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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> | 3,00 €<br />

Ein Mann<br />

sieht Grün<br />

Es trifft sich gut, dass Gardena-Chef Sascha Menges<br />

Lust am Gärtnern hat. Ein Gespräch über<br />

bodenständige Werte und High-Tech-Helfer<br />

4 197821 303000 5 9<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> Wie man Ärger bei der Nachfolge vermeidet SEITE 24<br />

Altersvorsorge Was die neue Betriebsrente für Firmen bedeutet SEITE 40<br />

Umfrage Was Kunst von Wirtschaft lernen kann – und umgekehrt SEITE 46


Überblick<br />

ist einfach.<br />

Weil die Sparkasse individuelle<br />

Lösungen für einen<br />

effizienten Zahlungsverkehr<br />

im In- und Ausland bietet.<br />

sparkasse-ulm.de<br />

ksk-gp.de<br />

S Sparkasse<br />

Ulm<br />

S Kreissparkasse<br />

Göppingen


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

die Konjunktur zeigt sich auch im Spätherbst<br />

<strong>2017</strong> bärenstark. Eines der Erfolgsgeheimnisse<br />

der Wirtschaft im Südwesten<br />

sind die Familien<strong>unternehmen</strong>. Sie streben<br />

nicht nach schneller Rendite, sondern nach<br />

langfristigem Wachstum. Sie sind kundennah,<br />

oft innovationsstark. Sie leben – trotz<br />

Flexibilität im Alltag – ihre Werte, wie unsere<br />

Firmenporträts über Artiso aus Blaustein<br />

(S. 32), CK aus Eislingen (S. 20) und Schwegler<br />

aus Vöhringen (S. 38) zeigen. Nur bei einem<br />

Thema tun sich viele sehr schwer: der<br />

Nachfolge. Wie sich die größten Fehler vermeiden<br />

lassen, rechtlich wie auch im Umgang<br />

mit den Familienmitgliedern, schildern<br />

wir ab Seite 24. Dass Familienfirmen<br />

Bodenständigkeit, Verantwortung und Weitsicht<br />

nicht für sich alleine gepachtet haben,<br />

zeigt unser Titelinterview mit Gardena-Chef<br />

Sascha Menges (S.10). Ich wünsche Ihnen<br />

eine anregende Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein<br />

[spezial]<br />

6 Trau, schau, wem? So finden Sie den<br />

richtigen Anwalt für Ihr Unternehmen<br />

[titelthema]<br />

10 Gärtners Liebling Gardena-Chef<br />

Sascha Menges im Gespräch<br />

[machen]<br />

20 Abriss mit Feingefühl Herausforderung<br />

Rückbau: CK aus Eislingen<br />

32 Die Zukunft im Programm Artiso aus<br />

Blaustein berät den Giganten Microsoft<br />

38 Hart, aber fair Metallbauer Schwegler<br />

aus Vöhringen glänzt mit Soft-Skills<br />

[verantworten]<br />

24 So habe ich mir das nicht vorgestellt!<br />

Nicola Buck und Ferdinand Hirmer<br />

zeigen, wie Nachfolge ohne Streit geht<br />

26 Immer Ärger mit der Familie Der Neu-<br />

Ulmer Notar Christian Winkler über die<br />

Tücken des Pflichtteils<br />

[bauen]<br />

34 Maßgeschneidert aus dem<br />

Baukasten Wie Raummodule Geld und<br />

Zeit sparen<br />

[finanzieren]<br />

40 Mehr Geld im Alter Die neue<br />

Betriebsrente und ihre Folgen<br />

[führen]<br />

44 Eine elegante Form von Kritik<br />

Die Kunst, richtig zu loben<br />

[leben]<br />

46 Die Macht des Kreativen Was<br />

Kulturschaffende Unternehmern nahe<br />

legen<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Müller ordnet sein Imperium<br />

4 Volksbank-Fusion schlägt hohe<br />

Wellen<br />

5 Daimler investiert in<br />

Nutzfahrzeug-Zentrum<br />

22 E-Boards vom Bodensee<br />

30 Kindgerechte Strukturen im Betrieb<br />

50 Fliegende Forschungsplattform<br />

50 Impressum<br />

40 34<br />

20 32<br />

46<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Müller ordnet sein Imperium<br />

Wo andere sich längst zur Ruhe<br />

setzen, hält er die Fäden fest in<br />

der Hand: Erwin Müller ist dieser<br />

Tage 85 Jahre alt geworden. Er regiert<br />

die drittgrößte deutsche<br />

Drogeriekette (4 Milliarden Euro<br />

Jahresumsatz, 34.000 Mitarbeiter)<br />

und regelt nun seine Nachfolge.<br />

Wenn Müller nicht mehr<br />

kann oder will, soll eine Stiftung<br />

in Österreich über die Geschicke<br />

des Konzerns bestimmen,<br />

schreibt die Lebensmittelzeitung<br />

(LZ). Eine zentrale Rolle spielt dabei<br />

Wirtschaftsprüfer und Schlecker-Insolvenzverwalter<br />

Arndt<br />

Geiwitz. Er leitet eine der größten<br />

Wirtschaftskanzleien Süddeutschlands,<br />

die ihren Sitz in<br />

Neu-Ulm hat.<br />

Laut LZ hat Müller seine zweite<br />

Privatstiftung in Österreich gegründet.<br />

Vorstand der „Erwin<br />

Müller Privatstiftung“ ist Arndt<br />

Geiwitz, der bereits im Vorstand<br />

der 2016 gegründeten ersten<br />

Müllerschen Privatstiftung in<br />

Graz sitzt. Nach LZ-Angaben war<br />

Reinhard Müller (58), der mit seinem<br />

Vater seit Jahren im Clinch<br />

liegt, bis vor Kurzem noch Kommanditist<br />

der Müller Holding<br />

Ltd. & Co. KG. In dieser Gesellschaft<br />

wird das operative Geschäft<br />

des Drogeriekonzerns bilanziert.<br />

Doch nun hat er seinen<br />

Anteil daran im Wert von 71 Millionen<br />

Euro nach Österreich<br />

transferiert. Sohn Reinhard hat<br />

sich offenbar auszahlen lassen.<br />

Der Vorteil an der Lösung in Österreich<br />

für Erwin Müller ist, dass<br />

dort Unternehmen, die auf eine<br />

Stiftung übertragen werden,<br />

steuerlich begünstigt werden.<br />

Trotz der Nachfolgeregelung<br />

bleibt Müller aktiv. Jüngst hat er<br />

seine Geschäftsführerin Elke Menold<br />

abgelöst und ist nun Allein-<br />

Geschäftsführer des Konzerns.<br />

Zudem hat er überraschend das<br />

traditionsreiche Ulmer Haushaltswarengeschäft<br />

Abt übernommen<br />

und damit etwa 5000<br />

Quadratmeter Verkaufsfläche sowie<br />

rund 100 Mitarbeiter [!] REJ<br />

Erwin Müllers Unternehmerkarriere ist kaum zu glauben: Als Friseur mit<br />

einem Salon gestartet, leitet er nun die drittgrößte deutsche Drogeriekette.<br />

Volksbank-Fusion schlägt hohe Wellen<br />

Die angestrebte Fusion der Volksbanken<br />

Göppingen und Stuttgart<br />

erregt die Gemüter im Filstal. Erst<br />

jüngst meldete sich Peter Aubin<br />

zu Wort. Er hat die Volksbank<br />

Göppingen 14 Jahre lang geleitet<br />

und übt nun massive Kritik an<br />

den Plänen des jetzigen Vorstands:<br />

Die Fusion mit der dreimal<br />

so großen Volksbank Stuttgart<br />

bedeute für Göppingen den<br />

Totalverlust der eigenen Kultur.<br />

Die Vorstände Lukas Kuhn und<br />

Hermann Sonnenschein weisen<br />

diese Vorwürfe in einem Brief an<br />

die Vertreter der Volksbank zurück.<br />

Gleichzeitig kündigten sie<br />

an, dass die Vertreterversammlungen,<br />

die für November geplant<br />

waren, verschoben werden.<br />

Die Fusionsverhandlungen gehen<br />

indes weiter. Ursprünglich<br />

geplant war, dass die beiden Banken<br />

zum 1. Januar 2018 zusammengehen.<br />

Die Beschlüsse der<br />

Aufsichtsräte beider Banken liegen<br />

vor. Wie die neue Struktur<br />

aussehen soll, ist aber noch nicht<br />

entschieden.<br />

Die Volksbanken hatten im Juli<br />

ihre Pläne öffentlich gemacht<br />

und betont: Es handle sich um<br />

Die Volksbanken Stuttgart und Göppingen wollen zusammengehen.<br />

eine strategische Hochzeit zweier<br />

starker Partner. Durch die Digitalisierung<br />

von Dienstleistungen,<br />

eine „überbordende Regulatorik“<br />

sowie die Niedrigzinspolitik der<br />

Europäischen Zentralbank stünden<br />

die genossenschaftlichen<br />

Banken im Land vor Herausforderungen,<br />

sagte der Vorstandsvorsitzende<br />

der Volksbank Stuttgart,<br />

Hans Rudolf Zeisl.<br />

Derzeit rangiert die Volksbank<br />

Stuttgart mit einer Bilanzsumme<br />

von rund 6,5 Milliarden Euro auf<br />

Rang zwei unter den 193 genossenschaftlichen<br />

Banken in Baden-Württemberg.<br />

Göppingen<br />

liegt mit einer Bilanzsumme von<br />

rund 2,2 Milliarden Euro auf<br />

Platz 14. [!]<br />

AGR<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Daimler investiert in Nutzfahrzeug-Zentrum<br />

Die Daimler AG baut in Neu-Ulm<br />

eines der modernsten Nutzfahrzeug-Zentren<br />

Deutschlands. Das<br />

mehr als 20 Millionen Euro teure<br />

Projekt wird von der Leonhard<br />

Weiss GmbH & Co. KG (Satteldorf/Göppingen)<br />

gebaut und soll<br />

im August 2018 den Betrieb aufnehmen.<br />

Das Areal löst den<br />

Standort an der Zeppelinstraße<br />

ab. „Der platzt aus allen Nähten“,<br />

sagt Thomas Witzel, Chef der<br />

Nutzfahrzeuge-Vertriebsdirektion<br />

in Württemberg. Nach seinen<br />

Worten boomt die Konjunktur in<br />

der Region extrem. „Daher ist<br />

Ulm, was Nutzfahrzeuge angeht,<br />

ein Standort mit großer Zukunft“,<br />

betont er. Bei der Entscheidung<br />

im Daimler-Vorstand habe das<br />

Projekt Vorrang vor anderen Vorhaben,<br />

beispielsweise in China,<br />

erhalten.<br />

Auf dem letzten großen Gewerbegebiet<br />

in Neu-Ulm, das vier Fußballfelder<br />

umfasst, entsteht eine<br />

7000 Quadratmeter große Halle,<br />

unter anderem mit 51 Buchten<br />

zur Reparatur für Lkw und Transporter.<br />

„Wir werden werktags im<br />

Zwei-Schicht-Betrieb von 7 Uhr<br />

bis 22 Uhr arbeiten, am Samstag<br />

bis um 14 Uhr und nach Bedarf“,<br />

erklärt Witzel. Bis zu 130 Beschäftigte<br />

werden dort arbeiten.<br />

„Der Neubau wird nach modernsten<br />

Gesichtspunkten konzipiert“,<br />

sagt Tobias Jung von Daimler<br />

Real Estate – samt Wärmepumpe<br />

und biologischer Wasseraufbereitung.<br />

Der bisherige Standort<br />

wird verkauft. [!] KÖ/AMB<br />

Erst rollen die Baumaschinen an, im August Lastwagen und Transporter.<br />

Hymer ist mit kleineren<br />

Fahrzeugen erfolgreich<br />

Sportlich, modern, unter 3,5 Tonnen.<br />

Nach diesem Motto hat die<br />

Erwin-Hymer-Gruppe aus Bad<br />

Waldsee (Kreis Ravensburg) ihr<br />

Einstiegsmodell in der sogenannten<br />

Integrierten-Klasse zum Modelljahr<br />

2018 überarbeitet: den<br />

Exsis.<br />

Solche kompakten<br />

Fahrzeuge<br />

hatten<br />

das Geschäft<br />

von Europas<br />

führendem<br />

Reisemobilhersteller<br />

im<br />

Neuer Finanzchef<br />

bei Hymer: Geschäftsjahr<br />

Stefan Junker. 2016/17 (31.<br />

August) belebt.<br />

Der Umsatz von Hymer, einem<br />

Teilbereich des Konzerns,<br />

kletterte im Vergleich zum Vorjahr<br />

um 15 Prozent auf 465 Millionen<br />

Euro. Zahlen zum Ergebnis<br />

nennt Hymer nicht. Der Absatz<br />

der kompakten Freizeitfahrzeuge<br />

verdoppelte sich auf 1680 Fahrzeuge.<br />

Für das neue Geschäftsjahr<br />

rechnet Hymer in diesem<br />

Bereich mit weiter steigenden<br />

Absatzzahlen im zweistelligen<br />

Prozentbereich.<br />

Insgesamt verkaufte die Gruppe<br />

zuletzt mit ihren 22 Marken, zu<br />

denen auch Dethleffs, Bürkner,<br />

Laika oder Carado gehören, weltweit<br />

55.000 Fahrzeuge – das ist<br />

ein Plus von 38 Prozent. 6000 Mitarbeiter<br />

erwirtschafteten einen<br />

Jahresumsatz von 2,1 Milliarden<br />

Euro. Seit September steht ein<br />

neuer Finanzchef an der Spitze<br />

der Erwin-Hymer-Gruppe, zu der<br />

neben Hymer 20 weitere Marken<br />

gehören. Der 48-jährige Stefan<br />

Junker übernimmt die Bereiche<br />

Controlling, Finanzen, Konzernrechnungslegung,<br />

Steuern und<br />

Recht. Er folgt auf Klaus Rudolph,<br />

der sich nach 18 Monaten im Unternehmen<br />

neuen Aufgaben widmen<br />

will. [!]<br />

AGR<br />

Thommel expandiert und<br />

übernimmt Abt-Filiale<br />

Noch in diesem Jahr will Marcus<br />

Thommel, Geschäftsführer des<br />

Ravensburger Unternehmens<br />

Thommel Handels-GmbH, für 1,2<br />

Millionen Euro einen Anbau für<br />

seinen Großhandelsmarkt in der<br />

Bleicherstraße realisieren.<br />

Sowohl Büros als auch Ausstellungsräume<br />

für Sicherheitstechnik<br />

sollen im Neubau ihren Platz<br />

finden. Außerdem übernimmt<br />

das Unternehmen in der Ravensburger<br />

Innenstadt das 400 Quadratmeter<br />

große, ehemalige „Abt“-<br />

Ladengeschäft samt Sortiment<br />

und vier Mitarbeitern. Der Mietvertrag<br />

ist für zehn Jahre unterschrieben.<br />

[!]<br />

RIZ<br />

Bauboom bei Noerpel:<br />

Ulmer Logistiker erweitert<br />

Noerpel stockt sein Zentralgebäude<br />

auf. Mit dem 770 Quadratmeter<br />

großen Aufbau vergrößert<br />

das Unternehmen seine Bürofläche<br />

um 20 Prozent. Anfang 2018<br />

sollen die neuen Räume fertiggestellt<br />

sein. Kosten: zwei Millionen<br />

Euro. Einen 33.000 Quadratmeter<br />

großen Neubau im Ulmer<br />

Donautal nimmt Noerpel im<br />

Spätherbst in Betrieb. Bei Bremen<br />

entsteht zudem eine 43.000 Quadratmeter<br />

große Logistikanlage.<br />

Noerpel ist einer der führenden<br />

Logistikdienstleister in Süddeutschland.<br />

Mit 1700 Mitarbeitern<br />

an 14 Standorten erwirtschaftete<br />

das Unternehmen im<br />

Jahr 2016 einen Umsatz von rund<br />

300 Millionen Euro. [!] AGR<br />

5


[spezial] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Firmen können bei komplizierten Rechtsfragen schnell die Orientierung verlieren, umso wichtiger ist es, eine gute Kanzlei an der Hand zu haben.<br />

Trau, schau, wem?<br />

Unternehmer und Manager sind auf die Beratung von Kanzleien angewiesen. Für sie ist es wichtig, die<br />

„richtigen Anwälte“ zu finden. Doch wie gelingt das? Unser Mitarbeiter Henning Zander hat einen kleinen<br />

Leitfaden zusammengestellt, auf welche Punkte es bei der Suche ankommt.<br />

Unternehmer brauchen regelmäßig Rat bei Rechtsfragen.<br />

Doch wie findet man eine Kanzlei, der man vertrauen kann?<br />

Von der man sicher sein kann, dass sie Fragen korrekt bearbeitet<br />

und gleichzeitig auf die eigenen Bedürfnisse eingeht?<br />

Und die Branche kennt? Was einen guten Anwalt ausmacht, darüber<br />

gibt es durchaus unterschiedliche Vorstellungen. Und auch das Selbstbild<br />

der Anwälte trifft nicht immer das, was Mandanten von ihnen<br />

denken. In einer Umfrage des britischen Dienstleisters LexisNexis gaben<br />

40 Prozent der Mandaten an, von ihren Kanzleien eine überdurchschnittliche<br />

Leistung erhalten zu haben, was schon ein guter Wert ist.<br />

Doch von den Anwälten waren 80 Prozent der Ansicht, überdurchschnittliche<br />

Leistung geliefert zu haben. Hier klafft eine Lücke.<br />

EINE KANZLEI KANN SELTEN ALLES<br />

Der Wahl einer Kanzlei sollte immer eine Frage vorausgehen: Was soll<br />

die Kanzlei für mich tun? Klassisch haben Kanzleien für Firmen drei<br />

Funktionen. Sie vertreten das Unternehmen vor Gericht bei prozessualen<br />

Auseinandersetzungen. Sie entlasten die interne Rechtsabteilung.<br />

Und sie unterstützen das Unternehmen mit Expertenwissen. Für<br />

jede Funktion gibt es die richtige Kanzlei. Aber selten eine für alles.<br />

Philipp von Bülow, Geschäftsführer<br />

Jurato.<br />

Philipp von Bülow ist Gründer und Geschäftsführer<br />

von Jurato, einem Vermittlungsdienst<br />

für Rechtsanwälte im Internet.<br />

Er sieht, wie sich die Anforderungen an<br />

Kanzleien derzeit verändern. „Spezialisierung<br />

wird immer wichtiger, gerade bei den<br />

kleineren Kanzleien.“ Diese positionieren<br />

sich mit Nischenthemen und hoher Branchenexpertise<br />

gegenüber den Großkanzleien.<br />

Davon können Unternehmen profitieren.<br />

Positive Indikatoren für deren Qualität<br />

können Veröffentlichungen in relevanten<br />

Fachmedien sein, aber auch Fachanwaltstitel,<br />

die eine Spezialisierung in einem Themenfeld gewährleisten.<br />

Gerade der Fachanwaltstitel ist ein guter Hinweis auf die Qualität eines<br />

Anwalts. Um einen solchen Titel zu bekommen, müssen Rechtsanwälte<br />

nachweisen, dass sie über Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen,<br />

„die erheblich darüber hinausgehen, was üblicherweise durch die Ausbildung<br />

und die praktische Erfahrung im Beruf vermittelt wird“, wie<br />

es bei der Bundesrechtsanwaltskammer heißt. Die Rechtsanwälte<br />

6


Anzeige<br />

Das regelmäßige Gespräch – ein<br />

Mehrwert, der sich auszahlt.<br />

Ein rein organisch gewachsenes System kann funktionieren. Eine regelmäßige Überprüfung,<br />

ob nicht mit kleinen Anpassungen in der Gesellschaftsstruktur, den täglichen Abläufen oder<br />

Verträgen mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern einiges bewegt werden kann, gehört auf<br />

die to-do-Liste des Unternehmers und zahlt sich oftmals direkt aus.<br />

Jeder Unternehmer kennt das: die Anforderungen<br />

des Tagesgeschäfts erfüllt man, die Aufträge<br />

können gut abgearbeitet werden und die<br />

Kunden werden zufrieden gestellt. Nur bleibt<br />

bei dem normalen Alltag im Unternehmen wenig<br />

Zeit, um darüber nachzudenken, was wäre,<br />

wenn es mal aus irgendeinem Grund nicht so<br />

laufen würde.<br />

„Am“ Unternehmen arbeiten<br />

Eine wichtige Aufgabe des Unternehmers ist es<br />

aber, nicht nur – wie ein Manager – IM Unternehmen<br />

zu arbeiten, sondern auch AM Unternehmen.<br />

Denn dadurch schafft er es, den<br />

durch harte Arbeit geschaffenen Unternehmenswert<br />

auch zu erhalten! Das Ziel kann dabei<br />

unterschiedlich sein: sei es, um einfach nur<br />

die gute aktuelle Ertragslage stabil zu halten,<br />

sei es für die familieninterne Nachfolge in naher<br />

oder auch ferner Zukunft oder vielleicht<br />

auch den Verkauf des Unternehmens.<br />

Ein kurzer Austausch mit dem<br />

Sparrings-Partner<br />

Vor diesem Hintergrund lohnt sich der regelmäßige<br />

Kontakt und eine kurze Überprüfung<br />

der aktuellen Struktur durch den juristischen<br />

Berater, der aufgrund seiner täglichen Arbeit<br />

auf die Anforderungen von kleinen und mittleren<br />

Unternehmen spezialisiert ist. Der Unternehmer<br />

hat dabei die Möglichkeit, durch diesen<br />

Austausch in oft auch nur kurzen Gesprächen<br />

zu überdenken, ob er im Alltagstrubel an<br />

alles gedacht hat. Hilfreich ist dabei, dass der<br />

Ansprechpartner Erfahrungen aus vielen Branchen,<br />

zum Teil sogar der des Unternehmers<br />

mitbringt, aber eben kein Konkurrenzdenken<br />

zu befürchten ist – wie es oftmals bei Unternehmerkollegen<br />

zu erleben ist. Mit einem solchen<br />

„Sparrings-Partner“ kann offen gesprochen<br />

und so effektiv agiert werden, was sich<br />

direkt im Unternehmen auswirken kann. Wichtig<br />

ist nur, dass der Gesprächspartner die verschiedenen<br />

Bereiche des Unternehmens abdeckt<br />

– sei es im Kaufmännischen oder der<br />

Technik – und Lösungen kennt.<br />

„Kleine Stellschrauben“ reichen oftmals<br />

Tatsächlich ergeben sich in einem regelmäßigen<br />

Austausch manchmal auch nur Kleinigkeiten,<br />

die schon dazu führen, dass aufgekommene,<br />

eventuell unbemerkte Schwachstellen<br />

schnell wieder ausgeräumt werden. Sei es,<br />

dass die AGB wieder aktualisiert, Lieferverträge<br />

an die gewachsene Auftragslage angepasst<br />

oder wertvolle Mitarbeiter ans Unternehmen<br />

gebunden werden. Auch auf dem Gebiet des<br />

geistigen Eigentums können durch regelmäßigen<br />

Austausch Chancen genutzt und Risiken<br />

vermieden werden: So kann der Unternehmer<br />

eigene Neuentwicklungen – oftmals ein Türöffner<br />

für die Erschließung neuer Märkte oder die<br />

Schaffung neuer Allianzen – effektiv sichern;<br />

dazu gehört auch der (möglichst exklusive) Zugriff<br />

auf die Ergebnisse extern beauftragter<br />

Entwicklungen. Risiken, die aus falscher Anwendung<br />

des geltenden Arbeitnehmererfinderrechts<br />

für das Unternehmen entstehen,<br />

lassen sich leicht identifizieren und damit minimieren.<br />

Gerade hier ist eine aktive Teilnahme<br />

des juristischen Beraters am „Alltag“ des Unternehmens<br />

hilfreich.<br />

Durch ein solches Legal Process Optimizing<br />

werden die Strukturen des Unternehmens stabilisiert,<br />

was sowohl für den Unternehmer als<br />

auch einen etwaigen Nachfolger einen hohen<br />

Wert darstellt.<br />

Die Zeit ist daher gut investiert!<br />

Klaus P. Raunecker und Armin Weidt sind erfahrene<br />

Ansprechpartner für Unternehmer.<br />

Foto: Marc Hörger<br />

Ihre zentrale Anlaufstelle:<br />

Frauenstraße 11 D-89073 Ulm<br />

www.knorr.ag<br />

www.raunecker-patent.com<br />

7


[spezial] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Kompetente und effzient arbeitende<br />

