NEUE DIMENSION DER<br />
BÜRGERBETEILIGUNG<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
Im Forum werden Anregungen <strong>und</strong> Kritik gesammelt - zusätzliche Gr<strong>und</strong>lage für<br />
politische Entscheidungen<br />
8<br />
Bürger/innen diskutieren im Bürgerforum über Einzelheiten<br />
der Innenstadtsanierung, den Termin ihres<br />
Stadtfestes oder notwendige Sanierungen <strong>und</strong> Modernisierungen<br />
an den Schulgebäuden in der Stadt. Ihre Anregungen<br />
<strong>und</strong> Kritik werden erfasst <strong>und</strong> dienen Politik<br />
<strong>und</strong> Verwaltung als zusätzliche Entscheidungshilfen. Mit<br />
dieser Form der Bürgerbeteiligung beschreitet die Stadt<br />
Plettenberg seit diesem Jahr neue Wege der öffentlichen<br />
Teilhabe. Mindestens vier Bürgerforen pro Jahr sind vorgesehen.<br />
Die zweijährige Erprobungsphase werden auch<br />
die Nachbarkommunen mit Interesse verfolgen.<br />
<strong>Das</strong> erste Bürgerforum im Oktober litt noch unter Anlaufschwierigkeiten.<br />
Den ausgewählten Themen fehlte<br />
die Anziehungskraft. <strong>Das</strong> Thema „Baumaßnahmen an<br />
städtischen Schulgebäuden“ aktivierte noch die meisten<br />
Bürger, sorgte außerdem dafür, dass sich auch einige<br />
Jugendliche in die Diskussion einbrachten. So sollte<br />
es in Zukunft auch bei anderen Themen sein.<br />
Auf jeden Fall bewährt sich die Moderation der Bürgerversammlungen<br />
durch einen externen Moderator. Volker<br />
Vorwerk von der Agentur Bürgerwissen leistet gute Arbeit.<br />
Unparteiisch <strong>und</strong> unaufgeregt ist seine Gesprächsleitung.<br />
Bei ausufernden oder unpassenden Gesprächsbeiträgen<br />
unterbricht er schon mal konsequent. Zudem<br />
fasst er Wortbeiträge treffend zusammen, um sie als<br />
Notizen an die Pinnwand zu heften. So entsteht ein<br />
komplettes Protokoll der Bürgerbeiträge, mit dem z.B.<br />
in politischen Ausschüssen oder im Rat als zusätzlicher<br />
Vorlage gearbeitet werden kann.<br />
Bürgerbeteiligung lebt von<br />
guten Themen<br />
Wie es auch in künftigen Bürgerforen abgehen kann,<br />
zeigte die eigens einberufene Bürgerversammlung zum<br />
Thema „Innenstadtbäume“. Hier klaffen die Meinungen<br />
unüberbrückbar auseinander.<br />
Während die einen bereit sind, im Zuge der Innenstadterneuerung<br />
etliche Bäume zugunsten baulicher Veränderungen<br />
zu entfernen, setzt sich die Initiative Stadtbäume<br />
für den Erhalt möglichst jedes einzelnen der heute dort<br />
stehenden Bäume ein. Vor allem die Platanen auf dem<br />
Alten Markt lassen die Gefühle hochpeitschen.<br />
Eine komplette Einigung wird es in diesem Bereich nicht<br />
geben. Doch bleibt auch festzuhalten, dass im Zuge der<br />
Bürgerbeteiligung die Planung für die Innenstadt angepasst<br />
wurde: Statt der ursprünglich vorgesehenen über<br />
40, sollen deutlich weniger Bäume entfernt werden.<br />
Man sieht: Es hängt von der Themenauswahl ab, wie<br />
stark das öffentliche Interesse an Bürgerbeteiligung ist.<br />
Und diese Auswahl haben die Bürger/innen selbst in der<br />
Hand. Ihre Vorschläge sind gefragt, damit die Bürgerbeteiligung<br />
sich auf möglichst viele Bereiche erstreckt.
So funktioniert die Bürgerbeteiligung<br />
in Plettenberg<br />
• <strong>Das</strong> entscheidende Gremium ist der Arbeitskreis Bürgerbeteiligung.<br />
Er entscheidet, welche Projekte auf<br />
der Vorhabenliste stehen <strong>und</strong> bestimmt Themen<br />
<strong>und</strong> Termine für das Bürgerforum. Die Zusammensetzung<br />
wird in der Regel für zwei Jahre bestimmt.<br />
• Er besteht aus 14 stimmberechtigen Personen -<br />
sechs Personen aus der Bevölkerung (mindestens<br />
eine unter 21 Jahre), fünf Personen aus dem Rat<br />
sowie drei Personen aus der Verwaltung. Die sechs<br />
Personen aus der Bevölkerung <strong>und</strong> ihre Stellvertreter<br />
werden auf einer öffentlichen Sitzung oder aus<br />
dem Einwohnermelderegister ausgelost. Ein genauer<br />
Modus wird nach dem Ende der zweijährigen<br />
Erprobungsphase festgelegt.<br />
• Der Arbeitskreis bestimmt, ob ein Projekt auf der<br />
Vorhabenliste steht. Für die Vorhaben muss die Stadt<br />
zuständig sein. Die Vorhaben müssen rechtlich zulässig<br />
sein. Vorschläge kann jeder machen, der in Plettenberg<br />
wohnt, arbeitet, lernt oder Eigentum besitzt.<br />
• Der Arbeitskreis kann ablehnen, ein zulässiges<br />
städtisches Projekt auf die Vorhabenliste zu setzen.<br />
Die antragstellende Person muss in diesem<br />
Fall 50 Unterschriften beibringen. Dann werden zulässige<br />
städtische Vorhaben auf die Vorhabenliste<br />
gesetzt.<br />
• Die Vorhabenliste wird auf der Homepage der Stadt<br />
Plettenberg (www.plettenberg.de) veröffentlicht<br />
<strong>und</strong> laufend aktualisiert.<br />
KOMMENTAR<br />
Alle Beteiligten werden lernen<br />
<strong>Das</strong> Format „Bürgerforum“ hat Zukunft, allerdings<br />
müssen die Themen für eine breite Öffentlichkeit<br />
wichtig <strong>und</strong> interessant sein. Dies liegt in der Hand<br />
der Bürger selbst. Mit ihren Themenvorschlägen <strong>und</strong><br />
Beiträgen in den Bürgerforen können sie der Politik<br />
vor Ort neue Impulse geben. Kommunalpolitiker<br />
<strong>und</strong> Verwaltung werden lernen, offene Ohren für die<br />
Anregungen zu haben. Hier fließen Erfahrungen <strong>und</strong><br />
Kenntnisse vieler Leute ein, die unbeeinträchtigt von<br />
eingefahrenen Verfahrensweisen auch unkonventionelle<br />
Ansätze einbringen können. Es ist weiterhin<br />
ein Lernvorgang nötig, aber ich bin zuversichtlich:<br />
<strong>Das</strong> Baby „strukturierte Bürgerbeteiligung“ lernt gerade<br />
noch laufen, wird aber in naher Zukunft dazu<br />
beitragen, Plettenberg voranzubringen.<br />
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9
Von Martin Büdenbender<br />
REISE INS<br />
19. JAHRHUNDERT<br />
Professor plant „Feiermuseum“ in der alten Villa Schulte<br />
10<br />
Quietschend öffnen sich die kunstvoll geschmiedeten<br />
Tore zum Vorgarten der alten Villa an Plettenbergs Bahnhofstraße<br />
91. Die Strahlen der tiefstehenden Herbstsonne<br />
brechen sich in den Ästen der mächtigen Buche, die<br />
genauso alt wie das Haus selber ist. Unter den Schritten<br />
knirscht der Kies. Fünf breite Steinstufen führen hinauf<br />
zum Eingangsportal, dessen Scheiben mit schmiedeeisernen<br />
Ornamenten verziert sind. Prof. Dr. Peter Vieregge<br />
steht über der Klingel aus massivem Messing.<br />
Mehr als h<strong>und</strong>ert Jahre lang hat hier ein anderer Name<br />
gestanden. Die Villa ist das 1885/86 erbaute Wohnhaus<br />
der bekannten Plettenberger Unternehmerfamilie Schulte.<br />
Drei Generationen ist es ein Zuhause gewesen, bis<br />
es schließlich vor ein paar Jahren zum Verkauf anstand.<br />
Peter Vieregge hat es vor anderthalb Jahren erworben.<br />
Peter Vieregge ist Diplom-Geograph, Wirtschaftswissenschaftler<br />
<strong>und</strong> Unternehmensberater. <strong>Das</strong> klingt nach einem<br />
rational denkenden <strong>und</strong> überlegt kalkulierenden<br />
Menschen. Seine Vorliebe für alte Häuser zeigt allerdings,<br />
dass da auch Platz für emotionale Entscheidungen bleibt.<br />
Im benachbarten <strong>und</strong> inzwischen dem neuen P-Center<br />
gewichenen Verwaltungsgebäude der früheren Firma W.<br />
O. Schulte hatte der Vizepräsident des IT-Dachverbands<br />
networker NRW für ein paar Jahre Büroräume angemietet<br />
<strong>und</strong> hatte schon damals das alte Wohnhaus der Unternehmerfamilie<br />
im Blick. „Vom Schreibtisch aus konnte<br />
ich direkt auf die Villa schauen. Als diese dann zum<br />
Kauf angeboten wurde, habe ich zugegriffen.“<br />
Peter Vieregge hat das Gebäude<br />
im Jahr 2016 gekauft<br />
Die Entscheidung hat er nicht bereut. Zwar steht der Umzug<br />
in die Bahnhofstraße 91 Ende des Jahres noch bevor,<br />
aber schon jetzt hat sich hinter den alten Mauern<br />
einiges getan.<br />
Wer das Haus betritt, fühlt sich ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert versetzt.<br />
Durch den langen Flur mit seinem Bodenbelag aus<br />
bemerkenswert gut erhaltenen Ornament- <strong>und</strong> Mosaikfliesen<br />
gelangt man geradewegs in den ehemaligen Herrensalon.<br />
Der ganze Aufbau des Hauses entspricht dem<br />
Stil der Gründerzeit. „Die Räume im Erdgeschoss waren,<br />
wie für Häuser dieser Größenordnung üblich, ursprünglich<br />
reine Repräsentationsräume“, erklärt Peter Vieregge.<br />
Vier Meter ist die Decke hoch, entsprechend üppig auch<br />
die Gr<strong>und</strong>fläche der einzelnen Zimmer. Alles ist großzügig<br />
<strong>und</strong> luftig gehalten. Von den mit reichlich Stuck verzierten<br />
Decken hängen mächtige Kronleuchter, an den<br />
Wänden reihen sich alte Gemälde. Ein mit riesigen Fenstern<br />
versehener Anbau lässt viel Licht in den „Herrensalon“<br />
einfallen. Gut zwei Meter hoch sind auch die R<strong>und</strong>bogenfenster<br />
auf der gegenüberliegenden Seite.
Darunter lädt eine Chippendale Sitzgarnitur zum Verweilen<br />
<strong>und</strong> Teetrinken ein. Auf dem wuchtigen Halbschrank<br />
aus mahagonifarbenem Massivholz thront der Brockhaus<br />
in zwanzig prachtvollen Bänden. Die <strong>Ausgabe</strong> muss annähernd<br />
so alt wie die Villa sein. „Im digitalen Zeitalter legt<br />
kaum noch jemand auf so etwas Wert“, bedauert Peter<br />
Vieregge <strong>und</strong> weist auf einen weiteren Bücherschrank, in<br />
dem Meyers Encyclopädie eingeordnet ist, ebenfalls eine<br />
uralte <strong>Ausgabe</strong>. Über dem Schrank schaut Rembrandts<br />
Nachtwache auf den Gast herunter. „Die Kopie hängt in<br />
Amsterdam“, scherzt der Hausherr.<br />
Zurück in den Flur gelangt man in weitere Zimmer, etwa<br />
in die Küche mit ihrer gemütlichen Sitzecke <strong>und</strong> einem<br />
Schrank voll w<strong>und</strong>erschönem Porzellan oder ins Treppenhaus,<br />
in dem es über eine knarrende Holztreppe nach<br />
oben geht oder über steinerne Stufen in den Gewölbekeller.<br />
Der hat eine Besonderheit zu bieten. Ein Raum ist<br />
mit einer massiven Stahltür abgeriegelt. Er diente der Familie<br />
in den Kriegsjahren als Luftschutzbunker.<br />
Zurück ans Tageslicht: Im ehemaligen Damensalon der Villa<br />
hat das „Forschungsinstitut für Regional- <strong>und</strong> Wissensmanagement“<br />
seine Zelte aufgeschlagen, anders gesagt:<br />
hier verrichtet Peter Vieregge seine Büroarbeit. Stilecht<br />
sind natürlich auch in diesem Raum die Möbel. Nur das<br />
antike Bett neben dem Schreibtisch ist älter. Es hat schon<br />
etlichen Generationen die Nachtruhe versüßt. Ende des<br />
Jahres will Peter Vieregge mit seiner Lebensgefährtin Gabriele<br />
Schneider nach Plettenberg ziehen <strong>und</strong> seinen bisherigen<br />
Wohnsitz in Balve, ebenfalls in einer alten Villa,<br />
auflösen. Von dort stammt auch nahezu das komplette<br />
Mobiliar, was der Villa an der Bahnhofstraße so gut zu<br />
Gesicht steht. Spätestens dann wird das Büro eine Etage<br />
höher verlegt. Für das Erdgeschoss gibt es andere Pläne.<br />
Dort soll so eine Art „Gründerzeit-Museum“ oder besser<br />
„Feiermuseum“ im Gründerzeitstil entstehen. „Ich möchte<br />
die Räume für Feierlichkeiten vermieten“, kündigt er an.<br />
Die Bewährungsprobe hat das Haus übrigens schon hinter<br />
sich. Im Sommer war die 3. Kompanie der Plettenberger<br />
Schützengesellschaft zum Frühschoppen zu Gast. Anlass<br />
war der Todestag eines vor 25 Jahren auf tragische<br />
Weise von einem Rasentraktor überfahrenen Schützenhutes,<br />
der tatsächlich im Garten der Villa Vieregge begraben<br />
liegt. Man kann sich vorstellen, dass diese Feier nicht<br />
wirklich traurig ausgefallen ist.<br />
11
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12
ADVERTORIAL<br />
Wenn Baufinanzierung,<br />
dann zur Nr. 1<br />
R.B. Makler steht für kompetente <strong>und</strong> faire Beratung bei allen Fragen r<strong>und</strong> im die Immobilie<br />
Die R.B. Makler GmbH in Plettenberg steht für fachk<strong>und</strong>igen,<br />
seriösen, engagierten <strong>und</strong> fairen Service bei<br />
allen Fragen r<strong>und</strong> um die Immobilie - <strong>und</strong> das seit nunmehr<br />
24 Jahren. <strong>Das</strong> erprobte Team um Inhaber Ralf<br />
Beßler führt nicht nur Verkäufer <strong>und</strong> Käufer, Vermieter<br />
<strong>und</strong> Mieter zusammen - zum Wohle aller Beteiligten,<br />
sondern bietet auch die Beratung zur Finanzierung der<br />
gewünschten Wohn- oder Gewerbeimmobilie an.<br />
„Wir sind komplett unabhängig <strong>und</strong> suchen für jeden<br />
K<strong>und</strong>en die maßgeschneiderte Finanzierung heraus“,<br />
erklärt Jackson Kuschel, Gebietsleiter für Plettenberg<br />
<strong>und</strong> Baufinanzierungsberater bei R.B. Makler. „Der Immobilienkäufer<br />
profitiert von unserer Expertise als Makler<br />
<strong>und</strong> von unseren langjährigen Kontakten.“ Zudem<br />
ist die Beratung für den K<strong>und</strong>en kostenlos. Der Makler<br />
erhält seine Provision von der Bank; der K<strong>und</strong>e muss sie<br />
nicht extra zahlen.<br />
Bei der Immobilienfinanzierung sind zahlreiche Fragen<br />
zu klären: Dazu gehört an erster Stelle die Ermittlung<br />
des Finanzierungsbedarfs für das gewünschte Objekt.<br />
Wie viel Eigenkapital ist vorhanden? Wie viel Fremdkapital<br />
muss aufgenommen werden? „Wir rechnen genau<br />
aus, welche Kredit- <strong>und</strong> Tilgungsraten für den Käufer<br />
sinnvoll sind. Erst nachdem diese Fragen geklärt sind,<br />
erfolgt der nächste Schritt: den geeigneten Finanzierungspartner<br />
für das zukünftige Haus oder die zukünftige<br />
Wohnung zu finden“, beschreibt Jackson Kuschel die<br />
Vorgehensweise. „Dabei kommt es auf das Konzept an.“<br />
Aus der Vielzahl der Angebote, die auf dem Markt sind,<br />
wählt der Baufinanzierungsfachmann die für den einzelnen<br />
K<strong>und</strong>en am besten geeigneten aus. „Betrachten<br />
sie uns als Bauleiter für ihre Baufinanzierung, bei<br />
der sie als Bauherr jederzeit den Hut auf haben“, sagt<br />
Jackson Kuschel. „Wir beantworten gerne ihre Fragen,<br />
entwickeln gemeinsam mit ihnen das für sie passende<br />
Finanzierungskonzept <strong>und</strong> finden die zinsgünstigste<br />
Bank unter Auswahl von über 300 Banken.“<br />
Die Experten von R.B. Makler leiten für den K<strong>und</strong>en alles<br />
Wichtige in die Wege, denn die Bank, für deren Angebot<br />
sich der K<strong>und</strong>e entscheidet, möchte einiges über das zu<br />
finanzierende Objekt erfahren. Dazu fordert sie wichtige<br />
Unterlagen an, wie zum Beispiel das Exposé, Flurkarten<br />
oder Gr<strong>und</strong>buchauszüge. Welche Papiere eingereicht<br />
werden müssen, ist von Bank zu Bank unterschiedlich.<br />
Die Spezialisten von R.B. Makler kennen diese Anforderungen<br />
<strong>und</strong> sind bei der Beschaffung <strong>und</strong> Zusammenstellung<br />
der Unterlagen behilflich. <strong>Das</strong> ist ein wichtiger<br />
Schritt: Je besser <strong>und</strong> gewissenhafter die Papiere vorbereitet<br />
werden, desto schneller kann die Bank sie prüfen.<br />
Nach der Finanzierungszusage durch die Bank gehen<br />
die Berater von R.B. Makler den Vertrag <strong>und</strong> alle für<br />
den Notar benötigten Papiere gemeinsam mit dem<br />
K<strong>und</strong>en durch. Sie erledigen außerdem alle weiteren<br />
Formalitäten <strong>und</strong> lassen der Bank die unterzeichneten<br />
Exemplare zukommen. „Wir bleiben ihr zuverlässiger<br />
Ansprechpartner in allen Phasen ihrer Baufinanzierung“,<br />
verspricht Jackson Kuschel den K<strong>und</strong>en. Die Finanzierungsberatung<br />
bietet R.B. Makler übrigens für jeden<br />
Immobilienkäufer an, unabhängig davon, ob ein Objekt<br />
über R.B. Makler gekauft werden soll.<br />
R.B. Makler GmbH<br />
Freiligrathstraße 26, 58840 Plettenberg<br />
02391 92830 tel, info@rb-makler.de<br />
ww.rb-makler.de<br />
13
EINE STUNDE IM WERDOHLER<br />
BAHNHOF: TREFFPUNKT FÜR<br />
REISENDE UND EINHEIMISCHE<br />
Heiße Fleischwurst ist Kitt für Kumpel-Trio<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Donnerstag, 9.49 Uhr. Hinten, auf dem Bahnsteig, Gleis<br />
2, fährt gerade die Regionalbahn 16 in Richtung Siegen<br />
ab. Vorne, auf der Terrasse, sitzen ein paar Gäste, genießen<br />
die spätsommerliche Sonne. <strong>Zwischen</strong>drin, im<br />
Café Grote, einst Eingangshalle des Werdohler Bahnhofs,<br />
herrscht Betriebsamkeit. Fast alle Tische sind belegt.<br />
<strong>Das</strong> Personal brüht Kaffee, arrangiert Frühstücke,<br />
tütet Backwaren ein. Ein ganz normaler Vormittag. Ein<br />
ganz normaler Markttag. Und: ein bunt gemischtes Publikum.<br />
Wer wartet hier? Warum? Für wen ist der Bahnhof<br />
Start, Ziel oder einfach nur Anlaufstelle, Treffpunkt?.<br />
Die Momentaufnahme einer St<strong>und</strong>e mit Gesprächen <strong>und</strong><br />
Beobachtungen.<br />
Der Kulturbahnhof, seit 2011 aufgemöbelt mit öffentlichen<br />
Mitteln <strong>und</strong> üppigen privaten Spenden, ist zum Hotspot<br />
geworden, zur Schnittstelle. Eine Relaisstation für<br />
Reisende. Ein Treffpunkt für Bekannte. Ein Ort des Zeitvertreibs,<br />
des Wartens, der Kommunikation. <strong>Das</strong>s die intensiv,<br />
aber auch lautlos erfolgen kann, beweisen zwei<br />
Damen am Fenster zum Bahnsteig. Sie unterhalten sich<br />
angeregt in Gebärdensprache.<br />
Erinnerungen an Brüninghaus-Machate-Ära<br />
Rainer Lemke wartet, trinkt seinen Kaffee draußen. Er ist<br />
mit dem Zug aus Altena gekommen, will mit dem Bus<br />
weiter nach Neuenrade, um seiner Mutter zum Geburtstag<br />
zu gratulieren. Die Wartezeit nutzt er, um sich mit einem<br />
Fre<strong>und</strong> zu treffen. „Wir haben 14 Tage Regen gehabt.<br />
Da genießt man die Sonne“, freut er sich über die<br />
Möglichkeiten, die der Bahnhof bietet <strong>und</strong> erklärt gleich<br />
noch, warum er sich mit „ai“ schreibt. „Die Katholischen<br />
werden mit ‚ei‘ geschrieben, die Evangelischen mit ‚ai‘“,<br />
lautet seine Rechtschreibregel für den Namen. Ob das<br />
so stimmt? Rainer Lemke (mit „ai“, also evangelisch???)<br />
versichert es glaubhaft.<br />
Links von der Theke, im Seitenflügel, sitzen Siggi Bau-<br />
14
mann <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>e. Für sie ist der Bahnhof Treffpunkt.<br />
Beim Pils oder Kaffee lassen sie alte Zeiten aufleben,<br />
lästern über Bekannte <strong>und</strong> Kollegen. Siggi, der in<br />
den 1970-er Jahren eine Disco hatte, später die Marktschänke,<br />
<strong>und</strong> die Brüder Charly <strong>und</strong> Jürgen Brandt kennen<br />
sich Jahrzehnte. Fleischwurst essen ist ihr Kitt - seit<br />
mehr als 25 Jahren. Damals, als Brüninghaus noch ein<br />
klangvoller Unternehmensname im Lennetal war, standen<br />
die Abteilungen am Tor Schlage, wenn um neun Uhr<br />
die heiße Wurst aus dem Kessel von Metzger Machate<br />
geliefert wurde, erinnert sich Siggi lebhaft. <strong>Das</strong> war donnerstags.<br />
Immer. Und beim Donnerstag, dem Markttag,<br />
ist es geblieben. „Da treffen sich alle Fleischwurst-Esser“,<br />
erklärt Charly Brandt. Jedenfalls die aus der Brüninghaus-<br />
Machate-Ära. „Man kennt uns, wenn einer fehlt, fragen<br />
die anderen schon“, sagt Charly. „Zu erzählen gibt es immer<br />
was“, weiß Jürgen, den sie „Monza“ nennen. Drei<br />
Werdohler Urgesteine, für die Siggi zum Fleischwurst-<br />
Treffen jetzt noch Eier mitbringt – frisch vom Land. Er<br />
wohnt jetzt bei Balve. „Ohne Chemie“, frozzelt Jürgen.<br />
„200 Einwohner, 200 Hühner“, verweist „Monza“ auf Siggis<br />
jetzt ländliches Leben.<br />
<strong>Das</strong> Trio ist typisch für die Klientel. „80 Prozent sind<br />
Stammgäste“, sagt Egin Ugurlu, Leiterin des Grote-Cafés.<br />
Sie kämen, weil „sie die Atmosphäre schätzen“.<br />
Mittwochs bis freitags <strong>und</strong> am Wochenende sei viel los.<br />
Viele kommen regelmäßig zum Frühstück, andere, am<br />
Wochenende zumeist, wegen des Kuchens. Vor allem<br />
Anfang des Monats lassen es sich die Werdohler in dem<br />
zwei Stockwerke hohen Café gut gehen. Dann hat es<br />
Geld gegeben, sagt Egin Ugurlu: „<strong>Das</strong> merkt man.“<br />
Aushängeschild des Stadtteils<br />
Unter der Treppe, die an der Wand mit dem Streckennetz<br />
nach oben führt, wird derweil viel geredet, gelacht,<br />
gefrühstückt. Fünf junge Frauen sitzen am Tisch.<br />
„Gesprächsthema ist alles: Haushalt, Kochen, Kinder, Politik“,<br />
erklärt Dilek Raya (42), die älteste in der R<strong>und</strong>e.<br />
Sie alle kennen sich seit ihrer Schulzeit, „sind 15 bis 20<br />
Jahre befre<strong>und</strong>et“ <strong>und</strong> treffen sich im Kulturbahnhof. „Es<br />
ist unser Stadtteil“, begründet Dilek Raya die Ortswahl.<br />
Der Bahnhof als ein Stück Heimat für Einheimische, bei<br />
denen allenfalls die Namen auf einen Migrationshintergr<strong>und</strong><br />
hindeuten. Für Erkan Nurgül zählt eher, was auf<br />
dem Tisch steht: „Man kann hier gut frühstücken.“ Wo<br />
man sich treffe sei unwichtig. In Werdohl gebe es aber<br />
nur „wenig Plätze, wo man frühstücken kann.“ Einen<br />
festen Tag für ihre Plauderr<strong>und</strong>e, zu der acht, neun junge<br />
Frauen gehören, haben sie nicht. Man verabrede sich,<br />
wie man Zeit habe, erklärt Kaya. Was spricht für den<br />
Bahnhof? Es ist „die angenehme Atmosphäre“, die die<br />
Fre<strong>und</strong>innen schätzen.<br />
In der Ecke sitzt Wilhelm Wilms (71) an einem Hochtisch,<br />
blättert in der Zeitung. Er ist ein „Vertriebener“. <strong>Das</strong> Cafe<br />
in der Stadt habe nach 90 Jahren geschlossen. Da ist er<br />
in den Bahnhof „umgezogen“, ist „mindestens zweimal<br />
die Woche hier. Es gibt nichts anderes“. Dann lässt er das<br />
Treiben auf sich wirken, liest Zeitung, trinkt Kaffee <strong>und</strong>,<br />
ja, trifft alte Bekannte. Erst etwas spröde wirkend, taut<br />
er im Gespräch schnell auf.<br />
Der Bahnhof ist nicht nur Ausweichstation, notgedrungen,<br />
weil es keine Alternative gibt. Der Renter erkennt<br />
an, dass der „Bahnhof schön geworden ist. Er sollte ja<br />
abgerissen werden“. Wilms will wissen, welchen Bezug<br />
ich zu Werdohl habe. Ich habe früher, vor 50 Jahren, meine<br />
Fußballschuhe hier gekauft - bei Sport Bathe. <strong>Das</strong> war<br />
ein Stichwort. Der Renter ist in seinem Element, erzählt,<br />
dass er Kassierer im Sportverein war, plaudert über alte<br />
Fußballzeiten, „als im Lennetal noch fünf Mannschaften<br />
in der Landesliga spielten“. Ja, früher. Nostalgie. Alte Zeiten<br />
– <strong>und</strong> neues Leben im alten Bahnhof. Er bildet eine<br />
Brücke zwischen Bus <strong>und</strong> Bahn, zwischen gestern <strong>und</strong><br />
heute, zwischen Generationen <strong>und</strong> Menschen verschiedener<br />
Kulturen, zwischen lokal <strong>und</strong> global. – Ein echter<br />
Hotspot. Klar, per WLAN geht es hier auch ins Internet.<br />
Info<br />
• Der Werdohler Bahnhof, der inzwischen zum Kultur-<br />
<strong>und</strong> Begegnungszentrum wurde, gilt als das<br />
Aushängeschild des Werdohler Stadtumbaus.<br />
• Begonnen wurde mit Umbau <strong>und</strong> Sanierung 2011.<br />
• Die Kosten von r<strong>und</strong> drei Millionen Euro wurden<br />
durch Mittel aus der Städtebauförderung NRW, aus<br />
Mitteln der Stadt Werdohl <strong>und</strong> durch Spenden aufgebracht.<br />
• 1913 gebaut, konnte der sanierte Bahnhof 2013<br />
wieder eröffnet werden.<br />
15
NEUENRADER BAHNHOFSUHR<br />
HAT AUSGEDIENT Von Uwe Tonscheidt<br />
Stadtmuseum arbeitet am feierlichen Comeback<br />
Wer auf dem Neuenrader Bahnsteig steht <strong>und</strong> Richtung<br />
alte Bahnhofsuhr blickt, stellt fest: Sie ist nicht mehr da.<br />
Zu sehen ist nur noch ein nackter Mast. Ohne Uhr. Die Uhrzeiger,<br />
die im exakten Takt übers analoge Ziffernblatt kreisen,<br />
sind verschw<strong>und</strong>en. Die Zeitmessung am Neuenrader<br />
Bahnhof ist jetzt ausschließlich digital. Ganz ausgedient<br />
hat die Uhrentechnik vergangener Jahrzehnte allerdings<br />
nicht. Ein Comeback ist in Vorbereitung. Nicht am Bahnsteig,<br />
im Stadtmuseum Neuenrade. Ulrich Tillmann vom<br />
Museumsteam des Geschichtsvereins kümmert sich darum.<br />
Jede Menge Recherche für Ulrich Tillmann<br />
„Die Uhr war schon fast im Schrott“, berichtet er dem<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazin. Als Monteure die Uhr auf dem Bahnsteig<br />
abschraubten, bekamen das nebenan Mitarbeiter<br />
des Wertstoffhofes mit. <strong>Das</strong> Zeiteisen müsste doch eigentlich<br />
ins heimische Museum, war man sich schnell<br />
einig. Die Uhr kam nicht auf den Schrott, sondern beim<br />
gelernten Betriebsschlosser in die Garagen-Werkstatt.<br />
Über den künftigen Ehrenplatz im Stadtmuseum wurde<br />
schon tatkräftig sinniert. „Im Fenster wäre nicht<br />
schlecht“, schlug der Handwerksmeister seinen Museumsmitstreitern<br />
Klaus Peter Sasse <strong>und</strong> Heinz-Werner Turk<br />
vor. „Gleich mal ausprobieren“, schritten die drei vor Ort<br />
beim Besuch des <strong>Komplett</strong>-Magazins zur Tat. „Passt hervorragend<br />
ins zweite Fenster, wär‘ ein echter Hingucker“,<br />
ist sich das Museumstrio einig. „Und“, sagt der Schreiber<br />
vom <strong>Komplett</strong>-Magazin, „es würde einen spontanen<br />
Vergleich ermöglichen: Geht die Kirchturmuhr genau so<br />
exakt wie die alte Neuenrader Bahnhofsuhr?“<br />
Zeigern neues Leben einhauchen<br />
Bis zur Beantwortung dieser Frage ist es noch ein weiter<br />
Weg, klärt Ulrich Tillmann auf. „Vorerst geht die alte<br />
Bahnhofsuhr gar nicht. Es ist kein Uhrwerk drin.“ Der<br />
Hönnestädter staunte nicht schlecht, als er das Metallgehäuse<br />
aufschraubte. Keine Feder, keine Unruhe. Wie<br />
funktioniert denn das?, fragte sich Tillmann <strong>und</strong> recherchierte.<br />
Im Netz wurde er fündig. Auf dem Bahnsteig in<br />
Neuenrade stand Jahrzehnte lang eine Nebenuhr – auch<br />
Tochteruhr genannt. Die hat kein eigenes Uhrwerk. Die<br />
wird von einer Hauptuhr - auch Mutteruhr genannt - gesteuert.<br />
Die für Neuenrade <strong>und</strong> die Hönnetalbahn zuständige<br />
Mutter stand in Hagen. Von dort wurden die<br />
Töchter gesteuert, mit Gleichstrom, fand Ulrich Tillmann<br />
16
Und noch etwas: Welche Farbe bekommt das Gehäuse?<br />
Auf jeden Fall eine echte Bahnhofsuhr RAL-Farbe, ist sich<br />
das Museumsteam einig. RAL sind exakt normierte Farben.<br />
Die gibt es auch für Bahnhofsuhren. Mehrere. Da<br />
haben die Ehrenamtler vom Stadtmuseum in den Eisenbahner-Onlineforen<br />
noch einiges zu forschen. Von dunkelgrau,<br />
über schwarz bis himbeerrot, beige <strong>und</strong> blau<br />
ist da zu lesen. Vielleicht hilft bei der Entscheidung ein<br />
Blick nach Binolen. Da steht der Kulturbahnhof der Eisenbahnfre<strong>und</strong>e<br />
Hönnetal. Die haben ihr Domizil im vergangenen<br />
Sommer mit einer selbst aufbereiteten Bahnhofsuhr<br />
geschmückt…<br />
heraus. Alle 60 Sek<strong>und</strong>en bewegte ein Impuls den Minutenzeiger<br />
auf dem Zifferblatt einen Minutenstrich weiter.<br />
Analog ging‘s mit dem St<strong>und</strong>enzeiger. So wurde sichergestellt,<br />
dass auf allen Bahnsteigen die Nebenuhren exakt<br />
die Uhrzeit der Hauptuhr anzeigen. Über Jahrzehnte<br />
war es eine tadellose Technik, weil die Töchter mit der<br />
Mutter verkabelt waren.<br />
„Tochter“ bekommt „Mutter“ ins Gehäuse<br />
Die Tochteruhr, die derzeit zwecks Restaurierung in Tillmanns<br />
Werkstattgarage wohnt, ist nicht mehr verkabelt.<br />
Alle Zeiger stehen still. Batterie rein <strong>und</strong> fertig, funktioniert<br />
nicht. Wie haucht man den Zeigern neues Leben<br />
