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Meine kleine Welt

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<strong>Meine</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong><br />

Texte aus dem Projekt<br />

„<strong>Meine</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> – 2015“


Inhalt<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Welt</strong> ist bunt. .................................................. 2<br />

Jeder hat ein Recht auf seine <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong>. .............. 3<br />

Hallo <strong>Welt</strong>! Ich komme! ............................................ 5<br />

Adolf und die Flüchtlinge ......................................... 7<br />

Der Angriff des Trampeltiers ................................ 10<br />

Fertig mit Toleranz ................................................. 12<br />

Kennst du das Zauberwort um einen Freund zu<br />

finden? ..................................................................... 29<br />

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<strong>Meine</strong> <strong>Welt</strong> ist bunt.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Welt</strong> ist bunt.<br />

gelb rosa grün türkis lila<br />

schwarz sind darin nur die Arschlöcher die manchmal<br />

auftauchen.<br />

Daran, dass sie an meiner <strong>Welt</strong> vorbeiziehen kann ich<br />

nichts ändern. Daran will ich nichts ändern.<br />

Ich will, umgeben von Menschen, leben.<br />

Glücklicherweise zählt Schwarz zu den unbunten<br />

Farben.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Welt</strong> ist bunt!<br />

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Jeder hat ein Recht auf seine<br />

<strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong>.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Welt</strong> ist nicht deine <strong>Welt</strong>.<br />

In meiner <strong>Welt</strong> ist es so… und in deiner <strong>Welt</strong> anders.<br />

Das ist gut so.<br />

Ich lebe in meiner <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>. Du lebst in deiner<br />

<strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>.<br />

Jeder Mensch hat das Recht auf seine <strong>Welt</strong>.<br />

In meiner <strong>Welt</strong> scheint die Sonne, während es in<br />

deiner <strong>Welt</strong> vielleicht regnet.<br />

Ich betreibe keinen „guten“ oder „ethisch korrekten“<br />

Journalismus, aber ich schreibe.<br />

Manche Journalisten halten sich für begnadet. Wir<br />

leben alle in unserer eigenen <strong>Welt</strong>.<br />

Jeder Mensch hat das Recht auf seine <strong>Welt</strong>.<br />

Ich lasse alle Menschen in ihrer <strong>Welt</strong>, aber ich reise<br />

gerne. Ich reise gerne über breite Straßen in bunte,<br />

vielfältige, sonnige <strong>Welt</strong>en.<br />

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Ich mag auch <strong>Welt</strong>en, in denen nicht immer die Sonne<br />

scheint. Ich blicke gerne über Mauern oder über<br />

Stacheldraht. Ich habe keine Angst dahinter<br />

erschreckende Dinge zu sehen. Ich bin klein, aber ich<br />

bin stark, ich kann Dinge gut aushalten. Nur<br />

manchmal verstehe ich die <strong>Welt</strong> nicht. Manchmal<br />

würde ich gerne Blumen in einer anderen <strong>Welt</strong><br />

anpflanzen. Ich tue es nicht.<br />

Jeder hat das Recht auf seine <strong>Welt</strong><br />

Ich interessiere mich für Menschen und die <strong>Welt</strong> in<br />

der sie leben. Für die <strong>Welt</strong> jedes einzelnen.<br />

Ich lebe in meiner <strong>Welt</strong>. Du lebst in deiner <strong>Welt</strong>.<br />

Jeder hat das Recht auf seine <strong>Welt</strong>.<br />

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Hallo <strong>Welt</strong>! Ich komme!<br />

Heute Morgen bin ich aufgestanden und habe<br />

beschlossen mich dem System zu entziehen.<br />

Aufzuhören zu arbeiten. Zu tun was ich will. Zu reisen.<br />

Die <strong>Welt</strong> zu erkunden. In ein Land, in dem immer die<br />

Sonne scheint, zu ziehen.<br />

Heute Morgen bin ich aufgestanden und habe gesagt:<br />

Hallo <strong>Welt</strong>!<br />

Ich komme!<br />

Voller Elan und Begeisterung.<br />

Das war vor fünf Jahren.<br />

Ich habe meine Finanzen gecheckt. Und mir ein Land,<br />

am für mich anderen Ende der <strong>Welt</strong>, ausgesucht.<br />

Ein sicheres Land. Ein friedliches Land. Ein Land in<br />

dem immer die Sonne scheint. Eine zweite Heimat,<br />

von der aus ich auch die andere Hälfte der <strong>Welt</strong><br />

einfach bereisen kann.<br />

Fünf Jahre Vorbereitungszeit.<br />

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Ich habe meine Besitztümer reduziert. Massiv<br />

reduziert. Habe Nützliches von Unnützem getrennt<br />

und auf zwei Haushalte aufgeteilt. Habe Behördengänge<br />

absolviert und eine neue Sprache erlernt.<br />

Dann kam er, der letzte Arbeitstag. Endlich frei.<br />

Endlich, endlich, endlich…<br />

Hallo <strong>Welt</strong>!<br />

Ich komme!<br />

Monate später. Ich bin noch immer, fast die ganze<br />

Zeit, in der einen Hälfte der <strong>Welt</strong>. In der, in der auch<br />

meine Familie lebt.<br />

In meiner Heimat leben meine Eltern, und mein Kind.<br />

Mein einziges. Über alles geliebtes Kind. Mein Hund<br />

und ich.<br />

Hallo <strong>Welt</strong>!<br />

Ich komme!<br />

Es dauert nur noch ein bisschen.<br />

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Adolf und die Flüchtlinge<br />

