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Inspiration 4/2017 de

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No 04 | <strong>2017</strong><br />

DAS BERGSPORTMAGAZIN<br />

INSPIRATION<br />

REPORTAGE<br />

FREETOURING: ABFAHRTEN<br />

EN MASSE IM WALLIS<br />

KAUFBERATUNG<br />

LAWINENSICHERHEIT:<br />

DIGITALE HELFER AUF TOUR<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

1


TOUR FREE<br />

KOMPROMISSLOS.<br />

Maestrale RS, leichter, schneller im Aufstieg und<br />

bequemer, ist <strong>de</strong>r Bezugspunkt für Skitourenfahrer,<br />

welche in je<strong>de</strong>r Abfahrt das größte Vergnügen suchen.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Schwierigsten.<br />

WWW.SCARPA.NET


ZUSTIEG<br />

WILLKOMMENE<br />

GRENZERFAHRUNG<br />

«Manchmal geht<br />

die Liebe auch durch<br />

<strong>de</strong>n Magen.»<br />

Fremdsprachen können wie eine mächtige Barriere wirken, so<br />

<strong>de</strong>nn sie einem tatsächlich fremd sind. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

kann man vieles verpassen, wenn man diese Barriere, <strong>de</strong>n<br />

«Röschtigraben», nicht überwin<strong>de</strong>t. Wahrscheinlich könnte<br />

ich nicht auf so viele tolle Touren zurückblicken, hätten meine<br />

Eltern nicht vor langer Zeit ein Chalet in <strong>de</strong>r Waadt erworben.<br />

Dort geniesse ich immer wie<strong>de</strong>r die Lebensart <strong>de</strong>r Menschen<br />

und die An<strong>de</strong>rsartigkeit von Klima, Pflanzen und Landschaft.<br />

Und manchmal geht die Liebe auch durch <strong>de</strong>n Magen: Eine<br />

würzige Waadtlän<strong>de</strong>r Saucisson mit einem feinen Gratin und<br />

danach eine Double Crème Fribourgeoise mit Meringue stärken<br />

<strong>de</strong>n Leib und freuen die Seele.<br />

Nicht zuletzt bietet <strong>de</strong>r Alpinismus im Südwesten <strong>de</strong>r Schweiz<br />

fantastische Möglichkeiten in allen Höhenlagen, Expositionen<br />

und Schwierigkeiten. Ich wünsche Ihnen viel Angenehmes und<br />

Anregen<strong>de</strong>s, sei es auf <strong>de</strong>m Petit Châtillon, <strong>de</strong>m Buet o<strong>de</strong>r am<br />

Grand Combin <strong>de</strong> Valsorey.<br />

HERZLICHST,<br />

FELIX BÄCHLI, GESCHÄFTSFÜHRER BÄCHLI BERGSPORT AG<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

1


GYHG_Product_210x285_Advertisement_<strong>2017</strong>.18_Winter_SCOTT_Sports_DE_COHEN.pdf 1 04/10/17 08:48<br />

SAM COHEN<br />

Y<br />

NO SHORTCUTS<br />

Helm aufgesetzt, Schnalle zugeklickt und Fit System eingestellt.<br />

Jetzt gibt es nur noch dich und die Abfahrt vor dir. Bei <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s SYMBOL 2 PLUS D haben wir uns eingehend<br />

mit je<strong>de</strong>m Detail, je<strong>de</strong>m Material und je<strong>de</strong>r Technologie<br />

befasst. Randvoll mit Innovationen und beeinflusst durch<br />

einen jahrelangen Fokus auf Sicherheit ist dies einer<br />

<strong>de</strong>r fortschrittlichsten Helme, die wir je geschaffen haben.<br />

Das Außergewöhnliche kommt als Standard.<br />

SCOTT Helme, bring <strong>de</strong>inen Kopf ins Spiel.<br />

#whatsahead<br />

SYMBOL 2 PLUS D<br />

SCOTT-SPORTS.COM<br />

© SCOTT SPORTS SA <strong>2017</strong>.18 | Photo: Mattias Fredriksson, Fjord Norway Region


REPORTAGE<br />

FREETOURING: ABFAHRTEN<br />

EN MASSE IM WALLIS<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

No 04 | <strong>2017</strong><br />

KAUFBERATUNG<br />

LAWINENSICHERHEIT:<br />

DIGITALE HELFER AUF TOUR<br />

1<br />

INHALT<br />

WEGWEISER<br />

AUSGABE<br />

04 / <strong>2017</strong><br />

GIPFELTREFFEN<br />

30<br />

22<br />

CHAMPAGNER UND<br />

PULVERSCHNEE<br />

Gstaad ist luxuriöser Urlaubsort <strong>de</strong>r Reichen<br />

und Schönen mit ausgesprochen attraktiven<br />

Skitourengipfeln und extravaganten Abfahrten.<br />

AUSSICHT<br />

Die schönste Seite <strong>de</strong>r Berge 4<br />

3 X 3<br />

Produktneuheiten und Bergsport-News 6<br />

WEGWEISER<br />

Freetouring Val d’Anniviers 12<br />

Skitouren rund um Gstaad 22<br />

EIN LEBEN FÜR DIE BERGE<br />

Kurt Amacher war viele Jahre Leiter <strong>de</strong>r Bergrettung<br />

Grin<strong>de</strong>lwald und kennt die Eigernordwand<br />

in- und auswendig. Im Interview erzählt er von<br />

beson<strong>de</strong>ren Einsätzen.<br />

EXPERT<br />

Lawinensicherheit 18<br />

Hallenklettern 28<br />

GIPFELTREFFEN<br />

Bergretter Kurt Amacher 30<br />

HOCHGENUSS<br />

Mo<strong>de</strong>rne Musik <strong>de</strong>r Alpen 36<br />

DAS BERGSPORTMAGAZIN<br />

INSPIRATION<br />

PARTNERCHECK<br />

Movement, Ski-Schmie<strong>de</strong> vom Genfer See 42<br />

BERGKAMERAD<br />

Der Arzt und Alpinist Michael Burkhard 48<br />

Impressum 48<br />

Titelseite: Freetouring heisst die Zauberformel,<br />

die Pulverschnee-Abfahrten garantiert. Wer<br />

– wie hier im Val d’Anniviers – vor <strong>de</strong>r ersten<br />

Bahnfahrt zum Gipfel steigt, hat die erste<br />

Abfahrtsspur auf sicher. Foto: Christian Penning<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

3


4


AUSSICHT<br />

HERR<br />

VON EIS UND FELS<br />

Wie eine Burg türmen sich die<br />

schnee- und eisbe<strong>de</strong>ckten Felsen<br />

auf, zu ihren Füssen schäumt ebenso<br />

schön wie bedrohlich das kalte<br />

Wasser. Der Winter verwan<strong>de</strong>lt die<br />

Schlucht <strong>de</strong>s Bull Rivers, eines 177<br />

Kilometer langen Flusses in British<br />

Columbia, in einen eisigen Spielplatz.<br />

Zumin<strong>de</strong>st für <strong>de</strong>n kanadischen<br />

Kletterer Gordon McArthur,<br />

<strong>de</strong>ssen Zuhause Cranbrook ganz in<br />

<strong>de</strong>r Nähe liegt. Seine Lei<strong>de</strong>nschaft:<br />

Mixed-Routen. Er nimmt an zahlreichen<br />

Klettermeisterschaften teil.<br />

Der Schweizer Alpen-Club (SAC)<br />

bietet Eiskletter-Kurse für Einsteiger<br />

und Fortgeschrittene.<br />

sac-cas.ch/ausbildung<br />

BULL RIVER<br />

BRITISH COLUMBIA, KANADA<br />

LUKAS WARZECHA<br />

(LWIMAGES.CO.UK)<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

5


3 X 3<br />

NEUES AUS<br />

DER WELT DES<br />

BERGSPORTS<br />

BILD<br />

GEWALTIG<br />

In seinem neuesten Live-Vortrag nimmt<br />

Bergsteigerlegen<strong>de</strong> Reinhold Messner die<br />

Zuschauer mit zu dreizehn ausgewählten<br />

Bergen auf <strong>de</strong>r ganzen Welt. Die Bil<strong>de</strong>r –<br />

mo<strong>de</strong>rnste Satellitenaufnahmen <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />

– und neueste Visualisierungstechniken<br />

eröffnen bislang unbekannte Perspektiven.<br />

Ergänzt durch seinen beeindrucken<strong>de</strong>n<br />

alpinistischen Wissens- und Erlebnisschatz,<br />

führt Messner durch ein bildgewaltiges<br />

Vortragserlebnis. Tipp: Die Tickets sind<br />

das perfekte Weihnachtsgeschenk für alle<br />

Bergbegeisterten! Bächli-Kun<strong>de</strong>n erhalten<br />

zusätzlich 10 % Rabatt auf <strong>de</strong>n Eintrittspreis<br />

(Co<strong>de</strong>: Bächli 0509).<br />

DAUNEN<br />

DECKE<br />

Der Name ist Programm: Die Summit Duvet ist zwar keine Decke, aber eine ebenso<br />

kuschelig-warme Jacke, die speziell fürs Klettern und Bergsteigen in sehr kalten<br />

Regionen konzipiert wur<strong>de</strong>. Die Füllung, 90/10 Entendaunen mit einer Bauschkraft<br />

von 790 Cuin, befin<strong>de</strong>t sich in Kammern, die durch Wän<strong>de</strong> aus Primaloft Gold getrennt<br />

sind. So wird eine beson<strong>de</strong>rs hohe und gleichmässige Wärmeverteilung ermöglicht.<br />

An Schultern und Kapuze schützt ein 2,5-lagiges Aussenmaterial mit Membran vor<br />

Feuchtigkeit; an <strong>de</strong>n übrigen Partien ein wasserabweisen<strong>de</strong>r Oberstoff. Schultern und<br />

Hüftgurtbereich sind ausser<strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>rs abriebfest. Die Jacke ist mit zwei Reissverschluss-Fronttaschen<br />

und zwei Netz-Innentaschen ausgestattet.<br />

SUMMIT DUVET<br />

MONTURA<br />

Gewicht 663 g<br />

Preis CHF 399.–<br />

Alle Infos unter: messner-live.ch<br />

SCHNEE<br />

PALAST<br />

Beim zweitägigen Iglu Festival auf <strong>de</strong>r Ebenalp am 24. und 25. Februar 2018 wer<strong>de</strong>n<br />

begeisterte Iglufans o<strong>de</strong>r solche die es noch wer<strong>de</strong>n wollen, angesprochen. Ein Outdoor-Abenteuer<br />

das die Naturverbun<strong>de</strong>nheit ebenso wie die sozialen Kompetenzen<br />

je<strong>de</strong>s Einzelnen stärkt. Mit <strong>de</strong>r Erfahrung von Erlebniszeit und <strong>de</strong>r Ausrüstung von<br />

Bächli Bergsport wird die Kunst <strong>de</strong>s Iglubauens mit Schaufel, Schneesägen und <strong>de</strong>n<br />

Hän<strong>de</strong>n an die Teilnehmen<strong>de</strong>n von Jung bis Alt weitergeben. Weitere Informationen<br />

sowie Anmeldung: erlebniszeit.ch<br />

6


KUNDE FRAGT<br />

BRAUCHE ICH<br />

EINEN HELM?<br />

«Ich bezeichne mich als erfahrenen Skitouren-Gänger.<br />

An das Tragen eines Helms konnte ich mich bislang<br />

noch nicht gewöhnen. Macht ein Helm beim Skitourengehen<br />

überhaupt Sinn?»<br />

Paul Manser, Appenzell<br />

BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET<br />

Auf <strong>de</strong>n Skipisten ist die Lage klar: Mittlerweile trägt<br />

fast je<strong>de</strong>r Schweizer Ski- und Snowboardfahrer einen<br />

Helm. Auch bei Freeri<strong>de</strong>rn stehen Helme hoch im Kurs.<br />

Selbst wenn Kopfverletzungen bei Skitourengehern<br />

relativ selten vorkommen, macht <strong>de</strong>r Kopfschutz Sinn.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re, wenn Sie zwischen Hin<strong>de</strong>rnissen wie<br />

Felsen o<strong>de</strong>r Bäumen abfahren, o<strong>de</strong>r die Schneeauflage<br />

gering ist. Im Falle eines Sturzes wer<strong>de</strong>n Steine dann<br />

schnell zur lebensbedrohlichen Gefahr. Im Zweifel<br />

lieber mit als ohne: Schliesslich sind aktuelle Skitourenhelme<br />

sehr leicht und wiegen nur zwischen 300 und<br />

400 Gramm.<br />

Michael Bachofner, Filialleiter Basel<br />

Ihre Fragen an: marketing@baechli-bergsport.ch<br />

ANGEBOT<br />

IN ZAHLEN<br />

118<br />

PAAR SKI<br />

34<br />

SKIHELME<br />

39<br />

PAAR SCHNEESCHUHE<br />

SKITOUREN<br />

PROFI<br />

Für ambitionierte Skitourengeher, die sich häufig im gemischten Gelän<strong>de</strong> aus Fels,<br />

Eis und Schnee bewegen: Der Alien RS ist ein sehr leichter, beson<strong>de</strong>rs beweglicher<br />

Skitourenschuh mit einer Carbon-Grillamid-Schale, <strong>de</strong>r schnelle Aufstiege ermöglicht.<br />

Zugleich überzeugt er bei <strong>de</strong>r Abfahrt durch eine hohe Stabilität und guten<br />

Halt. Über das Boa-System lässt sich <strong>de</strong>r Schuh schnell individuell anpassen und<br />

fixieren. Ebenso rasch und unkompliziert erfolgt die Umstellung vom Aufstiegs- auf<br />

<strong>de</strong>n Skimodus.<br />

ALIEN RS<br />

SCARPA<br />

Gewicht 1780 g/Paar<br />

Preis CHF 779.–<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

7


3 X 3<br />

OFFENE<br />

TÜRCHEN<br />

Advent, Advent…auch bei Bächli Bergsport.<br />

Ab <strong>de</strong>m 1. Dezember bis Weihnachten öffnet<br />

sich in unserem Facebook-Adventskalen<strong>de</strong>r<br />

je<strong>de</strong>n Tag ein Türchen, verpackt mit tollen<br />

Überraschungen.<br />

facebook.com/baechlibergsport<br />

DRAUF<br />

GÄNGER<br />

SMART<br />

GENUTZT<br />

Das Smartphone lässt Papierkarte, Kompass<br />

und Höhenmesser ganz schön alt aussehen. Mit<br />

<strong>de</strong>r richtigen Einstellung zeigt es <strong>de</strong>n eigenen<br />

Standort in <strong>de</strong>r digitalen Karte an, erlaubt das<br />

Ablesen <strong>de</strong>r Hangneigung benachbarter Hänge<br />

und erleichtert dadurch die Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

Lawinengefahr. Wie sich das Smartphone auf<br />

Wintertouren optimal nutzen lässt, lesen Sie im<br />

Expert «Lawinensicherheit» und lernen Sie in<br />

einem Vortrag <strong>de</strong>r bergpunkt-Bergführer.<br />

Mit <strong>de</strong>m Revo Explore 25 sind beson<strong>de</strong>rs Tourengeher in nicht ganz so anspruchsvollem<br />

Gelän<strong>de</strong> gut beraten. Der robuste und zugleich komfortable Schneeschuh<br />

setzt sich aus einem Metallrahmen, einem Kunststoff<strong>de</strong>ck und Steigeisen aus Stahl<br />

zusammen. Seine Ratschenbindung lässt sich gut an je<strong>de</strong> Schuhgrösse anpassen,<br />

eine Schaumpolsterung am Einstieg verhin<strong>de</strong>rt Druckstellen. Die Steighilfen können<br />

mit <strong>de</strong>m Tourenstock bedient wer<strong>de</strong>n. Verlängerungen für Tage mit üppig Tiefschnee<br />

sind optional erhältlich.<br />

REVO EXPLORE 25<br />

MSR<br />

Gewicht 1920 g/Paar<br />

Preis CHF 249.–<br />

Termine unter:<br />

baechli-bergsport.ch/smartphonegui<strong>de</strong><br />

WINTER<br />

FESTIVAL<br />

«Pflichttermin» für (Winter-) Bergsportbegeisterte:<br />

Vom 19. - 21. Januar 2018 präsentiert Ihnen Bächli Bergsport auf<br />

<strong>de</strong>r Mettmenalp im Glarnerland das Winter-Bergfestival. Teilnehmer<br />

haben die Möglichkeit unterschiedliche Bergsportarten wie<br />

Skitourengehen, Schneeschuhlaufen, Eisklettern o<strong>de</strong>r Drytooling<br />

kennenzulernen, neueste Ausrüstung zu testen und verschie<strong>de</strong>ne<br />

Workshops zu besuchen. Neben <strong>de</strong>n sportlichen Aktivitäten run<strong>de</strong>n<br />

Alpinisten und Abenteurer Vorträge das Programm ab. Schnell<br />

sein lohnt sich, <strong>de</strong>nn die Teilnehmerzahl ist beschränkt.<br />

baechli-bergsport.ch/winterbergfestival<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

9


Mary McIntyre, Mount Superior, Wasatch<br />

BLACKDIAMONDEQUIPMENT.COM<br />

Fredrik Marmsater<br />

LIVE.<br />

SKI.<br />

REPEAT.<br />

Helio Ski Halo 28 Jetforce Airbag Expedition 3 Pole


3 X 3<br />

GUTE<br />

GESCHENKE<br />

Passen<strong>de</strong> Weihnachtsgeschenke für Bergsportler<br />

fin<strong>de</strong>n Sie im Selection auf <strong>de</strong>n Seiten 24-31<br />

o<strong>de</strong>r online auf.<br />

baechli-bergsport.ch/selection<br />

HUCKE<br />

PACK<br />

Wie es gera<strong>de</strong> passt: Der Rucksack-Aufsatz P.Ri<strong>de</strong> Zip-on mit 32 Litern Packmass<br />

macht aus <strong>de</strong>r P.Ri<strong>de</strong> Base Unit einen kompletten Lawinenairbag-Rucksack für die<br />