ein?, fragte sich Tillmann. Für teuer Geld ein Uhrwerk<br />
einbauen? <strong>Das</strong> würde die kleine Stadtmuseumsspardose<br />
nicht hergeben.<br />
Er fand k<strong>und</strong>igen Rat. Ein Bahnhofsuhrenexperte bot an:<br />
„Schick mir ein Foto, dann kriegen wir das bestimmt ans<br />
Laufen.“ So könnte es gehen: Die Neuenrader Tochteruhr<br />
bekommt quasi eine kleine Mutter ins Gehäuse. <strong>Das</strong><br />
ist ein kleines Kästchen, in dem sich eine Schaltung zur<br />
Steuerung von Nebenuhren befindet. Die würde dann<br />
künftig für die Impulse im Minutentakt sorgen. Diese Lösung<br />
würde auch ins angepeilte zweistellige Budget der<br />
Museumsspardose passen.<br />
Wann es so weit ist, da wagt das Museumstrio aktuell<br />
keine Prognosen. Neben dem Innenleben der künftigen<br />
Museums-Bahnhofsuhr gibt es auch noch einiges<br />
am Gehäuse zu tun. „Abgestrahlt <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>iert habe ich<br />
es schon“, berichtet Ulrich Tillmann. Nun muss noch entschieden<br />
werden, ob kleine Beulen im Blech ausgebeult<br />
werden <strong>und</strong> wie mit den Gebrauchsspuren auf der Uhrenscheibe<br />
verfahren wird.<br />
Dunkelgrau oder himbeerrot<br />
Stadtmuseum Neuenrade<br />
• <strong>Das</strong> Stadtmuseum in Neuenrade in der Ersten Straße<br />
19 hat an jedem 3. Sonntag im Monat von 15<br />
bis 17 Uhr geöffnet. Auf Wunsch finden Sonderführungen<br />
statt, unter anderem zu vereinbaren unter<br />
02392.61991 (Kohl) oder 0170.4517902 (Sasse).<br />
• Es bietet Besuchern Einblick in die Stadtgeschichte<br />
seit 1355 (aufbereitet von Stadtarchivar Dr. Rolf<br />
Dieter Kohl), in die Industriegeschichte (aufbereitet<br />
von Altbürgermeister Klaus Peter Sasse) <strong>und</strong> in die<br />
Verkehrsgeschichte (aufbereitet vom heimischen<br />
Verkehrsgeschichtsexperten Heinz-Werner Turk).<br />
• Im Sommer <strong>2017</strong> verzeichnete das 2015 eröffnete<br />
Haus seinen 1000. Besucher.<br />
Ihr Fachmann für<br />
• Fassadensanierung<br />
• Verlegung von Fußböden<br />
• Schimmelpilzsanierung<br />
• Vollwärmeschutz<br />
58840 Plettenberg - Tel. 0 23 91/5 01 28<br />
17
„ICH BETRACHTE MICH ALS ANWALT<br />
DER GEMEINDE FINNENTROP“<br />
Dietmar Heß seit 20 Jahren als Bürgermeister im Amt - Im <strong>Komplett</strong>-Interview spricht er<br />
über Erfolge <strong>und</strong> Rückschläge<br />
Von Martin Droste<br />
Bürgermeister Dietmar Heß (links) beim Gemeinde-<br />
Feuerwehrtag <strong>2017</strong> im kleinen Ort Schliprüthen.<br />
18<br />
Dietmar Heß hat wie kein<br />
anderer in den letzten 28<br />
Jahren die Politik <strong>und</strong> Entwicklung<br />
der Gemeinde<br />
Finnentrop beeinflusst:<br />
erst acht Jahre als junger<br />
Gemeindedirektor, dann<br />
20 Jahre als Bürgermeister.<br />
Im Interview mit dem<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazin spricht<br />
der 62-Jährige aus Heggen nicht nur über die Sonnenseiten<br />
seiner Amtszeit, sondern auch über seine größte<br />
Niederlage, die unendliche Geschichte der Beseitigung<br />
des Bahnübergangs in Finnentrop <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />
mit den Nachbarkommunen im Kreis Olpe <strong>und</strong><br />
an der Lenne.<br />
<strong>Komplett</strong>: Am 1. September haben Sie im Rathaus mit<br />
einem Glas alkoholfreiem Sekt auf ihr 20. Dienstjubiläum<br />
als Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop angestoßen.<br />
Was bedeutet Ihnen dieses Jubiläum? Immerhin<br />
sind Sie damit der dienstälteste Bürgermeister des<br />
Kreises Olpe <strong>und</strong> der benachbarten Lenne-Kommunen.<br />
Heß: Mit dem alkoholfreien Sekt, einer Bildcollage <strong>und</strong><br />
einem Blumenstrauß haben mich die Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen aus dem Hause überrascht. Am Morgen des 1.<br />
Septembers hatte ich mir über das Jubiläum überhaupt<br />
keine Gedanken gemacht, bin insoweit völlig arglos ins<br />
Rathaus gefahren. Zu den 20 Jahren als Bürgermeister<br />
kommen im übrigen acht Jahre als Gemeindedirektor<br />
hinzu. Im Gr<strong>und</strong>e sind solche Jubiläen vielleicht interessant,<br />
mir persönlich aber schon deshalb nicht wichtig,<br />
weil ich mehr mit den vor uns liegenden Aufgaben<br />
beschäftigt bin. Auch in den Kollegenkreisen im Kreis<br />
Olpe oder in der Nachbarschaft bin ich schlicht einer von<br />
vielen.<br />
Sie sind jetzt 62 Jahre alt. Bei der letzten Bürgermeisterwahl<br />
in Finnentrop 2015 haben Sie sich erneut klar mit<br />
r<strong>und</strong> 64 Prozent durchgesetzt. Ist das Ihre letzte Amtszeit<br />
als Bürgermeister? Haben Sie sich schon mit der Zeit<br />
danach beschäftigt?<br />
Bekanntlich gilt für Bürgermeister keine Altersgrenze.<br />
2015 ist der Kollege Horst Müller in Olpe mit 73 Jahren<br />
nach Ablauf seiner Wahlzeit aus dem Amt geschieden.<br />
Meine derzeitige Wahlzeit geht bis Oktober 2020.<br />
Deshalb ist es für mich viel zu früh, mich mit der Frage<br />
einer erneuten Kandidatur <strong>und</strong> der Zeit danach zu beschäftigen.<br />
Die Beschreibung als „Bürgermeister mit Ecken <strong>und</strong><br />
Kanten“ hören Sie nicht so gerne. Aber in Ihrer langen
Amtszeit haben Sie die politische <strong>und</strong> - wenn es sein<br />
muss - persönliche Auseinandersetzung nie gescheut.<br />
Wie sehen Sie sich selbst an der Spitze der Gemeindeverwaltung<br />
Finnentrop?<br />
Zunächst einmal gilt einer meiner Lieblingssprüche: „Lieber<br />
ein eckiges Etwas als ein r<strong>und</strong>es Nichts.“ Aber im<br />
Ernst: Ich betrachte mich selber als Anwalt der Gemeinde<br />
Finnentrop. In den 1980er Jahren habe ich den Beruf<br />
als Rechtsanwalt ja tatsächlich ausgeübt. Es geht nicht<br />
immer ohne Auseinandersetzung, wenn man die Interessen<br />
einer Kommune wahren will. Um es in der Fußballersprache<br />
zu sagen:<br />
Aber Ziele erreiche ich nie alleine, sondern nur mit der<br />
gesamten Verwaltung als Team. Und da kann ich mich<br />
auf die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen verlassen, so wie sie<br />
auch umgekehrt wissen, dass sie sich auf mich verlassen<br />
können.<br />
Ärgert es Sie sehr, wenn Sie in der Presse Überschriften<br />
wie „Querelen im DRK Finnentrop noch nicht beendet“<br />
oder „Finnentrop fehlte bewusst beim Jubiläum<br />
des Kreises Olpe“ lesen müssen? Immerhin sind Sie 1.<br />
Vorsitzender des DRK-Ortsvereins. Ist der Bürgermeister<br />
Dietmar Heß mitunter dünnhäutig?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich wünsche ich mir von der Presse objektive<br />
<strong>und</strong> nachhaltige Berichterstattung. Leider gibt es stattdessen<br />
immer wieder den Versuch, bestimmte Dinge zu<br />
skandalisieren oder das berühmte Haar in der Suppe zu<br />
finden. Damit tragen Medien auch zur Politikverdrossenheit<br />
in der Bevölkerung bei. Dahinter treten dann – <strong>und</strong><br />
das finde ich in der Tat bedauerlich – die Berichterstattungen<br />
über Erfolge deutlich zurück. Diese Entwicklung<br />
sehe ich mit zunehmendem Alter auch kritischer,<br />
weil ich mir auch um die Entwicklung der kommunalen<br />
Selbstverwaltung Sorgen mache.<br />
Auch die Siegerehrung bei der Fußball-Gemeindemeisterschaft<br />
in Lenhausen lässt sich Bürgermeister<br />
Dietmar Heß (rechts) nicht nehmen.<br />
Schönspielerei alleine reicht nicht, mitunter<br />
muss man auch dahin gehen, wo es weh tut<br />
Fehlen Ihnen die „alten Zeiten“, als Sie sich mit<br />
dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Helmut Adler oder<br />
mit ihrem ehemaligen Attendorner Bürgermeisterkollegen<br />
Alfons Stumpf öffentlich gefetzt haben?<br />
War die politische Streitkultur früher eine andere?<br />
Öffentliche Auseinandersetzungen habe ich weder<br />
früher gemocht, noch mag ich sie heute. Ich habe<br />
sie auch nie bewusst gesucht. Streit um des Streites<br />
willen ist nicht nur völlig unangebracht, sondern<br />
liegt auch nicht in meiner Natur. Gerne stelle<br />
ich mich jeder Diskussion um den richtigen Weg.<br />
Da mag ich mitunter nachhaltig <strong>und</strong> beharrlich sein.<br />
<strong>Das</strong> läuft in der Gemeinde Finnentrop in Einwohnerversammlungen<br />
genauso wie im Rat <strong>und</strong> seinen Gremien<br />
auch heute weitestgehend vernünftig. Es gibt allerdings<br />
einige wenige, die den Streit über Leserbriefe <strong>und</strong> Presseveröffentlichungen<br />
suchen, weil sie eben nicht willig sind,<br />
sich der Diskussion in der Sache zu stellen.<br />
Gibt es eine Sache bzw. Entscheidung, die Ihnen leid tut<br />
<strong>und</strong> die Sie heute so nicht mehr so machen oder treffen<br />
würden? Ihre größte politische Niederlage war wohl die<br />
Nichtwahl als CDU-B<strong>und</strong>estagskandidat. <strong>Das</strong> hat doch<br />
sicher Spuren hinterlassen?<br />
Da fällt mir hier nur eine Entscheidung ein: dem Drängeln<br />
eines kleinen Schießsportvereins nachgegeben zu<br />
haben, ihm wegen in Aussicht stehender Landesförderung<br />
einen 25-jährigen Vertrag zur kostenlosen Nutzung<br />
eines Tunnels gegeben zu haben. Dort könnte längst die<br />
<strong>Komplett</strong>ierung des Sauerland-Radrings entstanden sein.<br />
Meine größte Niederlage war nicht die Nichtnominierung<br />
zum CDU-B<strong>und</strong>estagskandidaten, das ist schlicht<br />
eine normale Personenauswahl. Schlimm war die Entscheidung<br />
der Städte Attendorn <strong>und</strong> Lennestadt, das<br />
Land NRW wegen der in Finnentrop bereits gegründeten<br />
Gemeinschaftsschule zu verklagen. <strong>Das</strong>s diese Klage<br />
im vorläufigen Eilverfahren zunächst erfolgreich war,<br />
hat bei uns das Aus für eine Schulform bedeutet, die einen<br />
Kompromiss zwischen dem dreigliedrigen Schulsystem<br />
<strong>und</strong> der Gesamtschule darstellte. Finnentrop hat dadurch<br />
zwar landespolitische Bedeutung erlangt - dadurch<br />
ist letztlich auch der Schulfrieden im Landtag zustande<br />
gekommen -, trotzdem belastet das Vorgehen der Nachbarkommunen<br />
das Verhältnis bis heute.<br />
Haben Sie irgendwann einmal resigniert <strong>und</strong> gedacht,<br />
dass Sie die Beseitigung des Bahnübergangs in Finnentrop<br />
als Bürgermeister nicht mehr erleben werden? Was<br />
haben Sie in dieser Zeit im Umgang mit den Behörden<br />
gelernt?<br />
19
Bei der Einweihung des Kunstrasenplatzes in Bamenohl im Jahr 2001<br />
spielen sich Bürgermeister Dietmar Heß (links) <strong>und</strong> der damalige<br />
SG-Vorsitzende Detlef Klein den Ball zu.<br />
Resigniert habe ich nie, eine solche Haltung liegt nicht<br />
in meinem Naturell. Trotzdem ist es unglaublich, dass<br />
seit der konkreten Idee der jetzt realisierten Lösung bis<br />
heute mehr als 27 Jahre vergangen sind; allein neun<br />
Jahre nach dem ersten Spatenstich, bei dem der damalige<br />
Verkehrsminister Wittke noch verkündet hatte, die<br />
Maßnahme solle Ende 2010 abgeschlossen sein. Es ging<br />
um die Beseitigung des Verkehrshindernisses Nr. 1 nicht<br />
nur in Finnentrop, sondern der gesamten Region. Mir ist<br />
durch den Umgang mit den Behörden wiederum klar geworden,<br />
dass dem Prinzip der Subsidiarität (Die jeweils<br />
größere gesellschaftliche oder staatliche Einheit soll nur<br />
dann eingreifen, wenn die kleinere Einheit dazu nicht in<br />
der Lage ist, Anm.d.Red.) in unserer Gesellschaft deutlich<br />
mehr Aufmerksamkeit zukommen sollte.<br />
Behörden, die den Leidensdruck nicht<br />
unmittelbar erfahren, sind viel zu weit weg<br />
Mit welchem Unverständnis man uns bei unseren hartnäckigen<br />
Nachfragen <strong>und</strong> unserem Nachbohren häufig<br />
begegnete, das war schon verblüffend. Umgekehrt habe<br />
ich gelernt, dass nur durch deutliche Ansprache <strong>und</strong> mitunter<br />
auch drastisches Vorgehen Erfolge erreicht werden<br />
können. So zuletzt bei der Schließung des Bahnüberganges<br />
für Fußgänger, als zunächst Übergangslösungen<br />
diskutiert wurden <strong>und</strong> uns plötzlich erläutert wurde, die<br />
Fußgänger könnten doch ruhig einen Umweg von zwei<br />
Kilometern ohne Absicherung <strong>und</strong> Gehweg absolvieren.<br />
Unserem nachhaltigen Druck ist es zu verdanken, dass<br />
es dann zumindest zu einer Übergangslösung mit den<br />
Anruf-Linientaxis kam. Ich will aber nicht verschweigen,<br />
dass dadurch persönliche Befindlichkeiten bei den Gesprächspartnern<br />
ausgelöst wurden.<br />
Bei der Regionale 2013 haben wir unter anderem auch<br />
mit Lennestadt <strong>und</strong> Schmallenberg zusammengearbeitet<br />
in einem interkommunalen Projekt über zwei Kreisgrenzen<br />
hinweg. In die Musikschule Lennetal hat es uns<br />
gezogen, nachdem Attendorn den gemeinsamen Zweckverband<br />
gekündigt hatte <strong>und</strong> wir einen gut aufgestellten<br />
Partner suchten. Den haben wir mit der Musikschule<br />
Lennetal gef<strong>und</strong>en. Auch diese Musikschule arbeitet<br />
dezentral, so dass der Standort Finnentrop nicht berührt<br />
wurde. Es geht also nicht um die Frage, in welchem Kreis<br />
man sich wohl fühlt. Wir sind aber aufgr<strong>und</strong> der Historie<br />
– die Gemeinde Finnentrop gehört in der heutigen<br />
Form erst seit 48 Jahren zum Kreis Olpe – <strong>und</strong> der Lage<br />
im Raum an der Grenze zu den Nachbarkreisen MK <strong>und</strong><br />
HSK vielleicht offener für die Zusammenarbeit über diese<br />
Grenzen hinweg.<br />
Können Sie die drei wichtigsten Vorhaben der Gemeinde<br />
Finnentrop in den nächsten Jahren kurz skizzieren?<br />
1. Vervollständigung des Radwegenetzes. Finnentrop ist<br />
Radwegekreuz jeweils als Teil der Ruhr-Sieg-Strecke, des<br />
Sauerlandringes <strong>und</strong> der Lenneroute.<br />
2. Ausbau als gewerblicher Standort, hier steht die Erweiterung<br />
des Industriegebietes Wiethfeld bereits an.<br />
3. Stabilisierung des Schulstandorts Finnentrop.<br />
Auf was ist der Bürgermeister Dietmar Heß in den letzten<br />
20 Jahren besonders stolz gewesen?<br />
Auf den bereits erfolgten Ausbau des Unternehmensstandortes<br />
Finnentrop, allein in meiner Amtszeit sind<br />
drei völlig neue Gewerbegebiete entstanden. Dazu zählt<br />
die Entwicklung des Radwegenetzes ebenso wie der<br />
fortgeschrittene Umbau der Tallage in Finnentrop <strong>und</strong><br />
das Rückholen der Lenne in das Bewusstsein der Bevölkerung.<br />
Insgesamt – das ist Ergebnis des Zusammenwirkens<br />
in der gesamten Bürgerschaft – ist die Gemeinde<br />
Finnentrop in vielfältiger Richtung aktiv <strong>und</strong> offen, getreu<br />
dem Motto: zu Hause in Finnentrop, verwurzelt in<br />
der Region, vernetzt in der Welt.<br />
20<br />
Seit der Regionale 2013 arbeiten Sie <strong>und</strong> die Gemeinde<br />
Finnentrop eng mit den benachbarten Lenne-Kommunen<br />
Werdohl, Nachrodt-Wiblingwerde, Iserlohn, Altena<br />
<strong>und</strong> Plettenberg im Märkischen Kreis zusammen. <strong>Das</strong><br />
gilt inzwischen auch für die Musikschule Lennetal. Fühlen<br />
Sie sich dort inzwischen wohler als im Kreis Olpe?<br />
Bürgermeister Dietmar Heß bei einem seiner vielen Außentermine<br />
in der Gemeinde Finnentrop.
AM RAHLENBERG SOLLEN ALLE<br />
GEWINNEN<br />
Herscheid verwirklicht Vision<br />
vom Haus der Bildung<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
Vor r<strong>und</strong> zweieinhalb Jahren war das „Haus der Bildung“<br />
am Rahlenberg in Herscheid noch eine Vision. Die Chancen<br />
zur Umsetzung standen aber schon damals nicht schlecht.<br />
Jetzt ist das notwendige Geld da. Im September lieferte<br />
der Arnsberger Regierungspräsident Hans-Josef Vogel persönlich<br />
den Zuwendungsbescheid für das neue Bildungszentrum<br />
in Herscheid ab. Ein echter Batzen. <strong>Das</strong> Land NRW<br />
unterstützt die Umgestaltung der ehemaligen Hauptschule<br />
mit 2,1 Millionen Euro. Lebenslanges Lernen für alle Generationen<br />
bleibt nicht länger ein Traum.<br />
<strong>Das</strong> Konzept für die Zukunft des Komplexes hat Schulplaner<br />
Achim Körbitz von der Uni Bielefeld entwickelt. Seine<br />
Gr<strong>und</strong>idee: „Bildung ist mehr als Lernen.“ Deshalb soll sich<br />
das Bildungszentrum mit möglichst vielen Einrichtungen<br />
der Ebbegemeinde vernetzen. In Zusammenarbeit mit der<br />
Volkshochschule, der Kindertagesstätte <strong>und</strong> Akteuren aus<br />
den Bereichen Sport, Wirtschaft oder Freizeit könnten hier<br />
zukunftsweisende Projekte entwickelt werden.<br />
Mit dem Start der Umbauarbeiten im <strong>November</strong> kommt<br />
Herscheid seinem großen Ziel näher. Der Ort will als familienfre<strong>und</strong>liche<br />
Gemeinde Kindern, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen<br />
die Chance bieten, zu lernen, sich weiterzubilden<br />
<strong>und</strong> der Idee des lebenslangen Lernens zu folgen.<br />
Die Ausgangslage ist gut. Die VHS Volmetal ist ein wichtiger<br />
Bildungsträger für die Ebbegemeinde. Seit Herscheid<br />
zum VHS-Zweckverband gehört, bietet sie ihre Kurse am<br />
Rahlenberg an. Bis zur Schließung der Hauptschule konzentrierte<br />
sich das Angebot auf die Abendst<strong>und</strong>en. Inzwischen<br />
werden aber auch Vormittagskurse angeboten, die<br />
vorwiegend ältere Menschen gerne nutzen.<br />
Von der Umgestaltung profitieren die Herscheider Gr<strong>und</strong>schulen.<br />
Mit Beginn des Schuljahrs 2020/21 werden sie<br />
am Rahlenberg zu einer Gr<strong>und</strong>schule zusammengefasst.<br />
<strong>Das</strong> bringe, sagt Bürgermeister<br />
Uwe Schmalenbach, in jeder<br />
Hinsicht Verbesserungen<br />
mit sich. „Die gesamte Einrichtung,<br />
die Sanitäranlagen<br />
sowie die technische Ausstattung<br />
werden erneuert.“<br />
Mehr Schüler, mehr Lehrer.<br />
Uwe Schmalenbach ist sicher,<br />
„dass sich auch die Personalausstattung<br />
der neuen Schule<br />
zum Guten wendet“.<br />
Im ersten Bauabschnitt fallen Kosten von r<strong>und</strong> 3,1 Millionen<br />
Euro an. Er beinhaltet im Wesentlichen den Bau einer<br />
Aula inklusive Mensa. Die Finanzierungslücke von r<strong>und</strong><br />
900.000 Euro könnten mit Mitteln aus der Schulpauschale<br />
von jährlich r<strong>und</strong> 300.000 Euro geschlossen werden.<br />
Die Aula bildet den Kern des Neubaus <strong>und</strong> erschließt sich<br />
über zwei Etagen. Um diesen Kern herum führt eine Rampe<br />
vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoss. An der Südseite<br />
werden im ersten Obergeschoss Räume für die Verwaltung<br />
<strong>und</strong> im Erdgeschoss die Mensa angeordnet. Im<br />
ersten Untergeschoss befinden sich Nebenräume <strong>und</strong><br />
Unterrichtsräume, die u.a. von der VHS genutzt werden<br />
sollen. In einem der späteren Bauabschnitte erfolgt mit<br />
mehreren Durchbrüchen die Anbindung an den Bestand.<br />
Zugänge von außen werden barrierefrei zum Erdgeschoss<br />
<strong>und</strong> zum ersten Untergeschoss hergestellt. Zudem ist ein<br />
stufenloser Notausgang auf halber Höhe der Rampe vorgesehen.<br />
Regierungspräsident Hans-Josef Vogel bescheinigt dem<br />
Projekt eine „große Strahlkraft“. „Hier wird an der Ortsentwicklung<br />
gearbeitet <strong>und</strong> Bildung <strong>und</strong> Kultur als unverzichtbarer<br />
Teil dieser Entwicklung gesehen. <strong>Das</strong> ist beispielhaft“,<br />
lobte er bei seinem Besuch.<br />
21
KÜNSTLERIN KOMMT ZUM<br />
KUNDEN – RÖNKHAUSERIN MIT<br />
ROLLENDEM ATELIER<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Workshops sind bei Simone Hoffmann zum Selbstläufer geworden<br />
22<br />
Kunst kommt von Können sagt man. Improvisieren zu<br />
können ist auch eine Kunst. Zumal dann, wenn am Ende<br />
Zufriedenheit steht oder gar Glückseligkeit. Simone Hoffmann<br />
kennt das. Die Rönkhauserin bietet Workshops für<br />
Kinder an. Die kommen bei ihr mit Kunst in Berührung.<br />
Ein Kind wollte einen Skater malen – <strong>und</strong> scheiterte am<br />
selbst gestellten Ziel. Skater? <strong>Das</strong> konnte Simone Hoffmann<br />
auch nicht einfach aus der Lamäng. „Wir haben<br />
es dann hingekriegt. Die strahlte am Abend“, schildert<br />
die Künstlerin das Ergebnis gemeinsamer Improvisation.<br />
Wieso sollte die Künstlerin auch an einem Skater-Bild<br />
scheitern? „<strong>Das</strong> kann ich auch“, war der Gedanke, als die<br />
48-Jährige vor etlichen Jahren mit ihrer Tochter beim Kieferorthopäden<br />
ein Bild sah. Als die Kinder älter wurden,<br />
begann sie zu malen. Zwölf Jahre ist das her. Ihre erste<br />
größere Leinwand war die Rückwand des Wohnzimmers.<br />
Nachbarn brachten später „ausrangierte Regale. Da hab<br />
ich Bilder drauf gemalt“, erzählt die gelernte Schneiderin.<br />
Handwerkliches Geschick <strong>und</strong> Kreativität zu verbinden<br />
war somit nichts Neues für sie.<br />
Nur Weihnachtsmarkt war zu langweilig<br />
2007 stellte sie erstmals auf dem Weihnachtsmarkt in Elspe<br />
aus. Nur Weihnachtsmarkt war der quirligen Künstlerin<br />
bald „zu langweilig. Da hab ich mit Workshops angefangen“,<br />
sagt sie <strong>und</strong> sortiert dabei Malutensilien in<br />
Körbe. – Die sind Teil ihres rollenden Ateliers. Sie fährt zu<br />
K<strong>und</strong>en, bietet auswärts Workshops an. Familien, Kindergeburtstage,<br />
Junggesellinnen-Abschiede oder Kurse<br />
in Hotels mit ganz unterschiedlichen Menschen. „Es<br />
ist recht viel geworden“, bilanziert Simone Hoffmann<br />
<strong>und</strong> erinnert sich an Skepsis in der Familie. „<strong>Das</strong> wird<br />
sowieso nix“, dachte die. „Jetzt sind alle erstaunt“, erzählt<br />
die Künstlerin, der inzwischen eine Fre<strong>und</strong>in hilft,<br />
die Nachfrage nach künstlerischer Betätigung <strong>und</strong> Anleitung<br />
zu bewältigen. Manchmal w<strong>und</strong>ert sie sich selbst,<br />
„woher die Leute kommen“. Zum Einzugsbereich gehören<br />
das benachbarte Plettenberg ebenso wie Meschede<br />
oder Brilon. „Hauptsächlich M<strong>und</strong>propaganda“ sorgt<br />
für stetige Nachfrage. Menschen, die kreativ werden<br />
möchten, kommen auf Simone Hoffmann zu, äußern<br />
ihre Wünsche. „Die Workshops sind zum Selbstläufer geworden“,<br />
sagt sie.<br />
Ihr Favorit ist die Spachteltechnik. Hobbykünstler, die<br />
selbst malen, aber diese Technik nicht kennen, besuchen<br />
ihre Workshops. Simone Hoffmann ist auch hier Autodidaktin.<br />
Aufs Spachteln kam sie, als sie das Kinderzimmer<br />
verputzt hat. „Die Technik ist die gleiche“, schildert sie<br />
mit einer Selbstverständlichkeit <strong>und</strong> Lässigkeit, als gebe<br />
es für sie keine Probleme, nur Lösungen.
Mal-Utensilien lagern<br />
in mobilen Körben<br />
Inzwischen hat sie eine eigene Werkstatt neben dem<br />
Wohnhaus. Malen im Wohnzimmer war vorgestern. <strong>Das</strong><br />
Atelier bietet Wohlfühl-Ambiente, rustikaler Arbeitstisch<br />
aus alten Gerüstbohlen. Dazu passende Bänke, gemütliche<br />
Beleuchtung, Küchenzeile <strong>und</strong> helle Glasfront zum<br />
Garten. Und bei Bedarf können Farben, Pinsel, Spachtel<br />
in den Körben auf Rollen auch schnell zur Seite geschoben<br />
oder verladen <strong>und</strong> zum nächsten Event transportiert<br />
werden.<br />
Manchmal spachtelt sie Flächen vor, die dann in den Workshops<br />
ihr Finish bekommen. Manchmal gehen Kursteilnehmer<br />
auch eigene Wege. „Ich w<strong>und</strong>ere mich dann schon<br />
mal“, schmunzelt Simone Hoffmann, wenn sie Vorlagen<br />
dabei hat, die keiner will. Wie beim Kindergeburtstag, auf<br />
dem alle nur Wölfe malen wollten. Dann wird wieder improvisiert,<br />
zur Not eine Vorlage gegoogelt. „Hauptsache,<br />
die gehen zufrieden hier raus“, sagt die Künstlerin.<br />
Spontane Kreativität:<br />
„Heute muss‘e ein Bild malen“<br />
Selber Bilder malen ist nur noch etwas für die Zeiten,<br />
wenn gerade keine Kurse laufen. <strong>Das</strong> geht offenbar ganz<br />
unkompliziert: „Morgens steh ich auf <strong>und</strong> denke, heute<br />
muss‘e ein Bild malen. <strong>Das</strong> klappt dann auch“, schildert<br />
Simone Hoffmann die kreativen Prozesse. Die können<br />
auch ganz praktischer Natur sein. Wir unterhalten uns<br />
auf der Terrasse, sitzen auf selbstgezimmerten Holzmöbeln.<br />
Der Beistelltisch ist auf verdeckt montierten Rollen<br />
leicht verschiebbar. Unter ihm lässt sich ein Kasten<br />
Bier verbergen, erklärt sie schmunzelnd die Vielseitigkeit<br />
des Möbels <strong>und</strong> betont, sie arbeite auch gerne mit<br />
Holz. Der Baumarkt ist Teil ihrer Welt, für sie jedenfalls<br />
keine Männerdomäne.<br />
Spachteln <strong>und</strong> Malen sind das eine. Vorm Atelier stehen<br />
Skulpturen aus Holz <strong>und</strong> Metall. Simone Hoffmann<br />
ist auch Sammlerin, fertigt aus alten Zaunpfählen <strong>und</strong><br />
Stahlbändern Neues. Da w<strong>und</strong>ert es nicht, dass sich die<br />
handwerkelnde Künstlerin schon mal eine Säge oder<br />
Werkzeug wünscht. Zupackend wirkt die Rönkhauserin,<br />
zuversichtlich, anderen zugewandt. Und wenn sie sagt:<br />
„Man kann viel machen, nur die Zeit muss man haben“,<br />
erinnert das an Joseph Beuys, der in jedem Menschen<br />
einen Künstler sah. Anpacken, machen, ganz unprätentiös,<br />
das ist die mutmachende Botschaft, die die gut gelaunte<br />
Simone Hoffmann vermittelt.<br />
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23
Von Rüdiger Kahlke<br />
NEUENRADER TAFELMUSIK <strong>2017</strong><br />
Sebastian Hofmann übernimmt das Moderatoren-Mikrofon<br />
Text Uwe Tonscheidt<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Eine Premiere wird es bei der 17. Neuenrader Tafelmusik<br />
geben. Altbürgermeister Klaus Peter Sasse, im Jahr 2000<br />
Erfinder <strong>und</strong> seitdem Moderator der Benefiz-Veranstaltung<br />
fürs Jugendsinfonieorchester der Musikschule Lennetal,<br />
übergibt das Mikrofon an Sebastian Hoffmann. Da<br />
darf man gespannt sein, was es diesmal zwischen den<br />
Menügängen <strong>und</strong> den internationalen Musikdarbietungen<br />
an Wortbeiträgen gibt.<br />
Neuenrades Ex-Bürgermeister genoss es sichtlich mit<br />
Räuberpistolen aufzuwarten. Da konnten sich die Gäste<br />
sicher sein: die angekündigte Komposition <strong>und</strong> die angekündigte<br />
Speise, das war die reine Wahrheit. Bei all<br />
den anderen Geschichten, die der langjährige Rathauschef<br />
erzählte, konnten sich die Gäste da nicht so sicher<br />
sein. Sie hatten aber sichtlich Freude daran. Noch bevor<br />
Twitter erf<strong>und</strong>en war, gab es so in Neuenrade alternative<br />
Fakten, augenzwinkernd in gemeinnütziger, fröhlicher<br />
Form.<br />
Was wird der studierte Musiklehrer für den kulinarischfestlichen<br />
Abend ausgraben?<br />
Anekdote: Fünf Gänge <strong>und</strong> Händels vier<br />
„Ganz bestimmt wird eine Londoner Händel-Anekdote<br />
dabei sein“, verrät Hoffmann im Gespräch mit dem<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazin. Der deutsch-britische Komponist<br />
sorgt mit „Die Ankunft der Königin von Saba“ für die<br />
Ouvertüre des Abends. Händels ausgiebige Leidenschaft<br />
für Speisen passt bestens zur Tafelmusik. Sebastian Hoffmann<br />
wird zum Auftakt des Fünf-Gänge-Menüs erklären,<br />
was die Zahl vier mit dem üppig-barocken Erscheinungsbild<br />
des weltbedeutenden <strong>und</strong> bisweilen auch handgreiflichen<br />
Musikers zu tun hat. Real story, believe it.<br />
24<br />
Sebastian Hoffmann, 1993 Mitbegründer des Jugendsinfonieorchesters<br />
der Musikschule Lennetal, ist ebenfalls<br />
ein erfahrener Konzertmoderator <strong>und</strong> mit Humor ausgestattet.<br />
Aber nicht die Räuberpistole ist es, die dem Werdohler<br />
liegt, sondern eher das Florett mit feiner Ironie.