Kanzleien geben Firmen Rückhalt.<br />

Illustration: primovich / shutterstock.com<br />

GROSSKANZLEIEN OFT DEUTLICH TEURER<br />

Die Auswahlverfahren, mit denen Unternehmen ihre Kanzleien finden,<br />

sind zum Teil sehr ausgefeilt. Wie schon lange bei der Vergabe<br />

von Aufträgen an externe Dienstleister üblich, gibt es auch bei der<br />

Auswahl von Kanzleien regelrechte Pitches, bei denen verschiedene<br />

Kanzleien gegeneinander antreten. Kanzleien, die hier mit Selbstdarstellung<br />

punkten wollen, erreichen damit das Gegenteil: Sie werden<br />

schnell ausgesiebt. Unternehmen lassen sich nicht mehr von den Erfolgen<br />

der Vergangenheit blenden. Kanzleien sollten die Branche kennen<br />

und sich auch über das Unternehmen informiert haben. In ihrer<br />

Präsentation sollten sie, soweit es geht, schon auf Fragestellungen<br />

eingehen und zumindest eine grobe Vorstellung<br />

von einem möglichen Projektplan haben.<br />

Zudem ist der Auftritt bei der Präsentation wichtig:<br />

Gibt es eine klare Rollenverteilung? Wer übernimmt<br />

die fachlichen Fragen? Tritt hier ein Team auf,<br />

oder nur eine Gruppe von Einzelkämpfern? Natürlich<br />

müssen auch die Personen überzeugen<br />

– schließlich ist Vertrauen in der Zusammenarbeit<br />

unerlässlich. Da sollte man bei der Auswahl<br />

auch ein gutes Bauchgefühl haben.<br />

Je größer ein Unternehmen, desto besser ist<br />

es bei Großkanzleien aufgehoben. Diese verfügen<br />

in der Regel über ein internationales<br />

Netzwerk und decken die unterschiedlichsten<br />

Rechtsgebiete ab. Das kann zum<br />

Beispiel bei länderübergreifenden Transaktionen<br />

hilfreich sein, oder bei Unternehmenskäufen,<br />

bei denen gleich ein<br />

paar Dutzend Rechtsgebiete von Arbeitsrecht<br />

bis Kartellrecht zu beachten<br />

sind. Der Nachteil: Die Rechtsanwälte in<br />

Großkanzleien haben oft sehr hohe Stundensätze<br />

– was zu entsprechenden Kosten bei der<br />

Rechtsberatung führt. Eine Mischkalkulation<br />

kann hilfreich sein: Während für die „schweren<br />

Brocken“ das Know-how und die Personalpower<br />

einer Großkanzlei in Anspruch genommen wird, kann bei<br />

kleineren standardisierten Fällen, etwa Streitigkeiten im Arbeits- oder<br />

Verbraucherrecht, auch mit kleinen und mittelständischen Kanzleien<br />

zusammengearbeitet werden. Diese haben eine schlankere Struktur<br />

und häufig sehr viel preiswertere Stundensätze.<br />

müssen einen 120 stündigen Fachkurs belegen<br />

und eine Abschlussprüfung bestehen. Darüber<br />

hinaus müssen sie jedes Jahr den Nachweis erbringen,<br />

dass sie sich regelmäßig fortbilden.<br />

Neben der fachlichen Qualität sollten Firmen bei der Auswahl einer<br />

Kanzlei auch andere Faktoren berücksichtigen. „Wichtig sind Schnelligkeit<br />

und effizientes Arbeiten“, sagt von Bülow. Ein Großteil der<br />

Kommunikation in Unternehmen findet inzwischen per E-Mail statt.<br />

Kanzleien sollten in der Lage sein, ihren Mandanten eine sichere digitale<br />

Kommunikation anzubieten. Dies beinhaltet zum Beispiel moderne<br />

Verschlüsselungstechnik und die Verwendung von Diensten,<br />

die ihre Server ausschließlich in Europa oder Deutschland haben.<br />

Illustration: Aenami_Art / shutterstock.com<br />

ABRECHNUNGSMODELLE ZUR AUSWAHL<br />

Kanzleien bieten unterschiedliche Abrechnungsmodelle an. Stundenhonorare<br />

mit Obergrenzen, Festpreise, prozentuale Abschläge bei einem<br />

bestimmten Auftragsvolumen. Dabei sollte die Preisplanung<br />

immer realistisch bleiben. Denn was nützt es, dass eine Kanzlei das<br />

günstigste Angebot abgibt, das Budget aber schon nach der Hälfte des<br />

Weges aufgebraucht ist? Gängig sind Pauschalen auf Grundlage eines<br />

vorher berechneten Arbeitsaufkommens. Diese gelten auch dann,<br />

wenn die Aufgabe länger dauert als erwartet. Auch Honorarobergrenzen<br />

können vereinbart werden. Ist eine solche Grenze bei einem Projekt<br />

erreicht, kann man sich mit der Kanzleien zusammensetzen und<br />

überlegen, ob mehr Budget zur Verfügung gestellt werden kann – oder<br />

die Aufgabe anders gelöst wird.<br />

Wichtig ist, dass sich die Kanzleien nicht vor konkreten Antworten<br />

drücken. Schließlich werden sie dafür bezahlt, Handlungsempfehlungen<br />

abzugeben. Häufig neigen Rechtsanwälte jedoch dazu, immer beide<br />

Seiten im Blick zu haben. Das ist richtig, um eine umfassende Risikoeinschätzung<br />

abgeben zu können. Doch mit dem klassischen „Es<br />

kommt darauf an“, zu dem Rechtsanwälte oft neigen, können Unternehmen<br />

selten etwas anfangen. Damit die Handlungsempfehlungen<br />

fundiert sind, hilft es auch hier, dass die Kanzlei das Unternehmen<br />

und die Branche kennt – und sich in die Rolle der Geschäftsführung<br />

und des Managements hineindenken<br />

kann. Es ist wichtig, dass Unternehmen das<br />

Verhältnis zu ihren Anwälten aktiv gestalten und<br />

die Kanzleien – auch durch kluge Wahl der Abrechnungsmodelle<br />

– dazu zu bringen, schlank<br />

und effizient zu arbeiten. [!]<br />

Welche Kriterien Unternehmen<br />

wichtig sind<br />

Viele Unternehmen setzen vor allem auf die bewährte Zusammenarbeit<br />

mit ihnen bekannten Rechtsanwälten oder Kanzleien.<br />

Dies ist eventuell auch der Unübersichtlichkeit des Marktes<br />

geschuldet, in der kleine Kanzleien, Boutiquen und<br />

Großkanzleien zum Teil ähnliche Felder besetzen können. Was<br />

Unternehmen bei der Auswahl wichtig ist:<br />

Bewährte Zusammenarbeit/Vertrauen 95 %<br />

Persönlichkeit des Anwalts 85 %<br />

Empfehlung von Kollegen 69 %<br />

Referenzen 67 %<br />

Reputation/Image 61 %<br />

Nennung in Branchenzeitschriften/<br />

Büchern/Magazinen 30 %<br />

Fachveröffentlichungen in<br />

Fachzeitschriften/Magazinen/Internetforen 30 %<br />

Kanzleiinterne MandantenSeminare (Einladungen) 25 %<br />

Quelle: Rechtsabteilungs-Report 2015/2016<br />

8


Beratung ohne Umwege<br />

Als Wirtschaftskanzlei vor Ort begleiten wir<br />

Ihr Unternehmen direkt zum Ziel – und darüber hinaus.


[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

10


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[titelthema]<br />

Gärtners<br />

Liebling<br />

Heute spüren, was morgen wichtig ist. Dafür steht Gardena. Das sagt<br />

Sascha Menges. Er leitet seit fünf Jahren den Hersteller von Gartengeräten<br />

und sitzt im Vorstand des schwedischen Mutterkonzerns Husqvarna. Ein<br />

Gespräch über die Launen des Wetters, Roboter und Stadtgärten der Zukunft.<br />

Worauf schauen Sie als erstes, wenn Sie in Gärten<br />

anderer Menschen kommen?<br />

Ich kann nirgends vorbeilaufen, ohne zu schauen, was<br />

im Garten steht. Wenn ich Gardena sehe, freue ich<br />

mich. Das ist in Deutschland oft der Fall, in anderen<br />

Ländern nicht zwangsläufig.<br />

Wie oft werden sie privat auf Gardena angesprochen?<br />

Oft. Der Garten ist ein ergiebiges Gesprächsthema.<br />

Nicht nur weil ich Geschäftsführer von Gardena bin,<br />

sondern weil viele Menschen sich fürs Gärtnern interessieren.<br />

Gleichzeitig erzählen mir Leute von ihren Erlebnissen,<br />

die sie mit der Marke Gardena hatten, im<br />

Positiven wie im Negativen.<br />

Wann haben Sie das letzte Mal gegärtnert?<br />

Am Wochenende, als ich mit einem Konkurrenzprodukt<br />

Unkraut entfernt habe. Auch die müssen getestet<br />

werden.<br />

Sie testen Konkurrenzprodukte im eigenen Garten?<br />

In der Tat. Um zu sehen, was unser Produkt vom anderen<br />

unterscheidet oder was wir noch besser machen<br />

können. Oder um andere Segmente auszuprobieren,<br />

denn Gardena besetzt längst nicht alle Gartenthemen.<br />

Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung im Garten?<br />

Definitiv Bäume schneiden. Mit dem neuen Star-Cut,<br />

einem Teleskopstiel mit Schneidkopf an der Spitze,<br />

macht das Spaß. Meine Frau, die eine passioniertere<br />

Gärtnerin als ich ist, war ganz angetan und hat mich<br />

gefragt, warum es das erst jetzt gibt.<br />

Sie sind Vorstandsmitglied der Husqvarna Group,<br />

Gardena-Chef und verantworten Standorte in ganz<br />

Europa und Australien. Wie finden Sie da Zeit zum<br />

Bäume schneiden?<br />

Ich bin oft unterwegs, Gärtnern gehört für mich zur<br />

Freizeit. Toll ist, dass ich das Testen unserer Geräte mit<br />

dem Hobby verbinden kann. Unsere Familie verbringt<br />

gerne Zeit im Garten.<br />

Wie sehr hat das Wetter dieses Jahr den Umsatz<br />

beeinflusst?<br />

Das Wetter ist in dem saisonalen Geschäft natürlich<br />

ein wesentlicher Faktor, weil Gardena auch ein Bewässerungs<strong>unternehmen</strong><br />

ist. Viele kennen unsere Gartenschläuche,<br />

Brausen und Regner für den Rasen. Also<br />

treibt vor allem trockenes Sommerwetter unseren Umsatz<br />

in die Höhe. In Regenphasen verkaufen sich jedoch<br />

Schneidgeräte und Rasenmäher besser. Die Herausforderung<br />

ist, die richtige Ware zur richtigen Zeit auf Lager<br />

zu haben, um je nach Wetter reagieren zu können.<br />

Wie gelingt das?<br />

Wir produzieren nah am Umsatz, um flexibel auf die<br />

Nachfrage reagieren zu können und haben bereits vor<br />

zehn Jahren die Logistik in Ulm zentralisiert. Wir wissen<br />

nie, wann und wo die Gartensaison losgeht. Wir<br />

haben auch drei Werke in Tschechien. Dort werden<br />

aber vorwiegend Produkte hergestellt, deren Nachfrage<br />

wenig schwankt, beispielsweise Rechen.<br />

Wie funktioniert diese Flexibilität beim Personaleinsatz?<br />

Dank einer über Jahrzehnte gemeinsam mit dem Betriebsrat<br />

entwickelten Flexibilitätsvereinbarung. Diese<br />

ermöglicht es uns, in der Hauptsaison intensiv zu produzieren,<br />

wofür viele unserer Mitarbeiter im Sommer<br />

Zur Person<br />

In seiner Studienzeit<br />

hat Sascha Menges<br />

intensiv gezaubert<br />

und trat<br />

gemeinsam mit einem<br />

Freund hobbymäßig<br />

auf. Heute<br />

zaubert er noch für<br />

seine beiden Kinder<br />

und deren Freunde.<br />

Geboren ist Menges<br />

1971 in Haunstetten<br />

(bei Augsburg), aufgewachsen<br />

in München.<br />

Dort studierte<br />

er Elektrotechnik und<br />

im Hauptdiplom Wirtschaftsingenieurswesen<br />

in Zürich. Seit<br />

2012 ist er Vorstandsmitglied<br />

von Husqvarna<br />

und Standort-<br />

Chef in Ulm. Als<br />

liebstes Hobby nennt<br />

er seine Familie. Zudem<br />

läuft er zwei bis<br />

dreimal die Woche,<br />

insgesamt bis zu 30<br />

Kilometer. Einmal im<br />

Jahr nimmt er mit<br />

Kollegen an einem<br />

Marathon teil.<br />

Gardena-Chef Sascha Menges freut sich über trockene Sommer. Die sind der beste Umsatzhelfer für Bewässerungstechnik.<br />

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[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sie müssen nicht rechen, kein<br />

Kabel hinterherziehen und<br />

der Rasen wird satt grün,<br />

zählt Sascha Menges die Vorteile<br />

des Mähroboters auf.<br />

mehrere Wochen Freizeit genießen dürfen. Damit unser<br />

System funktioniert, muss alles ineinandergreifen:<br />

Mitarbeiter, Lieferanten, aber auch wie wir die Produkte<br />

auslegen.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Wir produzieren in der Nebensaison Standardvarianten,<br />

aber verpacken diese als Ländervarianten erst<br />

kurzfristig. Das ist kapitalintensiv. Aber am Ende wird<br />

der Strich unter allem gezogen und als Premiummarke<br />

müssen wir vor allem lieferfähig sein.<br />

Themenwechsel: Wie stark verändert die Digitalisierung<br />

die Gärtnerkultur?<br />

Sehr stark und zum Positiven. Nehmen wir zum Beispiel<br />

die Mähroboter. Diese Produktidee bringt so viele<br />

Vorteile, dass sie nicht aufzuhalten ist.<br />

Was sind die Vorteile?<br />

Das hat mit Bequemlichkeit und Zeitersparnis zu tun.<br />

Wir haben immer weniger Zeit und suchen Wege, lästige<br />

Dinge zu automatisieren. Das übernimmt der Roboter.<br />

Zudem müssen Sie den Grünschnitt nicht mehr<br />

zusammenrechen und ziehen kein Kabel hinter sich<br />

her. Viel wichtiger ist aber, dass Sie durch den Roboter<br />

ein besseres Ergebnis bekommen. Der kurze Abschnitt<br />

düngt den Boden und die scharfen Klingen sorgen für<br />

ein grüneres, satteres Rasenbild.<br />

Mäht der Roboter tatsächlich besser als der Mensch?<br />

Einem englischen Rasen kommen Sie mit einem Robotermäher<br />

in jedem Fall näher als mit einem herkömmlichen.<br />

Dazu kommt, dass Sie sich durch die Zeitersparnis<br />

auf Dinge konzentrieren können, auf die Sie<br />

wirklich Lust haben. Fast alle Besitzer geben ihrem<br />

Mähroboter übrigens einen Namen, kleben Augen auf<br />

oder bauen ihm ein Häuschen. Er wird Teil der Familie.<br />

Warum eigentlich mäht der kleine Kerl nach dem<br />

Zufallsprinzip?<br />

Systematisch mähen heißt, systematisch Fehler machen.<br />

Es passiert, dass Streifen bleiben und gewisse<br />

Stellen nicht gemäht werden. Der intelligente Algorithmus,<br />

den wir freies Bewegungsmuster nennen,<br />

stellt sicher, dass die gesamte Grünfläche abgedeckt ist.<br />

Mit mehr als 20-jähriger Erfahrung in diesem Segment<br />

können wir sagen, dass das die beste und zuverlässigste<br />

Form des Rasenmähens ist.<br />

Wo macht sich die Digitalisierung noch bemerkbar?<br />

Digitalisierung ist ein breites Feld, angefangen bei digitalen<br />

Medien zur Informationsbeschaffung. Früher<br />

kauften sich Gartenfans ausschließlich „Mein schöner<br />

Garten“, heute gibt es unzählige Websites und Foren, in<br />

denen man sich informieren kann. Unsere Zielgruppe<br />

– die passionierten Gärtner – will sich austauschen und<br />

Neues über ihr Hobby lernen. Auch der Vertrieb über<br />

Online-Shops nimmt zu. Am spannendsten aus meiner<br />

Sicht ist aber die Produktseite.<br />

Weil Sie jetzt Gartengeräte vernetzen?<br />

Ja, das klingt zunächst abstrus, ist aber eine riesige<br />

Chance für unsere Endkunden, sich dem Thema Garten<br />

auf neue Art zu nähern. Gardena ist mit Bewässerungsprodukten<br />

und Gartengeräten schon immer ein<br />

Systemanbieter. Mit der Vernetzung können wir unterschiedliche<br />

Systeme zu einem kombinieren. So können<br />

Geräte ferngesteuert werden, vor allem aber können<br />

sie miteinander kommunizieren und dadurch<br />

bessere Ergebnisse erzielen.<br />

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Wie zum Beispiel…?<br />

In unserem Smart-System vernetzen wir einen Bodenfeuchte-Sensor<br />

mit dem Bewässerungscomputer. Ist programmiert,<br />

dass montags um 18 Uhr gegossen wird,<br />

prüft der Sensor kurz vorher, wie feucht der Boden ist<br />

und kommuniziert dem Computer gegebenenfalls, dass<br />

er nicht zu bewässern braucht. Gleichzeitig kann der Anwender<br />

Wettervorhersagen miteinbeziehen. Wenn es<br />

morgen regnet, müssen wir heute nicht bewässern.<br />

Das ist vermutlich noch nicht alles?<br />

Es gibt auch komplexere Anwendungen. Mit den Sensordaten<br />

wie Licht und Temperatur ist weit mehr möglich.<br />

So meldet das System, wenn es Frost gibt, dass Batterie<br />

oder Pumpe besser reingeholt werden sollten. Oder:<br />

Du willst Freitag deine Hecke schneiden, dann lade jetzt<br />

den Akku und so weiter. Es ist uns also möglich, mit den<br />

Geräten zu kommunizieren. Daraus machen wir ein System<br />

– mit der Intelligenz, die wir im eigenen Unternehmen<br />

haben und durch Partnerschaften.<br />

In wie vielen Gärten gibt es bereits Smart-Gardening-Lösungen?<br />

Wir sind mittlerweile im fünfstelligen Bereich. Das ist<br />

für uns eine große Menge, aber noch ist das kein Massenmarkt.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Marktforschungen bestätigen, dass die Generation Y<br />

oder die Millenials einen hohen Bedarf und auch Lust<br />

auf Grün haben. Die Verstädterung nimmt zu, Menschen<br />

haben weniger Zugang zu Grün und wollen sich<br />

eine Oase der Erholung schaffen – mit Trends wie „Ur-<br />

Gardena-Chef Sascha: Das<br />

Bewässerungssystem misst<br />

die Bodenfeuchte, holt sich<br />

Wetterdaten aus dem Internet<br />

und warnt vor Frost.<br />

www.fey-ulm.de<br />

The classic in a new light<br />

USM Haller erschliesst revolutionäre Dimensionen integraler<br />

Beleuchtung: kabellos, dimmbar, energieeffizient.<br />

Eine wahre Innovation – lassen Sie sich inspirieren!<br />

13


Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

sere Konkurrenz bei Generation Nummer zwei ist. Vor<br />

zwei Monaten haben wir den einmillionsten Roboterrasenmäher<br />

gefeiert, den die Husqvarna Group auf den<br />

Markt gebracht hat.<br />

Was sind weitere Gardena-Stärken?<br />

In Systemen zu denken und Systeme zu schaffen, die<br />

kompatibel sind und Komplexität aus dem Produktsortiment<br />

nehmen. Qualität und Design bilden die dritte<br />

Säule. Innovation bleibt unser wichtigster Treiber und<br />

war schon immer eine Herausforderung. Daher investieren<br />

wir heute deutlich mehr als noch vor fünf Jahren<br />

in diesen Bereich.<br />

Was ist so herausfordernd?<br />

Das riesige Produktportfolio. Das reicht von der<br />

Schlauchkupplung – also Kunststofftechnologie –<br />

über Harken zu Rasenmähern mit Batteriesystemen bis<br />

hin zu Robotermähern und vernetztem Garten mit<br />

Schwerpunkt auf Software. Wir bieten rund 1200 Produkte<br />

an.<br />

15 Jahre war der Rasenroboter<br />

ein Zuschussgeschäft. Gardena<br />

blieb hartnäckig. Heute<br />

freut sich Sascha Menges<br />

über ein boomendes Geschäft.<br />

ban Gardening“ oder ähnlichem. Gleichzeitig wissen<br />

die Leute weniger darüber, wie sie eine Tomate anpflanzen<br />

oder Bohnen großziehen. Die Kenntnisse werden<br />

nicht mehr über Generationen weitergegeben wie früher.<br />

An dieser Stelle kommen neue Technologien ins<br />

Spiel. Dafür sind neue Generationen sehr offen. Deshalb<br />

glauben wir, dass der Trend zum Smart Gardening<br />

anhält.<br />

Woher rührt Ihr Optimismus?<br />

Gardena hat 1985, als so langsam PCs in Privathaushalte<br />

einzogen, die ersten Bewässerungscomputer ins Sortiment<br />

genommen. Das war damals kein Massenmarkt.<br />

Aber wir stehen dafür, dass wir Trends früh erkennen<br />

und aufnehmen. Der smarte Garten profitiert auch<br />

vom Smart Home – was mit Heizung,<br />

Sicherheit und Licht ja immer<br />

mehr Bedeutung bekommt.<br />

Das ist beim Thema Robotermähen<br />

ähnlich.<br />

Am Anfang<br />

hieß es:<br />

So, jetzt<br />

integriert<br />

euch mal.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Wir haben vor mehr als 20 Jahren<br />