Tagestour. Er verfügt über ein separates Fach für Schaufel und Son<strong>de</strong>, ein innen<br />

liegen<strong>de</strong>s Wertsachenfach sowie zwei seitliche Schnellzugriffsfächer ins Hauptfach.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist er mit Ski-, Board-, Helm- und Pickelhalterung ausgestattet und mit <strong>de</strong>n<br />

gängigen Trinksystemen kompatibel.<br />

P.RIDE ZIP-ON 32<br />

ABS<br />

Gewicht 730 g<br />

Preis CHF 132.–<br />

VOLL<br />

PENSION<br />

Rundherum versorgt sind Reisen<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

360 Grad Outdoor Kitchen. Dahinter verbergen<br />

sich drei Marken <strong>de</strong>r Katadyn Group: Katadyn,<br />

Optimus und Trek’n Eat. Mit Wasserfiltern und<br />

Wasser-Entkeimungsmitteln, Outdoor-Kochern<br />

und Kochzubehör sowie einer grossen Auswahl<br />

gefriergetrockneter Trekkingmahlzeiten bieten<br />

sie alles, was für das Essen und Trinken in <strong>de</strong>r<br />

Natur benötigt wird.<br />

Mehr Infos unter:<br />

baechli-bergsport.ch/360grad<br />

WOLKEN<br />

MEER<br />

Der Wan<strong>de</strong>rtipp von Zürioberland-Tourismus für <strong>de</strong>n<br />

Spätherbst: Eine fünfstündige Tour von Atzmännig über <strong>de</strong>n<br />

Kretenwan<strong>de</strong>rweg via Schnebelhorn (1229 m) zur Hulftegg.<br />

Bei <strong>de</strong>r zu dieser Jahreszeit typischen Inversionswetterlage<br />

geniessen Wan<strong>de</strong>rer auf <strong>de</strong>r Höhe die Sonne, während die<br />

Täler in einem Meer aus Wolken verborgen liegen. Mit vier<br />

Berggasthäusern bestehen unterwegs ausreichend Einkehrmöglichkeiten.<br />

Bei entsprechen<strong>de</strong>n Schneeverhältnissen<br />

auch als Schneeschuhtour geeignet.<br />

Infos und Karte unter:<br />

zürioberland-tourismus.ch<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

11


Perfekte Kombination aus<br />

Anstieg, Abfahrt und Panorama:<br />

Wer im Val d’Anniviers die Bahnen<br />

mitbenutzt, sammelt or<strong>de</strong>ntlich<br />

Abfahrtstiefenmeter.<br />

DAS BESTE<br />

AUS<br />

ZWEI WELTEN


WEGWEISER VAL D’ANNIVIERS<br />

TEXT & FOTOS CHRISTIAN PENNING<br />

Was ist besser: Freeri<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Tourengehen? O<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>s in Kombination?<br />

Freetouring – die perfekte Symbiose zweier faszinieren<strong>de</strong>r Disziplinen. Ein<br />

Ski-Trip ins Val d’Anniviers, mit rassigen Freeri<strong>de</strong>-Abfahrten und Aufstiegen<br />

mit unvergesslichem Viertausen<strong>de</strong>r-Panorama, mit heimeligen Bergdörfern<br />

und wil<strong>de</strong>n Gletschern.<br />

B<br />

isweilen gestaltet sich die Suche nach Pulverschnee<br />

nicht gera<strong>de</strong> einfach. Selbst nicht für<br />

François Epiney. Der drahtige Walliser ist im<br />

Val d’Anniviers aufgewachsen und kennt als Bergführer<br />

zwischen Illhorn und Zinalrothorn je<strong>de</strong>n Buckel <strong>de</strong>r<br />

Region wie seine Westentasche. Zu <strong>de</strong>n Fältchen, die<br />

die Witterung in <strong>de</strong>n Jahrzehnten am Berg in seinem<br />

sonnengegerbten Gesicht hinterlassen hat, gesellen<br />

sich an diesem Morgen noch ein paar mehr. «Das war<br />

bislang <strong>de</strong>r schneeärmste Winter, seit ich mich erinnern<br />

kann», meint er. Trotz<strong>de</strong>m ist François guter Dinge, als<br />

er die Routen für <strong>de</strong>n Tag vorstellt. «Wir wer<strong>de</strong>n schon<br />

etwas fin<strong>de</strong>n», verspricht er. «Wäre doch gelacht!»<br />

Minuten später schwebt die Gon<strong>de</strong>lbahn von Grimentz<br />

hinauf nach Bendolla. Ein Trip zwischen zwei Welten<br />

beginnt: ein Mix aus Freeri<strong>de</strong>n und Tourengehen. Mit<br />

Liftfahrten und kurzen Aufstiegen im Tourengelän<strong>de</strong> –<br />

sowie langen, lohnenswerten Freeri<strong>de</strong>-Abfahrten. Häu-<br />

Nach Nor<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r<br />

Kamm abgeblasen<br />

und verharscht. Dafür<br />

entschädigt nach Sü<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Blick auf die Felspyrami<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Dent<br />

Blanche.<br />

ser mit groben Holzbalken ducken sich an <strong>de</strong>n sonnigen<br />

Hang. Aus <strong>de</strong>r Vogelperspektive wer<strong>de</strong>n sie schnell<br />

kleiner. Eine Kulisse wie aus einem Heidi-Film. «Kein<br />

Wun<strong>de</strong>r», erzählt François mit «eine herrlische französische<br />

Accent»: «Die Bergstrasse nach Grimentz wur<strong>de</strong><br />

erst in <strong>de</strong>n 1950er-Jahren für <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Stausees Lac<br />

<strong>de</strong> Moiry angelegt.» Der Nachbarort Zinal, eine einstige<br />

Maiensäss am Talschluss, ist gar erst seit 1957 mit <strong>de</strong>m<br />

Auto erreichbar. Noch immer gleicht die Strasse von<br />

Sierre herauf einem Labyrinth aus Kurven.<br />

Bis zu <strong>de</strong>n ersten Kurven auf Ski sind noch drei weitere<br />

Lifte und ein kurzer Aufstieg zu Fuss nötig. Das erste<br />

Couloir, das vom Kamm <strong>de</strong>s Roc d’Orzival nach Nor<strong>de</strong>n<br />

abfällt, sieht recht abgeblasen und verharscht aus.<br />

Freund Luggi ist schon nahe daran, die Hoffnungen auf<br />

Pulver an diesem Tag zu begraben. Doch zumin<strong>de</strong>st das<br />

Panorama nach Sü<strong>de</strong>n entschädigt. Wie eine felsige<br />

Pyrami<strong>de</strong> ragt <strong>de</strong>r 4375 Meter hohe Gipfel <strong>de</strong>r Dent<br />

Blanche in <strong>de</strong>n blauen Himmel, links dahinter spitzt die<br />

Nordflanke <strong>de</strong>s Matterhorns heraus. Luggi ist wie<strong>de</strong>r<br />

versöhnt mit <strong>de</strong>r Welt. «Willkommen im Reich <strong>de</strong>r<br />

Viertausen<strong>de</strong>r», leitet François seine Gipfelschau ein.<br />

«Dort im Nordosten: Jungfrau und Finsteraarhorn, dann<br />

östlich das Bishorn, das Weisshorn, hinten <strong>de</strong>r Dom.<br />

Südlich das Zinalrothorn, das Obergabelhorn, die Dent<br />

Blanche ...!» – «Hammer!», schwärmt Luggi. «Komm,<br />

du wirst gleich noch mehr begeistert sein», schwört<br />

François und stapft <strong>de</strong>n Grat entlang. Gera<strong>de</strong> mal 100<br />

Meter weiter öffnet sich nach einer steilen Rinne ein<br />

weiterer Bergkessel – mit dick Schnee, unverspurt.<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

13


WEGWEISER<br />

Kurze Aufstiege gehören beim<br />

Freetouring mit dazu. Bei diesem<br />

Ausblick sind sie sogar Genuss.<br />

«Alleine die Liftanlagen<br />

ermöglichen Abfahrten<br />

mit rund 1500 Metern<br />

Höhenunterschied.»<br />

PULVER MIT VIERTAUSENDER-PANORAMA<br />

«Du zuerst!» François lässt Luggi <strong>de</strong>n Vortritt. Ein lauter<br />

«Pooow<strong>de</strong>r!»-Ruf und eine wirbeln<strong>de</strong> Schneefahne<br />

begleiten seine ersten Schwünge. Der Pulverrausch ist<br />

zwar vorbei, sobald er seine Line in <strong>de</strong>n sonnigen Teil<br />

<strong>de</strong>s Hanges lenkt, doch dafür überzieht hier ein samtener<br />

Firnteppich das kupierte Gelän<strong>de</strong>.<br />

Dank <strong>de</strong>r Liftunterstützung hat man<br />

genügend Kraft für or<strong>de</strong>ntlich Tiefenmeter.<br />

Fürs Freetouring ist das Val d’Anniviers wie geschaffen.<br />

«Alleine die Liftanlagen ermöglichen Abfahrten mit rund<br />

1500 Metern Höhenunterschied», beschreibt François<br />

beim folgen<strong>de</strong>n Aufstieg die Möglichkeiten. «Kombiniert<br />

mit ein paar Aufstiegen zwischen ein und zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

summiert sich leicht noch <strong>de</strong>utlich mehr.» Für Luggi<br />

sind Tourengehen und Freeri<strong>de</strong>n Parallelwelten, die<br />

sich perfekt ergänzen. «Da bin ich in meinem Element!»<br />

Die gut erschlossenen Skigebiete von Grimentz, Zinal,<br />

Vercorin und Saint-Luc, die unberührten hochalpinen<br />

Gipfel ringsum machen das Val d’Anniviers zu einem<br />

wahren Paradies fürs Freetouring. Aber längst nicht<br />

zum einzigen. Auch Gebiete wie An<strong>de</strong>rmatt, Chamonix,<br />

Courmayeur, Gressoney o<strong>de</strong>r Engelberg bieten grosses<br />

Potenzial – wie eigentlich alle Skiregionen mit Liften<br />

hinauf in weitläufiges, hochalpines Terrain.<br />

Die Chancen auf unverspurte Hänge sind <strong>de</strong>utlich höher<br />

als beim Freeri<strong>de</strong>n in Liftnähe, die Abfahrten oft noch<br />

spektakulärer. Die Lifte sparen Zeit und Kraft, so lassen<br />

sich an einem Tag leicht doppelt o<strong>de</strong>r dreimal so viele<br />

Höhenmeter sammeln wie bei normalen Skitouren.<br />

Nicht weniger schön als auf traditionellen Touren ist das<br />

Panorama. Weg von <strong>de</strong>n Liften, einmal übern Grat, und<br />

schon fin<strong>de</strong>t man sich in unberührten Berglandschaften<br />

wie<strong>de</strong>r. «Allerdings sollte man beim Freetouring noch<br />

sensibler sein als beim Freeri<strong>de</strong>n, was die Lawinengefahr<br />

betrifft», mahnt François. «Denn ausserhalb <strong>de</strong>r<br />

Skigebietsgrenzen erfolgen keine Lawinensprengungen,<br />

und die meisten Hänge wer<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>utlich weniger<br />

befahren, was das Risiko erhöht.»<br />

14


VAL D’ANNIVIERS<br />

VAL<br />

D’ANNIVIERS<br />

32<br />

FREERIDE-VARIANTEN<br />

IN ZINAL UND<br />

GRIMENTZ<br />

Apéro mit Aussicht:<br />

Auf <strong>de</strong>r Cabane Becs <strong>de</strong> Bosson ist<br />

das gewaltige Panorama inklusive.<br />

120<br />

MM – DURCHSCHNITT-<br />

LICHE MONATLICHE<br />

NIEDERSCHLAGSMENGE<br />

IN ZINAL IM WINTER<br />

12<br />

VIERTAUSENDER<br />

BIETET DAS PANORAMA<br />

1886<br />

JAHRGANG DES<br />

ÄLTESTEN GLETSCHER-<br />

WEINS IN GRIMENTZ<br />

SCHNEESTURM UND GLETSCHERWEIN<br />

Der lange Skitag en<strong>de</strong>t mit einem kurzen Aufstieg – von<br />

<strong>de</strong>r Bergstation <strong>de</strong>s Schlepplifts Lona 2 über die Schulter<br />

<strong>de</strong>s Grimentzer Hausgipfels Becs <strong>de</strong> Bosson zur<br />

gleichnamigen Hütte. Die letzten Tagesgäste brechen<br />

gera<strong>de</strong> auf. Doch noch scheint die Sonne warm. Perfekt<br />

für ein gemütliches Après! «Santé!», prostet François.<br />

Und dann erzählt er mit Blick auf die Gletscher rund um<br />

die Dent Blanche, wie das Val d’Anniviers zwei weitere<br />

Welten vereint: das fast mediterrane Rhonetal und die<br />

vergletscherten Gipfelregionen – bei<strong>de</strong> fast unmittelbar<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r. Bei<strong>de</strong> Sphären vereinigen sich im<br />

Gletscherwein. «Den gibt es nicht zu kaufen. Auch nicht<br />

hier auf <strong>de</strong>r Hütte», verrät François. Seine Konsistenz<br />

folgt einer altüberlieferten Tradition. Dazu wird <strong>de</strong>r Wein<br />

in alten Holzfässern nie ganz geleert und im Abstand<br />

von Jahren mit neuem edlen Tropfen aufgefüllt. Im<br />

Weinkeller <strong>de</strong>s «Cave <strong>de</strong> la Bourgeoise <strong>de</strong> Grimentz»<br />

lagert unter an<strong>de</strong>rem das Lärchenholzfass «Tonneau<br />

<strong>de</strong> l’Evéque». Die Basis seines Inhalts stammt aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 1886.<br />

Solche Spezialitäten kann Hüttenwirt Marcel von <strong>de</strong>r<br />

Cabane Becs <strong>de</strong> Bosson zwar nicht auftischen. Dafür<br />

aber gibt’s ein Aben<strong>de</strong>ssen mitten im Schneesturm.<br />

Plötzlich scheinen die Haufenwolken über <strong>de</strong>n Berggipfeln<br />

zu explodieren. Die Bergkulisse draussen vor<br />

<strong>de</strong>n grossen Panoramafenstern weicht einem dicken<br />

Flockenwirbel. «Polenta mit Pulver», scherzt Luggi. «Die<br />

perfekte Stärkung für morgen.» Während <strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>nofen<br />

warm und knackend vor sich hin bollert, wird<br />

<strong>de</strong>r Schneefall wie<strong>de</strong>r schwächer, und die Dämmerung<br />

senkt sich über das Hochtal am Lac <strong>de</strong> Lona.<br />

Es liegt wohl eher an <strong>de</strong>r flockig leichten Pulverauflage<br />

als an <strong>de</strong>r Polenta, dass uns das Aufstehen am nächsten<br />

Morgen erstaunlich leicht fällt, obwohl es draussen<br />

noch fast dunkel ist. Der Plan ist einfach zu verlockend:<br />

rauf auf <strong>de</strong>n Gipfelgrat am Becs <strong>de</strong> Bosson und die<br />

erste Talabfahrt in Angriff nehmen, noch bevor die Lifte<br />

starten. Während im Westen noch <strong>de</strong>r Mond über <strong>de</strong>m<br />

Mont Blanc steht, spurt Luggi voraus bergauf. Unsere<br />

Rechnung geht auf. In weiten, stauben<strong>de</strong>n Schwüngen<br />

ziehen wir bei Sonnenaufgang <strong>de</strong>n Gipfelhang <strong>de</strong>s Becs<br />

<strong>de</strong> Bosson hinab.<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

15


WEGWEISER VAL D’ANNIVIERS<br />

INFO<br />

VAL D’ANNIVIERS<br />

Allgemeine Infos: valdanniviers.ch<br />

Höhenlage Skigebiet:<br />

Zinal 1670 – 2896 m,<br />

Grimentz 1570 – 2853 m<br />

Skischule:<br />

Schweizer Skischule,<br />

ess-grimentz.ch, ess-zinal.ch<br />

Internationale Ski- und Freeri<strong>de</strong>-Schule<br />

Grimentz-Zinal,<br />

grimentz-zinal-ski-school.ch<br />

Bergführer:<br />

Gui<strong>de</strong>s d’Anniviers, gui<strong>de</strong>s-anniviers.ch<br />

Unterkunft:<br />

Hotel Europe, Zinal, europezinal.ch<br />

Chalet Les Rahas by Mrs Miggins, miggins.ch<br />

Hütten:<br />

Cabane Becs <strong>de</strong> Bosson (2985 m): Gemütlich<br />

mit tollem Panorama (15 - 30 Minuten vom<br />

Skilift Lona). Perfekt, um morgens garantiert<br />

als Erster am Berg zu sein; Tel. 027 281 3940,<br />

cabane<strong>de</strong>sbecs.ch<br />

Cabane <strong>de</strong> Moiry (2825 m): Für Touren am<br />

Glacier <strong>de</strong> Moiry, Tel. 027 474 4534;<br />

cabane-moiry.ch<br />

Karten/Literatur:<br />

Freeri<strong>de</strong> Map Anniviers, freeri<strong>de</strong>-map.com<br />

Swisstopo Skitourenkarte 1:50'000 Arolla,<br />

swisstopo.admin.ch<br />

Drei Freetouring-Varianten:<br />

Orzival: Schlepplift Orzival – Aufstieg auf <strong>de</strong>n<br />

Grat am Roc d’Orzival – mehrere Rinnen führen<br />

in <strong>de</strong>n Bergkessel Orzival – Abfahrt über Le<br />

Chèquet nach Grimentz o<strong>de</strong>r über Orzival und<br />

L'Irette nach St. Jean.<br />

Diablon: Schlepplift Lona 2 – Col <strong>de</strong>s Becs <strong>de</strong>s<br />