Musikalisch <strong>und</strong> kulinarisch<br />
geht es wieder r<strong>und</strong> um<br />
den Globus. Mit Tschaikowskis<br />
Nussknacker Suite <strong>und</strong><br />
Schostakowitschs 2. Walzer<br />
gibt es viel Russisches fürs<br />
Ohr <strong>und</strong> vielleicht auch für<br />
den Gaumen. Doch das, da<br />
waren Musikschulchef Armin<br />
Sommer <strong>und</strong> Kaisergartenchef<br />
Engelbert Groke<br />
eisern konsequent, werde<br />
auch diesmal nicht vorab<br />
verraten. Die Speisenfolge<br />
bleibe ein Geheimnis.<br />
Fest steht, dass das Jugendsinfonieorchester unter der<br />
Leitung von Andreas Regeling mit viel Filmmusik aufwarten<br />
wird. Die Eisprinzession, Der letzte Samurai <strong>und</strong><br />
Die Glorreichen Sieben hat das bis zu 50-köpfige Ensemble<br />
in den vergangenen Wochen eifrig geprobt.<br />
An der Nordseeküste geprobt<br />
Ein Großteil der Proben fand wieder in den Herbstferien<br />
statt. Diese Tradition ist noch ein wenig älter als die Tafelmusik.<br />
1996, berichtet Sebastian Hoffmann, ging es<br />
zum ersten Mal auf Probenreise. Es stellte sich heraus,<br />
dass eine gemeinsame Woche besonders gut fürs Proben<br />
ist, das Gemeinschaftsgefühl stärkt <strong>und</strong> das gegenseitige<br />
Kennenlernen fördert. Und man sieht so auch<br />
etwas von deutschen Landen. An der Mosel war das Orchester<br />
schon, in Hessen, Niedersachsen <strong>und</strong> auf Borkum.<br />
Wichtigstes Kriterium fürs Reiseziel, so Sebastian<br />
Hoffmann: „Wir brauchen ein Haus mit einem großen<br />
Saal <strong>und</strong> drei weiteren Probenräumen.“ Und erschwinglich<br />
muss es natürlich auch sein. In diesem Jahr traf all<br />
das auf die Jugendherberge in Jever zu. Freizeit-Highlights<br />
gab es auch: beim Tagesauflug nach Langeoog <strong>und</strong><br />
beim Jever-Nachtwächter-R<strong>und</strong>gang. Ob der Konzertbesuch<br />
in der Wilhelmshavener Stadthalle für Tafelmusik-<br />
Inspiration gesorgt hat, lässt sich am 25. <strong>November</strong> im<br />
Kaisergartensaal feststellen.<br />
INFO<br />
Erlös für Orchesterarbeit<br />
- Infos über Restkarten – 65 Euro pro Teilnehmer/In<br />
- gibt es unter 02392/69321 im Neuenrader Rathaus.<br />
Einen Kartenverkauf an der Abendkasse gibt<br />
es nicht.<br />
- Der Erlös der Veranstaltung ist für die Orchesterarbeit<br />
bestimmt.<br />
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25
FAST WIE EINE ZEITREISE -<br />
EIN RUNDGANG DURCH SCHLOSS<br />
LENHAUSEN<br />
Text Ina Hoffmann<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Wer schon einmal die B236 von Plettenberg nach<br />
Finnentrop entlanggefahren ist, ist dabei auch durch<br />
Lenhausen gekommen. Dort steht an der Hauptstraße<br />
am Ortseingang das Schloss Lenhausen. Beinahe täglich<br />
fahre ich an dem altehrwürdigen Gemäuer vorbei<br />
<strong>und</strong> weiß doch nur wenig über dieses denkmalgeschützte<br />
Wasserschloss. <strong>Das</strong> soll sich heute ändern, denn am<br />
Tag des offenen Denkmals gewährt die gräfliche Familie<br />
von Plettenberg, die das Schloss seit etlichen Generationen<br />
bewohnt, erstmals seit vielen Jahren wieder<br />
einen Blick hinter die dicken Mauern. Schon der Innenhof<br />
beeindruckt: Von einer großen gepflegten Rasenfläche,<br />
gesäumt mit üppigen Blumenbeeten <strong>und</strong> kleinen<br />
Bäumen, hat man einen R<strong>und</strong>umblick über das Gelände.<br />
Hier finden sich das Hauptgebäude, das Nebengebäude,<br />
ein ehemaliger Viehstall, der heute von G<strong>und</strong>olf Graf von<br />
Plettenberg <strong>und</strong> seiner Familie bewohnt wird, das Gerichtsgebäude<br />
<strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> die Mühle. <strong>Das</strong>s die<br />
Familie von Plettenberg noch heute von der Forstwirtschaft<br />
lebt, davon zeugen schwere Maschinen <strong>und</strong> Geländewagen<br />
im angrenzenden Carport. Angesichts solcher<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte alter Bauten fühlt man sich direkt in<br />
eine andere Zeit versetzt. Jetzt fehlt noch ein Ritter, der<br />
auf seinem Pferd angeritten kommt.<br />
Vor dem Schloss begrüßt G<strong>und</strong>olf Graf von Plettenberg<br />
die Besucher. Für einen Grafen sieht er so „normal“ aus<br />
26
in einem hellblauen Hemd <strong>und</strong><br />
heller Chino-Hose. Natürlich ist<br />
mir klar, dass auch der Adel mit<br />
der Zeit geht, aber insgeheim hatte<br />
ich nicht erwartet, dass die Grafen<br />
sich kleiden wie du <strong>und</strong> ich<br />
<strong>und</strong> sich optisch nicht von ihren<br />
Besuchern unterscheiden.<br />
<strong>Das</strong> Interesse ist groß, viele Menschen<br />
aus der Umgebung sind<br />
gekommen, um einen exklusiven<br />
Blick in das Gebäude zu werfen.<br />
Ich war bereits einmal bei einer<br />
Führung im Inneren dieses Schlosses<br />
<strong>und</strong> habe damit den meisten<br />
Besuchern etwas voraus. Doch das<br />
muss etwa zwanzig Jahre her sein <strong>und</strong><br />
die Erinnerungen daran sind nur spärlich.<br />
Wie lange genau es her ist, dass Besuchergruppen<br />
durch die alten Hallen geführt wurden, weiß auch<br />
die Familie von Plettenberg nicht mehr so genau. Da<br />
das Schloss seit Generationen in Privatbesitz ist <strong>und</strong> als<br />
Wohnstätte genutzt wird, ist es normalerweise nicht öffentlich<br />
zugänglich.<br />
Gerne würden wir auch Fotos aus dem Inneren des<br />
Schlosses zeigen, doch das Fotografieren ist hier nicht<br />
erwünscht. Contenance <strong>und</strong> Zurückhaltung sind im Kreise<br />
derer von Plettenberg offensichtlich eher opportun als<br />
Glamour. Manche Besucher, wie auch wir, sind zunächst<br />
enttäuscht. Aber verstehen kann man es. Man möchte<br />
ja selbst auch keine Fotos vom eigenen Zuhause im Internet<br />
wiederfinden.<br />
Über eine Brücke geht es zum Eingangsportal, denn als<br />
Wasserschloss wird das Hauptgebäude noch heute von<br />
einer Gräfte, einem Wassergraben, umgeben. <strong>Das</strong> Portal<br />
ist ein Tor in eine längst vergangene Zeit – so kommt<br />
es mir jedenfalls vor. Steinböden, Ölgemälde, Tierfelle<br />
<strong>und</strong> schwere große Truhen säumen die Eingangshalle.<br />
Wären nicht die zahlreichen Besucher in moderner Kleidung,<br />
die durch die Halle gehen, käme ich mir vor wie<br />
ins Mittelalter versetzt.<br />
Zwei Stufen geht es von der Eingangshalle hinab in die<br />
Küche. „Hier sind kaum zwei Räume auf der gleichen<br />
Ebene. <strong>Das</strong> Gebäude ist mehr als 700 Jahre alt. Eine<br />
Zeit, in der noch ohne Wasserwaage <strong>und</strong> Zollstock gebaut<br />
wurde. Es wurde immer wieder umgebaut <strong>und</strong> angebaut“,<br />
erklärt G<strong>und</strong>olf Graf von Plettenberg. An die<br />
Küche kann ich mich erinnern – vermutlich wegen der<br />
Schaukel, die mitten im Raum hängt. Diese wird mich<br />
als Gr<strong>und</strong>schüler damals wohl besonders fasziniert haben.<br />
So konnten die Kinder neben dem Kochen betreut<br />
werden <strong>und</strong> liefen nicht im Weg herum. In der Schlossküche<br />
treffen alt <strong>und</strong> neu aufeinander: in der Mitte befindet<br />
sich eine moderne Kochinsel mit Cerankochfeldern,<br />
darüber hängt ein altes Joch, das als Lampe umfunktioniert<br />
wurde, von den Deckengewölben herab. Auch der<br />
alte Kohleofen, auf dem früher gekocht wurde, ist als<br />
Zeitzeuge in der Küche verblieben. „Er funktioniert tadellos.<br />
Immerhin ist dort vor ein paar Jahrzehnten noch das<br />
Essen für zehn Kinder gekocht worden“, erklärt G<strong>und</strong>olf<br />
Graf von Plettenberg.<br />
„Wir befinden uns im ältesten Teil des Schlosses“, weiß er.<br />
„Ursprünglich war das Gebäude ein schmales hohes Giebelhaus<br />
<strong>und</strong> nicht breiter als die heutige Küche“. Ungläubige<br />
Blicke. Heute kaum vorstellbar ein Haus zu bauen, das nur<br />
acht Meter breit ist. Bedächtig klopft der Graf ein Mal gegen<br />
die beiden unscheinbaren Säulen, die links <strong>und</strong> rechts<br />
der Kochinsel stehen. „Auf diesen beiden Säulen ruht das<br />
27
gesamte Gebäude seit mehr als<br />
700 Jahren“, erklärt er.<br />
Von der Küche geht es zurück in<br />
die Eingangshalle <strong>und</strong> von dort<br />
in die schlosseigene Kapelle, wo<br />
uns Hunold Graf von Plettenberg,<br />
Schlossherr <strong>und</strong> Vater von<br />
Graf G<strong>und</strong>olf, in Empfang nimmt.<br />
Auch er ist gekleidet in Hemd<br />
<strong>und</strong> Anzughose. Der Schlossherr<br />
lächelt seine zahlreichen Besucher<br />
fre<strong>und</strong>lich an, während die<br />
letzten unserer Gruppe noch versuchen<br />
in die kleine Kapelle zu<br />
gelangen, die inzwischen schon<br />
mit Menschen gefüllt ist. Nur<br />
wenige Bänke finden sich in dem<br />
kleinen Raum, auf denen längst<br />
nicht alle Platz finden. Normalerweise<br />
feierten hier nur Familienmitglieder<br />
die heilige Messe <strong>und</strong><br />
auch diese findet hier wegen Priestermangel inzwischen<br />
nicht mehr statt. Der Schlossherr scheint sich über das<br />
große Interesse der Menschen zu freuen <strong>und</strong> heißt uns<br />
willkommen. „Sie müssen sich vorstellen, dass die Kapelle,<br />
in der wir gerade stehen, früher nicht mit dem<br />
Hauptgebäude verb<strong>und</strong>en war. Vor einigen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
hätten sie die Küche verlassen, wären ins Freie getreten<br />
<strong>und</strong> dann in ein neues Gebäude mit der Kapelle<br />
eingetreten“, erklärt er uns. Dann erläutert Hunold<br />
Graf von Plettenberg den Altar aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
der mit einem Altarbild des Malers Johann Georg Rudolphi<br />
geschmückt ist. Auch Prozessionsfiguren der Mutter<br />
Anna mit Maria, die früher bei der Fronleichnamsprozession<br />
durch den Ort getragen wurden, finden sich in der<br />
Kapelle. „<strong>Das</strong> ist aber schon so lange her, dass ich selbst<br />
es nicht miterlebt habe“, erklärt der Schlossherr.<br />
Aus der Kapelle führt uns Hunold Graf von Plettenberg<br />
eine Steintreppe hinauf in den ersten Stock. „Bitte passen<br />
Sie auf, wo Sie hintreten. Die Stufen sind nicht alle<br />
gleich hoch. Da kann man schnell stolpern“, gibt er uns<br />
mit auf den Weg. Oben angekommen treten wir durch<br />
eine schwere Eichentür. Diese wurde kunstvoll mit einem<br />
Muster verziert, das aus schwarzen Nägeln besteht.<br />
„Jeder einzelne Nagel wurde mit dem Familienwappen<br />
verziert“, erklärt uns der Graf. Wir befinden uns in einem<br />
Flur, an dessen Wänden zahlreiche Portraits von Familienmitgliedern<br />
der von Plettenbergs aus den vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten hängen. Auf die weit zurückreichende<br />
Familiengeschichte ist man sichtlich stolz. <strong>Das</strong> sieht<br />
man nicht nur an den Portraits,<br />
sondern man hört es auch daran<br />
wie der Schlossherr über seine<br />
Ahnen <strong>und</strong> deren Arbeiten für<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong> um das Schloss spricht.<br />
Gegenüber an der Wand hängen<br />
zahlreiche Geweihe, Speere,<br />
Pfeile <strong>und</strong> ein ausgestopfter<br />
Auerhahn. „Der letzte, der hier<br />
1931 geschossen wurde“, wie<br />
der Schlossherr erklärt.<br />
Wir treten in die „gute Stube“,<br />
wie Hunold Graf von Plettenberg<br />
uns mitteilt. In der Mitte<br />
des Raums ist ein Dutzend Stühle<br />
zu einem Kreis aufgestellt. An<br />
den Wänden alte Schränke, Portraits<br />
<strong>und</strong> ein Klavier, das gleich<br />
von einem Kind unserer Besuchergruppe<br />
ausprobiert wird.<br />
Statt des von mir erwarteten<br />
Donnerwetters ist der Schlossherr erfreut. Er ermuntert<br />
den Jungen uns etwas vorzuspielen <strong>und</strong> bittet uns Platz<br />
zu nehmen. So sitze ich auf einem der hohen Lehnstühle,<br />
lausche der Klaviermusik <strong>und</strong> höre dem Schlossherr<br />
zu, der uns erklärt, wozu dieser Raum genutzt wird. Die<br />
Situation ist irgendwie unwirklich, aber sehr faszinierend.<br />
„Früher wurden die Neugeborenen in Schönholthausen<br />
getauft, wo die meisten zu Fuß hinlaufen mussten. Ausnahmen<br />
gab es nur im harten Winter, wenn der Schnee<br />
meterhoch lag. Dann wurden die Kinder hier in der guten<br />
Stube getauft. Heute treffen wir uns hier zu Familienfeiern.“<br />
Durch die Fenster kann man die Hauptstraße<br />
erkennen, die dem Haus seit Jahrzehnten zusetzt. „Die<br />
vorbeifahrenden LKW erschüttern das alte Gebäude immer<br />
wieder. Deshalb haben wir viele Putzrisse, vor allem<br />
im Treppenhaus“, bedauert der Schlossherr.<br />
<strong>Das</strong>s der Familiensitz heute überhaupt noch steht, ist<br />
einem Stahlkorsett zu verdanken, verrät Hunold Graf<br />
von Plettenberg. Im April 1945 wurde das Schloss durch<br />
Bombeneinschläge stark beeinträchtigt. „Man wollte<br />
vermutlich die Bahnlinie treffen <strong>und</strong> hatte sich beim<br />
Abwurf ordentlich verschätzt“, mutmaßt der Schlossherr.<br />
So fielen die Bomben stattdessen in den Schlosshof<br />
<strong>und</strong> den Wassergraben. <strong>Das</strong> Gebäude trug viele sichtbare<br />
Schäden davon. Am meisten beeinträchtigten aber<br />
die Risse im Fels, auf dem das Schloss steht, die Stabilität.<br />
„<strong>Das</strong> zu reparieren war eine mühevolle Angelegenheit.<br />
Nur durch ein Stahlkorsett, das das Gebäude stützt,<br />
war es möglich das Schloss zu erhalten“, erklärt er.<br />
28
Der Graf führt uns in das Nebenzimmer. Die dunklen Dielenböden<br />
knarren, während die Besucherschar weiterzieht.<br />
Auf den ersten Blick sieht man, dass dies früher<br />
das Jagdzimmer war: An den Wänden hängen zahlreiche<br />
Geweihe. Zwei großformatige Gemälde, auf denen Jagdh<strong>und</strong>e<br />
ein Reh stellen, nehmen jeweils eine ganze Wand<br />
ein. Während die Besucher ihre Blicke schweifen lassen,<br />
verrät Hunold Graf von Plettenberg: „Ein Schüler von Peter<br />
Paul Rubens hat diese Bilder gemalt. Einzig der moderne<br />
Fernseher ruft mir in diesem Raum in Erinnerung,<br />
dass wir uns nicht auf einer Zeitreise befinden. Lächelnd<br />
weist der Schlossherr auf weitere Gemälde mit nackten<br />
Figuren, zu denen er eine Anekdote erzählt: „Früher trugen<br />
diese Figuren Kleider. Aber es gab schon lange das<br />
Gerücht, dass meine Großmutter nachträglich dafür gesorgt<br />
hatte. Also hat man die Bilder zu einem Restaurator<br />
gebracht, der feststellte, dass sie die Kleidung auf den<br />
Gemälden tatsächlich später dazu gemalt hatte. Sie fand<br />
die Nackten offenbar zu anzüglich, wollte aber nicht einfach<br />
die Bilder abhängen“, schmunzelt er.<br />
Damit ist der R<strong>und</strong>gang beendet. Durch den Flur, auf<br />
dem sich normalerweise nur die Familienmitglieder begegnen,<br />
drängen sich inzwischen mindestens 100 Menschen.<br />
Unsere Besuchergruppe geht raus, die nächste<br />
kommt rein <strong>und</strong> einige aus der vorherigen Gruppe<br />
möchten sich noch in das Gästebuch eintragen. Über die<br />
Brücke geht es zurück in den Innenhof. Dort haben sich<br />
inzwischen noch mehr Besucher angesammelt. Etwa<br />
150 Menschen stehen dort in einer Schlange an, um in<br />
das Schloss eingelassen zu werden. Vermutlich hat Hunold<br />
Graf von Plettenberg recht, als er sagt: „Eins kann<br />
ich ihnen verraten: So viele Menschen wie heute, waren<br />
noch nie hier.“<br />
Fast kommt es mir unwirklich vor, das alte Gemäuer zu<br />
verlassen <strong>und</strong> in die Gegenwart zurückzukehren. Gerne<br />
hätte ich das Schloss noch auf mich wirken lassen. Dieses<br />
Gemäuer <strong>und</strong> seine Bewohner haben sicher noch<br />
viele Geschichten zu erzählen.<br />
- Erstmals im Jahr 1285 wird das Schloss Lenhausen<br />
als Sitz einer Adelsfamilie genannt.<br />
- 1457 verkaufte Heinrich von Lenhausen als Letzter<br />
seines Geschlechts das Schloss an Heidenreich den<br />
Jüngeren von Plettenberg.<br />
- Seitdem leben Familienmitglieder derer von Plettenberg-Lenhausen<br />
in dem Schloss.<br />
- Der mittelalterliche Kernbau wurde in der 2. Hälfte<br />
des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts erweitert <strong>und</strong> von einer Wasserburg<br />
zu einem Schloss umgebaut.<br />
- Maueranker mit verschiedenen Jahreszahlen (etwa<br />
1664 oder 1672) weisen auf viele bauliche Veränderungen<br />
hin.<br />
- 1772 verlegte die Familie von Plettenberg-Lenhausen<br />
den Hauptsitz in das Schloss Hovestadt in Lippetal.<br />
Längere Zeit verfällt das Gebäude, bis es im<br />
Jahr 1874 wieder aufgebaut <strong>und</strong> renoviert wird.<br />
- Seit 1927 ist das Schloss wieder Sitz der Adelsfamilie.<br />
- Bis 1984 führte die B<strong>und</strong>esstraße durch den Innenhof<br />
des Schlosses. Diese wurde damals so verlegt,<br />
dass sie nun jenseits des Gr<strong>und</strong>stücks entlangführt.<br />
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29
30<br />
ANDREA STRÜVER - LENNETALER<br />
KÜNSTLERIN MIT WEICHEM HERZ<br />
UND LEICHTER HAND<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Andrea Strüver ist ein echtes „Lennekind“.<br />
Geboren in Altena, wohnte sie<br />
lange in Plettenberg, um sich dann<br />
in Werdohl zu „setteln“. Dort lebt die<br />
Mutter zweier erwachsener Kinder<br />
mit direktem Blick auf den Werdohler<br />
Wald. Andrea wirkt strukturiert,<br />
aufgeräumt <strong>und</strong> sehr klar, was sich<br />
in ihrer Umgebung ebenso wiederspiegelt,<br />
wie in ihrer ganzen Erscheinung.<br />
Sie hat dieses gewisse Etwas,<br />
das man bei einem Künstler einfach<br />
voraussetzt. Sehr offen erzählt<br />
sie von einem turbulenten Leben,<br />
das vielleicht auch für drei oder vier<br />
Menschen gereicht hätte. Von Highlights<br />
<strong>und</strong> echten Tiefs, von großen<br />
Erfolgen als Künstlerin <strong>und</strong> schlechten<br />
Zeiten, in denen sie nicht malen<br />
konnte.<br />
Sie ist begabt. Als Kunstkenner ist<br />
man fasziniert von dem „Strich“ der<br />
Künstlerin, den ausdrucksstarken<br />
Farben <strong>und</strong> der Kraft in ihren Gemälden.<br />
Eher abstrakt gehalten, arbeitet<br />
sie hier <strong>und</strong> da ganz akzentuiert<br />
vortrefflich gezeichnete Figuren in<br />
die fast rauschhaften Farben mit ein,<br />
um dann zur reinen Skizze zurückzukehren<br />
oder einer gemalten Meeresbrandung<br />
mit ein paar gekonnten<br />
Pinselstrichen echtes Leben zu verleihen.<br />
In ihren Bildern ist sie genauso experimentierfreudig,<br />
wie in ihrem gesamten<br />
Leben. Andrea hat sich nie<br />
vor Herausforderungen gefürchtet.<br />
In den 90er Jahren eröffnete sie in<br />
Plettenberg ihr erstes eigenes Atelier,<br />
das vom ersten Tag an faszinierte.<br />
Sie nannte es „Eckis Atelier“. Ecki ist<br />
der Name, den ihr älterer Bruder ihr<br />
als Kind verpasste <strong>und</strong> den ihre besten<br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Familie bis heute<br />
benutzen. Er könnte nicht treffender<br />
sein. Denn Andrea ist auch das:<br />
eckig. Sie passt in kein Schema, eckt<br />
an <strong>und</strong> wird sperrig, wenn man versucht,<br />
sie in eine Schublade zu stecken.<br />
„Ecki“ eben. So brach sie auch<br />
mit dieser Atelier-Eröffnung erst einmal<br />
mit vielen Konventionen <strong>und</strong><br />
Vorstellungen davon, wie genau ein<br />
Künstler zu sein hat. Denn ohne jemals<br />
eine Kunstakademie besucht<br />
zu haben, zeigte sie allen Zweiflern<br />
zweifelsfrei, was man mit Talent <strong>und</strong><br />
einem tiefen Glauben an sein eigenes<br />
Können als Künstler erreichen<br />
kann.<br />
Recht schnell sprach es sich in Plettenberg<br />
herum, dass sich da etwas<br />
Interessantes anbahnte, etwas, das<br />
es so noch nicht in der Vier-Täler-<br />
Stadt gegeben hatte. Und die sauerländische<br />
Neugier siegte: <strong>Das</strong> Atelier<br />
wurde ein echter Erfolg. Von da<br />
an war sie nicht nur bekannt in der<br />
Stadt, sondern ihre Einrichtung wurde<br />
auch fleißig genutzt. Andrea gab<br />
Malkurse, eröffnete Ausstellungen,<br />
verkaufte ihre Bilder <strong>und</strong> bot Workshops<br />
an. Sie wurde weit über Plettenberg<br />
<strong>und</strong> sogar Deutschland hinaus<br />
bekannt. Und erfolgreich. Sie<br />
förderte andere Künstler durch Malkurse<br />
<strong>und</strong> Ausstellungen ihrer Werke.<br />
So entstand mitten in Plettenberg<br />
so etwas wie eine kleine Künstlerkolonie.<br />
Immer mal wieder zog sie um. In ein<br />
größeres Ladenlokal, mit mehr Möglichkeiten.<br />
Immer innerhalb von Plet-
tenberg, versteht sich. Denn Andrea<br />
liebt diese Stadt, fühlt sich als Teil<br />
von ihr <strong>und</strong> gut dort aufgehoben.<br />
2000 eröffnete sie schließlich das<br />
„Atelier Rückenwind“. Ihr bis dahin<br />
erfolgreichstes Projekt. Da war sie als<br />
Künstlerin renommiert, gab Kurse in<br />
Schulen <strong>und</strong> ganze Schulklassen kamen<br />
zu ihr ins Atelier, denen sie die<br />
Möglichkeit gab, sich dort selbst als<br />
Künstler zu versuchen.<br />
So hätte es eigentlich immer weiter<br />
gehen können. Ging es aber nicht.<br />
Trotz ihrer beruflichen Erfolge, begann<br />
es im Privaten zu knirschen<br />
<strong>und</strong> schließlich stand ihre Ehe vor<br />
dem Aus. Jetzt war sie alleinerziehend,<br />
allein mit der Verantwortung<br />
für zwei Kinder. Eines davon war lange<br />
Zeit krank <strong>und</strong> brauchte besondere<br />
Zuwendung. Sie musste das Atelier<br />
schließen, suchte sich einen<br />
„richtigen“ Job mit einem regelmäßigen<br />
Einkommen <strong>und</strong> war von da an<br />
eben für die Kinder da. Ihre Zeit war<br />
knapp, das Malen wurde zur Nebensache.<br />
Lange. In dieser Zeit lernte sie,<br />
vieles einzustecken <strong>und</strong> vieles eben<br />
auch ganz allein zu bewältigen.<br />
Pinsel niederlegte. Ihre<br />
Kraft war aufgebraucht.<br />
Nichts ging mehr. Andrea<br />
musste sich neu<br />
ordnen, neu definieren.<br />
Als Mensch <strong>und</strong><br />
als Künstlerin. Sich entscheiden,<br />
wie es weitergehen<br />
sollte. Sie<br />
stand vor der Frage,<br />
sich ihren Dämonen zu stellen <strong>und</strong><br />
zu gewinnen oder aufzugeben <strong>und</strong><br />
vielleicht alles zu verlieren. Andrea<br />
traf die richtige Entscheidung. Sie<br />
stellte sich ihrem Schicksal, ließ nicht<br />
zu, dass die Ereignisse sie überwältigten<br />
<strong>und</strong> kämpfte sich zurück in ein<br />
eigenes selbst bestimmtes Leben, in<br />
dem ihre Kunst wieder eine tragende<br />
Rolle spielte.<br />
Hilfe kam dabei auch diesmal aus<br />
Plettenberg. Stephan Berger, Geschäftsführer<br />
der Event-Location „Der<br />
Plettenberger“ rief sie Anfang <strong>2017</strong><br />
völlig unerwartet an. Der Club bot ihr<br />
aus dem Nichts eine Ausstellung mit<br />
allem Drum <strong>und</strong> Dran an. Denn: Andrea<br />
stellte genau vor zehn Jahren zur<br />
Eröffnung des „Plettenbergers“ als<br />
erste Künstlerin überhaupt dort aus.<br />
Für sie, die <strong>2017</strong> kaum noch daran<br />
glaubte, jemals wieder an die alten<br />
Erfolge anknüpfen zu können, war<br />
dies die Wende. Dieser Anruf gab ihr<br />
den entscheidenden Antrieb. Sie sagte<br />
ja, <strong>und</strong> malte in nur sechs Wochen<br />
einen ganzen Zyklus an Bildern. Und<br />
sich selbst damit alles von der Seele,<br />
was sie belastete.<br />
Entstanden sind großartige Werke.<br />
Großflächig, großzügig <strong>und</strong> künstlerisch<br />
überzeugend bewies sie so,<br />
dass sie nicht nur nichts verlernt,<br />
sondern im Gegenteil vieles an Brillanz<br />
<strong>und</strong> Tiefe gewonnen hatte. Man<br />
findet in ihr <strong>und</strong> ihrem neuen Schaffen<br />
eine gewachsene, gereifte Künstlerin,<br />
von der man noch viel erwarten<br />
<strong>und</strong> erhoffen darf.<br />
Auch ein eigenes Atelier hat sie wieder.<br />
Noch ganz privat in einer alten<br />
Fabrik in Werdohl. Sie sucht gezielt<br />
die Begegnung mit anderen Kreativen<br />
<strong>und</strong> bannt ihre neu gewonnene<br />
innere <strong>und</strong> äußere Freiheit auf ihre<br />
Bilder. Ihr „Strich“ ist kraftvoll, die<br />
Farben leuchtend. Wer ihr begegnet,<br />
trifft einen Menschen, der etwas zu<br />
geben hat <strong>und</strong> der aus den Krisen<br />
seines Lebens eine Kraft gewonnen<br />
hat, die sich nicht mehr zerbrechen<br />
lässt.<br />
Andrea Strüvers Web-Blog beginnt<br />
mit den Worten: „Um ein guter Maler<br />
zu sein, braucht es vier Dinge: weiches<br />
Herz, feines Auge, leichte Hand<br />
<strong>und</strong> immer frischgewaschene Pinsel.<br />
Anselm Feuerbach (1829-80).“ Passt!<br />
Sie malte in dieser Zeit weiter, nebenbei,<br />
wann immer es die Zeit erlaubte.<br />
Ihr Atelier war nun in ihrer<br />
Wohnung <strong>und</strong> wurde hauptsächlich<br />
von ihr selbst genutzt. Als sie dachte,<br />
nun sei es Zeit, wieder richtig durchzustarten,<br />
führte ein echter Schicksalsschlag<br />
dazu, dass sie von einem<br />
auf den anderen Tag endgültig den<br />
31<br />
Schawag_AZ_Neue Heizung-ZW_54x155.indd 1 12.12.16 18:10
LEHRWERKSTATT FRÄST SICH WEG<br />
IN DIE ZUKUNFT<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Mit neuen CNC-Maschinen auch<br />
Schulungszentrum für Fachkräfte – Schon<br />
Schnittstelle für Robotertechnik<br />
„Älter ist keiner“, wirbt die Ausbildungsgesellschaft Mittel-Lenne<br />
traditions- <strong>und</strong> selbstbewusst. Sie feierte im<br />
Frühjahr ihr 90-jähriges Bestehen. <strong>Das</strong>s sie weiterhin auf<br />
der Höhe der Zeit ist, steht für Geschäftsführer Andreas<br />
Weber außer Frage. In der Plettenberger Lehrwerkstatt,<br />
die auch schon 40 Jahre im Böddinghauser Feld residiert,<br />
wurden mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres zwei<br />
topmoderne Bearbeitungszentren in Betrieb genommen.<br />
An den CNC-Maschinen wird der Nachwuchs für die heimische<br />
Industrie ausgebildet. Zudem werden Fachkräfte<br />
im Umgang mit der neuen Technik fit gemacht.<br />
<strong>Das</strong> Ausbildungszentrum wird damit auch zum Schulungszentrum<br />
für gestandene Facharbeiter, die sich<br />
hier ihr Knowhow<br />
mit Umgang<br />
mit neuen<br />
Werkzeugmaschinen<br />
holen<br />
können. Möglich<br />
wurde das<br />
durch eine enge<br />
Zusammenarbeit<br />
mit einem<br />
bayerischen Werkzeugmaschinenbauer. Die Firma Spinner<br />
betreibt selbst ein Schulungszentrum in Remscheid.<br />
Vergleichbares gab es im Raum Plettenberg mit der mittelständischen<br />
Industrie nicht. Jetzt kann die Lehrwerkstatt<br />
eigene Azubis schulen <strong>und</strong> zusätzlich Qualifizierungsangebote<br />
für Facharbeiter machen.<br />
Sek<strong>und</strong>enschneller Werkzeugwechsel<br />
Die Ausbildungsgesellschaft hat mit der ebenfalls mittelständischen<br />
Firma Spinner einen Ansprechpartner auf<br />
Augenhöhe wenn es Probleme gibt. Wenn neue Maschinen<br />
angeschafft werden, erinnern sich Mitarbeiter an die<br />
Maschinen, auf denen sie gelernt haben. Davon hofft<br />
Spinner als Hersteller zu profitieren. Die Ausbildungsgesellschaft<br />
kann neueste Technik bieten. Bei Schulungen<br />
entscheiden sich Unternehmen für regionale Nähe.<br />
Da kann die Lehrwerkstatt in Plettenberg jetzt Angebote<br />
machen. 30 bis 50 Fachkräfte aus den Betrieben sollen<br />
jährlich in Böddinghausen an den neuen Maschinen<br />
nachgeschult werden. – Für beide Seiten ist es eine Win-<br />
Win-Situation.<br />
Werkzeugwechsel erfolgen automatisch <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>enschnell<br />
in den Bearbeitungszentren. „Jeder weiß: Geld<br />
32<br />
Schawag_AZ_Heizung online-ZW_54x50.indd 1 12.12.16 18:26
wird mit der Maschinentechnik verdient“, betont Weber<br />
die Notwendigkeit, technisch up-to-date zu sein. Er hat<br />
auch schon den Schritt im Auge. „Wir brauchen die CNC-<br />
Technik für die Robotertechnik“, sagt er <strong>und</strong> lässt keinen<br />
Zweifel: „Der Robbi kommt.“ Die Digitalisierung 4.0<br />
läuft. Der Chef der Ausbildungsgesellschaft ist aber auch<br />
überzeugt, dass der Facharbeiter bleibt, wenn der Roboter<br />
kommt. „Wer die Technik versteht, hat keine Probleme“,<br />
so Weber, der auf Qualifizierung der Mitarbeiter<br />
setzt <strong>und</strong> darauf, „junge Menschen früh für Technik zu<br />
begeistern“. Die Zeit des Feilens in der Ausbildung werde<br />
sich weiter verkürzen, der Anteil fürs Fräsen oder Drehen<br />
<strong>und</strong> Programmieren werde zunehmen. Berufsbilder<br />
<strong>und</strong> Rahmenlehrpläne müssen an den technischen Wandel<br />
angepasst werden.<br />
„Bedarf an Fachkräften bleibt“<br />
Damit werde die „Wertigkeit der Ausbildung aufgewertet“<br />
<strong>und</strong> auch das duale System Bestand haben. Eine<br />
gute Ausbildung auch als Alternative zur Akademisierung.<br />
„Wenn es uns gelingt, 20 Prozent der Menschen<br />
hier für Technik zu begeistern <strong>und</strong> zu schulen, ist das das,<br />
was die Industrie braucht“, sieht der Leiter der Ausbildungsgesellschaft<br />
weiterhin gute Chancen für seine Klientel<br />
<strong>und</strong> den Erhalt der Industrie-Arbeitsplätze in der<br />
Region. Selbst dann, wenn die Roboter kommen. „Auch<br />
die müssen überwacht werden <strong>und</strong> haben Ausfälle, wo<br />
der Mensch einspringen muss“, sagt Weber. Er ist sich<br />
sicher: Wenn die Ausbildungsgesellschaft in zehn Jahren<br />
ihr 100-jähriges Bestehen feiert, dann auch mit Roboter-Technik.<br />
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33
NACH GROSSBRAND:<br />
DURA-BETRIEBSRAT<br />
HOFFT AUF NEUSTART<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Mitarbeiter klagen gegen Kündigungen - Einigungsstelle berät im <strong>November</strong> über Sozialplan<br />
Meterweise Aktenordner im Regal des Dura-Betriebsrates.<br />
Etliche davon sind gefüllt mit Anhörungsbögen, Kündigungen<br />
<strong>und</strong> Vollmachten für Kündigungsschutzklagen.<br />
Vielen Dura-Mitarbeitern stehen trübe Festtage ins Haus.<br />
158 Beschäftigten hatte der Autozulieferer in Plettenberg<br />
bis Mitte Oktober gekündigt. 227 der r<strong>und</strong> 720 Stellen<br />
sollen in diesem Jahr noch wegfallen. „Wir haben allen<br />
Kündigungen widersprochen“, sagt Faruk Ikinci, Vorsitzender<br />
des Dura-Betriebsrates.<br />
Vor knapp zwei Jahren hatte die Dura-Geschäftsleitung<br />
einen massiven Stellenabbau angekündigt. Als Gr<strong>und</strong><br />
wurde Verluste in Höhe von 130 Millionen Euro in den<br />
vergangenen fünf Jahren angegeben. Diese wirtschaftliche<br />
Entwicklung erfordere unvermeidliche Anpassungen.<br />
„Wir sind uns bewusst, dass dies für die Betroffenen nicht<br />
einfach ist“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Einen<br />
Sozialplan oder Abfindungen in üblicher Höhe hat<br />
Dura aber bislang verweigert. Stattdessen wird auf die<br />
finanzielle Unterstützung der Eigentümerin, „die über<br />
das gesetzlich geforderte Maß hinausgeht“, verwiesen.<br />
Aus Arbeitnehmerkreisen ist zu hören, dass diese Abfindung<br />
allenfalls ein Drittel des allgemein üblichen Satzes<br />
ausmacht.<br />
Es verw<strong>und</strong>ert somit nicht, dass die Dura-Mitarbeiter gegen<br />
ihre Kündigungen klagen. Die IG Metall gewährt ihren<br />
Mitgliedern Rechtsschutz. Zweiter Bevollmächtiger<br />
Torsten Kasubke verweist auf die Anforderungen bei der<br />
Sozialauswahl, wenn gekündigt wird. Werde hier fehlerhaft<br />
vorgegangen, könnten die Kündigungen unzulässig<br />
sein. Jetzt soll im <strong>November</strong> nochmal vor der Einigungsstelle<br />
über einen Sozialplan verhandelt werden.<br />
Ausgang: ungewiss.<br />
haben“. Sonst drohe möglicherweise später eine Sperre<br />
beim Arbeitslosengeld.<br />
„Wir kämpfen weiter“, lautet die Devise des Betriebsrates,<br />
der seine Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen bei den Klagen<br />
unterstützt <strong>und</strong> sich gleichzeitig dafür einsetzt, dass<br />
eine Beschichtungs-Anlage aus der Mitte September abgebrannten<br />
Halle wieder in Betrieb genommen werden<br />
kann. „Davon sind wir abhängig“, meint Ikinci mit Blick<br />
auf die Sicherung der verbleibenden Arbeitsplätze. Diese<br />
Anlage gehöre zur Kernkompetenz von Dura. Durch<br />
die Einbindung in den Produktionsfluss mit der Eloxal-Anlage<br />
erwartet der Betriebsrat eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit.<br />
Ikinci hofft auf die Investitionsentscheidungen<br />
des US-Eigentümers. Die Geschäftsleitung hält<br />
sich bedeckt. Auf <strong>Komplett</strong>-Anfrage hieß es, Mitarbeiter,<br />
Betriebsrat <strong>und</strong> Werksleitung konzentrierten sich „gemeinsam<br />
darauf, dass die Produktion bei Dura L&B weiterläuft<br />
<strong>und</strong> die K<strong>und</strong>en beliefert werden“.<br />
Inzwischen gehen beim Dura-Betriebsrat auch Stellenangebote<br />
anderer Unternehmen ein. Problem: Vielfach<br />
gebe es nur Zeitverträge, berichtet Ikinci. Fachkräfte sind<br />
gefragt, bestätigt auch Lena Draxler, Sprecherin der Arbeitsagentur<br />
in Iserlohn. Sie hätten „bessere Chancen<br />
als in früheren Jahren“. Schwieriger sei die Situation für<br />
Produktionshelfer. Und: Nach sieben Monaten Arbeitslosigkeit<br />
muss jede Tätigkeit angenommen werden, deren<br />
Bezahlung über dem Arbeitslosengeld liegt. Da drohen<br />
neue finanzielle Einbußen. Die Agentur-Sprecherin<br />
will aber Mut machen <strong>und</strong> verweist auf gut 4000 offene<br />
Stellen: „Es ist nicht hoffnungslos.“<br />
„Beschichtungsanlage als<br />
Kernkompetenz muss bleiben“<br />
Etliche Mitarbeiter sind bereits freigestellt. Wenn sie<br />
noch während der Kündigungsfrist gehen, will Dura<br />
eine Abfindung zahlen. Der Betriebsrats-Vorsitzende rät<br />
zur Vorsicht. Die Betroffenen sollten ihr Arbeitsverhältnis<br />
„erst beenden, wenn sie einen sicheren neuen Job<br />
34
Advertorial<br />
DER KOMPETENTE PARTNER FÜR<br />
Alfred Bröcker Industriebedarf & Mechanik<br />
INDUSTRIE 4.0 meistert digitale Herausforderungen<br />
Streichs benötigen. <strong>Das</strong> fachk<strong>und</strong>ige <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Personal<br />
steht bei allen Fragen zur Verfügung. „Egal was sie<br />
auch benötigen, wir haben es oder können es besorgen“,<br />
verspricht Jochen Schnepp, Inhaber des Unternehmens.<br />
„Bei uns gibt es alles, was den modernen<br />
Industriebetrieb am Laufen hält.“<br />
Ganz im Sinne von Industrie 4.0 bietet<br />
Bröcker automatische Entnahme-<br />
Leistung aus Tradition - diesen<br />
Leitsatz beherzigt das Unternehmen<br />
Alfred Bröcker Industriebedarf<br />
& Mechanik in Plettenberg.<br />
Organisatorisch <strong>und</strong> baulich bereitet sich der Familienbetrieb<br />
auf die Industrie 4.0 vor, in der die einzelnen Produktionsprozesse<br />
digital verknüpft werden.<br />
Der schmucke Anbau unmittelbar am Kreisverkehr Lohmühle<br />
fällt ins Auge. Hier wurde nicht nur zusätzlicher<br />
Raum für moderne Arbeitsplätze geschaffen, sondern<br />
ein weiterer Schritt getan, um auf die Aufgabenstellungen<br />
von Industrie 4.0 vorbereitet zu sein. Im Firmensitz<br />
am Grafweg laufen die digitalen Fäden zusammen, um<br />
für die K<strong>und</strong>en aus Handwerk <strong>und</strong> Industrie optimalen<br />
Service zu bieten.<br />
„Wir haben unseren Online-Shop für gewerbliche K<strong>und</strong>en<br />
vor allem im Bereich Werkzeugtechnik noch einmal<br />
erweitert“, erklärt Marco Lang, Leiter Industriebedarf<br />
im Alfred-Bröcker-Team. Der Werkzeugtechnik-Katalog<br />
enthält über 40.000 Artikel, die sich im Außenlager in<br />
Gießen befinden. Regionale K<strong>und</strong>en profitieren von einem<br />
besonderen Service <strong>und</strong> erhalten die Ware größtenteils<br />
frei Haus geliefert. Darüber hinaus befindet sich in<br />
Plettenberg-Himmelmert eine Lagerhalle, die 800 Quadratmeter<br />
umfasst. Dort lagert die Firma Bröcker Ware,<br />
die täglich von K<strong>und</strong>en benötigt wird. Einen weiteren<br />
Werkstattkatalog mit u.a. Betriebseinrichtungen, Werkstattwagen<br />
<strong>und</strong> 15.000 anderen Artikeln hat die Firma<br />
Bröcker neu ins Programm aufgenommen. Diese Artikel<br />
finden sich auch im Online-Shop. „Innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en<br />
können wir die Ware deutschlandweit zum K<strong>und</strong>en<br />
schicken“, verspricht Marco Lang.<br />
Noch schneller wird den K<strong>und</strong>en direkt im Geschäft in<br />
der Plettenberger Innenstadt geholfen. Vom einfachen<br />
Schraubendreher über den handlichen Akkuschrauber bis<br />
hin zur Hightech-Schweißmaschine erhalten sie dort alles,<br />
was sie für die Errichtung ihres nächsten großen<br />
Systemschränke an. <strong>Das</strong> ist ein Warenlager, das beim<br />
K<strong>und</strong>en vor Ort errichtet, verwaltet <strong>und</strong> vom Bröcker-<br />
Team nach Bedarf neu befüllt wird. Der K<strong>und</strong>e hat jederzeit<br />
einen kontrollierten Überblick seiner verbrauchten<br />
Betriebsmittel, da jeder Mitarbeiter sich mit seinem<br />
Chip am Automat bedienen kann.<br />
Wussten Sie, dass Alfred Bröcker<br />
Industriebedarf & Mechanik ...<br />
• im Jahr 1961 von Alfred <strong>und</strong> Ilse Bröcker gegründet<br />
wurde, um Heugabeln <strong>und</strong> Handschuhe an die<br />
umliegenden Dorfgemeinden zu verkaufen?<br />
• heute zu den leistungsstärksten <strong>und</strong> renommiertesten<br />
Unternehmen für Industriebedarf in der Region<br />
zählt, elf Mitarbeiter beschäftigt <strong>und</strong> über insgesamt<br />
2000 Quadratmeter Arbeitsfläche verfügt?<br />
• seit über 15 Jahren einer der leistungsstärksten Betriebe<br />
ist, wenn es um die qualifizierte <strong>und</strong> maßgeschneiderte<br />
Fertigung von Förderbändern <strong>und</strong> Förderanlagen<br />
in allen Industriebereichen geht?<br />
Alfred Bröcker Industriebedarf & Mechanik<br />
Grafweg 3, 58840 Plettenberg<br />
02391 90830 tel / 02391 908311 fax<br />
www.alfred-broecker.de / kontakt@alfred-broecker.de<br />
35
DER<br />
Von Martin Büdenbender<br />
BÜCHSENMACHER<br />
VON EIRINGHAUSEN<br />
Jürgen Rolke erlernte den seltenen Beruf<br />
in Kärnten<br />
Sein Handwerk hat Jürgen Rolke dann auch tatsächlich<br />
Anfang der 1980er-Jahre in Österreich erlernt. Vier Jahre<br />
dauerte die anspruchsvolle Ausbildung.<br />
Techniken der Metallbearbeitung <strong>und</strong> der Umgang mit<br />
Holz- <strong>und</strong> Kunststoffen standen auf dem Unterrichtsplan,<br />
ebenso Fächer wie Waffentechnik, Ballistik, Optik <strong>und</strong><br />
die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen des Waffengesetzes.<br />
Jügren Rolke erklärt<br />
seine doppelläufige<br />
Flinte.<br />
36<br />
Von Büchsen ist in diesem<br />
Artikel die Rede. Nicht von<br />
den Blechdosen mit der<br />
Milch glücklicher Alpenkühe,<br />
sondern von Büchsen wie Winnetou<br />
eine hatte. Holzschaft, Patronenlager,<br />
Verschluss <strong>und</strong> langezogener<br />
Lauf, daraus besteht so eine Büchse.<br />
Gut, bei Winnetous Gewehr kamen noch die Silberbeschläge<br />
auf dem Holzschaft hinzu.<br />
Hübsche Verzierungen findet man auf vielen Büchsen.<br />
Auch Jürgen Rolke aus Plettenberg-Eiringhausen besitzt<br />
solche Schmuckstücke in seiner kleinen Sammlung. Sein<br />
Interesse an diesen Schusswaffen kommt nicht von ungefähr.<br />
Der 66-Jährige ist gelernter Büchsenmacher. Ein<br />
Beruf, den man im Sauerland fast gar nicht kennt. Schon<br />
eher im thüringischen Suhl, das auf eine lange Tradition<br />
der Büchsenmachergilde zurückblickt, oder auch in<br />
den Alpenländern.<br />
Blick auf den Lauf<br />
eines Drillings.<br />
Wie kommt ein Plettenberger zu einem solch ungewöhnlichen<br />
Beruf: So richtig erklären kann Jürgen Rolke<br />
das nicht. Schließlich hatte seine Arbeit als Werkstoffprüfer<br />
im ehemaligen Eiringhauser Kaltwalzwerk Brockhaus,<br />
wo er sich nach der Schule ausbilden ließ,<br />
rein gar nichts mit Waffen zu tun. Dann<br />
schon eher der Umstand, dass er sich<br />
anschließend für zwölf Jahre bei<br />
der B<strong>und</strong>eswehr verpflichtet hatte.<br />
Aber zur Waffe griff er dort<br />
nur während der Gr<strong>und</strong>ausbildung.<br />
Beim B<strong>und</strong> war er im Sanitätsdienst<br />
tätig <strong>und</strong> ließ sich<br />
zum Krankenpfleger ausbilden.<br />
Trotzdem müssen ihn schon damals<br />
Gewehre interessiert haben.<br />
Denn im Anschluss an die B<strong>und</strong>eswehrzeit<br />
hatte er Anspruch auf eine<br />
Berufsausbildung <strong>und</strong> wollte sich zum<br />
Berufsjäger ausbilden lassen. Von diesem<br />
Abenteuer riet man ihm allerdings ab. Zu schlechte Berufsaussichten,<br />
hieß es damals. Woraufhin er sich ins<br />
nächste Abenteuer stürzte <strong>und</strong> sich um einen Ausbildungsplatz<br />
als Büchsenmacher bewarb. Den fand der<br />
Eiringhausener dann auch tatsächlich in einem renommierten<br />
Betrieb in Kärnten <strong>und</strong> zog für vier Jahre mit<br />
Ehefrau <strong>und</strong> Kindern in die Alpenrepublik <strong>und</strong> weitere<br />
drei Jahre nach Coesfeld, wo er als Junggeselle für den<br />
Büchsenmacher-Meisterbetrieb Sajovec arbeitete.<br />
Dann war das Kapitel „Büchsen bauen“ auch schon beendet.<br />
Büchsenmacher gibt es nicht viele in Deutschland.
