Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />
Ein Interesse, sich dem gewaltsamen Jihad anzuschließen und eine entsprechende<br />
Ausbildung zu erhalten, war in der Vergangenheit in einigen Fällen nachweislich<br />
vorhanden. In diesen Kreisen besteht ein – zwar äußerst geringes, aber gefährliches<br />
– Personenpotenzial für jihadistische Propagandaaktivitäten oder sogar Vorbereitungshandlungen<br />
für Anschläge auch in Deutschland.<br />
Jihadisten haben in Deutschland eine Infrastruktur aufgebaut, die unter anderem<br />
zur Versorgung mit gefälschten Papieren, zur Ausstattung mit Mobiltelefonen und<br />
zum Sammeln von Spenden genutzt wird. Daneben versuchen einige Jihadisten,<br />
junge Muslime für eine Kampfausbildung im Ausland zu motivieren. Sympathisanten<br />
und Unterstützer islamistischer Organisationen oder bestimmte Personengruppen,<br />
etwa Studenten, werden zum Teil gezielt angesprochen. Dies kann zum Beispiel im<br />
Bekannten- oder Freun<strong>des</strong>kreis geschehen. Auch politische oder religiöse Veranstaltungen<br />
bieten unter Umständen die Möglichkeit, Personen für die eigenen Ideen<br />
zu gewinnen. So kann etwa das Freitagsgebet in der Moschee zur Verbreitung islamistischer<br />
Propaganda missbraucht werden. Dies ist etwa dann der Fall, wenn der<br />
Imam (Vorsteher) einer Moschee den Jihad als militanten Kampf gutheißt oder wenn<br />
entsprechende Überzeugungen in die Predigt auch nur latent einfließen. Bei anschließenden<br />
Diskussionen unter den Moscheebesuchern können sich im Laufe der Zeit<br />
Personenkreise herauskristallisieren, die von der Idee <strong>des</strong> militanten Jihad angetan<br />
sind und für Vorhaben von jihadistischen Rekruteuren und Vermittlern geeignet scheinen.<br />
Feststellbar ist allerdings, dass sich Imame in Deutschland nur in verhältnismäßig<br />
wenigen Moscheen entsprechend geäußert haben. Seit einiger Zeit sind auch dort<br />
die Prediger deutlich zurückhaltender und vermeiden eindeutig islamistische Parolen,<br />
teilweise distanzieren sie sich davon.<br />
Wenn Jihadwillige sich eine Zeit lang als ausreichend fest im Glauben und entschlossen<br />
genug für militärische Handlungen gezeigt haben, versuchen einige von ihnen<br />
über Umwege in ein Trainingscamp zu gelangen, wo sie neben weiterer religiöser<br />
Unterweisung eine militärische Ausbildung erhalten können. Die von Deutschland aus<br />
operierenden Unterstützer der Terrornetzwerke sind häufig in Straftaten der allgemeinen<br />
oder organisierten Kriminalität verwickelt. Durch organisierte Schleusungen und<br />
Fälschungsdelikte werden terroristische Zwecke in bestimmten Zielländern unterstützt<br />
und lukrative Geschäfte gemacht. Dabei wird in der Regel äußerst professionell,<br />
arbeitsteilig und konspirativ vorgegangen. Wie zahlreiche Gerichtsverfahren in den<br />
vergangenen Jahren gezeigt haben, wird Deutschland – und damit auch <strong>Nordrhein</strong>-<br />
Westfalen – als Ruhe- und Rückzugsraum und zur logistischen Vorbereitung von<br />
Mitgliedern und Unterstützern der terroristischen Netzwerke genutzt. Spätestens die<br />
188 islAmismus