Bosson – Basset <strong>de</strong> Levron (2899 m) – Diablon<br />

(3053 m) – Lac <strong>de</strong>s Autannes (2686 m) – Alpage<br />

<strong>de</strong> Torrent – Staumauer Lac <strong>de</strong> Moiry – Le Mayen<br />

– Grimentz (1570 m).<br />

Lac du Moiry: Schlepplift Durand, Zinal – am<br />

Grat ostseitig zum Punkt 3046 (Richtung Gar<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong> Bordon) – von Punkt 3046 Abfahrt südlich<br />

bis Punkt 2829 – über Les Chapelettes und Fêta<br />

d’Août zum Lac <strong>de</strong> Châteaupré (2349 m) – zur<br />

Staumauer Lac <strong>de</strong> Moiry – Le Mayen – Grimentz<br />

(1570 m).<br />

Kurzer Anstieg zum Becs <strong>de</strong> Bosson noch<br />

bevor die Lifte öffnen: Die ersten Schwünge<br />

bei Sonnenaufgang hat man dann exklusiv.<br />

ZERKLÜFTETE GIPFEL UND STEILE COULOIRS<br />

Wenig später haben wir mit einem breiten Grinsen die<br />

ersten 1500 Höhenmeter abgehakt. Auf zu <strong>de</strong>n nächsten<br />

1700! In Grimentz wartet bereits Bixio, unser Gui<strong>de</strong> für<br />

<strong>de</strong>n zweiten Tag. Sein Plan: Nochmals rauf zum Col <strong>de</strong>s<br />

Becs <strong>de</strong> Bosson und dann eine Tour auf <strong>de</strong>n Gipfel <strong>de</strong>s<br />

Sasseneire. Mit einer Mischung aus Respekt und Vorfreu<strong>de</strong><br />

auf die anspruchsvollen Couloirs vom Gipfelgrat<br />

nähern sich Bixio und Luggi <strong>de</strong>m zerklüfteten Gipfelmassiv.<br />

«Wir müssen uns beeilen», mahnt Bixio. «Wenn die<br />

Flanke zu viel Sonne bekommt, wird es gefährlich.» Doch<br />

zumin<strong>de</strong>st bis auf einen Vorgipfel reicht es. In riesigen<br />

Turns rauschen erst Luggi, dann Bixio die noch völlig unverspurten<br />

Flanken hinab und weiter zum Lac <strong>de</strong> Moiry.<br />

Nicht weniger perfekt ist auch <strong>de</strong>r letzte Schwung,<br />

<strong>de</strong>r Einkehrschwung auf <strong>de</strong>r Rückfahrt in Sierre. Das<br />

Château <strong>de</strong> Villa ist bekannt für seine Raclette-Spezialitäten<br />

mit erlesenen Käsesorten aus <strong>de</strong>n Seitentälern<br />

<strong>de</strong>s Wallis. «Santé und merci für <strong>de</strong>n grossartigen Tag»,<br />

prostet Luggi unserem Gui<strong>de</strong> Bixio mit einem Glas Haida<br />

zu. Genau <strong>de</strong>r passen<strong>de</strong> Tropfen zur Tour. Die eher<br />

seltene Rebsorte wächst im Wallis mehrheitlich auf über<br />

1000 Metern Meereshöhe. Der Wein ist feinwürzig und<br />

mit <strong>de</strong>m Weissen Traminer verwandt. Bo<strong>de</strong>nständig und<br />

gleichzeitig mit einer feinen, exquisiten Note – ganz wie<br />

die Freetouring-Tage in Grimentz und Zinal.<br />

16


FREI<br />

REITER<br />

Der Cassiar A 95 ist ein echter Allroun<strong>de</strong>r:<br />

einerseits leicht im Aufstieg, an<strong>de</strong>rerseits<br />

bei <strong>de</strong>r Abfahrt auf und neben <strong>de</strong>r Piste<br />

präzise und sicher zu manövrieren. Für die<br />

neue Saison wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Cassiar um einen<br />

Zentimeter verbreitert, das Schaufelprofil<br />

leicht erhöht, <strong>de</strong>r Flex nochmal optimiert.<br />

Die Metalleinfassungen an Tip und Tail<br />

erhöhen bei <strong>de</strong>m leichten Rocker-Ski die<br />

Laufruhe. Der Holzkern ist mit Carbon<br />

verstärkt.<br />

CASSIAR A 95<br />

DPS<br />

Gewicht 3200 g (178 cm)<br />

Preis CHF 1349.–<br />

ALLE<br />

LAGEN<br />

Der Kendo wur<strong>de</strong> speziell für leichtere<br />

Fahrer entwickelt und bietet einen perfekten<br />

Kompromiss für On- und Off-Piste-<br />

Tage. Der Tip & Tail Rocker kommt mit<br />

unterschiedlichen Schneeverhältnissen<br />

zurecht, ist verspielt genug für Tiefschnee-<br />

Ausflüge und arbeitet präzise und kraftvoll<br />

auf <strong>de</strong>r Piste. Bei 177 Zentimetern Länge<br />

verfügt <strong>de</strong>r Ski über einen Radius von 20,8<br />

Metern. Das erlaubt grosse Kurven bei<br />

hohem Tempo. Der Ski hat durchgehen<strong>de</strong><br />

Seitenwangen und einen mehrschichtigen<br />

Holzkern mit Titanal-Verstärkung.<br />

KENDO D<br />

VÖLKL<br />

Gewicht 3900 g (177 cm)<br />

Preis CHF 679.–<br />

BOLL<br />

WERK<br />

Richtig warm und trotz<strong>de</strong>m leicht: Die mit<br />

Daune (850 Cuin) gefüllte Isolationsjacke<br />

aus <strong>de</strong>r Eiger Extreme Kollektion punktet<br />

mit einem sehr guten Wärme-Gewichts-<br />

Verhältnis. Die Daunen wie auch <strong>de</strong>r leichte<br />

Aussenstoff sind wasserabweisend imprägniert.<br />

Die spezielle Schnittführung und<br />

zusätzliche elastische Einsätze erlauben<br />

viel Bewegungsfreiheit – perfekt für alle<br />

alpinen Unternehmungen. Als Herren- und<br />

Damenmo<strong>de</strong>ll erhältlich.<br />

TIEFSCHNEE<br />

TRACHT<br />

Schlichte Optik, robustes Äusseres: Mit ihrem<br />

Obermaterial aus dreilagigem Gore Tex Pro<br />

Shell ist die Freeri<strong>de</strong>-Jacke wind- und wasserdicht,<br />

wasserdampfdurchlässig und sehr<br />

wi<strong>de</strong>rstandsfähig. Die angeschnittene Kapuze<br />

bietet ausreichend Platz für <strong>de</strong>n Skihelm, ein<br />

Silikonprint auf <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>r Kapuze<br />

verhin<strong>de</strong>rt, dass sie auf <strong>de</strong>r Helmoberfläche<br />

hin und her rutscht. Am Rücken ist die Jacke<br />

länger geschnitten, <strong>de</strong>r Saum lässt sich über<br />

einen <strong>de</strong>hnbaren Kor<strong>de</strong>lzug anpassen. Die<br />

Ärmel sind vorgeformt, die Bündchen mit<br />

Klett verstellbar. Lange Unterarm-Zipper ermöglichen<br />

eine Belüftung nach Bedarf. Dazu<br />

ist die Alpine Jacket mit vielen sinnvollen<br />

Taschen – zwei seitlichen Fronttaschen, zwei<br />

Brusttaschen, davon eine fürs Funkgerät sowie<br />

zwei Innentaschen mit Kopfhörerausgang<br />

– und einem RECCO-Reflektor ausgestattet.<br />

BERG<br />

ZIEGE<br />

Im hochalpinen Gelän<strong>de</strong> zu Hause: Der<br />

Nordwand Light Mid GTX ist <strong>de</strong>r leichteste<br />

voll steigeisentaugliche Schuh im Mammut<br />

Sortiment. Ein in <strong>de</strong>n Dämpfungskeil<br />

integriertes Carbon-Element reduziert das<br />

Gewicht und erhöht Trittsicherheit und<br />

-präzision. Die Michelin-Sohle bietet viel<br />

Grip. Eine elastische Zone im Zungen- und<br />

Einstiegsbereich sowie das elastische Futter-<br />

und Aussengewebe bieten viel Komfort,<br />

verringern die Gefahr von Druckstellen und<br />

verbessern zusammen mit <strong>de</strong>r Zwei-Zonen-<br />

Schnürung und doppelt geführten Fersenzugbän<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>n Halt. Durch die gezwickte<br />

Machart ist eine Wie<strong>de</strong>rbesohlung möglich.<br />

EIGERJOCH ADVANCED IN<br />

HOODED JACKET MAMMUT<br />

Gewicht 505 g<br />

Preis CHF 409.–<br />

ALPINE JACKET<br />

PEAK PERFORMANCE<br />

Gewicht 960 g<br />

Preis CHF 669.–<br />

NORDWAND LIGHT MID GTX<br />

MAMMUT<br />

Gewicht 1290 g/Paar<br />

Preis CHF 419.–


DIGITALE HELFER<br />

Lawinenverschüttetensuchgerät, Airbag-Rucksack o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>n mit<br />

Sensoren: Geht es um Neuigkeiten bei <strong>de</strong>r Lawinensicherheit, liegt<br />

<strong>de</strong>r Fokus meist auf <strong>de</strong>r Ausrüstung. Etwas im Schatten dazu<br />

entwickeln sich Webplattformen und vor allem das Smartphone<br />

zu potenten Werkzeugen für die Skitour.<br />

18


EXPERT LAWINENSICHERHEIT<br />

TEXT THOMAS WERZ<br />

FOTOS CHRISTIAN JÄGGI<br />

Da stehen wir nun bei leichtem Nebel<br />

im Hang, vor uns wartet diese lange Traverse<br />

und <strong>de</strong>r Hang darüber ist mächtig<br />

und steil. Doch wie steil ist steil? Wo ist die abschüssigste<br />

Stelle und wo stehen wir eigentlich<br />

ganz genau während <strong>de</strong>r Diskussion, ob wir <strong>de</strong>n<br />

Hang jetzt queren o<strong>de</strong>r es doch lieber lassen?<br />

Orientierung ist das A und O. Vor allem dann,<br />

wenn es im alpinen Gelän<strong>de</strong> kritisch wird. Also<br />

Karte raus und mit klammen Fingern <strong>de</strong>n kleinen<br />

Hangneigungsmesser darübergelegt. Obwohl<br />

die Auflösung mit 1:25'000 hoch ist – unser<br />

Standort bleibt bei diesen Verhältnissen<br />

eher Schätzung <strong>de</strong>nn Gewissheit.<br />

«Navigieren ist am Berg lebenswichtig», sagt<br />

Bergführer Michael Wicky von <strong>de</strong>r Bergsportschule<br />

Bergpunkt. Genauer Standort, dazu<br />

Reduktionsmetho<strong>de</strong> und die Einschätzung von<br />

Risiko und Lawinengefahr – «mit Karte und<br />

Kompass ist das purer Stress.» Wicky und viele<br />

seiner Bergführerkollegen wur<strong>de</strong>n daher in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahren Fan eines Geräts, das aus<br />

<strong>de</strong>m Alltag sowieso nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<br />

ist: <strong>de</strong>m Smartphone. «Viele Leute haben noch<br />

nicht begriffen, wie einfach und hilfreich es<br />

ist, in <strong>de</strong>n Bergen mit einem Smartphone zu<br />

arbeiten», sagt er. Selbst Einsteigern falle die<br />

Orientierung im Gelän<strong>de</strong> relativ leicht. Denn die<br />

Bedienung <strong>de</strong>s Telefons ist meist intuitiver als<br />

bei einem GPS, die Karten lassen sich vergrössern<br />

und dank farbiger Hangneigungskarten<br />

können Steilheit und Gefahrenbereiche recht<br />

einfach abgeschätzt wer<strong>de</strong>n. «Was viele nicht<br />

wissen: An 99 Prozent <strong>de</strong>r Standorte im Gebirge<br />

ist das Handy-GPS auf 10 Meter genau. Auch an<br />

Orten, wo man nicht telefonieren kann», erklärt<br />

Wicky. Zumin<strong>de</strong>st gilt das für so zivilisatorisch<br />

erschlossene Gebiete wie die Alpen.<br />

SMARTPHONE STATT PAPIERKARTE<br />

Am WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung<br />

SLF in Davos beobachtet man diesen<br />

Trend genau. «Wir haben festgestellt, dass sich<br />

die gesamte Tourenplanung in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

fünf Jahren radikal geän<strong>de</strong>rt hat», sagt Stephan<br />

Harvey. Kaum einer nimmt noch Papierkarte<br />

Perfekte Kombi: Smartphone plus Papierkarte<br />

und Hangneigungsmesser zur Hand. Die Tourenplanung<br />

heute läuft digital, im Internet und<br />

auf <strong>de</strong>m Smartphone, auf Online-Plattformen<br />

o<strong>de</strong>r mit Touren-Apps. Wie beispielsweise auf<br />

<strong>de</strong>r SLF-eigenen Plattform «White Risk». Das<br />

verfügt über eine interaktive Informations- und<br />

E-Learning-Plattform sowie ein Touren-Tool.<br />

Seit vergangenem Winter sogar mit hochaufgelösten<br />

Topo-Karten von Österreich und Frankreich.<br />

Relativ leicht lässt sich so die eigene<br />

Skitour zusammenklicken und anschliessend<br />

Karten und GPS-Tracks aufs Smartphone übertragen.<br />

Das geht auch bei an<strong>de</strong>ren Plattformen.<br />

Ein Plus von White Risk ist <strong>de</strong>r direkte Zugriff<br />

auf das Lawinenbulletin, die enge Verknüpfung<br />

von Tourenplanung und Lern einheiten zu Lawinenwissen<br />

und nicht zuletzt die hohe fachliche<br />

Kompetenz <strong>de</strong>r Entwickler.<br />

Das Informationsangebot <strong>de</strong>s Internets ist breit<br />

und es for<strong>de</strong>rt – ähnlich wie am Berg – eine<br />

gehörige Portion Eigenverantwortung. «Im Web<br />

kann sich heute je<strong>de</strong>r zigfach informieren, kann<br />

irgendwelche Sachen runterla<strong>de</strong>n: Tourentipps,<br />

GPS-Tracks, Wetter, Karten …», sagt Harvey.<br />

Ein Problem sei jedoch die mangeln<strong>de</strong> Überprüfbarkeit<br />

und die fehlen<strong>de</strong> fachliche Kontrolle.<br />

«Wenn auf einer Tourenwebsite von Topverhältnissen<br />

auf einer bekannten Tour berichtet<br />

wird, dann sind am Wochenen<strong>de</strong> 100 o<strong>de</strong>r mehr<br />

Leute dort, obwohl die Verhältnisse vielleicht<br />

gar nicht so gut sind.»<br />

19


EXPERT<br />

Auswahl an passen<strong>de</strong>n Touren. Auch Bergführer<br />

Wicky fin<strong>de</strong>t das Tool spannend, vor allem<br />

«weil es die Planung zu Hause noch besser<br />

unterstützt. Direkt vor Ort muss man dann auf<br />

die tatsächlichen Gegebenheiten schauen.»<br />

NADJA LUSTENBERGER<br />

FILIALLEITER STV<br />

KRIENS<br />

Neben <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n und unerlässlichen<br />

Kenntnissen in <strong>de</strong>r analogen Orientierung,<br />

bringt die neue Technik viele Vorteile.<br />

Die genaue Standortbestimmung mit nur einem<br />

Gerät vereinfacht die Orientierung sehr.<br />

Durch diese Innovation ist man noch sicherer<br />

unterwegs, zu<strong>de</strong>m hat man gleichzeitig <strong>de</strong>n<br />

Fotoapparat für <strong>de</strong>n Schnappschuss bereits<br />

in <strong>de</strong>r Hand.<br />

Orientierung und Zusatzinfos: Mit <strong>de</strong>r<br />

richtigen App zeigt das Smartphone nicht<br />

nur <strong>de</strong>n genauen Standort, son<strong>de</strong>rn auch<br />

die Neigung <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n Hänge.<br />

In <strong>de</strong>r Einfachheit <strong>de</strong>r Anwendung sieht Lawinen-Experte<br />