Kunstvolle Gravuren<br />
am Verschlusskasten<br />
von der alten Flinte<br />
bis zum modernen<br />
Sportgewehr<br />
Ein toller Beruf zwar, findet<br />
Jürgen Rolke, aber keiner<br />
mit großer Perspektive. Mit<br />
drei abgeschlossenen Berufsausbildungen<br />
hatte er<br />
natürlich trotzdem keinen<br />
Gr<strong>und</strong>, die Flinte ins Korn zu<br />
werfen. Schnell konnte er in<br />
der alten Heimat wieder beruflich<br />
Fuß fassen. Nach einem kurzen Intermezzo als<br />
Werkstoffprüfer bei seinem ersten Arbeitgeber, der Firma<br />
Brockhaus (heute Firma Welzholz), hat er dann viele<br />
Jahre bis zu seinem Ruhestand vor sechs Jahren als<br />
Krankenpfleger für die Diakoniestation <strong>und</strong> für das Krankenhaus<br />
in Plettenberg gearbeitet.<br />
ein Gewehr mit zwei Schrot-<br />
<strong>und</strong> einem Kugellauf. Am<br />
Verschlusskasten der Läufe,<br />
dem Basküle, sind feine<br />
Gravuren angebracht. Damit<br />
ist sie fast so schön wie<br />
Winnetous Silberbüchse.<br />
Auch das kann Jürgen<br />
Rolke: Holzschnitzarbeit<br />
am Gewehrschaft<br />
Experte in allen Fragen r<strong>und</strong> ums Gewehr<br />
Als verlorene Zeit bezeichnet Jürgen Rolke die Jahre in<br />
Kärnten <strong>und</strong> Coesfeld keinesfalls. „Ich denke gerne an<br />
diesen Lebensabschnitt zurück.“ Und seine Kenntnisse<br />
r<strong>und</strong> um das Thema Jagdgewehre hat er viele Jahre<br />
einbringen können. 30 Jahre war er Mitglied im Hegering,<br />
zwölf Jahre hat er sich um die Jungjägerausbildung<br />
gekümmert.<br />
In technischen <strong>und</strong> rechtlichen Fragen r<strong>und</strong> um das Gewehr<br />
kennt er sich nach wie vor bestens aus. Gelernt<br />
ist gelernt. Ausführlich erklärt er dem Gast seine kleine<br />
Sammlung, zu der alte <strong>und</strong> neue Büchsen <strong>und</strong> Flinten<br />
gehören. „Eine Büchse ist eine Waffe, aus der Langgeschosse<br />
abgefeuert werden, während eine Flinte eine<br />
ein oder mehrläufige Waffe ist, aus der Schrotpatronen<br />
verschossen werden.“ Jürgen Rolkes ältestes Stück ist<br />
eine doppelläufige Flinte der Marke Husquana. Sie ist<br />
etwa 80 Jahre alt, hat zwei außenliegende Hähne <strong>und</strong><br />
zwei Abzüge, einen für jeden Lauf. Sie funktioniert nach<br />
wie vor tadellos. So ziemlich genau das Gegenteil ist<br />
sein modernes Sportgewehr, eine Büchse mit dickem<br />
Lauf für höchste Präzision <strong>und</strong> individuell einstellbarem<br />
Schaft für höchste Passform. Interessant ist sein Drilling,<br />
„Ich übernehme gern Verantwortung!“<br />
Wir auch! Denn als starker Vermieter investiert die<br />
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37
WERDOHLER GIPFELSTURM<br />
IST GESCHEITERT<br />
Gewinnen kann man nur, wenn der Sieg nicht gewiss ist.<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Beim Start am Samstag<br />
Mittag herrschte noch<br />
große Zuversicht ...<br />
38<br />
Nach r<strong>und</strong> 65 Kilometern <strong>und</strong> gut 5000 Höhenmetern<br />
endete in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober für Fred<br />
Lange <strong>und</strong> Sebastian Tengler der Gipfelsturm auf den<br />
höchsten Hügel Werdohls, den Remmelshagen.<br />
8848 Meter, so hoch ist der Mount Everest, der höchste<br />
Berg der Erde, 42 mal von der Lenne hinauf zum Remmelshagen<br />
<strong>und</strong> wieder hinunter, über 110 Kilometer<br />
nonstop gelaufen <strong>und</strong> gekraxelt hätten es innerhalb von<br />
24 St<strong>und</strong>en sein sollen. <strong>Das</strong> war das Vorhaben, das Leistungsziel<br />
oder der Wetteinsatz der beiden Extremsportler,<br />
mit dem sie im Vorfeld für viel Aufsehen gesorgt hatten.<br />
In allen Medien war das Ereignis angekündigt worden.<br />
Begegnet wurde dem Vorhaben teils mit Kopfschütteln<br />
<strong>und</strong> teils mit Bew<strong>und</strong>erung. „Warum machen die das?“,<br />
lautete die meist gestellte Frage.<br />
Ja, warum machen die das? Die Antwort auf diese zentrale<br />
Frage ist spannender als die Gründe des Scheiterns<br />
zu erfahren. Erstaunlich war schon zum Zeitpunkt der<br />
Aufgabe des Vorhabens die Leistung der beiden. Über<br />
dreizehn St<strong>und</strong>en lang waren sie seit dem Start am<br />
Samstag Mittag R<strong>und</strong>e für R<strong>und</strong>e auf vom Regen aufgeweichten<br />
Wegen zum Gipfel hinauf gelaufen. Sie waren<br />
über vom Wasser aufgeweichte Hänge hinab gestolpert,<br />
gestrauchelt, gestürzt, von Dreck <strong>und</strong> Schlamm<br />
bespritzt. Von Wind <strong>und</strong> Regen unterkühlt hatten sie sich<br />
bis nachts um halb zwei über die R<strong>und</strong>en gequält. Als<br />
sie zum Schluss bergab langsamer laufen mussten als<br />
bergauf, war der Zeitplan nicht mehr einzuhalten <strong>und</strong><br />
der Rekord in weite Ferne gerückt. Die Grenze ihrer körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit hatten sie zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht erreicht. <strong>Das</strong> war sicherlich auch gut<br />
so. Denn irgendwann läuft man bei derartigen Anstrengungen<br />
nur noch wie in Trance. Und dann ist der Verstand<br />
fast ausgeschaltet. Aber so behielten die beiden<br />
Sportler ihren klaren Kopf, wägten die Risiken ab <strong>und</strong> es<br />
siegte die Vernunft.<br />
Die Aufgabe war ein Sieg der Vernunft<br />
Abbruch, Ziel nicht erreicht, gescheitert. Die Entscheidung<br />
zur Aufgabe ist Fred Lange <strong>und</strong> Sebastian Tengler<br />
nicht leicht gefallen. Wochenlang hatten sie sich auf
auch andere Läufer versuchten sich<br />
(für wenige R<strong>und</strong>en) an der Strecke<br />
... doch dann kam der große Regen <strong>und</strong> spülte<br />
alle Hoffnungen auf einen Rekord weg.<br />
dieses Ereignis vorbereitet, unter sportmedizinischer Betreuung<br />
akribisch trainiert, sich gewissenhaft ernährt.<br />
Genauso lange hatte ein großer Kreis ehrenamtlicher<br />
Helfer den Everestlauf mit bemerkenswertem Engagement<br />
vorbereitet, alle bürokratischen Hürden genommen,<br />
das Rahmenprogramm mit Show <strong>und</strong> Unterhaltung<br />
organisiert, die Rettungskräfte engagiert, die Werbetrommel<br />
gerührt, Gelder für die Veranstaltung aufgetrieben,<br />
Wettpaten gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en. Auch ihnen<br />
gegenüber fühlten sich die beiden Extremsportler verpflichtet.<br />
Aber hinterher gab es wirklich keinen einzigen,<br />
der ihnen einen Vorwurf gemacht hätte. Stattdessen gab<br />
es nur tröstende Worte. Viele waren sogar erleichtert.<br />
Denn wer in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober vor<br />
Ort gewesen ist, <strong>und</strong> das waren nicht wenige, denn die<br />
Strecke wurde ja r<strong>und</strong> um die Uhr gesichert, wer also<br />
in dieser Nacht, in der es gegossen hat wie aus Kübeln,<br />
irgendwo zwischen Lenneufer <strong>und</strong> Remmelshagen dabei<br />
gewesen ist, kann die Aussichtslosigkeit des Vorhabens<br />
bestätigen.<br />
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39
Die Frage nach dem Sinn:<br />
„Warum machen die das?“<br />
Aber wie bereits gesagt, die Frage nach dem Sinn stellte<br />
sich auch ohne das Unwetter, die stellte sich von Anfang<br />
an. „Warum machen die das?“ Die Frage kann man<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich bei sportlichen Ereignissen stellen: Warum<br />
laufen 22 Männer oder Frauen hinter einem Ball her?<br />
Warum spurten Athleten wie von der Tarantel gestochen<br />
einem 100 Meter entfernten Ziel entgegen? Warum<br />
tauchen Wassersportler ohne Atemgeräte in unfassbare<br />
Tiefen? Warum zwängen sich Männer in PS-strotzende<br />
Rennwagen <strong>und</strong> rasen im Kreis? Warum stürzen sich<br />
Sportler auf schmalen Brettern von einem Schanzentisch<br />
über 200 Meter in die Tiefe?<br />
Brot <strong>und</strong> Spiele, das war schon bei den Römern die Devise.<br />
Gebt dem Volk zu essen <strong>und</strong> gebt ihm Unterhaltung,<br />
dann ist das Volk zufrieden. Olympische Spiele, eine Idee<br />
der Griechen, faszinierten bereits in der Antike die Menschen<br />
<strong>und</strong> faszinieren sie auch heute. Sport hat Unterhaltungswert,<br />
einen Wert, der sich aus dem Leistungsdenken<br />
definiert: Höher, schneller, weiter. Dabei macht der<br />
Rekord alleine nicht den Reiz aus, sondern die Unwägbarkeit,<br />
die Möglichkeit des Scheiterns. Gewinnen kann<br />
man nur, wenn der Sieg nicht gewiss ist.<br />
Ruhm <strong>und</strong> Ehre oder gar ein Preisgeld sind weitere Motive,<br />
die viele Menschen zu Höchstleistungen antreiben.<br />
Ein Preisgeld war jedoch für den Werdohler Everestlauf<br />
gar nicht ausgeschrieben. Und wenn ein Vorhaben scheitert,<br />
bleibt auch nichts vom Ruhm.<br />
Sportler bewegen sich oft im Grenzbereich. Reinhold<br />
Messner prägte den Begriff vom Grenzgänger. Die eigenen<br />
Grenzen auszuloten ist auch ein starkes Motiv für Sebastian<br />
Tengler <strong>und</strong> Fred Lange. In den Alpen waren sie<br />
schon oft unterwegs. Sie absolvieren dort immer wieder<br />
unter größten Strapazen Ultramarathons.<br />
Dort kommt allerdings das Naturerlebnis hinzu, der<br />
atemberaubende Anblick, der sich den Teilnehmern dieser<br />
Wettbewerbe bietet. Beim Everestlauf in Werdohl<br />
bleibt davon nicht viel übrig, auch wenn der Blick vom<br />
Remmelshagen hinab ins Lennetal fantastisch ist. Aber<br />
spätestens nach fünf R<strong>und</strong>en kennt man auf der Laufstrecke<br />
hoch zu den Sonnenfängern jeden Stein.<br />
Dem Regen zum Trotz: ein tolles Bühnenprogramm,<br />
das mehr Zuschauer verdient gehabt hätte.<br />
Was ist den Beiden also noch geblieben? Ein kräftiger<br />
Muskelkater am nächsten Morgen? Es klingt absurd. Aber<br />
Fred <strong>und</strong> Sebastian versichern, dass auch ein derart anstrengender<br />
Lauf schöne Phasen hat, etwa das intensive<br />
Empfinden, das viele Extremsportler in den Momenten<br />
der größten körperlichen Anstrengung verspüren: ein<br />
Gefühl innerer Ruhe <strong>und</strong> der Balance zwischen Geist<br />
<strong>und</strong> Körper, wie man es im Alltag nicht erleben<br />
kann. Sebastian Tengler erklärt: „Wenn ich auf<br />
den langen Distanzen unterwegs bin, fokussiere<br />
ich mich auf dieses eine Ziel. Dann treten<br />
alle anderen Dinge, Probleme <strong>und</strong> Aufgaben,<br />
völlig in den Hintergr<strong>und</strong>.“<br />
„Mir geht es genauso“, bestätigt Fred Lange,<br />
„das ist für mich wie eine Befreiung.“<br />
Ex-Bürgermeister Jörg Bora (links)<br />
moderierte die Veranstaltung.<br />
40
Tipp des Monats<br />
12.11., 16 Uhr, Vision & Fantasy<br />
Konzert der westfälischen Bläserphilharmonie<br />
Westfalen Winds<br />
Festsaal Riesei Werdohl<br />
Eintritt 10 Euro/Schüler, Studenten,<br />
Menschen mit Schwerbehinderung<br />
frei<br />
Sa., 11.11., 19 Uhr<br />
Lieder <strong>und</strong> Poesie<br />
von <strong>und</strong> mit Valerie Lill begleitet von Roman<br />
Tchakov (Klavier, Geige)<br />
EFG-Gemeindehaus, Lehmweg 48b, Plettenberg<br />
So., 12.11., 19.30 Uhr<br />
Pasion de Buena Vista - Legends Of Cuban<br />
Music, Revue-Show<br />
Kaisergartensaal Neuenrade<br />
Eintritt 14/erm. 10 Euro<br />
Reservierungen Tel. 02392/6930<br />
Sa./So., 11./12.11., jew. 19 Uhr<br />
„Eine Woche ohne Erika“, Komödie in 2 Akten<br />
Theaterverein Die Stichlinge<br />
Aula Böddinghausen, Eintritt 9/erm. 6 Euro<br />
Fr., 17.11., 20 Uhr<br />
„Mordsabgang“<br />
Szenische Lesung mit Weinprobe<br />
in der ehemaligen Gr<strong>und</strong>schule<br />
Langenholthausen/SoKoLa.de<br />
Eintritt 12 Euro<br />
Sa., 18.11., 15 - 22 Uhr<br />
Holthauser Dorfzauber<br />
An 9 Hütten gibt’s flüssige <strong>und</strong><br />
bissfeste Leckereien.<br />
Feuerwehrplatz am Nocken, Plettenberg<br />
So., 19.11., 19 Uhr<br />
Komödie „Alles über Liebe“ mit Giovanni<br />
Arvaneh, Renan Demirkan u.a.<br />
Kunstgemeinde Plettenberg, Aula<br />
Böddinghausen<br />
Eintritt ab 9/erm. 8 Euro<br />
Sa., 25.11., ab 19 Uhr<br />
Karnevalseröffnung in Rönkhausen<br />
mit Garde- <strong>und</strong> Solotänzen in<br />
ungezwungener <strong>und</strong> lockerer Atmosphäre<br />
Schützenhalle Rönkhausen<br />
So., 26.11., 17 Uhr<br />
<strong>Das</strong> <strong>Verse</strong>tal - ein starkes Stück Werdohl<br />
Ausstellungseröffnung Heimat- <strong>und</strong><br />
Geschichtsverein Werdohl<br />
Kulturbahnhof Werdohl<br />
<strong>November</strong> <strong>2017</strong><br />
1 Mi<br />
2 Do<br />
3 Fr<br />
4 Sa<br />
5 So<br />
6 Mo<br />
7 Di<br />
8 Mi<br />
9 Do<br />
10 Fr<br />
11 Sa<br />
12 So<br />
13 Mo<br />
14 Di<br />
15 Mi<br />
16 Do<br />
17 Fr<br />
18 Sa<br />
19 So<br />
20 Mo<br />
21 Di<br />
22 Mi<br />
23 Do<br />
24 Fr<br />
25 Sa<br />
26 So<br />
27 Mo<br />
28 Di<br />
29 Mi<br />
30 Do<br />
31<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!
<strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Fr., 1.12., 19 Uhr<br />
„Begegnungen zum Staunen“<br />
Lesung <strong>und</strong> Konzert mit Sabine<br />
Langenbach & JazzCombo<br />
Villa am Wall, Neuenrade<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
So., 3.12., 12 - 17 Uhr<br />
Adventsausstellung <strong>2017</strong><br />
der Arbeitstherapie Holz<br />
in der JVA Attendorn<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
49<br />
50<br />
Mi., 6.12., 9 - 11 Uhr<br />
Politisches Frühstück mit Josef<br />
Hovenjürgen (MdL),<br />
Generalsekretär der CDU/NRW<br />
Senioren Union Herscheid<br />
Hotel-Restaurant Adler<br />
So., 10.12., 16 Uhr<br />
Adventliche Klänge<br />
vorweihnachtliches Konzert mit dem<br />
Feuerwehr-Musikzug Plettenberg<br />
Oesterhalle, Plettenberg, Eintritt frei<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
Fr., 15.12., 20 Uhr<br />
David & Götz - <strong>Das</strong> Weihnachtskonzert<br />
Festhalle Finnentrop<br />
Eintritt ab 16 Euro<br />
www.kulturgemeinde-finnentrop.de<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
Di<br />
51<br />
Sa., 16.12., 15 Uhr<br />
Die kleine Zauberflöte<br />
Kinderoper nach W.A. Mozart<br />
Festsaal Riesei Werdohl<br />
Eintritt 4 Euro<br />
20<br />
21<br />
22<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
So., 17.12., 17 Uhr<br />
Weihnachtskonzert<br />
der Neuenrader Gesang- <strong>und</strong><br />
Musikvereine<br />
Kaisergarten-Saal<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
52<br />
So., 24.12.<br />
Der Weihnachtsmann auf der Hönnetalbahn<br />
Weihnachtsmann-Zug fährt stündlich Richtung<br />
Menden von Neuenrade ab 9.37, von Balve ab<br />
10.09, letzte Fahrt zurück ab Menden 12.45 Uhr<br />
www.efhoennetal.de<br />
Tipp des Monats<br />
29<br />
30<br />
31<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
44<br />
24.12., ab 18.15 Uhr<br />
Plettenberger Weihnachtschor<br />
traditionelles Weihnachtssingen<br />
im Plettenberger Stadtgebiet<br />
Abschluss ca. 22.30 Christuskirche<br />
Die Proben des Weihnachtschores (Männerchor) finden an<br />
den Adventssonntagen jeweils ab 17 Uhr im Gesellschaftszimmer<br />
der Plettenberger Schützenhalle statt.