den ersten Robotermäher auf dem<br />

Markt gebracht. Das war 15 Jahre<br />

lang ein Nischenmarkt und ein Zuschussgeschäft.<br />

Über alle Sparrunden hinweg haben<br />

wir an das Thema geglaubt und in die Produktentwicklung<br />

investiert. Das hat sich gelohnt. Seit fünf Jahren<br />

hebt der Markt ab, und wir stehen mit der achten Generation<br />

Robotermähern vor dem Kunden, während un-<br />

Wie viele Neuheiten streben sie an?<br />

Wir haben jedes Jahr zwischen 10 und 20 Prozent neue<br />

Produkte im Programm.<br />

Wie stemmt das Ihre Entwicklungsabteilung?<br />

Die ist groß, wir arbeiten aber auch mit externen Partnern<br />

zusammen. In der Vergangenheit hat vor allem<br />

Hardware Gardena stark gemacht: perfekte Konstruktion<br />

von Kunststoff- und Metallteilen, Schneidgeometrien<br />

oder Mechaniken.<br />

Und heute?<br />

Da geht es auch um Software-Anforderungen und<br />

schnellere Produkt-Zyklen. Ein Gartengerät bringen sie<br />

einmal im Jahr. Software dagegen muss viel schneller<br />

entwickelt werden. Jetzt müssen wir diese grundverschiedenen<br />

Anforderungen zusammenbringen – wie<br />

viele Unternehmen anderer Branchen auch.<br />

Wie gehen Sie dabei vor?<br />

Wir bauen unsere eigene Softwarekompetenz<br />

aus und kaufen<br />

gleichzeitig zu, so wie wir es mit<br />

Koubachi gemacht haben, einem<br />

kleinen Start-Up in Zürich. Die haben<br />

nicht nur Kompetenzen und<br />

Pflanzendatenbanken, sondern<br />

vor allem die Start-Up-Kultur mitgebracht,<br />

also schnelle Entwicklungsprozesse.<br />

Uns ist es gelungen, die beiden Kompetenzbereiche<br />

zusammenzuführen.<br />

Wie haben Sie das gemacht?<br />

Wir haben das Start-Up nicht komplett integriert, son-<br />

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dern zum ausgelagerten Excellence-Center im Bereich<br />

Vernetzung erklärt. Neben den Kategorien Bewässerung,<br />

Geräte, elektrische Geräte gibt es nun auch den<br />

Bereich „Smart“, den der ehemalige Gründer des Start-<br />

Ups verantwortet. Er verantwortet sowohl Hardwareals<br />

auch Softwarekomponenten. Mittlerweile ist diese<br />

neue Kategorie auch in der Mitarbeiterzahl deutlich<br />

angewachsen.<br />

Warum ist dieses Auslagern so wichtig?<br />

Die Züricher sitzen in Start-Up-Büros. Die Atmosphäre<br />

ist loftig. Diese Kultur der Kreativität, des Experimentierens<br />

und Ausprobierens wollen wir durch die räumliche<br />

Trennung aufrechterhalten. Im nächsten Schritt<br />

mussten wir sie mit dem Markenversprechen von Gardena<br />

zusammenbringen. Als Premiumanbieter müssen<br />

unsere Produkte, die auf den Markt kommen, ausgereift<br />

sein. Beide Aspekte müssen passen.<br />

Ihre Mitarbeiter kennen die Situation. Schließlich<br />

mussten auch Gardena und Husqvarna vor zehn<br />

Jahren zusammenwachsen. Ist dieser Prozess abgeschlossen?<br />

Die Mitarbeiter fühlen sich heute mehr denn je als Teil<br />

der Gruppe. Aber das war ein langer Weg mit großen<br />

Veränderungen.<br />

Welche waren das?<br />

Am Anfang hieß es von Husqvarna: So, jetzt integriert<br />

euch mal. Es gab keine Businesspläne, es kamen keine<br />

Manager aus Schweden, um uns anzuweisen, es gab<br />

kein Sparprogramm, keinen Stellenabbau. Uns als<br />

deutsches Unternehmen überraschte das. Wir behielten<br />

zunächst eine große Eigenständigkeit. Das ist aus<br />

meiner Sicht eine Stärke der schwedischen Unternehmerkultur.<br />

Man ist offen für anderes. Husqvarna kaufte<br />

uns mit einem klaren Gedanken, nämlich: Gardena<br />

kann etwas, was wir nicht können. Deshalb geben wir<br />

nichts vor, sondern schauen erstmal wie die das machen.<br />

Dabei blieb es aber nicht.<br />

Eine zweite Phase wurde durch einen Managementwechsel<br />

eingeleitet. Zuvor hatte Husqvarna immer<br />

wieder Unternehmen aufgekauft und nie wirklich integriert.<br />

Die neue Leitung beschloss, gemeinsame Standards<br />

für dieses erfolgreiche, aber komplexe Zusammenspiel<br />

zu schaffen und zentralisierte Funktionen.<br />

Da spürten wir erstmals, dass Gardena Teil eines Konzerns<br />

ist und die Entscheidungsgewalt nicht mehr in<br />

Ulm sitzt.<br />

Wie wirkte sich das aus?<br />

Gemeinsame Standards sind kein Fehler und sparen<br />

Kosten ein. Sie haben aber dazu geführt, dass wir am<br />

Zuhören, analysieren, argumentieren,<br />

auf den Punkt<br />

bringen: Gardena-Chef und<br />

Husqvarna-Vorstandsmitglied<br />

Sascha Menges.<br />

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[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sascha Menges zeigt die kompakte Gardena-Box für Balkongärtner. Mit Schlauchverbindern ist das Unternehmen groß geworden.<br />

Vor 49 Jahren klickte es zum ersten Mal bei Gardena<br />

Es war im Flower-Power-Jahr 1968, als von Gardena. Seither gehört das Unternehmen<br />

zur Husqvarna-Gruppe. Diese ist<br />

es bei Gardena zum ersten Mal „Klick“<br />

gemacht hat. Bis heute ist die Schlauchkupplung<br />

das meistverkaufte Produkt geräten für Forstwirtschaft, Landschafts-<br />

der weltweit größte Hersteller von Motor-<br />

des Gartengeräteherstellers. Das Unternehmen<br />

war 2002 von den Familienei-<br />

auch europäischer Marktführer für Bepflege<br />

und Garten und dank Gardena<br />

gentümern für 350 Millionen Euro an den wässerungstechnik. Der Konzern ist zudem<br />

einer der führenden Anbieter für<br />

schwedischen Finanzinvestor Industri Kapital<br />

verkauft worden. Der trennte sich Schneidgeräte und Diamantwerkzeuge<br />

vier Jahre später für 730 Millionen Euro für die Bau- und Steinindustrie. Die vier<br />

Divisonen erwirtschafteten zuletzt mit<br />

11.900 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern<br />

einen Jahresumsatz von 36 Mrd.<br />

schwedischen Kronen (3,8 Milliarden Euro).<br />

Mit einem Umsatz von 537 Millionen<br />

Euro ist Gardena die drittgrößte Division.<br />

Sie wächst seit Jahren stetig. An den<br />

Standorten Ulm, Heuchlingen, Niederstotzingen<br />

und Laichingen beschäftigt<br />

Gardena rund 1850 Mitarbeiter. AMB<br />

Markt PS verloren haben. Weil Entscheidungsprozesse<br />

langwieriger wurden und der Fokus im Vorstand nicht<br />

auf Schlauchkupplungen lag und liegt.<br />

Was war die Folge?<br />

Das haben wir erkannt und sind in der dritten Phase<br />

nun seit drei Jahren wieder eigenständiger. Eine von<br />

vier Husqvarna-Divisionen sitzt mit einem Managementteam<br />

in Ulm. Wir entscheiden<br />

viele Dinge schnell und direkt.<br />

Grund für diesen Quantensprung<br />

war eine klare Ausrichtung der<br />

Marke auf eine Zielgruppe – nämlich<br />

den leidenschaftlichen Gärtner.<br />

Seit wir diese Richtung eingeschlagen<br />

haben, sind wir wieder<br />

mit mehr PS am Markt. Daher<br />

wachsen wir schnell und profitabel.<br />

Gleichzeitig genießen wir alle Vorteile,<br />

die uns die Gruppe bietet.<br />

Heute sind<br />

wir wieder<br />

mit mehr PS<br />

auf dem<br />

Markt.<br />

Und die sind?<br />

Wir haben Zugang zu Robotertechnologie – eine klare<br />

Husqvarna-Stärke – zentralem Einkauf oder gemeinsamen<br />

Technologieentwicklungen. Will Gardena einen<br />

Standort in Indien aufbauen, können wir Vertriebsinfrastrukturen<br />

der Gruppe nutzen. Dieses Netzwerk<br />

in Verbindung mit der Möglichkeit, eigenständig zu<br />

entscheiden, macht uns schneller als Mitbewerber.<br />

Welche Vorteile bringt es dem Standort Ulm, dass<br />

hier eine von vier Husqvarna-Divisionen ihren Sitz<br />

hat?<br />

Hier sitzt neben der Gardena-Division<br />

auch der Husqvarna-Vertrieb<br />

für Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz. Was wir hier an Backoffice-Prozessen<br />

und Logistik abwickeln,<br />

macht den Standort viel<br />

nachhaltiger als früher. Seit 2015<br />

haben wir in Deutschland über<br />

200 neue Positionen aufgebaut.<br />

Wir investieren zweistellige Millionenbeträge<br />

für die Infrastruktur vor Ort. Für unsere<br />

Mitarbeiter bietet die Gruppe internationale Karrierechancen.<br />

Viele probieren sich sechs Monate oder mehrere<br />

Jahre im Ausland aus – und wissen, dass sie zurück<br />

nach Deutschland kommen können.<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[titelthema]<br />

Wo will Gardena wachsen?<br />

Da gibt es mehrere Ansätze. Geografisch zählen zu unseren<br />

Kernmärkten alle deutschsprachigen Länder, Belgien<br />

und die Niederlande. Dort sind wir mit unserem<br />

ganzen Sortiment von Bewässerungstechnik über Garten-,<br />

Elektro- bis hin zu Batteriegeräten vertreten. Zudem<br />

sind wir weltweit in Märkten mit europäisch geprägter<br />

Gartenkultur mit Bewässerungssystemen<br />

erfolgreich. Unser Ziel ist es, besonders in diesen Ländern<br />

unsere anderen Segmente weiter auszubauen. Das<br />

gilt beispielsweise für Spanien, Frankreich, Russland,<br />

Italien und Skandinavien. Dort ist noch sehr viel Potenzial<br />

vorhanden.<br />

Mit zunehmender Verstädterung<br />

verändern sich Gartenbedürfnisse.<br />

Gardena reagiert<br />

darauf mit neuen Produkten<br />

und Vertriebswegen.<br />

PERSONALBERATUNG<br />

ENTWICKLUNGSPARTNER<br />

RECRUITINGAGENTUR<br />

Wir unterstützen Sie<br />

bei der Suche nach Führungspersönlichkeiten,<br />

die Ihr Unternehmen zum Erfolg führen<br />

im gesamten Prozess von der Abstimmung<br />

des Positionsprofils bis zum erfolgreichen<br />

Abschluss<br />

Wir freuen uns auf Sie.<br />

Ihre eleven personalberatung<br />

Was ist Ihr wichtigster Vertriebskanal?<br />

Gardena ist historisch in Baumärkten und Gartencentern<br />

stark vertreten. Diesen wichtigen Vertriebskanal<br />

müssen wir halten. Mit zunehmender Verstädterung<br />

verändern sich aber Gartenbedürfnisse.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Gärten entstehen auf Balkonen, Terrassen und am<br />

Fensterbrett. Das sind Wohnsituationen, die Kunden<br />

nicht dazu verleiten mit dem Auto – das Städter vielleicht<br />

gar nicht mehr haben – zum Baumarkt zu fahren.<br />

Deshalb denken auch wir anders über Garten nach.<br />

Wie sehen diese Gedanken aus?<br />

Auf der Produktseite bieten wir ein eigenes City-Gardening-Sortiment<br />

an. Das besteht aus kleineren, leichter<br />

verstaubaren Geräten mit anderen Designs. Diese Art<br />

des Gartenbedarfs erfordert eine andere Form der Distribution.<br />

Deshalb erweitern wir unsere Kanäle, etwa<br />

auf den Lebensmittelhandel, innerstädtische Läden<br />

und Online-Shops.<br />

17<br />

eleven personalberatung<br />

Weinhof 14<br />

89073 Ulm<br />

tel: 0731 140 224 0<br />

info@eleven-personalberatung.de<br />

www.eleven-personalberatung.de


[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Gut gelaunt: Gardena-Chef<br />

Sascha Menges im Gespräch<br />

mit Alexander Bögelein, Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong>[!].<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />

ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

DOKUMENTATION:<br />

RONJA GYSIN<br />

FOTOS:<br />

MARC HÖRGER<br />

Mit welchen Produkten lockt Gardena designaffine<br />

Großstadt-Hipster?<br />

Wir sind nach wie vor keine Fashionmarke. Wir stehen<br />

für ein funktionales Design. Balkongärtner brauchen<br />

kleinere Töpfe, Schaufeln und Geräte. Kompakte, vom<br />

Design zurückhaltende Lösungen sind gefragt. Das typische<br />

Gardena-Türkis oder Orange passt hier nicht.<br />

Deshalb haben wir eine Balkonbox mit kompakten Geräten<br />

und dezenten Farben entwickelt, mit der wir sehr<br />

erfolgreich sind. Ein anderes Beispiel sind automatische<br />

Bewässerungssysteme für Balkonkästen,<br />

welche die Pflanzen versorgen,<br />

während die Mieter oder<br />

Eigentümer in den Urlaub fahren.<br />

Welchen Umsatzanteil versprechen<br />

Sie sich von Urban Gardening<br />

in zehn Jahren?<br />

Das ist schwer zu sagen. Überlegen<br />

Sie sich einmal, wie viel Bedeutung<br />

die Terrasse heute im Vergleich<br />

zum Garten hat. Früher nahmen gepflasterte Flächen<br />

fünf bis zehn Prozent des Gartens ein, heute sind es 20<br />

bis 30 Prozent. Es würde mich nicht wundern, wenn<br />

wir mit Citygardening in zehn Jahren bis zu 20 Prozent<br />

unseres Umsatzes machen.<br />

Setzen Billigangebote von Discountern Gardena<br />

unter Druck?<br />

Ein relevantes Marktsegment ist das schon. Aber auch<br />

Nachhaltig<br />

zu sein, dazu<br />

zählt für<br />

uns auch<br />

das Soziale.<br />

definitiv eines, in dem wir nicht spielen. Für manche<br />

Anwendungen mögen diese Geräte ausreichen. Doch<br />

wir stehen für Qualität, Langlebigkeit und Verlässlichkeit.<br />

Wir bieten 25 Jahre Garantie und lebenslange Ersatzteilversorgung.<br />

Das ist in einer Welt, die mehr und<br />

mehr nach Nachhaltigkeit strebt, aus meiner Sicht genau<br />

der richtige Anspruch.<br />

Der Begriff Nachhaltigkeit wird oft missbraucht.<br />

Die Husqvarna Group hat sich als eines der ersten Unternehmen<br />

dem Pariser Klimaprotokoll<br />

angeschlossen. Wir lassen<br />

uns als erstes Unternehmen<br />

Schwedens auch extern dafür zertifizieren.<br />

Das heißt, wir schreiben<br />

uns Nachhaltigkeit nicht nur auf<br />

die Fahnen, sondern gehen das<br />

Thema analytisch an.<br />

Wie setzen Sie das im Alltag<br />

um?<br />

Wir haben beispielsweise komplett auf grünen Strom<br />

umgestellt. Zur Nachhaltigkeit zählt für uns aber nicht<br />

nur Ökologie, sondern auch Soziales. Wir wollen der<br />

beste Arbeitgeber sein und tun vieles, um dies zu erreichen.<br />

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter messen wir<br />

regelmäßig intern und entwickeln uns positiv. Dabei<br />

spielen Diversity – also die Verschiedenheit der Menschen<br />

– und Sicherheit eine große Rolle. Seit 2016 produzieren<br />

wir sogar eigenen Honig hier am Standort. [!]<br />

18


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www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller<br />

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[machen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Abriss mit Feingefühl<br />

Eigentlich wollte Markus Christadler Bauingenieur werden. Heute ist er Geschäftsführer der Eislinger<br />

CK Abbruch & Erdbau GmbH und hat sich einen Namen als Experte für komplexe Rückbauten gemacht.<br />

Bagger, die in luftiger Höhe an Kranseilen<br />

schweben, lösen bei Markus Christadler<br />

kein Schwindelgefühl aus – und<br />

auch der Drang, die Welt per Smartphone an<br />

dieser Skurrilität teilhaben zu lassen, ist ihm<br />

fremd. Seit 14 Jahren ist er Geschäftsführer<br />

der CK Abbruch & Erdbau GmbH in Eislingen.<br />

Mit seinem 28-köpfigen Team reißt der<br />

39-Jährige jährlich 200 Wohn-, Gewerbe- und<br />

Industrieimmobilien ab. Eine komplexe Aufgabe,<br />

denn „Abbruch ist mehr als nur die Abrissbirne<br />

zu schwingen“, sagt Christadler<br />

schmunzelnd. In seinem Alltag kommt das<br />

Relikt aus vergangenen Zeiten kaum mehr<br />

zum Einsatz. Grund sind die meist beengten<br />

Verhältnisse: Ist die Gegend um das abzureißende<br />

Gebäude eng bebaut, muss jeder Schritt<br />

sorgfältig geplant werden. Daher beginnt die<br />

Arbeit der Zerstörungsexperten mindestens<br />

sechs Wochen, bevor der erste Stein fällt.<br />

TONNENSCHWERER FUHRPARK<br />

„Im Abbruchzeitplan steckt viel Hirnschmalz,<br />

denn jede Baustelle ist einzigartig“, betont der<br />

Fachmann. So müssten Wasser- und Stromleitungen<br />

umgelegt, Schadstoffe identifiziert<br />

und öffentliche Flächen zum Abstellen oder<br />

Zwischenlagern der Fuhrparkriesen gefunden<br />

und genehmigt werden. 21, 28 oder gar 32 Meter<br />

ragen die Arme der firmeneigenen Longfront-Abbruchbagger<br />

in voll ausgefahrenem<br />

Zustand in die Höhe, bis zu 100 Tonnen bringen<br />

die Schwergewichte auf die Waage. Insgesamt<br />

nennt CK 16 größere Bagger sowie Radlader,<br />

Raupen, Recycling- und Siebanlagen im<br />

Wert von mehreren Millionen Euro ihr Eigen.<br />

Bei der Unternehmensgründung 2003 sah das<br />

noch anders aus. „Mit nur drei Baggern haben<br />

wir angefangen“, erinnert sich der Firmenchef,<br />

der eigentlich Bauingenieurswesen studieren<br />

wollte. Der frühe Tod seiner Eltern<br />

machte ihm damals einen Strich durch die<br />

Abbruch des Hochhauses der Staatsanwaltschaft<br />

Ulm: Ein Vorhang schützt Passanten und Autos.<br />

20


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

Rechnung; mit 23 Jahren musste sich Christadler<br />

entscheiden, wie es mit dem elterlichen<br />

Abbruch<strong>unternehmen</strong> weitergehen sollte.<br />

Sein Herz hing an der Branche, den Familienbetrieb<br />

wollte er dennoch nicht übernehmen.<br />

Stattdessen setzte er alles auf eine Karte, wickelte<br />

das elterliche Unternehmen ab und<br />

gründete seinen eigenen Betrieb. Der Plan<br />

ging auf: 2016 setzte CK zehn Millionen Euro<br />

netto um.<br />

Auf der Baustelle hingegen geht Christadler<br />

kein Risiko ein. „Sicherheit ist das erste Gebot“,<br />

betont er. Weil es beim Gebäudeabriss<br />

immer wieder zu gefährlichen Situationen<br />

kommen kann, sind regelmäßige Sicherheitsschulungen<br />

für alle Mitarbeiter Pflicht. Straßensperren<br />

und ein riesiger Gummivorhang,<br />

der herabfallende Bruchstücke abfängt, sollen<br />

Nachbargebäude und Passanten schützen.<br />

„Bei starkem Wind müssen wir trotzdem<br />

manchmal unterbrechen.“<br />

SPEZIALWISSEN GEFRAGT<br />

Der bisher planungsintensivste Auftrag kam<br />

vergangenes Jahr von der Firma Heidelberger<br />

Cement in Schelklingen. „Im laufenden Betrieb<br />

haben wir dort einen Teil des Zementwerkes<br />

abgerissen“, erinnert sich der Firmenchef.<br />

Darunter einen 70 Meter hohen<br />

Schornstein und einen riesigen Drehofen. Eine<br />

Herausforderung sei außerdem der Abbruch<br />

des Göppinger Frey-Centers gewesen.<br />

Um das ehemalige Kaufhaus von oben nach<br />

unten abtragen zu können, platzierten die<br />

Abbruch-Spezialisten hier sechs Abbruchbagger<br />

auf dem Gebäudedach – zusammen mit<br />

dem anfallendem Bauschutt eine nicht zu unterschätzende<br />

Last. Deshalb stützte das CK-<br />

Seit über einem Jahrzehnt Experte für Zerstörung<br />

Firmenchef Markus Christadler (rechts) bei der Übergabe einer Zeppelin-Baumaschine.<br />

