ANSTOSS 2001 November
Das Billard Sport Magazin
Das Billard Sport Magazin
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Training<br />
www.anstoss.com<br />
Poolbillard Training<br />
aus Progressivem Pool, 2. überabreitete und ergänzte Neuauflage<br />
16<br />
Geringe Angstempfindung<br />
Nach entsprechenden<br />
sportmedizinischen Untersuchungen<br />
hat sich herausgestellt, dass<br />
Sportler am besten sind, wenn sie<br />
überhaupt keine Angst verspüren.<br />
Sobald Angst oder auch nur etwas<br />
Nervosität ins Spiel kommt, sinkt<br />
das Leistungsniveau beträchtlich.<br />
Das muss keine Angst vor dem<br />
Gegner sein, es kann die Angst des<br />
Versagens sein, schlicht Nervosität<br />
oder wenn sonst eine Situation<br />
eintritt, die der Sportler für sich als<br />
bedrohlich empfindet bzw. einstuft.<br />
Das könnte sogar TV sein (was<br />
andere zusätzlich motivieren<br />
kann), ungeliebte Bekannte die<br />
plötzlich zuschauen oder was auch<br />
immer. Selbst wenn es sich nur um<br />
eine drückende, angespannte<br />
Stimmung handelt, die in einem<br />
Saal vorherrscht (oder die der<br />
Sportler als solche empfindet!),<br />
kann der entsprechende Adrenalin-Ausstoß<br />
bewirkt werden, der<br />
uns Angst empfinden lässt. Wir stehen<br />
“unter Druck”, wie es gerne genannt<br />
wird.<br />
“Man muss eben lernen unter<br />
Druck trotzdem gut zu spielen”,<br />
hört man oft. Das ist Unsinn! Niemand<br />
spielt gut unter Druck! Wohl<br />
eine der Kernaussagen in Dr.<br />
Loehr‘s* Publikationen heißt: “Die<br />
Fähigkeit gut unter Druck zu spielen,<br />
basiert alleine auf der erlernten<br />
Fähigkeit der Sportler, den<br />
Druck aus der Situation herauszunehmen.”<br />
- Langfristig -<br />
Langfristig muss ein Sportler also<br />
lernen, eine Situation nicht als bedrohlich<br />
zu empfinden. Sobald ihm<br />
das gelingt verringert sich der<br />
Druck. Damit verringert sich auch<br />
dessen Angstempfinden und seine<br />
Nervosität. Auch diese Fähigkeit ist<br />
erlernbar. Sie müssen sich immer<br />
wieder nur sagen, dass Sie solche<br />
Situationen mögen. Sagen Sie zu<br />
sich selbst: “ Je brenzliger die Situation<br />
ist, desto besser. Wenn jemand<br />
Übung im Umgang mit solchen<br />
Situationen braucht, dann<br />
ICH!”<br />
Für Prof. Dr. Eberspächer ist das<br />
vornehmlich eine Frage der Kompetenz.<br />
D.h., nur wenn man sich<br />
selbst in einer Situation von hoher<br />
Anforderung als kompetent erachtet,<br />
kann man auch mit dem nötigen<br />
Selbstbewusstsein agieren.<br />
Wer sich selbst in einem Bereich<br />
als kompetent erachtet, wird entsprechend<br />
nie in einer Anforderungssituation<br />
Angst empfinden.<br />
Selbstkompetenz kann nur<br />
durch fachlich fundiertes und erprobtes<br />
Training erreicht werden.<br />
Es ist einem Sportler (der damit<br />
Probleme hat) zu empfehlen sich<br />
kleine Zettel zu schreiben und diese<br />
in seiner Wohnung, Brieftasche<br />
oder Queuetasche zu verteilen,<br />
damit er Sprüche wie den obigen<br />
ständig vor Augen geführt bekommt.<br />
Damit soll erreicht werden,<br />
dass solche Sportler Situationen,<br />
wie die oben beschriebenen, regelrecht<br />
suchen, um sich einfach in<br />
diesem Bereich zu verbessern. Allein<br />
diese Tatsache, dass man also<br />
anfängt sich auf solche Situationen<br />
zu freuen und damit solchen unangenehmen<br />
Matches weitaus<br />
motivierter begegnet, reicht aus,<br />
um die Situation fast völlig zu entschärfen.<br />
Damit wird die Bahn frei<br />
gemacht, gerade in solchen Situationen<br />
Bestleistungen zu erzielen.<br />
- Kurzfristig -<br />
Kurzfristig hat sich auch als äußerst<br />
hilfreich erwiesen, sich entsprechend<br />
bewusst zu bewegen.<br />
Wir kennen diese Selbstbeeinflussungsmethode<br />
