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J E A N - Y V E S M I C H E L L O D<br />
Aufgeben<br />
ist keine Option<br />
Annehmen, was das Leben für einen bereithält:<br />
Das sind für Jean-Yves Michellod nicht nur Worte,<br />
sondern es ist tägliches Bekenntnis. Er hat sich<br />
aus dem Rollstuhl zurück in die Berge gekämpft.<br />
Text: Monique Ryser Fotos: Christophe Margot<br />
Foto David Carlier<br />
Ein Stock ist alles, was<br />
Jean-Yves Michellod heute<br />
zum Gehen noch benötigt.<br />
Bergführer, Extremskifahrer, ers ter<br />
Gewinner des Xtreme Verbier<br />
2004: Jean-Yves Michellod war<br />
immer überzeugt, dass sein Leben in den<br />
Bergen stattfindet. «Meine Passion ist<br />
das Skifahren, ganz klar», sagt er bestimmt.<br />
So hat er auch seine Karriere darauf<br />
ausgerichtet. Nach einer Lehre als<br />
Mechaniker absolvierte er eine dreijährige<br />
Ausbildung zum Bergführer. Sein<br />
Parcours war vorgezeichnet. Bis im<br />
<strong>Winter</strong> 2006. Er war mit einem Freund<br />
den ganzen Tag am Freeriden, als auf der<br />
letzten Abfahrt das Schicksal zuschlug.<br />
«Ich machte die ersten Bögen, als sich<br />
die ganze Schneemasse löste und mich<br />
mitriss.» Michellod versuchte, der Lawine<br />
davonzufahren, stürzte aber über<br />
einen Felsen und blieb schwer verletzt<br />
liegen. Sofort habe er gewusst, dass er<br />
gelähmt ist, sagt er. Es folgten die Diagnose<br />
Querschnittlähmung, ein Jahr im<br />
Spital und die Prognose der Ärzte, dass<br />
er wohl nie mehr gehen könne.<br />
«Nun», sagt Michellod, «einfach dort<br />
liegen und aufgeben, war nie eine<br />
Option.» Mit einem Spezialgerät, das er<br />
mit den Armen betätigte und das seine<br />
in Schlaufen gelegten Beine bewegte,<br />
übte er täglich. Er kämpfte, gab nicht auf,<br />
als die Beine trotz des klaren Befehls des<br />
Gehirns immer noch nicht gehorchen<br />
wollten. Bis er sich mit Krücken fortbewegen<br />
konnte.<br />
Heute braucht Jean-Yves Michellod<br />
noch einen Stock. Er hinkt ein bisschen,<br />
und seine Beine werden mit Prothesen<br />
gestützt. Aber wie er da so aus seinem<br />
eigenen Taxi steigt, käme niemand auf<br />
die Idee, dass er einmal im Rollstuhl sass.<br />
«Kunden, die mich nicht kennen, sind<br />
vielleicht zuerst etwas irritiert, wenn ich<br />
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