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FINE Das Weinmagazin 04/2017

Themenschwerpunkte der 39. Ausgabe sind unter Anderem: BORDEAUX Château Palmer – ein Weingut der Kontraste TASTING Zweiunddreißig Jahrgänge Château Palmer Weitere Themen sind: KALIFORNIEN Die Kultweine des Napa Valley KALIFORNIEN Grace Family Vineyards in St Helena KALIFORNIEN Harlan Estate in Oakville KALIFORNIEN Realm Cellars am Wappo Hill AUSTRALIEN Henschke Cellars im Barossa Valley WACHAU Das Weingut Franz Hirtzberger DIE PIGOTT KOLUMNE Spanien verblüfft WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Facil in Berlin FRAUEN IM WEIN Ursula Thurner – Mittlerin zwischen Wein und Welt TASTING Ten Years After – Trockne Rieslinge von 00 RARITÄTEN Kloster Eberbach – Rares in Rot und Weiß DIE WÜRTZ KOLUMNE Die Großen Gewächse DAS GROSSE DUTZEND Moët & Chandon Grand Vintage CHAMPAGNE Genussspektakel für gereifte Roederer-Champagner TASTING Goethe-Weine im Brentanohaus GENIESSEN Wein und Salat WEIN UND ZEIT Die Weinkultur an den Höfen der Hohenzollern (II) WEINHAMMER Eine kleine Geschichte der Weinauktion WEINHAMMER Das Auktionsjahr RHEINHESSEN Johannes Hasselbach vom Weingut Gunderloch

Themenschwerpunkte der 39. Ausgabe sind unter Anderem:

BORDEAUX Château Palmer – ein Weingut der Kontraste
TASTING Zweiunddreißig Jahrgänge Château Palmer

Weitere Themen sind:

KALIFORNIEN Die Kultweine des Napa Valley
KALIFORNIEN Grace Family Vineyards in St Helena
KALIFORNIEN Harlan Estate in Oakville
KALIFORNIEN Realm Cellars am Wappo Hill
AUSTRALIEN Henschke Cellars im Barossa Valley
WACHAU Das Weingut Franz Hirtzberger
DIE PIGOTT KOLUMNE Spanien verblüfft
WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Facil in Berlin
FRAUEN IM WEIN Ursula Thurner – Mittlerin zwischen Wein und Welt
TASTING Ten Years After – Trockne Rieslinge von 00
RARITÄTEN Kloster Eberbach – Rares in Rot und Weiß
DIE WÜRTZ KOLUMNE Die Großen Gewächse
DAS GROSSE DUTZEND Moët & Chandon Grand Vintage
CHAMPAGNE Genussspektakel für gereifte Roederer-Champagner
TASTING Goethe-Weine im Brentanohaus
GENIESSEN Wein und Salat
WEIN UND ZEIT Die Weinkultur an den Höfen der Hohenzollern (II)
WEINHAMMER Eine kleine Geschichte der Weinauktion
WEINHAMMER Das Auktionsjahr
RHEINHESSEN Johannes Hasselbach vom Weingut Gunderloch

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4| <strong>2017</strong> Deutschland € 15 Österreich € 16,90 Italien € 18,50 Schweiz chf 30,00<br />

4197772 515002 <strong>04</strong><br />

CHÂTEAU PALMER<br />

EIN GLANZPUNKT DES MÉDOC<br />

Napa Valley Australien Wachau Ten Years After Rheinhessen<br />

Die Kultweine Stephen Henschke Franz Hirtzberger Riesling 2007 <strong>Das</strong> Weingut Gunderloch


Die besten<br />

Weingüter der Welt<br />

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<strong>Das</strong> Gute leben.<br />

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<strong>FINE</strong><br />

DAS WEINMAGAZIN 4|<strong>2017</strong><br />

NAPA VALLEY 12<br />

GRACE FAMILY<br />

VINEYARDS14<br />

HARLAN ESTATE 22<br />

REALM CELLARS 30<br />

ZWEIUNDDREISSIG JAHRGÄNGE<br />

CHÂTEAU PALMER 46<br />

CHÂTEAU PALMER 38<br />

HENSCHKE CELLARS 54 WEINGUT HIRTZBERGER 64 URSULA THURNER 88<br />

TEN YEARS AFTER 94<br />

GOETHE-WEINE114<br />

DIE WEINKULTUR DER<br />

HOHENZOLLERN122<br />

WEINHAMMER130<br />

GUNDERLOCH136<br />

DAS GROSSE DUTZEND106<br />

9 <strong>FINE</strong> EDITORIAL__________________ Thomas Schröder<br />

12 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Die Kultweine des Napa Valley<br />

14 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Grace Family Vineyards in St Helena<br />

22 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Harlan Estate in Oakville<br />

30 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Realm Cellars am Wappo Hill<br />

38 <strong>FINE</strong> BORDEAUX_________________ Château Palmer – ein Weingut der Kontraste<br />

