Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />
Westfalen im Juli 2006 verantwortlich sind, gezielt Informationen zum kämpferischen<br />
Jihad im Netz gesucht und schließlich auch die Bomben nach einer Anleitung aus<br />
dem Internet zusammengebaut haben. Darüber hinaus arbeiten Akteure <strong>des</strong> internationalen<br />
Jihadismus gezielt daran, junge Menschen für den kämpferischen Jihad zu<br />
gewinnen. In einer Flut von Videobotschaften forderten sie auch 2010 junge Muslime<br />
in unterschiedlichen Sprachen dazu auf, den gewaltsamen Jihad zu unterstützen. Dabei<br />
wurde zum Teil auch gezielt darauf hingewirkt, moralische Bedenken und Zweifel<br />
potenzieller Jihadisten zu zerstreuen. Auch mit dem internationalen Jihadismus sympathisierende<br />
Einzelpersonen stellen mit dem Ziel der Radikalisierung technisches<br />
Know-how im Internet zur Verfügung.<br />
Die Rolle von Frauen und Kindern<br />
Lange galt die jihadistische Internet-Community als eine ausschließlich Männern<br />
vorbehaltene Szene. Der vor wenigen Jahren einsetzende Trend zu mehr weiblichem<br />
Engagement in der jihadistischen Internet-Szene hat sich fortgesetzt. Im Jahr 2010<br />
waren jihadistisch gesinnte Frauen in einschlägigen Foren und Chats aktiv, verbreiteten<br />
Gewalt verherrlichen<strong>des</strong> Propagandamaterial, warben für das Übersiedeln in<br />
Kampfgebiete oder riefen zum Jihad gegen „Ungläubige“ auf. Verschiedentlich traten<br />
auch 2010 wieder Frauen oder Verwandte von Selbstmordattentätern in Internetverlautbarungen<br />
auf, um das Märtyrertum zu verherrlichen und den gewaltsamen Jihad<br />
als erstrebenswertes, gottgefälliges Werk zu verteidigen. In diesem Sinne äußerte<br />
sich auch die Ehefrau <strong>des</strong> sogenannten „Attentäters von Khost“, der sich auf einer<br />
US-amerikanischen Militärbasis in Khost/Afghanistan im Dezember 2009 in die Luft<br />
gesprengt und dabei insgesamt acht Menschen getötet hatte, zum Attentat ihres Mannes.<br />
In einem Interview, das auf einer türkischsprachigen jihadistischen Internetseite<br />
im Januar 2010 veröffentlicht worden war, bezeichnete sie das Attentat ihres Mannes<br />
als eine Tat, die sie mit Stolz erfülle. 2009 hatte die Videobotschaft der deutschen<br />
Ehefrau eines in Afghanistan getöteten Jihadisten für Aufsehen gesorgt, die im Internet<br />
das „Märtyrertum“ ihres Mannes gepriesen hatte.<br />
Im Interesse einer vermeintlich islamischen Geschlechtertrennung auch im virtuellen<br />
Raum bieten einige jihadistische Internet-Foren sogenannte „Schwestern-Räume“ an,<br />
in denen sich gleichgesinnte Frauen über den Jihad und andere Themen austauschen<br />
können.<br />
Wie im Vorjahr benutzten 2010 verschiedene jihadistische Gruppierungen Kinder<br />
für ihre Jihad-Propaganda. So sollten beispielsweise ins Internet gestellte Fotos von<br />
islAmismus 201