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Naturschutzgebiet Geigelstein - Bergsteigerdorf Sachrang

Der Geigelstein liegt im westlichen Bereich der Chiemgauer Alpen und stellt mit seinen 1808 m Höhe den Hauptgipfel im Naturschutzgebiet dar, er bildet die Mitte der Bergsteigerdörfer Schleching & Sachrang. Der am 1. Juni 1991 zum Naturschutzgebiet ernannte Geigelstein mit seinem 1.808 Meter hohen Hauptgipfel gilt aufgrund seiner zahllosen Blüten als Blumenberg des Chiemgaus.

Der Geigelstein liegt im westlichen Bereich der Chiemgauer Alpen und stellt mit seinen 1808 m Höhe den Hauptgipfel im Naturschutzgebiet dar, er bildet die Mitte der Bergsteigerdörfer Schleching & Sachrang.
Der am 1. Juni 1991 zum Naturschutzgebiet ernannte Geigelstein mit seinem 1.808 Meter hohen Hauptgipfel gilt aufgrund seiner zahllosen Blüten als Blumenberg des Chiemgaus.

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<strong>Naturschutzgebiet</strong><br />

<strong>Geigelstein</strong>


Foto<br />

<strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Geigelstein</strong><br />

Das gute Miteinander vertiefte sich mit der gemeinsamen Bewerbung<br />

für das Prädikat „Bergsteigerdörfer“ des Deutschen Alpenvereins.<br />

Der <strong>Geigelstein</strong> ist verbindendes Element zwischen den Orten und sein<br />

<strong>Naturschutzgebiet</strong> ein wichtiges Kriterium im umfangreichen Anforderungskatalog.<br />

Dass dieser erfüllt werden konnte, und das Bemühen um einen sanften,<br />

naturverträglichen Tourismus, maßvolle und nachhaltige Entwicklung, Stärkung<br />

der Region sowie einer Balance zwischen Nutzung und Achtung mit dem Siegel<br />

„Bergsteigerdörfer“ belohnt wurde, erfüllt uns mit Freude.<br />

Es ist uns Ansporn und Verpflichtung zugleich.<br />

Josef Loferer, Erster Bürgermeister<br />

Gemeinde Schleching<br />

Peter Solnar, Erster Bürgermeister<br />

Gemeinde Aschau i.Chiemgau<br />

02 | 03 Grußwort


Schleching & <strong>Sachrang</strong><br />

Bergsteigerdörfer Schleching und <strong>Sachrang</strong><br />

Naturnaher Tourismus am <strong>Geigelstein</strong><br />

Die beiden Orte am <strong>Geigelstein</strong> – Schleching im Achental und <strong>Sachrang</strong> im Priental – gehören seit<br />

Juli 2017 zum erlesenen Kreis der „Bergsteigerdörfer“. Zusammen mit 24 anderen Orten in Österreich,<br />

Südtirol und Slowenien setzen sie sich aktiv für Umweltschutz und naturnahen Tourismus im Alpenraum<br />

ein. Bergsteigerdörfer haben alle ein wertvolles Kapital: unverfälschte alpine Landschaft und Natur,<br />

gelebte Traditionen, regionale Produkte hoher Qualität, Authentizität und viel Platz für den Bergsport und<br />

dazu noch eine Bevölkerung die genau diese Werte lebt und unterstützt! Damit sind sie Vorzeigeorte für<br />

eine touristische Entwicklung ohne technische Erschließung, Großskigebiete oder lärmende Events.<br />

Die Initiative „Bergsteigerdörfer“ ist ein Projekt der alpinen Vereine: Alpenverein Südtirol,<br />

Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein und Slowenischer Alpenverein.<br />

Alle Informationen über das Projekt und die einzelnen Orte unter www.bergsteigerdoerfer.de<br />

04 | 05 Bergsteigerdörfer


<strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Geigelstein</strong><br />

Gipfel der Biodiversität<br />

Gämse<br />

Der <strong>Geigelstein</strong><br />

Tüpfel-Enzian auf der Roßalm<br />

Im westlichen Bereich der Chiemgauer Alpen liegt der <strong>Geigelstein</strong> und stellt mit seinen 1808 m Höhe<br />

den Hauptgipfel im <strong>Naturschutzgebiet</strong> dar. Südlich davon befindet sich der Breitenstein, nördlich schließt<br />

sich das Roßalmplateau mit Roßalpenkopf und Weitlahnerkopf an. Das <strong>Naturschutzgebiet</strong> reicht im<br />

Westen bis in die Tallagen des Prientals, im Osten bis ins Achental.<br />

Die verschiedenen Höhenstufen vom Tal bis in die Gipfellagen weisen völlig unterschiedliche<br />