Team die Kellergeschosse mit 1000 zweieinhalb<br />

bis vier Meter langen Baumstämmen ab.<br />

Im Betrieb wird abgetragenes Material sortiert<br />

und je nach Schadstoffbelastung recycelt oder<br />

entsorgt. Brech- und Siebanlagen zerkleinern<br />

große Betonstücke und verarbeiten sie wahlweise<br />

zu Sand oder Kies. „Diese Ersatzbaustoffe<br />

nutzen wir in unserem zweiten Geschäftssegment,<br />

dem Erdbau“, sagt Christadler. Um<br />

Die CK Abbruch & Erdbau GmbH wurde<br />

am 16. Juni 2003 in Ottenbach gegründet.<br />

Aktuell beschäftigt das Unternehmen<br />

28 Mitarbeiter am Standort Eislingen,<br />

darunter Bauingenieure,<br />

Baugeräteführer, Vorarbeiter und Abbruchhelfer.<br />

Um das erwartete Firmenwachstum<br />

von fünf bis zehn Prozent abzufedern,<br />

suchen der Mittelständler<br />

Personal, sowohl in Facharbeiter- als<br />

auch in Führungspositionen. Die CK Abbruch<br />

& Erdbau ist Mitglied im Deutschen<br />

Abbruchverband (Köln), einer Interessenvertretung<br />

der Branche. Markus<br />

Christadler hat den Vorsitz des Landesverbands<br />

Baden-Württemberg inne. GYS<br />

die Umwelt zu schonen, will der Eislinger<br />

Firmenchef noch nachhaltiger wirtschaften:<br />

Eine Wiederverwertungsanlage auf dem<br />

Werksgelände soll bis in zwei Jahren zusätzlich<br />

Materialien aufarbeiten. Ein hehres Ziel,<br />

in das der Vollblutunternehmer drei Millionen<br />

Euro investieren will: „Wir arbeiten mit<br />

endlichen Ressourcen. Jeder Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />

zählt.“ [!] <br />

RONJA GYSIN<br />

UNSER FIRMENNAME IST UNSER PROGRAMM.<br />

Von A wie Angebot bis Z wie Zufriedenheit.<br />

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strategischen Entscheidungen. Darauf können Sie sich verlassen!<br />

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national und international<br />

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21


[namen & nachrichten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Extrem günstige<br />

Steuereinheit<br />

für Roboter<br />

Günstig, nachhaltig, minimalistisch<br />

– so sollte am besten jede<br />

neue Erfindung sein. Joachim<br />

Feßler, Student an der Hochschule<br />

Ravensburg-Weingarten,<br />

liegt mit seinem fingergroßen<br />

Platinen-Entwurf also im Trend.<br />

Auf der Funkermesse Ham Radio<br />

war die Steuereinheit das<br />

kleinste der ausgestellen Exponate.<br />

Mit nur sieben Bauteilen<br />

und einem Gesamtpreis von<br />

1,50 Euro ist die Schaltung extrem<br />

billig und damit für Vereine<br />

und Schulen interessant, besonders,<br />

wenn Recyclingteile<br />

für den Bau verwendet werden.<br />

Die Steuerungseinheit kann<br />

zum Beispiel für Roboter verwendet<br />

werden.<br />

Neue<br />

Geburtshilfe<br />

in Wangen<br />

Rund sieben Millionen Euro<br />

wurden in das 200 Betten große<br />

Westallgäu-Klinikum Wangen<br />

investiert. Mit der offiziellen<br />

Einweihung der erneuerten Geburtshilfe-Station<br />

ist die Modernisierung<br />

weiter vorangegangen.<br />

Ebenfalls in Betrieb<br />

genommen wurde die stationäre<br />

Löschanlage des Hubschrauber-Dachlandeplatzes.<br />

Das Land<br />

förderte das Projekt mit 2,7 Millionen<br />

Euro. Das Westallgäu-<br />

Klinikum gehört zum Verbund<br />

der Oberschwabenklinik. Dessen<br />

größtes Haus ist das St. Elisabethen-Klinikum<br />

in Ravensburg<br />

mit über 500 Betten.<br />

Mehr Allgäuer<br />

Emmentaler aus<br />

Bodnegg<br />

Von Herbst dieses Jahres an erwartet<br />

die Martin Bauhofer Käserei<br />

GmbH aus Bodnegg bei<br />

E-Boards vom Bodensee<br />

Das junge Unternehmen JayKay UG aus Kressbronn am Bodensee<br />

hat ein Elektro-Longboard entwickelt. Dank patentierter<br />

„E-Achse“ fahren die Boards 12 Kilometer weit mit bis zu Tempo<br />

30. Es ist das weltweit erste elektrische Longboard mit unsichtbarem<br />

Antrieb.<br />

Ravensburg eine Umsatzsteigerung<br />

von rund 15 Prozent. Das<br />

Unternehmen wird von 17 zusätzlichen<br />

Bauern aus der Region<br />

um Kisslegg und Leutkirch<br />

mit Heumilch für die Herstellung<br />

seines Allgäuer Emmentalers<br />

beliefert. Eine neu gebaute,<br />

1000 Quadratmeter große Kühlund<br />

Versandhalle verdreifacht<br />

die Lagerkapazität des Unternehmens.<br />

1911 wurde die Firma<br />

gegründet: Die ersten Käse wurden<br />

von Käsermeister Alfons<br />

Geiselmann hergestellt. Heute<br />

zählt die Käserei 35 Mitarbeiter<br />

und erzielt einen Umsatz von<br />

zehn Millionen Euro. Das Unternehmen<br />

liefert in alle Welt,<br />

sogar bis nach Dubai .<br />

Airbus schickt<br />

neuen Satellit<br />

in den Weltraum<br />

Im <strong>Oktober</strong> des kommenden<br />

Jahres soll der neue Wettersatellit<br />

„Metop-C“ seine Reise ins<br />

Weltall starten. Entwickelt wurde<br />

er von Airbus in Immenstaad<br />

am Bodensee. Mithilfe einer<br />

Ariane-5 -Trägerrakete wird er<br />

vom europäischen Weltraumbahnhof<br />

in Kourou, Französisch-Guayana,<br />

in den Orbit gebracht,<br />

um von dort noch<br />

genauere Wetterdaten als bisher<br />

möglich auf die Erde zu<br />

schicken. Airbus SE ist der<br />

größte Luft- und Raumfahrtkonzern<br />

Europas und der zweitgrößte<br />

der Welt. In Deutschland<br />

beschäftigt Airbus an 29 Standorten<br />

rund 48.000 Mitarbeiter.<br />

Der Umsatz des Konzerns im<br />

vergangenen Jahr betrug knapp<br />

67 Milliarden Euro.<br />

Aus historischer<br />

Schule wird<br />

Vier-Sterne-Hotel<br />

An Pfingsten 2019 sollen die<br />

ersten Gäste in Wolfegg übernachten.<br />

So sieht es der Plan<br />

von Investor Peter Hornstein<br />

vor. In dem historischen Gebäude<br />

plus einem 250 Quadratmeter<br />

großen Anbau sollen 23<br />

Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer<br />

mit Vier-Sterne-<br />

Standard entstehen. Im Erdgeschoss<br />

wird es eine offene<br />

Gastronomie mit Weinstube geben.<br />

Mit dem Bau begonnen<br />

wird im Frühjahr 2018. Im vergangenen<br />

Jahr hatte Hornstein<br />

das 1908 erbaute, denkmalgeschützte<br />

ehemalige Schulgebäude<br />

von der Gemeinde für<br />

rund eine halbe Million Euro<br />

erworben.<br />

Eröffnung der<br />

Inselhalle<br />

verzögert sich<br />

Nach dem Jahreswechsel soll<br />

die Lindauer Inselhalle im Januar<br />

2018 endlich in Betrieb gehen.<br />

Geplant war die Fertigstellung<br />

eigentlich schon für<br />

September dieses Jahres. Die<br />

Höhe der Mehrkosten des 53<br />

Millionen Euro teuren Projekts<br />

ist noch nicht bekannt, sicher<br />

ist aber, dass die Sache wird<br />

teurer als ursprünglich geplant.<br />

Trotz allem sieht die Buchungslage<br />

zufriedenstellend aus: 1064<br />

Raumbelegungen fürs kommende<br />

Jahr seien bereits sicher,<br />

heißt es von der Stadt – darunter<br />

Tagungen, Konzerte und<br />

Veranstaltungen von Lindauer<br />

Vereinen. [!] <br />

RIZ<br />

22


Ford Lease Gewerbe-Offensive<br />

Abbildungen zeigen Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />

FORD MONDEO TURNIER BUSINESS EDITION<br />

40,64 cm (16“)-Leichtmetallräder, Außenspiegel,<br />

elektrisch anklappbar, mit Umfeldbeleuchtung, Ford<br />

Navigationssystem inkl. Ford SYNC 3 mit AppLink und<br />

Touchscreen (20,3 cm Bildschirmdiagonale),<br />

Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer<br />

FORD S-MAX BUSINESS EDITION<br />

43,18 cm (17“)-Leichtmetallräder, Ford Navigationssystem<br />

inkl. Ford SYNC2 mit Touchscreen (20,3 cm Bildschirmdiagonale),<br />

Park-Pilot-System vorne und hinten,<br />

Klimaanlage mit automatischer Temperaturkontrolle (2-<br />

Zonen-Klimaautomatik)<br />

Günstig mit der monatl.<br />

Ford Full-Service-Leasingrate von<br />

€<br />

259,- netto<br />

(<br />

€<br />

1,2,3,4 €<br />

Günstig mit der monatl.<br />

Ford Full-Service-Leasingrate von<br />

269,- netto<br />

1,2,5,6<br />

308,21 brutto) (<br />

€<br />

320,11 brutto)<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden<br />

Fassung): Ford Mondeo: 4,3 (innerorts), 3,5 (außerorts), 3,8 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 99 g/km (kombiniert).<br />

Ford S-MAX: 5,6 (innerorts), 4,6 (außerorts), 5,0 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 129 g/km (kombiniert).<br />

Schwabengarage GmbH, Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (07 31) 1 62-0<br />

www.schwabengarage-ulm.de · Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />

1<br />

Ford Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.10.<strong>2017</strong> und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossen<br />

sind Großkunden mit Ford Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z.B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). 2 Das Technik-Service-Paket enthält Wartungs- und Inspektionsarbeiten<br />

sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem Umfang und die Kosten für HU/AU. Die HU wird von einer amtlich anerkannten Prüforganisation (z. B. TÜV,<br />

DEKRA, KÜS, GTÜ) durchgeführt. Details und Ausschlüsse zu allen Services entnehmen Sie bitte unserer ausführlichen Produktbeschreibung. Nur erhältlich im Rahmen eines Ford Lease<br />

Vertrags. 3 Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 27,310.93 netto (€ 32.500,01 brutto), inkl. € 755,46 netto (€ 899,00 brutto) Überführungskosten. 4 Gilt für einen Ford Mondeo<br />

Turnier Business Edition 1,5-l-TDCi-Dieselmotor ECOnetic 88 kW (120 PS) (Start-Stopp-System), € 259,- netto (€ 308,21 brutto) monatliche Leasingrate, € 0,- netto (€ 0,00 brutto)<br />

Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45000 km Gesamtlaufleistung. 5 Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 28.949,58 netto (€ 34.450,00 brutto), inkl. € 755,46<br />

netto (€ 899,00 brutto) Überführungskosten. 6 Gilt für einen Ford S-MAX Business Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS) (Start-Stopp-System), € 269,- netto (€ 320,11 brutto)<br />

monatliche Leasingrate, € 0 netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45000 km Gesamtlaufleistung.<br />

23


[verantworten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

So habe ich mir das nicht vorgestellt!<br />

Der Generationswechsel in Familien<strong>unternehmen</strong> ist oft konfliktbeladen. Die Coaches Nicola Buck und Ferdinand<br />

Hirmer zeigen, wie er sich vorbereiten und Streit vermeiden lässt.<br />

Ein rosa Plüschelefant sitzt mitunter am<br />

Tisch, wenn Nicola Buck und Ferdinand<br />

Hirmer Unternehmerfamilien beraten.<br />

Die beiden Coaches und Mediatoren begleiten<br />

und unterstützen Inhaberfamilien beim Generationswechsel.<br />

Der rosa Elefant steht für<br />

ein grundsätzliches Thema bei der Nachfolge:<br />

„Alle sehen den offensichtlichen Konflikt,<br />

aber keiner spricht ihn an“, erklärt Nicola<br />

Buck. So entsteht bei allen Beteiligten Leidensdruck.<br />

„Werden diese Spannungen nicht<br />

rechtzeitig bearbeitet, führt dies schnell zu<br />

verhärteten Positionen und das bedeutet Stillstand<br />

im Nachfolgeprozess“, sagt Hirmer.<br />

In den Beratungsfällen der Coaches aus München<br />

ergreifen häufig die Nachfolger die Initiative.<br />

„So habe ich mir das nicht vorgestellt“,<br />

lautet einer der Sätze, die Buck und Hirmer oft<br />

zu Beginn hören. Das ist ein Signal, dass bei<br />

der Nachfolge zu wenig auf die Bedürfnisse<br />

der Beteiligten geachtet worden ist.<br />

Die junge Generation sei gut ausgebildet und<br />

reflektiere, wie sie die Situation verändern<br />

kann. Als oberstes Ziel stehen der Frieden und<br />

der Zusammenhalt in der Familie. Häufig sind<br />

in ihren Beratungsfällen die Senior-Chefs<br />

noch im Unternehmen aktiv. Dies mache in<br />

einer Übergangsphase auch Sinn. „Aber diese<br />

Phase muss terminiert sein“, sagt Buck. Ansonsten<br />

könne sich die Firma nicht neu ausrichten.<br />

„Die Mitarbeiter haben zwei Chefs,<br />

die sich teilweise gegenseitig blockieren.“<br />

Streit in der Unternehmerfamilie wirkt sich<br />

schnell auf das Unternehmen aus. Das hat<br />

nach ihren Worten eine lähmende Wirkung<br />

aufs Unternehmen und fördert eine Atmosphäre,<br />

in der es vor allem an einem fehlt: an<br />

der Orientierung aus der Inhaberfamilie.<br />

Gleichzeitig bedrohen gegensätzliche Interesse<br />

im Unternehmen den Zusammenhalt der<br />

Familie. Daher sei es wichtig, alle Familienmitglieder<br />

an einen Tisch zu bringen.<br />

WAS MACHE ICH DANACH?<br />

Eine gelungene Übergabe benötigt Vorbereitung.<br />

„Neben der Begleitung des Nachfolgers<br />

muss sich vor allem der Übergeber darüber<br />

klarwerden: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr<br />

das Unternehmen leite? Sie brauchen eine<br />

Vorstellung, was sie hinterher machen“, betont<br />

Hirmer. Es liegt in der Natur älterer Unternehmer,<br />

dass sie nie zwischen Beruf und<br />

ihrem Privatleben unterschieden haben.<br />

Nach dem Austritt aus der Firma droht luftleerer<br />

Raum. „Daher können viele nicht loslassen“,<br />

sagt Buck. Gleichzeitig ist der Wunsch<br />

groß, dass die Firma in der Hand der Familie<br />

bleibt. Auch in ihrer Rolle als Eltern seien Inhaber<br />

oft zwiegespalten, „weil sie ihre Kinder<br />

Die Coaches und Mediatoren Nicola Buck und<br />

Ferdinand Hirmer unterstützen Unternehmen bei<br />

der Nachfolge. Fotos: Marek & Beier<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe XY 59 | <strong>Oktober</strong> Monat JJJJ <strong>2017</strong><br />

[verantworten] [rubrik]<br />

ratur heute aliquam, mehr als occus früher dolorempor liberal erziehen sa se quae und<br />

milluptatem ihnen bei der nonserovid Studien- und qui Berufswahl sum qui freie ium<br />

facessit Hand lassen“, molupta sagt del Buck. minimporro Diese Freiheit blatusc bedeute<br />

mitunter duntem que eine essus mangelnde eatis es Identifikation<br />

am cuptatati<br />

iisqui<br />

consenis der „Next-Generation sus. Tur repeligni mit dem im Unternehmen.<br />

con nobis et<br />

opti Damit qui eine debis Nachfolge explameni gelingt, qui qui ist nach to et ihren plate<br />

nonseca Worten eine tiisqua offene tiorit Kommunikation omnim quid exeri nötig, atur,<br />

omnimolorem aut quo dolupta tiatectorit,<br />

ipienescit ut exceat omnia volupta sperum<br />

dolupta Der Großteil cus ande cum will reptat fuga. Ferrume<br />

laccatem<br />

Verantwortung<br />

ulpa voluptat.<br />

Drei von vier Kindern deutscher Familienunternehmer<br />

streben die Übernah-<br />

ZWISCHENZEILE<br />

Pidest,<br />

me unternehmerischer<br />

ini to officto totatis<br />

Verantwortung<br />

mi, eatecae labore<br />

nitatinum an. Sie wollen del earum nicht inctium nur Gesellschafter<br />

fuga. Itatiorro<br />

mos des et Familien<strong>unternehmen</strong>s as nimus volore eserspe sein, rspellecum sondern<br />

re auch nat litiam die operative eium volorum, Führung occus im el-<br />

etur<br />

arum<br />

rero terlichen vellam Unternehmen que reperch icitiis übernehmen, cipistota iuntio.<br />

das Sunt geht enias aus dolest einer Studie pa sandiam, der Zeppelin- seriam et<br />

Universität Friedrichshafen aus dem<br />

vitius volupta temporeste sandund icimillest<br />

Jahr 2015 hervor. Vier von zehn Kindern<br />

können sich vorstellen, ein eige-<br />

pedi tes endi voluptur? Qui odipsum qui nonenes<br />

el Unternehmen eos quatquo zu explaut gründen. pa nonempero<br />

AMB<br />

eleniam fuga. Tenditam, corporibus etur<br />

den Mut unangenehme Dinge und die eigenen<br />

Zielen und Meilensteinen und einem konkregeln:<br />

Bedürfnisse anzusprechen und klare Reten<br />

Austritttermin des Senior-Chefs.<br />

Dazu gehört, das Thema frühzeitig anzusprechen<br />

Sinnvoll ist es laut Buck auch, eine Familien-<br />

und zu klären, welche Ausbildung verfassung zu erarbeiten. Dabei geht es unter<br />

und Persönlichkeit der Nachfolger benötigt, anderem um Themen: Wer gehört zur Unternehmerfamilie?<br />

wie der Fahrplan zum Einstieg ins Unternehmen<br />

Was sind unsere Werte? Wie<br />

aussieht.<br />

gehen wir in Konflikten miteinander um?<br />

Hat sich die Familie auf einen Beratungsprozess<br />

Wie wird die Firma in die nächste Generation<br />

geeinigt, setzen Buck und Hirmer bei ih-<br />

geführt? Das Dokument sei zwar nicht recht-<br />

rem Vorgehen zunächst auf Einzelinterviews lich wirksam, besitze aber moralische Bindekraft.<br />

mit allen Beteiligten. „Jeder soll die Möglichkeit<br />

Dies stärke den Zusammenhalt der Un-<br />

haben, seine Perspektive aufzuzeigen, ternehmerfamilie. [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />

wie er die Situation erlebt. Es ist wichtig, dass<br />

sich jeder gehört fühlt“, erklärt Buck und Hirmer.<br />

INFO<br />

Das erhöhe die Bereitschaft, sich an ei-<br />

„Konflikte in Familien<strong>unternehmen</strong>“<br />

nen Tisch zu setzen – selbst wenn die Situati-<br />

lautet das Motto eines Netzwerkabends am<br />

Non schon plit officie festgefahren nimodigent, sei. corehenis sinimos ere, alit re Donnerstag, ini dolor millabo. 9. November, Itat et et ex in eatur Ulm soluptatur zum zehnjährigen<br />

Die Einzelgespräche münden in einen moderierten<br />

Bestehen des Wirtschaftsmagazin<br />

fugit, Workshop id molore mit sed der quam ganzen nimus, Familie. ut et<br />

arum<br />

vernam Dessen Ziel exceaque sei, dass lam die hil Familie ipidunt gestärkt volorro aus occus<br />

dem dolumquatem Prozess hervorgehe. am, volessus Dabei sei que es pratibero wichtig,<br />

te einen delit, Nachfolgeplan si atur mod quam, aufzustellen, sam ut ut den esequas alle<br />

borum <strong>unternehmen</strong>[!]. ini beris molorro Nicola Buck blaborum und Ferdinand<br />

eossita Hirmer, turenis erklären rectur? dabei, Itiorrorae wie sich non Kon-<br />

et ma-<br />

esequam<br />

ea<br />

xima flikte in quuntiunto Unternehmerfamilien omnime quiam, gemeinsam sandeli asperum<br />

bewältigen ulluptis lassen. resequos Nähere et Infos quianimos bei Tobias aliqui<br />

volut Familienmitglieder volorer orundi mittragen, bere, cus, mit unt konkreten quo occa-<br />

beaque Lehmann, con Telefon nonserunt. 0731 [!] 156-515. DER AUTOR<br />

Wie Unternehmer die Nachfolge<br />

vorbereiten<br />

Die einen wollen ihr Unternehmen an jüngere Nachfolger übergeben, die anderen möchten eine<br />

Firma übernehmen. Und doch kommen beide oft nicht zusammen. Woran liegt das?<br />

