PVW Dezember 17
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3 aktuelles<br />
me Integration durch Bildung. Arbeiterbildungsvereine<br />
führten die „Fremden“<br />
in die Mitte der Gesellschaft – und jeder<br />
Gemeindebau war ein Kulturzentrum.<br />
Die Lösung für die Genossen heißt: „Die<br />
eigene Geschichte kopieren!“ Die Menschen<br />
werden folgen, denn in jedem von<br />
uns steckt mehr vom Gemeinschaftswesen<br />
als von der Ich-AG. Dies sieht auch<br />
Norbert Schnedl beim Erfolgskonzept<br />
Sozialpartnerschaft so. Der schwarze<br />
Chef der Beamtengewerkschaft: „Konflikte<br />
werden nicht im Wege der bedingungslosen<br />
Konfrontation, sondern am<br />
Verhandlungstisch ausgetragen. Diese<br />
Vorgangsweise hat Österreich zu einem<br />
der reichsten Länder der Welt gemacht.“<br />
Die vielen Farben der<br />
Bildungspolitik<br />
Susanne Wiesinger<br />
Wie viele Pflichtschulen in Wien<br />
war auch unsere Schule an einem<br />
Wochenende auf einer zweitägigen<br />
SCHILF-Veranstaltung.<br />
In Arbeitsgruppen und vielen Gesprächen<br />
in Groß-und Kleingruppen<br />
wurden zahlreiche Ideen entwickelt,<br />
wie unsere SchülerInnen motiviert<br />
und ihre Bildungschancen verbessert<br />
werden können.<br />
Alles unter der Berücksichtigung der<br />
derzeitigen Rahmenbedingungen.<br />
Einiges davon werden wir umsetzen,<br />
einiges wird wieder verworfen<br />
werden. Wie es eben im Verlauf der<br />
Schulentwicklung an vielen Standorten<br />
passiert.<br />
Während eines Gesprächs kam uns<br />
die Idee wie so ein SCHILF- Seminar<br />
mit verantwortlichen PolitikerInnen<br />
verlaufen könnte. Ich möchte diesen<br />
Gedanken hier weiterspinnen.<br />
Seit Jahrzehnten wird Bildungspolitik<br />
ausschließlich parteipolitisch gestaltet.<br />
Partei A sagt „Himmelblau“, also<br />
muss Partei B „Dunkelblau“ entgegnen.<br />
Partei C findet „Braun“ passend<br />
und Partei D ist eher für „Rosa“.<br />
Es ist dringend an der Zeit, dieses<br />
parteipolitische Hickhack aufzugeben.<br />
Karin Medits-Steiner<br />
für sie gecheckt<br />
Bereinigung der Erlassregistratur<br />
Der Stadtschulrat<br />
für Wien hat mehr<br />
als 500 nicht mehr<br />
aktuelle Erlässe aus<br />
der Erlassregistratur<br />
gestrichen und ist<br />
damit einer Forderung<br />
der Personalvertretung<br />
nachgekommen.<br />
Damit werden die<br />
Schulen von unnötiger<br />
Bürokratie entlastet.<br />
„Linksliberale“ sollten einsehen,<br />
dass Eltern wieder mehr in die Pflicht<br />
genommen werden müssen. Grobe<br />
Vernachlässigung, die Kindern<br />
jegliche Chance auf Bildung nimmt,<br />
muss Konsequenzen haben. Inklusion<br />
ist nicht für jedes Kind sinnvoll.<br />
Unterricht in speziellen Klassen für<br />
Kinder mit besonderen Bedürfnissen<br />
ist nicht von vornherein diskriminierend<br />
sondern manchmal durchaus<br />
sinnvoll.<br />
„Rechtskonservative“ sollten erkennen,<br />
dass die frühe Selektion<br />
die Bildungschancen vieler unserer<br />
SchülerInnen verringert. Eine gemeinsame<br />
Schule entspricht den<br />
Anforderungen unserer veränderten<br />
Gesellschaft, darf jedoch nicht als<br />
der viel zitierte „Einheitsbrei“ verstanden<br />
werden. Ethikunterricht ist<br />
in einer Zeit, in der Religion unsere<br />
SchülerInnen eher trennt als verbindet,<br />
unbedingt notwendig. Wahrscheinlich<br />
braucht es diesen schon<br />
ab der Volksschule. Vorschulische<br />
Bildungseinrichtungen müssen ausgebaut<br />
