Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />
Selbstinszenierung und psychologische Kriegsführung<br />
Terroristen nutzen das Internet auch, um in den eigenen Reihen und beim „Feind“<br />
den Eindruck weltweiter Handlungsfähigkeit und ungebrochener Schlagkraft zu erzeugen.<br />
Fotos und Videos von Kampfhandlungen und Bombenanschlägen sollen die<br />
Anhängerschaft in der Überzeugung stärken, als Teil einer siegreichen Gemeinschaft<br />
für eine edle Sache zu kämpfen. Diesem Zweck dienen beispielsweise die Beiträge<br />
von 'al-Furqan', der Medienproduktionsfirma <strong>des</strong> 'Islamic State of Iraq' (IStI). Deren<br />
Schwerpunkt liegt auf der Produktion von Videos, die Anschläge gegen Militärfahrzeuge<br />
sowie Exekutionen vermeintlicher Kollaborateure dokumentieren. Die Beiträge<br />
vermitteln durchweg den Eindruck, als führten Jihadisten im Irak ausschließlich erfolgreiche<br />
Terroroperationen durch und schädigten ihre Gegner unentwegt und in einem<br />
solchen Ausmaß, dass ihr endgültiger Sieg nur noch eine Frage der Zeit sei.<br />
Neben 'al-Furqan' sorgt mittlerweile eine Reihe weiterer Medienproduktionseinheiten,<br />
darunter die für 'al-Qaida' produzierende 'al-Sahab', dafür, dass jihadistische Propaganda<br />
in großem Stil und auf technisch hohem Niveau hergestellt bzw. aufbereitet<br />
wird. Immer mehr jihadistische Organisationen und Gruppierungen nennen bestimmte<br />
Medienproduktionseinheiten ihr Eigen oder nehmen deren Dienste in Anspruch.<br />
Wiederum andere Medienstellen haben sich auf den Vertrieb jihadistischer Propaganda<br />
spezialisiert. Sie sorgen dafür, dass Videos, Audios und anderes Material auf<br />
einschlägigen Internetforen verbreitet werden. Die Reihe von Medieneinheiten mit<br />
überwiegend regionalen Bezügen, beispielsweise die für die IBU publizierende 'Jund<br />
Allah', die in Nordafrika zu verortende 'al-Andalus' oder die türkischsprachige 'Taifatul<br />
Mansura', wird seit 2010 durch weitere Medienstellen ergänzt, darunter im türkischsprachigen<br />
Bereich die 'Cihad Medya-Informationsstelle' und im arabischen Bereich<br />
das 'al-B(a)lag Medienzentrum'. Beide haben sich die Unterstützung <strong>des</strong> „medialen<br />
Jihad“ auf ihre Fahnen geschrieben. Vielfach kompensieren solche Medieneinheiten<br />
aber auch Imageverluste, die terroristische Gruppierungen in Kampfgebieten erleiden.<br />
Häufig sollen gesteigerte Aktivitäten im Netz über Popularitätseinbußen bei der Bevölkerung<br />
hinwegtäuschen.<br />
Terroristen nutzen das Internet darüber hinaus als Instrument der psychologischen<br />
Kriegsführung. So führten Mitglieder unterschiedlicher jihadistischer Gruppierung<br />
auch 2010 Geiseln im Internet vor, um Forderungen an die Regierungen der jeweiligen<br />
Heimatländer zu stellen. Mit der Zurschaustellung von Gefangenen verfolgen<br />
jihadistische Gruppierungen mehrere Ziele. Zum einen soll der Handlungsdruck auf<br />
die Gegner erhöht werden. Dies gilt insbesondere für die Folterung und Tötung von<br />
196 islAmismus