46 <strong>FINE</strong> TASTING____________________ Zweiunddreißig Jahrgänge Château Palmer<br />

54 <strong>FINE</strong> AUSTRALIEN_______________ Henschke Cellars im Barossa Valley<br />

64 <strong>FINE</strong> WACHAU___________________ <strong>Das</strong> Weingut Franz Hirtzberger<br />

74 <strong>FINE</strong> DIE PIGOTT KOLUMNE_____ Spanien verblüfft<br />

78 <strong>FINE</strong> WEIN UND SPEISEN________ Jürgen Dollase im Restaurant Facil in Berlin<br />

88 <strong>FINE</strong> FRAUEN IM WEIN___________ Ursula Thurner – Mittlerin zwischen Wein und Welt<br />

94 <strong>FINE</strong> TASTING____________________ Ten Years After – Trockne Rieslinge von 2007<br />

100 <strong>FINE</strong> RARITÄTEN_________________ Kloster Eberbach – Rares in Rot und Weiß<br />

102 <strong>FINE</strong> DIE WÜRTZ KOLUMNE_____ Die Großen Gewächse<br />

106 <strong>FINE</strong> DAS GROSSE DUTZEND ___ Moët & Chandon Grand Vintage<br />

110 <strong>FINE</strong> CHAMPAGNE_______________ Genussspektakel für gereifte Roederer-Champagner<br />

114 <strong>FINE</strong> TASTING____________________ Goethe-Weine im Brentanohaus<br />

120 <strong>FINE</strong> GENIESSEN _______________ Wein und Salat<br />

122 <strong>FINE</strong> WEIN UND ZEIT_____________ Die Weinkultur an den Höfen der Hohenzollern (II)<br />

130 <strong>FINE</strong> WEINHAMMER______________ Eine kleine Geschichte der Weinauktion<br />

132 <strong>FINE</strong> WEINHAMMER______________ <strong>Das</strong> Auktionsjahr <strong>2017</strong><br />

136 <strong>FINE</strong> RHEINHESSEN_____________ Johannes Hasselbach vom Weingut Gunderloch<br />

146 <strong>FINE</strong> ABGANG___________________ Ralf Frenzel<br />

6 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Inahlt Inahlt <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 7


VEREHRTE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

wir leben in irritierenden Zeiten. Wohin wir den Blick auch wenden: Allent halben<br />

wollen uns Unruhe und Unlust anwandeln angesichts der großen Wirrnis, in die die<br />

Welt gefallen zu sein scheint. Nehmen wir allein die Wahr nehmung von Programmatik<br />

und politischer Praxis, mit der das leitende Personal der uns befreundeten<br />

Weltmacht fast täglich aufs Neue befremdet – sie könnte manchem ausreichen, sich<br />

von dem Land, das einmal als Verheißung erschienen war, abzuwenden. Dem Weinfreund<br />

sind solche Empfindungen gewiss nicht fremd. Und es ist ihm kein Trost, dass<br />

es anderswo in der Welt noch heilloser aussieht. Aber dann steigt er in seinen Weinkeller<br />

hinab, lenkt seine Schritte zu den kalifornischen Schätzen, greift nach einer<br />

Flasche oder zweien – und schon ist für den Augenblick fast alles vergeben und vergessen.<br />

Und mit der zärtlichsten Vorlust sieht er einem herrlichen Abend in Gesellschaft<br />

großer Amerikaner entgegen. Ja, der Weinkeller kann ein Ort der Befriedung<br />

und des Ausgleichs sein, ein Ort, der guter Erkenntnis förderlich ist und freundlichster<br />

Absicht. Was man wohl im Hause Trump so trinkt? Man wüsste es gar zu gern.<br />

Andere Orte kreativer Versenkung und obsessiver Entdeckerlust, in denen verborgene<br />

Schätze darauf warten, gehoben zu werden, sind die großen Archive, Staatsarchive<br />

zumeist. Zwischen den Abertausenden papierner Dokumente sitzt dort immer<br />

wieder Daniel Deckers, ein Fährtenfinder und Explorator mit einer schier unfehl baren<br />

Wünschelrute. Die einmal heiteren, ein andermal schwerwiegenden Erträge seiner<br />

archivalischen Recherchen publiziert er regelmäßig in der <strong>FINE</strong>­ Rubrik Wein und<br />

Zeit – in diesem Heft zum fünfundzwanzigsten Mal. Wie archäologische Fund stücke<br />

erhellen sie unsere Geschichte, unsere Wein geschichte. All die vergilbten Korrespondenzen,<br />