Es gibt Menschen, die in für mich ekelerregenden,<br />

stinkenden Kloaken zu Hause sind. Manchmal ist es<br />

erschreckend, wenn das Tor zu solch einer <strong>Welt</strong><br />

aufgeht. <strong>Welt</strong>en die ich nicht mag.<br />

Erst vor einigen Tagen, durfte ich hinter eine Mauer<br />

schauen, in einen Hinterhof, mit einem fetten<br />

Misthaufen. Mein Bekannter Adolf ist der Bewohner<br />

dieses Hinterhofs.<br />

Die Einladung in seine <strong>Welt</strong> kam für mich<br />

überraschend, und zwar folgendermaßen: Nach<br />

Flüchtlingskrawallen habe ich mich in <strong>kleine</strong>r Runde,<br />

nicht so ganz fein, geäußert, in dem ich kund tat,<br />

etwas pauschalierend vielleicht, dass unser politisches<br />

System scheiße sei, da so schrecklich träge.<br />

Welch´ wunden Punkt ich bei Adolf, mit dieser<br />

wirklich etwas dämlichen Aussage, getroffen habe,<br />

weiß ich nicht genau. Aber ich wurde daraufhin von<br />

ihm angebrüllt, dass ich verschwinden soll, dass ich<br />

mich schleichen soll, raus aus dem Land, in dem es<br />

mir nicht passt. Ein sehr „konstruktiver“ Beitrag, von<br />

meinem lieben Bekannten, zur Diskussion über die<br />

österreichische Politik, wie ich gefunden habe.<br />

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… aber was soll’s dachte ich mir, denn ich steh´ ja<br />

extrem auf persönliche Angriffe. Jegliche Sachlichkeit<br />

entbehrende Argumente, lassen immer einen Blick<br />

hinter die Fassade, in die oftmals an Tiefe über- oder<br />

unterschätzten Abgründe, eines Menschen zu.<br />

Aber was soll’s, wer reisen will, muss auch<br />

Schwierigkeiten in Kauf nehmen. Eine spannende<br />

<strong>Welt</strong>.<br />

Ich habe also Adolfs Ausbruch still ignoriert, wohl<br />

wissend, dass manche Menschen zuerst sprechen<br />

und dann denken, und habe daraufhin im Sinne einer<br />

friedlichen Fortführung unserer Unterhaltung, das<br />

Wort Scheiße, gegen einige konkrete Fallbeispiele<br />

ersetzt.<br />

Damit landeten wir dann mitten im Thema „Die<br />

Unterbringung der Flüchtlinge in Österreich“. Es<br />

wurde leider auch beim zweiten Anlauf keine<br />

konstruktive Diskussion daraus.<br />

Es dauerte nämlich nur Millisekunden, bis mir eine<br />

besonders gelungene Aussage von A. um die Ohren<br />

geschleudert wurde: „Na ehrlich, erkläre mir mal, für<br />

was brauchen wir die ganzen dummen Afrikaner.<br />

Wer soll denn in den Diamantenminen arbeiten, wenn<br />

alle in Europa sind, die brauchen die da unten ja als<br />

Sklaven“.<br />

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Und da stand ich nun plötzlich im Hinterhof von<br />

Adolfs <strong>Welt</strong>. Direkt vor dem hoch in den Himmel<br />

aufragenden Misthaufen, der es verstand einen<br />

Gestank zu verbreiten, den ich nicht aushalten<br />

konnte.<br />

Das ist eine <strong>Welt</strong>, in die ich nie mehr reisen werde.<br />

Aus solchen <strong>Welt</strong>en kann ich Menschen nur abholen,<br />

die bereit sind, auch mal über den eigenen Tellerrand<br />

zu gucken und andere <strong>Welt</strong>en zu besuchen.<br />

Ich weigere mich jedoch, dort meine Zeit zu<br />

verbringen. Ich habe nämlich Angst, dass ich, wenn<br />

ich zu lange neben Misthaufen stehe, auch zu stinken<br />

anfange.<br />

Wäre ich auch nur ein wenig garstig, hätte ich Adolf<br />

ins Gesicht gespuckt. Vielleicht mache ich das aber<br />

noch. In meiner <strong>Welt</strong> kann man nämlich, mit ein wenig<br />

sauberer Spucke, manche Dinge auch vom Dreck<br />

befreien.<br />

Ich danke A. dennoch für den mir gewährten tiefen<br />

Einblick in seine <strong>Welt</strong>. Nur wer das Böse kennt, weiß<br />

das Gute zu schätzen.<br />

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Der Angriff des Trampeltiers<br />

<strong>Meine</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> wurde gerade erschüttert.<br />

Ich bin freundlich zuvorkommend und hilfsbereit. Und<br />

keinesfalls garstig und ich tue niemandem etwas<br />

zuleide. Aber meine <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> wurde dennoch<br />

gerade gestürmt.<br />

Ja, wirklich, gestürmt von einem blöden Trampeltier –<br />

blöd? Nein, unfreundlich, egoistisch und äußerst<br />

ekelhaft. Das Gegenteil von mir. Und obendrein auch<br />

etwas charakterlos und egozentrisch.<br />

Der Überfall kam überraschend. Nichts Böses ahnend,<br />

trafen wir uns vor meiner Haustüre, aber schon in der<br />

ersten Minute konnte ich die schlechte Laune dieses<br />

Trampeltiers wahrnehmen.<br />

Und plötzlich nahm es Anrand und stürme an mir<br />

vorbei hinein in meinen Vorgarten. Dort begann es<br />

zunächst einmal aufs Wüsteste umzugraben. Ich<br />

stand völlig erstarrt daneben und wusste nicht was<br />

gerade geschieht. So einen Angriff auf meine <strong>kleine</strong><br />

<strong>Welt</strong> habe ich noch nie erlebt. Dann trampelte es<br />

weiter, durch mein Gemüsebett und den Rosengarten<br />

– scheiß Trampeltier. Weder ging ich in<br />

Deckung, noch wehrte ich mich, ich sah einfach zu,<br />

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wie es Teile meiner <strong>kleine</strong>n hübschen <strong>Welt</strong> zerstörte.<br />

