ANSTOSS 2001 Mai
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Training<br />
David Alfieri<br />
Für das Abschlagen der Farbigen aus ihrer theoretischen<br />
Laufbahn ist neben Auftreffwinkel der<br />
Weißen die Höhe der Reibungskraft zwischen<br />
den Kugeln verantwortlich. Je höher diese<br />
Reibungskraft, desto größer das Abschlagen und<br />
Abdriften der Farbigen.<br />
Die Höhe der Reibungskraft ist abhängig,<br />
• vom Material der Kugeln (Gummibälle haben<br />
beispielsweise eine sehr hohe Reibungskraft),<br />
• von der Bearbeitung der Oberfläche (Wachs,<br />
Politur usw.) und<br />
• von Fremdstoffen (z.B. Kreide, Talkumpuder,<br />
Feuchtigkeit usw.), die sich kurzzeitig auf der<br />
Oberfläche befinden können.<br />
Während man das Material, aus dem die Kugeln<br />
hergestellt worden sind, nicht verändern kann,<br />
lassen sich durch die Wahl des Reinigungsmittels,<br />
durch falsche Lagerung der Kugeln oder<br />
Nichtreinigen der Kugeln erhebliche Unterschiede<br />
im Verhalten der Kugeln feststellen. In untenstehender<br />
Grafik wurden die Abschlagswinkel für<br />
saubere und präparierte Kugeln bei unterschiedlichem<br />
Auftreffen der Weißen auf die Farbige ermittelt<br />
(Siehe Abbildung 12)<br />
Abschlagswinkel a<br />
der Farbigen [°]<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Verhalten einer Farbigen bei unterschiedlicher Oberfläche<br />
Kreideverunreinigung<br />
saubere Kugeln<br />
Talkumpuder<br />
Feuchtigkeit<br />
0 20 40 60 80<br />
Auftreffwinkel α der Weißen auf die Farbige [°]<br />
Abbildung 12: Verhalten einer Farbigen mit<br />
unterschiedlicher Oberfläche (Quelle: Jack H.<br />
Koehler: The Sience of Pocket Billiards)<br />
Aus der Grafik kann man erkennen, daß Talkumpuder<br />
und Feuchtigkeit den Abschlagswinkel verringern,<br />
während Kreide diesen erheblich erhöht.<br />
Im Extremfall kann eine mit Kreide verunreinigte<br />
Farbige, die von einer Weißen dünn (Auftreffwinkel<br />
ca. 80°) getroffen wird, um ca. 9° von der<br />
theoretischen Laufrichtung abweichen.<br />
Poolbillard Training<br />
mit der<br />
POOL SCHOOL GERMANY<br />
Abschlagswinkel Teil 2<br />
Warum gehen Kugeln manchmal ihren eigenen Weg?<br />
Abbildung 13: Wegschmieren einer Farbigen -<br />
ein unerwünschter Effekt durch Kreide<br />
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www.anstoss.com<br />
Uwe Sander<br />
Ohne Kreidespuren auf der Oberfläche würde<br />
die Farbige laut Grafik einen Abschlagswinkel von<br />
ca. 4° aufweisen. Diese 4°-Abweichung wird von<br />
erfahrenen Spielern instinktiv korrigiert. Die restlichen<br />
5° Nettoabweichung erzeugen auf der Farbigen<br />
auf einer Entfernung von 1,5 m zur Tasche<br />
eine Abweichung von über 13 cm (!) zum anvisierten<br />
Einlochpunkt der Tasche. Einen solchen<br />
unerwünschten Vorgang nennt man auch “Wegschmieren”.<br />
Dieses Wegschmieren einer Kugel<br />
kann bereits ab einer Distanz von einem halben<br />
Meter einen unerwünschten Effekt aufweisen. Das<br />
Wegschmieren (Abschlagswinkel) ist umso größer,<br />
je kleiner die Stoßenergie. Bei einem härteren<br />
Stoß ist die Kontaktzeit zwischen der Farbigen<br />
und der Weißen kürzer. Somit hat die Weiße<br />
weniger Zeit (wir reden hier von Millisekunden),<br />
Reibungskräfte zu übertragen.<br />
Die Kreide hat den Zweck, die Reibung zwischen<br />
Queueleder und dem weißen Spielball zu erhöhen,<br />
um ein Abrutschen von der Weißen zu vermeiden.<br />
In diesem Fall ist Reibung erwünscht und<br />
sinnvoll. Aber bei jedem Stoß wird Kreidepulver<br />
von der Lederspitze auf die Weiße übertragen.<br />
Die Kreidemenge ist abhängig vom Kreidetyp<br />
und/oder zum Teil auch von der Luftfeuchtigkeit.<br />
Auch Kreidereste, die sich auf dem Tuch befinden,<br />
können auf Weiße und Farbige übertragen<br />
werden. Ist der Kontaktpunkt zwischen der Weißen<br />
und der Farbigen mit Kreide versehen, kommt<br />
es zu einem gravierenden Fehlverhalten der Kugeln,<br />
zu dem sogenannten Wegschmieren, da<br />
die Reibungskraft erhöht wird. Das ist der Grund,<br />
weshalb Spieler, insbesondere Topspieler, zu<br />
Recht Wert auf sauberes Spielzubehör (Kugeln<br />
und Tuch) legen.<br />
Abbildung 14:<br />
Weiße<br />
Saubere und verunreinigte<br />
Weiteres Verunreinigungsmaterial, das auf Tuch<br />
und Kugel übertragen werden kann, ist Talkumpuder.<br />
Dieses wird von Spielern benutzt, um<br />
Reibungskräfte zwischen Queueoberteil und<br />
Bockhand zu minimieren. Doch Talkumpuder hat<br />
den gegenteiligen Reibungseffekt wie Kreidepulver:<br />
Es hat annähernd den gleichen Reibungseffekt<br />
wie bei sauberen Kugeln. Lediglich das Aussehen<br />
eines mit Talkumpuder verunreinigten<br />
Tuchs kann hier vom Spieler als störend empfunden<br />
werden.<br />
Schweißhände, Feuchtigkeit, ja sogar Luftfeuchtigkeit<br />
auf der Oberfläche der Kugeln verändern<br />
ebenfalls die Reibung zwischen zwei Kugeln. Die<br />
Reibungskraft zwischen den Bällen wird minimiert.<br />
Ein “feuchter” Kontaktpunkt zwischen zwei Kugeln<br />
(man stelle sich einen Ölfilm vor) kann die<br />
Reibungsenergie soweit herabsetzen, daß der<br />
tatsächliche dem theoretischen Laufweg der Farbigen<br />
entsprechen kann. Übrigens: während die<br />
Reibung zwischen zwei Kugeln hier herabgesetzt<br />
wird, erhöht sie sich zwischen Kugel und<br />
einem feuchten Tuch.<br />
Aus diesem Grund ist es sehr wichtig dafür zu<br />
sorgen, daß das Spielmaterial in einwandfreiem<br />
Zustand ist. In unserem ersten Band haben wir<br />
auf Reinigungsmethoden für Kugeln und Tuch<br />
bereits hingewiesen.<br />
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05/<strong>2001</strong>