Tagebuchnotizen, Ergebenheits adressen, Bittgesuche, karto grafischen<br />

Dokumente, die alten Auktionskataloge, Menükarten, Weinlisten und Kellerbücher –<br />

klug eingeordnet, können sie uns lehren, dass Weinhistorie nicht nur einen kleinen<br />

spezifischen Ausschnitt vergangenen Lebens beleuchtet. Seine Trouvaillen spiegeln<br />

die Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Jahrhunderten, deren Kulturgeschichte<br />

in wechselnden Sitten und Gebräuchen, ihre Territorial-Verschiebungen, nicht selten<br />

gar auch Welt geschichte. <strong>Das</strong> ist nicht wenig.<br />

Daniel Deckers gebührt – um nur ein kleines Beispiel zu benennen – das Verdienst,<br />

mit dem Auffinden der »Weinbaukarte für den Nassauischen Rheingau« die<br />

älteste Lagenklassifikationskarte der Welt dem Vergessen entrissen zu haben, desgleichen<br />

die »Bodenkarte für das rheinhessische Weinbaugebiet« von 1925, und<br />

auch die vor zweihundert Jahren nach Berlin überstellten Tranchot-Karten, die<br />

als älteste topografische Zeugnisse mit der Bodennutzung erstmals auch den linksrheinischen<br />

Weinbau visualisierten. Seine journalistische Kunst belässt es aber nicht<br />

bei der staubtrocknen Präsentation der gehobenen Funde – sie folgt den Beziehungslinien<br />

in die lebendige Gegenwart und gewichtet deren Bedeutung für uns Heutige.<br />

Fünfundzwanzig Mal hat er versunkene Geschichte und Geschichten ans Tageslicht<br />

befördert – und das, so sagt er, »ist erst der Anfang gewesen«. Wir sind begierig auf<br />

das Neueste von damals – und sei es nur, um aus der Erkenntnis überstandener Verwirrungen<br />

Hoffnung für unsere Zeit zu schöpfen.<br />

Thomas Schröder<br />

Chefredakteur<br />

Editorial <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 9


Die von Winzerhand<br />

geschaffene Kulturlandschaft<br />

steht in<br />

reiz vollem Kontrast<br />

zu der noch immer<br />

ursprünglichen Natur<br />

im Napa Valley. Von den<br />

großartigen Weinen, die<br />

hier wachsen, bringen<br />

es nur die wenigsten<br />

zum Kultstatus.<br />

DIE KULTWEINE<br />

DES NAPA VALLEY<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Natürlich ist es nur ein Etikett. Für Weine<br />

aus Regionen ohne verlässliche Klassifizierungen<br />

sind alle Arten von Auszeichnungen<br />

oder Begriffen wie etwa »Kultwein« brauchbar, um<br />

besonders begehrte Flaschen zu kennzeichnen. Vor<br />

allem in Kalifornien, wo der kommerzielle Weinbau<br />

1850 zwar relativ spät, dafür mit umso größerer<br />

Dynamik begann, waren solche Labels gefragt. Als<br />

auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 zwei<br />

Dutzend kalifornische Weine Medaillen errangen,<br />

war das nicht nur wie ein Ritterschlag für Kaliforniens<br />

Spitzenweingüter, es schuf auch den ersten<br />

Nachfragesog.<br />

Doch mit der Prohibition von 1919 bis 1933<br />

war der Kult schon wieder vorbei. Zahlreiche Weingüter<br />

mussten schließen, und Wein verschwand für<br />

mehr als eine Generation aus dem Bewusstsein der<br />

Amerikaner. Immerhin hatten einige Güter überlebt,<br />

und mit dem Cabernet Sauvignon Private Reserve<br />

Georges de Latour von Beaulieu Vineyard besaß die<br />

Region tatsächlich einen ersten Kultwein avant la<br />

lettre. <strong>Das</strong> änderte sich bis in die 1960er Jahre kaum,<br />

als das Interesse für Wein merklich anzog. Etliche<br />

Quereinsteiger belebten nun das ver schlafene Tal.<br />

<strong>Das</strong> führte 1976 schließlich zu dem legendären Paris<br />

Tasting, bei dem die Crème de la Crème des französischen<br />

Weinbaus von amerikanischen Weinen<br />

in einer Blindverkostung besiegt wurde. Die beiden<br />

Gewinner, der Cabernet Sauvignon von Stag’s Leap<br />

und der Chardonnay von Chateau Montelena, gingen<br />

in die Weingeschichte ein und waren sofort Kult.<br />

Mit Opus One, dem ganz bewusst auf Kultstatus<br />

hin konzipierten Joint Venture von Robert<br />

Mondavi und Baron Philippe de Rothschild, wurde<br />

1979 die erste kalifornische Weinikone der Neuzeit<br />

geschaffen. Von Anfang an sorgte der Wein für Aufsehen:<br />

Er übersprang als erster Amerikaner die magische<br />

50-Dollar-Grenze. Die erste Kiste wurde gar<br />

Foto JOHANNES GRAU<br />

Vor knapp zwanzig Jahren wurde eine neue Generation kalifornischer Weine zum ersten Mal<br />

als Kultweine bezeichnet. Der Begriff machte Karriere, und bald galten einige Cabernets<br />