Irgendwann hatte ich genug davon zuzusehen, und<br />

ging einfach weg.<br />

Ich habe jetzt braune Erdhügel in meinem vormals<br />

hübschen Vorgarten. Die stören mich.<br />

Ich habe noch nicht einmal versucht mich gegen<br />

dieses Trampeltier zu wehren. Warum nicht? Ich fasse<br />

es nicht.<br />

Ich interessiere mich doch für andere <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong>en.<br />

Wie kann es so einem Trampeltier gelingen meine<br />

<strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> Kopf stehen zu lassen.<br />

Habe ich mich vorab zu wenig für seine <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong><br />

interessiert? Habe ich Signale aus seiner <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong><br />

nicht wahrgenommen, die den Angriff andeuten<br />

hätten können? Hat dieses Trampeltier Probleme die<br />

es sonst nicht ausdrücken kann?<br />

Im Moment ist es mir ehrlich gesagt scheiß egal. Im<br />

Moment hätte ich gerne, dass ein Trampeltierfan<br />

kommt und es mit zu sich nach Hause nimmt. Als<br />

Bettvorleger.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> wurde schwer erschüttert durch<br />

diesen Angriff. Sehr schwer.<br />

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Fertig mit Toleranz<br />

Willkommen Refuges – in unserer <strong>Welt</strong>. Ihr seid in<br />

Sicherheit!<br />

Wir Österreicher wären das jetzt auch gerne!<br />

Manche von euch haben keine Ahnung wo sie<br />

eigentlich gelandet sind, nach tausenden Kilometern<br />

Flucht, aber das macht ja nichts.<br />

Liebe Flüchtlinge! Wir Österreicher sind tolerant,<br />

wenn ihr euch freut endlich in Deutschland zu sein.<br />

Nehmen das so hin. Es verlangt ja keiner von euch,<br />

dass ihr Österreich kennt.<br />

Aber ganz wohl ist uns nicht dabei. Wer außer euch<br />

Refuges will schon in Deutschland leben? Die<br />

Deutschen nicht, sonst wären sie nicht die stärkste<br />

Einwanderernation in Österreich.<br />

Aber gut, wir sind ja nicht bösartig, lassen wir das<br />

beiseite. Bei den unwissenden Flüchtlingen handelt es<br />

sich ja außerdem nur um eine <strong>kleine</strong> Gruppe, echt<br />

nicht erwähnenswert - Deutschland oder Österreich -<br />

egal, wir sind ja tolerant, wie auch immer ihr unsere<br />

Heimat bezeichnet.<br />

Hunderte von uns, also hunderte Österreicher nutzen<br />

gerade ihre Freizeit, um euch an den Grenzen zu<br />

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empfangen, für euch Tee zu kochen und euch mit<br />

ethisch korrekter Nahrung zu versorgen. Es macht<br />

uns dabei gar nichts aus, dass ihr wenn ihr mit dem<br />

Essen, vielleicht aber auch mit der Gesamtsituation,<br />

nicht zufrieden seid, die Lebensmittel auf den Boden<br />

werft, um euren Unmut kund zu tun. Wir sind<br />

tolerant, macht weiter so, uns Helfer stört das kein<br />

<strong>kleine</strong>s bisschen.<br />

Wir finden es auch toll, dass ihr eine Dreckspur<br />

hinterlasst, auf eurem Marsch in eine sichere<br />

friedliche Zukunft. Wir sehen gerne darüber hinweg,<br />

dass ihr unsere <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> zumüllt. Wir können die<br />

von euch gelegt Spur ja wahrhaftig nutzen um<br />

herauszufinden, wo ihr herkommt. Wir freuen uns<br />

richtig, wenn wir eure Wanderroute bis in euer<br />

Herkunftsland verfolgen können. Dann wissen wir, wo<br />

das Land liegt, das eure Heimat ist.<br />

Ach so, eigentlich braucht ihr uns ja gar keine Spur zu<br />

legen, damit wir Syrien, Irak oder den Kongo finden.<br />

Wir haben ja Geografie in der Schule gelernt. Es<br />

würde reichen, den Namen eures Landes zu nennen,<br />

und wir wüssten, wo das liegt. Aber wenn ihr so gerne<br />

Spuren quer durch die <strong>Welt</strong> zieht, mit Papierln und<br />

eeren Plastikflaschen, dann respektieren wir das<br />

natürlich. Wir sind ja tolerant.<br />

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Hoffentlich nutzt ihr die Spuren auch, wie einst Hänsel<br />

und Gretel mit ihren Brotkrummen, um wieder nach<br />

Hause zu finden, wenn es an der Zeit ist. Nein, könnt<br />

ihr ja nicht nutzen, österreichische freiwillige Helfer,<br />

haben euren Mist bereits wieder weggeräumt. Na<br />

sowas blödes. Aber macht ja nichts. Wir haben ja<br />

Flugzeuge in unserer <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>, die ihr für eine<br />

eventuelle Heimreise benutzen könnt. Um euch<br />

Heimfliegen zu lassen, macht es uns gar nichts aus,<br />

wenn etwas von dem von uns Österreichern<br />

einbezahltem Steuergeld verwendet wird. Wir sind ja<br />

tolerant.<br />

Wir lassen euch gerne ausfliegen, wenn die Kämpfe in<br />

eurer Heimat zu Ende sind, ihr braucht keinesfalls mit<br />

dem Bus fahren. Aber halt, welch verstiegene<br />

Gedanken, ihr wollt ja gar nicht heim, was sind das<br />

nur für sinnlose Überlegungen. Ihr wollt ja hierbleiben<br />

- haben wir mitbekommen. Lieber noch in<br />

Deutschland. Wir haben es verstanden. Aber vielleicht<br />

tut es Österreich für manche von euch auch. Wenn<br />

wir ganz lieb und nett sind, dann können wir vielleicht<br />

doch einige in unserem schönen Land halten.<br />

Hier geht es euch nämlich gut, richtig gut.<br />

Ach so ihr seht das an manchen Tagen ja nicht so. Da<br />

seid ihr mit den Unterkünften unzufrieden, wir haben<br />

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es mehrmals von euch gehört. Bitte seid auch ihr<br />

