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WALLIS Magazine - Winter 2017/18

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J E A N - Y V E S M I C H E L L O D<br />

Aufgeben<br />

ist keine Option<br />

Annehmen, was das Leben für einen bereithält:<br />

Das sind für Jean-Yves Michellod nicht nur Worte,<br />

sondern es ist tägliches Bekenntnis. Er hat sich<br />

aus dem Rollstuhl zurück in die Berge gekämpft.<br />

Text: Monique Ryser Fotos: Christophe Margot<br />

Foto David Carlier<br />

Ein Stock ist alles, was<br />

Jean-Yves Michellod heute<br />

zum Gehen noch benötigt.<br />

Bergführer, Extremskifahrer, ers ter<br />

Gewinner des Xtreme Verbier<br />

2004: Jean-Yves Michellod war<br />

immer überzeugt, dass sein Leben in den<br />

Bergen stattfindet. «Meine Passion ist<br />

das Skifahren, ganz klar», sagt er bestimmt.<br />

So hat er auch seine Karriere darauf<br />

ausgerichtet. Nach einer Lehre als<br />

Mechaniker absolvierte er eine dreijährige<br />

Ausbildung zum Bergführer. Sein<br />

Parcours war vorgezeichnet. Bis im<br />

<strong>Winter</strong> 2006. Er war mit einem Freund<br />

den ganzen Tag am Freeriden, als auf der<br />

letzten Abfahrt das Schicksal zuschlug.<br />

«Ich machte die ersten Bögen, als sich<br />

die ganze Schneemasse löste und mich<br />

mitriss.» Michellod versuchte, der Lawine<br />

davonzufahren, stürzte aber über<br />

einen Felsen und blieb schwer verletzt<br />

liegen. Sofort habe er gewusst, dass er<br />

gelähmt ist, sagt er. Es folgten die Diagnose<br />

Querschnittlähmung, ein Jahr im<br />

Spital und die Prognose der Ärzte, dass<br />

er wohl nie mehr gehen könne.<br />

«Nun», sagt Michellod, «einfach dort<br />

liegen und aufgeben, war nie eine<br />

Option.» Mit einem Spezialgerät, das er<br />

mit den Armen betätigte und das seine<br />

in Schlaufen gelegten Beine bewegte,<br />

übte er täglich. Er kämpfte, gab nicht auf,<br />

als die Beine trotz des klaren Befehls des<br />

Gehirns immer noch nicht gehorchen<br />

wollten. Bis er sich mit Krücken fortbewegen<br />

konnte.<br />

Heute braucht Jean-Yves Michellod<br />

noch einen Stock. Er hinkt ein bisschen,<br />

und seine Beine werden mit Prothesen<br />

gestützt. Aber wie er da so aus seinem<br />

eigenen Taxi steigt, käme niemand auf<br />

die Idee, dass er einmal im Rollstuhl sass.<br />

«Kunden, die mich nicht kennen, sind<br />

vielleicht zuerst etwas irritiert, wenn ich<br />

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