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Texte AR Dezember 2017

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SANDRA HÜLLER<br />

Sandra Hüller gilt als Ausnahmetalent<br />

des deutschen Films. Vielfach begeisterte<br />

sie ihr Publikum in anspruchsvollen<br />

Rollen – zum Beispiel in der<br />

Tragikomödie „Toni Erdmann“,<br />

die heuer für den Oscar nominiert<br />

war. Seit mehreren Wochen ist<br />

sie in der seichten Kinokomödie<br />

„Fack ju Göhte 3“ zu sehen.<br />

Im kommenden Sommer tritt sie in<br />

Salzburg bei den Festspielen auf.<br />

Text: Judith Schich<br />

FOTOS © PICTUREDESK, MICHAEL MAIRHOFER<br />

Sandra Hüller<br />

Eine Frau für alle Filme<br />

FOTOS © CHRISTIAN HÜLLER


egonnen hat die Karriere von Sandra<br />

Hüller schon mit knapp 23 Jahren,<br />

als sie noch kaum mit der Schauspielschule<br />

fertig war: Für die Rolle der Dora<br />

im Theaterstück Die sexuellen Neurosen unserer<br />

Eltern wurde sie als beste Nachwuchsschauspielerin<br />

ausgezeichnet. Drei Jahre später erhielt<br />

sie für die beeindruckende Darstellung<br />

einer an Epilepsie erkrankten Frau im Exorzistendrama<br />

Requiem den Deutschen Filmpreis<br />

und den Silbernen Bären.<br />

Filmpreise und Theaterauszeichnung<br />

Danach brillierte sie im subtilen Psychodrama<br />

Über uns das All, in Brownian Movement,<br />

einem Film über das existenzielle Bedürfnis<br />

von Nähe zwischen Männern und Frauen<br />

und in Finsterworld als eine vom Ehrgeiz zerfressene<br />

Pseudokünstlerin. Sie räumte dabei<br />

nicht nur einen Filmpreis nach dem anderen<br />

ab, sondern etablierte sich nebenbei auch am<br />

Theater, an dem sie zur Schauspielerin des<br />

Jahres 2013 gewählt wurde. Sandra Hüller, die<br />

einfach alles für ihre durch innere Konflikte<br />

und Schicksalsschläge gekennzeichneten Rollen<br />

gibt, gilt mittlerweile als beste deutsche<br />

Schauspielerin ihrer Generation.<br />

Immer starke Frauen<br />

Ihre Rollen sind fast immer schwierig und<br />

haben eines gemeinsam: Die Frauen, die sie<br />

verkörpert, werden niemals schwach. Es sind<br />

kämpferische Frauen, die verhandeln, sich<br />

befreien oder sich die Seele aus dem Hals<br />

singen. „Es gibt ein Frauenbild in vielen<br />

Drehbüchern, gegen das ich allergisch bin,<br />

Plattitüden, die ich einfach nicht bedienen<br />

kann. Ich schaffe es nicht, diese angeblich<br />

völlig normalen Figuren zu spielen“, erzählte<br />

sie in einem Interview.<br />

Oscar knapp verfehlt<br />

Jede Menge Aufmerksamkeit zog Sandra<br />

Hüller im Vorjahr in Maren Ades Tragikomödie<br />

Toni Erdmann auf sich, in der sie mit Peter<br />

Simonischek spielte. Während der Filmfestspiele<br />

von Cannes avancierte der Film bereits<br />

zum Publikums- und Kritikerliebling, die<br />

Jury verwehrte ihm aber eine Auszeichnung.<br />

Kurz danach erhielt Hüller gemeinsam mit<br />

Simonischek den Europäischen Filmpreis als<br />