tolerant, wir bemühen uns ja schon verstärkt,<br />

Wohnungen für euch aufzutreiben. Gestern hat<br />

wieder eine Freiwillige Helferin eine Wohnung für eine<br />

4-köpfige Flüchtlingsfamilie gesucht. Ca. 90 m2 mit 4-<br />

Zimmern: eines für die Eltern, und eines für jedes<br />

Kind, und ein Wohnzimmer für gemeinsame<br />

Unterhaltungen.<br />

Unterhalten habe ich mich auch gefühlt, gut<br />

unterhalten als ich das gelesen habe.<br />

Belustigt - vor allem als es um die Mietkosten ging. 50<br />

Prozent könnt ihr mit dem Mietzuschuss bezahlen,<br />

dem Zuschuss, den ihr von uns bekommt. Ja richtig<br />

gehört, von uns Bürgern! Österreich ist nämlich<br />

unsere Heimat, wir zahlen Steuern und wir geben<br />

euch von unserem Geld etwas ab, damit ihr die Miete<br />

bezahlen könnt. Die Miete für eine Wohnung, die sich<br />

viele 4-köpfige Familien hier nicht leisten können.<br />

Aber wir hier in unserer <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong> sind ja tolerant,<br />

bitte nehmt es, und lasst es auch gut gehen. Wer<br />

traumatisiert ist, muss ja bevorzugt werden. Also 50<br />

Prozent der Kosten tragt ihr selber, weil wir euch das<br />

Geld dafür geben, und für die anderen 50 Prozent<br />

werden derzeit noch freiwillige Spender gesucht.<br />

Wir sind euch „Schöner Wohnen“ in Österreich nicht<br />

wirklich neidig, wir sind auch nicht gerade vor<br />

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Kriegsgräuel geflüchtet, aber ein bissl zum Denken<br />

gibt es uns schon, wieso eure zwei Kinder nicht in<br />

einem Zimmer Platz haben, und wieso Eltern nicht in<br />

einem Wohn- Schlafzimmer wohnen können. Aber wir<br />

sind ja tolerant.<br />

Bitte zieht ein in die 4-Zimmer Wohnung, diejenigen<br />

Österreicher die sie gerne hätten, weil sie nur eine<br />

<strong>kleine</strong> Wohnung haben, können sie sich sowieso nicht<br />

leisten. Aber auch darüber sehen wir tolerant hinweg,<br />

trinken nach der Arbeit ein Bier und freuen uns für<br />

euch, dass ihr ein schönes neues zu Hause gefunden<br />

habt. Natürlich können sich nicht alle glücklich<br />

schätzen, schnell ein Bleibe bereitgestellt zu<br />

bekommen.<br />

Einige der armen Flüchtlinge müssen wirklich lange<br />

warten, bis ihre Papiere bearbeitet werden - und das<br />

noch dazu in Turnhallen oder Erstaufnahmezentren -<br />

mit schlechter Versorgung. Ich bin auch nicht<br />

zufrieden was über die Leitung der Zentren berichtet<br />

wird. Das dürfte in Österreich wirklich nicht passieren,<br />

was da an die Öffentlichkeit dringt. Aber wir<br />

Österreicher sind doch eh sofort losgerast, haben<br />

Hygieneartikel gekauft, Lebensmittel, Kleidung und<br />

was weiß ich noch alles besorgt. Ein wenig<br />

unkoordiniert freilich. Ich habe gehört, dass euch in<br />

ein Zentrum Ski gebracht wurden.<br />

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Nicht gerade das Nützlichste im Augenblick. Nur ich<br />

finde das zeugt einfach von dem großen Herz, das wir<br />

Österreicher haben, mehr Herz als Verstand<br />

manchmal. Es wollte euch nämlich jemand damit eine<br />

Freude machen, denn wir haben hier Berge – mit<br />

Schnee auf den Bergen, und da kann man Ski fahren.<br />

Also dachte sich dieser Mitbürger ich bringe ihnen<br />

gleich mal Ski, denn dorthin zurück wo sie herkamen<br />

wollen sie ja sowieso nicht mehr, und hier braucht<br />

man eben einfach Ski. Naiv aber menschlich. Herzlich<br />

und auch ein bisschen repräsentativ für uns<br />

Österreicher. Ein wenig Toleranz von euch hätten wir<br />

uns dafür schon verdient.<br />

Uns hat es auch nicht besonders viel ausgemacht, als<br />

nicht nur gesammelte Kleidungsstücke, sondern auch<br />

neue, und frische Mineralwasserflaschen und<br />

vakuumverpackte Lebensmittel, sowie Babynahrung<br />

rund um die Lager liegengeblieben sind, und dann<br />

von einem Freiwilligen, der seine Freizeit wieder<br />

einmal sinnvoll nutzen wollte, entsorgt werden<br />

mussten. Wir sind ja tolerant.<br />

Aber ehrlich, ihr hättet das doch nicht wirklich gleich<br />

alles auf den Boden und in den Straßengraben<br />

schmeißen müssen. Wir hätten uns im Fall der<br />

Lebensmittel doch auch einmal etwas Toleranz<br />

verdient. Wir Österreicher werfen Lebensmittel<br />

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nämlich nicht so einfach weg. Wir werfen auch keine<br />

