Sachwert Magazin Ausgabe 62, Dezember 2017
WOLFGANG BOSBACH: Man sollte nicht nur meinung haben, sondern auch ahnung CLAUS VOGT: US-Wirtschaft wird weiter schön geredet
WOLFGANG BOSBACH: Man sollte nicht nur meinung haben, sondern auch ahnung
CLAUS VOGT: US-Wirtschaft wird weiter schön geredet
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Finanzen<br />
Beate Uhse meldet<br />
Insolvenz an<br />
Steht der bekannteste Sexshop kurz vor dem Aus?<br />
Bilder: www.fleno.de, Rob C. Croes / Anefo<br />
Als Beate Uhse nach dem zweiten Weltkrieg<br />
den weltweit ersten Sexshop eröffnete,<br />
war das ein Skandal. Dabei wollte die<br />
Anhängerin der Freikörperkultur doch vor<br />
allem dem langsam aus der Schockstarre<br />
des von Nationalsozialismus und Krieg gezeichneten<br />
deutschen Volk wieder zu sich<br />
selbst helfen. Vor allem die Frauen riefen<br />
in diesen wirren Zeiten nach Verhütung<br />
und Beate Uhse antwortete, indem sie<br />
zum Preis von 50 Pfennig die „Schrift X“<br />
anbot, die die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode<br />
erklärte. Kondome und „Ehebücher“<br />
folgten. So kam sie zum Ruf einer<br />
Sex- und Erotik-Ratgeberin und zu dem<br />
Eigenkapital, um 1951 Ihr „Versandhaus<br />
Beate Uhse“ zu gründen.<br />
Was als „Fachgeschäft für Ehehygiene“<br />
anfing, das sie 19<strong>62</strong> in Flensburg gründete,<br />
wurde von den Aufgeschlossenen<br />
gefeiert, von den Moralisten empört verurteilt.<br />
Nichts desto trotz wuchs und gedieh<br />
ihr Geschäft mit Erotikartikeln und<br />
Aufklärung in dem Maße, dass 1999 die<br />
„Beate Uhse AG“ an die Börse gehen<br />
konnte. 2001 verstarb Beate Uhse als eine<br />
mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande<br />
für ihre Aufklärungsarbeit geehrte Ikone<br />
Die Kunstpilotin Beate Uhse<br />
gründete nach dem zweiten<br />
Weltkrieg den aller ersten Sexshop<br />
der Welt.<br />
der sexuellen Revolution.<br />
Nun, gerade mal 16 Jahre nach ihrem<br />
Tod, musste die von ihr gegründete AG<br />
die Vorlage des Jahresberichts 2016 zum<br />
wiederholten Male verschieben und auch<br />
die Umsatz- und Gewinnprognosen wurden<br />
Richtung Richtung Keller korrigiert.<br />
Brenzlig wurde es, weil eine Anleihe von<br />
30 Millionen Euro umgeschuldet werden<br />
sollte, über die sich mit den Gläubigern<br />
keine Einigkeit erzielen ließ. Die Zahlungsunfähigkeit<br />
drohte. Der Erotikhändler<br />
plant deshalb, die Insolvenz anzumelden,<br />
versichert allerdings, das Unternehmen<br />
sei auch weiterhin handlungsfähig und<br />
sanierungswillig. Dabei betont Michael<br />
Specht, Vorstand der Beate Uhse AG, dass<br />
nur für die Beate Uhse AG in ihrer Holding-Funktion<br />
Insolvenz beantragt würde,<br />
nicht für die Tochtergesellschaften. „Damit<br />
halten die operativen Gesellschaften<br />
in Deutschland und den Niederlanden<br />
ihren Geschäftsbetrieb uneingeschränkt<br />
aufrecht und die Handlungsfähigkeit wird<br />
gesichert.“ Ziel sei es, „die Sanierung der<br />
gesamten Gruppe in Eigenverwaltung<br />
nachhaltig umzusetzen“, ließ die Beate<br />
Uhse AG verlauten.