beste Darsteller. Heuer wurde der Film Toni<br />

Erdmann für den Oscar nominiert, ging aber<br />

ebenfalls leer aus.<br />

Seichtes Fach und Salzburger Festspiele<br />

In ihrem aktuellen Film verstärkt die 39-Jährige<br />

das Lehrerteam an der Goethe-Gesamtschule.<br />

In Fack ju Göhte 3 spielt sie an der<br />

Seite von Elyas M’Barek eine schlagfertige<br />

Pädagogin, womit sie in eine völlig neue Rolle<br />

schlüpfte. Mit dieser Wende überraschte sie<br />

Publikum und Kritiker, die bislang Sandra<br />

Hüller mit einem Riesenanspruch auf Qualität<br />

erlebt hatten.<br />

Ihre große Liebe sei das Theater, die Arbeit vor<br />

der Kamera ein Flirt, sagte Sandra Hüller einmal.<br />

Dieser Liebe gibt sie sich im kommenden<br />

Sommer bei den Salzburger Festspielen hin, wo<br />

sie in Heinrich von Kleists Trauerspiel Penthesilea<br />

die Hauptrolle spielen wird. Und vielleicht<br />

war ihr ja auch nur, als sie die Rolle in Fack ju<br />

Göhte 3 annahm, nach einem Flirt mit dem<br />

hübschen Co-Star Elyas M’Barek zumute.<br />

Sandra Hüller spielt an der<br />

Seite von Peter Simonischek in<br />

der Oscar-nominierten Tragikomödie<br />

Toni Erdmann.<br />

#29|<strong>2017</strong> alles roger? 04-05


MONTI BETON<br />

„Das ist die<br />

unterschätzteste<br />

Band der Welt“<br />

Was macht Monti Beton aus, was ist<br />

das Besondere an Ihrer Band?<br />

Toni Matosic: Ganz klar die Spielfreude,<br />

bei uns ist alles echt. Wenn<br />

man sich früher den Musikantenstadl<br />

angeschaut hat, haben immer alle so<br />

gezwungen gegrinst, aber das hat man<br />

den Musikern nicht immer so geglaubt.<br />

Bei uns ist alles echt, wenn wir<br />

auf die Bühne kommen, dann geht<br />

die Post ab, da rennt der Schmäh.<br />

Hans Krankl: Monti Beton kann<br />

nur i beschreiben. Das ist die unterschätzteste<br />

Band weltweit, obwohl<br />

sie gar nicht mehr unterschätzt<br />

wird. Musikalisch ein Traum, professionell<br />

und Monti Beton hat eine<br />

unglaubliche Bandbreite. Wenn die<br />

die Doors oder Johnny Cash singen<br />

oder a nur so an Schas wie Glass of<br />

Champagne: Jeder Song wird unglaublich<br />

intensiv und sensationell<br />

performt. Auch wie die Burschen<br />

ihre Instrumente spielen, ist ein<br />

Wahnsinn.<br />

»Musikalisch ein Traum,<br />

professionell und Monti Beton<br />

hat eine unglaubliche Bandbreite.<br />

Wenn die die Doors<br />

oder Johnny Cash singen oder<br />

a nur so an Schas wie „Glass<br />

of Champagne“: Jeder Song<br />

wird unglaublich intensiv und<br />

sensationell performt.«<br />

Bereits seit 1982 sorgt Monti Beton – der Name ist eine Anlehnung an Monty Python –<br />

für Furore. Die Coverband interpretiert unverwechselbar Legenden wie Elvis Presley oder Bob<br />

Dylan und tritt immer wieder mit den verschiedensten Künstlern gemeinsam auf. Anlässlich des<br />

Jubiläums „35 Jahre Monti Beton“ bat alles roger? den Mitgründer Toni Matosic und<br />

