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Leseprobe AiB 12_2017

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aktuelles<br />

Keine Chance für Betriebsrats-Mobbing<br />

<strong>AiB</strong> <strong>12</strong> | <strong>2017</strong><br />

Keine Chance für<br />

Betriebsrats-Mobbing<br />

betriebsratsbehinderung Die Zahl der Fälle, in denen Unter nehmen<br />

gegen Beschäftigte und Betriebsräte vorgehen, nimmt zu. Das ist illegal.<br />

Einschlägige Rechtsanwaltskanzleien und Detekteien verdienen<br />

mit Bossing und Union Busting viel Geld. Die DGB- Gewerkschaften<br />

fordern bessere Gesetze und konsequente Strafverfolgung.<br />

VON KLAUS HEIMANN<br />

Der Fall aus Neumünster beweist: Die Wahl<br />

des Betriebsrats oder die ungehinderte Arbeit<br />

der Interessenvertretung ist keineswegs<br />

in allen Betrieben eine demokratische Selbstdarum<br />

geht es<br />

1. Bossing und Union<br />

Busting sind auch in<br />

Deutschland als Werkzeuge<br />

zur Betriebsratsbehinderung<br />

Praxis.<br />

2. Betriebsrats wahlen<br />

und die Arbeit der<br />

Betriebs räte brauchen<br />

einen wirksamen und besseren<br />

rechtlichen Schutz.<br />

3. Bei Gesetzesverstößen<br />

muss es eine nachhaltige<br />

Strafverfolgung geben.<br />

Sven Kronfeld ist schon lange im Geschäft<br />

und zwar viele Jahre als Betriebsratsvorsitzender<br />

bei der Daimler<br />

Niederlassung im schleswig-holsteinischen<br />

Neumünster. Auch nach Verkauf an<br />

die Süverkrüp Automobile GmbH kämpft der<br />

Autoverkäufer für die Einhaltung der Betriebsverfassung<br />

und von Tarifverträgen. Jetzt geht<br />

es um die Neuwahl des Betriebsrats und da<br />

gab es viel Ärger. Das Autohaus weigert sich,<br />

die dafür erforderlichen Unterlagen herauszugeben.<br />

Kronfeld will faire Betriebsratswahlen<br />

an allen Standorten. Das passte der Süverkrüp-Geschäftsführung<br />

nicht. Der betriebliche<br />

Wahlvorstand hatte keine andere Möglichkeit,<br />

als die Mitarbeiterlisten für alle fünf Standorte<br />

vor dem Arbeitsgericht einzuklagen. Süverkrüp<br />

Automobile wirft Kronfeld vor, dabei<br />

Falschaussagen über die Führungsstruktur des<br />

Betriebes gemacht zu haben. Das Automobilhaus<br />

wollte deshalb dem Betriebsratsvorsitzenden<br />

fristlos kündigen.<br />

Einschüchtern durch Kündigung<br />

Die IG Metall Kiel-Neumünster machte öffentlich<br />

Druck gegen die geplante Kündigung<br />

und rief zur Solidaritätskundgebung auf. Gewerkschaftssekretär<br />

Steffen Kreisl: »Die Kündigung<br />

ist reine Einschüchterungstaktik. Wer<br />

seine Meinung sagt, ist für Süverkrüp unbequem<br />

und soll weg. Das ist ein Angriff auf die<br />

Mitbestimmung.« Die Solidaritätskundgebung<br />

brauchte dann doch nicht stattzufinden: Die<br />

Geschäftsführung lenkte ein und nahm die<br />

geplante Kündigung vom Tisch. Und vor dem<br />

Arbeitsgericht hatte das Autohaus auch keinen<br />

Erfolg: Der Richter entschied, der Wahlvorstand<br />

erhält – zur Einleitung von Betriebsratswahlen<br />

– von der Geschäftsführung, die Mitarbeiterlisten<br />

an allen fünf Standorten.<br />

Kampf gegen Betriebsräte<br />

gut zu wissen<br />

Warum sind Arbeitgeber gegen<br />

Mitbestimmung?<br />

· Befürchtung und Erwartung von Mehrkosten<br />

(Entgelt, Urlaub, Sozialplan)<br />

· Abwehr der Gewerkschaften, da man keine<br />

Tarifbindung will. Mit der BR-Wahl erhält<br />

die Gewerkschaft Zugang in den Betrieb<br />

· Mitbestimmung verändert Organisationsund<br />

Entscheidungsstrukturen, die die »unternehmerische<br />

Freiheit« einschränken<br />

· Unkenntnis über die Vorteile der Mitbestimmung<br />

· Mitbestimmung hat eine negative Begleitvorstellung<br />

· Ablehnendes politisches Klima in<br />

der Öffentlichkeit<br />

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