Harvey allerdings auch ein Risiko<br />

für <strong>de</strong>n Nutzer: «Die Tourenplanung sollte nicht<br />

abgekürzt wer<strong>de</strong>n und Touren sollten möglichst<br />

selbstständig eingezeichnet wer<strong>de</strong>n.» Zu<strong>de</strong>m<br />

hat das Bulletin seine Ungenauigkeit, das<br />

Wetter sowieso. «Diese Ungenauigkeiten und<br />

die tatsächlichen Verhältnisse im Hang kann<br />

das Tool so nicht abbil<strong>de</strong>n.» Mittlerweile gebe<br />

es auch Apps, «die spucken dir direkt ein Risiko<br />

am Smartphone aus. Aber das ist im Moment<br />

viel zu trivial gelöst», warnt Harvey. «Ich fin<strong>de</strong><br />

es heikel, wenn mir die App an meinem GPS-<br />

Punkt sagt, wie gefährlich <strong>de</strong>r Hang ist, ohne<br />

die lokalen Verhältnisse mit einzubeziehen.»<br />

Trotz<strong>de</strong>m: Für Bergführer Michael Wicky und<br />

seinen Kollegen ist das Smartphone auf Skitour<br />

nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken. «Keine Angst vor<br />

neuen Medien», lautet sein Appell. Und wer<br />

<strong>de</strong>m digitalen Helfer nicht traut, packt einfach<br />

die Papierkarte mit in <strong>de</strong>n Rucksack – als<br />

physisches Back-up.<br />

COMPUTER VS. REALITÄT<br />

Eine spannen<strong>de</strong> Weiterentwicklung zur reinen<br />

Tourenplattform bietet beispielsweise<br />

skitourenguru.ch. Für gut 900 Skitouren in<br />

<strong>de</strong>r Schweiz berechnet die Website automatisiert<br />

und zwei Mal täglich das Lawinenrisiko<br />

auf Grundlage von Gelän<strong>de</strong>mo<strong>de</strong>ll, Lawinenbulletin<br />

und Grafischer Reduktionsmetho<strong>de</strong><br />

(GRM). «Skitourenguru automatisiert einen Teil<br />

<strong>de</strong>r Abläufe, die auch wir so für die Planung<br />

empfehlen», erklärt Harvey. Der Vorteil: Der<br />

menschliche Fehler entfällt, <strong>de</strong>r Computer<br />

rechnet; mit wenig Aufwand bekommt man eine<br />

BÄCHLI<br />

ON TOUR<br />

Lawinenkurse<br />

Furkapass Tiefenbach<br />

6./7.01.2018<br />

Li<strong>de</strong>rnen, Zentralschweiz<br />

27./28.01.2018<br />

Zwei Tage Intensivkurs, CHF 360.–<br />

Alle Infos und das weitere<br />

Tourenangebot unter:<br />

baechli-bergsport.ch/<strong>de</strong>/<br />

baechliontour<br />

20


LAWINENSICHERHEIT<br />

RAUSGEPICKT<br />

Digitale Helfer sind eine clevere<br />

Unterstützung. Absolut obligatorisch<br />

abseits <strong>de</strong>r gesicherten Pisten ist<br />

die Lawinenausrüstung – hier vier<br />

innovative Lebensretter.<br />

SCHNELLER<br />

SUCHER<br />

Mammut hat seine Lawinenverschüttetensuchgeräte<br />

komplett überarbeitet: Das neue<br />

Barryvox S verfügt über eine <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit<br />

grössten Empfangsreichweiten und einen<br />

<strong>de</strong>r grössten sicher nutzbaren Suchstreifen<br />

(70 Meter). Dadurch wer<strong>de</strong>n die Suchwege<br />

kürzer. Das Gerät ist intuitiv bedienbar, die<br />

visuelle und akustische Benutzerführung<br />

leicht verständlich. Die grossen Tasten lassen<br />

sich auch mit Handschuhen bedienen.<br />

Distanz, Richtung und Anzahl <strong>de</strong>r Verschütteten<br />

wer<strong>de</strong>n gut erkennbar auf <strong>de</strong>m Display<br />

angezeigt. Auch im Nahbereich navigiert das<br />

Barryvox S präzise bis zum Schluss über<br />

Pfeilangaben; Wege und Zeit wer<strong>de</strong>n so gegenüber<br />

<strong>de</strong>m bisherigen «Einkreuzen» verkürzt.<br />

Batterien und Tragesystem inklusive.<br />

BARRYVOX S<br />

MAMMUT<br />

Gewicht 205 g (inkl. Batterien)<br />

Preis CHF 419.–<br />

TECHNISCHER<br />

TRÄGER<br />

Leichter, technischer und minimalistischer<br />

Lawinenairbag-Rucksack mit <strong>de</strong>m<br />

eigens entwickelten AVABAG-System. Das<br />

geschäumte 3D-Rückentragesystem bietet<br />

eine gute Lastübertragung und hohen Tragekomfort.<br />

Zugang zum grossen Hauptfach<br />

ermöglicht ein umlaufen<strong>de</strong>r Reissverschluss;<br />

er ist Trinksystem kompatibel. Die<br />

Lawinenausrüstung fin<strong>de</strong>t im separierten<br />

Frontfach Platz. Am Ascent wer<strong>de</strong>n die Skier<br />

diagonal befestigt, zu<strong>de</strong>m verfügt er über<br />

eine Snowboard- und Schneeschuh-Halterung,<br />

Kompressionsriemen sowie Befestigungsmöglichkeiten<br />

für Pickel, Stöcke und<br />

Helm. Die Kartusche zur Auslösung muss<br />

separat bestellt wer<strong>de</strong>n. Die Testauslösung<br />

in Ihrer Bächli Bergsport Filiale ist inklusive.<br />

ROBUSTER<br />

RETTER<br />

Leichte Lawinenschaufel mit Teleskopstiel<br />

(Schaufellänge 86 Zentimeter) und ergonomischem<br />

T-Griff aus metallverstärktem<br />

Kunststoff. Dieser lässt sich für Rechtsund<br />

Linkshän<strong>de</strong>r drehen; zu<strong>de</strong>m kann das<br />

Blatt um 90 Grad gedreht und zur Hacke<br />

umfunktioniert wer<strong>de</strong>n. Dank nutförmigem<br />

Querschnitt verfügt <strong>de</strong>r Schaft über eine<br />

hohe Stabilität, die gummierte Griffzone gibt<br />

einen sicheren Halt. Das verwindungssteife<br />

und stabile Schaufelblatt aus Aluminium<br />

verfügt über Stabilisationsrippen und eine<br />

Rettungsschlittenfunktion.<br />

SCHNELL<br />

SPANNER<br />

Leichte Aluminium-Son<strong>de</strong> mit PFA-Schnellspann-System.<br />

Ein Handgriff genügt, um<br />

das Stahlseil <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong> über die Schlaufe zu<br />

spannen, genauso schnell ist sie wie<strong>de</strong>r entspannt.<br />

Die sechs Segmente bestehen aus<br />

7075 T6 Aluminium mit 13 mm Durchmesser,<br />

das macht die Son<strong>de</strong> steif und treffsicher;<br />

<strong>de</strong>r ergonomische Griff ermöglicht ein<br />

sicheres Handling. Die ein<strong>de</strong>utige Farbmarkierung<br />

bei einem Meter sowie die <strong>de</strong>utliche<br />

Skala erleichtern das schnelle Ablesen <strong>de</strong>r<br />

Verschüttungstiefe. Länge 240 cm. Inklusive<br />

praktischer Quick-Release-Hülle.<br />

Ascent 30 Avabag<br />

ORTOVOX<br />

Gewicht 2120 g<br />

Preis CHF 759.–<br />

Pro Alu<br />

ORTOVOX<br />

Gewicht 770 g<br />

Preis CHF 79.–<br />

Alu 240 PFA<br />

ORTOVOX<br />

Gewicht 310 g<br />

Preis CHF 69.–<br />

21


Diskreter Luxus: Rund um Gstaad<br />

können Skitourengeher einsam <strong>de</strong>n<br />

Pulverschnee geniessen, während<br />

die Promis die Korken knallen lassen.<br />

PROMI-TOUR<br />

22


WEGWEISER GSTAAD<br />

TEXT & FOTOS CHRISTIAN PENNING<br />

In Gstaad lassen nicht nur Stars und<br />

Sternchen die Champagnerkorken<br />

knallen und <strong>de</strong>n Schnee stauben, auch<br />

prominente und vor allem lohnenswerte<br />

Skitourengipfel gibt es eine Menge.<br />

Arnold Hauswirth nickt <strong>de</strong>zent. Ja, natürlich hat<br />

auch er als Bergführer und Skilehrer schon <strong>de</strong>n<br />

einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Prominenten auf Gipfel geführt<br />

o<strong>de</strong>r ihm gezeigt, wie man im Pulverschnee am<br />

besten die Kurve kratzt. Doch als es ums Namedropping<br />

geht, wird <strong>de</strong>r schnauzbärtige Mittfünfziger einsilbig. Es<br />

mag wohl gera<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r unaufdringlichen Verschwiegenheit<br />

liegen, an dieser unaufgeregten, gelassenen<br />

Selbstverständlichkeit, weshalb Gstaad bei vielen Promis<br />

so hoch im Kurs steht. Diskretion ist Teil <strong>de</strong>s Luxus,<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r einstige Weiler seit rund 100 Jahren seinen betuchten<br />

Besuchern bietet. «Genau <strong>de</strong>shalb fühlen sie<br />

sich hier so wohl. Wenn Madonna auf die Piste geht o<strong>de</strong>r<br />

einst David Bowie seine Skier auspackte, dann wird hier<br />

kein Aufheben drum gemacht. Gstaad hat etwas Mondänes<br />

und ist trotz<strong>de</strong>m ganz normal. «Deswegen fühlt sich<br />

bei uns auch <strong>de</strong>r Tourengeher aus Bern wohl o<strong>de</strong>r die<br />

Familie aus Zürich, die hier ein paar Tage im Schnee<br />

verbringen wollen», lenkt Arnold die Unterhaltung weg<br />

vom doch bisweilen nerven<strong>de</strong>n Promi-Thema.<br />

Und dann kommt er doch auf ein paar Berühmtheiten<br />

zu sprechen – nein, keine Leinwandhel<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Finanzgrössen.<br />

Arnold erzählt von lokalen Grössen, von<br />

sanften Charakteren, aber auch von rauen Kerlen, die<br />

selbst ausgefuchsten Tourengehern schon mal die kalte<br />

Schulter zeigen. Er meint die umliegen<strong>de</strong>n Gipfel: die<br />

Dreitausen<strong>de</strong>r, die südlich von Gstaad die Grenze zum<br />

Wallis markieren, aber auch die zahmeren Erhebungen<br />

wie das Wannehörli bei Saanenmöser o<strong>de</strong>r das Steinmandli<br />

im Turbachtal. «Dank <strong>de</strong>s Talkessels sind viele<br />

<strong>de</strong>r einfacheren Touren windgeschützt, i<strong>de</strong>al zum Pulverfahren<br />

im Hochwinter», verrät Arnold. Zu <strong>de</strong>n prominentesten,<br />

aber exponierteren Erscheinungen zählt die<br />

2542 Meter hohe Giferspitz. 1500 Höhenmeter erhebt<br />

sie sich über <strong>de</strong>n Ortskern von Gstaad. «Eine durchaus<br />

anspruchsvolle Unternehmung», gibt <strong>de</strong>r Bergführer<br />

Jürg und Sibylle zum Tourstart mit auf <strong>de</strong>n Weg.<br />

Doch aus <strong>de</strong>m Turbachtal hinauf zum Weiler Bärgli und<br />

zum Fuss <strong>de</strong>s Gipfelmassivs geht es erst mal entspannt<br />

dahin. Verschneite Alpwiesen wechseln mit lichten Wäl<strong>de</strong>rn<br />

– typisch für das Saanenland. Auch wenn unten<br />

im Talbo<strong>de</strong>n die Learjets lan<strong>de</strong>n, die Kuhwei<strong>de</strong>n prägen<br />

immer noch die Landschaft. 80 Alpen und 7000 Kühe<br />

gibt es in Gstaad – genauso viele wie Einwohner. Ein<br />

Zeichen für die trotz Glanz und Glamour noch allgegenwärtige<br />

Bo<strong>de</strong>nhaftung <strong>de</strong>r Bevölkerung.<br />

Nur nicht <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Füssen verlieren: Das<br />

ist auch Sibylles Ziel, als im zweiten Teil <strong>de</strong>s Aufstiegs<br />

<strong>de</strong>r steile Aufschwung am teils ausgesetzten Giferspitz-<br />

Nordgrat beginnt. Der erfahrene Freeri<strong>de</strong>r Jürg zeigt<br />

sich weniger beeindruckt von <strong>de</strong>r schroffen Art <strong>de</strong>s<br />

Promigipfels und legt mit überlegten, festen Tritten die<br />

Spur. Mit je<strong>de</strong>m Schritt nach oben gleicht die Perspektive<br />

mehr <strong>de</strong>m Blick von einem Gleitschirm, beson<strong>de</strong>rs,<br />

als nach gut vier Stun<strong>de</strong>n Aufstieg <strong>de</strong>r Gipfel erreicht<br />

ist. «Ach, wer braucht schon einen Heli!», winkt Jürg<br />

beim Gipfelpicknick mit elitärem 360-Grad-Panorama<br />

jovial ab.<br />

«Dank <strong>de</strong>s Talkessels<br />

sind viele <strong>de</strong>r einfacheren<br />

Touren windgeschützt,<br />

i<strong>de</strong>al zum Pulverfahren<br />

im Hochwinter.»<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

23


WEGWEISER<br />

PRIVATJET PANORAMA<br />

Nicht weniger imposant ist die Abfahrt. Nach kurzem<br />

Abstieg setzt Jürg die ersten Schwünge im nordseitigen<br />

Gipfelcouloir. Dann zieht er links hinaus an <strong>de</strong>n Grat.<br />

Die Häuser von Gstaad liegen aus diesem Blickwinkel<br />

fast direkt unter ihm. Und mittendrin, wie ein Märchenschloss<br />

in einer Spielzeuglandschaft, das legendäre<br />

Gstaad Palace, eines <strong>de</strong>r traditionsreichsten Luxushotels<br />

<strong>de</strong>r Schweiz. Eine ähnliche Perspektive muss wohl<br />

Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone haben, wenn er im<br />

Privatjet hier einschwebt. Jürg aber steuert eine an<strong>de</strong>re<br />

Route an. Gleitet hinab ins Berzgummloch. Hier wird<br />

<strong>de</strong>r Berg wie<strong>de</strong>r sanfter. Genussvolles Schwingen, weite<br />

Hänge – ja, auch auf Ski lädt Gstaad zum Schwelgen ein.<br />

lautet sein Vorschlag. Die erste Gon<strong>de</strong>l bringt die drei<br />

am nächsten Morgen vom Col du Pillon auf <strong>de</strong>n Les<br />

Diablerets Gletscher. Bis zum Gipfel geht man von<br />

<strong>de</strong>r Liftstation gera<strong>de</strong> mal eine halbe Stun<strong>de</strong>. Eine<br />

kurze Genusstour mit grossartigem Panorama: Eiger,<br />

Jungfrau, Mönch, Matterhorn, Mont Blanc ... Doch das<br />

Tagesziel liegt noch ein gutes Stück weiter. In gemütlichen<br />

Schwüngen zieht das Trio <strong>de</strong>n flachen Glacier<br />

<strong>de</strong> Tsanfleuron hinab zum Col du Sanetsch. «Vielleicht<br />

sollten wir jetzt das Postauto nehmen», witzelt Jürg<br />

dort. Aus <strong>de</strong>m Schnee ragt ein Halteschild. Im Sommer<br />

führt die jetzt bis zur Unkenntlichkeit zugeschneite<br />

Bergstrasse hinab ins Rhonetal bei Sion. Doch solange<br />

Schnee liegt, bleiben Ski die erste Wahl.<br />

HAUTE CUISINE FÜR TOURENGOURMETS<br />

Naja, nicht ganz. Der Südwestgrat hinauf auf <strong>de</strong>n Gipfel<br />

<strong>de</strong>s Arpelistocks ist teils sehr abgeblasen. Und so<br />

buckeln Jürg, Sibylle und Arnold ihre Bretter einen Teil<br />

<strong>de</strong>r 800 Höhenmeter auf <strong>de</strong>m Rucksack. Dunkel, wie<br />

<strong>de</strong>r Kraterrand eines Vulkans, schimmert <strong>de</strong>r schottrige<br />

Fels. «Einen besseren Ausblick auf die Walliser<br />

Viertausen<strong>de</strong>r kannst du kaum haben», meint Arnold.<br />

Selbst südseitige Tourenabfahrten bis ins Rhonetal sind<br />

Zum Après gehört ein Bummel an <strong>de</strong>r Promena<strong>de</strong> im<br />

Dorf. Das Zentrum von Gstaad ist autofrei. Boutiquen<br />

von E<strong>de</strong>lschnei<strong>de</strong>rn, Juweliere, dazwischen Sportshops<br />

und Cafés – alles alpenländisch gestylt. Lieber urig<br />

statt protzig, lautet die Devise. Zumin<strong>de</strong>st, was die<br />

Fassa<strong>de</strong>n betrifft. Sibylle und Jürg checken im Posthotel<br />

Rössli ein, <strong>de</strong>m ältesten Gasthaus in Gstaad, erbaut<br />

1845. «Damals bestand Gstaad aus nicht mehr als einer<br />

Handvoll Häusern», erzählt Hotelier Conroy Widmer bei<br />

einem Plausch in <strong>de</strong>r Lounge. Er führt das Haus bereits<br />

in <strong>de</strong>r vierten Generation. Wichtiger als die Herkunft<br />

seiner Gäste sind ihm die sportlichen Aktivitäten, zu<br />

<strong>de</strong>nen sie sich begeistern lassen. Schwarz-Weiss-Fotografien<br />

von lokalen Skisprung-Hel<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n,<br />

die Basecap auf Conroys Kopf und <strong>de</strong>r markige Hän<strong>de</strong>druck<br />

verraten: Der Chef ist selbst Sportler durch<br />

und durch. Tourenwochen gehören bei ihm ebenso<br />

selbstverständlich zum Angebot wie mo<strong>de</strong>rn interpretierte<br />

Traditionsgerichte aus <strong>de</strong>m Saanenland und <strong>de</strong>m<br />