Lions-Kalender mit<br />
Gewinnchance für guten Zweck<br />
Adventsaktionen der Lions Clubs Plettenberg <strong>und</strong> Altena<br />
Der Lions Club <strong>und</strong> sein Adventskalender: <strong>Das</strong> ist<br />
eine Erfolgsgeschichte. Seit vielen Jahren erfreuen<br />
sich die Kalender mit den schönen winterlichen<br />
Motiven aus der Region größter Beliebtheit, zumal<br />
sich hinter jedem Türchen eine kleine Überraschung<br />
verbirgt. Dank unzähliger Sponsoren<br />
haben die Käufer des Lions-Kalenders die Chance<br />
auf Gewinne, jeden Tag aufs Neue, also 24-mal im<br />
<strong>Dezember</strong>. Wer nicht zu den Glücklichen zählt, dem<br />
bleibt zumindest die Gewissheit, dass er mit seinem<br />
Obolus, der Kalender kostet 5 Euro, die soziale<br />
Arbeit der Organisation unterstützt.<br />
In der Region zwischen <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong> sind es zwei<br />
Clubs, die Jahr für Jahr in der Adventszeit ihren Kalender<br />
verkaufen: der Lions Club Altena, der die Städte <strong>und</strong><br />
Gemeinden Werdohl, Neuenrade, Altena <strong>und</strong> Nachrodt-<br />
Wiblingwerde repräsentiert, <strong>und</strong> der Lions Club Plettenberg-Attendorn,<br />
der für Plettenberg, Herscheid <strong>und</strong><br />
Attendorn steht.<br />
Die Einnahmen aus dem Kalenderverkauf fließen zu<br />
100 Prozent in regionale soziale Projekte. Beim Verkauf<br />
von insgesamt knapp 10 000 Exemplaren kann man<br />
sich ausrechnen, welche Beträge für gute Zwecke zusammenkommen.<br />
So sind die Einnahmen aus dem Kalenderverkauf<br />
des Lions Clubs Altena zum weitaus größten<br />
Teil für die Aktion „Klasse 2000“ (Suchtprävention<br />
bei Gr<strong>und</strong>schulkindern) bestimmt. Alle Gr<strong>und</strong>schulen<br />
in Werdohl, Neuenrade, Altena <strong>und</strong> Nachrodt-Wiblingwerde<br />
profitieren davon. Ferner werden die Seniorenbetreuung<br />
<strong>und</strong> bedürftige Familien vor Ort unterstützt.<br />
Auch der Kalendererlös des Lions Clubs Plettenberg-<br />
Attendorn fließt ausschließlich lokalen Projekten zu. In<br />
diesem Jahr sollen nochmals die Plettenberger Schulen<br />
sowie weitere soziale Projekte unterstützt werden.<br />
Herausgeber der Kalender sind der Lions-Förderverein<br />
Altena e.V. des LC Altena <strong>und</strong><br />
das Lions-Hilfswerk e.V. Plettenberg<br />
des LC Plettenberg-<br />
Attendorn.<br />
44
Verkaufsstellen<br />
Erhältlich sind die Kalender des Lions Clubs Altena:<br />
- in Werdohl im WK (Zeitschriftenkasse), im Hofladen<br />
Crone, in der Geschäftsstelle des Süderländer Volksfre<strong>und</strong>s,<br />
der Sparkasse (Geschäftsstellen Werdohl <strong>und</strong><br />
Kleinhammer), allen Apotheken, im Salon Groll <strong>und</strong> in<br />
den Praxen Greif, Dr. Hultsch <strong>und</strong> Dr. Schnober,<br />
- in Neuenrade in den beiden Apotheken, der Sparkasse,<br />
Volksbank, im Hagebaumarkt, bei Tank&Wasch Großhaus<br />
<strong>und</strong> bei Textildienstleistungen Brockhagen<br />
- <strong>und</strong> natürlich auch in Altena (u.a. Sparkasse) <strong>und</strong><br />
Nachrodt (EDEKA).<br />
Die Kalender des Lions Clubs Plettenberg-Attendorn<br />
sind an folgenden Verkaufsstellen erhältlich:<br />
Berg Apotheke, Buchhandlung Plettendorf, Dorf Apotheke<br />
(Herscheid), Engel Apotheke, Ev. Familienzentrum,<br />
Expert Weyand, Praxis Dr. Dr. Brehme, Lotto Kleine,<br />
Lotto Schütz (Eiringhausen <strong>und</strong> Ohle), Märkische Apotheke,<br />
Nocken Apotheke, Optik Lohmann, Praxis Dr. Altenkämper,<br />
Praxis Dr. Dr. Klimesch, Praxis Dr. Plassmann,<br />
St. Martin Apotheke, Tankstelle Hagemann, Tankstelle<br />
Ibele, Tankstelle Schachta, Tankstelle Turk (Herscheid),<br />
Victoria Apotheke, Volksbank im MK (Brauckstraße <strong>und</strong><br />
Lindengraben), Wieden Apotheke, Apotheke Neuer<br />
Weg (Herscheid), Gebr. Denker, Bröcker Industriebedarf.<br />
(bü)<br />
45
FACKELSCHEIN, WOHLGERÜCHE<br />
UND AUSGELASSENE STIMMUNG<br />
Winter-Spektakulum vom<br />
1. bis zum 3. <strong>Dezember</strong><br />
auf Burg<br />
Altena<br />
Die Burg im Fackelschein, weihnachtliche Wohlgerüche<br />
<strong>und</strong> ausgelassene Stimmung – diese romantische Atmosphäre<br />
lässt einen Besuch des Winter-Spektakulums vom<br />
1. bis zum 3. <strong>Dezember</strong> auf der Burg Altena zu einem unvergesslichen<br />
Erlebnis werden. Gaukelei, Akrobatik , alte<br />
Handwerkskunst, Gaumen-Schmaus, Mitmach-Aktionen<br />
im Museum, viel Musik im Burghof <strong>und</strong> die beliebten<br />
Fackel-Führungen r<strong>und</strong> um die Burg Altena entführen die<br />
Besucher in eine andere Zeit.<br />
Am Freitag <strong>und</strong> Samstag werden bei den beliebten Fackelführungen<br />
Sagen <strong>und</strong> Geschichten<br />
zur Burg Altena erzählt. Als Extra gibt es<br />
am Samstag Spezialführungen nur für<br />
Erwachsene zum Thema „Lust <strong>und</strong> Leid“.<br />
Beim kurzweiligen R<strong>und</strong>gang von r<strong>und</strong><br />
30 Minuten geht es um das Liebesleben<br />
in vergangenen Zeiten. Eine weitere Station<br />
ist der Kerker, wo über Strafen <strong>und</strong><br />
Folterwerkzeuge berichtet wird.<br />
Besondere Highlights sind die Open-<br />
Air-Konzerte auf der Natursteinbühne:<br />
„Reliquiae“ rocken die Mittelalterbühne<br />
am Freitag mit historischen <strong>und</strong> neuzeitlichen<br />
Instrumenten mit „Mediaeval<br />
World Folk“. „Fuchsteufelswild“ bieten am Samstag eine<br />
stimmige Mischung aus mittelalterlicher Marktmusik <strong>und</strong><br />
einer großen Menge Folk, virtuos vorgetragen <strong>und</strong> gewürzt<br />
mit Märchen, Sagen <strong>und</strong> Geschichten. Dudelsack,<br />
Schalmeien, Geige, Davul, Waldzither, Basslaute <strong>und</strong> Bouzouki<br />
sind die musikalische Welt von „Donner & Doria“,<br />
die am Sonntag auftreten. Aus den Tiefen der (sch)erzgebirgischen<br />
Wälder haben sie sich aufgemacht, um Jung<br />
<strong>und</strong> Alt zum Lachen <strong>und</strong> Tanzen zu bringen.<br />
Zu sehen <strong>und</strong> erleben gibt es in diesem Jahr Gaukler Nils<br />
<strong>und</strong> Beatrice als Eisprinzessin <strong>und</strong> mit anmutiger Kontaktkugeljonglage.<br />
Auch Ritter Kevin alias „Der Gawan“ gibt<br />
sich wieder die Ehre <strong>und</strong> belustigt mit seinen zotigen<br />
Sprüchen das Publikum. Kerzen selbst ziehen, dem Bildhauer<br />
Martin beim Eisschnitzen über die Schulter schauen<br />
oder eine Eule oder einen Greifvogel auf der Hand halten<br />
– all das ist möglich an diesem winterlichen Wochenende.<br />
Die „Skyhunters in Nature“ präsentieren am Samstag <strong>und</strong><br />
Sonntag ihre w<strong>und</strong>erbaren Vögel im unteren Burghof.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Komplett</strong>-Magazin verlost in Zusammenarbeit mit<br />
dem Fachdienst Kultur des Märkischen Kreises 10x<br />
2 Tageskarten für das Winter-Spektakulum.<br />
Wie Sie gewinnen können? Einfach bis zum<br />
24. <strong>November</strong> <strong>2017</strong> eine E-Mail schreiben an<br />
spektakulum@komplett-magazin.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Freitag, 1.12.: Winter-Spektakulum 17 – 22 Uhr<br />
Samstag, 2.12.: Winter-Spektakulum <strong>und</strong> Museen Burg<br />
Altena 11 – 22 Uhr<br />
Sonntag, 3.12.: Winter-Spektakulum <strong>und</strong> Museen Burg<br />
Altena 11 – 18 Uhr<br />
Eintritt: Tageskarte 2,00 Euro/Person, Kinder unter 6<br />
Jahren frei<br />
www.maerkischer-kreis.de<br />
GEWINNSPIEL<br />
oder eine Postkarte an<br />
<strong>Komplett</strong>-Verlag<br />
Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg<br />
Wir verlosen die Karten unter allen Einsendungen. Einsendeschluss<br />
ist der 24. <strong>November</strong> <strong>2017</strong>. Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
46
WEIHNACHTSMÄRKTE<br />
Adventsausstellung bei Baumschulen Wiesemann<br />
Im Dekoladen von Baumschulen Wiesemann in Neuenrade, Wemensiepen 20, ist im <strong>November</strong> eine<br />
Adventsausstellung aufgebaut. Hier gibt es eine reiche Auswahl an weihnachtlichen Geschenk- <strong>und</strong><br />
Dekorationsartikeln. Die Ausstellung kann zu den gewohnten Öffnungszeiten (mo - fr 8 - 12.30 <strong>und</strong> 13.30 -<br />
17 Uhr sowie sa 8.30 - 14 Uhr) besucht werden. Ab dem 1. Advent findet an den Adventswochenenden der<br />
Weihnachtsbaumverkauf auch sonntags statt. Am 16. <strong>und</strong> 17. <strong>Dezember</strong> wird dazu Glühwein angeboten.<br />
Weihnachtsmarkt auf dem Lande<br />
Zum Weihnachtsmarkt auf dem Lande lädt für Sonntag, 3. <strong>Dezember</strong>, der Landmaschinenverein Affeln ein. Ab 11<br />
Uhr können die Besucher im festlich herausgeputzten Affeln stöbern <strong>und</strong> verweilen. Bereits am Vorabend findet ab<br />
17 Uhr der „Hüttenzauber mit Zaubertrank“ statt.<br />
Johanni-Markt in Eiringhausen<br />
Vom 2. bis zum 9. <strong>Dezember</strong> ist die gemütliche Budenstadt an der Johanni-Kirche ein beliebter Treffpunkt – nicht<br />
nur für Eiringhauser <strong>und</strong> Plettenberger. Täglich von 17 bis 21 Uhr <strong>und</strong> am Familiensonntag (3. <strong>Dezember</strong>) schon ab<br />
16 Uhr erwarten heimische Geschäftsleute <strong>und</strong> Vereine die Besucher. Am Sonntag gibt es für Kinder ein von der<br />
Eiringhauser Werbegemeinschaft (EWG) organisiertes Bastelangebot.<br />
Wild(e) Weihnacht im Erlental<br />
Die Wirtsleute Ulrike <strong>und</strong> Sascha Wetzel veranstalten am 9. <strong>und</strong> 10. <strong>Dezember</strong> an ihrem Landcafé Zum Erlental eine<br />
„Wild(e) Weihnacht“. An beiden Tagen von 11 bis 18 Uhr gibt es Wildbratwurst vom Grill <strong>und</strong> andere Wildspezialitäten,<br />
dazu heiße Getränke <strong>und</strong> süße Leckereien. Darüber hinaus werden Weihnachtsbäume angeboten.<br />
Herscheider Weihnachtsmarkt<br />
Am 9. <strong>und</strong> 10. <strong>Dezember</strong> findet in der Gemeinschaftshalle der Weihnachtsmarkt statt. Zahlreiche Händler bieten<br />
Geschenke <strong>und</strong> schmückendes Beiwerk r<strong>und</strong> um das Weihnachtsfest an. Die Öffnungszeiten: Samstag <strong>und</strong> Sonntag<br />
jeweils von 11 bis 18 Uhr. Um 15 Uhr wartet an beiden Tagen der Nikolaus auf die jungen Besucher.<br />
Lebende Krippe in Balve<br />
Der Weihnachtsmarkt findet am 9. <strong>und</strong> 10. <strong>Dezember</strong> (ab 11.30 Uhr) in der Innenstadt von Balve statt. Zahlreiche<br />
Händler <strong>und</strong> Vereine bieten ihre Waren an den festlich geschmückten Ständen an. Besonderer Höhepunkt ist die<br />
„Lebende Krippe“ auf dem Drostenplatz.<br />
Weihnachtshüttendorf <strong>und</strong> Kreativmarkt in Werdohl<br />
Sein Weihnachtshüttendorf lässt das Stadtmarketing Werdohl für den 9. <strong>und</strong> 10. <strong>Dezember</strong> auf dem neu<br />
gestalteten Brüninghaus-Platz aufbauen. Parallel dazu<br />
findet der Kreativmarkt in der Stadtbücherei statt. <strong>Das</strong><br />
Weihnachtshüttendorf <strong>und</strong> der Kreativmarkt beginnen<br />
an beiden Tagen um 12 Uhr; die Geschäfte öffnen am<br />
Sonntag um 13 Uhr.<br />
Hüttenzauber unterm Stephansdachstuhl<br />
Der Plettenberger Hüttenzauber unterm Stephansdachstuhl<br />
findet vom 14. bis zum 17. <strong>Dezember</strong> statt. Auf<br />
dem Alten Markt kuscheln sich die Hütten aneinander,<br />
an denen Geschäftsleute <strong>und</strong> Vereine die Besucher bewirten.<br />
Am Donnerstag wird es einen Livemusik-Act<br />
geben, am Freitag- <strong>und</strong> Samstagabend Apres-Ski-Musik.<br />
Am Sonntag um 15 Uhr kommt der Nikolaus. Die<br />
Öffnungszeiten: Donnerstag <strong>und</strong> Freitag 17 bis 22 Uhr,<br />
Samstag 16 bis 22 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr (verkaufsoffener<br />
Sonntag der Geschäfte in der Innenstadt).<br />
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www.plettendorff.com<br />
47
FILMEMACHER UND<br />
KINOKABARETTIST<br />
Tobias Wieneke ist weltweit<br />
mit der Kamera unterwegs<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Tobias Wieneke ist noch jung. Erst 28 Jahre alt. Und hat<br />
trotzdem schon einiges aufzuweisen. Nicht nur einen<br />
„Master“-Abschluss in Maschinenbau, sondern auch ein<br />
breites Portfolio an selbstgedrehten Filmen. Bekannt ist<br />
Tobias Wieneke vielen Sauerländern durch den „Stadtschatten“,<br />
wo er als Kameramann mit dabei war <strong>und</strong><br />
später als Inspizient bei den Aufführungen dafür sorgte,<br />
dass alles reibungslos über die Bühne ging. Auch an<br />
den P-Weg-Dokumentationen <strong>und</strong> den daraus entstandenen<br />
Imagefilmen hat er aktiv mitgewirkt.<br />
Oder an Musikvideos für diverse bekannte Sauerländer<br />
Musiker <strong>und</strong> Bands, wie die Plettenberger Coverband<br />
Servants´Quarters, das Duo ICH & DU mit Christian<br />
Breddermann <strong>und</strong> Klaus Sonnabend oder für den Lüdenscheider<br />
Singer-/Songwriter <strong>und</strong> Jugendpastor Daniel<br />
Scharf. Zudem hat er viele eigene Kurzfilme gedreht,<br />
u.a. über den Werdohler Bahnhof, als der kurz vor dem<br />
Abriss stand. Kurzfilme deswegen, weil es schwer ist, in<br />
Deutschland die Gelder für abendfüllende Spielfilme aufzutreiben.<br />
Und Filmen einfach sehr, sehr teuer ist.<br />
mit einem Onkel gesegnet, der ihn früh mitnahm in die<br />
Welt der Musik, der Musikvideos <strong>und</strong> der dafür notwendigen<br />
Technik, wuchs in ihm schon als Kind der Wunsch<br />
heran, selbst kreativ an dem Entstehungsprozess von<br />
Film <strong>und</strong> Fernsehen mitzuwirken.<br />
Als Schüler drehte er dann für seine Abschlussklasse<br />
sein erstes kleines Video <strong>und</strong> von da an war es um ihn<br />
geschehen. Er hatte sich voll infiziert. Mit dem Filmvirus.<br />
Film <strong>und</strong> Foto ermöglichen ihm, dem technikbegeisterten<br />
Kreativen, die perfekten Synthese beider Welten,<br />
schaffen fließende Übergänge vom Künstler zum Techniker<br />
<strong>und</strong> umgekehrt. Seit diesem Projekt beschäftigte<br />
er sich damit, wie man Stimmungen bildtechnisch umsetzt,<br />
wie man Licht gekonnt einsetzt, wie man eine<br />
Filmkamera händelt, was Licht mit Farben macht <strong>und</strong><br />
das Nichtvorhandensein von Farbe mit dem Licht macht.<br />
Und natürlich, wie man Filme schneidet, Regie führt, einen<br />
Spannungsbogen erzeugt <strong>und</strong> das alles Schauspielern<br />
vermittelt, die vor der Kamera die Gedanken des<br />
Regisseurs in die Realität umsetzen sollen.<br />
Für den gebürtigen Lüdenscheider, der in Plettenberg<br />
aufwuchs, zwischenzeitlich wieder in Lüdenscheid lebte<br />
<strong>und</strong> jetzt nach Plettenberg zurückgezogen ist, ist das<br />
jedoch kein Hindernis. Von Kind an technikbegeistert <strong>und</strong><br />
Tobias Wieneke ist ein Mensch, der wie ein Schwamm<br />
Wissen in sich einsaugt. Da ist kaum etwas in seinem<br />
Leben, das nicht mit seinem Traum, Filme zu drehen, zu<br />
tun hat. Kaum etwas, das er mittlerweile nicht über das<br />
48
Filmen weiß. Er geht durch die Straßen einer Stadt nicht<br />
auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten, sondern auf der<br />
Suche nach „Locations“. Nach gutem Licht, einer interessanten<br />
Begegnung zwischen den Menschen, einem besonderen<br />
Konzert, guten Schauspielern, Musikern, Fotografen<br />
<strong>und</strong> Textern.<br />
Tobias ist weltweit vernetzt. Geschafft hat er das nicht<br />
nur damit, dass er sich mittlerweile hauptsächlich in Filmerkreisen<br />
bewegt, sondern auch mit dem sogenannten<br />
KinoKabarett, einer Kunstform, die sich aus dem Wunsch<br />
heraus entwickelte, mit wenig finanziellen Mitteln gemeinsam<br />
internationale Kurzfilme zu drehen. <strong>Das</strong> Genre<br />
lebt besonders durch die Kürze der Zeit, die die Filmer<br />
für ihre Filme haben <strong>und</strong> die Tatsache, dass sich Filmbegeisterte<br />
aus der ganzen Welt an bestimmten Plätzen<br />
treffen <strong>und</strong> fünf Tage lang 24 St<strong>und</strong>en am Stück miteinander<br />
arbeiten, drehen <strong>und</strong> leben, um unter diesen<br />
deutlich verschärften Bedingungen ihre Filme dann einem<br />
Publikum vorzuführen. Im Interview fragte ich Tobias,<br />
was ihn genau daran so fasziniert.<br />
Also ganz das Gegenteil zu normaler Filmarbeit, mit<br />
ihrer langen Planungsphase <strong>und</strong> der Möglichkeit, Szenen<br />
immer <strong>und</strong> immer wieder neu zu drehen?<br />
Ja, genau. Hier kommt es auf Schnelligkeit an, auf Kreativität<br />
<strong>und</strong> auch darauf, mit völlig unbekannten Menschen<br />
gemeinsam ein optimales Ergebnis hinzubekommen.<br />
Mittlerweile gibt es eine weltweite Fangemeinde, die<br />
sich immer wieder trifft. Und so begegnet man schon<br />
auch immer wieder einmal bekannten Gesichtern. Aber<br />
es kommen auch immer neue Filmemacher hinzu <strong>und</strong><br />
es ist jedes Mal wieder aufs Neue auch richtig spannend.<br />
Wie kommuniziert ihr miteinander?<br />
Hauptsächlich in englischer Sprache. Aber auch viel in<br />
Französisch <strong>und</strong> oft mit Händen <strong>und</strong> Füssen. Ich war in<br />
den letzten Jahren in Shanghai, Dublin, Tel Aviv, Brüssel,<br />
Lüttich, Hamburg, Mainz <strong>und</strong> Wien bei solchen Treffen<br />
dabei. Da kamen Filmer aus der ganzen Welt zusammen,<br />
auch solche, die weder Englisch noch Französisch<br />
sprechen.<br />
Da musst du dir dann etwas einfallen lassen.<br />
Tobias, wieso KinoKabarett?<br />
Nun, KinoKabarett ist eine sehr schnelle Form des Filmes.<br />
Du arbeitest mit Leuten zusammen, die du nie vorher<br />
gesehen hast, kannst dich wenig abstimmen, musst immer<br />
auf alle Eventualitäten eingestellt sein. Irgendwie<br />
ist diese Art des Filmens zu vergleichen mit dem Hardrock<br />
in der Musik. Rasant, schnell, wenig kompromissbereit<br />
<strong>und</strong> dafür absolut echt, gibst du fünf Tage <strong>und</strong><br />
Nächste lang alles, um dann oft auf den letzten Drücker<br />
einen fertigen Film zu zeigen, von dem du am Anfang<br />
der Woche noch nichts wusstest.<br />
Was unterscheidet diese Filmform von der<br />
herkömmlichen?<br />
KinoKabarett erfreut sich wachsender Beliebtheit, fordert<br />
aber auch vom einzelnen ständige Beweglichkeit <strong>und</strong><br />
den Mut, sich einfach ins Flugzeug zu setzen <strong>und</strong> loszufliegen,<br />
ohne ganz genau zu wissen, was da auf einen<br />
zukommt. Vor Ort wird dann so eine Woche immer von<br />
einem dortigen Filmteam gemeinsam vorbereitet. Man<br />
weiß wirklich erst bei der Ankunft, wo man untergebracht<br />
ist, wie die Location aussieht, in der man schneidet,<br />
synchronisiert <strong>und</strong> seinem Film das Finish gibt. Kino-<br />
Kabarett ist nichts für Angsthasen <strong>und</strong> überhaupt nichts<br />
für Menschen, die Planungssicherheit brauchen. Es ist rasant<br />
<strong>und</strong> lebt von dem Moment der Überraschung.<br />
49
Woher kommt diese Kunstform?<br />
KinoKabarett erlebte seine Taufe in Kanada, wo man sich<br />
darüber ärgerte, dass filmtechnisch so wenig lief in so<br />
einem großen Land. Junge Leute begannen irgendwann<br />
in Montreal, einfach mal etwas selbst zu machen, statt<br />
darauf zu warten, dass von seiten der Kulturschaffenden<br />
im Land etwas für sie angeboten wurde. Daher ist<br />
es auch nicht unwichtig, die französische Sprache zu beherrschen.<br />
Viele echte Cracks der Szene kommen eben<br />
aus dem französischsprachigen Teil von Kanada <strong>und</strong> haben<br />
natürlich diese Filmform auch sehr stark in die französischsprachigen<br />
Länder adaptiert.<br />
Willst Du deshalb nach Kanada?<br />
Ja, mich fasziniert dieses Land mit seiner starken Filmerszene.<br />
Ich sehe mich zudem gerade an einem Scheideweg.<br />
Ich habe meinen „Master“ in der Tasche <strong>und</strong><br />
könnte jetzt natürlich loslegen <strong>und</strong> mich ganz auf die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Technik im Bereich des Maschinenbaus<br />
konzentrieren. Andererseits bekomme ich immer mehr<br />
Anfragen nach Filmen. Dokus, Musikvideos, Werbefilme,<br />
Spielfilme. Aber auch Workshops, wie jetzt gerade im<br />
Rahmen der Kulturaktionstage in Werdohl. Ich bin mir<br />
noch nicht ganz sicher, welchen Weg ich einschlagen<br />
soll. Daher gehe ich jetzt erst einmal in das Ursprungsland<br />
des KinoKabaretts, nach Kanada. Und dort ganz gezielt<br />
nach Montreal.<br />
Was genau erhoffst Du Dir davon?<br />
Klarheit natürlich, aber auch Vernetzung <strong>und</strong> Jobs in<br />
der dortigen Filmbranche. Deutsche Filmer werden in<br />
der internationalen Filmszene als „White Mexicans“ bezeichnet.<br />
Was daran liegt, dass diese Kunstform bei uns<br />
enorm schlecht bezahlt wird. <strong>Das</strong> ist in Kanada anders.<br />
Dort werden Filmleute gesucht <strong>und</strong> ordentlich bezahlt.<br />
Ich könnte dort davon leben, ohne parallel noch einen<br />
anderen Job machen zu müssen. <strong>Das</strong> ist hier in Deutschland<br />
für mich nicht möglich. Noch nicht. Ich will in Kanada<br />
noch mehr Kontakte knüpfen <strong>und</strong> wenn möglich als<br />
Kameramann arbeiten. Die Sprache lernen, auch weil<br />
mich der französischsprachige Film generell fasziniert.<br />
Ich will aber auch quer durchs Land reisen, an wirklich<br />
entlegenen Plätzen filmen <strong>und</strong> diese Filme dann zu einer<br />
Reisedokumentation verarbeiten. Während meiner<br />
Zeit dort werde ich schon einmal mit einem You-Tube-<br />
Blog beginnen, auf dem ich regelmäßig über das berichte,<br />
was ich in diesem großen Land erlebe.<br />
Willst Du überhaupt wieder zurückkommen nach<br />
Deutschland?<br />
Nun, irgendwann bestimmt. Ich habe hier meine Familie<br />
<strong>und</strong> viele Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> bin natürlich auch in Kanada<br />
von Deutschland aus jederzeit für Projekte hier buchbar.<br />
<strong>Das</strong> Internet sorgt ja dafür, dass man immer erreichbar<br />
ist. Ansonsten bin ich für alles offen. Wer weiß, was sich<br />
da für mich für Türen auftun. Filme zu machen, mich<br />
in dieser Disziplin weiter zu entwickeln <strong>und</strong> ein echter<br />
Profi zu werden, reizt mich schon sehr. Ich fahre aber<br />
natürlich mit doppeltem Boden. Denn wenn sich meine<br />
Vorstellungen dort nicht erfüllen, kann ich jederzeit<br />
zurück nach Plettenberg. Und von hier aus neu durchstarten.<br />
Ich bin offen <strong>und</strong> sehr frei in meinen Entscheidungsmöglichkeiten.<br />
Anfang 2018 geht es los. Und dann startet auch Dein<br />
You-Tube-Blog. Wir wünschen Dir viel Erfolg bei Deiner<br />
Reise. Und natürlich wünschen wir uns als echte<br />
Sauerländer, irgendwann über einen Plettenberger Filmemacher<br />
berichten zu dürfen, der es vielleicht sogar<br />
bis nach Hollywood geschafft hat.<br />
Danke, ihr werdet auf jeden Fall von mir hören! <strong>Das</strong> ist<br />
ein Versprechen!<br />
Wir machen Träume reisefertig<br />
Der Sommer 2018 ist buchbar,<br />
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plettenberg1@tui-reisecenter.de<br />
50
Advertorial<br />
WASSER- <strong>und</strong> RUTSCHENpark<br />
Nr. 1 in NRW! Rutschen - Action - Wasserspaß <strong>und</strong> Erholung<br />
Mitten im Sauerland liegt das große Erlebnisbad, das<br />
in 2018 schon wieder mit einer Rutschen-Weltneuheit<br />
aufwartet – einer noch nie dagewesenen stürmischen<br />
„Windrutsche“, die den Rutscher mit High Speed regelrecht<br />
durch die Röhre katapultiert. Sowas hat die Welt<br />
noch nicht gesehen.<br />
Dazu kommen noch zwei weitere neue TOP<br />
Rutschen ins AquaMagis - 2018 wird DAS Rutschen-Jahr!<br />
Erlebt bis dahin die weltweit ersten beiden<br />
Stehrutschen „SauerlandSURFER“ <strong>und</strong> „Crazy<br />
SURFER“, rast die schnelle „Pink Jump“ mit 6 Metern<br />
Frei-Flug hinab oder gebt euch den Kick auf der quer<br />
durchs Bad verlaufenden Turbo-Rutsche „Green-Kick“<br />
mit Fallstart in 10 Metern Höhe. Die beliebtesten<br />
Rutschen sind die Rafting-Rutsche „Captain´s Canyon“<br />
mit 120 Metern Kurven-Spaß sowie Deutschlands<br />
1. Looping-Rutsche „AquaLooping“.<br />
In den 13 Wasserlandschaften laden erlebnisreiche<br />
Kleinkindbereiche mit Piratenschiff <strong>und</strong> turbulentem<br />
Wellenbecken ebenso zur Entdeckungsreise ein wie<br />
Sport- <strong>und</strong> Panoramabad<br />
sowie die beiden<br />
Solebecken. Ein einzigartiger<br />
Soft-Badebereich<br />
mit vier Textil-Saunen<br />
<strong>und</strong> Erlebnisfluss<br />
inklusive Pool-Bar r<strong>und</strong>en<br />
die Vielfalt für jeden<br />
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Nackt-Saunierens<br />
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sieben textilfreien Saunen<br />
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vom Alltag“.<br />
Unabhängige Tester haben das AquaMagis schon<br />
mehrmals mit Bestnoten bewertet <strong>und</strong> es damit zu<br />
NRW´s Erlebnisbad Nr. 1 gekürt. Der große WASSER<strong>und</strong><br />
RUTSCHENpark mitten im Sauerland ist mit seinen<br />
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51
SIEBEN KILOMETER KULTOUR:<br />
SYMBIOSE VON KUNST UND NATUR<br />
R<strong>und</strong>wanderweg am Listersee – Vergänglichkeit ist Teil des Konzepts<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
<strong>Das</strong> erste Kunstwerk hat die Natur selbst gemalt: Messerscharf<br />
spiegeln sich die bunten Bäume, der blaue<br />
Himmel mit hingetupften weißen Wolken im Teich bei<br />
Kalberschnacke. Ein Landschaftsbild brillant wie ein<br />
Hochglanzfoto. Hier, am Wanderparkplatz des Naturparks<br />
Sauerland-Rothaargebirge am Listersee, beginnt<br />
die KuLTour. <strong>Das</strong> „K“ steht für Kultur, das „L“ für Landschaft.<br />
Die sieben Kilometer durch Wälder <strong>und</strong> Wiesen<br />
bieten beides. Werke von Menschen gemacht, von der<br />
Natur bearbeitet, die sich manches wieder holt, es verändert,<br />
vereinnahmt oder verschwinden lässt. Ein Kreislauf<br />
halt.<br />
Start- <strong>und</strong> Zielpunkt ist der Parkplatz an der Kalberschnacke.<br />
Die Info-Tafeln sind kaum zu übersehen. Ein<br />
buntes Schild weist die Richtung zur KuLTour. Also nach<br />
rechts an dem Teich mit dem Spiegelbild lang leicht<br />
bergauf. An der ersten Gabelung halten wir uns wieder<br />
rechts. Weitere Hinweisschilder auf den kulturträchtigen<br />
Wanderweg finden sich erst mal nicht. Man muss<br />
schon genau hinsehen, um die Objekte zu finden, die<br />
als Orientierungshilfe dienen können. Gleich die ersten<br />
sind verblichen, zeigen, dass Vergänglichkeit Teil des<br />
Konzeptes ist. Später finden sich auch Hinweisschilder,<br />
wie sie inzwischen auf den Premiumwegen im Sauerland<br />
üblich sind. Schwarz auf Weiß sind Richtungen <strong>und</strong><br />
Zielorte mit Entfernungen angegeben.<br />
Strubblige Weggesellen<br />
als Orientierungshilfe<br />
Wo dennoch Zweifel auftauchen, kann sich der Kultur-<br />
Wanderer an Figuren halten, die aus Naturmaterialien,<br />
manchmal auch mit Ton- oder Keramikköpfen gestaltet<br />
sind, strubblige Gesellen zumeist, denen die (Ast-)<br />
Haare zu Berge stehen oder geweihähnlich Hörner aufgesetzt<br />
sind. Weggesellen allesamt, die in vielfältigen<br />
Formen immer wieder auftauchen.<br />
„Wald-Watch“ sind Augenpaare, die einen unvermittelt<br />
ansehen, so, als würden Waldgeister über den Wanderer<br />
wachen. Kugeln auf einer Bowling-Bahn gleich<br />
liegen grüne Gebilde in einem Hohlweg, der früher<br />
Handelsstraße war. Mal leuchten in einer Baumspalte<br />
rote Steine oder weiße Holzscheiben schlängeln sich<br />
an Stämmen hoch wie riesige Raupen. Auf der Höhe,<br />
die einen weiten Blick Richtung Hochsauerland bietet,<br />
stehen kreisförmig Steinstelen. Die Figur „Zyklus“ lässt<br />
an Kultstätten denken. Vielleicht Relikte eines sauerländischen<br />
Stonehenges? Geistesgrößen wie Goethe oder<br />
Nietsche finden sich in der „Baumschule“ mit ihren<br />
Gedanken zur Natur. „Galoppierende Strohballen“ unter<br />
Laubbäumen erinnern an eine Schafherde, die im<br />
bunten Herbstwald verschwindet.<br />
52
Kulturwanderweg von<br />
Land-Art-Konzept beeinflusst<br />
2007 entstanden erste Ideen für diesen Kulturwanderweg.<br />
Zwölf Frauen aus der Region trafen sich unter Leitung<br />
von Regina Rottwinkel, setzten sich im Stil der in<br />
den 1960er Jahren in den USA entstanden Land-Art-Bewegung<br />
mit Natur <strong>und</strong> Kunst auseinander. Entstanden<br />
sind Objekte aus Materialien der Umgebung, nicht, wie<br />
andernorts, monströse Skulpturen, die mit Sattelschlepper<br />
<strong>und</strong> Kran in den Wald gekarrt wurden. <strong>Das</strong>s einige<br />
Objekte sich inzwischen verändert haben, vergangen<br />
sind, ist Bestandteil des Land-Art-Konzeptes. Dafür entsteht<br />
an anderen Stellen Neues.<br />
Und manche Wanderer fühlen sich unterwegs inspiriert,<br />
selbst ein Objekt zu schaffen. Mal sind es Keile, wie<br />
sie beim Baumfällen ausgeschnitten werden, die auf<br />
Stümpfen arrangiert, vielleicht auch bemalt sind. Mal<br />
ist es ein Kreis aus Steinen <strong>und</strong> Zweigen mit senkrecht<br />
in den Boden gesteckten Ästen, auf denen Mooshauben<br />
ruhen. Den Reiz des en passant errichteten Objekts<br />
macht der Fliegenpilz im Vordergr<strong>und</strong> aus. - Auch das<br />
ein Bild, das in wenigen Tagen nicht mehr so zu sehen<br />
sein wird. Vergänglichkeit eben.<br />
Der KuLTour-Weg kitzelt nicht nur die Sinne, er hilft auch<br />
Kalorien zu verbrennen. Ausschau nach den Objekten<br />
zu halten, sie zu erkennen, ist auch für Kinder spannend.<br />
- Naturheilk<strong>und</strong>e<br />
- Hautrevitalisierung<br />
- Faltenbehandlung<br />
- Anti-Aging<br />
- Peeling<br />
- Mesotherapie<br />
- Bio-Remodellierung<br />
mit Profhilo<br />
- Bioenergetische<br />
Funktionsdiagnostik<br />
Praxis für Naturheilk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Ästhetik<br />
Herscheider Str. 97<br />
58840 Plettenberg<br />
Tel. 02391 917454<br />
Fax 02391 917456<br />
petra-hammecke@web.de<br />
53
Vom Start bis zum höchsten Punkt (450 m) sind 170 Höhenmeter<br />
zu bewältigen. Knapp zwei St<strong>und</strong>en sind für<br />
die Tour einzuplanen, die für alle Fitness-Level geeignet<br />
ist <strong>und</strong> kein besonderes Können erfordert. Wer genauer<br />
hinschaut, vielleicht mit anderen über die Kunst am<br />
Wege diskutiert, braucht auch etwas länger. Wen Kunst<br />
eher kalt lässt, der kommt durch die abwechslungsreiche<br />
Landschaft auf seine Kosten. Einkehrmöglichkeiten,<br />
um die Tour ausklingen zu lassen, finden sich für unterschiedliche<br />