die Legende Hans Krankl zum amüsanten Doppelinterview.<br />

Interview: Roland Hofbauer<br />

Was spielen Sie denn für ein Instrument,<br />

Herr Krankl?<br />

Krankl: I spü gor nix, i sing nur. Ich<br />

hab zwar einmal ein Instrument gelernt,<br />

die Harmonika, und hab die<br />

auch vier Jahre gerne gespielt. Oba<br />

dann wollt i nur mehr Fußball spielen.<br />

I kann heut no a paar Lieder,<br />

aber es ist ewig schod drum. Heute<br />

spiele ich ab und zu auf den Percussions,<br />

das ist a Erlebnis.<br />

Wie haben Sie denn zueinandergefunden?<br />

Wer hat denn wen kontaktiert<br />

und eine Kooperation angeboten?<br />

Krankl: Na de haben mi gefragt, die<br />

haben g’wusst, wer der beste oide<br />

Rhythm-and-Blues-Sänger ist, die<br />

FOTOS © MICHAEL MAIRHOFER, K<strong>AR</strong>L NIKOWITZ<br />

haben g’wusst, wer der Batman ist.<br />

Matosic: Wir haben einen gemeinsamen<br />

Freund bei Radio Wien und<br />

er hat uns zusammengebracht. Wir<br />

haben ihm von unserem neuen<br />

Programm erzählt, bei dem wir die<br />

Kultband The Kinks spielen, und er<br />

hat gemeint, dass der Hans der größte<br />

Fan von denen ist. Dann hab ich<br />

den Hans kontaktiert und ich hab<br />

ihn ein bisserl überreden müssen.<br />

Krankl: Zuerst habe ich ein paar<br />

Gastauftritte gehabt und dann haben<br />

wir ein paar eigene Programme<br />

gemacht, ein Austropop-Programm<br />

und ein Weihnachtsprogramm. Da<br />

gibt’s vier G’schichten, die Monti<br />

Beton nur mit mir spielt.<br />

Wenn Sie Monti Beton in eine Fußballliga<br />

einordnen müssten, welche<br />

wäre das?<br />

Krankl: Ganz kloar Champions<br />

League. Wir liegen ganz klar zwischen<br />

Barça und Real Madrid, alle<br />

anderen fallen ab. PSG gibt’s schon<br />

gar nicht mehr und Bayern München<br />

ah net.<br />

Matosic: Die Frage ist ja immer Finale<br />

oder Halbfinale oder was?<br />

Krankl: Gonz kloar Finale.<br />

Gibt es eine Musikrichtung, die Sie<br />

nicht spielen oder singen wollen?<br />

Krankl: Volksmusik würde ich<br />

jetzt nicht singen, obwohl ich diese<br />

Richtung sehr schätze. Ich habe<br />

auch mit der Sängerin von den<br />

Seern gesungen. Voksmusik is jetzt<br />

net unbedingt meins zum Singen,<br />

oba deswegen gfoit ma des a.