Anzeige<br />

Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an<br />

dem ein Unternehmer aus der Firma ausscheiden<br />

will oder muss. Wie bereitet man<br />

diesen Übergang am besten vor? Und was<br />

hält Existenzgründer davon ab, in Ihre Firma<br />

zu investieren?<br />

Für Unternehmer ist es nicht leicht, den richtigen<br />

Zeitpunkt zu finden, um aus der Firma auszuscheiden.<br />

Doch irgendwann kann oder will<br />

man nicht mehr. Wer dann unter Zeitdruck handelt,<br />

findet möglicherweise nicht den richtigen<br />

Nachfolger. Das schadet der Firma und der<br />

Belegschaft. Sinnvoll ist es darum, sich so früh<br />

wie möglich mit dem Thema auseinanderzusetzen.<br />

Experten raten dazu, mindestens drei<br />

Jahre einzuplanen. Die Sparkassenberater helfen<br />

Ihnen weiter, aber auch die Industrie- und<br />

Handelskammer (IHK) ist eine Anlaufstelle.<br />

Der Dachverband der Industrie- und Handelskammern<br />

ging in seinem Unternehmensnachfolgereport<br />

vor einiger Zeit der Frage nach, wo<br />

Sparkasse Ulm.<br />

Foto: Martin Duckek<br />

die größten Hemmnisse liegen. Ein Problem ist<br />

die Finanzierung: Nachwuchs<strong>unternehmen</strong><br />

benötigen im Regelfall einen hohen Kredit,<br />

wenn sie eine Firma übernehmen wollen. Sie<br />

haben jedoch häufig nur geringe Sicherheiten.<br />

Ein weiteres Hindernis sei die Erbschaftsteuer.<br />

Die Diskussion darum verunsichert den Mittelstand.<br />

Ein weiteres Problem bei Unternehmensübergaben:<br />

Nicht jede kann von langer Hand geplant<br />

werden. Denn auch Unternehmer können<br />

einen Unfall haben oder plötzlich krank werden.<br />

Für diesen Fall ist es wichtig, dass der Unternehmer<br />

einen Vertreter bestimmt hat, dass<br />

sein Wissen in der Firma zentral gespeichert ist<br />

und dass es Vollmachten für den Notfall gibt.<br />

Haben Sie Fragen zum Thema? Ihr Sparkassenberater<br />

hilft Ihnen weiter: 0731 101-0<br />

Kontakt<br />

Sparkasse Ulm<br />

Hans-und-Sophie-<br />

Scholl-Platz 2<br />

89073 Ulm<br />

0731 101-0<br />

25


[verantworten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Immer Ärger mit der Familie<br />

Unternehmer trennen nicht zwischen Beruf und Privatleben. Das erschwert es ihnen, loszulassen und rechtzeitig über<br />

die Nachfolge nachzudenken. Das Thema Pflichtteil wird dabei häufig unteschätzt, sagt Notar Christian Winkler.<br />

Konflikt zwischen Erben: Im Todesfall des Firmenchefs haben sowohl Ehefrau als auch Sohn Anspruch<br />

auf den Pflichtteil, sofern der Unternehmer diesen Störfaktor der Nachfolge nicht geregelt hat.<br />

Foto: Iakov Filimonov / shutterstock.com<br />

Sie sind das Rückgrat der deutschen<br />

Wirtschaft: 90 Prozent der rund vier<br />

Millionen deutschen Betriebe werden<br />

von Familien oder Inhabern geführt. Sie beschäftigen<br />

mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Deutschland<br />

und sind ein zentraler Wirtschaftsfaktor.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des<br />

Mannheimer ZEW-Instituts und des Instituts<br />

für Mittelstandsforschung.<br />

Allerdings gibt es alarmierende Zahlen: Gerade<br />

einmal 12 Prozent der Familien<strong>unternehmen</strong><br />

werden bis in die dritte Generation weitergebenen,<br />

in die fünfte Generation schafft<br />

es nur noch ein Betrieb von einhundert. Diese<br />

Zahlen lösen Besorgnis bei den Kammern<br />

von Handwerk, Industrie und Handel aus.<br />

„Die Nachfolgeproblematik wird in den<br />

nächsten Jahren zunehmen“, sagt Wolfgang<br />

Grenke, der Chef des Industrie- und Handelskammertags<br />

(BWIHK). Legt man Zahlen des<br />

Instituts für Mittelstandsforschung zu Grunde,<br />

dann stehen in Baden-Württemberg in diesem<br />

und im nächsten Jahr in knapp 8000 Unternehmen<br />

Nachfolgeregelungen an. „Wenn<br />

sich die Nachfolgeproblematik zuspitzt besteht<br />

die Gefahr, dass es zum Verlust von Arbeitsplätzen<br />

kommt“, sagt Grenke.<br />

DAS GROSSE AUFSCHIEBEN<br />

Der Neu-Ulmer Notar Christian Winkler<br />

kennt die Problematik aus eigener Erfahrung.<br />

Er hat nach seinen Worten „schon so einiges<br />

beim Thema Nachfolge gesehen“. Nach seiner<br />

Einschätzung gehen viele Unternehmer die<br />

entsprechenden Fragen zu spät an, auch weil<br />

Loslassen nach seinen Worten eine Kunst ist,<br />

die viele Unternehmer erst lernen müssen.<br />

„Im Alter von 30 bis 40 Jahren, sagen Firmeninhaber,<br />

sie hörten mit 50 auf. Im Alter von 50<br />

heißt es , sie zögen sich mit 62 zurück. Mit 6o<br />

heißt es dann: Ich gehe mit 70. Im Alter von 70<br />

äußert er sich gar nicht mehr.“ Dass sich viele<br />

Unternehmer nicht mit der eigenen Endlichkeit<br />

auseinandersetzen, ist das eine. Das ande-<br />

26


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

re Thema ist, dass Firmeninhaber vielfach<br />

Störfaktoren ausblenden. Winkler empfiehlt<br />

den Unternehmern, frühzeitig ihren Notfallkoffer<br />

zusammenzustellen. Dazu gehören neben<br />

dem Testament, einem Ehevertrag, auch<br />

Vollmachten, damit das Unternehmen bei einer<br />

schweren Erkrankung des Inhabers oder<br />

eines plötzlichen Unfalltods des Inhabers,<br />

handlungsfähig bleibt.<br />

Der Neu-Ulmer Notar Dr. Christian Winkler. <br />

Foto: Amrei Groß<br />

EXISTENZRISIKO PFLICHTTEIL<br />

Zu den oft unterschätzten Störfaktoren, die<br />

den Bestand eines Unternehmens von einem<br />

auf den anderen Tag existenziell bedrohen,<br />

zählt der Pflichtteils-Anspruch. Der fällt bei<br />

nahezu jeder Nachfolgeregelung an. Der<br />

Pflichtteil ist ein Geldzahlungsanspruch in<br />

Höhe der Hälfte des Wertes des gesetzlichen<br />

Erbteils, der dem Berechtigten bei gesetzlicher<br />

Erbfolge zugestanden hätte. Bei einem<br />

Familien<strong>unternehmen</strong> wird dieser aus dem<br />

Verkehrswert der Unternehmensbeteiligung,<br />

also inklusive Firmenwert plus stille Reserven,<br />

berechnet. Dieses Vermögen ist zwar vorhanden,<br />

übersteigt aber in aller Regel die liquiden<br />

Mittel des Unternehmens deutlich.<br />

„Das Tückische am Pflichtteil ist: Er wird<br />

grundsätzlich sofort fällig“, erklärt Winkler.<br />

Das kann die gesamte Firma finanziell ins<br />

Wanken bringen. Daher kommt es nach seinen<br />

Worten darauf an, frühzeitig eine Lösung<br />

für die „weichenden Erben“ zu finden, also jene<br />

Familienmitglieder, die bei der Fortführung<br />

der Firma außen vor bleiben. Doch häufig<br />

ist das nicht der Fall, sagt Winkler und<br />

schildert einen klassischen Fall aus seiner<br />

Praxis. Ein Allein-Eigentümer, Ü 60, hat über<br />

27


[verantworten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

die Jahrzehnte ein Maschinenbau-Unternehmen<br />

aufgebaut, das mittlerweile auf einen<br />

Jahresumsatz von mehreren Millionen Euro<br />

kommt. Der Firmenchef ist verheiratet und<br />

hat drei erwachsene Kinder: der älteste ist Ingenieur<br />

und will die Firma übernehmen, der<br />

Zweitgeborene ist Jurist, die Tochter arbeitet<br />

als Kunsthistorikerin. Der Unternehmer will<br />

seine Nachfolge regeln und fragt sich: Was erwartet<br />

mich da? Der Wert der Firma beträgt 60<br />

Millionen Euro und ist das wesentliche Vermögen,<br />

einen Ehevertrag gibt es nicht.<br />

Der Firmenchef überträgt die Firma an den<br />

ältesten Sohn, stirbt aber wenig später bei einem<br />

Unfall. Die Problematik möglicher<br />

Pflichtteilsansprüche hat der Firmenchef bewusst<br />

verdrängt, sagt Winkler. Der Pflichtteilsanspruch,<br />

der zwei „weichenden Erben“<br />

beträgt im konkreten Fall zusammen 2/12 des<br />

Unternehmenswerts, also insgesamt 10 Millionen<br />

Euro. „Die beiden weichenden Erben<br />

machen ihren Pflichtteil geltend, die Firma<br />

musste verkauft werden“, erzählt Winkler.<br />

Nachfolger für mittelgroße Betriebe gesucht<br />

Nur bei der Hälfte der Übergaben bleibt die Firma in der Familie.<br />

Foto: MJgraphics / shutterstock.com<br />

ABSCHRECKENDES BEISPIEL<br />

Vor diesem Hintergrund rät Winkler Unternehmern,<br />

solche Störfaktoren in der Nachfolge<br />

zu eliminieren. Der effektivste Weg sei,<br />

dass weichende Erben auf ihren Pflichtteil<br />

verzichten. Der Pflichtteilsverzicht muss notariell<br />

beurkundet werden. „Dafür wollen die<br />

weichenden Erben entschädigt werden.“ Sofern<br />

anderes wesentliches Vermögen als die<br />

Firma vorhanden ist, kann dies übertragen<br />

werden. „Oft ist das aber nicht der Fall.“.<br />

Unter diesen Umständen bestehen zwei Möglichkeiten.<br />

Die „weichenden Erben“ werden<br />

zu Mitgesellschaftern und erhalten einen Anteil<br />

am Unternehmen. „Das macht dem Nachfolger<br />

das Leben aber nicht leichter“, betont<br />

Winkler. Denn Gesellschafter haben Mitspracherechte<br />

und mitunter steht das Interesse an<br />

einer höheren Ausschüttung Investitionen in<br />

die Zukunft des Unternehmens entgegen.<br />

Die Alternative ist, die „weichenden Erben“<br />

nur am Gewinn zu beteiligen, z. B. über eine<br />

„stille Beteiligung“. Doch Konflikte kann es<br />

im Todesfall des Unternehmers nicht nur unter<br />

den Kindern geben. „Auch der Ehepartner<br />

kann richtig Ärger machen“, sagt Winkler.<br />

Besteht kein Ehevertrag, dann gefährdet der<br />

sogenannte Zugewinnausgleichsanspruch im<br />

Fall der Beendigung der Ehe die Existenz des<br />

Unternehmens. Dem Ehepartner kann im Fall<br />

der Scheidung der Ehe 50 Prozent des während<br />

der Ehe erfolgten Wertzuwachses des<br />

Gut die Hälfte (54 Prozent) der Eigentümer<br />

übergeben das Unternehmen nach<br />

einer Erhebung des Instituts für Mittelstandsforschung<br />

an die eigenen Kinder<br />

bzw. an andere Familienmitglieder. Weitere<br />

29 Prozent der Übertragungen erfolgen<br />

an externe Führungskräfte, andere<br />

Unternehmen oder Interessenten von außerhalb.<br />

17 Prozent übertragen das Unternehmen<br />

an Mitarbeiter. Übergaben<br />

stehen der Studie insbesondere bei Unternehmen<br />

mit einem Jahresumsatz zwischen<br />

500.000 Euro und 10 Millionen Euro<br />

an. Bei einem Jahresumsatz bis zu<br />

100.000 Euro fehle es häufig an der Substanz<br />

für eine Übergabe. Unter den Familien<strong>unternehmen</strong><br />

mit einem Jahresumsatz<br />

von mehr als 10 Millionen Euro gebe<br />

es nur wenige, in denen sich überhaupt<br />

die Nachfolgefrage stellt. <br />

AMB<br />

Unternehmens als Zugewinnausgleich zustehen.<br />

Häufig werde auch übersehen, dass der<br />

Anspruch auf einen Zugewinnsausgleich<br />

auch bei Beendigung der Ehe durch den Tod<br />

des Firmenchefs besteht. Hierzu schweigen<br />

sich viele Eheverträge mit möglicherweise fatalen<br />

Folgen für die Existenz der Firma.<br />

„Als Unternehmer keinen Ehevertrag zu haben,<br />

ist grob fahrlässig“, betont Winkler. Doch<br />

scheuten immer noch viele, gerade jüngere<br />

Firmenchefs, diesen Schritt, weil er als „unromantisch<br />

gilt und das junge Glück belastet“.<br />

Die Unternehmer, die zum zweiten Mal heiraten,<br />

haben zum allergrößten Teil einen Ehevertrag“,<br />

sagt Winkler.<br />

Um ihre Nachfolge zu regeln, benötigen Unternehmer<br />

Zeit. Wenn sich der Firmenchef<br />

zum ersten Mal mit der Unternehmensnachfolge<br />

beschäftigt, dauert es laut Winkler bei<br />

größeren Unternehmen etwa zwölf Monate<br />

bis alle rechtlichen, steuerlichen und psychologischen<br />

Themen geklärt sind. Meist sei der<br />

Steuerberater früh beteiligt, doch es sei genauso<br />

wichtig sich auch juristischen Beistand mit<br />

Erfahrung zu holen. Nicht zuletzt müssten<br />

Fragen rund um die Themen Schenkungsund<br />

Erbschaftssteuer sowie entsprechende<br />

Verschonungsregelungen sehr sorgfältig geprüft<br />

werden. [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />

INFO<br />

Zu seinem zehnjährigen Bestehen stellt<br />

das Wirtschaftsmagazin <strong>unternehmen</strong>[!]<br />

einen Netzwerkabend am Donnerstag,<br />

9. November in Ulm unter das Thema<br />

„ Konflikte in Familien<strong>unternehmen</strong> und wie<br />

sie sich vermeiden lassen“.<br />

Im Thementeil des Abends wird Notar<br />

Dr. Christian Winkler erklären, wie sich der<br />

„Pflichtteil als Störfaktor“ ausschalten<br />

lässt. Interessiert? Nähere Infos bei Tobias<br />

Lehmann, Telefon 0731 156-515.<br />

28


Anzeige<br />

Die ganze Familie vor dem Stammsitz in der Platzgasse (v.l:) : Erik Hoffmann, Antje Seifert, Helga Hoffmann und Peter Hoffmann.<br />

Foto: Müller/SVH<br />

Neue Perspektiven<br />

Der Stammsitz von Juwelier Roth in der Platzgasse wird modernisiert. Während der Umbauzeit, ab<br />

dem 1. Januar 2018, ist das Traditions<strong>unternehmen</strong> noch größer in der Neuen Mitte zu finden.<br />

Juwelier Roth – ein Name der weit über Ulms<br />

Grenzen hinaus bekannt ist. Kein Wunder,<br />

denn es existiert bereits über 85 Jahre und<br />

prägt seit dieser Zeit das Stadtbild als bestehende<br />

Größe mit.<br />

Vielen Ulmern dürfte es unter dem Namen „Juwelier<br />

Rössle“ noch ein Begriff sein. Heute,<br />

unter dem Namen Juwelier Roth, finden die<br />

Kunden durch fachmännisches und stets geschultes<br />

Personal das passende Schmuckstück<br />

und natürlich auch die klassische Uhr für<br />

jeden Anlass. Das Traditionshaus in der Platzgasse<br />

kann so Einiges erzählen. Sei es die Ära<br />

der Hochschule für Gestaltung, der Krieg, den<br />

es überlebte oder der Münsterplatz, der sich<br />

vom tristen Parkplatz in einen Wohlfühlbereich<br />

für Besucher und Veranstaltungen veränderte.<br />

Aber was lange währt, braucht auch mal eine<br />

Veränderung. Deshalb wird das geschichtsträchtige<br />

Gebäude ab dem neuen Jahr umgebaut,<br />

um nach knapp zweijähriger Bauzeit<br />

noch größer, frischer und moderner zu eröffnen.<br />

Natürlich geht es bei Juwelier Roth während<br />

dieser Umbauzeit weiter, denn ab dem 1.<br />

Januar wird der Verkauf aus der Platzgasse in<br />

die 2. Etage am Münsterplatz 35 umziehen, wo<br />

Bis der Stammsitz renoviert ist, geht der Verkauf<br />

am Münsterplatz 35 weiter.<br />

Foto: Müller/SVH<br />

Juwelier Roth bereits im Erdgeschoss zu finden<br />

ist. Besonders Detail: Die Uhrmacherwerkstatt<br />

wird im Spitz des Gebäudes untergebracht .<br />

Neues, modernes Geschäft<br />

Ziel der Sanierung ist es, das Geschäft für die<br />

nächste Generation aufzustellen. „Meine Tochter<br />

Antje Seifert und mein Sohn Erik Hoffmann<br />

sind schon lange im Unternehmen tätig. Nach<br />

der Umbauzeit können wir unseren Kunden im<br />

ehrwürdigen Gebäude ein modernes und frisches<br />

Geschäft präsentieren“, sagt Peter Hoffmann,<br />

Geschäftsführer der Firma Juwelier<br />

Roth. Für den Chef ist das zwar ein wichtiger,<br />

aber kein ungewöhnlicher Schritt: „In knapp<br />

fünf Jahrzehnten haben wir uns mehrmals neu<br />

erfunden und vier Mal komplett für unsere<br />

Kunden umgebaut.“ Der Senior ist seit über 50<br />

Jahren Uhrmachermeister und für den Aufbau<br />

des heutigen Sortiments und der Markenvielfalt<br />

verantwortlich. „Von meiner Frau werde ich<br />

immer bestens unterstützt. Sie ist der ,gute<br />

Geist‘ im Hintergrund. Gemeinsam mit meiner<br />

Tochter und meinem Sohn führe ich unser Geschäft<br />

in die Zukunft.“ Beide sind schon lange<br />

im Familienbetrieb, Erik Hoffmann hat eine<br />

Ausbildung als Uhrmacher und später die<br />

Meisterschule als Uhrmachermeister absolviert<br />

und ist bereits seit über 30 Jahren im Unternehmen<br />

tätig. Die Tochter hat eine kaufmännische<br />

Ausbildung und ist seit mehr als 35<br />

Jahren im Familien<strong>unternehmen</strong> tätig. Sie leitet<br />

das Geschäft in der Platzgasse und bildet<br />

gemeinsam mit ihrem Bruder Erik Hoffmann<br />

neue Mitarbeiter für Juwelier Roth aus.<br />

Juwelier Roth, Platzgasse 3/<br />

Münsterplatz 35, 89073 Ulm,<br />

T +49731 / 151896-0<br />

F +49731 / 151896-37<br />

@ info@juwelier-roth.de<br />

29 41


[aus den hochschulen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Neuer Methode:<br />

Hoffnung für<br />

MS-Patienten<br />

Durch die Nase ins Gehirn: Die<br />

Hochschule Biberach forscht<br />

mit elf Projektpartnern aus Forschung<br />

und Industrie an einer<br />

neuen Behandlungsform für<br />

Multiple Sklerose. Bisher erschwert<br />

die Blut-Hirn-Schranke<br />

die Gabe von Medikamenten<br />

ins zentrale Nervensystem. Die<br />

Forscher visieren daher die<br />

Schädelbasis an. „Der Wirkstoff<br />

kann die Nase-Hirn-Barriere<br />

einfacher überwinden und das<br />

Gehirn so auf kurzem Weg erreichen“,<br />

erläutert Professorin<br />

Katharina Zimmermann. Gelingt<br />

dieses Experiment, können<br />

MS und anderen neurologischen<br />

Erkrankungen besser<br />

therapiert werden.<br />

Zeppelin Uni<br />

startet<br />

Gründerzentrum<br />

Kindgerechte Strukturen im Betrieb<br />

„Kinder gehören ans Pferd“, findet die Hochschule<br />

für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-<br />

Geislingen. Mit dem Gestüt Marbach und dem<br />

Pferdesportverband BW startet die Hochschule<br />

2018 eine Initiative, die Betrieben hilft, kindgerechte<br />

Strukturen aufzubauen. „Früher Kontakt<br />

zu Pferden fördert Empathie und<br />

Selbstbewusstsein“, sagt HfWU-Projektleiter<br />

Dirk Weber. Neben konzeptionellen Empfehlungen<br />

erhalten Teilnehmer auch kaufmännische<br />

Kenntnisse vermittelt. Info: http://www.<br />

pferdesport-bw.de/kinder-ans-pferd.<br />

Mit einem Gründerzentrum<br />

schafft die Zeppelin Universität<br />

in Friedrichshafen einen Ort<br />

der Innovation. Sowohl studentische<br />

Start-Ups als auch Unternehmen<br />

der Region sind im „Pioneer<br />

Port“ willkommen. Als<br />

erster Partner wagt sich die<br />

Wagner Group aus Markdorf<br />

auf neues Terrain. „Innovation<br />

braucht Freiraum, um über<br />

Grenzen hinweg denken zu<br />

können“, begründet Bruno Niemeyer,<br />

Vorsitzender der Geschäftsleitung,<br />

den Schritt. Geleitet<br />

wird das Gründerzentrum<br />

von Sandra Rompe.<br />

Mit violettem<br />

Licht gegen<br />

Keime<br />

Wer Kontaktlinsen trägt, legt<br />

sie zum Reinigen in spezielle<br />

Desinfektionslösungen. Das<br />

Problem: Aggressive Produkte<br />

reizen die Augen, milde töten<br />

nicht alle Keime ab. Katharina<br />

Hönes, Studentin an der Hochschule<br />

Ulm, forscht an einer Alternative.<br />

Ihre These: Violettes<br />

Licht tötet Keime auf und in der<br />

Linse auf natürliche Weise. Dabei<br />

ist die neue Methode nicht<br />

nur schonender, sondern auch<br />

günstiger. Ein erster Prototyp<br />

existiert bereits. Hönes: „Wir suchen<br />

nach potenziellen Partnern,<br />

die so eine Idee vorantreiben<br />

können.“.<br />

Hochschule Ulm<br />

schafft sechs<br />

E-Bikes an<br />

Täglich pendeln Mitarbeiter der<br />

HS Ulm für Lehrveranstaltungen,<br />

Meetings und Sitzungen<br />

zwischen drei Standorten. Diese<br />

Dienstwege sollen künftig Kopf<br />

und Körper in Schwung bringen.<br />

Dafür hat die Hochschule<br />

sechs E-Bikes angeschafft. „Es<br />

ist wichtig, Beschäftigten, die<br />

viele Stunden am Tag sitzen,<br />

zum Ausgleich Bewegungsmöglichkeiten<br />

zu schaffen”, erklärt<br />

Hochschulkanzlerin Iris Teicher.<br />

Post und andere Güter<br />

transportiert seit vergangenem<br />

Jahr ein E-Golf.<br />

App für Betriebe<br />

hilft beim Sparen<br />

von Ressourcen<br />

Gemeinsam mit der Hochschule<br />

Kempten arbeitet die Kemptener<br />

Eisengießerei Adam Hönig<br />

AG an einer App, die<br />

sämtliche Arbeitsschritte erfasst<br />

und an eine Datenbank<br />

übermittelt. Mithilfe dieser Daten<br />

und maschinellem Lernen<br />

soll das Verhältnis zwischen<br />

Formsand und Schmelze optimiert<br />

und exakt die benötigte<br />

Metallmenge eingeschmolzen<br />

werden. Nach Ausreifung könnte<br />

die App auch andere Betriebe<br />

ressourceneffizienter machen.<br />

Drohnen sollen<br />

Rettungskräfte<br />

entlasten<br />

Die Duale Hochschule Baden-<br />

Württemberg in Ravensburg<br />

und der Friedrichshafener Ortsverein<br />

des Deutschen Roten<br />

Kreuzes arbeiten zusammen:.<br />

Rund zehn Studierende pro Semester<br />

tüfteln seit 1. <strong>Oktober</strong><br />

an der optimalen Technologie<br />

für Drohnen im Such- und Rettungseinsatz<br />

tüfteln. Großes Potenzial<br />

sieht DRK-Mann Jan<br />

Hinrichs etwa bei der Suche<br />

von Vermissten mit Wärmebildkameras.<br />

„Diese Sucheinsätze<br />

sind für uns sehr personalintensiv,<br />

außerdem sind wir oft in<br />

schwer zugänglichem Gelände<br />

im Einsatz“. [!] <br />

GYS<br />

30


Anzeige<br />

Firmengründer und Vorstände der GUARDUS Solutions AG Andreas Kirsch und Simone Cronjäger.<br />

