PORTRAIT EINER VIELSPIELERIN «TURNIERE SPIELEN IST WIE EINE SUCHT» Die Zürcherin Anette Heimbs bestreitet beinahe jedes Wochenende ein <strong>Tennis</strong>turnier. Das Aussergewöhnliche daran: Sie ist in keinem Verein, spielt weder Interclub noch sonst viel <strong>Tennis</strong>. Die Motivation findet sie vor allem im Spass, den sie beim Turnierspielen erlebt. Dass Anette Heimbs oft als ungewöhnliche <strong>Tennis</strong>spielerin bezeichnet wird, liegt nicht an ihrer Spielweise, sondern eher an der Art ihres unermüdlichen Einsatzes. Sie bestreitet fast jedes Wochenende ein <strong>Tennis</strong>turnier. Innerhalb des vergangenen Jahres kommt sie so auf über 51 Spiele. Ausserhalb der Turniere spielt sie hingegen kaum <strong>Tennis</strong>: «Es macht mir einfach am meisten Spass, bei einem Wettkampf zu spielen», sagt sie. Zudem spiele sie lieber indoor statt unter freiem Himmel. So stehe sie auch hauptsächlich im Winter auf dem Court, während sie im Sommer meist anderen Outdoor- Aktivitäten nachgehe. NIEMANDEM EINEN SIEG SCHULDIG Die Person auf der anderen Seite betrachte Anette Heimbs oft gar nicht als Gegnerin, sondern eher als Partnerin für ein gutes Spiel: «Klar möchte ich gewinnen. Aber es stört mich nicht besonders, wenn ich eine Partie verliere. Ich gehe vor allem auf den Court, um Spass zu haben», sagt sie. «Da ist es praktisch, dass ich in keinem Verein bin – es gibt niemanden, dem ich einen Sieg schuldig bin.» Bereits im Alter von sechs Jahren begann Anette Heimbs, <strong>Tennis</strong> zu spielen. Nach vielen Jahren, in denen sie mit Begeisterung trainierte, fand sie den Sport im jugendlichen Alter plötzlich «total uncool» – und hörte damit auf. Erst nach zwanzig langen Jahren packte sie die Lust wieder, regelmässig der gelben Filzkugel hinterherzujagen. «Kann ich es noch? Und macht es noch Spass?», waren Fragen, die sie sich stellte. Für die Saison 2015/16 erwarb sie schliesslich eine Swiss-<strong>Tennis</strong>-Einzellizenz und spielte sich seither von R9 zu R5 hoch. «Heute kann ich beide Fragen mit einem deutlichen ‹Ja› beantworten», stellt sie fest. ANETTE HEIMBS Wohnort <strong>Zürich</strong> Jahrgang 1977 (Kategorie 40+) Aktuelle Klassierung R5 Anzahl Spiele in laufender Periode 51 Matches AUCH DIE SOZIALE KOMPONENTE FEHLT NICHT Unter der Woche ist Anette Heimbs mit der Arbeit für ein Medienunternehmen voll ausgelastet. Mindestens ein Tag pro Wochenende gehört in der Regel aber dem <strong>Tennis</strong>. In den letzten beiden Wintern hat sie fast jedes Wochenende an einem Turnier teilgenommen. «Es wurde fast zu einer Sucht», sagt sie. Sie geniesse die Action auf dem Court, aber auch die Geselligkeit danach. «Beim Women’s Grand Prix treffe ich häufig die gleichen Frauen, so hat sich eine schöne Gemeinschaft gebildet», sagt sie. Bei Turnieren erlebe sie oft eine soziale Komponente, wie sie sie in einem <strong>Tennis</strong>verein nicht schöner haben könne, sagt sie. Sie sei auch gar nicht interessiert an einer Vereinsmitgliedschaft, sondern möchte eine möglichst hohe Unabhängigkeit bewahren, sagt Anette Heimbs. «Trotzdem fühle ich mich jedes Mal sehr geehrt, wenn ich gefragt werde, ob ich ein Interclub-Team unterstützen möchte.» OHNE GROSSE VORBEREITUNG ANS TURNIER In ihrem «Turnierleben» hat Anette Heimbs auf diese Weise bereits vielerlei Erfahrungen gesammelt: etwa bei einem vierstündigen Match, bei dem beide Spielerinnen sich am Ende des Spiels kaum noch auf den Beinen halten konnten, oder bei einem hauchdünnen Sieg gegen eine Neunjährige, die eine Profikarriere anstrebt. Am wenigsten möge sie es, wenn sie auf eine zu ehrgeizige Jugendliche treffe. Die Atmosphäre der Begegnung sei dann schnell zu verbissen. Früher habe sie nach der Turnier-Auslosung oft die Resultate ihrer nächsten Gegnerinnen studiert. «Inzwischen kümmere ich mich nur noch um die Planung meiner Anreise und lasse alles andere einfach auf mich zukommen», sagt sie. Wenn es passe, dann feiere sie auch gerne mit ihren Gegnerinnen nach Spielschluss: «Da gab es durchaus schon mal mehr als nur ein Glas Sekt nach einem schönen Turnier», sagt Anette Heimbs. Im Moment könne sie sich keinen Grund vorstellen, warum sie ihre Turniersucht ablegen sollte. Sie freue sich schon besonders auf den nächsten <strong>Tennis</strong>winter. «Aber wer weiss, vielleicht spiele ich ja tatsächlich diesen Sommer bereits etwas häufiger.» (fw) 30/31
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