Matosic: Es gibt auch Künstler, die<br />

wir aus Ehrfurcht nicht singen, das<br />

geht sich einfach nicht aus. Wir versuchen<br />

Dinge zu finden, die wir authentisch<br />

und glaubwürdig bringen<br />

können. Es gibt auch Lieder, wo<br />

die Kompetenz nicht reicht, wie bei<br />

Bohemian Rhapsody von Queen.<br />

Krankl: I tät zum Beispiel nie My<br />

Way vom Sinatra singen, des is wos<br />

Heiliges, des konn i net so guat. Ich<br />

hob soviel Respekt und Ehrfurcht<br />

vor Frank Sinatra, des geht afoch<br />

net.<br />

Was sagen Sie dazu, wenn Volksmusik<br />

oder andere Musikrichtungen<br />

beim Amadeus-Musikpreis lächerlich<br />

gemacht werden?<br />

Krankl: Des ist eine Gemeinheit.<br />

Jede Musik hat ihre Berechtigung<br />

und das müssen auch Trotteln anerkennen,<br />

die nur eine Sache machen<br />

und sagen, olles aundere is oarsch.<br />

Des tuat ma net. I war sogar einmal<br />

bei Howard Carpendale, da hab i<br />

mi geniert, weil mich alle so deppat<br />

angeschaut haben. Ich finde Schlager<br />

großartig. Jeder große Musiker<br />

hat vor anderen Stilrichtungen Respekt.<br />

Mir hat früher überhaupt net<br />

gefallen diese elektronische Musik,<br />

so wie Kruder & Dorfmeister, der<br />

Schas mit dem Computer. Früher<br />

hab ich gesagt, des is jo ka Musik,<br />

des kummt aus an Kastl, dann hob i<br />

ma a bissl was angehört und es gibt<br />

Sachen, wo ich mittlerweile sog:<br />

Des is super.<br />

Matosic: Musik ist Geschmackssache,<br />

warum soll ich jetzt über etwas,<br />

was mir nicht gefällt, sagen: Des ist<br />

a Schas?<br />

Herr Krankl, Hand aufs Herz. Hätten<br />

Sie mit Monti Beton gespielt,<br />

wenn die Burschen alle Austrianer<br />

gewesen wären?<br />

Krankl: Unmöglich, na sicher net.<br />

Das sind alles Rapidler.<br />

Matosic: Na eigentlich sind wir ja<br />

Barça-Anhänger.<br />

Krankl: Ja stimmt, des hat er von<br />

mir. Wir sind eigentlich eine Barça-<br />

Band, und Rapid nehm ma a so mit.<br />

Reden Sie auch oft über Fußball bei<br />

den Proben?<br />

Matosic: Na eigentlich weniger, der<br />

Fokus liegt bei uns bei der Musik.<br />

Krankl: Na der lügt. Folgendes<br />

spüt si in der Garderobe ab: Diese<br />

Eierschädln wollen von mir nur<br />

G’schichten übers Kicken hören.<br />

Die G’schichten hab i scho tausend<br />

Mal erzählt und des fressen die, des<br />

»Jede Musik hat ihre<br />

Berechtigung und das<br />

müssen auch Trotteln<br />

anerkennen, die nur eine<br />

Sache machen und sagen,<br />

olles aundere is oarsch.<br />

Des tuat ma net.«<br />

Hans Krankl<br />

»Wir sind unpolitisch,<br />

jeder ist auf unseren<br />

Konzerten willkommen,<br />

wir würden aber<br />

nie auf einer Wahlkampfveranstaltung<br />

von irgendeiner Partei<br />

spielen.«<br />

Toni Matosic<br />

kann man sich gar nicht vurstellen.<br />

Matosic: Die andere Seite ist die: Ich<br />

merk ja, dass er gerne erzählt und er<br />

Hans Krankl im<br />

Gespräch mit<br />

alles roger?-<br />

Chefredakteur<br />

Roland Hofbauer.<br />

es mag, wenn man ihm zuhört und<br />

wenn er einen Spaß macht, lach ich<br />

auch immer wieder zwischendurch,<br />

da freut sich der Hans.<br />

Krankl: Du pass auf, i erzähl nie<br />

wieder wos.<br />

Wie politisch ist Monti Beton?<br />

Matosic: Wir sind unpolitisch, jeder<br />

ist auf unseren Konzerten willkommen,<br />

wir würden aber nie auf<br />

einer Wahlkampfveranstaltung von<br />

irgendeiner Partei spielen. Es gibt<br />

Bands, die schreiben politische <strong>Texte</strong>,<br />

das machen wir nicht.<br />

Krankl: Ich bin unpolitisch und nebenbei<br />

Katalane, mehr wü und konn<br />

i dazu net sogn.<br />

Letzte Frage, Herr Krankl: Würden<br />

Sie wieder einen Trainerjob annehmen?<br />

Krankl: Ja, aber nur bei Barça, Milan<br />

oder Manchester United. Do<br />

konnst schreiben, wenn die anrufen<br />

würd i oheben, des is ka Theater.<br />