Sauvignons aus dem Napa Valley international als Superstars. Üppig, kost spielig, äußerst<br />

limitiert – und polarisierend: Die einen vergötterten, die anderen verachteten sie. Nach<br />

der Finanzkrise 2007/08 wurde ihr baldiges Ende vorhergesagt, heute brechen ihre Preise<br />

wieder Rekorde. Wie ist dieser Hype eigentlich entstanden?<br />

1981 auf der allerersten Napa-Valley­ Weinauktion<br />

für 24 000 Dollar versteigert. Weine wie Opus One<br />

oder Stags’s Leap waren allerdings stilistisch noch<br />

eng mit der Alten Welt verbunden. Dann aber wurden<br />

1982 im Pomerol unwidersteh liche Fruchtbomben<br />

erzeugt, die einem Geschmacksideal entsprachen,<br />

das als kalifornisch galt. Jung zu trinkende<br />

Weine mit hoher Traubenreife und intensiver Frucht<br />

wurden modern – und immer mehr Spitzenwinzer<br />

im Napa Valley brachen mit dem europäischen Paradigma<br />

kühl­ strukturierter, lagerbedürftiger Weine.<br />

1986 tauchte der Begriff »Kultwein« wohl<br />

zum ersten Mal auf. Allerdings nicht für kalifornische<br />

Cabernets: Jancis Robinson nannte europäische<br />

Exoten wie den Aleatico di Portoferraio<br />

von der Insel Elba oder den portugiesischen Weißwein<br />

Buçaco »Cult Wines«. Zehn Jahre später verknüpfte<br />

der »Decanter« den Begriff mit einer Bedingung,<br />

die zum wesentlichen Merkmal moderner<br />

Kultweine wurden: dass ihm Robert Parker 95 oder<br />

mehr Punkte verliehen haben müsste.<br />

Im Jahr 2000 kam der 1997er Jahrgang auf den<br />

Markt, der für Kalifornien eine Bedeutung hatte<br />

wie 1982 für Bordeaux. Robert Parker vergab<br />

beispiellos vier Mal 100 Punkte. Den eigentlichen<br />

Coup aber landete »The Wine Spectator«: <strong>Das</strong> Heft<br />

vom 30. April war mit »The Rise of California’s Cult<br />

Wines« übertitelt und stellte gleich neun »Superstars«<br />

vor. Autor James Laube gab damit dem Begriff<br />

Kultwein seine bis heute geltende Bedeutung und<br />

verknüpfte ihn unauflöslich mit Kalifornien. <strong>Das</strong><br />

schlug ein wie eine Bombe, weil es eine Entwicklung<br />

auf den Punkt brachte, die insbesondere das<br />

Napa Valley seit Anfang der 1990er Jahre völlig verändert<br />

hatte. In-and-Out-Listen wurden bis hinauf<br />

zur New York Times diskutiert – und schließlich gab<br />

es ein stilles Übereinkommen, sieben Güter zu den<br />

Kultweingütern der ersten Stunde zu zählen, allesamt<br />

aus dem Napa Valley, alle vornehmlich durch<br />

ihre Cabernet-Sauvignon-betonten Weine: Araujo,<br />

Bryant Family, Colgin Cellars, Dalla Valle, Grace<br />

Family, Harlan und Screaming Eagle.<br />

Die Weingüter selbst konnten sich mit dem<br />

Begriff nur selten anfreunden, aber es gab doch eine<br />

Reihe von Eigenschaften, die sie gemeinsam hatten:<br />

Keines war älter als zwanzig Jahre, und alle waren von<br />

Quereinsteigern gegründet worden, die Hilfe von<br />

externen Weinberatern in Anspruch nahmen. Jedes<br />

verfügte über ein herausragendes Terroir, vorwiegend<br />

in kargen Hügellagen, und die meist sehr reif geernteten<br />

und fruchtbetonten Weine, die hohe und höchste<br />

Bewertungen erfahren hatten, waren sehr limitiert<br />

und zumeist nur über Mailing­ Listen erhältlich.<br />

All dies hatte sich in den Jahren nach 1990<br />

abgespielt, als das Silicon Valley die ersten<br />

Dotcom-Milliardäre hervorbrachte und die<br />

Wirtschaft boomte. Angebot, Nachfrage und die<br />

Medien setzten eine Preisspirale in Gang, deren<br />

Ende auch heute kaum abzusehen ist. Zunächst<br />

waren die Preise auf den Mailing-Listen der Weingüter<br />

durchaus verhältnismäßig. Als aber Händler<br />

auf dem Sekundärmarkt die Weine zum Vielfachen<br />

des Einkaufspreises abgaben, mussten die Wein güter<br />

nachziehen. Hinzu kam die extreme Hausse von<br />

Bordelaiser Premier Cru Ende der neunziger Jahre.<br />

War man bei der Qualität auf Augenhöhe, musste<br />

das auch für den Preis gelten. Doch das veränderte<br />

auch die Käuferstruktur: Anwälte und Ärzte wichen<br />

Investment bankern und Börsenmaklern.<br />

Heute ist Napa Valley überzogen von einer<br />

Unmenge selbsternannter Kultweingüter. Cabernets<br />

mit drei- und vierstelligen Preisen bilden in den<br />

Weinboutiquen des Tals die Mehrzahl. Önologische<br />

Rezepte, um Weine mit mehr als 95 Punkten<br />

zu erzeugen, werden in Datenbanken dokumentiert<br />

(und entsprechend vermarktet). Kein Wunder, dass<br />

viele angesichts seelenloser Weine und über zogener<br />

Preise Napa Valley den Rücken kehren. <strong>Das</strong> ist bedauerlich,<br />