Berner Oberland. Nebenbei engagiert sich Conroy als<br />

Vorstandsmitglied für das Nachwuchsför<strong>de</strong>rprojekt Ski<br />

Future Saanenland.<br />

ERSTE GONDEL ZUM GLETSCHER<br />

«Future is now», könnte man sagen. Denn Gui<strong>de</strong> Arnold<br />

hält für Sibylle und Jürg schon das nächste Projekt<br />

parat. «Wie wär’s mit einer Tour auf <strong>de</strong>n Arpelistock?»,<br />

Das älteste Gasthaus in Gstaad:<br />

das Posthotel Rössli. Chef Conroy<br />

Widmer ist selbst aktiver Sportler.<br />

24


GSTAAD<br />

Über <strong>de</strong>n<br />

abgeblasenen<br />

Südwestgrat auf<br />

<strong>de</strong>n Arpelistock:<br />

In <strong>de</strong>n Nordhängen<br />

ist <strong>de</strong>r<br />

Pulver <strong>de</strong>nnoch<br />

unberührt.<br />

54,50<br />

PREIS (CHF) FÜR EIN<br />

4-BETT-FAMILIEN-<br />

ZIMMER IN DER<br />

JUGENDHERBERGE<br />

GSTAAD<br />

64<br />

KILOMETER<br />

PRÄPARIERTER SKI-<br />

PISTEN IN DER REGION<br />

GSTAAD SAANENLAND<br />

7000<br />

KÜHE GIBT ES AUF<br />

DEN RUND 80 ALPEN<br />

RUND UM GSTAAD<br />

GSTAAD<br />

2000<br />

METER HÖHENUNTER-<br />

SCHIED – ABFAHRT<br />

VOM SOMMET DES<br />

DIABLERETS INS DORF<br />

LES DIABLERETS<br />

3594<br />

PREIS (CHF) FÜR<br />

EINE GRAND DELUXE<br />

SUITE PRO NACHT IM<br />

THE ALPINA GSTAAD<br />

bei guten Bedingungen möglich – entwe<strong>de</strong>r direkt vom<br />

Arpelistock o<strong>de</strong>r vom Gältehore und <strong>de</strong>r Gältenlücke<br />

Richtung Sü<strong>de</strong>n. «Ein Traum bei guten Firnbedingungen»,<br />

weiss <strong>de</strong>r Bergführer. Doch er hat eine an<strong>de</strong>re<br />

Variante vorgesehen. Das Rottal und das Fuggetäli<br />

ziehen nordseitig vom Geltengletscher zur Geltenhütte<br />

hinab. Und diese Abfahrten rangieren weit oben in <strong>de</strong>r<br />

Gault-Millau-Skala für Tourengourmets.<br />

Obwohl <strong>de</strong>r letzte Schneefall schon ein paar Tage zurückliegt,<br />

schlängeln sich nur ganz vereinzelt Spuren<br />

die Hänge hinab. «Noch ein Vorteil an Gstaad», grinst<br />

Gui<strong>de</strong> Arnold, während er zwischen <strong>de</strong>n Schwüngen im<br />

stieben<strong>de</strong>n Pulver Luft holt. «Längst nicht alle Gäste<br />

kommen <strong>de</strong>s Skifahrens wegen.» So bleibt genügend<br />

Platz für exklusive Erlebnisse im Tourengelän<strong>de</strong>. Weiter<br />

geht die Pulverorgie. «Wenn dir <strong>de</strong>r Sinn nach Mehrtagestouren<br />

steht, ist hier ein guter Stützpunkt», überlegt<br />

Arnold beim verdienten Pausen-Panaché an <strong>de</strong>r Geltenhütte.<br />

Die Hütte liegt auf <strong>de</strong>r Strecke <strong>de</strong>r Skitouren-Haute-Route<br />

Wildhorn – Wildstrubel. Ersteres ist<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

25


WEGWEISER GSTAAD<br />

auch als Tagestour von <strong>de</strong>r Geltenhütte aus gut<br />

machbar. Doch dafür ist es bereits zu spät.<br />

NAKED SHEEP<br />

An<strong>de</strong>rsartig leicht<br />

Es geht nicht um Rekor<strong>de</strong>. Es geht um Zufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

Mit Freun<strong>de</strong>n eine gute Zeit haben, groSSe<br />

Momente groSSer machen. Keine Wettrennen,<br />

kein Wettkampf.<br />

FINALE MIT EISIGEM NADELÖHR<br />

Ski an, und weiter! Das Finale wird nochmals<br />

furios. Von <strong>de</strong>r Hütte führt die Abfahrt in einen<br />

engen Tobel zwischen Felswän<strong>de</strong>n. Na<strong>de</strong>löhr ist<br />

<strong>de</strong>r Geltenschuss. Der Wasserfall ist bereits aufgetaut.<br />

Vorsichtig drücken sich Sibylle und Jürg<br />

hinter <strong>de</strong>m Fall am Fels entlang. Das sprühen<strong>de</strong><br />

Wasser ist am Bo<strong>de</strong>n gefroren. Ein Eispanzer<br />

überzieht das Schneefeld. Jetzt nur nicht ausrutschen!<br />

Ein paar Minuten später können die bei<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Genussmodus schalten. Die<br />

letzten Schwünge führen hinab ins Geltenbachtal<br />

und hinaus zum Louwenesee. «I weiss no guet,<br />

wo ni ar Suunä bi gsässä. Wit awäg vom Lärm vo<br />

dr Stadt. I weiss no guet, wie i ha chönne vergässe,<br />

<strong>de</strong>rt hindä bim Louwenesee ...», singt Jürg<br />

leise vor sich hin. Natürlich ist <strong>de</strong>r Ohrwurm <strong>de</strong>r<br />

Mundart-Band Span nicht so bekannt wie die<br />

Hits von Madonna o<strong>de</strong>r David Bowie. Eines aber<br />

trifft er: die Seele <strong>de</strong>r Region. Und die Softrocker<br />

von Span hat er zu Promis gemacht – zumin<strong>de</strong>st<br />

in Gstaad und im Saanenland.<br />

SKITOUREN<br />

GSTAAD SAANENLAND<br />

Allgemeine Infos: gstaad.ch<br />

Höhenlage Skigebiet: 1050 – 3000 m<br />

Tourenvorschläge:<br />

gstaad.ch/aktiv/winter/skitouren<br />

Bergführer:<br />

Alpinzentrum Gstaad, alpinzentrum.ch<br />

Bergsport Gstaad, bergsport-gstaad.ch<br />

Unterkunft:<br />

Posthotel Rössli, posthotelroessli.ch<br />

weitere Infos: gstaad.ch<br />

Hütten:<br />

Geltenhütte, geltenhuette.ch<br />

Karten/Literatur:<br />

Swisstopo SAC Skitourenkarte Wildstrubel 263 S,<br />

Montana 273S 1:50'000<br />

Essen:<br />

Posthotel Rössli, posthotelroessli.ch<br />

Bergrestaurant Wasserngrat, wasserngrat.ch


TOUREN<br />

GOURMETS<br />

Der Vorteil von Gstaad: Längst nicht<br />

alle Gäste kommen nur zum Skifahren.<br />

Auch Tage nach <strong>de</strong>m letzten<br />

Schneefall kann man in abgelegenen<br />

Hängen noch die erste Spur in<br />

<strong>de</strong>n Tiefschnee ziehen. Bei Bächli<br />

Bergsport gibt es die passen<strong>de</strong> Ausrüstung<br />

für die Tour.<br />

«Gstaad ist wie ein<br />

Spielplatz für Skitourengeher<br />

- man fin<strong>de</strong>t<br />

in je<strong>de</strong>r Schwierigkeitsklasse<br />

beson<strong>de</strong>rs<br />

schöne Skitourenrouten.»<br />

SONJA REUSSER<br />

ABTEILUNGSLEITERIN SCHUHE<br />

FILIALE THUN<br />

BÄCHLI<br />

ON TOUR<br />

Sie wollen ihre Tiefschneetechnik<br />

verbessern o<strong>de</strong>r die wichtigsten<br />

Tipps und Tricks beim Umgang mit<br />

Tourenski erlernen? Dann mel<strong>de</strong>n<br />

Sie sich noch heute an für einen <strong>de</strong>r<br />

Skitourenkurse, wie <strong>de</strong>m Skitourenweekend<br />

für Geniesser auf das<br />

Dreizehntenhorn.<br />

baechli-bergsport.ch/<br />

<strong>de</strong>/baechliontour<br />

DREI<br />

TEILER<br />

Für alle Fälle: Der Teleskopstock mit drei<br />

Aluminium-Segmenten kann je nach Jahreszeit<br />

o<strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong> als Ski- o<strong>de</strong>r Trekkingstock<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Dazu wer<strong>de</strong>n<br />

einfach die Pow<strong>de</strong>r- gegen Trekking-Teller<br />

ausgewechselt. Die beson<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>s<br />

Griffkopfes hilft bei <strong>de</strong>r Einstellung von<br />

Steighilfen o<strong>de</strong>r Bindungen. Um <strong>de</strong>n Stock<br />

in steilen Aufstiegen schnell und sicher<br />

kürzer fassen zu können, ist <strong>de</strong>r Griff<br />

nach unten hin mit griffigem Schaumstoff<br />

verlängert. Über die FlickLock-Verschlüsse,<br />

die sich auch mit Handschuhen bedienen<br />

lassen, lässt sich die Stockhöhe individuell<br />

anpassen. Komplett zusammengeschoben<br />

misst <strong>de</strong>r Dreiteiler je nach Ausführung 57<br />

o<strong>de</strong>r 62 Zentimeter und passt so an je<strong>de</strong>n<br />

Touren-Rucksack.<br />

BINDUNGS<br />

FÄHIG<br />

Für die Tourenski-Pin-Bindung Vipec Evo<br />

12 hat Fritschi die Fronteinheit weiterentwickelt:<br />

Einstieg und Positionierung <strong>de</strong>r<br />

Schuhspitze wer<strong>de</strong>n über einen festen<br />

Anschlag und eine Orientierungshilfe<br />

erleichtert. Auf leichten Druck hin schliesst<br />

sich das System, in<strong>de</strong>m die Pin-Hebel in <strong>de</strong>n<br />

Inserts einrasten. Der Bewegungsablauf ist<br />

mit <strong>de</strong>m einer Alpinbindung vergleichbar.<br />

Die Seitwärtsauslösung mit DIN-Einstellung<br />

hat einen langen, dynamischen Weg von 13<br />

Millimetern und verhin<strong>de</strong>rt dadurch ungewollte<br />

Auslösungen. Im Aufstieg wird <strong>de</strong>r<br />

Schuh im Falle eines Vorwärtssturzes sofort<br />

freigegeben. Die Bindung verfügt über eine<br />

zweistufige Steighilfe. Der Wechsel zwischen<br />

Aufstiegs- und Abfahrtsmodus ist leicht und<br />

unkompliziert; die stabile, nicht drehen<strong>de</strong><br />

Ferseneinheit ermöglicht eine gute<br />

Kraftübertragung bei <strong>de</strong>r Abfahrt. Geeignet<br />

für Ski breiter als 70 Millimeter.<br />

LEICHT<br />

ATHLET<br />

Eine leichte, warme Daunenjacke mit<br />

Kapuze, die sich als isolieren<strong>de</strong> Aussenschicht<br />

o<strong>de</strong>r Zwischenschicht unter <strong>de</strong>r<br />

Hardshelljacke tragen lässt, sollte auf<br />

je<strong>de</strong>r Tour dabei sein. Bei <strong>de</strong>r Conquest<br />

Down Jacket wärmt eine Füllung aus 80<br />

Gramm europäischer, zertifizierter Daune<br />

mit einer Bauschkraft von 700 Cuin. Zwei<br />

grosse Fronttaschen schaffen Abhilfe bei<br />

kalten Hän<strong>de</strong>n. Die grossen Innentaschen<br />

bieten viel Stauraum, zusätzlich gibt es eine<br />

Kompressionsinnentasche, in <strong>de</strong>r die Jacke<br />

bei Nichtgebrauch klein verstaut wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Die Nähte sind auf die notwendigsten<br />

reduziert und sehr sorgfältig verarbeitet, um<br />

eine Abnutzung durch Tragen <strong>de</strong>s Rucksacks<br />

zu minimieren. Reflektieren<strong>de</strong> Elemente<br />

erhöhen die Sicherheit bei Dunkelheit.<br />

EXPEDITION 3 II<br />

BLACK DIAMOND<br />

Gewicht 520 g/Paar<br />

Preis CHF 99.–<br />

VIPEC EVO 12<br />

FRITSCHI<br />

Gewicht 1160 g/Paar (inkl. Stopper)<br />

Preis CHF 479.–<br />

CONQUEST DOWN JACKET<br />

LA SPORTIVA<br />

Gewicht 354 g<br />

Preis CHF 325.–


EINE FRAGE<br />

DES STILS<br />

Kletter- und Boul<strong>de</strong>rhallen dienen längst nicht mehr nur<br />

Sportkletter-Cracks, um sich über <strong>de</strong>n Winter in Form zu halten.<br />

Sie erfreuen sich ganzjährig steigen<strong>de</strong>r Beliebtheit bei immer<br />

breiteren Bevölkerungsschichten. Dass es für <strong>de</strong>n Erfolg aber<br />

wesentlich mehr braucht als ein paar steile Wän<strong>de</strong> und Klettergriffe,<br />

zeigt <strong>de</strong>r Blick hinter die Kulissen <strong>de</strong>s Kletterzentrums Gaswerk.<br />

TEXT JÜRG BUSCHOR<br />

«Manchmal gönne ich mir <strong>de</strong>n Spass, eine<br />

neue Route zu klettern, um danach zu erraten,<br />

wer sie geschraubt hat. Quasi eine Blind<strong>de</strong>gustation<br />

für Sportkletterer», erzählt Marion<br />

Deichmann mit einem schelmischen Lachen<br />

im Gesicht und fährt weiter: «Interessanterweise<br />

ist die Trefferquote recht hoch, weil je<strong>de</strong>r<br />

Routenbauer seinen eigenen Stil hat». Stil<br />

und Charakter sind durchaus erwünscht, wie<br />

die junge Zürcherin erklärt, die im Marketing<br />

<strong>de</strong>r Kletterhallen Gaswerk in Schlieren und<br />

Milandia in Greifensee verantwortlich zeichnet.<br />

Ihr Kollege Andreas Hanisch wi<strong>de</strong>rspricht<br />

nicht. Der Routenbauer im Kletterzentrum<br />

Gaswerk sieht das ähnlich: «Wir sind zwar<br />

keine Künstler, aber Routen<strong>de</strong>sign hat viel mit<br />

Kreativität zu tun. Und die ist immer persönlich».<br />

Den Prozess beschreibt <strong>de</strong>r 35-Jährige<br />

so: «Zuerst wird viel Kaffee getrunken. Danach<br />

wird geschraubt, geklettert, diskutiert und<br />

schliesslich so lange umgeschraubt, bis es<br />

passt.» Manchmal sei <strong>de</strong>r Umgangston schon<br />

etwas rau. Andreas ist es daher beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig, «dass im Team eine gute Grundstimmung<br />

herrscht.»<br />

28


EXPERT KLETTERHALLEN<br />

80'000<br />

GRIFFE UND TRITTE<br />

STEHEN DEN ROUTENBAUERN<br />

ZUR VERFÜGUNG<br />

140'000<br />

BESUCHER ZÄHLEN DIE<br />

KLETTERZENTREN GASWERK UND<br />

MILANDIA JÄHRLICH<br />

Im Team von Routenbauleiter Markus «Kusi»<br />

Senn arbeitet aktuell rund ein Dutzend Routenbauerinnen<br />

und Routenbauer. Weil <strong>de</strong>r Job<br />

physisch so anstrengend ist, jedoch maximal<br />

mit einem Arbeitspensum von 40 Prozent,<br />

dafür öfters auch mal von 7 bis 20 Uhr. «Die<br />

Grenzen zwischen Arbeit und Hobby sind in<br />

diesem Job sicher fliessen<strong>de</strong>r als an<strong>de</strong>rswo»,<br />

sagt Andreas fast schon entschuldigend, «aber<br />

unseren Mitarbeitern ist es auch wichtig, sich<br />

abends mit <strong>de</strong>n Kletterern auszutauschen.<br />

Was gefällt <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n an einer neuen Route?<br />

Was nicht? Die direkten Rückmeldungen sind<br />

wichtig für uns.» Die Frage, was <strong>de</strong>nn die<br />

Kletterhallen Milandia und Gaswerk auszeichnet,<br />

beantwortet er durchaus selbstbewusst:<br />

«Wir sind die Pioniere und haben <strong>de</strong>shalb mehr<br />

Erfahrung als irgendwer sonst. Und wir bil<strong>de</strong>n<br />

unsere Routenbauer selber aus.»<br />

So wählen die Routenbauer unter an<strong>de</strong>rem<br />

Griffe von mehr als 50 Herstellern aus, wenn<br />

sie eine neue Route schrauben. Je<strong>de</strong> ist ein<br />

Unikat, nie wird sie zwei Mal gleich geschraubt<br />

– selbst wenn sie bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />

gut angekommen ist. Der Prozess folgt einem<br />

übergeordneten Plan, je<strong>de</strong> Route längstens<br />

nach sieben Monaten neu zu schrauben.«<br />

Routen mit beson<strong>de</strong>rs hohen Frequenzen<br />

etwas öfter», wie Andreas betont. «Dabei versuchen<br />

wir <strong>de</strong>n Ladys zu gefallen», wie er mit<br />

einem Augenzwinkern erzählt. «Je<strong>de</strong>nfalls haben<br />

wir schon bestimmte Zielgruppen im Hinterkopf,<br />

wenn wir zum Inbusschlüssel greifen.<br />

Gewisse Routen schrauben wir bewusst für 155<br />

Zentimeter kleine Frauen, an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum<br />

für 185 Zentimeter grosse Männer.»<br />

Wie bei kaum einer an<strong>de</strong>ren Sportart halten<br />

sich beim Hallenklettern die Geschlechter die<br />

Waage, wie die Mitarbeiter erzählen: «Bei uns<br />

sind abends je die Hälfte <strong>de</strong>r Gäste weiblich<br />

und männlich.» Ein Blick zu je<strong>de</strong>r Tageszeit<br />

genügt, um jegliche Zweifel zu zerstreuen:<br />

Boul<strong>de</strong>r- und Kletterhallen erfreuen sich<br />

steigen<strong>de</strong>r Beliebtheit. Die Grün<strong>de</strong> liegen für<br />

