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Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW

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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />

GMF-Studien, dass fremdenfeindliche Einstellungen dort besonders selten vorkommen,<br />

wo der Ausländeranteil in der Umgebung vergleichsweise hoch ist.<br />

Vor allem Pauschalisierungen über „den Islam“ sind verbreitet und könnten eine<br />

Quelle islamfeindlicher Vorbehalte sein. Die Agitation rechtsextremistischer Gruppen<br />

zielt darauf, solche pauschalen Ressentiments zu verstärken. Wörter werden zu<br />

Symbolen: Im NPD-Slogan „WIR oder Scharia“ dient Scharia als Inbegriff all <strong>des</strong>sen,<br />

was „den Islam“ gefährlich und unmenschlich erscheinen lassen soll. Vermutlich<br />

soll der Begriff Bilder archaischer Rituale oder sogenannter „Ehrenmorde“ im Kopf<br />

der Leserinnen und Leser entstehen lassen. Was aber heißt Scharia? Im Gespräch<br />

mit Dr. Korkut Bugday, Islamwissenschaftler beim Verfassungsschutz <strong>Nordrhein</strong>-<br />

Westfalen, ging Ferdos Forudastan unter anderem diesem Begriff nach. Tatsächlich<br />

sei Scharia ein „schillernder Begriff“, so Korkut Bugday. Generell bedeute er „breiter<br />

Weg zur Quelle“, beschreibe also eine Methode, um im religiösen Sinne richtige<br />

Entscheidungen zu finden. Die Scharia umfasse Hinweise in Fragen der religiösen<br />

Praxis – beispielsweise zur Gestaltung <strong>des</strong> Gottesdienstes – und „die Gesamtheit<br />

der Rechtsprechungen islamischer Gelehrter“. Das heißt: Sie umfasst zum Teil sehr<br />

unterschiedliche Rechtsmeinungen. Viele Auslegungen der Scharia, die in Ländern,<br />

in denen Musliminnen und Muslime leben, vertreten werden, seien mit dem Grundgesetz<br />

unvereinbar. Eine Auslegung der Scharia, die weder der deutschen Verfassung<br />

noch anderen Gesetzen widerspreche, sei aber durchaus möglich. In Deutschland<br />

spiele die Scharia im Alltagsleben für rechtliche Belange allerdings praktisch keine<br />

Rolle. Auch für sehr gläubige Musliminnen und Muslime stehe in der Regel außer<br />

Frage, dass die staatlichen Gesetze gelten. Korkut Bugday: „Man muss sich von der<br />

Vorstellung frei machen, Muslime liefen ständig mit der Scharia unter dem Arm umher<br />

und versuchten jeden Augenblick ihres Lebens schariakonform zu gestalten. Im Kern<br />

ist die Scharia eine ethisch-moralische Richtschnur.“<br />

Drei Vorträge aus dem Verfassungsschutz <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen nahmen die Islamfeindschaft<br />

im Rechtsextremismus genauer in den Blick und analysierten Agitationslinien,<br />

Manipulationstechniken und Aktionsformen anhand der Medienpalette, die im<br />

Rahmen der Kampagne eine Rolle spielt(e): zum Beispiel Plakate, Flugblätter, Internetportale,<br />

Videos und Musik.<br />

Dr. Thomas Grumke, Politikwissenschaftler beim Verfassungsschutz <strong>Nordrhein</strong>-<br />

Westfalen, argumentierte, der deutsche Rechtsextremismus sei zu breit angelegten<br />

Kampagnen heute eher in der Lage als in der Vergangenheit. Solche Kampagnen<br />

basierten auf dem Schema „'Wir' gegen 'Die'“. Sie seien „in der Form modern, ideo-<br />

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