Sachwert Magazin Ausgabe 62, Dezember 2017
WOLFGANG BOSBACH: Man sollte nicht nur meinung haben, sondern auch ahnung CLAUS VOGT: US-Wirtschaft wird weiter schön geredet
WOLFGANG BOSBACH: Man sollte nicht nur meinung haben, sondern auch ahnung
CLAUS VOGT: US-Wirtschaft wird weiter schön geredet
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Kurzmeldungen<br />
EU-Pläne: Neuverschuldung<br />
könnte dramatisch steigen<br />
Hilfe für Wirtschaftsleistungsschwache Länder<br />
Die EU-Kommission will offenbar die<br />
Maastricht-Kriterien aufweichen und<br />
damit hochverschuldeten Ländern mit<br />
einer schwachen Wirtschaftsleistung unter<br />
die Arme greifen. Gleichzeitig würde<br />
die Verschuldung dramatisch ansteigen.<br />
Medienberichten zufolge soll die Defizitgrenze<br />
von maximal drei Prozent der<br />
Wirtschaftsleistung zukünftig für die<br />
gesamte Eurozone und nicht mehr für<br />
einzelne Länder gelten. Derzeit liegt das<br />
Defizit für die gesamte Eurozone nur bei<br />
1,1 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung.<br />
Sollten die Pläne umgesetzt werden,<br />
wäre damit genug Spielraum vorhanden<br />
um die Neuverschuldung dramatisch<br />
anzuheben. Rein rechnerisch um<br />
rund 210 Milliarden Euro. Auch in den<br />
kommenden Jahren könnte die Neuverschuldung<br />
damit dramatisch ansteigen,<br />
ohne das ein Land mit Konsequenzen<br />
rechnen müsste. Davon profitieren würden<br />
in erster Linie Länder mit einer hohen<br />
Neuverschuldung wie beispielsweise<br />
Italien, Spanien und auch Frankreich.<br />
Zum Nachteil wäre die Regelung für<br />
Länder mit einer geringen oder gar keinen<br />
Neuverschuldung wie Deutschland,<br />
die Niederlande, Litauen, Zypern und<br />
Luxemburg. Die EU hat den Bericht unterdessen<br />
zurückgewiesen. Einzelheiten<br />
und weitere Infos könnten am Mittwoch<br />
folgen. Dann will EU-Chef Juncker Einzelheiten<br />
zur Vertiefung der Währungsunion<br />
vorstellen.<br />
Creditreform schlägt Alarm<br />
Warnung vor Unternehmenspleitewelle<br />
Zinsanhebung<br />
in den USA<br />
Zinsschere geht weiter<br />
auseinander<br />
Die amerikanische Notenbank Fed hat<br />
erneut an der Zinsschraube gedreht. Am<br />
Abend erhöhte sie den Leitzins zum dritten<br />
Mal in diesem Jahr um 0,25 Punkte<br />
auf jetzt 1,25 bis 1,50 Prozent. Damit<br />
setzt die Notenbank ihren Kurs der<br />
schrittweisen Normalisierung fort. Für das<br />
kommende Jahr stellt die Fed drei weitere<br />
Zinserhöhungen in Aussicht. Gleichzeitig<br />
warnte Fed-Chefin Janet Yellen aber vor<br />
einer anziehenden Inflation. Yellen leitet<br />
noch bis Ende Januar die Notenbank.<br />
Dann übernimmt der ehemalige Investmentbanker<br />
Gerome Powell das Ruder. Von<br />
ihm ist kein grundlegender Richtungswechsel<br />
zu erwarten.<br />
Mit den Zinsanhebungen geht die Schere<br />
zwischen den Zinsen in den USA und Europa<br />
weiter auseinander. Die Europäische<br />
Zentralbank EZB wird die Zinsen vermutlich<br />
bis weit ins nächste Jahr hinein nahe<br />
der Nulllinie halten, während die sie in<br />
den USA Ende 2018 vermutlich bei 2,5<br />
Prozent liegen werden. Die Leidtragenden<br />
dieser Geldpolitik sind die Sparer.<br />
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform<br />
warnt vor einer Unternehmenspleitewelle<br />
bei steigenden Zinsen. Trotz historisch<br />
niedriger Zinsen seien 15 Prozent aller<br />
deutschen Unternehmen nicht in der<br />
Lage ihre Zinsaufwendungen aus dem<br />
Tagesgeschäft zu finanzieren. Heutzutage<br />
würden viele Unternehmen nur überleben,<br />
weil die Zinskosten so niedrig seien.<br />
Sorgen bereitet den Experten die hohe<br />
und gefährliche Verschuldung. Im Durchschnitt,<br />
inbesondere beim Mittelstand,<br />
seien zwei Drittel der Vermögenswerte<br />
mit Fremdkapital finanziert.<br />
Gleichzeitig hat Creditreform auch die<br />
Zahl der Unternehmenspleiten nach Bundesländern<br />
ausgewertet. Demnach ist die<br />
Insolvenzquote in Berlin am höchsten.<br />
Auf 10.000 Unternehmen kämen 93 Insolvenzen.<br />
Dagegen gibt es die wenigsten<br />
Pleiten in Baden-Württemberg mit einer<br />
Quote von 38 auf 10.000 Unternehmen.<br />
Den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden<br />
beziffert Creditreform<br />
mit fast 27 Milliarden Euro.<br />
Bild: Depositphotos/ BeritKessler