Obwohl bei Milan is grad net so<br />

leiwand, do is grod oarsch.<br />

#29|<strong>2017</strong> alles roger? 14-15


ROLAND KAISER<br />

Interview: Roland Hofbauer<br />

Audienz beim Kaiser<br />

Roland Kaiser hat über 90 Millionen Tonträger<br />

verkauft und zählt seit über 40 Jahren zur Spitze des<br />

deutschen Showgeschäfts. Auch in Österreich genießt<br />

der gebürtige Berliner Kultstatus. Er musste sich 2010<br />

einer Lungentransplantation unterziehen. Dennoch<br />

steht er nach wie vor auf der Bühne und begeistert mit<br />

Hits wie Lieb’ mich ein letztes Mal, Joana oder<br />

zuletzt im Duett mit Maite Kelly. Aktuell wurde der<br />

Künstler in Wien mit einem Stern beim Walk of Stars<br />

geehrt und wir durften ihn begleiten.<br />

»Ich denke, dass mir die Leute<br />

meine Authentizität abkaufen.<br />

Sie merken, wie viel Freude mir<br />

meine Arbeit macht und dass ich<br />

mich nicht verstelle. Glaubwürdigkeit<br />

ergibt Langfristigkeit.«<br />

FOTOS © SANDRA LUDEWIG, MICHAEL MAIRHOFER<br />

Herr Kaiser, seit gut 37 Jahren<br />

halten Sie sich an der Spitze<br />

des deutschen Schlagers. Was ist<br />

das Geheimnis Ihres Erfolgs?<br />

Ich denke, es liegt daran, dass<br />

die Leute mir meine Authentizität<br />

abkaufen. Sie merken,<br />

wie viel Freude mir meine Arbeit<br />

macht und dass ich mich<br />

nicht verstelle. Glaubwürdigkeit<br />

ergibt Langfristigkeit.<br />

Ihr Duett mit Maite Kelly „Warum<br />

hast Du nicht nein gesagt“<br />

ist ein großer Hit. Mit wem<br />

wird es das nächste Duett geben?<br />

Ich habe auch bereits einmal<br />

eines mit Nancy Sinatra gemacht,<br />

aber es wird gar kein<br />

nächstes geben. Das hat gut<br />

funktioniert und das war es<br />

jetzt auch schon, sonst sieht<br />

das immer wie ein Abklatsch<br />

eines Hits aus.<br />

Mindestens drei Generationen<br />

kennen und lieben Ihre<br />

Lieder, sowohl 15-Jährige als<br />

auch Menschen mit 85 singen<br />

bei Ihren Songs leidenschaftlich<br />

mit. Können Sie sich diese<br />

generationsübergreifende Beliebtheit<br />

erklären?<br />

Die <strong>Texte</strong> sind gut formuliert.<br />

Die Leute können die Gefühle<br />

nachvollziehen, sich mit den<br />

Inhalten identifizieren. Ich<br />

glaube aber nicht, dass das ein<br />

Roland-Kaiser-Phänomen ist,<br />

euer Udo Jürgens zelebrierte<br />

den generationsübergreifenden<br />

Fan-Kult doch ein Leben lang.<br />

Sie sind, obwohl Sie sensationell<br />

aussehen, nicht mehr der<br />

Jüngste. Was müsste passieren,<br />

damit Sie der Showbranche<br />

den Rücken kehren?<br />

Na wenn mir der liebe Gott<br />

die Fähigkeit nimmt zu singen,<br />

oder wenn mich die Fans<br />

abwählen. Das Schlimmste<br />

wäre es, vor einer Möbelausstellung<br />

aufzutreten, wenn<br />

man als Künstler auf leere<br />

Sitze schaut.<br />

Mit über 90 Millionen verkauften<br />

Tonträgern haben Sie<br />

alles erreicht. Was gibt Ihnen<br />

die Motivation, weiter auf der<br />

Bühne zu stehen?<br />

Bei meinen Konzerten hat<br />

sich vieles verändert, denn<br />

früher war ich auf der Suche<br />

nach Wirkung, wollte auf alles<br />

eine Reaktion. Heute habe ich<br />

einfach nur einen Heidenspaß<br />

und sehe es als Privileg, mein<br />

Hobby zum Beruf zu haben.<br />

Das ist meine Motivation.<br />

Beinahe jeder Ihrer <strong>Texte</strong> hat<br />

eine Botschaft, erzählt Geschichten<br />

und spiegelt ehrliche<br />

Gefühle wider. Beruhen Ihre<br />

Songs auf persönlichen Erfahrungen?<br />

Ich denke da im Besonderen<br />

an „Manchmal möchte<br />

ich schon mit Dir“!<br />

Meine Lieder sind eine Mischung<br />

aus persönlichen Erlebnissen,<br />

Beobachtungen<br />

und einiges ist natürlich auch<br />

erfunden. Natürlich hat man<br />

im Freundeskreis schon erlebt,<br />

dass ein Kerl mit der Ehefrau<br />

seines Freundes heftig geflirtet<br />

hat. Wer das war, bleibt<br />

aber ein Geheimnis.


