Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />
Dem parlamentsorientierten Linksextremismus geht es vor allem um die Erlangung<br />
von Einfluss im parlamentarischen Raum bzw. auf den politischen Willensbildungs-<br />
und Entscheidungsprozess. Im Extremfall soll der demokratische Verfassungsstaat<br />
unter formaler Beachtung demokratischer Regeln und zum Teil unter Ausnutzung <strong>des</strong><br />
grundgesetzlich garantierten Schutzes der Parteien (Parteienprivileg) abgeschafft<br />
werden. Man versucht so, auf parlamentarischem Weg und durch die Teilnahme an<br />
Wahlen politischen Einfluss zu gewinnen, um die ideologischen Vorstellungen durchzusetzen.<br />
Allerdings hindert sie diese Vorgehensweise nicht daran, teilweise sehr<br />
intensiv mit aktionsorientierten Gruppen zusammenzuarbeiten oder dies sogar als<br />
„zweites Standbein“ zu betrachten.<br />
Die derzeit bestehenden linksextremistischen Parteien verfolgen verschiedene ideologische<br />
Richtungen. Ihre unterschiedlichen Ansätze verhinderten bisher in der Regel<br />
ein gemeinschaftliches Auftreten.<br />
Nicht alle linksextremistischen Parteien legen ihren Schwerpunkt auf parlamentarische<br />
Repräsentanz. Obwohl sie bei Wahlen kandidieren, sind sie sich ihrer geringen<br />
Erfolgssaussichten bewusst und wollen daher ihre politischen Ziele vor allem über<br />
den außerparlamentarischen Kampf erreichen. Durch Bündnisarbeit und Einflussnahme<br />
auf soziale Bewegungen wollen sie auf Veränderungen hinwirken.<br />
Einer der umstrittensten Punkte dabei ist die Anwendung von Gewalt als Mittel zum<br />
gesellschaftlichen Umsturz. Häufig wird die politisch motivierte Gewalt als legitimes<br />
und geeignetes Mittel angesehen, um linksextremistische Vorstellungen zu verwirklichen.<br />
Aus taktischen Erwägungen sieht man in der derzeitigen gesellschaftlichen<br />
Lage aber davon ab. Falls aber eine sogenannte „revolutionäre Situation“ soweit<br />
fortgeschritten sein sollte, dass Gewalt als dienlich erachtet wird, um den angestrebten<br />
Umsturz zu verwirklichen, würde sie von denjenigen, die Gewalt grundsätzlich<br />
bejahen, – zumin<strong>des</strong>t den programmatischen Aussagen zufolge – auch angewandt.<br />
Überwiegend keine Probleme mit der Ausübung von Gewalt hat der aktionsorientierte<br />
Linksextremismus, der im sichtbaren öffentlichen Raum Machtansprüche ausdrücken<br />
möchte. Zum sichtbaren öffentlichen Raum gehört vor allem die „Straße“. Insbesondere<br />
Autonome legen daher ihren Aktionsschwerpunkt auf die Organisation und Durchführung<br />
von Demonstrationen und vergleichbaren öffentlichen Veranstaltungen.<br />
Maßgeblich für Autonome ist dabei eine grundsätzliche Protest- und Verweigerungshaltung<br />
gegenüber dem politischen und gesellschaftlichen System. Wahlen werden<br />
grundsätzlich abgelehnt. Dasselbe gilt für verbindliche Strukturen. Autonome mischen<br />
112 linksExtREmismus