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Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW

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Ideologietransfer<br />

<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />

Akteure <strong>des</strong> internationalen Terrorismus nutzen das Internet exzessiv zur Verbreitung<br />

ihrer Jihad-Ideologie. Sie dient den in unterschiedlichen Gebieten der Welt autonom<br />

agierenden Terrornetzwerken als gemeinsame Basis, als eine Art einigen<strong>des</strong> Band.<br />

Da eine zentrale Befehlsstruktur fehlt, ist die Inspiration und Motivation zur Durchführung<br />

immer neuer Anschläge für den Fortbestand <strong>des</strong> internationalen Terrorismus<br />

von existenzieller Bedeutung. Ein wesentliches Ziel der Internetpropaganda ist es<br />

<strong>des</strong>halb, die Ideologie <strong>des</strong> gewaltsamen Jihad am Leben zu erhalten. So werden<br />

neben jihadistischer Literatur, Tonträgern und Videos regelmäßig auch Verlautbarungen<br />

von Führungsfiguren <strong>des</strong> internationalen Terrorismus ins Netz gestellt. Darin<br />

wird in Anspielung auf erfolgte Terrorakte oder unter Androhung neuer Anschläge die<br />

Anwendung von Gewalt gerechtfertigt. Gleichzeitig wird die weltweite Anhängerschaft<br />

ideologisch „justiert“. Ziel ist es, die potenziellen Unterstützer auf dem „richtigen“ Kurs<br />

zu halten und möglichst viele neue Sympathisanten zu gewinnen. Vor allem Berichte<br />

über Gewalt an Muslimen in Krisenregionen, wie dem Irak und Afghanistan, sollen<br />

der Welt die systematische Unterdrückung und Geißelung der muslimischen „Umma“<br />

(der Glaubensgemeinschaft der Muslime) vor Augen führen. Emotionalisierende<br />

Fotos von verletzten oder getöteten Zivilisten, vor allem von Kindern, Frauen und<br />

alten Menschen, wecken beim Betrachter Betroffenheit und lassen bei empfänglichen<br />

Personenkreisen Terrorakte als eine legitime Form <strong>des</strong> Widerstands gegen die „ungläubigen<br />

Aggressoren“ erscheinen. Vor diesem Hintergrund finden sich in den Verlautbarungen<br />

der unterschiedlichen jihadistischen Gruppierungen häufig auch Aufrufe<br />

zur Teilnahme am gewaltsamen Jihad.<br />

Eine charismatische Führungsfigur <strong>des</strong> internationalen Jihadismus mit hoher Präsenz<br />

im Internet und Vorbildcharakter für die jihadistische Szene weltweit ist der amerikanische<br />

Jihad-Ideologe jemenitischer Herkunft Anwar al-Awlaki. Er soll Verbindungen<br />

zu den Attentätern <strong>des</strong> 11. September 2001 haben. Im Internet sind neben Videobotschaften<br />

auch Predigten und religiöse Traktate aus der Feder al-Awlakis zu finden,<br />

die in Einzelfällen nachweislich zur Radikalisierung von Einzelpersonen beigetragen<br />

haben. Die jihadistische Internet-Propaganda wurde im Spätsommer 2010 durch<br />

die angekündigte Koran-Verbrennung <strong>des</strong> US-amerikanischen Pastors einer kleinen<br />

christlich-fundamentalisti schen Gemeinde in Florida angeheizt. Die Drohung, öffentlich<br />

Koran-Ausgaben zu verbrennen, wurde in zahlreichen Internetbeiträgen als Beweis<br />

für den Hass <strong>des</strong> Westens auf den Islam gesehen und als Rechtfertigung für den<br />

gewaltsamen Jihad gegen die vermeintlich Ungläubigen gedeutet.<br />

islAmismus 193

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