Kleidung oder Spielsachen einfach so in die<br />

Straßengräben. Wir müssen nämlich dafür arbeiten,<br />

damit wir diese Dinge kaufen können.<br />

Aber genug davon. Lernerfahrung gemacht. Unsere<br />

neuen Mitbürger, oder die die es noch werden wollen,<br />

kennen sowas wie Respekt vor unserer Nahrung<br />

nicht.<br />

Österreicher!, bleibt tolerant - jeder hat ein Recht auf<br />

seine <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong>.<br />

Wir müssen lernen zu verstehen: unsere neuen<br />

Freunde, sind religiös, sie gehören einer anderen<br />

Religion an, das wissen wir ja, also richtig respektlos<br />

von uns, dass wir ihnen da keine Halal Nahrung<br />

geliefert haben. Wirklich wahr, das sollte doch jetzt<br />

schon jeder Österreicher verstanden haben. Gibt es<br />

doch seit einiger Zeit in den Kindergärten und Schulen<br />

kein Schweinefleisch mehr zu essen. Auch für unsere<br />

österreichischen Kinder nicht. Macht ja nichts,<br />

nachdem sich einige damals aufgeregt haben, ist die<br />

Diskussion darüber schnell wieder eingeschlafen,<br />

lange kümmert das den Österreicher nicht, und<br />

wenn´s a Schweinsschnitzerl wollen unsere Kinder,<br />

dann soll das Schnitzerl bitte die Oma am Sonntag<br />

kochen. Wir sind ja tolerant.<br />

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Hindus sind auch tolerant. Für gläubige Hindus ist es<br />

eine tiefe religiöse Beleidigung, wenn wir Europäer<br />

Rindfleisch essen. Schließlich sind Rinder aus der Sicht<br />

von Hindus heilige Tiere. Haben wir jemals auch nur<br />

erwogen, den Konsum von Rindfleisch einzustellen –<br />

nur um bloß keine Hindus in ihren religiösen<br />

Gefühlen zu verletzen? Der Hinduismus ist im<br />

Gegensatz zum Islam eine friedfertige Religion. Wir<br />

haben keine Mordaufrufe und Hasswellen zu<br />

fürchten, wenn wir Rindfleisch essen. Und deshalb<br />

stört es uns nicht, dass wir Hindus Tag für Tag tief<br />

beleidigen. Ganz anders ist es bei Muslimen. Da<br />

verbeugen wir uns so tief es geht und zittern aus<br />

Angst vor ihrem Hass und nennen es Toleranz.<br />

Deswegen haben wir ja auch die Essenszeiten in den<br />

Flüchtlingszentren während des Ramadan im Sommer<br />

nach hinten, bis nach Sonnenuntergang, verschoben.<br />

Die Köche und Mitarbeiter in der Essensausgabe sind<br />

wirklich gerne 3 Stunden länger geblieben. Was<br />

hätten sie denn eh gemacht zuhause in der zwei<br />

Zimmer Wohnung, im Wohn- Schlafzimmer mit der<br />

Frau, gemeinsam fernsehen? Sich in Toleranz zu üben<br />

ist ja wirklich wesentlich spannender. Und auch die<br />

Bereicherung, die dann Aussagen in den nächtlichen<br />

Arbeitsalltag bringen, wie: „Hier ist alles scheiße,<br />

sogar das Essen ist scheiße, da will ich lieber zurück in<br />

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mein Land.“ ist ganz entscheiden dafür, dass man<br />

gerne freiwilliger Helfer ist. Da weiß man wieder<br />

wofür man seine Zeit opfert.<br />

Ich, in meiner <strong>kleine</strong>n bunten <strong>Welt</strong> lebend, verstehe<br />

es, dass wenn die neuen Mitbürger, solche Sätze von<br />

sich geben, schließlich auch der toleranteste von uns<br />

Österreichern in Versuchung geführt wird, so einem<br />

Arschloch einmal die Bratpfanne über den Kopf zu<br />

hauen und ihm das freche Mundwerk zu stopfen.<br />

Aber bitte , nicht nur Asylwerber, sondern auch wir<br />

sind religiöse Menschen, und wie heißt es so schön:<br />

Lasse dich nicht in Versuchung führen. Täten wir es,<br />

dann hätten wir vor unserem lieben Gott den Arsch<br />

offen! Bei unserer Religion reicht es leider nicht aus,<br />

sich kurz zu entschuldigen und alles ist wieder gut.<br />

Nein, wir müssten wieder hinein in den Beichtstuhl<br />

und dem Priester unsere verwerflichen Gedanken<br />

offenbaren, und mit der Strafe, dem knienden Beten<br />

von zwei „Vater unser“ und einem „Maria seist du<br />

Gelobt“ fertig werden.<br />

Und nachdem wir schon beim Thema Religion<br />

gelandet sind, möchte ich dazu auch gleich anmerken,<br />

dass in unserem schönen Österreich die Religion ja<br />

glückseliger Weise nicht so eng mit dem alltäglichen<br />

Leben, und schon gar nicht mit der Staatsform<br />

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verknüpft ist. In unserem Land leben religiöse<br />

Mitbürger, neben einer großen Anzahl an nicht<br />

religiösen, und keinen schert es, an wen oder was der<br />

andere glaubt. Jeder lebt seine Glauben wie er<br />

möchte, streng, strenger oder gar nicht, aber dennoch<br />

heiraten wiederum fast alle kirchlich und<br />

Weihnachten feiern wir sowieso alle zusammen.<br />

Also was soll´s haben wir uns da vor einigen Jahren<br />

gedacht, als damals bereits von Muslimen<br />

Einwanderern verlangt wurde, die Kreuze in Schulen<br />

und öffentlichen Einrichtungen zu entfernen, von<br />

denen sie sich gestört fühlten. Nehmen wir sie halt<br />

herunter haben wir Ösis in einem gelebten Schwall an<br />

Nächstenliebe gedacht, dann brauchen wir nicht<br />

endlos diskutieren. Na jetzt wissen wir wofür es gut<br />

war. Ein Problem, ohne es zu ahnen, bereits im<br />

Vorfeld gelöst. Ehrlich mega-tolerant kann ich nur<br />

sagen!<br />

Liebe neue Mitbürger, wir empfangen eure Kinder<br />

bereits in religionsbefreiten Schulen, da haben wir<br />

euch aber jetzt echt den Wind aus den Segeln<br />

genommen, nicht wahr! Wir sind ein cooles Völkchen<br />

da in unserer <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>. Darüber dass der<br />