denn die großen Weine Kaliforniens gehören<br />

nicht nur zu den besten dieser Welt – sie sind<br />

wichtig. Weil man nicht über Weltklasse­ Cabernet<br />

sprechen kann, ohne die kostbare Textur und die<br />

immense Komplexität wirklich großer »Napa Cabs«<br />

genossen zu haben.<br />

12 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Napa Valley Napa Valley <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 13


DAS ERBE DES GENERALS<br />

CHÂTEAU PALMER – EIN WEINGUT DER KONTRASTE<br />

Die Herren der großen Weingüter im Bordelais folgen dem Trend zum ökologischen<br />

Weinbau nur zögernd. Doch es gibt Ausnahmen. Thomas Duroux hat<br />

den »Super second«-Cru von Château Palmer auf den Weg zur Bio dynamik<br />

geführt – den großen Rivalen Château Margaux stets entschlossen im Blick.<br />

Von CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos: JOHANNES GRAU<br />

»Ich zeige Ihnen auch den neuen Keller«, sagt Thomas Duroux, »aber da gibt<br />

es eigentlich gar nichts Besonderes.« Der dynamische Generaldirektor von<br />

Château Palmer führt mich lieber zu den Neuheiten in seinen Weinbergen und<br />

auf die nasse Weide mit den zehn schwarzbunten Kühen des Gutes. Er ist siebenundvierzig<br />

Jahre alt, ein erfahrener Önologe und Kellertechniker, der nun auch<br />

zum ganzheitlich denkenden Ökobauern geworden ist.<br />

Er führt ein Gut der Kontraste. Hinter der imposanten<br />

Fassade des Schlosses aus dem 19. Jahrhundert mit den<br />

vier Türmchen liegen keine beeindruckenden Designer­<br />

Keller. Die Schlosskulisse verstellt vielmehr den Blick auf ein<br />

eher kleines, fast dörfliches Ensemble mit flachen alten Gebäuden<br />

zwischen Blumenrabatten und Bäumen. Straßenschilder<br />

tragen die Namen ehemaliger Weinmacher und Besitzer.<br />

Die Weinlese ist auf ihrem Höhepunkt. Nach Frost im April<br />

und viel Regen im Sommer hat sich der <strong>2017</strong>er im schönen<br />

September noch zu einem »hübschen« Jahrgang ent wickelt.<br />

Thomas Duroux steht in Jeans und hellblauem Hemd auf dem<br />

Hof – kurzer Haarschnitt, knapper Bartwuchs und runde Brille –<br />

und ist konzentriert bei der Sache. Seine Familie kommt aus<br />

Nordfrankreich, seine Mutter aus Modena in Italien. Mit dem<br />

Motorrad pendelt er täglich nach Bordeaux zu seiner aus den<br />

Vereinigten Staaten stammenden Frau und den beiden Töchtern.<br />

Er hat hier Önologie studiert, arbeitete danach in verschiedenen<br />

Ländern und zuletzt bei der Tenuta dell’Ornellaia<br />

in der Toskana, bis ihm 20<strong>04</strong> die Leitung von Château Palmer<br />

in Cantenac übertragen wurde.<br />

<strong>Das</strong> Gut umfasst sechsundsechzig Hektar Weinberge, ein<br />

Mosaik unterschiedlich kiesiger Böden, überwiegend auf der<br />

Anhöhe rund um das Schloss gelegen. Der Blick reicht am<br />

38 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Bordeaux Bordeaux <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 39


DAS WEINGUT FRANZ HIRTZBERGER<br />

IN DER WACHAU<br />

DIE KUNST<br />

DER BALANCE<br />

Von TILL EHRLICH<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

<strong>Das</strong> Weinhaus der Hirtzbergers in Spitz ist ein verwinkeltes Gemäuer aus dem 14. Jahrhundert<br />

mit einem Arkadenhof, in dem Schwalben ihr Nest gebaut haben. Die Zeitläufte<br />

haben an dem gepflegten Bauwerk ihre Spuren hinterlassen, sein mittelalterlicher Kern<br />

ist sichtbar. In der Familie ist es Tradition, dass die Erstgeborenen Söhne Franz heißen<br />

und das Gut führen. Ich bin mit Franz Hirtzberger dem Jüngeren verabredet. Doch jetzt<br />

tritt sein Vater ( Jahrgang 1950) aus dem Halbdunkel eines Nebenraums in den lichtdurchfluteten<br />