bereits aus<br />
den vorangegangenen Abschnitten.<br />
Führt man sich z.B. einmal vor<br />
Augen wie man sich bewegt, wenn<br />
von Ralph Eckert<br />
www. billardbuch.de<br />
www.pool-academy.com<br />
man wirklich gut spielt und<br />
andererseits wie es aussieht, wenn<br />
man innerlich unsicher und ängstlich<br />
ist, wird man schnell erkennen<br />
können, dass ein erheblicher Unterschied<br />
in diesem äußeren “Sich<br />
Bewegen” ist. Es hat sich herausgestellt,<br />
dass dieses äußere<br />
“Acting” ein exaktes Spiegelbild<br />
dessen ist, wie man sich innerlich<br />
fühlt.<br />
Nun kann man diese Tatsache in<br />
Situationen, in denen man sich<br />
seiner inneren, ängstlichen und<br />
unsicheren Verfassung bewusst<br />
wird, für sich nutzen. Man fängt<br />
einfach an sich bewusst so zu bewegen,<br />
als wenn man sich selbstsicher<br />
und zuversichtlich fühlen<br />
würde. Sobald man sich entsprechend<br />
bewegt, wird das innere<br />
Gefühl sich alsbald einstellen. Nun<br />
ist es im Billard so, dass derjenige,<br />
der nicht gerade aufnahmeberechtigt<br />
ist, am Sitzen ist und<br />
sich daher schlecht entsprechend<br />
bewegen kann. Und wenn er dann<br />
am Zuge ist und sich auch bewusst<br />
anfängt zu bewegen, hat er die<br />
Aufnahme vielleicht schon wieder<br />
abgegeben, bevor sich die gewünschte<br />
innere Verfassung eingestellt<br />
hat.<br />
In solchen Fällen empfiehlt es sich<br />
ein Time-Out zu nehmen und sich<br />
während dieser Pause bewußt zu<br />
bewegen, die innere Einstellung zu<br />
korrigieren (Ich mag´s.....) und<br />
dann mit neuer innerer Verfassung<br />
das Spiel wieder aufzunehmen. Es<br />
hilft auch sehr, wenn der betreffende<br />
Sportler einmal seine Haltung<br />
beim Sitzen durchcheckt. Denn<br />
auch im Sitzen kann man Furchtlosigkeit<br />
und Entschlossenheit ausstrahlen.<br />
Eine Ausstrahlung die<br />
nicht nur den Gegner beeinflussen<br />
kann, sondern auch beim sitzenden<br />
Sportler selbst entsprechende<br />
zuversichtliche Emotionen hervorrufen<br />
kann.<br />
Beachten sollte man dazu auch<br />
unbedingt die Tipps unter Punkt 4<br />
“Körpersprache” des 3. Kapitels.<br />
Ach, und nicht vergessen, was wir<br />
unter Punkt 1 beim Thema “progressive<br />
Muskelentspannung” gelernt<br />
haben! D.h., wer gelernt hat<br />
sich zu entspannen (auch kurzfristig<br />
möglich!), kann auch seine<br />
Angst überwinden!<br />
- Keine Negationen! -<br />
Da man Angst also nicht immer<br />
gebrauchen kann, wäre es gut zu<br />
wissen, was wir denn stattdessen<br />
brauchen? Das Gegenteil von<br />
Angst wäre wohl Mut, Tapferkeit<br />
oder besser Gelassenheit. Das ist<br />
wichtig zu wissen, denn wie ich<br />
zuletzt von einem befreundeten<br />
Pädagogen** erfahren habe, ist es<br />
ein großer Unterschied, ob man<br />
denkt “Ich habe keine Angst!” oder<br />
ob man z.B. denkt “Ich bin Mutig!”<br />
D. Schwiewager eröffnete einige<br />
seiner Seminare oftmals damit,<br />
dass er die Anwesenden bat, die<br />
Augen zu schließen und zu versuchen,<br />
sich zu entspannen. Sodann<br />
sagte er, dass sie nun anfangen<br />
könnten an alles Mögliche zu denken<br />
NUR NICHT AN DEN<br />
EIFFELTURM! Gelächter ging<br />
durch die Runde, schließlich ging<br />
entgegen dieser Anweisung einem<br />
jeden unverzüglich ein Bild des<br />
Eiffelturms durch den Kopf!<br />
Das Gehirn arbeitet mit Bildern,<br />
d.h. auch, dass man mit dem Wort<br />
“Mut” im Gehirn entsprechende<br />
Bilder erzeugen kann, die sich<br />
dann auf die Motorik, das Befinden<br />
und auch auf das Verhalten auswirken.<br />
Auch wenn man denkt “keine<br />
Angst” liefert das Gehirn Bilder<br />
von Angst! Denn das Wort “keine”<br />
wird vom Gehirn selten bildhaft<br />
berücksichtigt!<br />
11/<strong>2001</strong>