Ansprüche in der Nähe.<br />
Service<br />
Anfahrt:<br />
Über Meinerzhagen-Valbert der L 539 in Richtung<br />
Attendorn folgen, bei Ihne auf die L 707 in Richtung<br />
Listersee abbiegen, weiter in Richtung Attendorn.<br />
Hinter Hunswinkel rechts über die Listerbrücke,<br />
gleich danach nach links nach Kalberschnacke<br />
abbiegen. Alternativ über die A 45, Abfahrt Drolshagen,<br />
dann links abbiegen (L 708) in Richtung<br />
Listersee/Attendorn.<br />
Einkehrmöglichkeiten:<br />
• Gut Kalberschnacke, Café <strong>und</strong> Restaurant, Biergarten<br />
mit gemütlich-rustikalem Ambiente. Seeblick.<br />
Tel. 02763 2126803.<br />
• Hotel Restaurant Fischerheim in Windebruch, Terrasse<br />
mit Blick auf den See. Speisekarte mit regionalen<br />
<strong>und</strong> saisonalen Angeboten. Link: www.<br />
hotel-fischerheim.de/Startseite<br />
• Kiosk mit Imbiss <strong>und</strong> Sitzgelegenheiten, Nähe<br />
Parkplatz.<br />
Orientierungshilfe bieten die Wanderkarte NRW,<br />
Biggesee-Südsauerland, Nr. 14 oder:<br />
• www.ich-geh-wandern.de/Kultour-drolshagensauerland<br />
• www.outdooractive.com/de/wanderung/sauerland/wanderung-auf-der-kultour-in-drolshagen/1515882<br />
• www.drolshagen-marketing.de<br />
kultour-20090725.html<br />
Ihr Bestatter aus der Vier-Täler-Stadt<br />
mit der historischen Kutsche<br />
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54
ADVERTORIAL<br />
DER SPEZIALIST<br />
FÜR TRAUMREISEN<br />
Reiseland Plettenberg<br />
jetzt mit AIDA-Depot<br />
sagt Thorsten Schröder. „Die Nachfrage<br />
nach einem Urlaub auf dem<br />
Wasser steigt rasant <strong>und</strong> es werden<br />
immer wieder neue Schiffe gebaut.<br />
Daher sind wir davon überzeugt,<br />
mit unserer fachk<strong>und</strong>igen Beratung<br />
am speziellen AIDA-Counter unseren<br />
K<strong>und</strong>en den besten Service bieten<br />
zu können.“<br />
Fernweh? Lust auf Meer? Urlaubsleidenschaft? Im Reisebüro<br />
Reiseland Plettenberg werden diese Wünsche erfüllt.<br />
Inhaber Thorsten Schröder hat in seinen Geschäftsräumen<br />
in der Grünestraße ein AIDA-Depot eröffnet.<br />
Dafür wurde ein neuer Counter des Kreuzfahrtveranstalters<br />
AIDA Cruises eingerichtet. Reiseland Plettenberg<br />
ist damit eines von r<strong>und</strong> 50 Reiseland-Reisebüros<br />
in Deutschland, das seinen K<strong>und</strong>en dieses besondere<br />
Shop-in-Shop-Konzept anbietet.<br />
Darüber hinaus hat das Reiseland<br />
Plettenberg auch weitere namhafte<br />
Kreuzfahrtanbieter im Programm.<br />
„Kommen Sie zu uns, lassen Sie sich<br />
individuell <strong>und</strong> kompetent von uns<br />
beraten <strong>und</strong> erfüllen Sie sich bei uns<br />
Ihre Urlaubsträume“, lädt Thorsten<br />
Schröder ein. „Wir stehen für K<strong>und</strong>enzufriedenheit,<br />
Beratungsqualität<br />
<strong>und</strong> Innovation. Bei uns erhalten<br />
Sie Experten-Beratung auf jedem<br />
Gebiet – egal ob Fernreisen, Familienurlaub,<br />
Kreuzfahrt oder Städtereisen.<br />
Mit unserer Kombination<br />
aus Angebotsvielfalt, persönlicher<br />
Beratung <strong>und</strong> Experten-Knowhow<br />
finden wir Ihren Traumurlaub. Denn<br />
Ihr Urlaub ist unsere Leidenschaft!“<br />
<strong>Das</strong> Team vom Reiseland Plettenberg steht seinen K<strong>und</strong>en<br />
montags bis freitags von 8.30 bis 13 Uhr <strong>und</strong> 14<br />
bis 18.30 Uhr sowie samstags von 9.30 bis 12.30 Uhr<br />
zur Verfügung.<br />
Dazu gehört nicht nur der AIDA-Counter. <strong>Das</strong> Reisebüro-<br />
Team wird mit Seminaren <strong>und</strong> Schulungsreisen noch<br />
intensiver für die Beratung bei der Buchung von Kreuzfahrten<br />
geschult.<br />
„Wir freuen uns sehr, unseren K<strong>und</strong>en mit dem AIDA-<br />
Depot zu verdeutlichen, dass unser Team im Bereich<br />
Kreuzfahrten <strong>und</strong> insbesondere bei Produkten von AIDA<br />
über eine weitreichende Beratungskompetenz verfügt“,<br />
Reiseland Plettenberg<br />
Grünestr. 11, 58840 Plettenberg<br />
02391/4027 tel, 02391/4443 fax<br />
info@arp-touristik.de<br />
55
HOF LUDEMERT WIRD VON EINER<br />
FRAU GEFÜHRT<br />
Daniela Kirchhoff hat den elterlichen Betrieb übernommen<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Auf Hof Ludemert in Werdohl hat eine Frau das Sagen.<br />
Daniela Kirchhoff hat den landwirtschaftlichen Betrieb<br />
vor einem Jahr von ihren Eltern, Fritz <strong>und</strong> Marita Knoche,<br />
übernommen.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet viel Arbeit für die 34-jährige diplomierte<br />
Agraringenieurin. Denn Landwirtschaft macht man nicht<br />
mit links <strong>und</strong> auch ihr zweijähriger Sohn Johannes fordert<br />
seinen Tribut. Gut, dass sich ihre Eltern noch längst nicht<br />
aufs Altenteil zurückgezogen haben. Wenn die Mama die<br />
Heuernte einfährt, kümmern sich Marita <strong>und</strong> Fritz Knoche<br />
um ihren Enkel. Und selbstverständlich packen sie<br />
auch immer noch selbst mit an.<br />
Daniela Kirchhoff führt den Betrieb in der vierten Generation.<br />
Ihr Urgroßvater hatte das Anwesen kurz nach<br />
dem Krieg gekauft, aber schon vorher zwanzig Jahre in<br />
Pacht geführt. Fritz Knoche ist glücklich, dass sich seine<br />
Tochter entschlossen hat, den Betrieb zu übernehmen.<br />
<strong>Das</strong> ist keineswegs selbstverständlich. Viele Höfe schließen,<br />
da sich kein Nachfolger findet. Und auch heute ist<br />
es noch eine Ausnahme, dass eine Frau einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb übernimmt. Daniela Kirchhoffs Bruder<br />
hatte zwar ebenfalls ein landwirtschaftliches Studium<br />
begonnen, dann aber erkannt, dass die Führung des<br />
Hofes nicht seine Sache ist. Er fühlt sich inzwischen im<br />
Gartenbau zu Hause.<br />
Wurst <strong>und</strong> Fleisch direkt ab Hof<br />
Hof Ludemert ist ein milchwirtschaftlicher Betrieb. Auf<br />
den saftigen, grünen Wiesen hoch über dem <strong>Verse</strong>tal<br />
weiden r<strong>und</strong> 60 Milchkühe. Ländereien bewirtschaftet<br />
die Familie aber auch im oberen <strong>Verse</strong>tal. Neben den<br />
Milchkühen werden Schweine, Schafe <strong>und</strong> Geflügel gehalten.<br />
In Ludemert bemüht man sich um eine nachhaltige<br />
Nutzung der Ressourcen. Die Tiere werden mit eigenem<br />
Getreide <strong>und</strong> Stroh gefüttert.<br />
56
Zum Hof gehört ein Schlachtbetrieb, der im Zuge der<br />
Übernahme durch Tochter Daniela Kirchhoff modernisiert<br />
wurde. „Wir sind ein anerkannter EU-Schlachtbetrieb<br />
<strong>und</strong> dürfen hier unsere eigenen Tiere schlachten“,<br />
betont Fritz Knoche.<br />
Durchschnittlich zweimal pro Woche können daher frisches<br />
Schweinefleisch <strong>und</strong> etwa einmal im Monat frisches<br />
Rindfleisch zum Verkauf angeboten werden. „Wir<br />
schlachten nach Bedarf“, erklärt Fritz Knoche. <strong>Zwischen</strong><br />
den Schlachtterminen müssen sich die K<strong>und</strong>en auch<br />
schon einmal gedulden, bis es soweit ist. Dann kann<br />
aber jeder kaufen, was er möchte. „Wer fünf Rolladen<br />
oder nur Filetstücke bestellt, bekommt sie auch“, verspricht<br />
Daniela Kirchhoff, obwohl sie weiß, dass ein Rind<br />
nicht nur aus Filet besteht. Was als Fleisch nicht gefragt<br />
ist, wird zu Wurst verarbeitet. „Wir verwerten fast alles“,<br />
versichert Fritz Knoche. Aus der Wurstküche kommen<br />
Spezialitäten wie die beliebten Mett-Enden, Sülz-,<br />
Blut- <strong>und</strong> Leberwürste, dazu aus der eigenen Räucherkammer<br />
deftiger, westfälischer Schinken.<br />
Während die Milch komplett an eine Molkerei abgegeben<br />
wird, vermarktet die Familie ihre Fleisch- <strong>und</strong> Wurstwaren<br />
selbst. Verkauft wird ab Hof, aber auch über den<br />
Hofladen Jost in Meinerzhagen, den Raiffeisenmarkt in<br />
Lüdenscheid an der Worth <strong>und</strong> über ein Ladenlokal, dass<br />
man zusammen mit Holzofenbäcker Deitmerg in Altena<br />
angemietet hat <strong>und</strong> das dort immer zum Wochenmarkt<br />
geöffnet hat. „Unsere K<strong>und</strong>en wissen, wo ihre<br />
Waren herkommen,“ freut sich Daniela Kirchhoff über<br />
ihre Stammk<strong>und</strong>schaft, die ihr sicher auch in Zukunft die<br />
Treue halten wird.<br />
57
„METTEN<br />
HEFEMÄNNCHEN“<br />
EINE DER<br />
KLEINSTEN<br />
BRAUEREIEN<br />
DEUTSCHLANDS<br />
Die Gebrüder Mette brauen<br />
ihr eigenes Schwarzpils<br />
Von Martin Büdenbender<br />
58<br />
Aus einer fixen Idee wurde ihre Leidenschaft: Vor neun<br />
Jahre begannen die Brüder Dominik <strong>und</strong> Matthias Mette<br />
in einer Garage mit dem Bierbrauen. Inzwischen haben<br />
sie sich mit ihrem Schwarzpils „Metten Hefemännchen“<br />
einen Namen gemacht.<br />
Im kleinen Örtchen Schliprüthen nahe der Grenze zum<br />
Hochsauerlandkreis steht eine der kleinsten Brauereien<br />
Deutschlands. „Immerhin die größte gewerbliche in der<br />
Gemeinde Finnentrop“, lacht Dominik Mette. Vor zehn<br />
Jahren hatte er die Idee das Bierbrauen zu lernen - aber<br />
nicht, um damit Geld zu verdienen, sondern zum Zeitvertreib.<br />
„Damals habe ich sehr viel gearbeitet. Neben<br />
meinem Beruf habe ich auch noch ein Zeichenbüro betrieben.<br />
Oft habe ich bis spät in die Nacht <strong>und</strong> auch am<br />
Wochenende gearbeitet. <strong>Das</strong> war einfach<br />
zu viel. Ich hatte keine Zeit mehr für Familie<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e. Irgendwann wurde mir<br />
klar, dass ich etwas verändern muss“, erinnert<br />
er sich zurück. Der erste Schritt war,<br />
das Zeichenbüro aufzugeben.<br />
„Die Menschen um mich herum wussten,<br />
dass ich keiner bin, der zur Entspannung die<br />
Füße hochlegt. Alle haben gefragt, was ich<br />
jetzt machen wolle. Da habe ich aus Spaß<br />
geantwortet, ich würde das Bierbrauen<br />
lernen.“ Bei der Aussage blieb es zunächst.<br />
Doch die Idee ließ ihn nicht los, was seiner<br />
aufmerksamen Ehefrau nicht entging. „Zu<br />
Weihnachten bekam ich ein Buch über das Bierbrauen<br />
geschenkt. Wahrscheinlich das beste Geschenk, das ich<br />
je bekommen habe“, so der Hobby-Brauer. Weil Dominik<br />
Mette sein neues Hobby nicht alleine ausüben wollte<br />
<strong>und</strong> sein Bruder Matthias sich auch für das Brauen<br />
begeistern konnte, war schnell klar, dass beide gemeinsam<br />
das Bierbrauen erlernen wollten.<br />
So setzten sie im April 2008 ihren ersten eigenen Sud<br />
an – in einem alten Schweinepott mit einem Gaskocher<br />
darunter. <strong>Das</strong> Läutern wurde mit einem Mehlsieb<br />
durchgeführt <strong>und</strong> gekocht wurde in einer alten Milchkanne.<br />
„Weil das Rührwerk nicht richtig funktionierte,<br />
mussten wir mit einem Löffel umrühren. <strong>Das</strong> war schon<br />
abenteuerlich“, erinnert sich der Hobby-Brauer zurück.<br />
„Bei der Gärung trat aus dem <strong>und</strong>ichten Behälter immer
wieder Kohlensäure aus. Als ich bei der Arbeit war, rief<br />
ich meine Frau an, damit sie guckt, was die Hefemännchen<br />
machen“, erzählt Dominik Mette. So war der ungewöhnliche<br />
Name für das Bier geboren.<br />
Nach vier Wochen Reifezeit stand mit dem 1. Mai 2008<br />
die erste Probe an. Fünfzehn Fre<strong>und</strong>e kamen, um gemeinsam<br />
zu probieren <strong>und</strong> zu feiern. „Wir waren ganz<br />
schön nervös – wir wussten ja nicht, ob es überhaupt<br />
schmecken würde. Da haben wir vorsorglich noch einige<br />
Kästen Bier im Supermarkt gekauft“, so der Brauer.<br />
Doch die Sorgen waren unbegründet: Trotz der schwierigen<br />
Umstände gelang es den Brüdern, gleich beim<br />
ersten Versuch ein Pils zu brauen. Und das kam so gut<br />
bei den Gästen an, dass nach wenigen St<strong>und</strong>en das<br />
Selbstgebraute ausgetrunken war. „Wir waren sehr stolz<br />
auf uns. Alle haben unser Bier getrunken <strong>und</strong> es hat<br />
ihnen geschmeckt“, sagt Dominik Mette.<br />
Die Nachfragen, wann es die nächste Bierverkostung<br />
geben werde, war der letzte Anstoß, den die Brüder<br />
brauchten, um das Bierbrauen professioneller anzugehen.<br />
Nach <strong>und</strong> nach kauften sie neue Maschinen. Heute<br />
erinnert nichts mehr daran, dass ihre Brauerei früher<br />
mal Dominik Mettes Doppelgarage war. Dort befindet<br />
sich auf 25 qm das Hauptquartier der „Hefemännchen“:<br />
Brauen, kühlen, abfüllen, lagern <strong>und</strong> gemeinsam mit<br />
Fre<strong>und</strong>en an der Theke sitzen, „unser Besucherzentrum“,<br />
wie er es nennt, alles passiert in einem Raum.<br />
Je nach Bedarf setzen die Brüder hier pro Brauvorgang<br />
180 Liter Sud an, um dann fünf Wochen später ihr<br />
Schwarzpils genießen zu können. „Unser Bier ist schwach<br />
gehopft <strong>und</strong> enthält fünf Prozent Alkohol. Es ist nicht so<br />
herb wie viele<br />
andere Pilssorten.<br />
Deshalb haben<br />
manche es<br />
schon ketzerisch<br />
Frauenbier genannt“,<br />
so Dominik<br />
Mette.<br />
<strong>Das</strong> „Hefemännchen“<br />
kann man<br />
nur nach Vorbestellung<br />
bei den Hobby-Brauern abholen. Denn dieses<br />
Pils gibt es nur in Schliprüthen zu kaufen. „Wir pasteurisieren<br />
<strong>und</strong> filtrieren unser Bier nicht, weil dabei zu<br />
viel vom Geschmack verloren gehen würde. Deshalb<br />
können wir aber auch nicht auf Verdacht brauen, denn<br />
unser Bier ist nur sieben Tage lang haltbar“, erklärt er.<br />
„So bleibt es auch etwas Besonderes. Unser Bier ist halt<br />
kein typisches Feierabendbier, das man im Keller stehen<br />
hat.“ Im 5-Liter-Fässchen wird ihr Schwarzpils gerne<br />
zu besonderen Anlässen gekauft <strong>und</strong> verschenkt, so<br />
ihre Erfahrung.<br />
Die Brüder betreiben zwar eine gewerbliche Brauerei,<br />
aber das Brauen soll dennoch weiterhin ihr Hobby<br />
bleiben <strong>und</strong> nicht ihr Haupterwerb werden. „Wir sind<br />
das ganze Vorhaben entspannt angegangen. <strong>Das</strong> Bierbrauen<br />
muss uns nicht ernähren können. Wir wollen gar<br />
nicht größer werden. Wir finden es super, so wie es ist,<br />
<strong>und</strong> freuen uns, dass viele Menschen unser Bier mögen<br />
<strong>und</strong> sich bei einem Glas mit uns austauschen“, so Dominik<br />
Mette.<br />
59
LEBENSMITTEL MIT ANSPRUCH:<br />
REGIONAL, NACHHALTIG & LECKER<br />
Lecker Lädchen bereichert Einzelhandelsangebot in Plettenberg-Eiringhausen<br />
Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender<br />
60<br />
Eine Unterhaltung am Frühstückstisch änderte das<br />
Leben der Plettenberger Familie Rodriguez Brieger/<br />
Heiduck nachhaltig.<br />
Ilka Rodriguez Brieger (37) <strong>und</strong> Markus Heiduck (41)<br />
unterhielten sich mit ihren Töchtern Leonie (15), Nora<br />
<strong>und</strong> Julia (beide 10) über Ernährung <strong>und</strong> stellten fest,<br />
dass die Mädchen noch nie frische Milch vom Bauernhof<br />
getrunken hatten. Daraus folgte die Frage: „Wo gibt<br />
es heute überhaupt noch Milch direkt vom Bauern?“<br />
Die Familie ging auf Entdeckungsreise im Sauerland<br />
<strong>und</strong> stellte fest: Es gibt ein reichhaltiges Lebensmittelangebot<br />
von kleinen Höfen <strong>und</strong> Manufakturen um<br />
uns herum. Die eigene Erfahrung, wie aufwendig es<br />
ist, die Lebensmittel in den übers komplette Sauerland<br />
verstreuten Hofläden einzukaufen, mündete in der Geschäftsidee:<br />
Im Februar <strong>2017</strong> eröffneten Ilka Rodriguez<br />
Brieger <strong>und</strong> Markus Heiduck ihr „Lecker Lädchen“ an<br />
der Brauckstraße <strong>und</strong> bereichern damit das Einzelhandelsangebot<br />
in Plettenberg-Eiringhausen.<br />
Regionalität, Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung<br />
<strong>und</strong> einzigartiger Geschmack: Nach diesen Prinzipien<br />
suchen Ilka Rodriguez Brieger <strong>und</strong> Markus Heiduck Lieferanten<br />
<strong>und</strong> Lebensmittel für ihr Lecker Lädchen aus.<br />
Hier gibt es zum Beispiel Honig von Imkern aus Werdohl<br />
<strong>und</strong> Schmallenberg, Nudeln, Marmelade, Hühner- <strong>und</strong><br />
Wachteleier aus S<strong>und</strong>ern, Bio-Hähnchen aus Arnsberg<br />
sowie Käse aus Fröndenberg. Feinkost, Gewürze, Sprituosen<br />
<strong>und</strong> Weine komplettieren das Angebot, das noch<br />
laufend erweitert wird.<br />
„Nicht alles wird im Sauerland hergestellt, aber alle<br />
Lieferanten entsprechen unserer Philosophie“, erklärt<br />
Markus Heiduck. „Wir pflegen eine direkte <strong>und</strong> enge<br />
Bindung mit den Produzenten sowie einen persönlichen<br />
Kontakt mit unseren K<strong>und</strong>en.“ Nach Möglichkeit<br />
schaut sich das Ehepaar die Betriebe der Lieferanten<br />
persönlich an.<br />
Meist mit dabei sind natürlich die Töchter, die alles ins<br />
Rollen gebracht haben <strong>und</strong> in den vergangenen zwei<br />
Jahren viel fürs Leben gelernt haben. „Seit unserem<br />
Besuch auf einem Hof mit natürlicher Schweinehaltung<br />
im Münsterland essen die Kinder keine Wurst aus<br />
dem Supermarkt mehr“, erzählt Ilka Rodriguez Brieger.<br />
Für frische Milch direkt von der Kuh müssen die Mädchen<br />
allerdings weiterhin zum Bauern fahren, denn die<br />
Rohmilch darf nicht unbehandelt in den Handel geliefert<br />
werden.<br />
Lecker Lädchen, Brauckstr. 2a, Plettenberg<br />
www.lecker-laedchen.de
<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
TOMATENSUPPE – DAS<br />
PARADIES AUF DEM TELLER<br />
Bratwurst, Pizza, Döner oder<br />
auch Hamburger, Schnitzel<br />
<strong>und</strong> Rosenkohl - eine willkürliche<br />
Aufzählung von Gerichten,<br />
die ich weder verabscheue<br />
noch zu meinen<br />
Lieblingsspeisen zähle. Was<br />
allen gemein ist: Habe ich sie<br />
nach einer Heißhungerattacke mal wieder genossen,<br />
reicht es für eine geraume Zeit. Zwei- bis dreimal hintereinander<br />
könnte ich all das nicht vertilgen, da rebelliert<br />
allein schon mein Magen.<br />
Ganz anders sieht’s derzeit bei der blonden Sarah, der<br />
berner Rose, dem pinken Akkordeon, der schlesischen<br />
Himbeere oder dem japanischen Ei aus. Will der uns<br />
jetzt veräppeln oder was soll das? Nein, mit Äpfeln hat<br />
es wirklich nichts zu tun. Die Rede ist von Tomaten -<br />
eine kleine Namensauswahl der weltweit r<strong>und</strong> 20.000<br />
verschiedenen Sorten. Und es werden täglich mehr.<br />
Ja Tomaten – noch konkreter: Die Tomatensuppe ist<br />
derzeit mein Lieblingsgericht. Sie schmeckt mir immer.<br />
Auch an zwei bis drei Tagen hintereinander. Und<br />
damit’s nicht ganz so langweilig wird, variiere ich die<br />
Zutaten, experimentiere mit den Sorten, Mengen <strong>und</strong><br />
Einlagen. Der Phantasie sind bei der Zubereitung kaum<br />
Grenzen gesetzt. Selbst im Herbst <strong>und</strong> Winter lässt sich<br />
die Suppe aus Dosentomaten oder den holländischen<br />
Treibhaustomaten, deren schlechter Ruf durch Qualitätsverbesserung<br />
langsam schwindet, zubereiten.<br />
Botanisch eine Beere<br />
Immer mehr Gärtner <strong>und</strong> Feinschmecker beschäftigen<br />
sich mit dem Anbau <strong>und</strong> der Züchtung des vielfach verwertbaren<br />
Gewächses, längst in Vergessenheit geratene<br />
Sorten werden auch bei uns neu entdeckt. In Süd- <strong>und</strong><br />
Mittelamerika existiert die Beere (ja, das ist sie botanisch)<br />
schon seit 2000 Jahren. 1498 brachte Columbus<br />
die ersten Pflanzen mit nach Europa, aber in Deutschland<br />
setzte sie sich erst Anfang der 50er Jahre des letzten<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts durch. Wegen ihrer roten Frucht wurde<br />
sie anfangs Paradiesapfel genannt, in Österreich heute<br />
immer noch Paradeiser.<br />
Und als ich dann auch noch erfuhr, wie ges<strong>und</strong> des Deutschen<br />
liebstes Gemüse ist, gab’s keinen Gr<strong>und</strong> mehr,<br />
auf die rote (inzwischen gibt’s auch gelbe,<br />
orangene, violette <strong>und</strong> sogar schwarze)<br />
Beere bei den wöchentlichen Mahlzeiten zu verzichten.<br />
Stichwort Ges<strong>und</strong>heit: Tomaten enthalten Lycopin. <strong>Das</strong><br />
macht freie Radikale unschädlich, die im Körper bspw.<br />
durch Rauchen oder UV-Strahlung entstehen.<br />
<strong>Das</strong> Herz-Kreislauf-System wird geschützt, weil Cholesterin<br />
abgebaut wird. Studien haben bewiesen, dass<br />
das Infarktrisiko rapide sinkt. Auch die Bildung von bestimmten<br />
Krebszellen soll gehemmt werden. Kalium,<br />
Folsäure <strong>und</strong> Vitamin C <strong>und</strong> E vollenden die guten Taten<br />
des Ges<strong>und</strong>heitsw<strong>und</strong>ers. Und das alles bei wenigen<br />
Kalorien, viel Wasser <strong>und</strong> keinem Fett.<br />
Und ganz wichtig: Sie schmeckt auch noch hervorragend.<br />
Mein Rezept<br />
Für meine Standardtomatensuppe benötige ich rd. 1 Kilogramm<br />
Tomaten (welche Sorte Sie wählen, ist ganz<br />
Ihren Vorlieben überlassen, auch Dosentomaten eignen<br />
sich), Olivenöl, 3 Zwiebeln oder Schalotten, 2 Knoblauchzehen,<br />
1 Esslöffel Tomatenmark, etwas frischen<br />
Ingwer, mehrere Zweige Thymian, 1 Lorbeerblatt, Salz,<br />
Pfeffer, 0,5 l Fleisch- oder Gemüsebrühe, ein Brötchen<br />
vom Vortag, Butter, Petersilie <strong>und</strong> Schnittlauch.<br />
Zubereitung: kleingeschnittene Zwiebeln <strong>und</strong> Knoblauch<br />
in Olivenöl anschwitzen, nach wenigen Minuten<br />
Tomatenmark hinzufügen (sorgt für intensiveren Geschmack<br />
<strong>und</strong> fördert die Bindung), die Tomaten in Vierteln<br />
geschnitten, Ingwer, Lorbeerblatt, Salz, Pfeffer <strong>und</strong><br />
einige Stängel Thymian hinzufügen. Mit einem halben<br />
Liter Gemüse- oder Fleischbrühe auffüllen, alles etwa<br />
eine halbe St<strong>und</strong>e köcheln lassen. Die Suppe mit der<br />
Flotten Lotte oder durch ein Sieb passieren. Mit Salz<br />
<strong>und</strong> Pfeffer abschmecken.<br />
Brötchen in kleine Würfel teilen, in Butter goldbraun<br />
rösten. Schnittlauch, Petersilie <strong>und</strong> Croutons über die<br />
Suppe verteilen. Als Einlage (auch zur Sättigung) eignen<br />
sich Reis oder kleine Nudeln.<br />
Wohl bekomm‘s!<br />
Anregungen <strong>und</strong> Kritik wie immer unter<br />
schluechtermann@komplett-magazin.de<br />
61
KOMPLETT KREATIV:<br />
WINTERZEIT IST KERZENZEIT<br />
Text <strong>und</strong> Fotos<br />
Cristin Schmelcher<br />
Wenn die Tage kürzer werden <strong>und</strong> Sie wieder vermehrt<br />
die Behaglichkeit Ihrer eigenen vier Wände genießen<br />
möchten, darf es an dekorativer Gemütlichkeit nicht<br />
fehlen. Kerzenlicht schafft immer eine besondere Atmosphäre,<br />
ob für Sie selbst <strong>und</strong> Ihre Lieben oder für Gäste.<br />
Fällt Ihnen außerdem beim trägen <strong>November</strong>wetter<br />
der Gang zum Glascontainer schwer, ist dies genau der<br />
richtige Basteltipp für Sie. Sie benötigen dafür lediglich<br />
ein paar leere Lebensmittelgläser, ein Band oder eine<br />
Schnur, eine Schere, weiße Wand- oder Acylfarbe, einen<br />
Pinsel oder einen Schwamm, Teelichter <strong>und</strong> eventuell<br />
etwas Sand.<br />
Die Vorbereitungen<br />
Befreien Sie zunächst die leeren Lebensmittelgläser von<br />
ihren Etiketten <strong>und</strong> sämtlichen Kleberesten. Meistens<br />
gelingt das schon durch Einweichen mit Spülmittel. Zur<br />
Not helfen Sie mit etwas Verdünnung oder Nagellackentferner<br />
nach.<br />
Schneiden Sie ein ausreichend langes Stück von dem<br />
Band ab <strong>und</strong> umwickeln Sie die Gläser damit mehrmals<br />
nach Lust <strong>und</strong> Laune. Umso öfter Sie dies machen, desto<br />
mehr Licht scheint später hindurch. Die Enden der<br />
Schnur stecken Sie an geeigneten Stellen unter den Rest<br />
des Bandes. Dieses sollte möglichst fest sitzen. Alternativ<br />
können Sie die Enden auch verknoten <strong>und</strong> hervorstehen<br />
lassen.<br />
Drehen Sie nun die Gläser auf den Kopf <strong>und</strong> stellen Sie<br />
diese auf eine Unterlage.<br />
Tipp: Bei dickeren Bändern müssen Sie das Glas nicht so<br />
häufig umwickeln <strong>und</strong> die Kerze leuchtet später heller.<br />
62
Die Gestaltung<br />
Tragen Sie vorsichtig mit einem Pinsel oder einem<br />
Schwamm auf den kompletten Gläsern von außen die<br />
weiße Farbe auf <strong>und</strong> lassen Sie den ersten Anstrich als<br />
Haftgr<strong>und</strong> trocknen. Wie oft Sie später noch einmal über<br />
die Gr<strong>und</strong>ierung streichen müssen, hängt von der Deckkraft<br />
Ihrer Farbe ab <strong>und</strong> davon wie deckend Sie den Rest<br />
des Glases gestalten möchten. Natürlich können Sie<br />
auch andere Farbtöne als weiß wählen. Lassen Sie die<br />
Farbe gut trocknen.<br />
Tipp: Wenn der Anstrich sehr deckend sein soll, mischen<br />
Sie etwas Sand in die Farbe oder verwenden Sie fertige<br />
Strukturpaste.<br />
Die Fertigstellung<br />
Entfernen Sie nun vorsichtig die Bänder aus der getrockneten<br />
Farbe, füllen Sie ggf. etwas Sand in die Gläser <strong>und</strong><br />
statten Sie diese mit Teelichtern aus. Schalten Sie jetzt<br />
das Licht aus, zünden Sie die Kerzen an <strong>und</strong> genießen<br />
Sie die schöne Winterzeit.<br />
63
REITEN LERNEN FÜR DIE<br />
KLEINSTEN<br />
„Schnupperst<strong>und</strong>en“<br />
auf dem Ponyhof Klinger<br />
Der Ponyhof Klinger ist wohl jedem pferdebegeisterten<br />
Plettenberger ein Begriff. Hier können<br />
seit über 40 Jahren schon die kleinsten Pferdefre<strong>und</strong>e ab<br />
zwei Jahren ihre ersten St<strong>und</strong>en auf dem Pferderücken<br />
verbringen. 1970 von Heidemarie <strong>und</strong> Manfred Klinger<br />
als Nebenbetrieb des Hotels gegründet, übernahm deren<br />
älteste Tochter Sabine 1989 als gelernte Reitwartin<br />
den Stall. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als<br />
Hotelfachfrau wollte sie vielen Kindern den Traum vom<br />
Reiten ermöglichen, den sie selbst bereits im Alter von<br />
sechs Jahren erleben durfte. Ein gemeinnütziger Reitverein<br />
zur Förderung des Sports wurde im Jahr 1991 gegründet,<br />
den Sabine Klinger seit 26 Jahren als 1. Vorsitzende<br />
leitet.<br />
Text Ina Hoffmann<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Vor zehn Jahren rief die Trainer-A-Reitlehrerin<br />
das Projekt „Schnupperst<strong>und</strong>e“ ins Leben.<br />
Dieses sollte die Lücke zwischen Ponyreiten,<br />
Longen- <strong>und</strong> Reitunterricht schließen.<br />
Dabei lernen die Kinder nicht nur das Reiten,<br />
sondern auch die Arbeit, die vor <strong>und</strong><br />
nach dem Reiten dazu gehört. So beginnt<br />
das Abenteuer Ponyhof immer schon eine<br />
St<strong>und</strong>e, bevor die kleinen Reiter sich in den<br />
Sattel schwingen. „Die Kinder lernen Schritt<br />
für Schritt unter unserer Anleitung alles, was<br />
nötig ist, um das Pferd auf die Reitst<strong>und</strong>e<br />
vorzubereiten: halftern, führen, anbinden,<br />
putzen, Hufe auskratzen <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Aus der Stallgasse ertönen Kinderlachen<br />
<strong>und</strong> das Klappern von Pferdehufen. Aufgeregte<br />
kleine Reiter führen ihre Ponys<br />
zu den Putzplätzen, um sie dort für den<br />
Einsteiger-Reitunterricht vorzubereiten. Es<br />
ist wieder „Schnupperst<strong>und</strong>e“ auf dem<br />
Ponyhof Klinger. Die Freizeit-Reitschule ist<br />
eine der wenigen Reitschulen der Region,<br />
wo bereits Kinder im Kindergartenalter<br />
erste Erfahrungen auf dem Pferderücken<br />
sammeln können.<br />
64<br />
Sie helfen mit, die Gamaschen an die Pferdebeine<br />
zu legen. Beim Satteln <strong>und</strong> Auftrensen<br />
können sie beim Verschnallen mithelfen“, erklärt Sabine<br />
Klinger.<br />
Wenn der Reithelm richtig sitzt, kann es losgehen zur<br />
„Schnupperst<strong>und</strong>e“ in der Reithalle. In dem 45-minütigen<br />
Kurs lernen die Kinder, sich zunächst auf den Rhythmus<br />
des sich bewegenden Pferdekörpers einzulassen. „Dabei<br />
werden die Kinder von den Eltern oder einem Helfer<br />
geführt, damit sie sich noch nicht darauf konzentrieren<br />
müssen, das Pony zu lenken“, so die Reitlehrerin.<br />
„Es ist anfangs viel, was man lernen muss: die Beine<br />
richtig halten, den Oberkörper nicht zu weit nach hinten<br />
oder vorne lehnen, die Hände nicht zu hoch halten
<strong>und</strong> sich im Takt des Pferdes mit zu bewegen. Als Anfänger<br />
muss man sich auf so vieles konzentrieren, dass<br />
es besser ist, wenn das Lenken des Pferdes nicht auch<br />
schon auf dem Lehrplan steht.“ Auch in den Gangarten<br />
Trab <strong>und</strong> Galopp können so erste Erfahrungen gesammelt<br />
werden. Wenn der Reiter sicherer wird, lernt er, das<br />
Pferd selbst zu lenken.<br />
Dieser Einstieg in den Reitsport ist in den „Schnupperst<strong>und</strong>en“<br />
nicht nur für Kinder möglich, sondern auch für<br />
Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene. „Bei uns wagen auch einige<br />
Erwachsene den Einstieg oder Wiedereinstieg in das<br />
Reiten. Wir machen bewusst Mischgruppen mit Mädchen<br />
<strong>und</strong> Jungs, Frauen <strong>und</strong> auch Männern jeden Alters,<br />
damit man sich, ohne Scheu zu entwickeln, von den anderen<br />
etwas abgucken kann. Man sollte bei der Zusammenstellung<br />
der Gruppe aber auch auf den Leistungsstand<br />
achten, damit keiner enttäuscht ist, wenn es noch<br />
nicht so gut klappt wie bei anderen“, weiß Sabine Klinger.<br />
Für jeden Reiter, gleich welchen Alters <strong>und</strong> welcher<br />
Körpergröße, sind auf dem Ponyhof die passenden Pferde<br />
zu finden: von Shetlandponys über Haflinger bis hin<br />
zu Großpferden <strong>und</strong> Kaltblütern.<br />
Inzwischen kehren viele ehemalige Reitermädchen mit<br />
ihren eigenen Kindern zurück auf den Hof, damit auch die<br />
nächste Generation hier reiten lernen kann. So auch Nathalie<br />
Bainach, die früher selbst als Kind auf dem Ponyhof<br />
ritt. Seit einigen Monaten sammelt ihre kleine Tochter<br />
Luna dort die ersten Erfahrungen als Reitschülerin. Die<br />
4-Jährige ist begeistert bei der Sache <strong>und</strong> ist sogar schon<br />
in allen drei Gangarten unterwegs. Dabei wird sie noch<br />
geführt, damit sie sich ganz auf den Rhythmus <strong>und</strong> ihren<br />
Sitz konzentrieren kann. Und Luna ist sich sicher: „Reiten<br />
macht total Spaß <strong>und</strong> ich will noch ganz viel lernen.“<br />
<strong>Das</strong> Engelsorchester stimmt schon die Instrumente...<br />
...Weihnachten kommt schneller, als ihr denkt!<br />
ORIGINAL HANDWERKSKUNST AUS DEM ERZGEBIRGE<br />
IN PLETTENBERG UND AB DEM 27.11.<br />
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Für das Besondere<br />
65
MITTENDRIN UND AUSSEN VOR<br />
Johanna Winkelgr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihre ganz spezielle Sicht auf den Menschen<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Metropole Leipzig an die Lenne umzusiedeln <strong>und</strong> dann<br />