Marion auf <strong>de</strong>r Hand: «Trainieren in <strong>de</strong>r Wand<br />

ist viel kreativer als in einem Fitness-Center.<br />

Und auch <strong>de</strong>r mentale Aspekt spielt eine Rolle<br />

– Klettern ist geistig anspruchsvoller.» Zu<strong>de</strong>m<br />

habe Boul<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Sportklettern ja auch soziale<br />

Aspekte: Bei<strong>de</strong> Disziplinen übe man in aller<br />

Regel ja gemeinsam aus. «Beim Boul<strong>de</strong>rn wird<br />

man von Freun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Bekannten gespottet,<br />

beim Klettern gesichert, und immer unterstützt<br />

und angefeuert.»<br />

VERLOSUNG<br />

EINTRITTSKARTE<br />

Lust auf einen Kletterkurs<br />

bekommen? Bächli Bergsport<br />

verlost 3 Kletterkurse im Wert<br />

von CHF 490.–. Wahlweise im<br />

Kletterzentrum Gaswerk o<strong>de</strong>r<br />

Milandia. Wettbewerbsteilnahme<br />

in je<strong>de</strong>r Bächli Bergsport<br />

Filiale o<strong>de</strong>r online unter:<br />

baechli-bergsport.ch/<br />

wettbewerb<br />

29


GIPFELTREFFEN KURT AMACHER<br />

«DAS RETTUNGSWESEN<br />

IST WIE EINE WAAGE.»<br />

Kurt Amacher war 18 Jahre lang Leiter <strong>de</strong>r<br />

Bergrettung Grin<strong>de</strong>lwald und kennt je<strong>de</strong>n<br />

Meter <strong>de</strong>r Eigernordwand – obwohl er sie<br />

selbst nie durchstiegen hat. Im Interview<br />

auf <strong>de</strong>m Männlichen erzählt Amacher vom<br />

Gefühl an <strong>de</strong>r Longline, von Käsepaketen<br />

und von Einsätzen, die er nie vergessen wird.<br />

INTERVIEW THOMAS EBERT<br />

FOTOS BEN ZURBRIGGEN<br />

Herr Amacher, wie war <strong>de</strong>r<br />

Sommer in <strong>de</strong>r Eigernordwand?<br />

Den ganzen Sommer war es zu<br />

warm, es wird ja fast nicht mehr null<br />

Grad kalt. Die Wand war komplett<br />

aper, schwarz. Es gab einzelne Begehungen,<br />

vor allem von guten Kletterern.<br />

Den weniger guten hat man<br />

abgeraten. Und wenn sie trotz<strong>de</strong>m<br />

gegangen sind, sind sie meist am<br />

nächsten Tag zurückgekehrt. O<strong>de</strong>r<br />

sie haben sich durchs Stollenloch<br />

in Sicherheit gebracht – wir hatten<br />

noch keinen To<strong>de</strong>sfall dieses Jahr,<br />

das ist schon speziell.<br />

Was unterschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n guten<br />

vom schlechten Eigernordwand-<br />

Aspiranten?<br />

Wichtig ist nicht nur das Technische,<br />

man muss auch körperlich fit<br />

sein. Es sind ja doch immerhin 1800<br />

Höhenmeter. Aber es gibt hier fast<br />

keine schlechten Alpinisten mehr.<br />

Die Wand wird heute oft in einem<br />

Tag gemacht. Das fin<strong>de</strong> ich fast<br />

scha<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r Eigernordwand<br />

gehört ein Biwak dazu, und das ist<br />

im Götterquergang. Aber heute geht<br />

es natürlich um Speed.<br />

Aber Geschwindigkeit ist doch auch<br />

Sicherheit?<br />

Das schon. Ueli Steck, <strong>de</strong>r ja lei<strong>de</strong>r<br />

umgekommen ist, habe ich zwei<br />

Wochen nach seinem Rekord am<br />

Eiger getroffen. Damals habe ich<br />

ihm gesagt, dass ich vor seiner<br />

Leistung <strong>de</strong>n Hut ziehe, er für uns<br />

aber lei<strong>de</strong>r nichts Gutes getan hat.<br />

Denn zwei Tage später stand in <strong>de</strong>r<br />

Zeitung: Eigernordwand, 2 Stun<strong>de</strong>n<br />

28 Minuten. Und drei Tage später<br />

hatten wir 18 Seilschaften in <strong>de</strong>r<br />

Wand. Das gab es noch nie. Gott sei<br />

dank ist nichts passiert.<br />

30


Standfest: «Man muss auch Nein sagen<br />

können», sagt Kurt Amacher über<br />

die Pflichten eines Rettungsleiters.<br />

Nämlich dann, wenn es für die Retter<br />

zu gefährlich wird.


GIPFELTREFFEN<br />

Sie sind sie aber nie gegangen?<br />

Nein, ich wollte 1978 mit einem Kollegen<br />

gehen. Dann hat aber irgen<strong>de</strong>twas<br />

im letzten Moment nicht ganz<br />

gepasst. Wir haben verschoben,<br />

nochmals verschoben, und dabei ist<br />

es geblieben. Aber ich darf sagen:<br />

Es gibt keinen Ort auf <strong>de</strong>r Normalroute<br />

<strong>de</strong>r Eigernordwand, wo ich<br />

nicht gewesen bin. Es war nicht immer<br />

ganz schön, wenn ich dort war.<br />

Aber das Rettungswesen ist wie eine<br />

Waage: Es gibt die schweren Sachen,<br />

und es gibt die schönen Sachen. Und<br />

solange es sich die Waage hält, ist<br />

Bergretter ein schöner Beruf.<br />

Als ein Michel Darbellay 1963 allein<br />

durch die Wand ist, gab es da keine<br />

Nachahmer?<br />

Ich habe Michel selbst gut gekannt.<br />

Damals hat niemand gesagt: Wenn<br />

<strong>de</strong>r Michel das kann, dann kann ich<br />

das auch. Wir Grin<strong>de</strong>lwal<strong>de</strong>r gingen<br />

bis 1976/77 überhaupt nie in diese<br />

Wand. Keiner. Es hiess immer:<br />

Da geht man nicht rein. Wenn etwas<br />

passiert, müssten uns ja unsere<br />

Kamera<strong>de</strong>n retten. Erst um 1977/78<br />

sind die Ersten gegangen. Und heute<br />

geht praktisch je<strong>de</strong>r Bergführer durch.<br />

«Im Einsatz hast du<br />

einen Tunnelblick.<br />

Man will ja helfen,<br />

retten. Da sieht man<br />

die Gefahren nicht<br />

mehr.»<br />

32


KURT AMACHER<br />

Was sind die schönen Sachen?<br />

Natürlich die, wenn man Leute<br />

gesund aus <strong>de</strong>r Wand herausholt.<br />

Bei unserer allerersten Longline-<br />

Rettung haben wir zwei Hollän<strong>de</strong>r<br />

da drüben aus <strong>de</strong>m Genferpfeiler<br />

geholt. Einer war schwer verletzt<br />

am Fuss. Wir haben uns mit <strong>de</strong>r<br />

Jelk-Stange in die Wand gezogen.<br />

Als alle unten waren, hat das Wetter<br />

richtig losgeschlagen. Hagel, Sturm,<br />

ganz schlimm. Aber die bei<strong>de</strong>n waren<br />

im Spital. Am nächsten Tag stand<br />

ein älteres Ehepaar aus Holland vor<br />

meiner Tür. Die hatten sich erkundigt<br />

und rausgefun<strong>de</strong>n, dass total sieben<br />

Personen am Einsatz beteiligt gewesen<br />

waren. Sie hatten sieben gleich<br />

grosse Pakete dabei. Ein Jahr später<br />

ist auch <strong>de</strong>r Bursche selbst kerngesund<br />

bei mir zu Hause gestan<strong>de</strong>n,<br />

hat sich bedankt und gefreut, dass<br />

er wie<strong>de</strong>r in die Berge gehen kann.<br />

Was war in <strong>de</strong>n Paketen?<br />

Zu Essen sicherlich! Käse? Ich weiss<br />

es nicht mehr. Was ich sagen wollte:<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Hollän<strong>de</strong>rn hört<br />

man von vielen eigentlich gar nichts.<br />

Warum ist das so? Aus Scham?<br />

Ich weiss es nicht. Wir haben einmal<br />

eine Englän<strong>de</strong>rin am unteren Eigerjoch<br />

aus einer Klemmspalte gerettet.<br />

Sie war unangeseilt und ohne<br />

Gurt. Ich habe ihren Arm angefasst,<br />

<strong>de</strong>r war eiseskalt. Ihren starren<br />

Blick habe ich lange nicht vergessen<br />

können. Ich wusste, da sind wir zu<br />

spät. Ihre Temperatur war 20,5 Grad.<br />

Wir haben eine Stun<strong>de</strong> reanimiert,<br />

bis in Bern im Spital ein Platz war.<br />

Später hat mich <strong>de</strong>r Arzt vom Inselspital<br />

angerufen und gesagt, dass<br />

sie die Frau auf 32 Grad hätten. Ich<br />

stand immer in Kontakt mit ihm, und<br />

tatsächlich war nach sechs Monaten<br />

wie<strong>de</strong>r alles gut. Aber von dieser<br />

Frau habe ich nie ein Wort gehört.<br />

Das tut ein bisschen weh.<br />

Wie viel von all <strong>de</strong>n Einsätzen wird<br />

man wie<strong>de</strong>r los?<br />

Normale Rettungen konnte ich in<br />

<strong>de</strong>r Regel schnell wegstecken. Aber<br />

wenn Kin<strong>de</strong>r beteiligt sind, das ist<br />

furchtbar. Es passieren ja auch<br />

Dinge auf einer Alp, Unfälle in <strong>de</strong>r<br />

Gletscherschlucht o<strong>de</strong>r Lawinen. Wir<br />

sind nicht nur am Eiger.<br />

Welche Charaktereigenschaften<br />

muss man als Bergretter haben?<br />

Manchmal hätte man gerne <strong>de</strong>n<br />

Mumm, die Leute zu fragen, was mit<br />

ihnen eigentlich falsch ist. Aber das<br />

muss man wegstecken. Es ist nicht<br />

unsere Aufgabe, ihnen zu sagen,<br />

dass sie am falschen Ort sind und<br />

mit ihrem Tun die Retter in Gefahr<br />

gebracht haben. Man braucht einen<br />

guten Hintergrund. Jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

dir hilft, wenn es schwierig wird.<br />

Meine Tochter ist Psychologin, die<br />

kann ich um Rat fragen.<br />

BERGFÜHRER<br />

BERGRETTER<br />

Kurt Amacher wird am 10. Juli<br />

1948 geboren. Nach einer Lehre<br />

als Spengler erlangt er 1974<br />

das Bergführerpatent. 18 Jahre<br />

lang war Amacher Leiter <strong>de</strong>r<br />

Bergrettung Grin<strong>de</strong>lwald, führte<br />

Hun<strong>de</strong>rte Einsätze durch. Im<br />

Jahr 2011 übergab er an seinen<br />

Nachfolger. Über 80 Mal hat er<br />

<strong>de</strong>n Mittellegigrat geführt. Auch<br />

heute ist er noch als Bergführer<br />

unterwegs – «aber nicht mehr<br />

die allersteilsten Sachen». Amacher<br />

lebt in Grin<strong>de</strong>lwald.<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

33


GIPFELTREFFEN KURT AMACHER<br />

Was hat sich seit Ihren Anfängen<br />

bei <strong>de</strong>r Bergrettung geän<strong>de</strong>rt?<br />

Bei meinen ersten Einsätzen hat<br />

man noch sehr viel von Hand gemacht.<br />

Vom Gipfel aus die Retter an<br />

Stahlseilen ablassen, so habe ich es<br />

gelernt. Ich habe dann mitgeholfen,<br />

die Hubschrauberrettung mit <strong>de</strong>m<br />

langen Seil zu entwickeln und war<br />

selbst in über 100 Einsätzen an <strong>de</strong>r<br />

Longline unten am Haken.<br />

Wie fühlt es sich an, wenn man<br />

plötzlich in <strong>de</strong>r Wand steht – abgeschnitten?<br />

Das ist komisch. Wenn das Wetter<br />

mal kritisch wur<strong>de</strong>, habe ich schon<br />

mal gefunkt: Du, setz‘ mich ab, aber<br />

ich hänge mich nicht aus. Ich möchte<br />

schon wie<strong>de</strong>r wegkommen.<br />

Amachers Meinung zum Antlitz <strong>de</strong>r<br />

Nordwand: «Mit <strong>de</strong>m Neuschnee ist<br />

es wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eiger. Vorher war sie<br />

komplett schwarz, sehr unschön.»<br />

Unvermeidlich: Mit je<strong>de</strong>m Blick in<br />

die Wand scannt Amacher auch die<br />

gängigen Routen ab. «Ich bin beruhigt,<br />

heute ist niemand drin.»<br />

«Wir Grin<strong>de</strong>lwal<strong>de</strong>r<br />

gingen bis<br />

1977 überhaupt<br />

nie in diese Wand.<br />

Es hiess immer:<br />

Da geht man nicht<br />

rein.»<br />

Sie waren viele Jahre Leiter <strong>de</strong>r<br />

Grin<strong>de</strong>lwal<strong>de</strong>r Bergrettung. Welche<br />

Verantwortung trägt man für seine<br />

Kollegen?<br />

Es ist enorm wichtig, auf seine<br />

Kamera<strong>de</strong>n zu schauen. Im Einsatz<br />

hast du einen Tunnelblick. Man<br />

will ja helfen, retten. Da sieht man<br />

die Gefahren nicht mehr. Das ist<br />

die grosse Aufgabe für <strong>de</strong>n Chef:<br />

alles versuchen, aber zuerst für<br />

die eigene Sicherheit sorgen. Ich<br />

möchte nicht zu einem nach Hause<br />

gehen und sagen müssen, <strong>de</strong>r Fritz<br />

kommt nicht mehr. Oft helfen schon<br />

Kleinigkeiten. Einen erschöpften,<br />

aber unverletzten Kletterer habe ich<br />

einmal gebeten, vom Dritten Eisfeld<br />

wie<strong>de</strong>r hun<strong>de</strong>rt Meter zurück zum<br />

Bügeleisen zu gehen. Da brauchen<br />

wir nicht 200 Meter Longline, da<br />

reichen schon 30 o<strong>de</strong>r 35 Meter. Für<br />

einen Piloten sind das Welten. Der<br />

sieht dich ja nur als Punkt, und du<br />

musst ihn dirigieren. Noch ein Meter<br />

links o<strong>de</strong>r 50 Zentimeter nach vorne.<br />

Ist in solchen Situationen Platz für<br />

<strong>de</strong>n Gedanken, vielleicht nicht mehr<br />

zurückzukehren?<br />

Daran <strong>de</strong>nkt man nicht. Aber es ist<br />

schon speziell. Du bekommst die<br />

Meldung, musst binnen zehn, zwölf<br />

Minuten parat sein, und dann fliegst<br />

du hoch. Diese Minuten sind wie ein<br />

Film. Was erwartet mich? Einmal<br />

lautete die Meldung: Ein Basejumper<br />

ist vom Pilz gesprungen, hat<br />

<strong>de</strong>n Fels touchiert und ist neben<br />

<strong>de</strong>m Stollenloch auf einem Felsband<br />

aufgeschlagen. Ich dachte: Um<br />

Himmels willen, was treffe ich da<br />

an. Beim Anflug habe ich im Schnee<br />

einen Punkt gesehen, aber keinen<br />

Schirm. Der Hubschrauber setzt<br />

mich ab, und als ich näher komme,<br />

sehe ich <strong>de</strong>n Basejumper, bis<br />

zur Brust im Schnee. Der Kopf hat<br />

rausgeschaut. Ich komme zu ihm, er<br />

hebt die Hand und sagt: «Servus!»<br />

Unglaublich. Den Schirm hatte er<br />

schon wie<strong>de</strong>r eingepackt. Beim Wegfliegen<br />

hat er zu mir noch gesagt:<br />

Kannst du mich noch auf <strong>de</strong>n Pilz<br />

hochfliegen? Aber das ging natürlich<br />

nicht (lacht).<br />

34


Wer<strong>de</strong>n die grossen Tragödien weniger?<br />

Toni Kurz im Jahr 1936, das<br />

berühmte Corti-Drama von 1957 –<br />

aber in letzter Zeit?<br />

Früher gab es die Hubschrauber<br />

nicht. Mit Beginn <strong>de</strong>r Flugrettung<br />

sind die schweren Dramen <strong>de</strong>utlich<br />

zurückgegangen. Ich erinnere mich<br />

an das Corti-Drama, da war ich ein<br />

kleiner Bub. Ich habe unten vom Tal<br />

mit einem Feldstecher alles verfolgt.<br />

HIGH MOUNTAINS<br />

HIGH PROTECTION<br />

War das ausschlaggebend für die<br />

Berufswahl?<br />

Nicht nur, aber auch. Zuerst habe<br />

ich Spengler gelernt, bin aber immer<br />

mehr in die Berge gegangen. Tragischerweise<br />

habe ich dann meinen<br />

Bru<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Jungfrau verloren.<br />