werden und dürfen nicht privaten<br />
Leistungsträgern überlassen<br />
werden. Eine ganztägige Betreuung<br />
in Kooperation mit Sportvereinen<br />
Rechtssicherheit<br />
und Musikschulen wäre für viele unserer<br />
Kinder und Jugendlichen überaus<br />
wichtig.<br />
Ganztägige Betreuung kann allerdings<br />
nur in dafür ausgestatteten<br />
Gebäuden abgehalten werden, sonst<br />
gleicht sie eher einem Aufbewahrungsheim.<br />
Wenn sich LehrerInnen ebenso blockieren<br />
würden wie die unterschiedlichen<br />
Parteien, die sie gewählt haben,<br />
bräuchte man eine SCHILF-Veranstaltung<br />
zur Schulentwicklung nicht<br />
einmal andenken.<br />
Menschen, die an der Basis arbeiten,<br />
sind anscheinend manchmal weiter.<br />
Welche sinnvollen Reformen eine<br />
neue Regierung im Bereich der Bildung<br />
auf den Weg bringt, bleibt weiterhin<br />
offen. Ebenso offen bleibt, ob<br />
sich VertreterInnen der Parteien tatsächlich<br />
bewegen und somit auch<br />
etwas bewegen können. Vielleicht<br />
sollten sie doch einmal<br />
mit LehrerInnen eine<br />
SCHILF- Veranstaltung<br />
besuchen.<br />
(Be)merkenswertes<br />
zur<br />
Mag. Roland Csar<br />
In sich zusammengesunken saß er auf<br />
seinem Sessel im Lehrerzimmer. Jegliche<br />
pädagogische Kraft war seinem<br />
Körper entwichen nach diesem Gespräch<br />
mit seinem Schulleiter. „Im Fach<br />
Geschichte gibt es an meiner Schule<br />
keine „Fünfer“, falls doch, müsste ich<br />
mit einer Weisung nachhelfen“. Diese<br />
Worte bekam er nicht aus seinem Kopf.<br />
Konnte ihm sein Chef vorschreiben,<br />
wie er Leistungen zu beurteilen habe?<br />
Plötzlich fiel sein Blick auf einen der<br />
drei Stöße aus Büchern, Heften und losen<br />
Blättern vor ihm. Rechtssicherheit…<br />
Leistungsbeurteilung… so oder ähnlich<br />
stand es auf dem kleinen Heftchen.<br />
Das musste er jetzt finden, da stand<br />
doch was zu diesem Problem…<br />
§ 18 Abs. 1 SchuG teilt die Rolle der Leistungsbeurteilung<br />
ganz klar dem Lehrer<br />
zu: „Die Beurteilung der Leistungen...<br />
hat der Lehrer durch Feststellung der<br />
Mitarbeit der Schüler im Unterricht<br />
sowie durch besondere in die Unterrichtsarbeit<br />
eingeordnete mündliche,<br />
schriftliche und praktische... Leistungsfeststellungen<br />
zu gewinnen.“ Die Leistungsbeurteilung<br />
stellt nach juristischer<br />
Meinung ein Gutachten über die<br />
Leistungen eines Schülers dar. Aus<br />
dieser Tatsache erklärt sich ein eingeschränktes<br />
Weisungsrecht, was die<br />
Leistungsbeurteilung betrifft. Nach der<br />
Rechtsprechung des VfGH ist die Gutachtertätigkeit<br />
notwendigerweise eine<br />
freie Tätigkeit, weil es ja auf die nach<br />
freier Überzeugung gewonnene Meinung<br />
des Sachverständigen ankommt.<br />
Durch eine Weisung könnte die freie<br />
Tätigkeit eingeschränkt werden.<br />
Dazu kommt noch der §289 im StGB,<br />
wonach die Erstellung von falschen<br />
Gutachten mit empfindlichen Strafen<br />
bedroht ist. Also wäre einer Weisung,<br />
eine andere Beurteilung abzugeben,<br />
die der sachverständigen Meinung des<br />
Lehrers widerspricht, auch ein Verstoß<br />
gegen eine strafrechtliche Bestimmung<br />
und damit abzulehnen.<br />
Gefunden….er hatte das Heftchen gefunden.<br />
Ganz klar stand es da drinnen.<br />
Für die Leistungsbeurteilung ist ganz<br />
klar nur er als Lehrer zuständig. Mit<br />
Entschlossenheit und dem Heftchen in<br />
der Hand machte er sich auf den Weg<br />
in die Direktion...