Ausländeranteil bereits fast 50 % beträgt, reden wir<br />

jetzt nicht. Das macht uns nämlich ein wenig Angst.<br />

Liebe Flüchtlinge, es ist nämlich so, dass das mit den<br />

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Kreuzen nicht genug war, eure Religionsbrüder wollen<br />

uns jetzt nämlich auch noch Weihnachten nehmen. In<br />

den Schulen sollen keine Weihnachtsfeiern mehr<br />

stattfinden und Christbäume wollt ihr auch nicht, dass<br />

wir aufstellen. Ich befürchte es wird auch wahrhaftig<br />

eine Weisung geben, im Sinne eines friedlichen<br />

kulturellen Miteinanders, Weihnachten in der<br />

Öffentlichkeit abzusagen.<br />

Das wäre ein guter Grund zu widersprechen, nur<br />

wurde uns das Tolerant sein schon so ins Hirn<br />

implementiert, dass wir - dieses unglaublich nette<br />

österreichische Volk - hilflos schimpfend zusehen<br />

werden, wenn vom letzten Christbaum ein Foto fürs<br />

Geschichtsbuch gemacht wird. Spätestens zu Heilig<br />

Drei König haben wir das aber eh vergessen.<br />

Ach so, sollen wir die kirchlichen Feiertage auch<br />

abschaffen? Da bin ich mir jetzt unsicher. Ich glaube<br />

aber, auch den nicht katholischen Mitbürgern macht<br />

es nichts aus, dass es ein christlicher Feiertag ist, an<br />

dem sie nicht arbeiten gehen müssen. Ich glaube, da<br />

haben wir etwas gefunden, woran man sieht, dass<br />

auch Muslime Bürger Tolerant sein können. Die<br />

Feiertage, natürlich für alle arbeitsfrei, dürfen wir<br />

bestimmt behalten. Na ja um nicht noch weiter<br />

abzuschweifen, kehren wir zu den kürzlich einmarschierten<br />

Menschen zurück.<br />

| 22


Der erste Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung wurde<br />

also abgelehnt. Unsere Behörden haben<br />

herausgefunden, dass es sich um einen Asylwerber<br />

handelt, der kein Asyl benötigt. Wir wissen ja warum<br />

dieser Mensch dennoch in unsere Lande verweilt.<br />

Nein, es sind nicht die Berge voller Schnee und die Ski<br />

die ihm die Leute schenken, es ist weil er so viele liebe<br />

tolerante Freunde in diesem Land gefunden hat. Das<br />

muss es wohl sein, oder liegt es nur an dem Geld das<br />

er von uns zur Verfügung gestellt bekommt, und an<br />

dem Lebensstandard den er plötzlich führen kann.<br />

Nein, oder?<br />

Also ertappt, Antrag abgelehnt, nach sechs Monaten<br />

macht er sich auf, zurück in seine Heimat zu reisen,<br />

von der ein Prüfer festgestellt hat, dass sie derzeit<br />

nicht durch Bomben zerstört wird, und sein Leben<br />

dort nicht bedroht ist. Sie bietet nur nicht den<br />

Lebensstandard, den wir uns hier in den letzten 50<br />

Jahren erarbeitet haben.<br />

Also Ende im Gelände, fertig mit Gratisunterkunft,<br />

Verpflegung, nichts tun und dafür Taschengeld<br />

erhalten.<br />

Ein schlechtes Vorbild für unsere Kinder – die ja nun<br />

nicht mehr verstehen, warum sie für ihr Taschengeld<br />

den Geschirrspüler ausräumen, oder den Rasen<br />

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mähen müssen – packt zusammen und winkt uns<br />

beim Abschied augenzwinkernd zu, weil sein Plan sich<br />

als Kriegsflüchtling unterzujubeln nicht aufgegangen<br />

ist.<br />

Aber halt!, nicht so schnell! Alles zurück an den<br />

Anfang!<br />

Wir haben doch freiwillige Helfer, die bereits den<br />

Anwalt eingeschaltet haben. Ein Flüchtling hat ja die<br />

Möglichkeit einen gratis Anwalt zu bekommen, auch<br />

wenn er selber keinen Termin ausmachen kann, denn<br />

so schnell beherrscht man doch unsere schwierige<br />

Sprache nicht, der jetzt für den armen Mann<br />

Einspruch gegen den Bescheid erhebt.<br />

Jetzt bin ich neidig! Als ich das letzte Mal ein<br />

Informationsgespräch bei einem Anwalt hatte, musste<br />

ich für eine Stunde wertvoller Anwaltszeit 300,- Euro<br />

bezahlen. Also ich finde wirklich, dass das eine super<br />

Leistung von uns Österreichern ist, dem guten Mann<br />

einen Anwalt zu finanzieren, damit er bleiben kann.<br />

Das geht ehrlich über jede Form von Toleranz hinaus.<br />

Das ist gelebte Integration wie sie im Buche steht.<br />

Zeitverzögerung erreicht. Die Reisetasche kann<br />

wieder ausgepackt werden.<br />

Ich habe vor einigen Tagen mit einem Iraker<br />

geplaudert, seit 1 ¾ Jahren zieht er diese Nummer<br />

jetzt durch. Er erzählte er hätte oder hatte, ich glaube<br />

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er hat, eine Frau in seiner Heimat sitzen. Das trifft ihn<br />