Arkadenhof und strahlt. Den Senior umgibt der Nimbus eines Starwinzers.<br />

Er gilt als Doyen des Wachauer Spitzenweinbaus.<br />

Hundert Prozent Grüner Veltliner: Wo<br />

Honivogl draufsteht, ist Spitzenwein drin.<br />

Im Keller beschriftet Franz Hirtzberger<br />

junior ein Fass mit dem Jahrgang 2016.<br />

64 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Wachau Wachau <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 65


FRAUEN IM WEIN XXXII<br />

In Erwartung nur des Besten: Im Florenzer<br />

Weinrestaurant Piazza del Vino empfängt<br />

Ursula Thurner an den Tischen vor den<br />

privaten Weinsafes gern Kunden und Gäste –<br />

kulinarisch wie geschäftlich schätzt sie dabei<br />

ehrliche Arbeit und höchste Qualität.<br />

URSULA<br />

THURNER<br />

Mittlerin<br />

zwischen<br />

Winzer,<br />

Wein<br />

und Welt<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos RUI CAMILO<br />

Ursula Thurner ist hin- und hergerissen. Sie ist<br />

PR-Profi und bewegt sich stilsicher und eloquent<br />

auf dem öffentlichen Parkett. Ihr kann niemand so<br />

schnell etwas vormachen. Zu ihrer namhaften Klientel<br />

zählen Weingüter wie Ornellaia, Masseto, Tenuta<br />

San Leonardo und Luce della Vite. Normalerweise<br />

steht sie als Schaltzentrale und Vermittlerin zwischen<br />

Winzern und Journalisten. Aber jetzt soll sie in eine<br />

Rolle schlüpfen, die ihr unvertraut ist: Für dieses<br />

Porträt soll sie im Mittelpunkt stehen und ihre eigene<br />

Geschichte erzählen. Ursula Thurner, Jahrgang 1964,<br />

weiß noch nicht, was sie von diesem Rollentausch<br />

halten soll. Natürlich fühle sie sich geehrt. »Aber«,<br />

fragt sie, »bin ich so wichtig, dass man mich interviewen<br />

muss?« Dabei ist so viel Bescheidenheit nicht<br />

angebracht: Die Österreicherin hat in Florenz mit<br />

Thurner PR eine international agierende Institution<br />

für Wein aufgebaut, die in diesem Jahr ihr zwanzigjähriges<br />

Jubiläum feiert. Wenn das nicht Grund genug<br />

ist, diese leidenschaftliche und charismatische Frau<br />

im Wein zu porträtieren.<br />

In Florenz hat der Sommer beschlossen, sich auch im Oktober<br />

noch zu behaupten. Noch spielt sich das Leben sonnenbeschwingt<br />

im Freien ab, auf den Straßen und Plätzen der<br />

toskanischen Hauptstadt. Ursula Thurner ist unterwegs zur Via<br />

Lungo l’Affrico im Süden von Florenz; im ersten Stock eines<br />

1910 erbauten Palazzo arbeiten neben der Chefin noch sechs<br />

Frauen: Antonella, Lucia, Martina, Paola, Serena und Susanna.<br />

An den Schreibtischen wird auf allen Kanälen und auf Italienisch,<br />

Englisch und Deutsch kommuniziert, es wird telefoniert,<br />

getextet und getwittert. In den hohen und hellen Räumen ist<br />

die energiegeladene Stimmung zu spüren, die entsteht, wenn<br />

ein eingeschworenes Team gemeinsame Ziele verfolgt. <strong>Das</strong>s<br />

es ausschließlich aus Frauen besteht, folge keiner bewussten<br />

88 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Frauen im Wein Frauen im Wein <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 89