Würden Sie sich auch als Juror<br />

in eine Castingshow setzten?<br />

Nein, das würde ich nie machen,<br />

das traue ich mir gar<br />

nicht zu. Ich möchte auch nie<br />

derjenige sein, der die Träume<br />

anderer zerplatzen lässt.<br />

Warum haben Sie eigentlich<br />

Ihren Namen von Ronald<br />

Keiler auf Roland Kaiser geändert?<br />

Wäre der Erfolg nicht<br />

auch als Ronald gekommen?<br />

Es war nicht sicher, ob man<br />

als männliches Wildschwein<br />

schnell Karriere machen kann,<br />

aber vom Klang her ähneln<br />

sich die Namen. Mittlerweile<br />

reagiere ich auch kaum noch<br />

auf Ronald.<br />

Art, mit so einer Situation umzugehen.<br />

Die Diagnose wurde<br />

ja bereits 2000 gestellt, trotzdem<br />

bin ich noch neun Jahre<br />

live aufgetreten. Meine Ärzte<br />

haben das nicht verstanden,<br />

aber für mich war das wichtig.<br />

Mit Ihrem sozialen Engagement<br />

und der Beliebtheit wären<br />

Sie doch ein idealer Politiker.<br />

Wäre so ein Posten etwas<br />

für Sie?<br />

Nein, in meinem Alter habe<br />

ich keine Lust mehr, als Frischling<br />

diverse Parteiinstanzen zu<br />

durchlaufen, da bleib’ ich doch<br />

lieber auf der Bühne. Natürlich<br />

merke ich, dass ein Rechtsruck<br />

durch Europa geht, aber<br />

ich bin ein Optimist. Ich sage<br />

nicht, die AfD wurde von 13<br />

Prozent gewählt, ich sage 87<br />

Prozent haben diese Partei<br />

nicht gewählt.<br />

Was wünschen Sie sich zu<br />

Weihnachten?<br />

Ruhe und Frieden und eine<br />

besinnliche Zeit.<br />

Schauen wir gemeinsam darauf,<br />

was für Niederösterreich wichtig ist.<br />

Wie einzigartig unser Land ist. Was seine Regionen ausmacht.<br />

Und was seine Menschen bewegen. Das ist das, worum es bei uns<br />

immer geht. Damit unser Niederösterreich weiter schafft, was es<br />

einfach am besten kann: Heimat geben. Und Zukunft sichern.<br />

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner<br />

Ende 2009 gaben Sie wegen<br />

einer chronischen Lungenerkrankung<br />

Ihren Abschied bekannt<br />

und mussten sich sogar<br />

einer Lungentransplantation<br />

unterziehen. Wie schwer war<br />

diese Zeit für Sie?<br />

Die Option, dass ich sterbe,<br />

war natürlich gegeben, aber<br />

damit habe ich mich nie beschäftigt.<br />

Ich bin ein absoluter<br />

Optimist und das ist die beste<br />

»Ich glaube nicht, dass<br />

meine generationsübergreifende<br />

Beliebtheit ein<br />

Roland-Kaiser-Phänomen<br />

ist: Euer Udo Jürgens zelebrierte<br />

den generationsübergreifenden<br />

Fan-Kult<br />

doch ein Leben lang.«<br />

Roland Kaiser mit alles<br />

roger?-Chefredakteur<br />

Roland Hofbauer<br />

vpnoe.at<br />

#29|<strong>2017</strong> alles roger? 00-00


FOTOS © SHUTTERSTOCK, ALVESGASP<strong>AR</strong><br />

Stimmt es eigentlich,<br />

dass Schnee weiß ist?<br />

Schnee, der vom Himmel fällt, ist gefrorenes<br />