jetzt nicht so besonders hart, dass sie ihm<br />

abhandengekommen ist. Er war sehr interessiert<br />

daran, ob ich denke, dass er hier eine Frau zum<br />

Heiraten finden wird.<br />

Und weil ich ihm nicht die Wahrheit sagen wollte,<br />

habe ich ihn angelogen. Das schlimme ist, ich lüge nie.<br />

Ich habe mein Leben so gut organisiert und im Griff,<br />

ich brauche nicht zu lügen, für nichts und niemanden.<br />

Ich lüge nicht.<br />

Scheiße, jetzt schon. Für einen fucking Wirtschaftsflüchtling<br />

aus einem Land, von dem ich weiß wo es<br />

liegt. Er nicht. In das er ohne Plastikflaschen- Papierl-<br />

Mistspur nicht einmal zurückfindet.<br />

Gut ich gestehe ihm zu, dass er weiß in welche<br />

Himmelsrichtung er gehen müsste. Die kennt er ja<br />

dank seiner Religion, denn in welche Richtung man<br />

sich auf den Gebetsteppich wirft, das hat er von Klein<br />

an gelernt.<br />

Aber ehrlich – ich brauch jetzt ein bissl Zuspruch –<br />

hätte ich ihm die ganze verdammte Wahrheit sagen<br />

sollen? So nach dem Motto: Hey, du bist ein fescher<br />

Bursche, aber jetzt denk einmal nach, oder vielleicht<br />

besser, jetzt hör einmal zu: „Du sitz seit 1 ¾ Jahren in<br />

meinem Land, durchkreuzt meine <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong>, lebst<br />

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auf meine Kosten, hast keinen Beruf gelernt,<br />

unterhältst dich mit mir in schlechtem Englisch, weilst<br />

bis heute nicht versucht hast, dein Deutsch zu<br />

verbessern, obwohl du seit 1 ¾ Jahren täglich Stunden<br />

über Stunden dafür Zeit gehabt hättest. Die du aber<br />

mit nichts tun verplempert hast. Du besitzt 5 Sachen<br />

zum Anziehen und wohnst mit 9 anderen meiner<br />

neuen Mitbrüder in einem Zimmer, wofür du die<br />

Miete geschenkt bekommst. Du bist ein echt netter<br />

Kerl, lustig, lebensfroh, gesellig, aber schrecklich<br />

dumm. wirklich schrecklich dumm. Sonst hättest du<br />

mir diese Frage nicht gestellt. Du erzählst mir dass du<br />

irgendwo deine Frau vergessen hast, aber jetzt gerne<br />

eine neue, eine Österreicherin hättest. Deppert?<br />

Du bist glücklich hier, weil du ab und zu für 3,- Euro<br />

Stundenlohn etwas anstreichen, oder hin- und her<br />

tragen darfst. Du bekommst 30,- Euro am Tag an den<br />

guten Tagen. Viel mehr hast du früher im Monat nicht<br />

bekommen. Wenn der Monat ernsthaft 30 für dich<br />

gute Tage hätte, dann stündest du am Ende mit 900<br />

Euro da! Kannst überhaupt so weit zählen? Wahnsinn<br />

ha! Das ist Schwarzgeld, wennst eine Aufenthaltsgenehmigung<br />

bekommst, dann musst raus aus dem<br />

gratis Quartier, dann musst Miete zahlen,<br />

Lebensmittel und Hygieneartikel kaufen. Und du<br />

kannst noch immer nicht deutsch. Also wirst auch<br />

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nirgends etwas Existenzsicherndes verdienen. Und da<br />

fragst mich ernsthaft, ob ich an eine Frau für dich<br />

glaube. Weißt du: nein! Und ich Antichrist bete dafür,<br />

dass sich kein junges Mädchen in dich verliebt. In dein<br />

strahlendes Lächeln. Wir erziehen hier unsere<br />

Mädchen zu klugen selbstbewussten Frauen. Keines<br />

der österreichischen Mädchen hat es verdient einen<br />

Mann zu bekommen, der sein Frau irgendwo<br />

vergessen hat. Und dessen Religion, scheiß drauf, eh<br />

mehrere erlaubt. Hier prallen <strong>Welt</strong>en aufeinander.“<br />

Ende mit Tolerant. Wir sind an dem Punkt angelangt,<br />

an dem ich euch Neuankömmlinge frage was wollt ihr<br />

hier? Außer eine Österreicherin heiraten. Uns eure<br />

Kultur noch mehr aufzwingen?<br />

Das ist es nämlich was hier in diesem Lang gerade vor<br />

sich geht. Wir werden gezwungen zu Toleranz die<br />

keine mehr ist, weil sie nur noch auf unserer Angst -<br />

die einen historischen Hintergrund hat - basiert, einen<br />

Fehler zu machen im Umgang mit Ausländern, der<br />

uns den Ruf von Rassisten einbringt.<br />

Denn mit diesen Vorwürfen seid ihr schnell. Wenn das<br />

Essen nicht passt, die Wohnung nicht schön ist, die<br />

Kleidung nicht gut genug, der Anwalt zu langsam<br />

arbeitet, und das Geld zu wenig ist, das wir euch<br />

geben.<br />

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Ihr zündet Zelte an, wenn wir euch registrieren<br />

wollen, bevor ihr die Grenze zu unserem Land<br />

überschreitet, und rennt Zäune nieder um in ein Land<br />

zu gelangen dessen Namen ihr nicht einmal kennt.<br />

Ihr rennt blind vor vorgegaukelter Illusion, dass es in<br />

„tschermani“ oder einem anderen der noch<br />

finanzkräftigen EU-Länder – für euch Geschenke<br />

regnet, und ihr dort für den Rest eures Lebens gut<br />

versorgt seid, hierher.<br />

Eine Völkerwanderung ins Paradies inszeniert von<br />

machtgeilen Eroberern – die lachend dabei zusehen<br />

wie Schafherden an Menschen – manipuliert durch<br />

moderne Techniken – durch die halbe <strong>Welt</strong> laufen, um<br />

das aufzugeben was wir uns von euch nicht<br />

wegnehmen lassen wollen. Die Heimat.<br />

In Zeiten wie diesen hat einfach jeder Österreicher die<br />

Verpflichtung aufzustehen und sich für sein Land<br />

einzusetzen, wenn er es nicht mit fliegenden Fahnen<br />

untergehen sehen will.<br />

Es ist an der Zeit euch zu lehren, dass ihr euch hier<br />

integrieren müsst. Scheiß drauf, auf gelebte Toleranz.<br />

In meine <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> lasse ich euch nicht.<br />