Da habe ich entschie<strong>de</strong>n: Ich möchte<br />

auch mithelfen, wenn so etwas<br />

passiert.<br />

Braucht es einen solchen Impuls<br />

von aussen?<br />

Das kann gut sein, ja. O<strong>de</strong>r ein<br />

Umfeld, das dich anleitet. Man<br />

wächst mit <strong>de</strong>n Aufgaben. Aber<br />

einen Anstoss braucht es.<br />

Spielt Ruhm eine Rolle?<br />

Naja, nein. Es gibt vielleicht solche.<br />

Aber ich gehöre nicht dazu. Es motiviert<br />

mich, wenn man etwas richtig<br />

gemacht hat. Und umgekehrt ha<strong>de</strong>rt<br />

man, wenn etwas nicht gelingt.<br />

Was sehen Sie, wenn Sie heute in<br />

die Wand schauen? Nach all <strong>de</strong>n<br />

Erlebnissen?<br />

Ich sehe einen Strich, die Heckmair-<br />

Route, <strong>de</strong>n könnte ich dir genau<br />

nachfahren. Man geht die Linien<br />

durch und erinnert sich, hier war<br />

das, dort war jenes. Das ist wie ein<br />

Film. Aber mit Abstand.<br />

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– Photos : © Marc Daviet - Semaphore.<br />

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HOCHGENUSS<br />

ALPENMUSIK<br />

Arkady Shilkloper<br />

36


BERGMUSIK<br />

Von <strong>de</strong>r traditionellen «Stobete» bis zu mo<strong>de</strong>rnen Festivals:<br />

Die Berge sind als musikalische Bühne beliebt. Doch sind sie nicht nur<br />

Kulisse, son<strong>de</strong>rn auch Wiege eigener Musikformen. Traditioneller Töne,<br />

aber auch kreativ-experimenteller Weiterentwicklungen, die so vielfältig<br />

sind wie die Berge, ihre Landschaften und ihre Bewohner selbst.<br />

TEXT PETER HUMMEL<br />

FOTO: PETER HUMMEL<br />

Musik in <strong>de</strong>n Bergen boomt – von Pop- (Zermatt) über<br />

Jazz- (St. Moritz) bis zu Schlagerfestivals. «Der Berg<br />

bebt» nicht nur in Flims, auch in <strong>de</strong>n Flumserbergen, in<br />

Sedrun und wo auch immer. Allerdings haben diese Anlässe<br />

eigentlich nichts mit <strong>de</strong>n Alpen zu tun, die Berge<br />

fungieren hier lediglich als Kulisse. Daneben bestehen<br />

aber auch weiterhin traditionelle Älpler- und Sennenfeste,<br />

wie die urtümlichen «Stobeten» im Alpstein, welche<br />

die ursprüngliche alpine Volksmusik zelebrieren. Aber<br />

was ist <strong>de</strong>nn überhaupt «alpine Musik»? Volksmusik,<br />

Neue Volksmusik o<strong>de</strong>r Ländler? Und welche Rolle<br />

spielen traditionelle alpine Instrumente?<br />

MUSIKFORMEN UND IHRE ABGRENZUNG<br />

Traditionelle, meist nicht-westliche Musikformen und<br />

ihre Kombination mit westlicher Pop-Musik, wer<strong>de</strong>n<br />

heute als Weltmusik etikettiert. In <strong>de</strong>r Schweiz und im<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Alpenraum wer<strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahrzehnten aufgekommenen Strömungen, Volksmu-<br />

sik mit Elementen aus Jazz, Rock, Folk und Hip-Hop zu<br />

verbin<strong>de</strong>n, als Neue Volksmusik eingeordnet. Sie grenzt<br />

sich bewusst von volkstümlicher Musik, <strong>de</strong>m volkstümlichen<br />

Schlager, ab.<br />

Der Ländler, eine ursprünglich aus <strong>de</strong>r ländlichen<br />

Tanzmusik <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts hervorgegangene Tanzund<br />

Unterhaltungsmusik, war zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

populär. Und zwar an<strong>de</strong>rs, als es <strong>de</strong>r Name<br />

vermuten lassen könnte, zuerst in <strong>de</strong>n Städten. «Die<br />

damaligen Musikanten traten in Trachten auf, weil sie<br />

glaubten, in ihren Sonntagsanzügen in <strong>de</strong>n Städten ärmlich<br />

zu wirken», erklärt Volksmusik-Forscher Johannes<br />

Rühl. «In <strong>de</strong>r Hochblüte in <strong>de</strong>n 30er- und 40er-Jahren<br />

war <strong>de</strong>r Ländler unangefochten die Unterhaltungsmusik<br />

Nummer eins. Zum einen, weil sie in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Geistigen<br />

Lan<strong>de</strong>sverteidigung zur Schweizer I<strong>de</strong>ntitätsstiftung<br />

beitrug, zum an<strong>de</strong>rn, weil es während <strong>de</strong>s Zweiten<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

37


MSR-French-Lightning-Ad.indd 2<br />

10/9/17 12:17 PM<br />

HOCHGENUSS<br />

Ambäck machen mo<strong>de</strong>rne<br />

Volksmusik ohne Tracht.<br />

Weltkriegs kaum Konkurrenz aus <strong>de</strong>m Ausland gab». Mit<br />

<strong>de</strong>m raschen Einzug französischer und amerikanischer<br />

Musik nach Öffnung <strong>de</strong>r Grenzen, galt die Ländlermusik<br />

zunehmend als rückständig. «Hudigäggeler», wie die<br />

Ländlermusik abschätzig genannt wur<strong>de</strong>, war insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei <strong>de</strong>r jungen Generation verpönt. Zementiert wur<strong>de</strong><br />

das konservative Image noch durch Fernseh-Shows wie<br />

das Musikantenstadl o<strong>de</strong>r Volksmusiksendungen von Wysel<br />

Gyr. Er, «<strong>de</strong>r Ländlerpapst», bestimmte «was gottgefällig<br />

sei, und was <strong>de</strong>s Teufels», spitzt es Tonkünstler Christian<br />

Zehn<strong>de</strong>r zu. Er weiss, wovon er spricht: Mit seinem<br />

Duo «Stimmhorn» verband er Naturtöne, Instrumente,<br />

Obertongesang und Jo<strong>de</strong>l zu experimenteller Ethno-Musik,<br />

die ihm nationale und internationale Auszeichnungen<br />

einbrachte. Ähnlich mischte Christine Lauterburg in <strong>de</strong>n<br />

90ern mit <strong>de</strong>r Fusion von Jo<strong>de</strong>l und Techno die traditionelle<br />

Szene gehörig auf. 1993 wur<strong>de</strong> sie dafür vom Jodlerverband<br />

ausgeschlossen.<br />

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PM<br />

BERGMUSIK<br />

NEUE MUSIK AUF ALTEN INSTRUMENTEN<br />

Einer <strong>de</strong>r frühesten Schweizer Wegbereiter <strong>de</strong>r Neuen<br />

Volksmusik war <strong>de</strong>r Hackbrettler Töbi Tobler. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Kontrabassisten Ficht Tanner grün<strong>de</strong>te er 1980<br />

die Gruppe «Appenzeller Space Schöttl». Ihrem Namen<br />

alle Ehre machend, führten sie mit ihren Freejazz- und<br />

Hardrock-Improvisationen die traditionelle Appenzeller<br />

Musik in wahrhaft neue Sphären. Lan<strong>de</strong>sweite Anerkennung<br />

fand das «Neue Original Appenzeller Streichmusikprojekt»,<br />

das urtümliche Appenzeller Musik kreativ<br />

weiterentwickelte. Hier wirkte auch Noldi Al<strong>de</strong>r massgeblich<br />

mit. Er, <strong>de</strong>r zur vierten Generation <strong>de</strong>r Appenzeller<br />

Volksmusik-Dynastie Al<strong>de</strong>r gehört, bezeichnet sich<br />

selbst als «Erneuerer <strong>de</strong>r Schweizer Volksmusik».<br />

FOTOS: RAFAEL BRAND (LINKS), THOMAS RADLWIMMER (RECHTS)<br />

Junge Musiker wie Christoph Pfändler führen diese<br />

Erneuerung fort. Pfändler «entrockt» <strong>de</strong>m Hackbrett bei<br />

Auftritten seiner «Metal Kapelle» alles an<strong>de</strong>re als traditionelle<br />

Weisen. Aber auch so altmodische Instrumente<br />

wie die Handorgel haben ihre Neuerer gefun<strong>de</strong>n, etwa<br />

mit <strong>de</strong>m Schwyzer Markus Flückiger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>rmatter<br />

Fränggi Gehrig, die in ganz unterschiedlichen<br />

Zusammensetzungen neue Akkor<strong>de</strong>on- und Schwyzerörgeli-Töne<br />

anschlagen. Etwas seltener wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Alphorn ungewohnte Klänge entlockt. Allerdings war vor<br />

40 Jahren das «Pepe Lienhard Sextett» dank Mostafa<br />

Kafa'i Azimis verblüffen<strong>de</strong>m Alphorn im Eurovisions-<br />

Beitrag «Swiss Lady» wochenlang die Nummer eins<br />

<strong>de</strong>r Hitpara<strong>de</strong>. Ein Jahrzehnt später sorgte das Alphorn<br />

durch Hans Kennels Formationen «Alpine Jazz Herd»<br />

und «Alpine Experience» nochmals für Aufsehen, wenn<br />

auch nicht mit einem Pop-Song, son<strong>de</strong>rn mit Ethno-Jazz.<br />

Kennel war es, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n gegenwärtig weltweit virtuoses-<br />

«Ich hole mir die<br />

<strong>Inspiration</strong> von <strong>de</strong>n<br />

Alpen – sie bleiben<br />

die Wurzeln meines<br />

Schaffens.»<br />

CHRISTIAN ZEHNDER, NATURTONVIRTUOSE<br />

Jo<strong>de</strong>l- und Naturtonvirtuose<br />

Christian Zehn<strong>de</strong>r.<br />

ten Alphornspieler überhaupt erst zu diesem Instrument<br />

brachte: Arkady Shilkloper aus Moskau, <strong>de</strong>r von Jazz bis<br />

Klassik alle Genres auf <strong>de</strong>m langen Horn beherrscht.<br />

Shilkloper kann nicht ganz verstehen, warum es nicht<br />

mehr Alphornspieler ausserhalb <strong>de</strong>r Volksmusik gibt:<br />

«Je<strong>de</strong>r gute Waldhornspieler brächte je<strong>de</strong>nfalls die<br />

Voraussetzungen mit.»<br />

BOOM IN BAYERN UND ÖSTERREICH<br />

Mehr Furore macht die Neue Volksmusik aber in unseren<br />

Nachbarlän<strong>de</strong>rn, wo sie wesentlich radikaler<br />

auftritt: In Österreich mit Hubert von Goisern und<br />

Herbert Pixner, «Attwenger», «Global Kryner» und <strong>de</strong>m<br />

«Holstuonarmusigbigbandclub»; in Bayern durch <strong>de</strong>n<br />

«Bairisch Diatonischen Jo<strong>de</strong>lwahnsinn» o<strong>de</strong>r «La Brass<br />

Banda». Blasmusik ist wie<strong>de</strong>r hip, vor allem bei <strong>de</strong>n<br />

Nachbarn in Österreich und Süd<strong>de</strong>utschland , wo Brass<br />

in allen möglichen Kombinationen brummt wie noch<br />

nie: Die Wiener Kultkombo «Mnozil Brass» füllt weltweit<br />

die renommiertesten Säle, und «Da Blechhauf’n» rockt<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

39


HOCHGENUSS BERGMUSIK<br />

«Die Volksmusik ist<br />

vom Fuss in <strong>de</strong>n Kopf<br />

hinaufgewan<strong>de</strong>rt, und<br />

wir bringen sie nicht<br />

mehr hinunter.»<br />

NOLDI ALDER, VOLKSMUSIKERNEUERER<br />

Zwei Appenzeller, die das «Chutteli»<br />

abgestreift haben: Noldi Al<strong>de</strong>r (rechts)<br />

und Töbi Tobler (oben).<br />

sogar Jazzfestivals. Mit <strong>de</strong>r bayerischen «Brass Wiesn»<br />

und <strong>de</strong>m österreichischen «Woodstock <strong>de</strong>r Blasmusik»<br />

sind Blechbläser-Festivals entstan<strong>de</strong>n, die Zehntausen<strong>de</strong><br />

Fans anlocken.<br />

Was die Musik <strong>de</strong>r Berge betrifft, hat die Schweiz dafür<br />

ein eigenes, ganz einzigartiges Event: Die «Alpentöne»<br />

in Altdorf. Das Festival gilt als wichtigstes Treffen für<br />

Neue Volksmusik im Alpenraum, auch weil es sich offiziell<br />

keinem Musikstil verpflichtet. Egal, ob neue Musik,<br />

Klassik, Jazz, Folk o<strong>de</strong>r Volksmusik o<strong>de</strong>r eine Mischung<br />

daraus, einzig <strong>de</strong>r Bezug zu <strong>de</strong>n Alpen ist wichtig.<br />

Zumal <strong>de</strong>r Ort nicht willkürlich gewählt ist: Geprägt<br />

durch <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l, ist Uri seit jeher ein Kanton, in <strong>de</strong>m<br />

Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen<br />

zusammentreffen. Und sich wohl gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb solch<br />

ein lebendiger Kulturraum entwickelt hat. Musiker aus<br />

<strong>de</strong>m gesamten Alpenbogen, von <strong>de</strong>n Alpes Maritimes<br />

bis nach Slowenien, interpretieren gemeinsam alpine<br />

Musik: neu komponiert, experimentell und improvisiert,<br />

teils auch eigenwillig – und gestalten so die Musik <strong>de</strong>r<br />

Alpen beständig weiter.<br />

INFO<br />

Der Verein alptonal unterstützt<br />

das musikalische Erbe <strong>de</strong>s<br />

europäischen Alpenraums.<br />

Jahrensmitgliedschaft ab<br />

CHF 50.–. Alle weiteren Infos<br />

zum internationalen Bergmusikfestival<br />

Alpentöne in Altdorf<br />

(Kanton Uri) unter<br />

alpentoene.ch<br />

o<strong>de</strong>r per E-Mail an<br />

mail@alpentoene.ch<br />

FOTOS: ROLAND TÄNNLER<br />

40


P A R T N E R C H E C K<br />

M O V E M E N T


PARTNERCHECK MOVEMENT<br />

FREIDENKER<br />

IN BEWEGUNG<br />

Die Schweizer Skibauer von MOVEMENT haben sich mit einer originellen<br />

Mischung einen feinen Namen erarbeitet: Die Philosophie <strong>de</strong>r bald 20-jährigen<br />

Firma ist ebenso unkonventionell wie konservativ – und auch das Schicksal<br />

hatte seine Finger im Spiel.<br />

TEXT THOMAS EBERT<br />

FOTOS ZVG<br />

I<br />

m Grun<strong>de</strong> genügt dieses eine Bild, um die Philosophie<br />

<strong>de</strong>r Marke Movement zu verstehen. Es hängt in<br />

Puidoux am Genfer See, im Büro <strong>de</strong>s Firmengrün<strong>de</strong>rs<br />

Serge Baud und zeigt Baud, selbst beim Abfahren<br />

durch eine furchtbar enge und steile Altschneerinne.<br />

Splitterfasernackt.<br />

Mit unkonventionellem Denken und Besinnung auf die<br />

eigenen Stärken hat sich Movement einen klangvollen<br />

Namen im Tourenski-Segment erarbeitet. Zu Zeiten,<br />

als Skimarken je genau einen Tourenski im Sortiment<br />

führten, kerzengera<strong>de</strong> und einigermassen leicht, experimentierte<br />

<strong>de</strong>r Skirennläufer und Snowboardpionier<br />

Baud damit, das Prinzip <strong>de</strong>r Schneesurfer auf Ski zu<br />

übertragen. «Er hat gespürt, dass das Snowboar<strong>de</strong>n<br />

abflauen könnte. Die I<strong>de</strong>e, das Auftriebsprinzip auf Ski<br />

zu übertragen, war natürlich genial – und auch, dass er<br />

an<strong>de</strong>re Leute gefun<strong>de</strong>n hat, die daran geglaubt haben»,<br />

erzählt Jean-Pierre Erni, <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>n Anfangstagen<br />

von Movement dabei ist und sich heute um <strong>de</strong>n Vertrieb<br />

kümmert. Allen voran fand Baud <strong>de</strong>n Vater seines<br />

Freun<strong>de</strong>s Jean-François, <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>unternehmer Richard<br />

Cattaneo. Als Geldgeber stieg Cattaneo schon 1990 bei<br />

Bauds Snowboard-Firma Wild Duck SA ein. 1999 ist die<br />

Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Skimarke Movement. Von Anfang an<br />

geht es um Ski für’s Gelän<strong>de</strong>: Tourenski, Freeri<strong>de</strong>latten,<br />

Hauptsache etwas für <strong>de</strong>n Pulverschnee. Bereits zwei<br />

Jahre später rollt die erste Ski-Serie aus <strong>de</strong>r Fabrik, ehe<br />

im Jahr 2004 <strong>de</strong>r grosse Knall folgt. «Der Red Apple war<br />

<strong>de</strong>r Ski, <strong>de</strong>n man damals nicht machen durfte», lacht<br />

Erni. Es war <strong>de</strong>r erste Tourenski, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>r Bindung<br />

breiter als 70 Millimeter war. Eine so unkonventionelle<br />

wie erfolgreiche I<strong>de</strong>e: Den «Red Apple» zierte ein Apfel,<br />

in Anlehnung an <strong>de</strong>n Nationalhel<strong>de</strong>n Tell. Dank <strong>de</strong>s<br />

guten Auftriebs und erleichtertem Abfahrtsspass war<br />

<strong>de</strong>r Ski bald so beliebt, dass man im Waadtland nur noch<br />

von «la marque avec la pomme» sprach, <strong>de</strong>r Marke mit<br />

<strong>de</strong>m Apfel. Woraufhin Movement begann, ihn auf alle Ski<br />

zu platzieren.<br />

Neben <strong>de</strong>m Apfel hatte sich auch das Prinzip <strong>de</strong>utlich<br />

breiterer Ski in <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Tourengeher festge-<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