Lebensbedingungen auf, wodurch eine große Artenvielfalt entsteht. Ausschlaggebend dafür ist der<br />

reichhaltige Naturraum: ausgedehnte Bergwälder, Almen und Bergbäche sowie Krummholz und<br />

Felsbereiche in den Gipfellagen bieten zahlreichen Wildtieren Schutz und Heimat. Zu den bekanntesten<br />

zählen Gämsen, Murmeltiere und die verschiedenen Raufußhühner (Schneehuhn, Birkhuhn, Auerhuhn).<br />

Nicht zuletzt sorgt die Geologie für Abwechslung. Die charakteristische Gipfelpyramide des <strong>Geigelstein</strong>s<br />

besteht aus Hauptdolomit, der zu scharfen Graten verwittert. Mergelige Gesteine formen dagegen<br />

runde Geländeformen wie auf der Roßalm.<br />

06 | 07 Der <strong>Geigelstein</strong>


Stumpfblättrige Weide<br />

Felsbereiche<br />

Flechten<br />

Die markanten Grate im <strong>Geigelstein</strong>gebiet sind exponierte Lebensräume, in denen nur echte Spezialisten<br />

leben können. Geringe Humusauflage, häufige Trockenheit an Sonnentagen und Temperaturschwankungen<br />

zwischen Tag und Nacht stellen die hier lebenden Organismen vor Herausforderungen. Die Stumpfblättrige<br />

Weide, die zu den kleinsten Gehölzen zählt und dennoch ein richtiger Baum ist, entgeht beispielsweise dem<br />

kalten Wind im Winter, indem sie ihre Zweige in den Untergrund presst. Einen weiteren Spezialisten stellen<br />

Flechten dar, die sich aus einem Pilz und einer Alge zusammensetzen (Zwillingsorganismen).<br />

Sie wachsen auf den nackten Felsen, wobei der Pilz vom Zucker profitiert, den die Alge produziert, während<br />

diese auf den Pilz angewiesen ist, der ihr Wasser spendet.<br />

08 | 09 Vegetationszonen


Latschengürtel Südwest-Seite<br />

Latschengürtel<br />

Kalkmagerrasen mit Glocken-Enzian und Kugelblume<br />

In den Hochlagen gedeihen keine Bäume mehr, da häufig Stürme tosen und der Sommer zu kurz ist.<br />

Dort siedeln Bergkiefern, im bayerischen „Latschen“ genannt. Ihre elastischen Zweige lassen sich vom<br />

Schnee niederdrücken und richten sich nach der Schmelze unbeschadet wieder auf. In ihrem Schutz<br />

wachsen oft farbenprächtige Alpenpflanzen wie Almrausch, Alpenrebe oder Schneeheide. Das dichte<br />

Latschengebüsch bietet aber auch Gämsen, Rehen und den scheuen Raufußhühnern (Auerhuhn,<br />

Schneehuhn, Birkhuhn) Zuflucht.<br />

10 | 11 Vegetationszonen


Alpen-Pestwurz<br />

Schuttreissen<br />

Weiße Silberwurz<br />

Auf Grund der exponierten Lage sind die Felsen am <strong>Geigelstein</strong> der Verwitterung ausgesetzt.<br />

Durch die natürliche Zersetzung des Gesteins bilden sich Schotterflächen aus Felsschutt. Die Hohlräume<br />

zwischen den Steinen bieten Verstecke für Tiere – für Pflanzen stellen die sich bewegenden Schuttmassen<br />

allerdings einige Schwierigkeiten dar. Die Alpen-Pestwurz hat sich an die Bedingungen angepasst: wird sie<br />

vom Schutt bedeckt, wächst sie durch die Gesteinsmassen hindurch. Auch die Silberwurz besiedelt die<br />

Schuttreissen als Pionierpflanze und festigt dabei den Boden.<br />

12 | 13 Vegetationszonen


Almen<br />

Roßalmkaser<br />

Kühe auf der Alm<br />

Einst besaßen Almen als sommerliche Futterquelle für das Vieh eine große Bedeutung, während die Bauern<br />

im Tal gleichzeitig Heu für den Winter gewannen. Mit der Roßalm (1681 m) befindet sich eine der höchstgelegenen<br />

Almen Deutschlands im <strong>Naturschutzgebiet</strong>. Heute werden hauptsächlich Jungtiere auf die Almen<br />

getrieben, da die Milchwirtschaft auf den Almen keine große Rolle mehr spielt. Folglich sind viele historisch<br />

belegte Almgebäude inzwischen verfallen.<br />

Die meist durch Rodung von Bergwäldern entstandenen Almen sind ein jahrhundertealter Teil unserer<br />

