Sachwert Magazin Ausgabe 62, Dezember 2017
WOLFGANG BOSBACH: Man sollte nicht nur meinung haben, sondern auch ahnung CLAUS VOGT: US-Wirtschaft wird weiter schön geredet
WOLFGANG BOSBACH: Man sollte nicht nur meinung haben, sondern auch ahnung
CLAUS VOGT: US-Wirtschaft wird weiter schön geredet
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Geldpolitik<br />
entspricht, die von der Fed in ihrer Bilanz<br />
als Forderung ausgewiesen wird, nämlich<br />
ebenfalls etwa 8 000 Tonnen. Der<br />
US-Goldbestand ging von etwa 20.000<br />
Tonnen im Jahr 1950 auf etwa 8 000 Tonnen<br />
im Jahr 1980 zurück. Diese Reduzierung<br />
um 12.000 Tonnen vollzog sich in<br />
zwei Phasen. Von 1950 bis 1971 mussten<br />
etwa 11.000 Tonnen aufgewendet werden,<br />
um die Forderungen ausländischer<br />
Handelspartner zu befriedigen, die ihre<br />
Dollar in Gold umtauschen wollten. Und<br />
zwischen 1971 und 1980 wurden etwa 1<br />
000 Tonnen auf den Markt geworfen, um<br />
den Goldpreis zu drücken. Dann wurde<br />
das Komplott zur Manipulation des Goldpreises<br />
unter Verwendung des physischen<br />
Goldes der Vereinigten Staaten plötzlich<br />
aufgegeben. Und seit 1980 haben die<br />
Vereinigten Staaten so gut wie kein offizielles<br />
Gold mehr verkauft.<br />
Das Gold und die Fed-Bilanz<br />
Könnte der Grund dafür sein, dass das Finanzministerium<br />
nicht in die Lage geraten<br />
will, weniger Gold zu halten, als es der<br />
Fed theoretisch schuldet? Sind 8 000 Tonnen<br />
eine Untergrenze für den US-Goldbestand,<br />
weil das die Menge ist, die als<br />
Forderung in der Fed-Bilanz steht? In diesem<br />
Fall wäre dieser Zusammenhang sehr<br />
wichtig, weil er bedeuten würde, dass die<br />
Vereinigten Staaten kein weiteres physisches<br />
Gold mehr auf dem freien Markt<br />
Auszug aus „Gold - wie sie sich vor<br />
Infaltion, Zentralbanken und finanzieller<br />
Repression schützen“ von James<br />
Rickards, FBV<br />
verkaufen können. Sie könnten lediglich<br />
andere – zum Beispiel Großbritannien –<br />
dazu ermuntern, ihr Gold auf den Markt<br />
zu werfen oder mithilfe von Leasingoperationen<br />
das Papiergold-Spiel zu spielen.<br />
Das US-Finanzministerium wäre als Anbieter<br />
auf dem Goldmarkt aus dem Spiel.<br />
Formal gesehen geben die Goldzertifikate<br />
der Fed nicht das Recht, vom Finanzministerium<br />
physisches Gold zu fordern.<br />
Aber sie implizieren eine moralische Verpflichtung<br />
des Finanzministeriums, das<br />
Gold zu nutzen, um die Federal Reserve<br />
zu unterstützen, falls das Vertrauen in das<br />
gedruckte Geld der Fed zusammenbricht.<br />
Ein anderer Name für eine implizite Verpflichtung,<br />
die Fed mit Gold zu unterstützen,<br />
lautet »Goldstandard«.<br />
Mein Freund, der Insider, hatte recht. Die<br />
Fed war im Jahr 2013 auf der Grundlage<br />
einer marktgerechten Bewertung vorübergehend<br />
insolvent, wenn man nur ihr<br />
Wertpapierportfolio betrachtete. Wenn<br />
man jedoch auch die stillen Reserven<br />
der Fed berücksichtigt, nämlich ihre<br />
Goldbestände, war sie nie insolvent.<br />
Das Vertrauen des gesamten globalen<br />
Finanzsystems beruht auf dem US-Dollar.<br />
Das Vertrauen in den Dollar beruht<br />
auf der Solvenz der Fed laut ihrer Bilanz.<br />
Und diese Solvenz beruht auf einem<br />
knappen Vorrat von … Gold. Das ist ein<br />
Zustand, den kein Funktionär der Fed öffentlich<br />
einräumen oder diskutieren will.<br />
Selbst eine beiläufige Bemerkung über<br />
die Bedeutung von Gold für die Solvenz<br />
der Fed könnte eine Debatte über das<br />
Verhältnis von Gold zu Geld und damit<br />
zusammenhängende Themen lostreten,<br />
welche die Fed in den 1970er-Jahren<br />
hinter sich gelassen hat. Aber trotzdem<br />
spielt Gold nach wie vor eine wichtige<br />
Rolle im Weltwährungssystem. Das ist<br />
der Grund, warum Zentralbanken und<br />
Staaten Gold in ihren Tresoren lagern,<br />
obwohl sie seine Rolle öffentlich diskreditieren.<br />
U. S. Bullion Depository in Fort Knox, Kentucky.<br />
Hier lagern die Goldreserven der USA. Wieviel<br />
genau? Das ist wohlgehütete Geheimsache.<br />
Goldbild: Frank Ulbricht/pixelio, Fort Knox: flickr/Ex22218on-off, Cover: FBV