JAHRE<br />

1927 // <strong>2017</strong><br />

90 JAHRE ERHOLUNGSERLEBNISSE DER EXTRAKLASSE<br />

H O T E L<br />

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DAS GROSSE DUTZEND<br />

MOËT & CHANDON GRAND VINTAGE<br />

Von KRISTINE BÄDER<br />

Fotos GUIDO BITTNER<br />

106 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 107


WEIN UND ZEIT XXV<br />

berg angewendet werden konnte. Und bis man aus<br />

Erfahrung wusste, wie das Pilzbekämpfungsmittel<br />

korrekt zu dosieren und wie oft anzuwenden war,<br />

vergingen noch mehr Jahre.<br />

Doch woher kamen dann die einfachen Médocs<br />

und die Grands Crus in dieser existenzbedrohenden<br />

Zwischenzeit? Die Nachfrage<br />

nach französischen Rotweinen, so ist angesichts<br />

der Weininventarlisten, Menü karten und Korrespondenzen<br />

aus dieser Zeit zu vermuten, blieb nicht<br />

nur hoch – in den 1880er und 1890er Jahren war sie<br />

womöglich höher denn je. Eine lange Phase des<br />

Friedens, des Freihandels und des zunehmen den<br />

Wohlstands breiter Bevölkerungsgruppen schlug<br />

sich nicht zuletzt in einem rapiden Anstieg des Weinkonsums<br />

nieder. <strong>Das</strong> Angebot hielt Schritt – doch<br />

um einen fatalen Preis.<br />

Welche Weine welcher Herkunft über wie lange<br />

Zeit miteinander verschnitten wurden, damit die<br />

Borde laiser Négociants »lieferfähig« blieben, dürfte<br />

zu den bis heute am besten gehüteten Geheimnissen<br />

der Region zählen. Fest steht nach zeit genössischen<br />

Berichten nur so viel: Nicht nur die Rioja erlebte als<br />

Folge der Reblausseuche in Frankreich einen gigantischen<br />

Aufschwung. Auch Rotweine aus Nordafrika,<br />

Italien und Ungarn dienten hier wie überall jahre-,<br />

wenn nicht jahrzehntelang dazu, den Anschein der<br />

Kontinuität aufrechtzuerhalten. Niemals zuvor und<br />

niemals wieder danach waren so viele »Fake«-Weine<br />

auf dem Markt wie Ende des 19. Jahrhunderts. Und<br />

niemals sank das Vertrauen in die Integrität der Weinhänder<br />

schneller als in jener Zeit. Doch auch hier galt<br />

lange »mundus vult decipi, ergo decipiatur« (Die<br />

Welt will betrogen werden. Also wird sie betrogen).<br />

<strong>Das</strong>s die geschmacklichen Veränderungen, die<br />

mit diesen Praktiken zwangsläufig einhergingen,<br />

in Berlin oder Potsdam von niemandem bemerkt<br />

worden wären, ist kaum anzunehmen. Doch wie<br />

das Auftreten des Echten Mehltaus scheinen auch<br />

Reblaus und Peronospora und deren oft existenzbedrohende<br />

Folgen an der wilhelminischen Weinkultur<br />

spurlos vorübergegangen zu sein. Anzahl und<br />

Mengen der Crus Classés variieren über die letzten<br />

Jahre des Kaiserreichs nur marginal.<br />

Es wäre jedoch voreilig, aus dieser in jeder Hinsicht<br />

erstaunlichen Wertstabilität den Schluss zu ziehen,<br />

französische Weine hätten am Hof der Hohenzollern<br />

überhaupt keine Opposition zu fürchten<br />

gehabt. In den Akten hat sich ein Schreiben vom 18.<br />

September 1907 erhalten, in dem Kaiserin Auguste<br />

Victoria das »Oberhofmarschallamt Seiner Majestät<br />

des Kaisers und Königs« in harschem Ton dafür<br />

tadeln lässt, den Bediensteten als Gratifikation am<br />

Sedan-Tag jenes Jahres französischen Schaumwein<br />

ausgehändigt zu haben anstatt deutschen. »Ihre<br />

Majestät die Kaiserin und Königin lassen bitten, in<br />

den Fällen, in welchen Ihre Majestät den Wunsch<br />

aussprechen, dass auf Allerhöchstderen Kosten der<br />

Diener schaft Wein (Champagner) verabfolgt wird,<br />

Für Seine Majestät ein 1905er Assmannshäuser:<br />

Tageszettel der Hofkellerei für das Große Hauptquartier<br />

am 14. August 1918.<br />

nicht, wie am 2. d. Monats, französischer Sekt genommen<br />

werde, sondern deutsche Schaumweine, wie sie<br />

an der Kaiserlichen Tafel gereicht werden.«<br />

Hat am Ende doch der »heilige Hass« über den<br />

»welschen Dunst« obsiegt? Die Akten der Hofkellerei<br />

geben darüber nach einer ersten Durchsicht<br />

keine erschöpfende Auskunft. Nur so viel ist gewiss:<br />

Niemals, nicht einmal in den letzten Kriegswochen<br />

des Jahres 1918, verschwanden französische Rot- und<br />

Schaumweine gänzlich von der kaiserlichen Tafel. In<br />

der schmalen Akte mit dem Titel »Spa, Besuch des<br />

Kaisers von Österreich im großen Haupt quartier im<br />

August 1918« hat sich außer einer Sitzordnung für<br />

die Königliche Abendtafel am 14. August auch der<br />

»Tageszettel der Hof-Kellerei« erhalten.<br />

Wie an jedem Tag, wurde auch diesem an<br />

»Seine Majestät« eine Flasche 1905er<br />

Assmannshäuser ausgeben. An Weißweinen<br />

wurden insgesamt neun Flaschen 19<strong>04</strong>er<br />

Schloss Vollrads und vierzehn eines namenlosen<br />

Moselweins ausgeschenkt. Grands Crus kamen an<br />

diesem Tag nicht auf den Tisch. Als die Deutschen<br />

in den Wochen zuvor unter sich waren, hatte man<br />

noch 1899er Pichon Longueville, wahlweise 1899er<br />

Margaux genossen. Doch der einfache französische<br />

Rotwein namens Médoc (zehn Flaschen) durfte<br />

ebenso wenig fehlen wie Champagner: Bei sechzehn<br />

Bouteillen Heidsieck und Co. reifte zwischen<br />

Kaiser Wilhelm II. und den Mitgliedern der Obersten<br />

Heeresleitung auf der einen Seite sowie Kaiser Karl<br />

I. und seiner Entourage auf der anderen womöglich<br />

die Einsicht, dass es in diesem Krieg nichts mehr zu<br />

gewinnen gab. Drei Monate später waren die beiden<br />

Kaiser und mit ihnen die höfische Weinkultur des<br />

langen 19. Jahrhunderts Geschichte.<br />

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Abbildung: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz/Brandenburgisch-Preußisches Hausarchiv<br />