Kulturlandschaft und haben das Landschaftsbild der Chiemgauer Alpen geprägt. Trockene, steindurchsetzte<br />

Bereiche grenzen an feuchte Senken, und nährstoffreiche Stellen wechseln sich ab mit kargen Kuppen, mit<br />

einer bunten Artenvielfalt als Folge. Nur durch beständige Bewirtschaftung und durch das Entfernen aufkommender<br />

Gehölze (das Schwenden) bleiben die Almwiesen als Lebensraum für lichtbedürftige Arten<br />

erhalten. Enziane und Orchideen sind darunter meist die farbenprächtigsten Arten. Auch Tiere nutzen die<br />

krautreichen und von Felsblöcken durchsetzten Bergwiesen, wie beispielsweise die Murmeltiere, die dort<br />

in selbstgegrabenen Erdhöhlen leben. Im Sommer kann man ihre schrillen Pfiffe hören, mit denen sie<br />

Artgenossen vor drohenden Gefahren warnen. Von Oktober bis März halten die Tiere Winterschlaf.<br />

14 | 15 Almen


Wasseramsel<br />

Alpensalamander<br />

Wassergeprägte Lebensräume<br />

Die hohen Niederschläge in den Gipfelbereichen speisen zahlreiche kleine Bergbäche, die das Wasser zur<br />

Prien und zur Tiroler Achen ableiten. Entlang der Bäche entwickeln sich oft blütenreiche und bunte<br />

Hochstaudenfluren mit Pestwurz, Alpendost und Greiskraut.<br />

Auf den Steinen im Bergbach bildet sich ein feiner Algenüberzug, den Insektenlarven (z.B. Köcherfliegenlarven)<br />

abweiden. Diese dienen wiederum als Nahrung für Wasseramsel oder Bachforelle. Bei Regenwetter ist der sonst<br />

nachtaktive, dunkel gefärbte Alpensalamander zu sehen.<br />

18 | 19 Wassergeprägte Lebensräume


Bergwald<br />

Frauenschuh<br />

Berg-Flockenblume<br />

Große Bereiche der Berghänge im <strong>Naturschutzgebiet</strong> sind von Wald bedeckt. In unzugänglichen<br />

Schluchtbereichen haben sich urwaldähnliche Wälder mit mächtigen bemoosten Bergahornen, Eschen,<br />

Ulmen und Linden erhalten. Andernorts wurden die empfindlicheren Ahorne und Tannen durch<br />

jahrhundertelange Nutzung und Wildverbiss zugunsten von Fichte und Buche zurückgedrängt.<br />

Der Bergwald beherbergt eine Vielzahl von seltenen Vogelarten wie Schwarz-, Dreizehen- und<br />

Weißrückenspecht, Sperlings- und Raufußkauz oder Hasel- und Auerhuhn. Zudem stellen intakte<br />

Bergwälder einen wichtigen Schutz der Tallagen vor Lawinen, Steinschlag und Muren dar.<br />

20 | 21 Bergwald


Der <strong>Geigelstein</strong> im Winter<br />

Im Winter ist der <strong>Geigelstein</strong> ein beliebter Skitourenberg und ein wichtiger Rückzugsort für scheue<br />

Tiere, darunter die vier heimischen Raufußhuhnarten Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn und Schneehuhn.<br />

Raufußhühner überleben den Winter nur durch äußerste Energieeinsparung und sind auf bestimmte<br />

Überwinterungsgebiete angewiesen. Um Störungen von Wildtieren zu vermeiden, findet am <strong>Geigelstein</strong><br />

eine Besucherlenkung statt. Dies ermöglicht eine naturverträgliche Ausübung des Skitouren- und<br />

Schneeschuhgehens am <strong>Geigelstein</strong>.<br />

22 | 23 <strong>Geigelstein</strong> im Winter


Legende<br />

Wildschutzgebiet,<br />

Betretungsverbot für den<br />

angegebenen Zeitraum<br />

Wald-Wild-Schongebiet,<br />

Skitouren- und Schneeschuhgeher:<br />

Bitte nicht betreten oder befahren!<br />

<strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Geigelstein</strong>,<br />