auch noch hier zu bleiben?<br />
Sie steigt in mein Auto <strong>und</strong> bringt sie mit, diese besondere<br />
Johanna-Stille, die um sie herum ist. Johanna ist<br />
sympathisch. Lebt auch rein äußerlich einen Style, der<br />
zu ihr passt. Und lässt den größten Hektiker augenblicklich<br />
in den Chill-Modus fallen. Nur durch ihre Anwesenheit.<br />
Eine faszinierende Gabe!<br />
66<br />
Johanna Winkelgr<strong>und</strong> arbeitet <strong>und</strong> lebt nicht erst seit<br />
gestern in Plettenberg. Viel wurde bereits über die<br />
Künstlerin geschrieben, sie steht oft im Fokus der öffentlichen<br />
Aufmerksamkeit. Johanna ist eine der wenigen<br />
Künstler/innen, die ihren Lebensmittelpunkt aus<br />
einer Großstadt in eine Kleinstadt verlegt haben. Normalerweise<br />
geht dieser Weg für die meisten Künstler genau<br />
umgekehrt. Und trotzdem oder gerade deswegen<br />
ist sie sehr erfolgreich. Sogar weit über Deutschland hinaus.<br />
Sie kann von ihrer Kunst leben <strong>und</strong> stellt seit zwanzig<br />
Jahren ununterbrochen mindestens einmal jährlich<br />
umfangreich aus.<br />
Jetzt gerade wieder in der Stadtgalerie Neuenrade. Eine<br />
hochgelobte Ausstellung, die in künstlerisch interessierten<br />
Kreisen für viel Interesse sorgt. „Mittendrin am Rand“<br />
heißt die Ausstellung <strong>und</strong> beschreibt nicht nur ihre Kunst,<br />
sondern auch die Person <strong>und</strong> Künstlerin Johanna Winkelgr<strong>und</strong><br />
sehr treffend. Immer wirkt sie herausgehoben,<br />
nicht ganz dazugehörig, leicht verschoben in der<br />
Zeit <strong>und</strong> auch im Raum. Und trotzdem ist sie mittendrin,<br />
wird stetig mehr wahrgenommen <strong>und</strong> auch von Schulen<br />
gerne für Kunstkurse <strong>und</strong> Workshops mit jungen Menschen<br />
gebucht.<br />
Johanna ist anders. <strong>Das</strong> weiß sie selbst. Und stellt sich<br />
mir <strong>und</strong> meinen sehr persönlichen Fragen trotzdem<br />
bei einem Treffen, bei dem sie mit mir vom Werdohler<br />
Bahnhof aus nach Neuenrade zu ihrer neuen Ausstellung<br />
fährt. Wir haben uns Anfang des Jahres beim „Treffen<br />
der Kulturschaffenden des Lennetals“ kennengelernt.<br />
Und da war sofort Faszination auf beiden Seiten. Mein<br />
großes Fragezeichen: Was genau bewegte sie, aus der<br />
Wir fahren los <strong>und</strong> sie erzählt mir von ihrem Leben.<br />
<strong>Das</strong>s sie aus Cottbus stammt. Als ich ihr erzähle, dass<br />
ich in Thüringen geboren bin, strahlt sie mich an. Wir<br />
haben außer der Kunst <strong>und</strong> unsere Sympathie füreinander<br />
noch mehr gemeinsam. Ich erzähle ihr, dass meine<br />
Mutter mit mir schon als Baby ausgereist ist aus der<br />
ehemaligen DDR. Mein Vater stammt aus dem Westen<br />
<strong>und</strong> nach langem Hin <strong>und</strong> Her war es möglich, dass sie<br />
mit mir auf legalem Wege ausreisen durfte. Johanna erzählt<br />
mir im Gegenzug, dass ihr Vater gezielt in die DDR<br />
ging. Er war <strong>und</strong> ist Theaterregisseur <strong>und</strong> verehrte Bertolt<br />
Brecht. Und folgte ihm daher nach Berlin. Ost-Berlin.<br />
Als Brecht-Jünger schien ihm die DDR eine Möglichkeit<br />
zu sein, sich künstlerisch zu verwirklichen. Später wurde<br />
er nach Cottbus berufen, wo er bis zur Wende blieb <strong>und</strong><br />
am Theater arbeitete. Johannas Mutter ging mit. Aus Liebe.<br />
Als die Ehe der Eltern scheiterte, gab es auch für sie<br />
kein Zurück mehr. Da stand die Mauer schon.<br />
Johanna erlebte den Fall der Mauer mit knapp 20 Jahren.<br />
Durch ihren Vater bereits fest in der Welt der Kunst<br />
verwurzelt, zog sie kurzerhand nach Leipzig um. Durch<br />
die Montags-Demonstrationen <strong>und</strong> die Nicolai-Kirche in<br />
aller M<strong>und</strong>e, war Leipzig schon vor dem Fall der Mauer<br />
eine Stadt, in der sich Künstler <strong>und</strong> Andersdenkende<br />
gerne ansiedelten. Undergro<strong>und</strong>kirche traf auf Undergro<strong>und</strong>kunst<br />
<strong>und</strong> beide gingen eine Synthese ein, so<br />
stark <strong>und</strong> fruchtbar, dass als Folge davon die DDR zur Geschichte<br />
wurde.<br />
Johanna wurde Teil des Aufbruchs nach der Wende, erlebte<br />
die Turbulenzen <strong>und</strong> den Neuaufbau der Stadt<br />
hautnah mit. Und bewarb sich an der dortigen Kunsthochschule<br />
für einen Studienplatz. Von 1992 bis 1999<br />
studierte sie dort. Wohnte in einem späteren Abbruchhaus,<br />
das immer mehr verfiel, aber einen großartigen
Blick aus den Fenstern über Leipzig bot. Sie heizte mit<br />
Steinkohle, die sie vom Keller in die dritte Etage schleppte.<br />
Der Kachelofen, der ihr als Heizung diente, taucht<br />
auch als Bildmotiv in ihren Werken auf. Nach bestandenem<br />
Studium wurde sie Meisterschülerin bei dem renommierten<br />
Leipziger Kunstprofessor Arno Link. Und<br />
fragte sich trotzdem bald, wie es in ihrem Leben weitergehen<br />
sollte.<br />
Mittendrin <strong>und</strong> außen vor. Immer noch. Schon wieder.<br />
Auch nach 14 Jahren in Leipzig, einer Stadt, die sich mindestens<br />
so rasant <strong>und</strong> interessant entwickelt wie Berlin<br />
oder Dresden. Und jede Menge Künstler produziert, die<br />
alle irgendwie überleben wollen.<br />
Johanna suchte nach einem Weg, sich als Künstler über<br />
Leipzig hinaus zu etablieren. Sie bewarb sich daher kurzerhand<br />
für das Stipendium der „Werkstatt Plettenberg“<br />
im Sauerland <strong>und</strong> bekam die Zusage. Die Stadt kannte<br />
sie bis dahin nicht.<br />
ihrer Künstlerkollegen <strong>und</strong> der intensiven Auseinandersetzung<br />
auch mit der abstrakten Kunst, steht für Johanna<br />
Winkelgr<strong>und</strong> der Mensch <strong>und</strong> seine bildnerische Darstellung<br />
im Mittelpunkt.<br />
Sie beobachtet die Menschen, schaut ganz genau hin.<br />
Malt einfach, was sie sieht <strong>und</strong> fühlt <strong>und</strong> entlarvt dabei<br />
eine Gesellschaft, deren Götter „Konsum <strong>und</strong> Arbeit“ sie<br />
in eine selbst erschaffene Isolation führen. Eine Einsamkeit,<br />
die nicht selbstbestimmt gewählt ist. Und die zu<br />
skurrilen Verhaltensformen führt. Sie malt Menschen, die<br />
unfähig sind, auf direktem Wege miteinander zu kommunizieren,<br />
sondern sich nur noch per Handy <strong>und</strong> Internet<br />
miteinander unterhalten. Johannas Motive sind<br />
manchmal auch Jugendliche, die sie in der Schule beobachtet<br />
<strong>und</strong> die nicht mehr in der Lage sind, sich als<br />
Gruppe zu finden <strong>und</strong> miteinander auszutauschen. Sie<br />
malt Menschen, die einsam in Straßenbahnen sitzen, erschöpft<br />
von der Arbeit. Menschen, die durch Supermärkte<br />
rasen, mit dem Handy am Ohr.<br />
Aus der Großstadt in die Kleinstadt. Größer könnte der<br />
Unterschied nicht sein. 2004 packte Johanna trotzdem<br />
ihre Koffer, ließ Leipzig hinter sich <strong>und</strong> zog nach Plettenberg.<br />
Und fand hier „ihren“ Platz. Die wenig überschwängliche<br />
Art der Sauerländer kam ihrem eigenen<br />
Temperament eher entgegen. Hier war es für sie möglich,<br />
relativ unbehelligt einfach erst einmal anzukommen.<br />
Wer das Sauerland kennt, weiß, dass man hier selten<br />
dadurch auffällt, dass man lieber schweigt oder gar Distanz<br />
hält. Der Sauerländer ist da eisern <strong>und</strong> schaut sich<br />
alles erst einmal ganz genau an. Wie Johanna. Johanna<br />
<strong>und</strong> die Sauerländer Mentalität, das passt einfach. Sie<br />
lebt seit nunmehr 13 Jahren als Künstlerin in Plettenberg<br />
<strong>und</strong> ist zu so etwas wie einer Institution geworden.<br />
Man kennt <strong>und</strong> schätzt sie. Sie bleibt sich selbst<br />
treu <strong>und</strong> lässt sich nicht verbiegen. Trotz vieler Impulse<br />
Dagegen setzt die Künstlerin großartige Betrachtungen<br />
von Landschaften, die in ihrer Anmutung an die Arbeiten<br />
des Romantikers Caspar David Friedrich erinnern. Sie, die<br />
immer jemand war, der sich eher „draußen“ fühlte, der<br />
oft mit Erstaunen auf die Menschen <strong>und</strong> ihr sogenanntes<br />
„normales“ Leben schaute, zeigt uns jetzt, was wir<br />
verlieren oder schon verloren haben. Den Blick für die<br />
Natur um uns herum, den Blick auf den Menschen neben<br />
uns, auf uns selbst <strong>und</strong> unsere Unfähigkeit, endlich<br />
Prioritäten zu setzen, die uns zu lebendigen Wesen machen<br />
<strong>und</strong> nicht zu funktionierenden Maschinen.<br />
Johanna Winkelgr<strong>und</strong> fand sich niemals wieder in dem<br />
hektischen Treiben um sie herum, lebt langsam, bedächtig,<br />
aber mit einem wachen, fast sezierenden Blick auf<br />
das Geschehen. Und ist ihrer Zeit damit offensichtlich<br />
weit voraus. Sie ist nun eine Trendsetterin, in einer Um-<br />
67
wie einsam wir wirklich<br />
sind <strong>und</strong> wie sinnentleert<br />
unser Alltag oft ist.<br />
gebung, die zunehmend von Entschleunigung spricht.<br />
Von der Sehnsucht nach echtem Leben, weg von stetiger<br />
Digitalisierung <strong>und</strong> einer Arbeitswelt, die den Menschen<br />
nur noch als Funktion sieht <strong>und</strong> nicht als lebendiges<br />
Wesen.<br />
Künstler wie Johanna haben diese Entwicklung einer<br />
haltlosen <strong>und</strong> vereinsamenden Gesellschaft vorausgesehen<br />
<strong>und</strong> sorgsam dokumentiert. Sie führt uns vor Augen,<br />
Johanna zeigt mir an diesem<br />
Tag ihre Bilder, führt<br />
mich persönlich durch<br />
ihre Ausstellung. Mit leiser<br />
Stimme <strong>und</strong> ganz ohne<br />
Dramatik, bewegt sie so<br />
mein Herz <strong>und</strong> lässt mich<br />
anders zurück, als ich gekommen<br />
bin. Nachdenklicher.<br />
Offener für einen<br />
ehrlichen Blick auf mein<br />
Leben. Wenn es möglich<br />
ist, dass Kunst auch heute noch so etwas bewirkt, dann<br />
hat diese Kunst ihre wahre Bestimmung mehr als erfüllt.<br />
Johanna Winkelgr<strong>und</strong> ist Wahl-Plettenbergerin mit Leib<br />
<strong>und</strong> Seele. Aber irgendwie auch universale Weltbürgerin,<br />
von der man nicht genau sagen kann, wann es sie<br />
weitertreibt. Bald sind wieder 14 Jahre herum. Diesmal<br />
im Sauerland. Man darf durchaus gespannt ein, wohin<br />
der Wind sie für die nächsten 14 Jahre weht.<br />
Wir schaffen’s weg.<br />
Alles!<br />
Ob Wertstoffe wie Metalle, Altpapier oder Kunststoffe; gemischte<br />
Gewerbeabfälle, verschiedene Bauabfälle, Grünschnitt oder<br />
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RUNDUM-INFO FÜR ALLE HAUSHALTE<br />
Elfte Auflage „Neuenrade aktiv“ erschienen<br />
Die elfte Auflage des Info-Heftes „Neuenrade aktiv“ ist<br />
erschienen. Auf 48 Seiten informieren die Stadt Neuenrade<br />
<strong>und</strong> der örtliche Stadtmarketingverein über „Wissenswertes<br />
in Neuenrade“. Als das Heft in den 1980er Jahren<br />
erstmals erschien, war es wesentlich dünner <strong>und</strong> vergleichsweise<br />
spärlich mit Infos bestückt. Es hieß damals<br />
Gastgeberverzeichnis, herausgegeben vom Verkehrsverein.<br />
Auch heute werde das Heft noch Gästen der Hönnestadt<br />
zur Verfügung gestellt, habe da aber deutlich an Bedeutung<br />
verloren, berichtet Hauptamtsleiter Dierk Rademacher.<br />
Wichtiger ist das Printprodukt heute als schnell<br />
griffbereites Nachschlagewerk für diejenigen, die in Neuenrade<br />
wohnen. Wer sich nicht an den PC setzen oder<br />
über einen Touchscreen online suchen will, findet im klar<br />
strukturierten Blatt schnell Informationen zu allen Neuenrader<br />
Lebensbereichen. Es gibt Wissenswertes über<br />
Familien- <strong>und</strong> Jugendangebote - von Krabbelgruppen,<br />
Kitas <strong>und</strong> Schulen bis zu den Familienzentren; ebenso<br />
übers Kulturangebot, über Treffpunkte für die jüngeren<br />
<strong>und</strong> die älteren Jahrgänge. R<strong>und</strong> 100 Vereine <strong>und</strong> Gruppen<br />
sind mit ihren Anschriften vertreten, auch die Religionsgemeinschaften.<br />
<strong>Das</strong> Heft liefert Infos zum Versorgungs-,<br />
Freizeit- <strong>und</strong> Informationsangebot in Neuenrade,<br />
zu Räumlichkeiten für Feste <strong>und</strong> Feiern, zu Highlights im<br />
Veranstaltungsjahr. Die medizinische Versorgung, das Ges<strong>und</strong>heitsangebot<br />
<strong>und</strong> Hilfe im Notfall ist ebenfalls aufgeführt.<br />
Der Fahrplan des Bürgerbusses ist enthalten <strong>und</strong><br />
die Infos zum Wertstoffhof der Stadtwerke.<br />
Die Verantwortlichen beschlossen, die bisherige Auflagenstärke<br />
von 3000 auf 6500 zu erhöhen. <strong>Das</strong> ermöglichte<br />
erstmals, jeden Haushalt mit einem Heft zu versorgen.<br />
5100 Stück wurden Ende September verteilt. Diese<br />
Verteilung, erläutert Lisa Hanke-Klute von der Werbeagentur<br />
Hanke, sei für die Anzeigenk<strong>und</strong>en ein deutlicher<br />
Mehrwert. Seit jeher finanzieren lokale Anzeigen<br />
die kostenlose Weitergabe des alle drei bis vier Jahre<br />
erscheinenden Heftes.<br />
Online trägt zum aktuellen Printprodukt bei<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Die Stadtverwaltung stellt das jeweils aktuelle Datenmaterial<br />
zur Verfügung. Dabei sei man besonders im Vereinsbereich<br />
auf die Zusammenarbeit mit allen im Heft<br />
vertretenen Akteuren angewiesen, erläutern Hauptamtsleiter<br />
Dierk Rademacher <strong>und</strong> Margarete Kind. „Wenn sich<br />
etwas ändert, das bitte der Stadt mitteilen“, lautet ihr<br />
Appell aus dem Rathaus. Möglich ist das unter anderem<br />
über die Onlineseite der Stadt Neuenrade. Dort können<br />
auch Veranstaltungen eingetragen werden, die dann<br />
kostenlos im Veranstaltungskalender zu finden sind.<br />
Ein Service, der noch mehr genutzt werden könnte, so<br />
Rademacher, auch mit Blick auf das kommunale Online-<br />
Angebot. Online werden veraltete Daten von Nutzern<br />
kaum verziehen. Landen sie dann auch noch in einem<br />
teurer produzierten Printprodukt, wäre das ärgerlich.<br />
2016 Bevölkerungszuwachs in Neuenrade<br />
Gr<strong>und</strong> zur Freude hat Christina Frauendorf, Geschäftsführerin<br />
des Stadtmarketing Neuenrade, der „Neuenrade<br />
aktiv“ mit herausgibt. „Für Neubürgerinnen <strong>und</strong> Neubürger<br />
ist das Heft fester Bestandteil der Willkommenstasche“,<br />
berichtet sie dem <strong>Komplett</strong>-Magazin. 2016 durfte<br />
sie zahlreiche Hefte verteilen. Die Hönnestadt verzeichnete<br />
einen statistischen Bevölkerungszuwachs. <strong>Das</strong> ist<br />
aktuell nicht der Normalfall im märkischen Sauerland.<br />
nr 1<br />
„Neuenrade aktiv“ gibt es u.a. an der Bürgerrezeption<br />
im Rathaus.<br />
Ulrike Wetzel · Elhausen 1 · 58840 Plettenberg<br />
Am<br />
9. <strong>und</strong> 10.12.<strong>2017</strong><br />
Elhausen 1<br />
58840 Plettenberg<br />
veranstalten wir<br />
von 11.00 bis 18.00 Uhr<br />
eine „Wild(e) Weihnacht“<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Familie Wetzel<br />
69
KREATIVE HERAUSFORDERUNG<br />
UND FÖRDERUNG<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Die Jugendkreativwerkstatt in Werdohl – ein erfolgreiches Projekt für die komplette<br />
Lenneschiene<br />
70<br />
Jugendkreativwerkstatt? Was genau hat man sich denn<br />
darunter vorzustellen? Wieder so ein neumodisches Zeug<br />
oder werden Jugendliche an Werkbänken vielleicht sogar<br />
zu mehr Kreativität gezwungen? Ist das was für Handwerker?<br />
<strong>Das</strong> waren tatsächlich Fragen, die sich so mancher<br />
Werdohler im Mai dieses Jahres zu stellen begann.<br />
Denn sie war bald in aller M<strong>und</strong>e, diese „Werkstatt für<br />
die Jugend“.<br />
Was man sich genau darunter vorzustellen hatte, wurde<br />
im Juni deutlich, als die ersten Werkstatt-Workshops<br />
in Schulen <strong>und</strong> bei kirchlichen Trägern in Werdohl begannen.<br />
Yves Thomé, Graffiti-Künstler mit internationalem<br />
Renommee machte den Anfang. Sein Graffiti-Workshop<br />
fand bei der Katholischen Jugend im Garten des<br />
Werdohler Klosters statt. Mönche, Jugendmitarbeiter<br />
<strong>und</strong> 20 Kinder <strong>und</strong> Jugendliche wurden unter Anleitung<br />
des Graffiti-Meisters zu begeisterten Künstlern <strong>und</strong> verpassten<br />
einer tristen grauen Wand ein buntes, fröhliches<br />
St.-Michael-Graffiti.<br />
Ein Singer-/Songwriter-Workshop mit dem Musiker „BIN-<br />
YO“ an der Realschule Werdohl folgte, bei dem Jugendliche<br />
Texte selber schrieben <strong>und</strong> Songs komponierten, die<br />
sie dann auch gleich noch einsangen. Ende Juni fand in<br />
derselben Schule dann ein zweitägiger Workshop zum<br />
Thema „Poetry Slam“ unter der Leitung des Slam Poeten<br />
Marian Heuser statt, an dem insgesamt 14 Jugendliche<br />
voller Begeisterung teilnahmen. Und nach diesen zwei<br />
Tagen ganz frei eigene, selbst verfasste Texte vor Gleichaltrigen<br />
zu Gehör brachten. Ein großer Erfolg, wenn man<br />
bedenkt, dass sich zu Beginn der Aktion keiner der Schüler<br />
vorstellen konnte, sich vor den Mitschülern mit eigenen<br />
Werken zu präsentieren.<br />
Bestätigung für die Kids<br />
Die Nachfrage nach den Workshops war <strong>und</strong> ist groß,<br />
werden sie doch von Künstlern angeboten, die selbst<br />
aus der Region stammen <strong>und</strong> es national <strong>und</strong> teilweise<br />
sogar international geschafft haben. Und jetzt gerne ihr<br />
Wissen an die jungen Leute der Region weitergeben. Ermutigend<br />
für die Kids, die sich oft genug fragen, ob sie<br />
in ihrer Kreativität <strong>und</strong> Einzigartigkeit überhaupt von irgendwem<br />
wahrgenommen werden.<br />
Weiter ging es dann auch als besonderes Highlight bei<br />
dem Werdohler Stadtfest mit einer Jugendkreativ-Bühne,<br />
auf der die Jugendlichen <strong>und</strong> Kinder vor Publikum<br />
zeigen konnten, was sie drauf haben.<br />
Sie standen an diesem Tag im Mittelpunkt. Die Bühne<br />
war offen für HipHop-Tanz-Workshops <strong>und</strong> für den Linedance-Workshop<br />
der Werdohler Linedancer „Southern<br />
Bandits“. In direkter Nähe der Bühne stand für die Mal-<br />
Begeisterten das Künstlerzelt der Künstlerinnen Annette<br />
Kögel <strong>und</strong> Sabine Schlosser. Unter Anleitung der beiden<br />
„KuBa (Kunst im Bahnhof)“-Betreiberinnen entstanden<br />
dort die Gemeinschaftsprojekte „Werdohl abstrakt“ als<br />
großes buntes Bild <strong>und</strong> „Wir in Werdohl“ als Skulptur.<br />
Beides wurde ausschließlich von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
vor Ort umgesetzt. Parallel dazu besprühte Yves<br />
Thomé am Tag des Stadtfestes in einem zweiten Work-
mit Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen einzubinden. Die Initiatoren<br />
der „Werkstatt“ sehen ein großes Potenzial in den<br />
vielen begabten Jugendlichen der Städte entlang der<br />
Lenne, ein Potenzial, das unbedingt förderungswürdig<br />
ist. Immerhin haben mehrere h<strong>und</strong>ert Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
seit Juni an den Workshops <strong>und</strong> Vorführungen<br />
teilgenommen.<br />
shop mit 60 jungen Leuten aus Werdohl 60 Spanplatten.<br />
Mit Musiker BINYO standen drei junge Mädchen aus dem<br />
Musik-Workshop der Realschule als Girl-Group mit einer<br />
Gesangsperformance das erste Mal vor Publikum auf einer<br />
großen Bühne.<br />
Ob es die kleinen HipHopper der „Cannibal Crew“ waren,<br />
die gewagte Stunts zeigten, die winzigen „Tanzmäuse“,<br />
die von der Mexikanerin Maria-Eugenia Lohmann in<br />
Werdohl unterrichtet werden oder die vielen Kinder, die<br />
vor der Bühne spontan an Workshops teilnahmen, man<br />
konnte nur staunen darüber, was mit den jungen Menschen<br />
alles möglich ist. Und wie begeistert sie dabei<br />
sind, wenn man ihnen die Chance gibt, ihr kreatives Potenzial<br />
auszuleben.<br />
Weitergeführt wurde die Jugendkreativwerkstatt am 8.<br />
Oktober beim „Kulturaktionstag“, der ganz im Zeichen<br />
von Film, Foto <strong>und</strong> Kino stand. In den Räumen der Werdohl<br />
Marketing wurden Filme gedreht <strong>und</strong> geschnitten,<br />
Jugendliche waren mit ihren Handys bei einem Fotomarathon<br />
in der Stadt unterwegs <strong>und</strong> eine ganze Gruppe<br />
junger Leute setzte ihre Idee <strong>und</strong> Vorstellungen von<br />
Kino in einem extra dafür aufgestellten Zelt des DRK um.<br />
Schlummerndes Potenzial wecken<br />
Die Jugendkreativwerkstatt wurde entwickelt <strong>und</strong> realisiert<br />
vom Werdohler Stadtmarketing <strong>und</strong> ebenso engagiert<br />
gefördert vom Leadermanagement des Lennetals,<br />
der Stadt Werdohl <strong>und</strong> den dafür gewonnenen Sponsoren.<br />
Sie sollte ein Zeichen setzen dafür, dass auch in den<br />
kleinen Städten an der Lenne kulturelles Leben für junge<br />
Menschen möglich ist <strong>und</strong> erwünscht.<br />
Gewünscht war zudem eine Zusammenarbeit mit den<br />
anderen Kommunen des Lennetales. Ziel sollte <strong>und</strong> soll<br />
es sein, möglichst viele regionale Künstler, die bereits<br />
beweisen, dass es möglich ist, erfolgreich zu sein UND<br />
aus dem tiefsten Sauerland zu stammen, in Workshops<br />
Jugendliche dürfen <strong>und</strong> sollen dabei nicht nur ihre eigenen<br />
Fähigkeiten testen <strong>und</strong> verbessern, sondern so<br />
auch für ihre Städte begeistert <strong>und</strong> gewonnen werden.<br />
Indem man sie dabei unterstützt, eine eigene künstlerische<br />
Identität <strong>und</strong> ein kulturelles Selbstbewusstsein zu<br />
entwickeln, weckt man auch die Verb<strong>und</strong>enheit zur eigenen<br />
Region <strong>und</strong> öffnet ihnen die Augen dafür, welches<br />
Potenzial in der eigenen Stadt schlummert. Die kreativen<br />
Fähigkeit <strong>und</strong> die Lust darauf, sie auszuprobieren, besser<br />
zu werden <strong>und</strong> zusammen etwas auf die Beine zu stellen,<br />
ist bei vielen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen im Lennetal<br />
riesig, innovativ <strong>und</strong> absolut förderungswürdig.<br />
Und wird mittlerweile nicht nur vom Werdohler Stadtmarketing<br />
mit Hilfe des lokalen Leadermanagements<br />
<strong>und</strong> der Stadt Werdohl weiterverfolgt. Auch in den umliegenden<br />
Städten werden gerade ähnliche Projekte mit<br />
Erfolg realisiert <strong>und</strong> umgesetzt.<br />
Die Städte an der Lenne zu aktivieren <strong>und</strong> junge Menschen<br />
in ihrem Lebensumfeld zu stärken <strong>und</strong> kreativ herauszufordern,<br />
kann entscheidend mit dazu beitragen,<br />
sie in der Region zu halten, Abwanderung in die sogenannten<br />
„Schwarmstädte“ zu verhindern <strong>und</strong> dem demografischen<br />
Wandel aktiv <strong>und</strong> erfolgversprechend dauerhaft<br />
etwas Echtes <strong>und</strong> Nachhaltiges entgegenzusetzen.<br />
Ein Ziel, das es auch weiter <strong>und</strong> mit aller Kraft zu verfolgen<br />
gilt.<br />
71
MIT EINEM TALER<br />
FING ALLES AN<br />
Sparkasse in Altena begeht 175. Jubiläum<br />
Eine „alte Dame“ wird 175 Jahre. Die Hauptstelle Altena<br />
feiert in diesem Jahr ein stolzes Jubiläum. Als die älteste<br />
der fünf Hauptstellen der Vereinigten Sparkasse im<br />
Märkischen Kreis blickt sie auf eine ebenso lange wie erfolgreiche<br />
Vergangenheit zurück. Nach ihrer Gründung<br />
im Jahre 1841 wurde das Geschäftsmodell zwar ständig<br />
modernisiert, der gr<strong>und</strong>legende Kurs blieb jedoch<br />
unverändert.<br />
Vor 175 Jahren wurde die Sparkasse in der Burgstadt Altena<br />
gegründet. Sie ist aus dem örtlichen Wirtschaftsleben<br />
nicht mehr wegzudenken. Damals wie heute wird<br />
an einem wesentlichen Bestandteil der Geschäftspolitik<br />
festgehalten, nämlich dem Regionalprinzip. Gelder, die<br />
dem Institut von K<strong>und</strong>en anvertraut werden, verbleiben<br />
im heimischen Raum: für die Kreditgewährung an Privatk<strong>und</strong>en,<br />
Handwerk, Handel <strong>und</strong> die mittelständische<br />
Industrie sowie an die Kommunen.<br />
„Auf uns können Sie sich seit 175 Jahren verlassen. Und<br />
auch in Zukunft stehen wir als starker Partner fest an<br />
der Seite unserer K<strong>und</strong>en“, verspricht Vorstandsvorsitzender<br />
Kai Hagen. „175 Jahre sind vergangen, die Weichen<br />
für die Zukunft gestellt. Mit unserer Erfahrung <strong>und</strong><br />
gestützt auf das Vertrauen unserer K<strong>und</strong>en werden wir<br />
auch die herausfordernden Aufgaben der nächsten 175<br />
Jahre meistern.“<br />
HISTORIE<br />
1842 Im Januar wird die Sparkasse Altena eröffnet.<br />
Die enge Verbindung der Sparkasse zu ihren K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
dem Geschäftsgebiet führt zu Beziehungen, die über die<br />
rein geschäftliche Basis hinausgehen. Die Vereinigte<br />
Sparkasse fördert <strong>und</strong> unterstützt in besonderem Maße<br />
kulturelle, sportliche <strong>und</strong> gemeinnützige Einrichtungen.<br />
Die Sparkasse in Altena ist seit 175 Jahren kompetente<br />
Partnerin in allen Finanzangelegenheiten. Seit der<br />
Gründung 1841 wurden die zugehörigen Städte<br />
<strong>und</strong> Gemeinden mit ihren Bürgern durch ein besonderes<br />
Miteinander stark geprägt. Die Sparkasse<br />
hat gut gewirtschaftet <strong>und</strong> tatkräftig gesellschaftliche<br />
Verantwortung übernommen.<br />
1955 Eröffnung der ersten Zweigstelle in Altena<br />
(Rahmedestraße)<br />
1969 Durch die kommunale Neuordnung erweitert<br />
sich die Sparkasse Altena um die Ortsteile Dahle,<br />
Evingsen <strong>und</strong> die Untere Rahmede.<br />
1994 Fusion zur heutigen Sparkasse aus den sechs<br />
Kommunen Altena, Balve, Nachrodt-Wiblingwerde,<br />
Neuenrade, Plettenberg <strong>und</strong> Werdohl<br />
2010 Eröffnung des Neubaus der Hauptstelle Altena<br />
in der Linscheidstraße 2<br />
72
PLETTENBERGER<br />
NETZWERK QUALIFIZIERT<br />
EHRENAMTLICHE<br />
HOSPIZHELFER<br />
<strong>Das</strong> Netzwerk Hospizarbeit Plettenberg bietet seit 2003 für Menschen in den<br />
letzten Lebenstagen <strong>und</strong> deren Angehörige fachlich f<strong>und</strong>ierte Unterstützung<br />
an. Die Sterbebegleitung wird von Frauen <strong>und</strong> Männern ehrenamtlich geleistet,<br />
die hierfür besonders geschult werden. Im Januar 2018 beginnt erneut ein<br />
Qualifizierungsseminar für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen.<br />
Vorbereitend lädt das Netzwerk Hospizarbeit zu einem Informationsabend am<br />
Montag, 13. <strong>November</strong>, um 19 Uhr in den Mehrzweckraum des Seniorenzentrums<br />
am Plettenberger Krankenhaus, Brachtweg 34, ein.<br />
Mit der Qualifizierung sollen ehrenamtliche Mitarbeiter/innen gewonnen <strong>und</strong><br />
in der Begleitung von schwerkranken Menschen in der letzten Lebensphase<br />
eingesetzt werden. <strong>Das</strong> Seminar wird in Form von 18 Abend- <strong>und</strong> drei Ganztagsveranstaltungen<br />
angeboten. Inhalte sind neben Selbsterfahrungselementen<br />
u.a. die Themen Seelsorge, Kommunikation <strong>und</strong> Wahrnehmung.<br />
Bei Fragen ist die Netzwerk-Koordinatorin Barbara Franzen unter Tel.<br />
0170/3890101 <strong>und</strong> der E-Mail koordination@netzwerk-hospizarbeit.de<br />
erreichbar. Internet: netzwerk-hospizarbeit.de<br />
SCHROTT- UND<br />
METALLGROSS HANDEL<br />
Eisenschrott · Kernschrott<br />
Blechschrott · Eisenspäne<br />
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Kühlschrott · Nirosta-Schrott<br />
VA-Schrott · Chromschrott<br />
NE-Metalle · Aluminium · Messing<br />
Kupfer · Bronze<br />
CONTAINERDIENST<br />
Bauschutt · Baumischabfälle<br />
Abfall zur Verwertung<br />
Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier<br />
A. Menshen GmbH & Co. KG<br />
Im Ohl 7 . 58791 Werdohl<br />
Tel. 02392 9296–0<br />
Fax 02392 9296–60<br />
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73
WESTFALEN WINDS TRÄGT<br />
DEN NAMEN DER REGION<br />
IN DIE GANZE WELT<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
74<br />
Konzert der westfälischen Bläserphilharmonie am 12. <strong>November</strong> in Werdohl<br />
Die Bläserphilharmonie Westfalen Winds ist ein sinfonisches<br />
Blasorchester der Spitzenklasse. Mit seinen Konzerten<br />
ist Westfalen Winds ein musikalisches Aushängeschild<br />
für die Region Westfalen, das nicht nur b<strong>und</strong>es-,<br />
sondern auch weltweit bekannt ist. Seinen Ursprung<br />
hat das Orchester im Sauerland. Westfalen Winds wurde<br />
1996 in Schmallenberg gegründet. Hier, im Musikbildungszentrum<br />
Südwestfalen in Bad Fredeburg, treffen<br />
sich die Musikerinnen <strong>und</strong> Musiker immer noch regelmäßig<br />
zu Arbeitsphasen, in denen sie Konzertprojekte<br />
vorbereiten. <strong>Das</strong> aktuelle Projekt heißt „Visions & Fantasy“<br />
<strong>und</strong> ist am Sonntag, 12. <strong>November</strong>, im Festsaal<br />
Riesei in Werdohl zu<br />
erleben. <strong>Komplett</strong> stellt<br />
das in seiner Art einzigartige<br />
Orchester vor.<br />
Westfalen Winds, das<br />
aufstrebende<br />
Amateure,<br />
sind etwa 75 hochtalentierte<br />
Musikstudenten<br />
<strong>und</strong> professionelle<br />
Musiker aus<br />
der<br />
nordrhein-westfälischen<br />
Orchesterlandschaft.<br />
Zu mindestens<br />
zwei Projekten im Jahr<br />
strömen die Musiker<br />
zusammen, um das<br />
einzigartige Orchesterkonzept<br />
von Westfalen<br />
Winds mit Leben<br />
zu füllen <strong>und</strong> den unverwechselbaren<br />
Klang auf Höchstniveau zu formen.<br />
<strong>Das</strong> Orchester verwaltet sich als gemeinnütziger Verein<br />
durch die Musiker selbst. Neben dem gewählten<br />
Orchestervorstand übernehmen die Stimmführer der<br />
Instrumentengruppen die vielfältigen Verwaltungsaufgaben<br />
des Orchestermanagements. 1. Vorsitzender ist<br />
derzeit Martin Fuchs aus Lüdenscheid, 2. Vorsitzender<br />
Julian Kampmann aus Neuenrade. Künstlerischer Leiter<br />
des Orchesters ist Ulrich Schmidt.<br />
Der Klangkörper finanziert sich selbst durch Vereinsbeiträge,<br />
Förderer <strong>und</strong> Unterstützer sowie durch Konzerteinnahmen.<br />
So ist Westfalen Winds noch eines der<br />
wenigen frei getragenen Auswahlensembles unter den<br />
führenden sinfonischen Blasorchestern in NRW <strong>und</strong> den<br />
angrenzenden B<strong>und</strong>esländern.<br />
Partnerschaften mit Spitzenensembles<br />
in den Niederlanden <strong>und</strong> Japan<br />
Dieses außergewöhnliche Orchester sieht seinenkünstlerischen<br />
Anspruch in der Entwicklung dersinfonischen<br />
Bläsermusik mit einem Höchstmaß anQualität, insbesondere<br />
durch Interpretationen vonOriginalkompositionen,<br />
Initiierungen neuerKompositionen oder durch<br />