Unternehmerische Weitsicht,<br />

die sich auszahlt<br />

Quelle: GUARDUS Solutions AG<br />

Selbstbestimmt in die Zukunft gehen, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen – mit diesem Erfolgs rezept<br />

hat sich die GUARDUS Solutions AG zu einem Key-Player unter den MES-Herstellern entwickelt.<br />

Bereits vor 15 Jahren hat sich das Unternehmen<br />

auf die Fahne geschrieben, Software für<br />

ganzheitliche Shopfloor-Konzepte zu entwickeln.<br />

Ein Plan, der aufgegangen ist. Das MES<br />

der GUARDUS Solutions gehört weltweit zu<br />

den Industrie 4.0-Stellschrauben.<br />

In den letzten drei Geschäftsjahren realisierte<br />

der Ulmer Spezialist für Manufacturing Execution<br />

Systeme ein organisches Wachstum im<br />

jeweils zweistelligen Bereich. <strong>2017</strong> ist ein Zuwachs<br />

von 20 Prozent angestrebt. Es ist also<br />

nicht vermessen zu sagen, dass das Ulmer<br />

Softwarehaus eine nachhaltig erfolgreiche<br />

Strategie verfolgt. Nicht umsonst steht das<br />

Management-Team unterschiedlichsten Normungsgremien<br />

und Arbeitskreisen vor und gestaltet<br />

branchenübergreifende Markttrends<br />

aktiv mit.<br />

Use your knowledge!<br />

„Unsere Standard-Software basiert auf über 15<br />

Jahren Erfahrung. Bereits mit der Gründung<br />

der AG haben wir mit einer ordentlichen Portion<br />

Idealismus das Ziel formuliert, Shopfloor-IT zu<br />

entwickeln – eine Disziplin, die sich heute MES<br />

nennt und die Grundlage für Industrie 4.0 bil-<br />

GUARDUS MES: integrierte Wissensbasis über alle<br />

qualitäts- und produktionsrelevanten Produktund<br />

Prozessdaten entlang der Wertschöpfung.<br />

det. Mit demselben Innovationsgeist schauen<br />

wir nach vorne und beschäftigen uns mit neuen<br />

Themen und Technologien – sei es Human Centered<br />

Design, Cloud- & App-Technologie oder<br />

selbstlernende Systeme“, so Simone Cronjäger,<br />

Vorstand der GUARDUS Solutions AG. Gemäß<br />

dem Prinzip „use your knowledge“ dienen<br />

Datenmodell, Basisfunktionen und Wirkmodelle<br />

von GUARDUS MES als Fundament, das um<br />

marktrelevante Zusätze und neue Technologien<br />

ergänzt wird. Die bestehende Investition<br />

wird geschützt, Software-Wissen bleibt erhalten<br />

und die Interaktion mit der umgebenden<br />

IT-Landschaft verläuft prozesssicher.<br />

Gemeinsam nach vorne gehen<br />

Technologisches Fortkommen ist aber nur in<br />

Kombination mit bedürfnisorientierten Lösungen<br />

sinnvoll. „Durch unsere Arbeit in Gremien<br />

und Arbeitskreisen sind wir in der Lage, Trends<br />

vorauszusehen und aktiv zu gestalten. Diese<br />

Expertise gibt unseren Kunden die Sicherheit,<br />

dass unser Software-System allen Marktanforderungen<br />

und Normen entspricht“, so Andreas<br />

Kirsch, ebenfalls GUARDUS-Vorstand. Im April<br />

2007 wurde der DIN Arbeitskreis MES unter<br />

seiner Leitung gegründet, um für das Thema<br />

MES eine internationale Standardisierung voranzutreiben.<br />

Darüber hinaus leitet er die internationale<br />

Arbeitsgruppe in der ISO für Manufacturing<br />

Operation Management, die sich u.a.<br />

mit Smart Manufacturing und Industrie 4.0<br />

beschäftigt. Ein Ergebnis ist die Erarbeitung der<br />

im Januar 2014 in Kraft getretenen ISO 22400.<br />

Kontakt<br />

GUARDUS Solutions AG<br />

Postgasse 1<br />

D-89073 Ulm<br />

T +49 731 88 01 77-22<br />

F +49 731 88 01 77-29<br />

@ info@guardus.de · www.guardus.de<br />

31


Blick ins Artiso-Innovationslabor: Mit einer „Augmented-Reality“-Brille namens „HoloLens“ werden digitale Inhalte in die reale Welt projiziert und können<br />

mit dem Finger angetippt werden. <br />

Fotos: Marc Hörger<br />

Die Zukunft im Programm<br />

Die Art, wie Software entwickelt wird, hat sich gewandelt. Das Blausteiner Unternehmen Artiso macht mit einer neuen<br />

Methode Prozesse für Kunden durchschaubar und ist sogar in den Beraterkreis des US-Riesen Microsoft aufgestiegen.<br />

Wo liegen eigentlich die Wurzeln der<br />

Software-Firma Artiso? Im Sandkasten,<br />

in dem die beiden Gründer<br />

einst gemeinsam Burgen bauten? Oder im gemeinsamen<br />

Vorsatz der Kumpel viele Jahre<br />

später, ihr Hobby zum Beruf zu machen? Eine<br />

entscheidene Rolle bei der Gründung des Software-<br />

und Beratungshauses im Blausteiner<br />

Ortsteil Arnegg darf der dortige Getränkehändler<br />

für sich reklamieren. Eine neue Software<br />

benötigend, erteilte er 1991 den entsprechenden<br />

Auftrag an Thomas Schissler, damals<br />

Student der technischen Informatik, und Volker<br />

Rath, damals Student der Betriebswirtschaftslehre,<br />

und brachte damit den Stein<br />

vollends ins Rollen. „Diese Aufgabe ließ sich<br />

nicht mehr so wie bisher nebenher erledigen“,<br />

erzählt Rath. So hoben die Beiden, die seit Kindesbeinen<br />

befreundet sind, erstmal eine Firma<br />

aus der Taufe: RS-Tronics. Diese wuchs<br />

schnell. Noch während die Freunde ihr Studium<br />

zu Ende brachten, zählte sie betreits 15<br />

Mitarbeiter.<br />

GOLDGRÄBER-STIMMUNG<br />

Handel mit Hardware, Installation und Programmierung<br />

von Software, Individuallösungen,<br />

Schulung und Training waren die Tätigkeitsfelder.<br />

In der damals noch jungen<br />

IT-Branche herrschte Goldgräberstimmung,<br />

bald aber auch schon der Anpassungsdruck<br />

an die sich laufend veränderten Geschäftsbedingungen.<br />

„Mit Hardware ließ sich irgendwann<br />

nichts mehr verdienen“, erinnert sich<br />

Rath. Doch die anderen Geschäftsfelder blieben.<br />

Ein weiteres Schlüsseljahr lag da bereits<br />

länger zurück. 1995 war in der Südwest-Presse<br />

ein Firmenportrait über Artiso erschienen.<br />

Der Beitrag hatte ungeahnte Folgen. Er machte<br />

einen Ulmer Unternehmer auf das sich etablierende<br />

Start-up aufmerksam: Werner Utz.<br />

Es blieb nicht nur bei Neugierde.<br />

Der Einstieg der Uzin Utz AG im Jahr 1998 mit<br />

50 Prozent brachte nach Raths Worten einen<br />

weiteren Schub – und zwar durch den Zwang<br />

32


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

zu regelmäßigem Reporting und Controlling<br />

sowie zur Jahresplanung. „Das hat uns zu<br />

mehr Disziplin gezwungen“, hebt der geschäftsführende<br />

Teilhaber die Vorteile einer<br />

laufenden Berichtspflicht hervor.<br />

Die Entwicklung von Software – auf Basis von<br />

Microsoft.Net – rückte fortan stark in den Vordergrund.<br />

Artiso Solutions, wie die Firma inzwischen<br />

hieß, stieg zum sogenannten Core-<br />

Partner des Software-Riesen auf und wurde<br />

sogar Mitglied in dessen „Quality-Board“, einem<br />

Berater-Kreis. Die Bande zu dem multinationalen<br />

Konzern sind bis heute sehr eng.<br />

EINFACH UND FLEXIBEL<br />

Gleichzeitig veränderte sich die Ausrichtung<br />

der Arnegger. „Agilität“ heißt nun das Schlüsselwort.<br />

Dahinter steckt die Idee, Teilprozesse<br />

einfach und flexibel zu halten. Mit ihm geht<br />

eine grundsätzliche Änderung in der Software-Entwicklung<br />

einher. Briefing, Festlegung,<br />

Auftragserteilung, Programmierung,<br />

Implementierung beim Kunden – diese Abfolge,<br />

die sich über mehrere Jahre hinziehen<br />

kann und laut Rath die Gefahr von unbefriedigenden<br />

und bereits wieder veralteten Ergebnissen<br />

birgt, wurde abgelöst durch „Scrum“.<br />

Bei dieser Methode geschieht die Programmierung<br />

in mehreren Schritten, unterbrochen<br />

von Testphasen mit der Möglichkeit,<br />

bereits in frühen Stadien erste Modifikationen<br />

vorzunehmen, etwa in Reaktion auf gesetzliche<br />

Änderungen. Diese Methode mache<br />

den Entwicklungsprozess für den Auftrageber<br />

„gläsern“ und informiere diesen über den<br />

Stand des Projekts und die aufgelaufenen Kosten,<br />

erläutert Rath. Sie biete zudem die Möglichkeit,<br />

erst einmal „mit kleineren Funktionen“<br />

zu starten und weitere Themen später<br />

hinzuzufügen.<br />

„Schon in einem frühen Stadium bringt dies<br />

für den Kunden einen ersten Mehrwert“, hebt<br />

Prokurist Matthias Rink einen der Vorteile heraus.<br />

Ein weiterer bestünde in einem „Maximum<br />

an Flexibilität und Variabilität“.<br />

Schon im Sandkasten kennengelernt<br />

Ihr Unternehmen wächst stark: Geschäftsführer Volker Rath und Prokurist Matthias Rink.<br />

Industrie 4.0 – bei Artiso Solutions löst<br />

das Stichwort frohe Erwartungen an die<br />

künftige Geschäftsentwicklung aus, deren<br />

Kurve zuletzt steil nach oben zeigte. Für<br />

<strong>2017</strong> erwartet die GmbH einen Umsatz<br />

von rund 3,5 Millionen Euro, das wären 30<br />

Prozent mehr als 2014. Mit 54 Mitarbeitern<br />

ist ebenfalls ein neuer Höchststand<br />

erreicht. Seit ihrem Einstieg 1998 hält die<br />

in Ulm ansässige Uzin Utz AG 50 Prozent<br />

der Firmenanteile, je 25 Prozent entfallen<br />

auf die beiden Firmengründer Thomas<br />

Schissler und Volker Rath, welche die Geschäfte<br />

führen. Das Team ist international<br />

besetzt, die Besetzung von Stellen laut<br />

Rath bislang kein größeres Problem. Aufhorchen<br />

lässt diese Aussage: „Wir haben<br />

gute Erfahrungen gemacht mit Studienabbrechern.“<br />

Ein solcher Abbruch müsse<br />

nicht das Karriereende bedeuten. THV<br />

Artiso verspürt in dem Sinne den Sog der Globalisierung<br />

hautnah. Zum Kreis der Kunden<br />

zählen Mittelständler ebenso wie weltweit<br />

tätige Konzerne. Sie kommen beispielsweise<br />

aus den Branchen Pharma, Maschinenbau, Robotik<br />

und Automatisierungstechnik. Leistungen<br />

und Know-how von Artiso stecken in der<br />

Vernetzung von Maschinen ebenso wie in der<br />

Steuerung von Anlagen, in der Verwaltung<br />

wie auch im Wissensmanagement von Datenbanken.<br />

„Spezialisierung wäre langweilig“.<br />

Seit dem vergangenen Jahr arbeitet das Blausteiner<br />

Unternehmen am sogenannten „Innovationslabor“,<br />

das zu einem weiteren Geschäftsfeld<br />

ausgebaut wird. Rink beschreibt es<br />

als „Spielwiese“ und „Experimentierkasten“<br />

für Unternehmen, das neue Geschäftsmodelle,<br />

Technologien und auch eine veränderte<br />

Firmenstruktur in unverbindlicher Form aufs<br />

Tablett bringt, mit dem Ziel, innovatives Denken<br />

anzuregen und Potenziale besser auszuschöpfen.<br />

Die agile Software könne hierbei zu weit<br />

mehr werden als zu einem technischen Instrument:<br />

Sie verändere dann nichts weniger<br />

als „die DNA eines Unternehmens“, beschreibt<br />

Rink die mögliche Reichweite bei konsequenter<br />

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[bauen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Im Außenbereich der Kindertagesstätte im Ulmer Stadtteil Lehr lässt sich erahnen, dass beim Bau des Gebäudes mit fertigen Modulen gearbeitet wurde …<br />

Maßgeschneidert aus dem Baukasten<br />

Heute eine Kindertagesstätte, morgen ein Grundschulanbau, übermorgen Seniorenwohnungen: Mobile Raumsysteme<br />

sind wandelbar und anpassungsfähig. Längst kommen sie auch im Freizeitbereich zum Einsatz.<br />

Der neueste Trend in Sachen Urlaub<br />

heißt „Glamorous Camping“ – kurz<br />

Glamping. Wer den Komfort eines Hotels<br />

nicht missen möchte und sich doch nach<br />

dem Charme des Inmitten-der-Natur-Seins<br />

sehnt, bucht dieser Tage eine individuelle Unterkunft<br />

auf einem Campingplatz. Eine Entwicklung,<br />

die auch die Branche für mobile<br />

Raumsysteme positiv zu spüren bekommt<br />

und in der Folge mit schnell auf- und abbaubaren<br />

Raummodulen bereitsteht.<br />

Ihre maßgeschneiderten Wohnlösungen können<br />

auf vielerlei Grundrissen und mit verschiedenen<br />

Raumaufteilungen verbunden<br />

werden. Das kommt an. 35 Prozent des Gesamtumsatzes<br />

in der Branche mache Glamping<br />

bereits heute aus, sagt Jörg Bauer, der als<br />

Vorsitzender des Bundesverbandes Bausysteme<br />

die rund zwölf Spezial-Unternehmen am<br />

deutschen Markt vertritt.<br />

SOFORT BEZUGSBEREIT<br />

Bereits vor Jahren hat das Baukastensystem<br />

für Gebäude einen ordentlichen Schub erfahren.<br />

Als dringend Kindertagesstätten und<br />

Flüchtlingsunterkünfte benötigt wurden,<br />

griffen zahlreiche Kommunen auf mobile<br />

Raumsysteme zurück. Denn wo üblicherweise<br />

Bauzeiten von mindestens einem halben<br />

Jahr erforderlich sind, entstehen Räume aus<br />

vorgefertigten Systemen<br />

in wenigen<br />

Stunden. Wie das<br />

bei einem Gebäude<br />

mit 200 Quadratmetern<br />

Fläche<br />

aussehen kann,<br />

beschreibt Bauer<br />

so: „Nachts werden<br />

die fertigen Module<br />

mit Tiefladern<br />

angeliefert, tags-<br />

Verbandschef<br />

Jörg Bauer.<br />

über in drei bis<br />

vier Stunden aufgebaut, abends kann eingezogen<br />

werden.“ Selbst die Küche kann fertig ein-<br />

34


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[bauen]<br />

… im Innenbereich ist davon nichts zu sehen. Hier dominieren Holzelemente, warme Farbtöne und flie´ßende Übergänge. <br />

Fotos: Amrei Groß<br />

gebaut abgeladen werden – inklusive Besteck<br />

in den Schubladen, Bild an der Wand und<br />

Lampe an der Decke. Bodenbeläge und Elektrik<br />

gehören selbstverständlich ebenfalls zum<br />

Lieferumfang.<br />

Ein Autokran positioniert die gekauften oder<br />

auf Jahre geleasten Raummodule an ihrem<br />

Standort auf Zeit. Die smarten Gebäude, wie<br />

sie Branchenvertreter nennen, sind Verwandlungskünstler.<br />

Ein Kindergartenanbau kann<br />

bei sinkenden Geburtenraten als Erweiterung<br />

an die örtliche Schule angedockt werden; später<br />

finden in dem Raummodul vielleicht Senioren<br />

ein neues Zuhause oder genesen frisch<br />

operierte Patienten.<br />

Modulares Bauen spart Zeit und Geld<br />

Mit mobilen Systemen entstehen Räume in wenigen Stunden.<br />

Foto: JRP Studio / shutterstock.com<br />

Die Bauwerkskosten – sie umfassen unter<br />

anderem Rohbauarbeiten, Baustelleneinrichtung,<br />

Verschalung – sind bei konventioneller<br />

und modularer Bauweise in<br />

etwa gleich hoch. Kosteneinsparungen<br />

ergeben sich bei den Bau-Nebenkosten.<br />

Das sind etwa Planungskosten für Architekt,<br />

Statiker, Ingenieure und Sachverständige<br />

sowie Gebühren für Baugenehmigungen<br />

und Finanzierungen (Zinsen<br />

etwa). Die Vorfinanzierungszeit kann<br />

durch die kürzere Bau- und Planungszeit<br />

bis zu 60 Prozent kürzer sein, verbunden<br />

mit einem früheren Kapitalrückfluss. HAF<br />

FLEXIBEL IN ALLEN BEREICHEN<br />

Egal ob Privatpersonen, Firmen oder Kommunen:<br />

Wer sich für mobile Raumsysteme entscheidet,<br />

kann schnell auf veränderte Anforderungen<br />

reagieren und Gebäude ganz nach<br />

Bedarf verkleinern, erweitern oder gar umziehen.<br />

In München entsteht derzeit im Rahmen<br />

des sozialen Wohnungsbaus ein Modulhaus,<br />

in dem Senioren, Studierende und Flüchtlinge<br />

leben sollen. Auch das Gewerbe setzt immer<br />

öfter auf mobile Lösungen. Bauer sagt:<br />

„So können Unternehmen sich an die Mitarbeiterzahl<br />

anpassen.“ Shops wandern mit den<br />

Kunden, Büros wechseln den Standort. Kürz-<br />

35


[bauen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: kentaylordesign / shutterstock.com Foto: futurewalk / shutterstock.com<br />

lich ist ein Firmengebäude aus Baden-Württemberg<br />

als Wohnhaus nach Bayern verpflanzt<br />

worden.<br />

Oona Horx-Strathern, die das Buch „Wir bauen<br />

ein Zukunftshaus“ geschrieben hat und<br />

mit ihrem Mann Matthias Horx das Zukunftsinstitut<br />

in Frankfurt und Wien leitet, sagt:<br />

„Heute entscheiden wir flexibler, wie wir leben<br />

und arbeiten wollen. Junge Menschen<br />

bauen nicht mehr ihr Haus fürs Leben, sondern<br />

für eine bestimmte Lebensphase.“ Der<br />

Modulbau antworte darauf. So könne es sein,<br />

dass ein Paar zunächst ein Haus nur für sich<br />

baue. Komme ein Kind dazu, werde ein Modul<br />

angebaut; ein weiteres Kind bedeute schlicht<br />

ein weiteres Modul.<br />

Wolle ein Elternteil im Homeoffice arbeiten,<br />

folge noch ein Modul. Zögen die Kinder aus<br />

und würden dadurch Module frei, bestehe die<br />

Möglichkeit, diese abzukapseln und unterzuvermieten.<br />

Im Alter könne durch den Abbau<br />

des ersten Geschosses und einen Wiederaufbau<br />

der entsprechenden Elemente in der Fläche<br />

eine barrierefreie Wohnung entstehen,<br />

für eine Pflegerin ein zusätzliches Modul angefügt<br />

werden. Kurz: Das Haus verändert sich<br />

mit den Lebensphasen.<br />

„Immer mehr ältere Menschen wollen gar<br />

kein großes Haus mehr bewohnen, sondern<br />

einen Teil des Jahres reisen oder gleich in einem<br />

warmen Land verbringen“, ergänzt Horx-<br />

Strathern. Sie profitierten ebenfalls davon, ihr<br />

Haus verkleinern zu können. Denkbar sei<br />

auch, die eigenen vier Wände mit dem Geldbeutel<br />

mitwachsen zu lassen oder Immobilien<br />

auf Grundstücken mit begrenzter Mietdauer<br />

zu errichten.<br />

SHARED SPACES IM KOMMEN<br />

Vor allem in Großstädten wie New York und<br />

London werden zunehmend Modulhäuser gebaut<br />

und als Co-Living- und Co-Working-<br />

Spaces genutzt, berichtet die Expertin. „Dann<br />

lebt jemand in einer Mikro-Wohnung auf 25<br />

bis 35 Quadratmetern und teilt sich weitere<br />

Module mit anderen: Den Fitness- oder den<br />

Waschraum, die Bibliothek, die Terrasse oder<br />

das Büro.“ Ihrer Meinung nach wird sich diese<br />

Entwicklung auch hierzulande niederschlagen<br />

– denn die Quadratmeterpreise steigen<br />

stetig und immer mehr Menschen wollen weniger<br />

besitzen und ihr Geld lieber für Erleb-<br />

Wohnen im Container ist in Großstädten keine<br />

Seltenheit mehr: Hohe Quadratmeterpreise machen<br />

die Mikro-Wohnungen attraktiv.<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

nisse ausgeben. Gut für den Modulbau.<br />

Am Baukasten-System imponiert Horx-Strathern<br />

auch, „dass ein Haus in kurzer Zeit stehen<br />

kann, ohne dass man die Nachbarn durch<br />

andauernden Baulärm stört, die Technik bereits<br />

in der Fabrik eingebaut wurde und das<br />

Haus ökologisch ist“. Es lasse sich schließlich<br />

immer wieder zerlegen und neu verwenden.<br />

Energiebedarf für Abriss und Neubau sind damit<br />

reduziert. Die Bauteile können sortenrein<br />

und einfach voneinander getrennt und neu<br />

montiert werden, ohne dass Bauschutt entsteht,<br />

der zu Füllmaterial zermahlen wird.<br />

Herstellerangaben zufolge beträgt die Lebensdauer<br />

mobiler Raumsysteme 80 bis 100 Jahre.<br />

Architektonisch sei alles drin, verspricht Oona<br />

Horx-Strathern. Wer an Leben oder Arbeiten<br />

im Container denke, irre. „Eigentlich sieht<br />

man gar keinen Unterschied zum Massivbau.“<br />

Durch neue Materialien und Techniken sind<br />

Holz-, Beton- und Stahlbauweisen ebenso<br />

möglich wie Hybrid-Stahl-Konstruktionen,<br />

ein Stahlskelett mit Holzausfachung. Außen<br />

Gebäude aus Raumsystemen kommen schick daher, wie dieses Hotel in Ulm.<br />

wird verputzt, das Holz gezeigt oder verkleidet.<br />

Weil Modular-Architektur ein rechtwinkliges<br />

Rasterprinzip zugrunde liegt, können<br />

die dreieinhalb Meter breiten und zwölf Meter<br />

langen Raumkuben auf diesem Grundriss<br />

frei angeordnet werden. Das Korsett trägt die<br />

Räume, nicht die Zwischenwände. Bis zu vier<br />

Stockwerke sind möglich. Ein weiterer Vorteil:<br />

Modulhäuser sind günstig, weil ihre Teile<br />

in Massenproduktion und standardisierter<br />

Produktion vorgefertigt werden. Da spielt es<br />

keine Rolle, ob es bei der Herstellung schneit<br />

oder regnet – im Gegensatz zur monatelangen<br />

Freiluft-Baustelle bei herkömmlichen Immobilien.<br />

Im Vergleich zur Massivbauweise kann<br />

sich der Bauherr auf die vereinbarten Kosten<br />

verlassen, weil das ganze Haus aus einer Hand<br />

stammt. [!] <br />

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37


Ein Schwegler-Mitarbeiter des Vöhringer Stammwerks kontrolliert ein Werkzeug. Diese werden oft aus Wolframcarbid hergestellt. <br />

