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Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW

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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />

Zentrales Element ist die These Erbakans, dass sich in der Menschheitsgeschichte<br />

immer wieder von Menschen geschaffene Ordnungen einerseits und göttlich offenbarte<br />

Ordnungen andererseits gegenüber gestanden hätten. Menschliche Gesellschaftsmodelle,<br />

die er als „nichtige Ordnung“ („Batıl Düzen“) bezeichnet, sieht Erbakan durch<br />

Unrecht und Ausbeutung gekennzeichnet. In Gott gegebenen Ordnungen herrsche<br />

dagegen die Wahrheit und das sich daraus ergebende Recht (Hak). Auf diese Weise<br />

überführt er das aus dem Koran entlehnte Gegensatzpaar „Hak“ (für Gott/Wahrheit/<br />

Recht) und „Batıl“ (für Aberglaube/nichtig) auf die politische Ebene und deutet religiöse<br />

Begriffe in politische um. Dieser Gegensatz – die gute göttliche Ordnung gegen<br />

die schlechte, fehlerbehaftete menschliche Ordnung – durchzieht die Argumentation<br />

von 'Millî Görüş' bis heute. Ziel der Bewegung ist es, das demokratische System, das<br />

als „westliche bzw. bürokratische Ordnung“ bezeichnet wird, zu überwinden und durch<br />

die „gerechte Ordnung <strong>des</strong> Friedens und der Verständigung“ zu ersetzen, die auf dem<br />

Islam basieren soll. Dieses Ziel wird in Etappen angestrebt: Schaffung einer lebenswerten<br />

Türkei durch Einführung der gerechten, also islamischen Ordnung, dann die<br />

Errichtung einer Groß-Türkei, und schließlich die Etablierung der gerechten Ordnung<br />

für die ganze Welt bzw. die gesamte Menschheit.<br />

Zur Ideologie gehört auch ein Feindbild, das zunächst durch den Begriff „Batıl“ beschreiben<br />

wird. „Batıl“, der Aberglaube bzw. „nichtige Ordnung“, wird gleichgesetzt mit<br />

Imperialismus, der von den westlichen Staaten ausgehe, allen voran den USA. Letztendlich<br />

werde dieser aber vom Zionismus gesteuert. Ein Kolumnist der „Milli Gazete“<br />

erklärte beispielsweise die kommenden Parlamentswahlen in der Türkei 2011 für eine<br />

Wahl zwischen Hak und Batıl. Die 'Millî Görüş'-Bewegung stehe für das Wahre. Der<br />

Imperialismus und der Zionismus verträten das Nichtige. Dieses Feinbild mündet in<br />

antisemitische Verschwörungstheorien und Haltungen, die bei Erbakan stets sehr<br />

deutlich hervortraten und von vielen seiner Anhänger anscheinend geteilt werden.<br />

'Millî Görüş' in Deutschland<br />

Die Ablehnung der „westlichen Demokratie“ und damit auch der freiheitlichen demokratischen<br />

Grundordnung durch die 'Millî Görüş'-Ideologie wie auch eine antisemitische<br />

Grundeinstellung ist durch Aussagen <strong>des</strong> Führers der 'Millî Görüş' und seine<br />

programmatischen Schriften klar belegt. Die IGMG bietet hinreichend tatsächliche<br />

Anhaltspunkte, Necmettin Erbakan und der 'Millî Görüş' anzuhängen und damit auch<br />

<strong>des</strong>sen Ideologie und antisemitischen Einstellungen. Dies begründet die Beobachtung<br />

der IGMG durch den Verfassungsschutz gemäß § 3 Absatz 1 Nr. 1 und 4 VSG <strong>NRW</strong>.<br />

islAmismus 225

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