Gastspiele internationalrenommierter Solisten <strong>und</strong> Dirigenten.<br />
Neben zahlreichen internationalen Konzertreisen, u. a.<br />
nach Italien 2010, Japan 2015 <strong>und</strong> Spanien <strong>2017</strong>, sowie<br />
erfolgreichen Teilnahmen an nationalen wie internationalen<br />
Wettbewerben, kooperierte Westfalen Winds<br />
bereits mit einer Vielzahl hochklassiger Solisten. So<br />
konnten u. a. das Posaunenquartett der Berliner Philharmoniker,<br />
Falk Maertens (Solotrompeter Deutsches
Symphonie-Orchester Berlin), Hermann Bäumer (GMD<br />
Staatstheater Mainz), Stefan Dohr (Solohornist Berliner<br />
Philharmoniker) <strong>und</strong> Walter Ratzek (Stabsmusikkorps<br />
der B<strong>und</strong>eswehr a. D.) als Gäste begrüßt werden.<br />
Westfalen Winds unterhält darüber hinaus enge Partnerschaften<br />
zu Spitzenensembles in Europa <strong>und</strong> Asien.<br />
2014 wurde mit der Koninklijke Harmonie Orpheus Tilburg,<br />
unter der Leitung des bedeutsamen niederländischen<br />
Dirigenten <strong>und</strong> Komponisten Hardy Mertens, eine<br />
Partnerschaft geschlossen. Im Frühjahr 2015 initiierte<br />
Westfalen Winds einen internationalen Kulturaustausch<br />
zwischen Deutschland <strong>und</strong> Japan <strong>und</strong> begab sich in Kooperation<br />
mit dem Goethe-Institut <strong>und</strong> dem Auswärtigen<br />
Amt als musikalischer Botschafter auf eine knapp<br />
zweiwöchige Konzertreise in die Präfektur Saitama. Vor<br />
Ort wurde Westfalen Winds von der Omiya Wind Symphony,<br />
unter der Leitung des vielfach ausgezeichneten<br />
Dirigenten Toshio Akiyama, als Ehrengast zu mehreren<br />
Konzertfestivals eingeladen <strong>und</strong> veranstaltete mehrere<br />
musikpädagogische Workshops für junge Schüler der<br />
Region Kazo. Glanzvoller Höhepunkt war die Knüpfung<br />
einer nachhaltigen Partnerschaft zwischen der Omiya<br />
Wind Symphony <strong>und</strong> Westfalen Winds.<br />
Ein gesellschaftliches Zeichen<br />
setzen für kulturelle Vielfalt<br />
<strong>Das</strong> Konzert Visions & Fantasy in Werdohl ist das vierte<br />
<strong>und</strong> letzte Westfalen-Winds-Konzert in diesem Jahr. Es<br />
widmet sich inhaltlich der kulturellen Vielfalt. „In Zeiten,<br />
die geprägt sind von Flucht <strong>und</strong> Angst, von geschürten<br />
Vorbehalten <strong>und</strong> befeuerter Ignoranz, kann die Musik<br />
besondere Brücken der Verständigung <strong>und</strong> vor allem<br />
des Verständnisses bauen“, meint Westfalen-Winds-<br />
Vorsitzender Martin Fuchs. Aus diesem Gr<strong>und</strong> möchte<br />
Westfalen Winds mit diesem fantasievollen Konzert<br />
ganz bewusst ein gesellschaftliches Zeichen zu Gunsten<br />
der kulturellen Diversität <strong>und</strong> der offenherzigen Begegnung<br />
setzen.<br />
<strong>Das</strong> Orchester spielt in Werdohl u.a. „Der Herr der Ringe“<br />
als Sinfonie Nr. 1 von Johan de Meij. Neben der Orchestermusik<br />
de Meijs, die bereits 1989 zum Buchzyklus Tolkiens<br />
komponiert wurde, präsentiert Westfalen Winds<br />
ein farbenprächtiges Mosaik unterschiedlichster Stile,<br />
sodass sich die Zuhörer unter dem Thema „Visions &<br />
Fantasy“ ebenso auf leidenschaftliche spanische Tänze,<br />
furiose afro-kubanische Rhythmen <strong>und</strong> virtuose Klangmalerei<br />
aus den Mythen Griechenlands mit Werken von<br />
Keith Gates <strong>und</strong> Victoriano Valencia freuen können. So<br />
wird auf unterhaltsame wie anregende Weise jeder Altersgruppe<br />
Zugang zum verbindenden Kernelement des<br />
Abends geboten: dem Wunsch nach Freiheit, der alle<br />
Menschen in Einklang bringt.<br />
<strong>Das</strong> Konzert „Visions & Fantasy“ beginnt am 12. <strong>November</strong><br />
um 16 Uhr im Festsaal Riesei in Werdohl.<br />
Eintrittskarten können per Mail an tickets@westfalen-winds.de<br />
im Vorverkauf für 8 Euro reserviert<br />
werden. Restbestände gibt es für 10 Euro an der<br />
Abendkasse. Schüler, Studenten <strong>und</strong> Menschen mit<br />
Schwerbehinderung haben freien Eintritt.<br />
www.westfalen-winds.net<br />
Der Dirigent<br />
Ulrich Schmidt, geboren 1970, studiertean der Folkwang-Hochschule<br />
in EssenOrchestermusik mit dem<br />
HauptfachTrompete sowie Instrumentalpädagogik.<br />
Schon während seines Studiums war Schmidt sowohl<br />
als Instrumentallehrer an verschiedenen Musikschulen<br />
als auch als Dirigent tätig. Seit August 2010 unterrichtet<br />
er als Musiklehrer an der Ganztagsschule Syke bei<br />
Bremen. Wichtige ergänzende Impulse erhielt Schmidt<br />
durch sein Studium der Blasorchesterleitung bei Pierre<br />
Kuijpers am Conservatorium Maastricht, das er 2008<br />
als Bachelor of Arts erfolgreich abschließen konnte.<br />
Zunächst als Gastdirigent für ein Jahr mit der künstlerischen<br />
Leitung von Westfalen Winds betraut, übernahm<br />
Schmidt 2005 die westfälische Bläserphilharmonie von<br />
Franz Schulte-Huermann.<br />
3<br />
Fragen<br />
Ulrich Schmidt, künstlerischer Leiter<br />
Westfalen Winds<br />
Westfalen Winds vereinigt als Projektorchester Profis<br />
<strong>und</strong> Amateure in seinen Reihen. Wer kann als Musiker<br />
Aufnahme finden, welche Voraussetzungen muss<br />
er bzw. sie mitbringen?<br />
Die verschiedenen Persönlichkeiten, die im Zusammenspiel<br />
„Westfalen Winds“ bilden haben alle sehr<br />
75
unterschiedliche musikalische Biografien. <strong>Das</strong> ist allerdings<br />
naturgemäß bei den meisten Orchestern der Fall.<br />
Im Unterschied zu einigen anderen Orchestern, die auf<br />
vergleichbar hohem Niveau arbeiten, werden bei der<br />
westfälischen Bläserphilharmonie aber keine Probespiele<br />
durchgeführt, um die Musiker auszuwählen. Der Charakter<br />
von „Westfalen Winds“ hat sich über einen langen<br />
Zeitraum entwickelt <strong>und</strong> ist geprägt durch die Menschen,<br />
die Westfalen Winds sind. Eine wesentliche Komponente<br />
ist daher das menschliche Miteinander, das funktionieren<br />
muss, damit sich musikalisch gute Ergebnisse realisieren<br />
lassen. <strong>Das</strong> lässt sich mit einem Probespiel nicht<br />
herausfinden, daher wird allen Interessierten die Möglichkeit<br />
gegeben mitzuspielen, um dann gemeinsam herauszufinden,<br />
ob es passt oder eben nicht.<br />
Rein technisch lassen sich die erforderlichen Qualitäten<br />
nur sehr allgemein umschreiben - ein Musiker, der bei<br />
Westfalen Winds mitspielen möchte, muss neben der Beherrschung<br />
seiner Stimme in der Lage sein, „Ohr, Auge<br />
<strong>und</strong> Emotion“ für das Gesamte zu haben, um sich dort<br />
mit seinem Instrument gezielt einpassen zu können.<br />
Die westfälische Bläserphilharmonie beansprucht<br />
für sich, einen unverwechselbaren Klang auf Höchstniveau<br />
zu haben. Was macht diesen Klang aus, wie<br />
erreichen Sie als künstlerischer Leiter diesen einzigartigen<br />
Charakter?<br />
Diese Frage kann ich nicht beantworten. Jede Kunstform<br />
ist für sich einzigartig. Ich kann versuchen, ein Gemälde<br />
mit Worten oder mit Musik zu beschreiben - dabei<br />
entsteht dann aber etwas völlig Neues. Ob ein Zuhörer<br />
dann Verbindungen zwischen dem Gemälde <strong>und</strong> einer<br />
durch das Gemälde inspirierten Komposition entdeckt,<br />
hängt vermutlich genauso sehr vom Zuhörer selbst ab<br />
wie von der Interpretation durch das Orchester. Analog<br />
dazu kann ich das Charakteristische unseres Klanges<br />
nicht erschöpfend mit Worten beschreiben - der Klang<br />
entsteht in den Köpfen des Publikums. Allerdings haben<br />
wir von unseren Zuhörerinnen <strong>und</strong> Zuhörern häufig<br />
die Reaktion bekommen, das wir „anders“ klingen als<br />
andere Orchester. Und die Arbeit am Klang ist ausdrücklich<br />
immer ein wesentlicher Teil der Probenarbeit, bei<br />
der es erforderlich ist, eine genaue Vorstellung davon<br />
zu haben, wie es klingen soll. Entscheidend ist dann,<br />
wie schon angedeutet, dass jeder einzelne Musiker <strong>und</strong><br />
jede Musikerin aktiv daran mitarbeitet, einen gemeinsamen<br />
Klang zu entwickeln.<br />
Was dürfen die Zuhörer beim Konzert Vision & Fantasy<br />
in Werdohl erwarten?<br />
… ein sehr abwechslungsreiches Programm bei dem wir<br />
den gedanklichen roten Faden des Freiheitskampfes,<br />
kompositorisch auf sehr unterschiedliche Weise umgesetzt,<br />
vorstellen möchten. <strong>Das</strong> Motto „Vision & Fantasy“<br />
bezieht sich dabei auf die Notwendigkeit, Visionen <strong>und</strong><br />
Fantasien zu haben, um einen Freiheitsgedanken überhaupt<br />
entwickeln zu können.<br />
WINTER-SPEKTAKULUM<br />
BURG ALTENA<br />
1. - 3. <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Weihnachtlicher Trubel, Gaukler <strong>und</strong> Akrobaten,<br />
Musik mit Reliquiae, Fuchsteufelswild,<br />
Donner & Doria <strong>und</strong> vieles mehr<br />
Infos <strong>und</strong> Programm: www.maerkischer-kreis.de<br />
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mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung:<br />
76
Herbstzeit - Erkältungszeit<br />
Heilpraktikerin Petra Hammecke gibt<br />
für <strong>Komplett</strong> Ges<strong>und</strong>heitstipps.<br />
Nun ist sie wieder da – die<br />
Erkältungszeit. Husten, tropfende<br />
Nase, Halsschmerzen<br />
<strong>und</strong> Gliederschmerzen<br />
gehören zur Symptomatik.<br />
Und wieder denken wir:<br />
Hoffentlich bleibe ich diesmal<br />
verschont.<br />
Wie kommt es dazu?<br />
Gewöhnliche Auslöser sind Viren (meist Rhinoviren).<br />
Nicht nur die echten Grippe-Viren - die Influenza-Viren,<br />
sondern auch andere Virenarten verursachen ein starkes<br />
Krankheitsgefühl. Aber nur, wenn der Auslöser der Beschwerden<br />
der Influenza-Virus ist, sprechen wir von einer<br />
echten Grippe, ansonsten handelt es sich in der Fachsprache<br />
um einen grippalen Infekt.<br />
Problematisch wird es, wenn Bakterien die Chance bekommen,<br />
sich ungehemmt zu vermehren. <strong>Das</strong> kann zum<br />
Beispiel während einer Erkältung passieren, wenn die<br />
Schleimhäute durch trockene Luft <strong>und</strong> die Viren-Abwehr<br />
schon vorgeschädigt sind. Für die Bakterien ist es dann<br />
ein leichtes, diese Schutzbarriere zu überwinden, sich<br />
noch oben auf die virale Infektion zu setzen <strong>und</strong> so eine<br />
bakterielle Superinfektion auszulösen.<br />
Wie lange dauert ein Infekt an?<br />
Eine Faustregel für Erkältung besagt: 3 Tage kommt sie,<br />
3 Tage bleibt sie, 3 Tage geht sie. Nach spätestens zwei<br />
Wochen sind die meisten Infekte überstanden. Dauert<br />
die Erkältung länger an, ist das ein Hinweis auf ein geschwächtes<br />
Immunsystem. Eine echte Grippe kann länger<br />
anhalten – v.a. das Schwächegefühl. Kinder überstehen<br />
einen Infekt oft viel schneller, da sie über stärkere<br />
Selbstheilungskräfte verfügen. Dazu gehört auch das Fieber.<br />
Da Erwachsene meist weniger fiebern, bekämpfen<br />
sie dadurch den Infekt weniger effektiv als Kinder.<br />
Vorbeugen statt nachsorgen<br />
Händewaschen so oft es geht.<br />
Aber was tun, wenn es uns doch erwischt hat <strong>und</strong> wir<br />
die ersten Symptome spüren?<br />
• Omas Hausmittel heißt Inhalation! Die heißen<br />
Dämpfe angereichert mit Meersalz, Kamille, Salbei,<br />
Pfefferminze, Thymian <strong>und</strong> Eukalyptus befeuchten<br />
die Schleimhäute <strong>und</strong> sorgen für eine verbesserte<br />
Atmung. Verschiedene pflanzliche <strong>und</strong> homöopathische<br />
Mittel stehen zur Verfügung, um das Immunsystem<br />
zu stärken.<br />
• Unterstützen Sie die Darmflora, hier sitzen die<br />
meisten immunkompetenten Zellen.<br />
• Ab ins Bett <strong>und</strong> auskurieren, gönnen Sie sich Ruhe<br />
<strong>und</strong> Entspannung.<br />
• Vermeiden Sie Unterkühlung.<br />
• Zwiebeln sind ein tolles Hausmittel: v.a. als Zwiebelsaft<br />
bei Husten <strong>und</strong> Zwiebelsäckchen bei Ohrenschmerzen.<br />
• Bei Halsschmerzen kann das Gurgeln mit Salbeitee<br />
die Beschwerden lindern.<br />
• Kühlende oder wärmende Wickel <strong>und</strong> Auflagen mit<br />
Zitrone, Kartoffel, Quark - aufgelegt im Hals- <strong>und</strong><br />
Brustbereich können Beschwerden lindern.<br />
• Die gute alte Hühnersuppe gilt als altes Hausmittel<br />
bei Erkältungen. Die heiße Suppe erhöht die Körpertemperatur<br />
<strong>und</strong> rückt so den Bakterien zuleibe.<br />
• Trinken Sie viel, vor allem Tee, Tee <strong>und</strong> nochmals<br />
Tee: besonders geeignete Teesorten sind Ingwer-,<br />
Hol<strong>und</strong>er- oder Lindenblütentee, sie regen das Immunsystem<br />
an.<br />
• Gehen Sie täglich an die frische Luft.<br />
• Halten Sie in der Öffentlichkeit nach Möglichkeit<br />
Abstand, so vermeiden Sie Ansteckung.<br />
• Meiden Sie zu trockene Heizungsluft <strong>und</strong> lüften Sie<br />
ausreichend.<br />
Ein starkes <strong>und</strong> ausgeglichenes Immunsystem schützt<br />
uns am besten vor den ungewollten Eindringlingen.<br />
Die wichtigsten Säulen, um die Abwehrkräfte zu stärken,<br />
sind eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit<br />
vielen Vitaminen, Spurenelementen <strong>und</strong> Mineralstoffen,<br />
ausreichend Bewegung an frischer Luft, geruhsamer<br />
Schlaf <strong>und</strong> ein ausgeglichenes Maß zwischen Stress <strong>und</strong><br />
Entspannung. Auch Reiztherapien wie Sauna, Wassertreten,<br />
Kneippgüsse (lang: warm, kurz: kalt) sind sinnvoll<br />
für unser Immunsystem. Außerdem in der Erkältungszeit<br />
Bei hohem Fieber <strong>und</strong> anhaltender Symptomatik sollte<br />
medizinische Hilfe eingeholt werden. Ansonsten können<br />
Sie sehr viel selber tun, um Ihr Immunsystem zu stärken,<br />
so dass Sie die Vorzüge der Herbst- <strong>und</strong> Winterzeit<br />
genießen können.<br />
77
FÜR NEUE MEDIEN BRAUCHT ES<br />
IDEALISMUS<br />
Lokale Journalistenprojekte <strong>Komplett</strong>-Magazin <strong>und</strong> TACH! finden landesweit Interesse<br />
<strong>Das</strong> <strong>Komplett</strong>-Magazin findet in Journalistenkreisen landesweit<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> wird mit großem Interesse<br />
beobachtet.<br />
Im Oktober wurde Mitherausgeber Bernhard Schlütter<br />
vom Märkischen Presseverein (MPV) im Deutschen<br />
Journalisten-Verband (DJV) NRW ins Journalistenzentrum<br />
Haus Busch in Hagen eingeladen, um über das<br />
<strong>Komplett</strong>-Projekt zu informieren. Beim Themenabend<br />
„Wir können auch anders – alternative Medien in der<br />
Region“ waren außerdem Wolfgang Teipel aus Lüdenscheid<br />
vom Online-Portal TACH! (<strong>und</strong> darüber hinaus<br />
<strong>Komplett</strong>-Autor) <strong>und</strong> Simone Jost-Westendorf von der<br />
Stiftung „Vor Ort NRW“ der Landesanstalt für Medien<br />
mit von der Partie. Michaela Rensing (WDR) moderierte.<br />
Im Publikum saßen neben etlichen MPV-Mitgliedern<br />
auch Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer des aktuellen<br />
Volontärsseminars im Journalistenzentrum.<br />
Erkenntnis des Abends: Für neue lokale Medien braucht<br />
es viel Idealismus. Materiell leben kann man aktuell<br />
von den Erlösen nicht, berichteten Bernhard Schlütter<br />
<strong>und</strong> Wolfgang Teipel. <strong>Das</strong> Online-Portal TACH! gibt es,<br />
weil es allen Beteiligten so wichtig ist, dass sie vorerst<br />
auf Honorar verzichten. Anzeigen- <strong>und</strong> Unterstützererlöse<br />
deckten 2016 gerade die übrigen Kosten, so Wolfgang<br />
Teipel.<br />
Etwas besser sieht die Ergebnisrechnung beim sechsmal<br />
im Jahr erscheinenden <strong>Komplett</strong>-Printmagazin aus.<br />
Da gibt es für alle Mitwirkenden Honorar, erklärte Bernhard<br />
Schlütter. In beiden Projekten stecke auf jeden Fall<br />
viel Potenzial, sind sich die beiden Freiberufler einig.<br />
Eine Motivation für beide Projekte ist, nicht tatenlos<br />
hinzunehmen, dass in fast allen Städten des Märkischen<br />
Kreises nur noch eine Tageszeitungsredaktion<br />
vertreten ist. „Wir leisten mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin<br />
<strong>und</strong> der lokalen Onlinezeitung TACH! auch einen Beitrag<br />
zur Attraktivität unserer Region“, stellt Bernhard Schlütter<br />
fest. ut<br />
Weihnachtsaktion<br />
Unter allen Fahrschülern/-innen, die sich vom 1. <strong>November</strong> bis zum<br />
21. <strong>Dezember</strong> für eine Vollausbildung zum Auto- oder Motorradführerschein<br />
neu anmelden, verlose ich Fahrst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Tankgutscheine.<br />
Reichsstraße 56f · 58840 Plettenberg · 01 70/52 17 66 2<br />
www.midderhoff-berghold.de<br />
Öffnungszeiten: dienstags <strong>und</strong> donnerstags ab 17.30 Uhr<br />
78
FITNESSTRAINING MIT SEEBLICK<br />
Die <strong>Sorpe</strong>see GmbH errichtet einen Mehrgenerationen-<br />
Bewegungspark mit r<strong>und</strong> 18 Stationen im Langscheider<br />
Kurpark. <strong>Das</strong> Projekt wird aus Leader-Mitteln gefördert<br />
<strong>und</strong> soll im Jahr 2018 fertiggestellt werden.<br />
„Wir möchten die Idee des Trimm-Dich-Pfades in moderner,<br />
innovativer <strong>und</strong> damit zukunftsfähiger Form wieder<br />
aufgreifen“, erklärt Prokurist Niklas Wortmann von der<br />
<strong>Sorpe</strong>see GmbH. In Städten wie Köln seien hierdurch bereits<br />
an einigen öffentlich zugänglichen Stellen Begegnungsstätten<br />
für Jung <strong>und</strong> Alt geschaffen worden.<br />
Die Bandbreite der Bewegungs- <strong>und</strong> Kraftangebote<br />
reicht dabei von der Calisthenics-Bewegung über Aktiv-<br />
Angebote für Menschen mit Behinderung bis hin zu Freispielflächen<br />
<strong>und</strong> Yoga-Plätzen. Der neue Mehrgenerationen-Bewegungspark<br />
soll auch für eine Belebung des<br />
derzeit wenig genutzten Kurparks zwischen Seepromenade<br />
<strong>und</strong> Haus des Gastes in Langscheid dienen. Er richtet<br />
sich an alle Gäste <strong>und</strong> Bewohner am <strong>Sorpe</strong>see <strong>und</strong><br />
soll im Jahr 2018 fertig gestellt werden.<br />
Die offene Gestaltung der Anlage, die kommunikative<br />
Ausrichtung sowie die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten<br />
für die lokalen Vereine hat die Leader-Akteure<br />
überzeugt. Ute Schlecht vom Ruderclub <strong>Sorpe</strong>see führte<br />
aus, dass der Outdoor-Park dabei helfen könne, die<br />
Koordinations-, Kraft- <strong>und</strong> Athletiktrainingsangebote der<br />
Vereine für Jung <strong>und</strong> Alt zu verbessern. Regionalmanager<br />
Lars Morgenbrod freut sich über die neue Idee: „Dieses<br />
Projekt zeigt beispielhaft, wie der Trend der Green<br />
Wellness genutzt werden kann. Die hohe kommunikative<br />
Komponente des Parcours‘ ermuntert zum gemeinsamen<br />
Sport treiben in der Natur. Und das auch noch<br />
mit Seeblick.“<br />
Wohnangebot für Menschen<br />
mit deutlichem Pflegebedarf<br />
Sie sind pflegebedürftig, zwischen 40 <strong>und</strong> 65<br />
Jahre alt <strong>und</strong> im vollen Besitz ihrer geistigen<br />
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79
HÜTTENZAUBER<br />
EIN HUBBI-KURZKRIMI Von Pia Mester<br />
Leichte Schneeflocken, fein wie Puderzucker, stoben<br />
Hubbi <strong>und</strong> Lotte ins Gesicht, als sie das Einkaufszentrum<br />
verließen.<br />
„Puh! <strong>Das</strong> war ja anstrengender als eine R<strong>und</strong>e Spinning<br />
bei Joe!“, sagte Lotte <strong>und</strong> zog sich eine Strickmütze über<br />
ihren dunkelbraunen Zopf.<br />
„Kannst du laut sagen“, meinte Hubbi, obwohl sie<br />
noch nie bei diesem ominösen Spinning gewesen<br />
war. Es war zwar erst der erste Adventssamstag, aber<br />
das Weihnachtsgeschäft lief bereits auf Hochtouren.<br />
Hubbi <strong>und</strong> Lotte hatten sich vorgenommen, heute<br />
alle Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Aus Erfahrung<br />
wusste Hubbi nämlich, dass sie die adventliche<br />
Shopping-Kampftour nur ein einziges Mal ertrug. Wen<br />
sie dabei vergessen hatte, der wurde durch Pralinen<br />
von der Tankstelle beglückt.<br />
Doch heute waren sie erfolgreich gewesen. Hubbi warf<br />
einen Blick in ihre Tüten: Für ihre Mutter hatte sie das<br />
neueste Buch ihres Lieblings-Fernsehkochs ergattert, ihr<br />
Vater würde sich über die Pantoffeln freuen <strong>und</strong> Dackel<br />
Meter würde sein Geschenk - einen Fleischwurstkringel -<br />
zum Fressen gern haben. Sie hatte auch eine Kleinigkeit<br />
für Tristan gekauft: ein Mousepad mit Star-Wars-Motiv.<br />
Als Dank dafür, dass er ihr mit seinem Computerwissen<br />
bei ihren detektivischen Einsätzen so oft unter die Arme<br />
griff. Bei dem Gedanken, wie sie es ihm überreicht,<br />
wurde ihr ganz warm im Gesicht.<br />
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Lotte <strong>und</strong> schaute<br />
Hubbi aufgeregt an. „Zum nach Hause fahren ist es<br />
eindeutig noch zu früh.“<br />
„Wie wäre es mit einem warmen Getränk?“, fragte Hubbi<br />
<strong>und</strong> schaute zum Weihnachtsmarkt, der an diesem<br />
Wochenende eröffnete. Die Buden leuchteten heimelig<br />
im Licht der Laternen <strong>und</strong> Lichterketten. In der Mitte<br />
des Marktes prangte ein riesiger Weihnachtsbaum mit<br />
leuchtenden Engeln.<br />
Lotte grinste. „Die erste R<strong>und</strong>e geht auf mich.“<br />
In der Bude, die sie auswählten, war es voll <strong>und</strong><br />
stickig. Die Leute redeten fröhlich durcheinander, im<br />
Hintergr<strong>und</strong> lief leise Weihnachtsmusik. Offenbar<br />
hatten die meisten Gäste die Weihnachtseinkäufe<br />
ebenfalls schon hinter sich gebracht. Hubbi entdeckte<br />
eine ganze Menge Tüten des Ladens, in dem auch Lotte<br />
kräftig zugeschlagen hatte.<br />
Sie ergatterten einen Stehtisch, von wo aus sie es nicht<br />
weit zum Eingang <strong>und</strong> zur Theke hatten. Ihre Einkäufe<br />
stellten sie unter dem Tisch ab. Lotte ging weg <strong>und</strong><br />
kam schon kurz darauf mit zwei dampfenden Tassen<br />
Glühwein zurück.<br />
„Auf einen erfolgreichen Weihnachtseinkauf“, sagte sie<br />
<strong>und</strong> hob die Tasse, um mit Hubbi anzustoßen. Beide<br />
nahmen einen tiefen Schluck von ihrem Glühwein, der<br />
so heiß <strong>und</strong> stark war, dass Hubbi husten musste.<br />
Auf einmal ertönte ein Lied, das nicht von Besinnlichkeit<br />
<strong>und</strong> Kerzen am Baum handelte. „I will always love you“,<br />
von Whitney Houston. Hubbi schaute sich um. <strong>Das</strong> Lied<br />
kam aus Lottes Handtasche. Die errötete <strong>und</strong> fischte<br />
ihr Handy heraus. „Jonas“, flüsterte sie <strong>und</strong> nahm ab.<br />
„Hallo Schatz“, gurrte sie.<br />
Hubbi nickte. Jonas war Lottes frisch angetrauter<br />
Ehemann. Die beiden waren noch so verliebt wie am<br />
ersten Tag, was Hubbi gelegentlich auf die Nerven ging.<br />
Doch heute freute sie sich über Lottes glühende Wangen,<br />
während diese ihrem Mann von ihrem Tag berichtete.<br />
Dabei zog Lotte gedankenverloren eine Schmuckschatulle<br />
aus ihrer Einkaufstüte, stellte sie vor sich auf den Tisch<br />
<strong>und</strong> öffnete sie. Es waren goldene Manschettenknöpfe<br />
für Jonas. Der war gerade befördert worden, was Lotte<br />
zum Anlass nahm, ihm dieses in Hubbis Augen viel zu<br />
teure Weihnachtsgeschenk zu kaufen.<br />
Lotte strich mit dem Zeigefinger über das Gold <strong>und</strong><br />
lächelte versonnen, während sie Jonas am anderen Ende<br />
der Leitung lauschte. Hubbi verdrehte demonstrativ die<br />
Augen, aber Lotte tat so, als bemerke sie das nicht.<br />
„OK, bis später, Bärchen“, raunte sie ins Telefon <strong>und</strong><br />
legte auf. „Ob ihm die Manschettenknöpfe gefallen<br />
werden?“, fragte sie Hubbi.<br />
„Bestimmt“, meinte Hubbi. „Ansonsten gebt ihr sie<br />
zurück <strong>und</strong> fliegt für das Geld eine Woche auf die<br />
Malediven.“<br />
Lotte schaute Hubbi entgeistert an. „Meinst du, sie<br />
waren zu teuer?“<br />
<strong>Das</strong> dachte Hubbi tatsächlich, wollte ihrer Fre<strong>und</strong>in aber<br />
die Laune nicht verderben. „Ach, Unsinn, sie sind toll.“<br />
Lotte schien erleichtert.<br />
Hubbi trank noch einen Schluck Glühwein. „Welchen<br />
Klingelton hast du eigentlich für mich?“<br />
Lotte tippte auf ihrem Handy <strong>und</strong> grinste verschwörerisch.<br />
Die ersten Töne eines Liedes erklangen, das Hubbi sofort<br />
erkannte: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“.<br />
Sie lachte laut auf. „<strong>Das</strong> passt!“, rief sie.<br />
80
„Fand ich auch“, meinte Lotte, <strong>und</strong> ließ das Handy<br />
gemeinsam mit der Schmuckschatulle in die Einkaufstüte<br />
zu ihren Füßen gleiten.<br />
„Ich hab schon leer“, sagte sie mit Blick in ihre Tasse.<br />
„Deine R<strong>und</strong>e.“<br />
Hubbi nickte <strong>und</strong> wollte sich aufmachen, neue Getränke<br />
zu besorgen, als auf einmal ein Schrei durch den Raum<br />
hallte. Hubbi suchte nach der Quelle <strong>und</strong> entdeckte eine<br />
Frau, die vor der Eingangstür zusammengebrochen war.<br />
Ihr Gesicht war blass wie Schnee <strong>und</strong> sie atmete flach.<br />
Hubbi war so geschockt, dass sie sich kaum bewegen<br />
konnte. Da drängte Lotte sie zur Seite <strong>und</strong> ging<br />
zielstrebig zu der bewusstlosen Frau. Lotte arbeitete<br />
als freiwillige Sanitäterin beim Roten Kreuz <strong>und</strong> kannte<br />
sich in solchen Situationen aus. Sie bückte sich <strong>und</strong><br />
sprach leise mit der Frau.<br />
„Der Notarzt ist schon verständigt“, hörte Hubbi<br />
jemanden rufen. In der Hütte war es mucksmäuschenstill<br />
geworden. Alle beobachteten, wie Lotte der Frau, die<br />
mittlerweile wieder zu sich gekommen war, in eine<br />
sitzende Position half. Mittlwerweile war eine andere<br />
Frau dazu gekommen, die die Verletzte offenbar<br />
kannte. „Sie ist Diabetikerin“, sagte sie <strong>und</strong> holte ein<br />
Blutzuckermessgerät hervor.<br />
Durch die Fensterscheiben schien blaues Licht herein.<br />
Der Notarzt war da. Lotte erhob sich <strong>und</strong> kam zurück<br />
zu Hubbi. „Sah schlimmer aus, als es ist“, flüsterte sie<br />
ihr zu.<br />
Der Notarzt versorgte die Frau. Dabei blockierten sie die<br />
Eingangstür.<br />
Lotte zog Hubbi zurück zu ihrem Tisch. „Komm, ich habe<br />
keine Lust mehr, lass uns gehen.“<br />
Sie beugte sich herunter, um ihre Tüten aufzuheben,<br />
<strong>und</strong> stieß einen spitzen Schrei aus.<br />
„Was ist?“, fragte Hubbi alarmiert.<br />
Lotte hievte ihre Sachen auf den Tisch. „Die große Tüte,<br />
sie ist weg. Aber gerade stand sie doch noch da.“ Sie<br />
schluckte. „Da waren die Manschettenknöpfe drin.“<br />
Hubbi dachte, dass es wohl keine gute Idee gewesen<br />
war, die kostbaren Schmuckstücke hier vor aller<br />
Augen auszupacken <strong>und</strong> über ihren Preis zu reden.<br />
Wahrscheinlich hatte jemand das Chaos ausgenutzt<br />
<strong>und</strong> sich die Tüte genommen, als Lotte sich um die Frau<br />
gekümmert hatte. Sie schaute sich um <strong>und</strong> sah überall<br />
dieselbe Plastiktüte. <strong>Das</strong> Geschäft hatte an diesem<br />
Tag mit ordentlichen Rabatten gelockt <strong>und</strong> viele Leute<br />
waren dem gefolgt.<br />
Ihr Blick fiel auf die Tür, wo die Sanitäter sich noch<br />
immer um die zusammengebrochene Frau kümmerten.<br />
Da ging ihr ein Licht auf.<br />
„Wir müssen uns beeilen“, sagte Hubbi. „Solange noch<br />
keiner die Hütte verlassen kann.“<br />
Lotte schaute sie verständnislos an. Hubbi sah Tränen in<br />
ihren Augen. Sie wusste, dass sich Lotte das Geschenk<br />
für ihren Mann wahrscheinlich vom M<strong>und</strong> abgespart<br />
hatte. Es durfte einfach nicht sein, dass sie es jetzt<br />
schon wieder verloren haben sollte.<br />
„Du musst jetzt mal gut zuhören“, sagte Hubbi zu ihrer<br />
Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> zog ihr eigenes Handy aus der Handtasche.<br />
Dann wählte sie eine Nummer.<br />
In einer Ecke der Hütte ertönte „Ohne Krimi geht die<br />
Mimi nie ins Bett“.<br />
Hubbi ermittelt auch in voller Buchlänge. „Kassensturz<br />
- Hubbis erster Fall“ <strong>und</strong> „Fingerspitzengefühl<br />
- Hubbis zweiter Fall“, sind als Taschenbuch<br />
<strong>und</strong> Ebook erhältlich. Außerdem erscheint demnächst<br />
„Vergissemeinnicht - Hubbis dritter Fall“.<br />
Mehr Infos auf www.hubbi-ermittelt.de<br />
Zeichnung<br />
Arnd Hawlina<br />
81
DER WEIHNACHTSBAUM<br />
Von Horst Hanke<br />
Wie alle Jahre wieder will ich in<br />
Küntrop bei Bauer Schulte unseren<br />
Weihnachtsbaum kaufen.<br />
Auf dem Weg dorthin komme<br />
ich an unserer Vereinskneipe<br />
vorbei <strong>und</strong> sehe dort einige mir<br />
bekannte Autos stehen. Automatisch<br />
tritt mein rechter Fuß<br />
auf die Bremse <strong>und</strong> eine innere<br />
Stimme spricht zu mir: „Deine Kumpels warten auf dich!“<br />
Minuten später stehe ich zwischen den Jungs an der<br />
Theke <strong>und</strong> verliere bald mein sonst so ausgeprägtes Zuverlässigkeitsgefühl.<br />
Irgendwann fällt mir aber meine<br />
Weihnachtsbaummission wieder ein <strong>und</strong> ich verlasse<br />
eiligst, wenn auch schweren Herzens, meine Fre<strong>und</strong>e.<br />
Weil mittlerweile größte Eile geboten ist, kaufe ich den<br />
erstbesten Baum bei Bauer Schulte <strong>und</strong> bin mit „einiger“<br />
Verspätung wieder zu Hause. Hier stiele ich den Baum<br />
ruckzuck ein <strong>und</strong> - er fällt um. Ich habe in meiner fast<br />
panischen Eile wohl das krümmste Exemplar erwischt,<br />
das Bauer Schulte im Angebot hatte. Er lässt sich einfach<br />
nicht in die Senkrechte bringen.<br />
Was tun?<br />
Ganz einfach. Ich entferne auf einer Seite alle Zweige<br />
<strong>und</strong> nagele den Baum mit zwei Krampen an die Wand.<br />
Man muss sich nur zu helfen wissen. Noch mehr Hilfe<br />
aber braucht meine Frau. Es gibt keinen Streit, aber ich<br />
höre ein Telefonat, das sie mit unserem Hausarzt führt:<br />
Sie bittet ihn um ein Mittel, das ihr den Glauben an mich<br />
zurückbringen solle.<br />
So fahre ich vor Weihnachten noch einmal zu Bauer<br />
Schulte <strong>und</strong> erkläre ihm: „Wir brauchen noch einen<br />
Baum.“ Ich finde ein Exemplar vom Feinsten, der würde<br />
sogar bei Heidi Klum zum Supermodel gewählt, eine<br />
bildhübsche Naturerscheinung - nur unten zu dick, wie<br />
sich zu Hause herausstellt. Er passt einfach nicht in den<br />
Christbaumständer.<br />
Noch einmal den Krampentrick? Bloß nicht! Also schnitzen.<br />
<strong>Das</strong> Problem ist erneut schnell gelöst. Bald steht<br />
ein schöner Weihnachtsbaum stolz in unserem Wohnzimmer<br />
<strong>und</strong> wartet darauf, geschmückt zu werden.<br />
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