Gebiet mit Betretungsregelung:<br />

Betretungsverbot vom 1.12. bis<br />

31.5., Wegegebot für den<br />

übrigen Zeitraum.<br />

Ausnahme Skiroute Roßalm:<br />

Vom 1.12. bis 31.3. entlang der<br />

Skimarkierung freigegeben.<br />

Die Südseite des Breitensteins<br />

und das Karl dürfen vom<br />

1.12. bis 31.5. nicht betreten oder<br />

befahren werden. Zugang und<br />

Abfahrt sind über die Nordseite<br />

des Breitensteins wieder<br />

möglich.<br />

Wie entstand der<br />

Name <strong>Geigelstein</strong>?<br />

In Aquarellen und Karten von Apian (1554/1568) wird der <strong>Geigelstein</strong><br />

als „Wexl“ und 1619 wird er urkundlich als „Wechsel“ und „Geyerstein“<br />

bezeichnet. 1735 erscheint er in den Marquartsteiner Gerichtsliteralien<br />

als „Gaigl-“ bzw. „Geiglstein“, um 1800 als „Geiglstein“ und „Wechsel“<br />

( Eduard Martin 1952 Diss.: „ Die Flurnamen des südlichen Grassauertales“).<br />

Die Bezeichnung „Geyerstein“ verführt zunächst dazu, den<br />

Namen von Geier oder anderen Greifvögeln, z.B. Adler, abzuleiten. Viel<br />

näherliegend ist jedoch die Ableitung von „gigal“, einer alten (eventuell<br />

bajuvarischen) Bezeichnung für das Bergschaf. Die Beweidung am<br />

<strong>Geigelstein</strong> erfolgte ja nicht nur durch Rinder und Pferde, sondern<br />

auch durch Ziegen und Schafe. Der „i-Stamm“ in „gigal“wurde – wie<br />

das auch bei anderen Beispielen so geschah – zu „ei“, nicht zu „oa“.<br />

Der „ei-Stamm“ in Stein wurde zu „oa“, also heißt der Berg „Geiglstoa“.<br />

Die sehr alte Bezeichnung Wexl (Wechsel) könnte mit der Bedeutung<br />

als „Talscheide“ im Sinne von Übergang erklärt werden.<br />

24 | 25 Überblick und Wissenswertes


Das Gipfelglück genießen<br />

Ostseite<br />

26 | 27


Westseite<br />

28 | 29


Landkreis<br />

Rosenheim<br />

Ökomodell<br />

Achental<br />

Landkreis<br />

Traunstein<br />

Gemeinde<br />

Aschau i.Chiemgau<br />

Schleching & <strong>Sachrang</strong><br />

Regierung von<br />

Oberbayern<br />

Gemeinde<br />

Schleching<br />

Bayerischer<br />

Naturschutzfonds<br />

„Die Natur reicht uns die Hand der Freundschaft,<br />

sie lädt uns ein, damit wir uns an ihrer Schönheit erfreuen.“<br />

Khalil Gibran<br />

Impressum<br />

Gesamtkonzept:<br />

Herbert Reiter, Leiter der Tourist Info Aschau i.Chiemgau und <strong>Sachrang</strong><br />

Grafik-Design: Margarete Baumgartner, Wasserburg am Inn<br />

Text: Kathrin Schwarz - Ökomodell Achental e.V.<br />

Fotos: Herbert Reiter, Manuela Maier, Joachim Brahms, Foto Berger,<br />

Archiv Tourist Info Aschau i.Chiemgau und <strong>Sachrang</strong>, Ute Hacherer,<br />

frischluft-edition - Verlag GbR, Ökomodell Achental e.V.,<br />

Natur & Studiofotografie Josef Reiter, Claus Schuhmann,<br />

Lebendiges <strong>Sachrang</strong> e.V. – Lilo Trappmann, Dr. Markus Höper<br />

Karte:<br />

Ausschnitt aus der Alpenvereinskarte<br />

BY17 Chiemgauer Alpen West, veröffentlicht<br />

mit freundlicher Genehmigung des<br />

Deutschen Alpenvereins.<br />

Kartengrundlage: Topographische Karte<br />

1:25.000, © Bayerische Vermessungsverwaltung<br />

Die Karte ist maßstäblich verkleinert.<br />

Alle Inhalte wurden sorgfältig überprüft. Sie entsprechen dem Stand<br />

der Drucklegung im Januar 2018. Irrtum und Änderungen vorbehalten.<br />

30 | 31


Tourist Info Aschau i.Chiemgau<br />

Kampenwandstr. 38<br />

83229 Aschau i.Chiemgau<br />

Telefon: 0049 (0) 8052 / 90490<br />

www.aschau.de<br />

Touristik-Information<br />

Schulstr. 4 - Bürgerhaus<br />

83259 Schleching<br />

Telefon: 0049 (0) 8649 / 220<br />

www.schleching.de/de/tourismus<br />

Schleching & <strong>Sachrang</strong><br />

www.bergsteigerdoerfer.de

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