06.12.2017 Aufrufe

audimax 1/2018: Dein Hochschulmagazin

Visions for tomorrow: Zukunft denken. Innovation gestalten. Weitere Themen im Heft: Generation Yolo - dreh die Musik lauter & Partytrends im Check, die Jungs von Jamaram beweisen Mut zur Lücke uvm.

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INTERNATIONAL<br />

<strong>audimax</strong>-Serie<br />

Das Leben<br />

anderswo<br />

Jonas geht an Bord der MS Deutschland.<br />

Das Anderswo<br />

Einmal um die Welt: Das<br />

Semester at Sea führte Jonas<br />

von Deutschland aus in vier<br />

Monaten in zehn Länder auf<br />

drei Kontinenten. Während<br />

seines Aufenthaltes auf der<br />

schwimmenden Uni machte<br />

er Halt in den USA, auf Hawaii,<br />

in Japan, China, Vietnam,<br />

Myanmar, Indien, Südafrika,<br />

Ghana und Marokko.<br />

LUST AUF MEER<br />

STUDIEREN AUF HOHER SEE – JONAS VERBAND<br />

BEIM SEMESTER AT SEA REISEN MIT STUDIEREN<br />

S tarker Wind, leichter Seegang und der Blick auf das weite<br />

Meer. Ich sitze draußen, zusammen mit ein paar Studenten<br />

und Professoren an einem Tisch und genieße<br />

unter strahlender Sonne mein Mittagessen. Wir reden über<br />

die letzte Unterrichtsstunde, in der wir uns auf den nächsten<br />

Stop Japan vorbereitet haben. Was ich hier mache? Ich studiere<br />

für knapp vier Monate auf einer schwimmenden Universität,<br />

der MS Deutschland, in Deutschland noch bekannt<br />

als das Traumschiff. Im Semester at Sea (SAS) reisen wir auf<br />

diesem Schiff um die Welt und studieren dabei mit circa 600<br />

Studenten aus unterschiedlichsten Nationen.<br />

Meine Motivation für das Semester: Abwechslung zu meinem<br />

Universitätsalltag in Deutschland und vertieftes Erkennen<br />

und Begreifen einer globalen Perspektive. Der stressige<br />

Unialltag hatte mich zum Bulimielernen gezwungen, meine<br />

Lust am Lernen war zerstört. Wofür will ich als Informatikstudent<br />

eigentlich später mein Wissen überhaupt anwenden?<br />

Gespräche mit elf Deutschen, die das SAS-Abenteuer<br />

schon hinter sich hatten, gaben mir den Anstoß, mein Studium<br />

zu verlängern und den Bewerbungsprozess zu starten.<br />

Der Aufwand lohnt sich<br />

Das Ganze zu realisieren, war natürlich auch mit Aufwand<br />

verbunden. Weniger für die Teilnahme am Programm selbst,<br />

aber dafür umso mehr bei den Bewerbungen um die nötigen<br />

Stipendien. Der Programmpreis von mindestens 24.000 US-<br />

Dollar ist zumindest anteilig finanzierbar durch Stipendien<br />

von SAS und der Begabtenförderungswerke, das Promos Stipendium<br />

und Auslands-BAföG. Auch wenn ich selber ein<br />

paar Tausend Euro zur Finanzierung beigetragen habe, kann<br />

ich im Rückblick nur sagen: Es lohnt sich!<br />

Bereits der Beginn der Schiffsreise<br />

war mit ausgesprochen vielen neuen<br />

Eindrücken gefüllt. Jeden Tag, zum<br />

Beispiel beim gemeinsamen Essen,<br />

lernte ich neue nette und interessante<br />

Mittagessen auf dem Sonnendeck.<br />

Mitstudenten und Professoren kennen. Dabei zeigte sich ein<br />

starker amerikanischer Einfluss – nicht nur durch die schein-<br />

bar obligatorische Erdnussbutter zu jeder Mahlzeit. Durch<br />

die offene amerikanische Art der Kommunikation fühlte ich<br />

mich schnell wohl. Geradezu selbstverständlich fragten<br />

mich bisher unbekannte Mitreisende zu jeder Begrüßung,<br />

wie es mir geht. Erst mit der Zeit wurde mir klar, dass das tägliche<br />

»How are you« nicht unbedingt eine ernstgemeinte Frage,<br />

sondern eher eine Floskel zur Begrüßung darstellt, die<br />

man nicht mit »I feel bad« beantworten sollte. Intensivere<br />

Kontakte hatte ich dann vor allem mit den nicht-amerikanischen<br />

Studenten, die aus über 60 Ländern kamen.<br />

Abseits der klassischen Wege<br />

Ich belegte Kurse wie Leadership and Organizational Behaviour<br />

und verglich, wie der Führungsstil von Land zu Land variiert.<br />

Interkulturell angelegt sind alle Kurse unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen bei SAS. Mein Bewusstsein für die<br />

Privilegien in Deutschland schärfte sich durch lebensnahe<br />

Eindrücke in den jeweiligen Ländern: Ob es die Umweltverschmutzung<br />

in China, das fehlende Sozialsystem in Vietnam<br />

oder der Mangel an sauberem Trinkwasser in Ghana war –<br />

mir wurde klar, auch hierfür trage ich eine globale (Mit-)Verantwortung.<br />

Durch den tiefen Einblick in andere Kulturen, Perspektiven<br />

und Lebensentwürfe erkannte ich, wie feste Regeln und<br />

Strukturen in Deutschland auch Chancen und Talente einengen<br />

können. Der Sinn des Lebens verbunden mit persönlichem<br />

Glück lässt sich über so viele Optionen auf der Welt<br />

finden, nicht nur über den klassischen Weg von Abitur, Studium<br />

und Job. Dabei bietet der Schiffsaufenthalt auch Gestaltungschancen<br />

über das Studium hinaus. So wurde jeder Student<br />

ermuntert, einen Studentenclub zu gründen. Clubs wie<br />

den Sustainability Club oder den Business Club, der zum<br />

Beispiel mit Professoren des Schiffs ein Training für Bewer-<br />

bungsgespräche organisierte, waren für mich besonders auf-<br />

schlussreich.<br />

Text und Fotos: Jonas Pohlmann Illustration: © perori, jan stopka/Fotolia<br />

Einer von vielen Sonnenaufgängen als Belohnung für das frühe Aufstehen.<br />

08<br />

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