Fotos: Amrei Groß<br />

Hart, aber fair<br />

Der Vöhringer Metallbauer Schwegler zählt in der Industrie zu den Top-Spezialisten für Sonderwerkzeuge. So robust<br />

seine Werkzeuge sind, so sehr setzt das Familien<strong>unternehmen</strong> auf weiche Faktoren in der Mitarbeiterführung.<br />

Wer Flugzeuge, Autos oder technische<br />

Komponenten baut, braucht die<br />

passenden Werkzeuge dazu. Werkzeuge,<br />

die bohren, fräsen, schleifen, reiben,<br />

entgraten oder Gewinde herstellen. Sie müssen<br />

höchsten Ansprüchen genügen: Präzision<br />

ist Trumpf; in einigen Fällen ist eine Genauigkeit<br />

bis auf den tausendstel Millimeter gefragt.<br />

Gleichzeitig müssen die Instrumente<br />

nach Möglichkeit zu den bereits vorhandenen<br />

Maschinen passen, kurze Taktzeiten ermöglichen<br />

und im Idealfall gleich mehrere Arbeitsschritte<br />

auf einmal erledigen.<br />

Um eine lange Haltbarkeit zu garantieren<br />

sind diese Super-Werkzeuge oft aus Wolframcarbid<br />

gefertigt, einem der härtesten Metalle<br />

der Welt, das sich nur mit Diamanten bearbeiten<br />

lässt, erklärt Roger Thüne, der kaufmännische<br />

Geschäftsführer der Schwegler<br />

Werkzeugfabrik in Vöhringen (Landkreis<br />

Neu-Ulm).<br />

Im Baumarkt gibt es solche Werkzeuge nicht,<br />

wohl aber bei Schwegler: Der Familienbetrieb<br />

hat sich der Produktion von Sonderwerkzeugen<br />

verschrieben. Entwickelt und gefertigt<br />

exakt nach Kundenwunsch ist hier jedes Produkt<br />

ein Unikat.<br />

WHO IS WHO DER INDUSTRIE<br />

Während das Unternehmen in der breiten Öffentlichkeit<br />

nur wenig bekannt ist, glänzt sein<br />

Name in der Welt der Industrie wie blank poliertes<br />

Metall. Bosch, Continental, MTU, Audi,<br />

BMW und EADS stehen ebenso auf der Kundenliste<br />

wie zahlreiche Zulieferer. Für sie ist<br />

Schwegler zwar nur ein Glied in der Produktionskette,<br />

als kompetenter<br />

Problemlöser<br />

aber ein<br />

wichtiges.<br />

„Schwegler Werkzeugfabrik<br />

GmbH<br />

& Co. KG“ lautet<br />

der Firmenname<br />

in voller Länge,<br />

das ist auffällig in<br />

einer Zeit voller<br />

Anglizismen. Da-<br />

Roger Thüne, kaufmännischer<br />

Geschäftsführer<br />

zu passt, dass hier<br />

Azubis um das Feilen am Schraubstock nicht<br />

herumkommen und dass Facharbeiter hoch<br />

geschätzt und wohl gehegt sind. Denn die Erfahrung<br />

langjähriger Mitarbeiter ist für einen<br />

innovativen Werkzeugbauer wie Schwegler<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[machen]<br />

unabdingbar und eine Stärke fast mit Alleinstellungsmerkmal,<br />

sagt Thüne. Denn in einem<br />

komplexen Werkzeug steckten Knowhow<br />

und Erfahrung. Entsprechend lange<br />

dauere die Einarbeitungszeit; entsprechend<br />

schwierig sei es, das passende Personal zu finden.<br />

Schwegler setzt daher stark auf den eigenen<br />

Nachwuchs; derzeit sind knapp 20 Auszubildende<br />

im Unternehmen beschäftigt. Auch<br />

ein gutes Betriebsklima, gepaart mit Transparenz,<br />

gehört zum Anspruch der Führungsriege.<br />

„Die Tür zu den Chefs steht für alle offen“,<br />

sagt Thüne. Die Teilnahme an Firmenläufen<br />

und am Einstein-Marathon, das alljährliche<br />

Sommerfest „mit bombastischem Buffet“ sowie<br />

andere Aktionen sollen den Teamgeist<br />

stärken. Auch werden nach seinen Worten<br />

Führungskräfte speziell geschult, um ihren<br />

Mitarbeitern optimale Arbeitsbedingungen<br />

bieten zu können. Denn ein Spezialist, dem<br />

sein Vorgesetzter auf den Magen schlage,<br />

„kündigt über kurz oder lang“.<br />

210 Mitarbeiter an drei Standorten<br />

Exakt arbeiten heißt bei Schwegler: Fräsen bis auf den Millionstel Millimeter genau.<br />

Die „Schwegler Werkzeugfabrik“, heute<br />

geführt als GmbH & Co. KG, wurde 1978<br />

durch den Vöhringer Manfred Schwegler<br />

gegründet. Er leitet die Firma mit seinen<br />

beiden Söhnen: Reiner ist für das deutsche<br />

Mutterwerk zuständig, Bernd für<br />

das Werk in der Türkei. „Herr der Zahlen“<br />

ist Roger Thüne, der vor zehn Jahren als<br />

kaufmännischer Leiter in die Firma eingetreten<br />

ist. Das Unternehmen beschäftigt<br />

ZWEI WERKE IM AUSLAND<br />

Auf rund 17 Millionen Euro sollen die Umsätze<br />

in diesem Jahr klettern. Damit würde sich<br />

der bisherige Kurs eines moderaten Wachstums<br />

fortsetzen. „Es läuft gut“, sagt Thüne.<br />

Und fügt sofort relativierend hinzu: „Aber<br />

auch, weil es gerade fast überall gut läuft.“<br />

Man hebe deshalb nicht ab; ein zu rasches<br />

Wachstum sei riskant. „Die Qualität darf<br />

nicht leiden.“ Auch der Kostendruck steige<br />

stetig. Die Preisverhandlungen würden zunehmend<br />

härter, die Erwartung von regelmäßigen<br />

Preissenkungen massiver, erzählt Thüne.<br />

Noch sorgt die Automobilindustrie für<br />

knapp zwei Drittel der Umsätze von Schwegler,<br />

„doch wir versuchen, immer neue Sachen<br />

zu finden“. Eine dieser zumindest relativ „neuen<br />

Sachen“ sind rechtlich selbstständige Auslandstöchter.<br />

Das im Jahr 2005 eröffnete Werk<br />

im türkischen Bursa beschäftigt mittlerweile<br />

35 Mitarbeiter, in der „kleinen Einheit“ in China,<br />

die vor fünf Jahren folgte, sind es 14. In<br />

210 Mitarbeiter, 160 davon am Stammsitz.<br />

Zwei kleinere Werke hat Schwegler in<br />

China und der Türkei. Daher schauen die<br />

Firmenverantwortlichen sehr genau auf<br />

die politischen Entwicklung am Bosporus.<br />

Im Moment spüre man noch nichts von<br />

einer abflauenden Handelsbeziehung,<br />

sagt Thüne. Aber dort tätige Unternehmen<br />

aus Deutschland hielten sich derzeit<br />

mit Neuinvestitionen sehr zurück. TV<br />

beiden Fällen sei Schwegler seinem Großkunden<br />

Bosch gefolgt, in beiden Fällen habe sich<br />

die Präsenz vor Ort als Türöffner für die dortigen<br />

Märkte entpuppt. Das Exportvolumen<br />

nach China betrug im vergangenen Jahr rund<br />

2,5 Millionen Euro, das in die Türkei erreichte<br />

eine Million. [!] <br />

THOMAS VOGEL<br />

39


[finanzieren] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mehr Geld<br />

im Alter<br />

Die gesetzliche Rente reicht oft nicht für ein<br />

auskömmliches Leben. Daher fördert die<br />

Bundesregierung von 2018 an Betriebsrenten<br />

deutlich stärker als bisher. Auf die Unternehmen<br />

kommt ein komplexes Thema zu.<br />

Vollkommen neue Spielregeln gelten vom kommenden Jahr<br />

an in der betrieblichen Altersvorsorge. Zum Jahreswechsel<br />

tritt das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BSRG) in Kraft, das<br />

noch die alte Bundesregierung im zurückliegenden Sommer<br />

durch alle parlamentarischen Instanzen gepaukt hat. Hinter dem etwas<br />

sperrigen Namen verbirgt sich eine umfassende Reform des Betriebsrentenrechts.<br />

Diese erleichtert vor allem kleineren und mittleren<br />

Unternehmen, ihren Mitarbeitern eine zusätzliche Altersvorsorge<br />

anzubieten. Gleichzeitig bestehen in Zukunft für Arbeitnehmer höhere<br />

Anreize, in das Betriebsrentenmodell ihres Arbeitgebers einzusteigen<br />

und einen höheren Anteil ihres Einkommens als bisher dort einzuzahlen.<br />

Mit dem Mauerblümchendasein, das die<br />

betriebliche Altersvorsorge (bAV) in den<br />

vergangenen Jahren fristete, soll es damit<br />

vorbei sein. Umfragen etwa der Allianz Leben<br />

oder des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s Willis<br />

Towers Watson zufolge, besitzt nur etwas<br />

mehr als jeder zweite<br />

Arbeitnehmer in Deutschland<br />

eine Betriebsrente. Dabei<br />

hat seit dem Jahr 2002<br />

jeder Arbeiter oder Angestellte,<br />

der gesetzlich Longial, Düsseldorf.<br />

Michael Hoppstädter<br />

pflichtversichert ist, einen<br />

gesetzlichen Anspruch auf eine sogenannte Entgeltumwandlung.<br />

Die Unternehmen müssen seither ihren Mitarbeitern<br />

eine Vorsorgemöglichkeit anbieten, in die ein Teil des<br />

Bruttogehaltes fließt. Häufig ist das eine Direktversicherung<br />

oder ein Pensionsfonds. Eine direkte Rentenzusage,<br />

bei dem der Betrieb einem Angestellten eine feste monatliche<br />

Rente im Alter garantiert, ist dagegen selten geworden. Viele Unternehmen<br />

scheuen das finanzielle Risiko, das sich aus einer solchen bin-<br />

Arbeitnehmer sollen mehr Geld im Alter haben. Vom 1. Januar 2018 können<br />

sie 8 statt bisher 4 Prozent in die betriebliche Altersvorsorge einzahlen.<br />

40


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[finanzieren]<br />

Wilhelm-Friedrich<br />

Puschinski.<br />

denden Zusage ergibt. Weil die durchschnittliche<br />

Lebenserwartung der<br />

Menschen in den vergangenen Jahren rapide<br />

gestiegen ist, sind sie gezwungen ständig<br />

höhere Rückstellungen für ihre laufenden<br />

Pensionsverpflichtungen zu bilden.<br />

Das zehrt am Gewinn. Dazu kommt, dass<br />

Direktzusagen wegen des hohen Rechnungszinses,<br />

den der Fiskus dafür zugrunde<br />

legt, für die Betriebe steuerlich unattraktiv<br />

sind.<br />

„Viele Unternehmen sind bereit, für die betriebliche<br />

Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter<br />

einiges zu investieren – aber sie möchten die damit verbundenen Kosten<br />

in gut kalkulierbaren Grenzen halten“, sagt Wilhelm-Friedrich<br />

Puschinski, Leiter General Consulting bAV bei Willis Towers Watson<br />

in Reutlingen. „Wer Unternehmen bei der weiteren Verbreitung der<br />

kapitalgedeckten Altersvorsorge – wofür es angesichts des demografischen<br />

Wandels keine Alternative gibt – mit ins Boot holen will, muss<br />

auch schauen, was Unternehmen leisten können und wollen.“<br />

BRANCHENWEITE MODELLE ANGESTREBT<br />

Das neue Gesetz nimmt zukünftig die Sozialpartner in die Pflicht. Sie<br />

sind ab kommendem Jahr gefordert, ein jeweils branchenweites Modell<br />

für eine Betriebsrente zu vereinbaren. Jedes tarifgebundene Unternehmen<br />

muss dann dieses Modell verpflichtend übernehmen. Doch<br />

was ist mit Unternehmen, die keinem Tarifverbund angehören? Das<br />

ist bislang nicht geklärt. Der Gesetzgeber hofft auf einen Signaleffekt.<br />

Sind die ersten Lösungen erst am Start, sollen auch nicht tarifgebundene<br />

Unternehmen mitmachen dürfen. Die Aufnahmekonditionen<br />

für sie dürfen dabei nur mit sachlicher Begründung schlechter sein als<br />

für tarifgebundene Unternehmen.<br />

Offen ist auch, welche Lösungen sich die einzelnen Sozialpartner vorstellen.<br />

Bei der Ausgestaltung haben die Arbeitgeber und Gewerkschaften<br />

grundsätzlich freie Hand. Möglich ist zum Beispiel, dass sich<br />

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände auf konkrete Branchenmodelle<br />

verständigen. „Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die<br />

Sozialpartner nur Leitplanken für ein bAV-Modell setzen – so wie das<br />

Die wichtigsten Änderungen<br />

Mehr Geld im Alter als bisher: Das BRSG eröffnet neue Spielräume.<br />

Arbeitnehmer können künftig 8 statt wie bisher 4 Prozent ihres<br />

Bruttoeinkommens umwandeln und steuerfrei in eine betriebliche<br />

Altersvorsorge einzahlen. Auf die zusätzlichen vier<br />

Prozentpunkte werden Sozialbeiträge fällig (außer Rentenversicherung).<br />

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, seine anteilig eingesparten<br />

Sozialversicherungsbeiträge durch einen Zuschuss<br />

in Höhe von pauschal 15 Prozent des Beitrags an die Beschäftigten<br />

weiterzugeben. Die Grundförderung für Riesterverträge<br />

wird auf 175 Euro angehoben. Freiwillige Zuschüsse des Arbeitgebers<br />

zur Altersvorsorge seiner Angestellen werden ab<br />

Jahresanfang bis zu einem Betrag von 40 Euro mit 30 Prozent<br />

durch den Staat gefördert. Den staatlichen Zuschuss erhalten<br />

die Firmen vergleichsweise unbürokratisch, indem sie den Betrag<br />

mit der nächsten Lohnsteuerzahlung an das Finanzamt<br />

verrechnen. <br />

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41


[finanzieren] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

heute schon zum Beispiel bei der die IG-Metall-Rente der Fall ist”, sagt<br />

Michael Hoppstädter, Geschäftsführer des Pensionsberatungs<strong>unternehmen</strong>s<br />

Longial. „Dann gäbe es einen ganzen Strauß an Durchführungswegen,<br />

Versorgungsträgern und Anbietern, die theoretisch in<br />

Frage kommen. Der Unternehmer muss dann ein Konzept aussuchen,<br />

das die gestellten Anforderungen erfüllt, und dafür einen guten Anbieter<br />

finden.” Viele Firmen werden dazu Beratungsbedarf<br />

haben. Der Steuerberater allein<br />

wird angesichts des komplexen<br />

Themas kaum ausreichen.<br />

Schon jetzt ist klar: Garantiemodelle wird<br />

es im Zuge von neuen Sozialpartnerlösungen<br />

nicht mehr geben. Sie sind vom Gesetzgeber<br />

ausdrücklich verboten worden. Stattdessen<br />

hat er eine reine Beitragszusage<br />

eingeführt. Das heißt, der Betrieb sichert<br />

seinem Mitarbeiter lediglich zu, dass er<br />

sich an dessen Beitragszahlungen etwa an<br />

eine Pensionskasse mit einem festen Anteil<br />

Eva Moll, bAV-Expertin<br />

bei Novethos, München.<br />

beteiligt. Wie groß der angesparte Kapitalstock und damit die Rente<br />

am Ende des Berufslebens ausfallen, hängt von der Entwicklung an<br />

den Wertpapiermärkten ab, wo das Geld investiert wird. Die Versicherungsaufsicht<br />

wacht darüber, dass dabei bestimmte Anlageregeln eingehalten<br />

werden, so dass Missbrauch und riskante Spekulationen<br />

ausgeschlossen sind.<br />

STEUERVORTEILE FÜR ARBEITNEHMER<br />

Um die Akzeptanz zu verbessern, können die Sozialpartner vereinbaren,<br />

dass das Vorsorgemodell automatisch für alle Mitarbeiter gilt.<br />

Will ein Arbeitnehmer nicht teilnehmen, muss er von sich aus aktiv<br />

werden und seinen Austritt aus der bAV dem Betrieb mitteilen, auch<br />

opting-out genannt. Durch Steuervorteile und höhere Zuschüsse sowohl<br />

für Arbeitnehmer als auch für die Unternehmen (siehe Infokasten)<br />

will der Gesetzgeber die Aussteigerquote gering halten und auch<br />

auf diese Art die betriebliche Altersvorsorge stärken.<br />

Dazu zählt auch, dass spätere Leistungen aus der Betriebsrente bis derzeit<br />

202 Euro pro Monat nicht auf die Grundsicherung angerechnet<br />

werden. „Das halte ich für einen wirklich gelungenen Wurf. Weil dadurch<br />

der Arbeitnehmer, der in seiner aktiven Berufszeit etwas für<br />

seine Alterssicherung tut beziehungsweise getan hat, immer<br />

besser gestellt wird als jemand, der die ganze Zeit<br />

nichts zurückgelegt hat und später Grundsicherung<br />

bekommt“, sagt Hoppstädter. „Zusätzlich sind die steuerlichen<br />

Vereinfachungen in Zusammenhang mit den<br />

Beitragszahlungen und die verbesserte Riesterförderung<br />

entscheidende Reformelemente, die die bAV einerseits<br />

bei kleinen und mittleren Unternehmen, andererseits<br />

bei den Arbeitnehmern in unteren und<br />

mittleren Lohngruppen wirklich voranbringt.“<br />

Auch Vera Moll, Expertin für betriebliche Altersversorgung,<br />

bei Novethos Financial Partners in München,<br />

sieht eine Reihe positiver Elemente in dem Reformpaket,<br />

sie bleibt aber skeptisch. „Der Gesetzgeber hat nun die Rahmenbedingungen<br />

vorgegeben. Trotzdem gibt es noch viele Fragen, die<br />

vom Bundesministerium für Finanzen geklärt werden müssen beziehungsweise<br />

durch Praxisfälle erst evaluiert werden können. Ich rechne<br />

frühestens im zweiten Halbjahr 2018 mit ersten Ansätzen im Sozialpartnermodell“,<br />

sagt Moll.<br />

Rentenexperte Puschinski zufolge merkt man dem Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />

an, dass es ein Kompromiss ist. „Manche Probleme<br />

wurden eher halbherzig angegangen und nicht konsistent gelöst. Zum<br />

Beispiel wurde die steuerliche Förderung ausgebaut, aber nicht bei-<br />

42


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[finanzieren]<br />

tragsrechtlich flankiert. Und bei den Regelungen zum Zusammenspiel<br />

von ‚alter‘ und ‚neuer‘ bAV-Welt ist noch gar nicht klar, wie sie in der<br />

Praxis umzusetzen sind.“<br />

BEITRÄGE STATT LEISTUNGSVERSPRECHEN<br />

Eine wichtige Frage ist nämlich, wie sich Unternehmen verhalten sollen,<br />

die bereits ihren Mitarbeitern ein eigenes bAV-Modell anbieten?<br />

Wollen sie zum Beispiel das Vermögen ihrer bestehenden Pensionskasse<br />

auf eine neue Lösung übertragen, spielt der Fiskus nicht mit..<br />

„Das Einzige, was Unternehmen, die in die neue bAV-Welt wechseln<br />

wollen, machen können, ist, die bestehende Lösung einzufrieren beziehungsweise<br />

für Neuzugänge zu schließen und mit künftigen Beiträgen<br />

eine neue Lösung aufzubauen”, empfiehlt Hoppstädter. „Das<br />

heißt aber auch, dass sie dann tatsächlich Beiträge zahlen müssen<br />

und nicht wie bei einer Direktzusage nur ein Leistungsversprechen<br />

abgeben.“ Zudem müssen die Arbeitnehmer mit einer vorhandenen<br />

bAV-Zusage dem Wechsel zustimmen. „Es ist fraglich, ob Mitarbeiter<br />

aus einer Zusage mit zum Teil hochverzinsten Garantien wechseln in<br />

eine reine Zusage ohne Garantien mit der Perspektive einer attraktiven<br />

Anlage der Beiträge am Kapitalmarkt“, gibt Longial-Geschäftsführer<br />

Hoppstädter zu bedenken. [!] THOMAS LUTHER<br />

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Nr. 1 des Mittelstands sind.<br />