43


PARTNERCHECK<br />

setzt. Natürlich auch dank an<strong>de</strong>rer, grösserer Marken,<br />

die nachzogen und wichtige Marketing-Arbeit für das<br />

Auftriebsprinzip leisteten, wie Erni unumwun<strong>de</strong>n zugibt.<br />

Dass <strong>de</strong>r Red Apple kein One-Hit-Won<strong>de</strong>r blieb, verdankt<br />

die Firma dann auch einem glücklichen Umstand:<br />

Cattaneo und Baud gelang es, im Jahr nach <strong>de</strong>m «Red<br />

Apple» eine aufgegebene Produktionsstätte in Tunesien<br />

zu übernehmen. Etwas südlich von Tunis hatte auch die<br />

Snowboardfirma Ni<strong>de</strong>cker erste Infrastrukturen errichtet,<br />

sodass in <strong>de</strong>m nordafrikanischen Land das Knowhow<br />

in <strong>de</strong>r Holzpressverarbeitung stetig wuchs. Mit <strong>de</strong>r<br />

eigenen Produktionsstätte kann die nahezu unglaublich<br />

kleine Firma – noch immer zählt die Belegschaft in<br />

Puidoux nur zehn Personen – in grosser Unabhängigkeit<br />

Skimo<strong>de</strong>lle in die Tat umsetzen. «Wir wären niemals<br />

da, wo wir sind, wenn wir nicht die eigene Herstellung<br />

hätten», sagt Erni. «Wenn wir, wie so viele an<strong>de</strong>re, kleine<br />

Marken, bei Fremdherstellern fertigen müssten, hätten<br />

wir sicher keine X-Series machen können.» Keine engen<br />

Produktionsfenster, keine Vorgaben, keine Angst, kopiert<br />

zu wer<strong>de</strong>n: «Das ist unser Spielplatz, und wir müssen<br />

ihn nicht teilen. Darum sind wir so erfolgreich«, sagt Erni.<br />

Die Unabhängigkeit in <strong>de</strong>r Produktion kostet Movement<br />

mit einer bemerkenswerten Innovationsfreudigkeit aus.<br />

«Wir haben nie viel Geld in Werbung gesteckt», erzählt<br />

Erni in <strong>de</strong>n blitzsauberen Showrooms in Puidoux, «lieber<br />

in neue Formen und Materialien». In <strong>de</strong>n erwähnten<br />

X-Series wur<strong>de</strong> eine beson<strong>de</strong>rs leichte und haltbare<br />

Bretter für die Welt: Serge Baud<br />

(re.) ist <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r und Kopf<br />

von Movement. Seinen Brettern<br />

vertrauen auch Weltklassefahrer<br />

wie Aurélien Ducroz (li.)<br />

Glasfaserverarbeitung verbaut, wie sie auch in <strong>de</strong>r Top-<br />

Jacht Alinghi zum Einsatz kam. Horizontal verbaute Seitenwangen,<br />

eigens angefertigte, in fünf Richtungen verklebte<br />

Kohlefasermatten, fliessen<strong>de</strong> Übergänge von <strong>de</strong>r<br />

Bindungsplatte in die Schaufel für hohe Torsionswerte:<br />

An I<strong>de</strong>en herrscht bei Movement kein Mangel, und dank<br />

<strong>de</strong>r eigenen Produktion sind die Prototypen fünf Wochen<br />

später im Schnee. Wer nun ein gigantisches Entwicklungsbüro<br />

in Puidoux vermutet, in <strong>de</strong>m hochkomplexe<br />

CAD-Programme auf <strong>de</strong>n Bildschirmen flimmern, liegt<br />

daneben. «Wir haben es mit Millimeterpapier und Metallschablonen<br />

gelernt», sagt Erni, «und es funktioniert.<br />

Wir bauen vor allem mit Erfahrung.» Keine Berechnung<br />

MEILENSTEINE<br />

2001 2003 2004 2005<br />

MOVEMENT bringt<br />

die erste Kollektion<br />

heraus<br />

Der THUNDER<br />

ist <strong>de</strong>r breiteste<br />

kommerzielle<br />

Freeri<strong>de</strong>ski (87 mm)<br />

Der RED APPLE ist<br />

<strong>de</strong>r erste Touren ski<br />

mit einer Mittenbreite<br />

über 70 mm<br />

MOVEMENT beginnt,<br />

eine eigene Produktion<br />

in Tunesien<br />

aufzubauen<br />

44


MOVEMENT<br />

Nach <strong>de</strong>n wil<strong>de</strong>n<br />

«Fantasy Island»-Designs<br />

<strong>de</strong>r frühen Jahre dominiert<br />

bei Movement-Showroom<br />

heute <strong>de</strong>r Minimalismus:<br />

Edles Schwarz, gezielte<br />

Farbtupfer.<br />

«My ski is hard»:<br />

Reggae-Sound in<br />

<strong>de</strong>r Lagerhalle,<br />

alle Paletten fertig<br />

zum Ausliefern.<br />

Bei Movement<br />

trifft Freigeist auf<br />

Unternehmergeist.<br />

von Zugfestigkeiten, keine Simulationen am Rechner?<br />

«Wir testen nicht im Labor, son<strong>de</strong>rn auf Schnee. Das<br />

wirkt altmodisch, aber es zeichnet uns aus. Wenig mit<br />

CAD zu machen, heisst nicht, dass das Produkt am En<strong>de</strong><br />

nicht revolutionär sein kann.»<br />

Skibau nach alter Schule, Trial and Error, ganz im Geiste,<br />

in <strong>de</strong>m Serge Baud seinem Freund und «Teamfahrer»<br />

Jean-François Cattaneo die Snowboards in <strong>de</strong>r Garage<br />

laminierte. Was Movement auszeichnet, hält auch die<br />

Firmengrösse überschaubar. «Wir sind alle Skifahrer.<br />

Von <strong>de</strong>r ersten I<strong>de</strong>e bis zum Vertrieb an die Händler<br />

sind die gleichen Leute wie bei <strong>de</strong>r Gründung beteiligt.<br />

MOVEMENT<br />

BEI BÄCHLI<br />

baechli-bergsport.ch/De/<br />

Marken/Movement<br />

2010<br />

2014 2015<br />

Die X-SERIES läutet<br />

eine neue Ära im<br />

Skileichtbau ein<br />

MOVEMENT entwickelt<br />

einen eigenen<br />

Skitourenschuh<br />

Entwicklung einer<br />

Skitourenausrüstung<br />

(Ski und Schuh)<br />

für Junioren<br />

INSPIRATION 04 / <strong>2017</strong><br />

45


PARTNERCHECK MOVEMENT<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Härtetest: Der zweifache Freeri<strong>de</strong>-World-Tour-Sieger Aurélien Ducroz<br />

ist das sportliche Aushängeschild <strong>de</strong>r Movement-Familie. Auch <strong>de</strong>r<br />

Patrouille <strong>de</strong>s Glaciers-Rekordhalter Yannick Ecoeur steht auf die<br />

Movement-Leichtgewichte.<br />

Movement verlost ein Paar seines Topmo<strong>de</strong>lls,<br />

<strong>de</strong>m Alp Tracks 84. Der vielseitige<br />

Tourenski ist sehr leicht (1'060 g / 177 cm),<br />

dank Karuba-Holzkern, Carbon-Einlagen<br />

und ABS-Seitenwangen aber zugleich<br />

robust, zuverlässig und spurtreu. Tipund<br />

Tailrocker sorgen für eine einfache<br />

Schwungeinleitung auch in schwierigen<br />

Schneebedingungen und viel Auftrieb im<br />

Tiefschnee. Um an <strong>de</strong>r Verlosung<br />

teilzunehmen genügt es, eine E-Mail mit<br />

<strong>de</strong>m Betreff «Gewinnspiel Movement» an<br />

marketing@baechli-bergsport.ch<br />

zu sen<strong>de</strong>n.<br />

Einsen<strong>de</strong>schluss ist<br />

<strong>de</strong>r 24. Dezember <strong>2017</strong>.<br />

«Wir sind alle<br />

Skifahrer. Von <strong>de</strong>r<br />

ersten I<strong>de</strong>e bis<br />

zum Vertrieb an die<br />

Händler sind die<br />

gleichen Leute wie<br />

bei <strong>de</strong>r Gründung<br />

beteiligt.»<br />

JEAN-PIERRE ERNI<br />

Das hat man sonst nur noch in kleinen Manufakturen»,<br />

sagt Erni. Dabei soll es bleiben, und daher sind <strong>de</strong>m<br />

Wachstum Grenzen gesetzt. Die grosse Aufgabe für die<br />

Zukunft wird sein, diesen Spirit beizubehalten – nach<br />

drei schneearmen Wintern und <strong>de</strong>r Eurokrise, die auch<br />

an Movement nicht spurlos vorüberging. Eine Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

in <strong>de</strong>r Sportartikelbranche, die verstärkt auf<br />

die Zahlen schaut. «Früher haben wir an <strong>de</strong>r ISPO noch<br />

Kicker gebaut und uns von Motocross-Bikes drüberziehen<br />

lassen», erinnert sich Erni. Seit 2015 ist das börsennotierte<br />

Unternehmen Airesis («Le Coq Sportif») nahezu<br />

alleiniger Eigentümer von Movement. Die Weichen<br />

wur<strong>de</strong>n rechtzeitig gestellt – im August <strong>2017</strong> verstarb<br />

<strong>de</strong>r Mitgrün<strong>de</strong>r und Financier Richard Cattaneo im Alter<br />

von 87 Jahren. Dennoch: Das Image <strong>de</strong>r Marke ist gut,<br />

die Mund-zu-Mund-Propaganda wirkt. Und die Produktpalette<br />

wur<strong>de</strong> nach Jahren <strong>de</strong>s Ausuferns wie<strong>de</strong>r<br />

verschlankt: Freeri<strong>de</strong>r, Tourengeher, Rennläufer sind die<br />

erklärten Zielgruppen, auf die man sich bei Movement<br />

mit einer klar <strong>de</strong>finierten Produktpalette konzentriert.<br />

Alpinski sind nach wie vor kein Thema. «Unser Vorteil<br />

ist, dass unsere Ski eher die Freaks und Spezialisten<br />

ansprechen. Die gehen auch raus, wenn die Verhältnisse<br />

nicht hun<strong>de</strong>rtprozentig perfekt sind. Die breite Masse<br />

geht nur Skilaufen, wenn es Schnee vor <strong>de</strong>r Haustür<br />

hat», sagt Erni. Vielmehr entwickelt sich Movement zum<br />

Vollanbieter im Skitourenbereich. Man verkauft bereits<br />

Helme und Stöcke, in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m italienischen<br />

Produzenten Roxa sogar selbst entwickelte<br />

Tourenskischuhe.<br />

Vielleicht wird es sein wie mit Verbier: Lange Zeit prüfte<br />

Movement seine frischen Bretter dort auf Herz und<br />

Nieren. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Ansturm dort zu gross wur<strong>de</strong>,<br />

wechselte man ins Lötschental, o<strong>de</strong>r auch auf die<br />

an<strong>de</strong>re Seite <strong>de</strong>s Grossen St. Bernhard, wo <strong>de</strong>r Pulverschnee<br />

zwei Tage lang genug Platz bot. Solange sie in<br />

Bewegung bleiben, wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Jungs von Movement die<br />

I<strong>de</strong>en nicht ausgehen.<br />

46


ITALIAN BRAND<br />

DESIGNED AND PRODUCED IN EUROPE<br />

EXPERIENCED WORLDWIDE<br />

Alpinist: Christophe Dumarest. Photo by Mark Daviet


BERGKAMERAD MICHAEL BURKHARD<br />

NICHT OHNE<br />

MEINE STIRNLAMPE<br />

Michael Burkhard (56) ist motivierter Alpinist – und <strong>de</strong>rzeit<br />

maximal weit von <strong>de</strong>n Alpen entfernt. In Sambia arbeitet<br />

<strong>de</strong>r Zürcher Arzt seit Januar in einem Missionsspital. Sein<br />

Outdoor-Equipment braucht er <strong>de</strong>nnoch täglich.<br />

TEXT THOMAS WERZ<br />

FOTO ZVG<br />

«Viel weiter wie gera<strong>de</strong> kann<br />

man ja von <strong>de</strong>n heimischen<br />

Bergen nicht weg sein. Und<br />

<strong>de</strong>nnoch: Hier in Sambia, am Katondwe<br />

Missionsspital in Luangwa Boma, knapp<br />

300 Kilometer östlich <strong>de</strong>r Hauptstadt<br />

Lusaka, bin ich genauso auf meine<br />

Outdoor-Ausrüstung angeweisen wie<br />

bei einem Biwak auf Hochtour. Gut, die<br />

festen Bergschuhe brauch ich nicht.<br />

Aber ohne meine Stirnlampe und eine<br />

Powerbank geh ich nicht aus <strong>de</strong>m<br />

Haus. Ohne geht hier im Busch nichts.<br />

Tagsüber bei <strong>de</strong>r Arbeit brauch’ ich sie,<br />

weil die Beleuchtung zum Operieren<br />

sonst nicht ausreicht. Und wenn ich<br />

nachts vor die Türe will, ist die Petzl<br />

überlebenswichtig, damit ich nicht aus<br />

Versehen auf eine Schlange trete.<br />

Vor 20 Jahren war ich schon einmal für<br />

zwei Jahre an einem Spital in Simbabwe<br />

tätig. Damals war die ganze Familie<br />

mit dabei. Mittlerweile sind unsere drei<br />

Mädchen erwachsen. Da hat es meine<br />

Frau und mich gejuckt, noch einmal<br />

etwas Neues zu wagen. Wir haben uns<br />

für ein Sabbatical in Afrika entschlossen,<br />

nach 20 Jahren die Praxis in Zürich<br />

verkauft und unsere Sachen gepackt.<br />

Hier im Südosten von Sambia, an <strong>de</strong>r<br />

Grenze zu Mosambik und Simbabwe,<br />

vertrete ich die Spitalleitung, eine<br />

Nonne und Chirurgin. Meine Frau<br />

arbeitet ebenfalls im Spital als Physiotherapeutin.<br />

Wir wollten bewusst nicht<br />

nur Reisen o<strong>de</strong>r Urlaub machen,<br />

son<strong>de</strong>rn in die Kultur eintauchen, die<br />

Menschen kennenlernen und mit ihnen<br />

leben. Das ist extrem spannend. Das<br />

Leben hier hat einen komplett an<strong>de</strong>ren<br />

Rhythmus. Zugegeben, das Stresslevel<br />

ist auch niedriger als in Zürich, aber<br />

an<strong>de</strong>rs wür<strong>de</strong> man das bei <strong>de</strong>r Hitze<br />

auch nicht aushalten.<br />

Ich habe festgestellt, dass ich auf die<br />

Berge bestimmt ein Jahr verzichten<br />

kann. Danach wird es dann schwer.<br />

Neben <strong>de</strong>r Familie sind sie auch ein<br />

Grund, warum wir nach einem Jahr<br />

zurück in die Schweiz gehen. Was mir<br />

am meisten fehlt: die Bewegung. Denn<br />

eigentlich bin ich schon regelmässig in<br />

<strong>de</strong>n Bergen unterwegs. Mit meiner<br />

Frau vor allem auf Skitouren und Wan<strong>de</strong>rungen.<br />

Auf ein paar hohen Bergen,<br />

wie <strong>de</strong>m Dom o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Zinalrothorn,<br />

war ich auch. Aber bei <strong>de</strong>n höheren<br />

Sachen immer mit Bergführer, <strong>de</strong>nn ich<br />

bin kein Crack. Das ist es auch, was mir<br />

an Bächli gefällt: Man muss als Kun<strong>de</strong><br />

eben kein eingefleisch ter Kletterer<br />

sein, um ernst genommen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu kommt <strong>de</strong>r wirklich exzellente<br />

Service und <strong>de</strong>r Nachhaltigkeitsgedanke.<br />

Der ist mir beson<strong>de</strong>rs wichtig.<br />

Du kannst die alten Schuhe bringen<br />

und sie machen neue Sohlen drauf. Ich<br />

darf nur nicht zu lange im La<strong>de</strong>n sein,<br />

sonst kaufe ich immer zu viel.»<br />

Impressum<br />

«<strong>Inspiration</strong>», die Kun<strong>de</strong>nzeitschrift <strong>de</strong>r Bächli Bergsport<br />

AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos<br />

erhältlich. Auflage: 130’000 Exemplare<br />

Herausgeber<br />

Bächli Bergsport AG<br />

Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon<br />

Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.)<br />

E-Mail info@baechli-bergsport.ch<br />

Redaktion & Layout<br />

outkomm gmbh<br />

Eichbergerstrasse 60, 9452 Hinterforst<br />

Telefon 071 755 66 55<br />

E-Mail info@outkomm.com<br />

Druck<br />

Bruhin AG, Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach<br />

Telefon 055 415 34 34<br />

E-Mail info@bruhin-druck.ch<br />

Konzept:<br />

outkomm gmbh & Hej GmbH<br />

Copyright<br />

Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Je<strong>de</strong> Verwendung<br />

ist ohne Zustimmung <strong>de</strong>s Herausgebers unzulässig<br />

und strafbar. Das gilt insbeson<strong>de</strong>re für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in<br />

elek tronischen und multimedialen Systemen.<br />

48


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Mountain-Skitouring. Schützt bei<br />

Tiefschnee und allen an<strong>de</strong>ren<br />

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unverspurte Lines in abgelegenen,<br />

wil<strong>de</strong>n Winterlandschaften.<br />

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