health@work Ausgabe 6/2017
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<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
Es gibt Chefs, die eine gesunde Lebensweise<br />
predigen und dabei selbst jeden Tag die<br />
Currywurst am Schreibtisch essen, da viele<br />
kleine Raucherpausen die Zeit für die Mittagspause<br />
schlucken. Andere leiten pflichtbewusst<br />
die Unternehmensleitlinien zum<br />
Erhalt psychischer Gesundheit per Mail an<br />
ihre Mitarbeiter weiter – am Sonntagabend,<br />
zusammen mit der Terminerinnerung an die<br />
Projektdeadline am Montag, Priorität: hoch.<br />
Glaubwürdigkeit: niedrig.<br />
Wenn Mitarbeiter sich nicht so verhalten, wie<br />
Chefs es wünschen, liegt das häufig daran,<br />
dass sie es selbst nicht tun. Entscheidend ist<br />
die Authenzität.<br />
Der Chef als Vorbild<br />
Eine vorbildliche Führungskraft ist konsequent,<br />
berechenbar, gerecht und setzt um,<br />
was sie verspricht. Sprich: Sie muss Werte<br />
schaffen und diese auch vorleben. Vor allem<br />
aber muss sie sich an die eigenen Spielregeln<br />
halten. Wer etwa von seinen Mitarbeitern<br />
erwartet, dass sie Abgabetermine oder Verabredungen<br />
mit Kunden einhalten, darf nicht<br />
selbst das jährliche Feedbackgespräch vier<br />
Mal verschieben, bis es schließlich endgültig<br />
unter den Tisch fällt.<br />
Um herauszufinden, wie vorbildlich sie wirklich<br />
führen, können sich Vorgesetzte ein paar<br />
simple Testfragen stellen:<br />
1. Behandele ich meine Mitarbeiter anständig<br />
und respektvoll?<br />
2. Halte ich Versprechen ein?<br />
3. Erreiche ich selbst meine Leistungsziele?<br />
4. Bleibe ich auch in stressreichen Situationen<br />
freundlich und beherrscht?<br />
5. Habe ich eine positive Einstellung zu meiner<br />
Arbeit?<br />
6. Verhalte ich mich loyal gegenüber meinen<br />
Mitarbeitern und dem Unternehmen?<br />
7. Lebe ich die Unternehmenskultur?<br />
Gesundheit vormachen<br />
Vorbild zu sein – das spielt auch eine wichtige<br />
Rolle beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement.<br />
Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter<br />
dazu motivieren, gesund zu leben und<br />
an betrieblicher Gesundheitsförderung teilzunehmen.<br />
Beim Thema Gesundheit zeichnet<br />
sich bei den Führungskräften selbst jedoch<br />
ein gemischtes Bild. Laut einer Befragung,<br />
die die Max Grundig Klinik in Auftrag gegeben<br />
hat, pflegt ein Drittel der Führungskräfte<br />
regelmäßig gesunde Rituale. Eines der wichtigsten<br />
Rituale ist Sport. Den treiben rund<br />
64 Prozent der Führungskräfte regelmäßig.<br />
„Dies ist ein bemerkenswert hoher Wert, der<br />
interessanterweise auch bei älteren Managern<br />
nicht wirklich abnimmt“, erläutert Prof.<br />
Dr. Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der Max<br />
Grundig Klinik.<br />
Dem Bild des gesundheitsbewussten, sportlichen<br />
Managers stehen jedoch Zahlen einer<br />
früheren Befragung gegenüber, wonach fast<br />
die Hälfte aller Führungskräfte übergewichtig<br />
ist. Ebenfalls nur jeder zweite Manager geht<br />
regelmäßig zu Gesundheits-Check-ups. „Wer<br />
selbst nicht gesund lebt, kann auch andere<br />
schwer dazu motivieren“, sagt Marion Hahn,<br />
Führungskräfte-Coach aus Mainz. „Gute Führung<br />
steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit.“<br />
Übermensch Führungskraft?<br />
So soll er also sein: Der Chef, der jeden Tag<br />
lobt, das Zugpferd des Unternehmens ist, die<br />
höchsten Umsätze generiert, am längsten im<br />
Büro bleibt, seine Mitarbeiter jedoch pünktlich<br />
nach Hause schickt, den Abfall in der<br />
Büroküche selbst nach Altpapier, Glas und<br />
Verpackung sortiert und in der Mittagspause<br />
bei Salat und Mineralwasser stets ein offenes<br />
Ohr für die Belange seiner Mitarbeiter hat –<br />
wenn er nicht gerade einen Halbmarathon<br />
zugunsten herzkranker Kinder läuft? Diesem<br />
Ideal kann kaum jemand entsprechen.<br />
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