Wasser. Eiswürfel sind ebenfalls gefrorenes<br />

Wasser und durchsichtig. Schnee hingegen<br />

lässt die Landschaft wie mit Puderzucker bestäubt<br />

aussehen. Häuser und Bäume scheinen<br />

versteckt unter einer blütenweißen Schneeschicht.<br />

Betrachtet man die Eiskristalle, aus<br />

denen Schnee besteht, unter dem Mikroskop,<br />

sind sie jedoch ebenfalls durchsichtig.<br />

Es stimmt also nicht, dass Schnee weiß ist,<br />

nur die Streuung des Lichts lässt uns das<br />

glauben, da die Kristalle das Licht vielfach und<br />

in unterschiedliche Richtungen refl ektieren.<br />

Genau genommen stimmt es aber auch nicht,<br />

dass Schnee heutzutage noch durchsichtig<br />

ist. Die Luftverschmutzung hat leider dazu<br />

beigetragen, dass aus den wie im Kinderlied<br />

besungenen Schneefl öckchen, Weißröckchen<br />

mittlerweile Grauröckchen geworden sind.<br />

Schneekristalle binden nämlich Rußpartikel<br />

und diese färben unseren Schnee grau.<br />

Text: Judith Schich<br />

WISSENswertes<br />

Zitat des Monats:<br />

»Wer kämpft, kann verlieren.<br />

Wer nicht kämpft, hat schon verloren.«<br />

Bertolt Brecht (1898–1956)<br />

war der einfl ussreichste deutsche Dramatiker, Lyriker und Librettist des 20. Jahrhunderts.<br />

Was ist eigentlich<br />

ein Shitstorm?<br />

Ein unüberlegtes Posting auf Facebook, eine Werbekampagne,<br />

die verärgert, falsch verstandener Humor eines<br />

Promis. Schon der kleinste Fehltritt reicht manchmal aus,<br />

um einen Shitstorm auszulösen. Zunächst sind es einzelne<br />

Personen, die ihre Empörung äußern. Ihnen schließen<br />

sich immer mehr Menschen mit meist beleidigenden<br />

Beiträgen und Kommentaren an. Verbalen Angriffen<br />

in den Online-Medien folgen schließlich eine wachsende<br />

Anzahl von Berichten in Zeitungen, Radio und<br />

Fernsehen. Der Tonfall des verärgerten Publikums<br />

wird drohend und aggressiv. Der<br />

Shitstorm erreicht seinen Höhepunkt,<br />

wenn er zum Topthema in allen Medien geworden ist.<br />

Das wesentliche Element eines massiven Shitstorms ist,<br />

dass die Empörung über die sozialen Netzwerke hinaus in<br />

die traditionellen Massenmedien überschwappt. Oft sind<br />

Promis Ziele von Shitstorms, die nicht mit dem linken Mainstream<br />

einer Meinung sind: Felix Baumgartner, Andreas Gabalier<br />

oder zuletzt die Schauspielerin Nina Proll. Bipa erging<br />

es umgekehrt. Als das Unternehmen in der Werbekampagne<br />

„Weil ich ein Mädchen bin“, eine Frau mit Kopftuch abgebildet<br />

hat. Tausende Postings mit dem Tenor „Kopftuch – nein<br />

danke!“ oder „Ich kaufe nicht mehr bei Bipa“ sowie Berichte<br />

in fast allen Medien waren die Folge.<br />

#29|<strong>2017</strong> alles roger? 64-65


ERFINDER<br />

Erfinderisches Österreich<br />

Teil acht unserer Serie über Erfindungen aus Österreich:<br />

Diesmal mit einem fast unbekannten Erfi nder einer höchst bekannten Familie<br />

