Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein ... - MIK NRW
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<strong>Verfassungsschutzbericht</strong> <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Nord rhein-Westfalen 2010<br />
Jugendlicher zunächst über die lose Struktur der örtlichen Skinhead-Szene einen<br />
Zugang zu Konzerten, so können sich hieraus eine Ideologisierung und die aktive<br />
Beteiligung an der rechtsextremistischen Szene ergeben. Es können erste Kontakte<br />
zu örtlichen Kameradschaften entstehen, verbunden mit regelmäßiger Teilnahme an<br />
den Kameradschaftsabenden oder an Demonstrationen und anderen Aktivitäten. Dies<br />
ist jedoch keine zwangsläufige Entwicklung. Ein herausragen<strong>des</strong> Engagement rechtsextremistischer<br />
Parteien oder der Kameradschaften im Rahmen der Organisation von<br />
Skinhead-Konzerten kann bislang nicht festgestellt werden.<br />
3.3 Rechtsextremistische Vertriebe und Versandhandel<br />
Über die Musik versucht die rechtsextremistische Szene sowohl auf ideologisch Interessierte<br />
als auch erlebnisorientierte Mitglieder und Interessenten Einfluss zu nehmen.<br />
Die Texte dienen hierbei als Transportmittel für das rechtsextremistische Gedankengut.<br />
Rechtsextremistische Musik fördert in der Szene den Zusammenhalt und sorgt für<br />
eine Festigung der Ideologie. Gleichzeitig wird sie als Lockmittel zur Nachwuchswerbung<br />
eingesetzt. Insbesondere mit der kostenlosen Verteilung sogenannter „Schulhof-<br />
CDs“ an Schüler und Jugendliche versucht die rechtsextremistische Szene, diese<br />
häufig ideologisch noch nicht gefestigte Zielgruppe zum Einstieg in die rechtsextremistische<br />
Szene zu verleiten. Mit finanzieller und logistischer Unterstützung tragen<br />
rechtsextremistische Musikvertriebe regelmäßig zur Produktion der Tonträger bei.<br />
Wirtschaftliche Interessen sind nach wie vor eine Hauptmotivation bei der Vermarktung<br />
von Musik mit rechtsextremistischen Texten sowie Szene-Artikeln. Viele<br />
Inhaber rechtsextremistischer Musik-Vertriebe bestreiten ihren Lebensunterhalt mit<br />
dem Verkauf von Szene-Produkten oder betrachten den Handel als einen lukrativen<br />
Nebenverdienst zu ihrem anderweitig erzielten Einkommen. Einige Vertriebe geben<br />
an, die Szene mit einem Teil ihrer Verkaufserlöse zu unterstützen. Damit versuchen<br />
sie sich als integraler Bestandteil der Szene darzustellen und den Käufern das Gefühl<br />
zu vermitteln, dass sie mit ihrem Kauf gleichzeitig die Bewegung unterstützen. Neben<br />
der Hoffnung auf einen guten Ruf als Förderer der Szene dürfte auch die Hoffnung<br />
auf eine Erweiterung <strong>des</strong> Kundenkreises und somit kommerziellen Erfolg eine Rolle<br />
spielen.<br />
Nach zuletzt rückläufigen Entwicklungen ist die Anzahl rechtsextremistischer Skinhead-Musikvertriebe<br />
bun<strong>des</strong>weit von 68 im Jahr 2009 auf 77 angestiegen. Auch in<br />
<strong>Nordrhein</strong>-Westfalen ist ein leichter Anstieg von sechs auf sieben Versandhändler<br />
festzustellen. Dieser Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass ein zuvor lediglich als<br />
REchtsExtREmismus 99