„EVO hilft Wohnungs- und Hausbesitzern, ihren Strom auf dem Dach selbst<br />

zu erzeugen, diesen in Energiespeichern zu „puffern“ und ihre Wohnräume<br />

dann mittels einer Elektroheizung zu wärmen. Mit der Unterstützung der<br />

Kreissparkasse Biberach konnte sich EVO zum Innovationsführer in der<br />

Wärmewende in Europa entwickeln.“<br />

Markus J. Schmidt<br />

Geschäftsführer der EVO Elektroheizung<br />

GmbH & Co. KG aus Mietingen<br />

43


[führen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Eine elegante Form von Kritik<br />

Das Ergebnis des Experiments von Nick Zubanov überrascht: Der Konstanzer Uni-Professor für Betriebswirtschaft erklärt<br />

im Interview mit unserem Mitarbeiter Peter Ilg den Zusammenhang von Lob und Leistungssteigerung.<br />

Sie haben in einer Studie unter Studenten<br />

untersucht, ob verbale Anerkennung motiviert.<br />

Spornt Lob zur Leistung an?<br />

Ja, eindeutig – aber überraschenderweise steigern<br />

nicht die ihre Leistungsbereitschaft, die<br />

gelobt wurden, sondern die, die kein Lob erhielten.<br />

Wir hatten für die Studie mehrere<br />

Kontrollgruppen unter Studienanfängern<br />

eingerichtet. Während in einigen Gruppen<br />

bestimmte Mitglieder gelobt wurden, gab es<br />

in anderen Gruppen keine verbale Anerkennung<br />

Einzelner. Schließlich hat sich gezeigt,<br />

dass diejenigen ihre Leistung verbessert haben,<br />

die in den Gruppen waren, in denen Lob<br />

ausgesprochen wurde.<br />

Vorgesetzte, die Lob aussprechen,<br />

legen damit auch eine<br />

Norm für die Gruppe fest,<br />

sagt Nick Zubanov, Professor<br />

an der Uni Konstanz.<br />

Illustration: studiostoks /<br />

shutterstock.com<br />

Womit lässt sich das begründen?<br />

Es gibt mehrere Theorien, aber wie wir bei unseren<br />

Experimenten<br />

herausgefunden<br />

haben, liegt<br />

der wesentliche<br />

Grund für das Verhalten<br />

darin, der<br />

Leistungsnorm<br />

entsprechen zu<br />

wollen. Wenn<br />

man ein gewisses<br />

Verhalten mit lobenden<br />

Worten an der Uni Konstanz.<br />

Nick Zubanov, Professor<br />

würdigt – in unserem<br />

Fall das gute Abschneiden bei der ersten<br />

Semesterprüfung – ist Loben eine Form der<br />

Kommunikation darüber, was der Norm<br />

entspricht. Damit legt man die Höhe der<br />

Latte fest, die jemand überspringen muss,<br />

um Teil der Gruppe zu sein. Diejenigen, die<br />

diese Information mitbekommen, ohne selbst<br />

zu den Gelobten zu gehören, korrigieren ihre<br />

Einschätzung zur geforderten Norm. Um dieser<br />

zu entsprechen, verstärken sie ihre Bemühungen.<br />

Lob ist eine elegante Form von Kritik.<br />

Wirkt Lob nachhaltig oder muss man täglich<br />

nachlegen?<br />

Lob hat keinen dauerhaften Bestand. In<br />

unserem Experiment konnten wir eine leistungssteigernde<br />

Wirkung zwar noch bei der<br />

folgenden Prüfung feststellen. Bei der Abschlussprüfung<br />

der Kursteilnehmer war dieser<br />

Effekt aber schon nicht mehr erkennbar.<br />

Lob beeinflusst nach Ihren Erkenntnissen<br />

die Leistung im Studium. Wie sehr? Gilt<br />

das bis zur maximalen Leistungsgrenze?<br />

Das folgende Zitat stammt von Mary Kay Ash,<br />

einer erfolgreichen US-Geschäftsfrau: „Es gibt<br />

zwei Dinge, die für die Menschen noch wichtiger<br />

sind als Sex und Geld: Anerkennung und<br />

Lob.“ Damit bringt sie es auf den Punkt, auch<br />

wenn es vielleicht etwas zugespitzt formuliert<br />

ist für eine wissenschaftliche Aussagekraft.<br />

Andererseits: Anerkennung ist zwar ein<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[führen]<br />

starker Motivator, aber nicht der stärkste. Der<br />

ist natürlich immer noch das Geld.<br />

Manche Studenten wurden mehr, manche<br />

weniger, andere gar nicht gelobt. Welche<br />

Gruppe reagierte am stärksten?<br />

Profitiert haben die Kursteilnehmer, die kein<br />

Lob erhalten, es aber mitbekommen haben.<br />

Und die, deren ersten Klausurergebnisse etwas<br />

unter der Schwelle für Lob lagen, also<br />

knapp unter der Norm. Für sie war es ohne<br />

große Anstrengung machbar, darüber zu<br />

kommen. Für die an den Studieninhalten Desinteressierten<br />

war die Leistungsnorm ohne<br />

Belang und die, deren Noten zu schlecht waren,<br />

hätten zu viel investieren müssen, um sie<br />

zu schaffen. In diesen beiden Gruppen war<br />

kein Anstieg der Leistung zu erkennen.<br />

Lassen sich die Studienergebnisse auf die<br />

Arbeitswelt übertragen?<br />

Ja, denn die Welt der Arbeit und des Studiums<br />

haben mehr gemeinsam, als man denkt. In<br />

beiden gibt es starke Leistungsanreize, ehrgeizige<br />

Erfolgsziele und starken Wettbewerb.<br />

Motiviert Lob mehr als höheres Gehalt?<br />

Es kommt darauf an, wie viel Geld im Spiel ist.<br />

Man könnte die Leistungswirkung von Lob<br />

mit der von monetären Anreizen vergleichen<br />

und daraus ein geldwertes Äquivalent berechnen.<br />

Beispiel: Bei US-amerikanischen High-<br />

School-Studenten entspricht Lob einer höheren<br />

Studienleistung im Gegenwert von etwa<br />

20 Dollar. Jedoch nimmt die Wirkung von Lob<br />

bei Älteren und mit steigenden Arbeitsjahren<br />

ab, weil diese Menschen durch ihre Erfahrungen<br />

besser einschätzen können, wo sie mit<br />

ihren Leistungen innerhalb der Norm liegen.<br />

Sie passen sich selbst der geforderten Höhe an.<br />

Wenn man also den monetären Wert von Lob<br />

ermitteln könnte, käme man zu dem Ergebnis,<br />

dass dieser vermutlich nicht hoch ist. Lob<br />

ist zwar billig, aber nicht umsonst. Es erfordert<br />

Zeit und Zuwendung für den, der gelobt<br />

wird.<br />

Experiment mit<br />

300 Studienanfänger<br />

An der Studie „The power of (no) recognition“,<br />

auf Deutsch: Die Macht des<br />

(nicht) Lobens, haben rund 300 niederländische<br />

Studienanfänger teilgenommen.<br />

Sie wurden in mehrere Gruppen<br />

eingeteilt, in denen Studenten<br />

mehr oder weniger gelobt wurden. In<br />

manchen Gruppen gab es überhaupt<br />

kein Lob. Nick Zubanov, seit 2016 Professor<br />

für Betriebswirtschaftslehre an<br />

der Uni Konstanz mit Schwerpunkt Organisationsökonomie,<br />

war einer der<br />

beiden Studienautoren. Durchgeführt<br />

wurden die Experimente 2012, die Ergebnisse<br />

wurden jetzt veröffentlicht. PI<br />

Wo hat Lob seine Grenzen?<br />

Lob funktioniert nicht bei allen, sondern nur<br />

in Grenzen. Um alle zu motivieren, braucht<br />

man ohnehin verschiedene Instrumente. [!]<br />

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45


[leben] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Macht des Kreativen<br />

Für den einen ist sie ein intellektuelles, sinnliches Abenteuer, für den anderen viel gute Arbeit. Doch wie kann<br />

man von Kunst leben? Oder ist sie eben doch brotlos? Stefan Loeffler wollte in unserer Umfrage von sechs<br />

Kulturschaffenden wissen, was Künstler von Unternehmern lernen können – und umgekehrt.<br />

1) Was bedeutet Kunst für Sie?<br />

2) Was kann die Wirtschaft von der Kunst lernen?<br />

3) Und umgekehrt: die Kunst von der Wirtschaft?<br />

4) Welche Eigenschaften zeichnen gute<br />

Unternehmer/-innen aus?<br />

5) Was ist das Schönste an Ihrer Tätigkeit als<br />

Kulturschaffender?<br />

Sven Wisser schätzt es,<br />

wenn Kunst Reibung zwischen<br />

Künstler und Zuschauer<br />

erzeugt, die letztendlich zu<br />

Erkenntnis führt. Der Autor<br />

und Schauspieler leitet die Junge<br />

Bühne Ulm.<br />

1) Kunst ist für mich eine Behauptung, eine Auseinandersetzung und<br />

ein Dialog zwischen Kunstschaffenden und dem Zuschauer. Im Idealfall<br />

entsteht Reibung, die möglichst beidseitig zu neuen Erkenntnissen<br />

führt.<br />

2) Die kreative Freiheit, die unerwartete Wahl der Mittel und einen<br />

offenen Blick für Problemlösungen zu bekommen.<br />

3) Die Organisationsstruktur fern aller Emotion und die Einhaltung<br />

des vorgegebenen Finanzrahmens.<br />

4) Man muss ein Kommunikationsprofi sein, eine gute Fähigkeit zur<br />

Selbstreflexion, ein fundiertes Fachwissen und eine gute Portion<br />

Humor besitzen.<br />

5) Die Freiheit, mit der Leidenschaft zum Beruf den Lebensunterhalt<br />

erwirtschaften zu können.<br />

Im Dschungel ist der Tiger los! Er bedroht Mogli, den Menschenjungen:<br />

Szene aus „Das Dschungelbuch“ der Jungen Bühne Ulm.<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

[leben]<br />

Foto: Sandra Cunningham / shutterstock.com<br />

Für die freie Künstlerin<br />

Anneliese Hermes müssen<br />

erfolgreiche Unternehmer<br />

schlicht und einfach gute<br />

Ja-Sager sein. Die Malerin arbeitet<br />

in Wangen-Oberwälden<br />

bei Göppingen.<br />

1) Ich habe schon immer gerne gemalt und konnte diese Leidenschaft<br />

zum Beruf machen. Diese Kunst erfüllt und entspannt mich und<br />

macht fast ein bisschen süchtig. Kunst ist viel Arbeit.<br />

2) Vielleicht kann sie etwas von der Spontanietät und der Experimentierfreudigkeit<br />

der Kunstschaffenden übernehmen, die oftmals Unmögliches<br />

ausprobieren. Doch dies trifft sicher in einigen Punkten<br />

auch auf die Wirtschaft zu.<br />

3) Das Vorhaben, Ideen nachhaltig umzusetzen und zu verwirklichen.<br />

Dass man in einem Wettbewerb immer am Ball bleiben muss und<br />

jedes Produkt einzigartig ist.<br />

4) Sie müssen Ja-Sager sein. Und das bedeutet wieder Arbeit. Doch nur<br />

so kann man etwas bewegen. Unternehmer müssen mit positiven<br />

Gedanken vorangehen und die Dinge ausloten.<br />

5) Dass ich das tun kann, was ich möchte. Dass ich mir die Materialien<br />

für meine Werke selbst aussuchen und wählen kann. Das bedeutet<br />

für mich Freiheit. Durch meine Arbeit rege ich die Menschen an zu<br />

reflektieren.<br />

Für Werner Meyer, Direktor<br />

der Kunsthalle Göppingen, ist<br />

es wichtig, die Frage nach dem<br />

Wert der Dinge immer wieder<br />

neu zu stellen.<br />

1) Ein unerschöpfliches, lebenslanges, sinnliches und intellektuelles<br />

Abenteuer, unzählige Entdeckungen von Ideen und Orten, wo ich<br />

mit meinem Vorstellungsvermögen noch nicht war.<br />

2) Zum Beispiel die Frage nach dem Wert der Dinge, Ideen, Entdeckungen<br />

anders und immer wieder neu zu stellen. Ich habe gelesen, dass<br />

der Künstler und seine Arbeit Modell sein könnten für eine projektorientierte<br />

Ökonomie.<br />

3) Der Kunstmarkt ist ein ökonomisches System fast wie jedes andere.<br />

Die Spieltheorie ist auch eine ökonomische Theorie und sie passt<br />

wunderbar auch für die Zusammenhänge der Produktion von<br />

Kunst.<br />

4) Erfolgreich im Sinne unserer geltenden Wirtschaftsordnung ist ein<br />

Unternehmer und eine Unternehmerin, wenn sich ihr Unternehmen<br />

wirtschaftlich positiv entwickelt, wenn Gewinn erwirtschaftet<br />

wird und zukunftsträchtige Investitionen möglich sind. Interessant<br />

wird es, wenn man „gut“ steigert in „besser“ und „am besten“.<br />

Dann könnten Ökonomie und Ethik in Konflikt geraten.<br />

5) Einer der schönsten Momente für mich: Ich befinde mich in einer<br />

von mir eingerichteten Ausstellung, zusammen mit dem Künstler<br />

oder der Künstlerin, und wir sehen, dass es gut ist. Und dann sind<br />

wir gespannt, was daraus wird.<br />

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47


[leben] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: 5 second Studio / shutterstock.com<br />

Nicole Fritz möchte mit Kunst<br />

Bewusstseinsprozesse anstoßen.<br />

Die Gründungsdirektorin<br />

des Kunstmuseums Ravensburg<br />

wechselt 2018 als Direktorin an<br />

die Kunsthalle Tübingen.<br />

Für Dr. Stefanie Dathe muss<br />

die Kunst ebenso wie die Wirtschaft<br />

von Marketing und Vernetzung<br />

profitieren. Die Kunsthistorikerin<br />

ist Direktorin des<br />

Museums Ulm.<br />

1) Kunst ist für mich Sinnsuche im Bereich der Ästhetik.<br />

2) Sowohl Unternehmer als auch Künstler stehen vor derselben Herausforderung,<br />

regelmäßig Neuerungen hervorbringen zu müssen.<br />

Die Kernkompetenz, die hierfür notwendig ist, heißt Kreativität.<br />

Mit ihr kann ich Problemstellungen durch Querdenken lösen und<br />

zu Neuem zusammenfügen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet<br />

sind Kunstwerke aller Zeiten nichts anderes als Modelle für innovatives<br />

Denken und Handeln. Sich auf Kunst einlassen schult das<br />

Querdenken und macht kreativ.<br />

3) Vielleicht Strategien, um das Entwickelte zu vermarkten.<br />

4) Unternehmungen mit Blick aufs Ganze zu initiieren.<br />

5) Bewusstseinsprozesse anstoßen zu können.<br />

Mit einer klaren Organisation<br />

und strukturierten Planung<br />

können Künstler von ihrer Arbeit<br />

leben. So sieht das Michael<br />

Mutschler, der für die Programmleitung<br />

im Ulmer Kulturzentrum<br />

Roxy verantwortlich<br />

ist.<br />

1) Kunst war und ist Aneignung und Interpretation von Welt. Die Vermittlung<br />

ihrer Inhalte ist meine Leidenschaft, meine Berufung und<br />

mein Lebenselixier.<br />

2) Die Wirtschaft kann von Kunst und Künstlern lernen, unvoreingenommen<br />

auf Neues zuzugehen, Risiken einzugehen, unermüdlich<br />

nach kreativen Problemlösungen zu suchen und unübliche Wege<br />

mit Innovationspotential zu beschreiten.<br />

3) Kunst und Künstler können von der Wirtschaft ein strukturiertes,<br />

zielorientiertes Arbeiten, unternehmerisches Denken, Marketing<br />

und Vernetzung in der künstlerischen Praxis lernen.<br />

4) Einen guten Unternehmer und Unternehmerin zeichnen Überzeugungskraft,<br />

visionäres Denken und Handeln, Teamfähigkeit, Zielorientierung,<br />

soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz aus.<br />

5) Das Schönste in meiner Tätigkeit als Museumsdirektorin ist es, unsere<br />

Besucherinnen und Besucher für die faszinierende Welt und<br />

die Themen der Kunst zu begeistern.<br />

1) Kunst ist für mich Leidenschaft, Inspiration und Freiheit.<br />

2) Quer zu denken, flexibel zu sein, traditionelle Strukturen zu<br />

verlassen und mit gewohnten Vorstellungen brechen, um Neugierde<br />

und Kreativität zu fördern.<br />

3) Klare Organisation und strukturierte Planung, denn jeder<br />

Künstler muss unternehmerisch denken, wenn er von seiner<br />

Kunst leben möchte.<br />

4) Authentizität und eine starke innere Haltung sowie Ausdauer und<br />

Leidenschaft, gepaart mit Kreativität und Mut.<br />

5) Das Schönste ist, dass ich mit außergewöhnlichen und spannenden<br />

Menschen zusammenarbeiten darf, was lange Tage und stressige<br />

Phasen relativiert und ausgleicht.<br />

Foto: Dmitry Lobanov / shutterstock.com<br />

48


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Mai 2018


[namen & nachrichten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

IHK Ulm senkt<br />

rückwirkend<br />

Beiträge<br />

Zahlt Mitgliedsbeiträge<br />

zurück:<br />

Otto Sälzle<br />

Die IHK Ulm erstattet ihren<br />

Mitglieds<strong>unternehmen</strong> rund<br />

7,6 Millionen<br />

Euro bereits<br />

gezahlter<br />

Beiträge.<br />

Möglich machen<br />

dies<br />

laut Hauptgeschäftsfüh<br />

rer Otto<br />

Sälzle eine<br />

„hervorragende<br />

Wirtschaftslage<br />

sowie einmalige<br />

Einnahmen“. IHK-Mitglieds<strong>unternehmen</strong>,<br />

die für das Jahr<br />

2013 Beiträge bezahlt haben, erhalten<br />

nun eine Rückzahlung.<br />

Erneut mehr<br />

Lehrverträge<br />

im Handwerk<br />

Fliegende Forschungsplattform<br />

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums<br />

Geesthacht haben den Zeppelin NT der Deutschen<br />

Zeppelin Reederei (Friedrichshafen) in<br />

eine fliegende Forschungsplattform verwandelt.<br />

Mit Spezialkameras ausgerüstet flog der<br />

Zeppelin über Nordsee und Elbe. Im Fokus: Der<br />

Zum vierten Mal in Folge verzeichneten<br />

die Handwerksbetriebe<br />

in Baden-Württemberg<br />

mehr Auszubildende als im<br />

Vorjahr. Das teilt die Landeshandwerkskammer<br />

mit. Landesweit<br />

hatten demnach 13 429<br />

Jugendliche bis zum 31. Juli einen<br />

Ausbildungsvertrag unterschrieben.<br />

Das entspricht einem<br />

Plus von 3 Prozent. Mit<br />

einer Quote von aktuell 6,1 Prozent<br />

beteiligen sich die Handwerksbetriebe<br />

in Baden-Württemberg<br />

im Branchenvergleich<br />

überdurchschnittlich an der<br />

Ausbildung zukünftiger Fachkräfte.<br />

Kleine Betriebe<br />

kehren Stuttgart<br />

den Rücken<br />

Die Region Stuttgart verliert Betriebe:<br />

Wie die dortige IHK mitteilt,<br />

sind aus Stuttgart und den<br />

umgebenden Landkreisen in<br />

den vergangenen vier Jahren<br />

mehr Unternehmen weggezogen,<br />

als sich neue angesiedelt<br />

haben. Doch die Lage ist keineswegs<br />

dramatisch. Zwischen<br />

2013 und 2016 kehrten im Saldo<br />

39 Unternehmen der Region<br />

den Rücken. Unter ihnen waren<br />

vor allem kleine Betriebe mit<br />

neun oder weniger Beschäftigten.<br />

Negative Auswirkungen<br />

auf die Wirtschaftskraft hat diese<br />

Entwicklung nicht. Im selben<br />

Zeitraum stieg die Zahl der<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

in der Region Stuttgart<br />

nach Angaben des Statistschen<br />

Landesamts um rund<br />

80.000 Menschen.<br />

Einfluss von Windkraftanlagen auf Meeresströmungen<br />

und der von Überflutungen auf<br />

die Ökosysteme von Flüssen. Weitere Stopps<br />

des Zeppelins auf seiner Tour im Norden<br />

Deutschlands waren die Baufachmesse Nord-<br />

Bau in Neumünster und die Stadt Flensburg.<br />

L-Bank hilft<br />

Existenzgründern<br />

in Millionenhöhe<br />

Die L-Bank, die Förderbank des<br />

Landes, hat im ersten Halbjahr<br />

211 Betriebe aus dem Bezirk der<br />

IHK Ulm gefördert. Sie vergab<br />

Darlehen im Gesamtwert von<br />

72,3 Millionen Euro, die in Investitionen<br />

von mehr als 105<br />

Millionen Euro fließen. Mehr<br />

als 214 Arbeitsplätze sind dadurch<br />

entstanden. Unter den<br />

geförderten Unternehmen sind<br />

62 Existenzgründer. [!] AGR<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Andreas Simmet<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Matthias Kessler,<br />

Amrei Groß, Lars Schwerdtfeger,<br />

Giacinto Carlucci, Werk fotos,<br />

Getty Images, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-356<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Auflage: 18.000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

6. Dezember <strong>2017</strong><br />

Die Themen<br />

Familien<strong>unternehmen</strong><br />

Energie & Umwelt<br />

Burnout-Prävention<br />

Rückblick:<br />

10 Jahre <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

10. November <strong>2017</strong><br />

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2,8; CO 2<br />

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