128 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Wein und Zeit


WISSBEGIER<br />

UND<br />

JOHANNES HASSELBACH VOM<br />

WEINGUT GUNDERLOCH HAT<br />

SEINE BERUFUNG ENTDECKT<br />

WAGEMUT<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos CHRISTOF HERDT<br />

Mancher Lebensentwurf muss erst auf den Kopf gestellt werden, bevor das eigentliche Talent<br />

zum Vorschein kommt: Hätte man Johannes Hasselbach vor wenigen Jahren prophezeit, dass er<br />

bald zu den aufsehenerregendsten Winzern in Rheinhessen zählen werde, dann hätte er belustigt<br />

abgewinkt. Hasselbach, Jahrgang 1979, wollte sein Geld als Wirtschaftsprüfer verdienen, seine<br />

Schwester Stefanie sollte das Weingut Gunderloch in Nackenheim übernehmen. »Ich habe wenig<br />

Druck gespürt, Winzer zu werden«, sagt er, der sich inzwischen als »Spätberufener« zur Weinbranche<br />

zählt. Es ist gerade mal vier Jahre her, dass er 2013 seinen ersten Jahrgang auf die Flasche<br />

brachte. Was sich seitdem in Nackenheim ereignet, ist auch in der umtriebigen Weinszene ungewöhnlich:<br />

Johannes Hasselbach gehört mit seinem eigenständigen Denken zu den ideen reichsten<br />

Kräften am Roten Hang. Mit Winzern wie Kai Schätzel und dem Winzerpaar Hans-Oliver und<br />

Carolin Spanier hat er dort eine neue Kategorie von trocknem Riesling definiert, der weit über<br />

Deutschland hinaus für Aufsehen sorgt.<br />

136 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Rheinhessen Rheinhessen <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> 137


<strong>FINE</strong>ABGANG<br />

Rare Champagne<br />

Vintage 2002<br />

awarded withCHAMPION<br />

OF CHAMPIONS<br />

TROPHY <strong>2017</strong><br />

BY THE INTERNATIONAL WINE CHALLENGE<br />

AUF DEN PUNKT<br />

Ist die aktuelle Form der Weinbewertung nicht längst überholt? Wäre eine<br />

reine Weinbeschreibung nicht hilfreicher, um dem mündigen Genießer eine<br />

eigene Einordnung zuzugestehen? Diese Fragen haben wir in der letzten Ausgabe<br />

gestellt und Sie, liebe Leser, um Stellungnahme gebeten. Zahlreiche Mails<br />

erreichten uns, und wir waren positiv überrascht über diese Reaktion. Neben<br />

kritischen Meinungen zu Weinbewertungen im Allgemeinen gab es auch Rückmeldungen<br />

zu den Punkten, die <strong>FINE</strong> an verkostete Weine vergibt. »Zu hoch«,<br />

»zu positiv«, war da häufig zu lesen. Diese Wahrnehmung können wir nachvollziehen.<br />

Der Grund dafür liegt aber darin, dass in der Regel Weine, die unserem<br />

Anspruch nicht gerecht werden, gar nicht erst den Sprung in unser Heft schaffen.<br />

Doch zugleich wurde der Wunsch nach Orientierung deutlich. »Einer Weinbeschreibung<br />

ohne Punktebewertung fehlt das Ergebnis«, heißt es da in einer<br />

Mail. Und es folgt ein Vergleich aus dem Sport: Einem Fußballspiel ohne Tore<br />

fehle einfach die Würze.<br />

Wir nehmen diesen Ball gern auf. Weil wir Weinjournalismus nicht als Selbstzweck<br />

verstehen, sondern immer auch einen kritischen Blick auf die Weinwelt<br />

werfen. Mit Freude haben wir zur Kenntnis genommen, dass <strong>FINE</strong>-Leser unsere<br />

Weinbewertungen auch kritisch hinterfragen. Deshalb werden wir auch weiterhin<br />

nach bestem Wissen und Gewissen Weine beschreiben und mit Punkten<br />

bewerten. Und manchmal eben auch nicht. Dann nämlich, wenn sie dem Wein<br />

einfach nicht gerecht würden.<br />

Ralf Frenzel<br />

Herausgeber<br />

146 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2017</strong> Abgang<br />

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