Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />
die Kirchen in der Nachbarschaft – vor allem durch die Gemeinde St. Peter und Paul<br />
auf katholischer Seite und durch die Kreuzeskirche auf evangelischer Seite –, durch<br />
die Schulen, durch die Parteien, durch die Nachbarn“.<br />
Solchen positiven Erfahrungen stehen Vorbehalte gegenüber, die in der deutschen<br />
Bevölkerung nicht selten mit dem Islam verbunden sind. Wenn sich Propagandisten<br />
bemühen, an Ressentiments anzuknüpfen, die über die engen Kreise der rechtsextremistischen<br />
Szene hinaus verbreitet sind – hat dies Aussicht auf Erfolg? Zu welchem<br />
Potenzial könnten ihnen islamfeindliche Kampagnen tatsächlich die „Tür öffnen“? Zu<br />
Fragen wie diesen geben die Studien über „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“<br />
Aufschluss, die das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität<br />
Bielfeld seit fast zehn Jahren unternimmt. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit<br />
(GMF) ist aus Sicht der beteiligten Forscherinnen und Forscher ein Syndrom<br />
an Einstellungsmustern, darunter Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit<br />
und Islamfeindlichkeit. Unter Islamfeindlichkeit verstehen die GMF-Studien „generelle<br />
ablehnende Einstellungen gegenüber muslimischen Personen und allen Glaubensrichtungen,<br />
Symbolen und religiösen Praktiken <strong>des</strong> Islams“. 9<br />
Im Eröffnungsvortrag der Tagung ging Prof. Dr. Andreas Zick, Sozialpsychologe am<br />
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, der Verbreitung islamfeindlicher<br />
Einstellungen nach. Islamfeindlichkeit sei „nicht allein ein Phänomen der extremistischen<br />
Ränder“. Die von Andreas Zick referierten Befragungsdaten bestätigten,<br />
dass islamfeindliche Agitation in erheblich höherem Maße anschlussfähig ist an Einstellungen<br />
in der Mehrheitsbevölkerung, als es für herkömmliche rechtsextremistische<br />
Propagandafelder gilt, etwa für offenen Antisemitismus und die Verharmlosung oder<br />
Verherrlichung <strong>des</strong> Nationalsozialismus. 10 In den GMF-Befragungen <strong>des</strong> Jahres 2010<br />
stimmten deutlich mehr Personen islamfeindlichen Aussagen zu als 2009, nachdem<br />
die Zustimmungswerte in den Vorjahren gesunken waren. Auch im europäischen<br />
Ver gleich sind die Zustimmungswerte in Deutschland verhältnismäßig hoch. Kontakte<br />
auf Augenhöhe zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen, so Zick, seien ein Schlüsselfaktor<br />
für die Prävention islamfeindlicher Haltungen. So erkläre sich das Ergebnis der<br />
9 Aktuelle Daten und Analysen zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit werden je<strong>des</strong><br />
Jahr in einem Band der Reihe „Deutsche Zustände“ veröffentlicht, aktuelle Ausgabe: Wilhelm<br />
Heitmeyer (Hrsg.), Deutsche Zustände. Folge 9, Berlin 2010.<br />
10 Zu analogen Ergebnissen kommt die Studie „Die Mitte in der Krise“, die die Friedrich-Ebert-<br />
Stiftung veröffentlicht hat: Oliver Decker u.a., Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen<br />
in Deutschland 2010, Berlin 2010, Seite 134f., http://library.fes.de/pdf-files/do/07504.<br />
pdf.<br />
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