und einem Dachziegel, der auch Strom erzeugt.<br />

FOTOS © BEIGESTELLT,<br />

Dach drauf –<br />

Sonnenstrom drin<br />

Ein Ton-Dachziegel, in den ein Photovoltaik-System<br />

integriert ist, bietet ökologische<br />

Stromerzeugung verbunden mit<br />

Ästhetik.<br />

Mit diesem Ziegel sind keine großen<br />

Dachaufbauten für Photovoltaik-<br />

Anlagen notwendig. Das Erscheinungsbild<br />

des Daches ist nahezu klassisch. Im Privatbereich<br />

bieten sich die Ziegel besonders bei<br />

Neubauten an, im öffentlichen Bereich bei der<br />

Sanierung denkmalgeschützter Gebäude.<br />

Drei Männer zeichnen für die Entwicklung<br />

des unauffälligen Photovoltaiksystems<br />

verantwortlich:<br />

Wolfgang Muhsger (Geschäftsführer<br />

der ETP – Elektrotechnische<br />

Planungs GmbH),<br />

Arnold Bauer (Management)<br />

und Florian Bauer (Projektmanagement<br />

der Firma<br />

EDS – Energie Dach System<br />

GmbH).<br />

Normale Dachdeckung<br />

Der Dachziegel wird in vielen<br />

Farben angeboten. Die<br />

Text: Judith Schich<br />

Eindeckung der Häuser<br />

erfolgt genauso wie bei<br />

herkömmlichen Tondächern,<br />

die Photovoltaikmodule<br />

werden im<br />

gleichen Arbeitsschritt<br />

mit verlegt, ohne dass die<br />

Dachfläche unter- oder<br />

durchbrochen wird. Die<br />

Dachfläche ist vollständig<br />

begehbar, hagelresistent<br />

und besitzt eine selbstreinigende<br />

Oberfläche.<br />

Hanns Hörbiger –<br />

ein Mann mit reichem Erbe<br />

Hanns Hörbiger (1860–1931) war nicht nur<br />

Erfi nder, sondern auch Schöpfer der umstrittenen<br />

„Welteislehre“ – und Vater der Schauspieler-Ikonen<br />

Paul und Attila Hörbiger.<br />

Nachdem er das Schmiedehandwerk<br />

erlernt hatte, besuchte<br />

Hanns Hörbiger in Wien<br />

das Technologische Gewerbemuseum<br />

(TGM), das noch heute eine HTL<br />

ist. Der nun ausgebildete Maschinentechniker<br />

arbeitete anschließend<br />

als technischer Zeichner und<br />

Konstrukteur im Maschinenbau.<br />

Danach machte er vor allem auf dem Gebiet der<br />

Wärme- und Kältetechnik viele Erfindungen. So<br />

entwickelte er Ventile für Gebläse, Kompressoren<br />

und Pumpen, die er anschließend erfolgreich<br />

vermarktete. Nebenbei ließ sich Hanns Hörbiger<br />

als Zeitgenosse des Flugpioniers Wilhelm Kress<br />

1898 ein Patent für ein Flugzeug ausstellen.<br />

Hörbiger verdiente sich in jüngeren Jahren einige<br />

Zeit als talentierter Zitherspieler seinen Lebensunterhalt.<br />

Zwei seiner vier Söhne stiegen nach<br />

seinem Tod in den österreichischen Schauspieler-<br />

Olymp auf: Paul und Attila Hörbiger.<br />

Hanns Hörbigers wirtschaftliches Erbe ist die<br />

Text: Helmut Neuhold<br />

„Hoerbiger Holding“ mit Firmensitz in der<br />

Schweiz. Sie geht auf eine Firmengründung von<br />

ihm zurück und ist heute mit knapp 7.000 Mitarbeitern<br />

Weltmarktführer bei Komponenten für<br />

Kompressoren. Das Unternehmen ist nach wie<br />

vor im Besitz der Familie Hörbiger – allerdings<br />

nicht der Nachfahren der Schauspieler Paul und<br />

Attila, die sich laut einem Medienbericht seinerzeit<br />

auszahlen ließen.<br />

Welteislehre<br />

Allgemein bekannt wurde Hanns Hörbiger<br />

aber mit der von ihm erdachten „Welteislehre“.<br />

Nach dieser würde das Universum zum größten<br />

Teil aus Eis bestehen. Damit wollte er auch das<br />

Wetter auf der Erde und verschiedene kosmische<br />

Phänomene erklären. Diese Lehre fand eine<br />

große Anhängerschaft, zu der später auch einige<br />

führende Nazis wie Heinrich Himmler gehörten.<br />

Sie ist heute eindeutig widerlegt.

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