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Kennst du das Zauberwort um<br />

einen Freund zu finden?<br />

In deiner <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong> ist der Platz neben dir im Bett<br />

seit langem leer? Du hättest so gerne einen neuen<br />

Freund? Du machst alles um endlich einen zu finden?<br />

Das glaub ich dir! Ist echt hart, oder? Die Grundfeste<br />

deiner <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong> ist bereits erschüttert.<br />

Und ich kann dir eines versprechen, wenn du so<br />

weitermachst wie bisher, wirst du als Single sterben.<br />

Du hast das Prinzip der <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>en absolut noch<br />

nicht verstanden. Die Kurzfassung: Wir leben – alle<br />

zusammen auf der Erde – irgendwo in einem Land –<br />

eventuell in einer Familie.<br />

Und: jeder lebt außerdem in seiner <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>.<br />

(eigenes <strong>Welt</strong>bild -und so!)<br />

Um einen neuen Freund zu finden, müssen sich zwei<br />

<strong>Welt</strong>en an irgendeiner Stelle überschneiden.<br />

Irgendwo muss es ein Feld geben, auf dem<br />

gemeinsame Interessen wachsen können - und genau<br />

das gilt es herauszufinden. Um das herauszufinden<br />

musst du einen Menschen aber erst einmal kennenlernen.<br />

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Richtig kennen lernen! Und das geht nur, wenn du<br />

bereit bist zuzuhören. Genau das ist es, das<br />

Zauberwort: ZUHÖREN<br />

Bisher läuft es in deinem Leben doch so ab: Du gehst<br />

aus und lernst jemanden kennen, der dir sympathisch<br />

ist.<br />

Daraufhin empfindest du, dass dein Leben deine<br />

Geschichten, deine Geheimnisse bei genau diesem<br />

Menschen gut aufgehoben sind und beginnst ihn zu<br />

zuschwätzen.<br />

Am Ende des Abends fährst du heim, mit dem für dich<br />

untrüglichen Gefühl einen neuen Freund gefunden zu<br />

haben, da ihr ja so einen unterhaltsamen Abend<br />

hattet.<br />

Die nächsten Tage verbringst du enttäuscht, da weder<br />

die versprochene Nachricht, noch der Anruf<br />

gekommen sind. Kennst du, oder?<br />

Dein Fazit: Ich versteh das nicht. Wir haben uns doch<br />

so super unterhalten und richtig gut vertragen.<br />

Die Wahrheit: Du weißt bestenfalls den Namen und<br />

vielleicht auch noch den Beruf. Die <strong>kleine</strong> <strong>Welt</strong> des<br />

Anderen ist für dich noch immer ein blinder Fleck auf<br />

der Landkarte.<br />

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Weißt du was du getan hast? Du hast jemandem das<br />

Gefühl gegeben, komplett uninteressant zu sein. Du<br />

hast einen Menschen für deine Zwecke missbraucht,<br />

indem du ihn in die Rolle eines unbezahlten<br />

Therapeuten versetzt hast, und deine<br />

Lebensgeschichte einfach bei ihm abgeladen hast.<br />

Dir ging es natürlich prächtig danach, deinem<br />

Gegenüber bist du als anstrengende mühsame<br />

Person in Erinnerung geblieben.<br />

So geht es also nicht! Lerne die Gefühle deines<br />

Gegenübers wahrzunehmen - und vor allem zeige<br />

deine Gefühle.<br />

Versuche, dich wirklich für den anderen Menschen zu<br />

interessieren. Niemand will langfristig mit einem<br />

Menschen zu tun haben, der sich nur selber wichtig<br />

ist.<br />

In der Wirtschaft gilt: Wer fragt führt. Im richtigen<br />

Leben ist es nicht anders. Ohne wirkliches Interesse<br />

am Gegenüber zu zeigen, und das funktioniert nur<br />

durch fragen und zuhören, wird es dir nie gelingen<br />

stabile Freundschaften zu entwickeln.<br />

Also halt endlich die Klappe hör auf belangloses Zeug<br />

über dich zu schwätzen, übe ich dich im Zuhören und<br />

lerne den Anderen zu verstehen.<br />

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Eines Tages wirst du dann plötzlich das Feld in der<br />

<strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong> des Anderen wahrnehmen, auf dem sich<br />

Gemeinsamkeiten, Verständnis zueinander, Gefühle<br />

und Liebe entwickeln können.<br />

Und oh Wunder, auch dein Gegenüber wird<br />

bemerken, dass sich plötzlich Möglichkeiten für eine<br />

gemeinsame Zukunft auftun.<br />

Ein Stück deiner <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong> überschneidet sich ein<br />

Stückchen mit einer anderen <strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong>.<br />

Besucht einander. Trampelt einen Pfad. Baut eine<br />

Straße. Legt einen Garten an. Pflanzt Bäume. Baut ein<br />

Haus! Aber bei aller Gemeinsamkeit hört niemals auf<br />

dem Anderen zuzuhören, wenn er etwas aus seiner<br />

<strong>kleine</strong>n <strong>Welt</strong> erzählen will.<br />

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