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Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW

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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />

Gefangenen und Entführungsopfern vor laufender Kamera und die anschließende<br />

Zurschaustellung im Netz. Durch die Betrachtung der Gewalthandlungen soll sich<br />

beim Gegenüber ein Gefühl der Bedrohung einstellen. Er soll sich schutzlos und<br />

unterlegen fühlen, Vertrauen in seine Umgebung verlieren und die Handlungsfähigkeit<br />

seiner Regierung in Zweifel ziehen. Anschlags- und Bekennervideos, Fotos von<br />

Verletzten und Getöteten, auf denen grausamste Details in Großaufnahme zu sehen<br />

waren, kursierten auch 2010 massenhaft im Netz.<br />

Als Ausdruck von Stärke und Schlagkraft wollen es Terrororganisationen verstanden<br />

wissen, wenn sie sich nach erfolgten oder auch missglückten Terrorattacken zu diesen<br />

Aktionen bekennen. So veröffentlichte 'al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel'<br />

(AQAH) nach den versuchten Paketbomben-Anschlägen auf amerikanische Frachtmaschinen<br />

im November 2010 ein Selbstbezichtigungsschreiben, in dem die Operationen<br />

als großer Erfolg bezeichnet wurden. Die Organisation kündigte gleichzeitig<br />

an, das technische Know-how zum Bau von Paketbomben anderen islamistischen<br />

Terrororganisationen weltweit zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Ankündigung versuchte<br />

die AQAH ganz offensichtlich einen starken psychologischen Druck auf alle<br />

vom Jihadismus bedrohten Staaten aufzubauen.<br />

Ein Mittel, die Entschlusskraft von Selbstmordattentätern unter Beweis zu stellen und<br />

die Opfer solcher Anschläge zu verhöhnen, ist die Veröffentlichung sogenannter „Videotestamente“<br />

oder „Märtyrer“-Videos im Anschluss an einen Anschlag. Auch 2010<br />

wurden nach Selbstmordanschlägen insbesondere im afghanischen Krisengebiet<br />

Videovermächtnisse der Täter im Internet veröffentlicht. Oft handelte es sich dabei um<br />

Zusammenschnitte verschiedener Komponenten: der Stellungnahme <strong>des</strong> künftigen<br />

„Märtyrers“ zu seiner Tatmotivation, der Dokumentation der Anschlagsdurchführung<br />

sowie von Fotos oder Videos der Leiche <strong>des</strong> Selbstmordattentäters. Auch der Selbstmordanschlag<br />

vom 11. Dezember 2010 in Stockholm fand einen starken Niederschlag<br />

auf jihadistischen Internetforen. Bereits kurz nach der Tat kursierten angebliche Testamente<br />

<strong>des</strong> Attentäters in schwedischer, englischer und arabischer Sprache. Einige<br />

User bereiteten die im Netz kursierenden Tonbotschaften propagandistisch auf, indem<br />

sie sie mit Texttafeln versahen oder mit weiterem Bild- und Textmaterial zusammenschnitten.<br />

Auf diese Weise entstand eine Vielzahl im Netz kursierender Propagandavideos,<br />

die den sogenannten „Anschlag von Stockholm“ als Tat eines Märtyrers<br />

verherrlichten.<br />

Ein weiteres Instrument der psychologischen Kriegsführung via Internet ist die Aufzählung<br />

von Tötungen und terroristischen Aktionen in „Erfolgslisten“. Die besondere<br />

islAmismus 197

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